manu 2211: Einen großen Dank an meinen treuesten Reviewer! gg Als Belohnung dafür gibt's auch schneller als geplant das neunte Kapitel!! Viel Spaß!

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Neuntes Kapitel

„Guten Morgen! Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen... Habt ihr überhaupt geschlafen", wollte Jack wissen, als Will und Elizabeth am nächsten Morgen an Deck kamen. An seinem Grinsen konnte Will erkennen, dass der Pirat nicht unwissend war. Selbst Stiefelriemen, der in unmittelbarer Nähe stand verbiss sich krampfhaft sein Lächeln. ‚Woher wissen sie es', schoss es Will durch den Kopf.

Will verengte die Augen. Er sah nicht ein sich in irgendeiner Form zu rechtfertigen, die letzte Nacht war die schönste seines Leben gewesen und er bereute sie nicht, ebenso wenig Elizabeth.

„Na was? Ich meine natürlich wegen der engen Koje, oder was dachtest du William", lachte Jack, sein provokantes Grinsen verlor er jedoch nicht.

Will schüttelte den Kopf. „Wir haben geschlafen und sind ausgeruht", erklärte Will knapp und band sich seine Haare richtig zusammen.

„Davon bin ich überzeugt", säuselte Jack und klopfte Will auf die Schulter. Ein Gurren verließ seine Kehle. Will sagte nichts. Ihm war es gleich und Elizabeth lächelte ihn verliebt an und schien sich ebenso wenig um die grinsenden Piraten um sich herum zu kümmern.

„Ihr kommt gerade recht, wir haben die Segel der Black Pearl und der Dauntless gesichtet", erklärte Stiefelriemen und lenkte somit auf ein anderes Thema.

„Und.. Wie geht's jetzt weiter", wollte Will wissen und nahm das Fernrohr entgegen, dass sein Vater ihm hinhielt. Er blickte hindurch und suchte die Schiffe in der Ferne.

„Ich werde vom Parlayrecht gebrauch machen", erklärte Jack, der die Frage gehört hatte und bereits eine weiße Fahne in der Hand hielt.

„Und worüber willst du verhandeln", fragte Will und runzelte die Stirn.

„Lass mich nur machen Jungchen... Ich habe bereits mit meiner Crew gesprochen... Irgendwie muss ich Barbossa dazu kriegen einige Leute auf die Pearl zu lassen. Wir stehlen das Gold und machen uns wieder auf zu der Isla de Muerta!"

„Du willst was", fragte Will unwirsch.

„Du hast mich verstanden...Etwas anderes bleibt mir nicht..."

„Jack! Du hast mir dein Wort gegeben, dass wir dich hier nur absetzen", sagte Will.

„William Turner..", seufzte Jack. "Erzähl mir nicht, du hast wirklich geglaubt, dass ihr mich hier nur absetzt. Was soll ich bitte auf Barbossas Schiff? Ich muss das Gold haben..."

„Das Wort eines Piraten". Will lächelte leicht verbittert.

„Will... Ich mach es wieder gut! Wenn du mir jetzt hilfst dann schwöre ich dir werde ich dich nie wieder um was bitten! Du kannst von mir verlangen, was du willst...", versprach Jack.

Der junge Mann nickte. „Jack, du solltest die Kanonen manipulieren. Wenn deine Leute schon unter Deck gehen und in Barbossa Kajüte marschieren, denn nur da wird er das Gold haben, dann solltest du zwei Leute auf die Kanonen ansetzen. So können sie uns nicht so leicht beschießen...". Wills Stimme war wieder sanft und in ihr schwang ein Klang der Freundschaft mit.

„Ein guter Rat Will", meinte Jack und nickte ihm anerkennend zu. Dann nahm er die Fahne und ging nach vorne an die Reling.

„Die Kanonen klar machen", dröhnte Barbossa Stimme über Deck. Ein paar Piraten stürmten nach unten. „Das gibt's nicht, dieser Halunke schaffte es immer wieder", raunte der Captain missmutig. Der alte Pirat spürte bereits Twiggs bohrenden Blick auf sich. „Ich wusste es... Wir hätten sie töten sollen", raunte er.

„Überlegt euch was ihr sagt Master Twigg oder ich reiße dir persönlich die Zunge raus", herrschte Barbossa ihn an und stolzierte schnellen Schrittes über Deck. Er war gereizt, auch er bereute es im Nachhinein Jacks Crew nicht getötet zu haben. Nun hatten sie sie hinter sich...

„Mein Fernrohr! Ich will sofort mein Fernrohr", knurrte Barbossa einen seiner Männer an, der es ihm daraufhin eilig übergab. Der Captain zog es hastig auf und suchte konzentriert nach dem Schiff. Es war nicht mehr weit weg, doch noch war die Reichweite für die Kanonen zu groß. Die Piraten hatten versucht mit der Black Pearl schneller voranzukommen, als sie das Schiff schon vor einer ganzen Weile entdeckt hatten, doch der Wind hatte sich gedreht und das kleine Schiff war schneller als sie.

„Was wollen die mit diesem kleinen Kahn? Was hast du vor Jack Sparrow", murmelte Barbossa und betrachtete sich die Little Mary. Er konnte am Bug bereits Jack stehen sehen der eine weiße Fahne schwenkte. Auch drangen Laute an sein Ohr, Jack schien irgendetwas zu rufen, was Barbossa jedoch noch nicht verstand.

„Warum legen wir ihn nicht um", seufzte Pintel.

„Weil er unsterblich ist wie wir! Dein Gehirn ist wie ein ausgetrockneter Schwamm du Lump", herrschte Barbossa ihn an.

„PARLAY! PARLAY", rief Jack, nun konnten es alle Piraten hören.

In Pintels Augen kam das Weiße zum Vorschein. „Wer auch immer sich diesen Mist ausgedacht hat, ich hoffe er schmort in der Hölle!"

Barbossa war sich für eine Weile unschlüssig was er tun sollte. Bo'sun hatte auf der Dauntless den Befehl bekommen nichts zu tun, es sei denn er bekam einen andere Befehl vom Captain.

„Nur Jack Sparrow kommt rüber... Er wird keine Tricks machen, oder wir schicken seine Crew auf den Meeresgrund", sagte Barbossa.

Er zog seine Pistole und schoss in die Luft, die Little Mary war langsam so nahe, dass sich die Crews gegenseitig sehen und auch hören konnten.

„Ich hoffe Jack du hast einen triftigen Grund für das hier, denn ansonsten ist deine Crew, der Welpe und Miss Swann Würmerfutter!"

„Glaubst du denn ich würde dich behelligen wenn es nicht wichtig wäre", säuselte Jack und wechselte auf sehr ungeschickte Art und Weise die Schiffe. Sofort hatte er zwei Piraten neben sich, die ihm aus reiner Gewohnheit heraus die Arme festhielten.

„Also... Worüber möchtest du reden, wenn du von dem Parlayrecht gebrauch machst", knurrte Barbossa, durchbohrte ihn mit seinem Blick und lud seine Pistole nach.

„Also... ich ähm...", begann Jack zu stottern. Sein Ziel war es ein paar seiner Leute auf das Schiff zu kriegen, etwas anderes hatte er gar nicht vor. Er hatte gedacht Barbossa noch irgendwie hinhalten zu können, doch der alte Piratencaptain hatte keine Geduld. Er linste unter seinem Hut hervor und wartete ungeduldig auf eine Antwort.

Plötzlich kam Jack der Geistesblitz. „Ich dachte es interessiert dich vielleicht, das ein Medaillon fehlt", stieß er selbstbewusst aus. Er hatte keine Ahnung ob wirklich eins fehlte, aber so wie er Barbossa kannte, würde er vor lauter Sicherheit nachzählen und das verschaffte Jack Zeit.

Barbossa sah ihn fragend an.

„Ganz recht mein Guter", meinte Jack und befreite seine Arme aus dem Griff der Piraten. „Es sind nur 881 Medaillons in der Truhe..."

„Was sollte mich das kümmern", fragte Barbossa.

‚Gute Frage', dachte Jack und überlegte fieberhaft nach einer Ausrede, auch wenn sie noch so banal war. Er hatte hier nicht gerade intelligente Piraten vor sich... Hoffte er zumindest.

„Nun... Ich... Dachte es würde dich interessieren, weil... Meine Leute meinten sie haben das fehlende Medaillon nicht. Aber da du und deine Crew sehr ahnungslos ausseht, könnt ihr es auch nicht haben...". Jack blickte in die Runde und tat so als würde er jeden mustern.

Barbossa sah kopfschüttelnd zu Jack.

„Jack... Was zum Teufel erzählst du mir hier", fragte Barbossa und machte sich schon beinahe lustig über Jack.

Der Pirat drehte sich kurz um und sah hilflos zu seinem Schiff. Die Little Mary stand parallel zu der Black Pearl und dem schwarzen Schiff befand sich in einiger Entfernung ebenfalls parallel, die Dauntless. Das war gut, denn die Dauntless war so unfähig mit ihren Kanonen auf die Little Mary zu feuern, die Black Pearl war in der Schusslinie... Jack überlegte weiter, sollte er mit seinem Seemannsgarn nicht weiterkommen, konnten sie von nur einem Schiff beschossen werden...

„Weißt du Barbossa... Ich denke einer meiner Männer hat das Medaillon. Tut mir leid wegen der Störung... Ich denke gerade... Wenn wir mit Bill Turner zu der Insel zurücksegeln und das Medaillon haben.. Und wir tropfen sein Blut darauf, vielleicht klappt es ja auch ohne das restliche Gold.. Vielleicht brauchen wir die Truhe gar nicht...", überlegte Jack und hatte sofort wieder die beiden Piraten an seinen Armen. „Nicht so grob. Nur weil ich nichts mehr fühle, heißt das nicht, dass du mir die Arme verdrehen darfst", murmelte Jack zu einem der Piraten.

Jack hätte nicht im Leben gedacht, dass diese aberwitzige zusammengestammelte Lüge etwas bewirken würde, doch Barbossa kam ganz offensichtlich ins schleudern. Er schien zu überlegen und machte sich sichtlich Sorgen, dass Jack wirklich irgendwie den Fluch lösen könnte. Dabei vergaß er anscheinend völlig die Frage, warum Jack mal eben auf das Schiff kam und ihm das alles erzählte...

„Runter... Runter in meine Kajüte und zählt das Gold", befahl Barbossa hektisch. „Und ihr... rüber auf die Little Mary und dafür sorgen, dass sie nicht wegsegeln", herrschte der alte Piratencaptain vier seiner Leute, darunter Ragetti, an. Ein kleiner Streit zwischen ein paar Piraten entbrannte die das Gold zählen gehen sollten, denn zwei von ihnen konnten nicht zählen und einer war sich nicht sicher wie weit er zählen konnte. Schließlich fand sich ein klüger aussehender Pirat der sich nach unten in Barbossas Kajüte aufmachte.

„Wir werden gleich sehen, in wie weit du die Wahrheit sagst, Jack", prophezeite Barbossa.

Jack überlegte weiter fieberhaft. Er hatte etwas Zeit geschunden, aber wenn die Piraten jetzt zählen würden und nicht feststellen würden, das eine Münze fehlt, dann sah es sehr schlecht aus. ‚Nun denk doch Jack, reden konntest du doch schon immer gut', machte sich der Pirat selber Mut...

Eine Zeit verging. Barbossa spielte nervös mit seinem Säbel herum und Jack überlegte unauffällig.

„Captain... Es stimmt, eine Münze fehlt", berichtete einer der Piraten, nachdem er wieder auf Deck war. Barbossa fuhr herum. „Sicher?"

„Wir haben zwei mal nachgezählt, Captain!"

Jack trafen diese Worte wie ein Schlag. ‚Ich hatte recht', dachte er und schüttelte über sich selbst erstaunt den Kopf.

„Ich will sofort wissen, wo dieses Medaillon ist", schrie Barbossa außer sich, im selben Moment ertönte ein Kanonenschuss.

Will hatte, nachdem Jack das Schiff verlassen hatte, den Vorschlag gemacht die Little Mary parallel zu Barbossas Schiffen zu stellen, so war es unwahrscheinlicher, dass die Dauntless sie angreifen konnte. Zumindest nicht so schnell. Die Black Pearl war schließlich so im Weg und die Piraten würden es wohl kaum riskieren sich selber abzuschießen. Jacks Crew, Will, Elizabeth und Stiefelriemen beobachteten die Geschehnisse auf der Black Pearl. Jack wandte ganz offensichtlich seine Redekünste an und sie hörten auf einmal Barbossas hektische Stimme. Dann kamen vier Piraten auf die Little Mary. Die Crew starrte diese böse an. Will überlegte, ob er etwas tun konnte, genau das selbe schien sein Vater auch zu überlegen. Während Will sich umsah und dabei überlegte, sah er plötzlich Segel am Horizont und machte seinen Vater unauffällig darauf aufmerksam. Es dauerte lange, bis sich die Segel näherten und Will erkennen konnte, was es für ein Schiff war. Jacks Crew hingegen taten alles, damit die Piraten auf dem Schiff nicht auch aufmerksam auf die Segel wurden.

„Ein Schiff der Roal Navy", flüsterte Will.

„Wenn sie die Piratenschiffe angreifen, wäre das eine gute Ablenkung", überlegte Elizabeth. „Dann könnte irgendjemand unauffällig auf die Pearl und das Gold holen...", meinte Will.

„Ich mache das...", entschloss Stiefelriemen.

„Nein...", gab Will zurück.

„Ich bin unsterblich, wenn etwas schief geht passiert mir nichts", erklärte Stiefelriemen leise.

„Aber wenn die Piraten dich in die Finger bekommen, dann könnt ihr die Blutschuld nicht bezahlen, auch wenn Jack das Gold irgendwie bekommt", sagte Will. „Du bleibst hier, ich gehe rüber", raunte er weiter.

„Will...", Elizabeth wollte protestieren, doch der junge Mann legte seinen Finger auf den Mund, als Zeichen, dass sie nicht weitersprechen sollte.

„Schhhhht... Mir passiert schon nichts und noch wissen wir nicht, ob die Royal Navy etwas tut. Es ist nur besser, wir haben schon mal einen Plan..."

Es dauerte nicht sehr lange, bis das Schiff der Royal Navy näher kam. Das Wetter hatte plötzlich umgeschlagen, Wolken zogen am Himmel auf und die Wellen wurden etwas höher. Will hatte Gibbs unauffällig von seinem Plan berichtet und dieser hatte seine Unterstützung zugesichert. Barbossas Piraten auf der Little Mary, schienen das Schiff, das sich ihnen näherte noch nicht entdeckt zu haben. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt auf Jacks Crew acht zu geben, doch Gibbs tuschelte bereits auch schon mit der Mannschaft. Ragetti ging an die Reling und spähte hinüber. Er machte eine hastige Bewegung, als er das Navy Schiff sah und wollte zu einem Ruf aussetzen, als er plötzlich eine Hand um seinen Mund bemerkte und zu Boden gedrückt wurde. Mit Barbossas anderen Piraten, die mit drei Mann weit in der Unterzahl waren geschah unauffällig das selbe, Barbossa und seine Crew auf den anderen Schiffen bekamen nichts mit, sie waren viel zu sehr mit Jack beschäftigt. Ragetti wehrte sich und versuchte zu rufen, doch nur erstickte Laute verließen seinen Mund.

Es dauerte noch einen kleinen Augenblick, dann flog, begleitet von einem Lauten Knall, eine schwarze Kugel aus einem Kanonenrohr des Schiffes der Royal Navy. Funken sprühten aus dem Kanonenlauf. Barbossa und seine Crew sahen sich fragend um.

„Feuer erwidern", ordnete Barbossa laut schreiend an, als er die Gefahr erkannte. Bo'sun auf dem anderen Schiff hetzte seine Männer bereits ebenfalls unter Deck. Die Piraten stürmten los, einzig, die die bei Jack waren, hielten ihn weiter fest. Weitere Kanonenschüsse ertönten und trafen die Black Pearl in die Flanke. Instinktiv warf sich Jack zu Boden und riss die beiden Piraten an seiner Seite mit sich. Barbossa lief über Deck und sprach verschiedene Befehle aus, bald flogen auch aus den Kanonenrohren der Black Pearl und der Dauntless die Kanonenkugeln.

Jack seufzte. Er hatte gehofft jetzt unter Deck zu kommen, doch die Piraten hielten ihn unermüdlich fest und bewachten ihn. Holzsplitter flogen über Deck, als eine Kanonenkugel in einen Mast einschlug und das Holz zerbersten ließ.

Koehler wurde von einer Kanonenkugel getroffen und aufs Meer hinausgeschossen. Es krachte immer wieder, hier und da entstanden Löcher auf dem Deck der Black Pearl. Laute Rufe drangen durch den Lärm, Barbossa schrie immer wieder irgendwelche Befehle. Es roch nach Schießpulver und die Luft war erfüllt von Rauch. Gibbs versuchte mit der Little Mary etwas weiter aus dem Schussfeld zu kommen, drei Kugeln hatten bereits eingeschlagen, jedoch noch keinen sehr großen Schaden angerichtet. Sehr weit durfte die Little Mary jedoch nicht weg, schließlich musste das Gold noch irgendwie rüber, wenn es denn irgendwer schaffen würde, es zu stehlen.

Will sah seien Chance. Mit einem Seil als Hilfe, schaffte er es in dem Getümmel unbemerkt auf die Black Pearl. Die Piraten waren damit beschäftigt das Feuer zu erwidern, so dass ihn niemand sah. Will musste sich ebenfalls zu Boden werfen, wenn er nicht von umherfliegenden Splittern getroffen werden wollte. Er sah Jack und dieser sah ihn ebenfalls. Der Pirat schaltete sofort und sorge dafür, dass seine Bewacher Will nicht entdeckten. Er wies ihm mit Handzeichen den Weg zu Barbossas Kajüte wo das Gold war. Der junge Mann huschte auf dem Deck umher und näherte sich der Treppe, die zu Barbossa Kajüte führte.

Jack setzte einen erleichterten Blick auf, als er sah, wie Will die Treppe hinunter verschwand.

Dann jedoch erblickte er plötzlich einem ihm sehr bekannten Stiefel neben sich. Barbossa war neben ihn getreten und hatte Will gesehen. „Lasst ihn nicht los", befahl Barbossa mit gefährlichem Unterton. In Jacks Augen stand der Schreck, als er sah, wie der alte Pirat Will folgte.

Jack setzte zum Ruf an. „Will... Vorsich...", doch dann hatte er bereits eine Hand auf seinem Mund und ein grinsendes Gesicht war über ihm. Er lag auf dem Rücken und wurde festgehalten, Jack versuchte sich zu wehren, doch die Piraten ließen nicht locker.

Will ging die knarrende Treppe des Schiffes hinunter und sah sich, unten angekommen, um. Er zuckte zusammen, als eine Kanonenkugel laut krachend in das Schiff einschlug. Vorsichtig suchte er Barbossas Kajüte in der sich zweifelsfrei der verfluchte Schatz befinden musste. Dumpfer Lärm drang von außen an sein Ohr.

Will entdeckte Barbossas Kajüte nach kurzer Zeit und sein Blick fiel sofort auf die Truhe, die an der Wand stand. Er hatte sie gefunden, jetzt musste er sie nur noch irgendwie mitbekommen!

Schnell ging er zu ihr und schob sie etwas über den Boden. Draußen schlug eine Kanonenkugel neben die Black Pearl ein und Wasser spritzte an das Bullauge in Barbossas Kajüte. Die Kiste war schwer, kein Wunder bei dem ganzen Gold, das sie enthielt. Will war so konzentriert und darauf bedacht die Kiste zu bewegen, dass er nicht bemerkte wie ein Schatten in der Türschwelle auftauchte.

„Was tust du hier", schallte Barbossas Stimme dunkel und gefährlich durch den Raum. Die gelben Augen des Piraten blitzten ausgesprochen böse.

Will sah erschreckt auf und sein Blick fiel sofort auf die Pistole, mit der Barbossa auf ihn zielte. Er ließ von der Truhe ab und richtete sich auf. Er sah Barbossa direkt ins Gesicht und versuchte zu ergründen, was dieser nun tun würde, während er sich eine Antwort überlegte.

„Gekommen um das Gold zu stehlen", fragte Barbossa und ging einen Schritt weiter auf sein Gegenüber zu, die Pistole hielt er weiterhin auf Will gerichtet. Dieser hatte seinen Blick auf die Waffe geheftet und hob beschwichtigend die Hände, er wusste nicht, was er sonst tun sollte. Barbossa hatte ihn erwischt und Will konnte nicht mal mit seinem Schwert etwas ausrichten.

„Es tut mir wirklich leid, William Turner", raunte der Pirat süßlich und entsicherte seine Pistole. Will setzte an irgendetwas zu sagen, als er die Gefahr erkannte in der er sich befand. Im nächsten Moment ertönte ein Schuss und Will fand sich mit dem Rücken an der Wand wieder. Scheinbar war er dagegen geschleudert worden, doch noch fehlte ihm die Erkenntnis wie es passiert war. Er sah Barbossa fragend an. Dieser hielt seine Pistole rauchend in der Hand.

„Zuerst denkt man ein Luftzug hätte auf merkwürdige Art und Weise den Körper durchstreift", sagte der Pirat beinahe versonnen und sah Will in die Augen. „Dann spürt man ein leichtes Brennen, dort wo die Kugel eingetreten ist. Schließlich beginnt der Schmerz sich auszubreiten, er tobt in der Wunde, die die Kugel geschlagen hat. Und mit ihm kommt auch diese Kälte und die Schwäche... Ich weiß, wovon ich rede, William...".

Wills Atem wurde schwerer. Er spürte ein leichtes Brennen, das immer stärker wurde und auf einmal ließ ihn der Schmerz nicht mehr aufrecht stehen können. Schwäche breitete sich in seinem verletztem Körper aus und Kälte kroch in ihm hoch. Er rutschte ein Stück an der Wand hinunter, dann fiel er zur Seite und riss einen kleinen Tisch mit sich zu Boden.

„Es hätte nicht so kommen müssen, Will", sagte Barbossa, steckte seine Pistole wieder ein und ging teilnahmslos aus der Tür, nachdem er einen letzten Blick auf Will geworfen hatte, der mit dem Rücken auf dem Boden lag. Er schloss die Tür hinter sich, denn oben donnerten immer noch Kanonenschüsse und Barbossa musste seinen Kampf weiterführen. Will war ohnehin am Ende, das wusste Barbossa.

Will keuchte und versuchte sich aufzurichten, indem er sich auf dem umgestürzten Tisch abstützte. Ein Schmerzenslaut drang aus seinem Mund, und seine Hand wanderte unwillkürlich auf seinen Bauch. Als er sie wieder wegzog und sich die Hand vor seine verschleierten Augen hielt war sie blutig. Es war so viel, dass es in Fäden auf den Boden tropfte. Will stöhnte, er merkte wie sich bereits seine Kleidung mit Blut voll saugte, immer mehr quoll aus der Wunde. Er schloss die Augen und spürte Übelkeit. Der Schreck saß ihm in den Knochen und er konnte im Moment an nichts anderes denken, als an Elizabeth. Er hörte immer noch den Lärm von draußen, doch er schien viel weiter weg als zuvor. Langsam sammelte Will sich wieder. Er versuchte den Schmerz zu unterdrücken und seinen Verstand wieder zu benutzen. Er musste überlegen, was jetzt zu tun war, er konnte hier nicht liegen bleiben, dann würde er sterben. Will zog sich keuchend mit einem Arm hoch, so dass er mit dem Rücken an der Wand saß. Er schluckte und senkte den Blick um sich das Einschussloch zu begutachten. Es war nicht sehr groß, aber Will fürchtete, dass die Kugel großen Schaden angerichtet hatte. Der Schmerz peitschte scharf durch seinen Körper und entlockte Will wieder ein gequältes Stöhnen. Der Geschmack des Blutes breitete sich im Mund des jungen Mannes aus er würgte unwillkürlich und spuckte etwas Blut. Wills letzte Zweifel, die Wunde könnte doch harmloser sein als sie aussah, wurden damit aus dem Weg geräumt...

Es war kein Durchschuss, die Kugel steckte irgendwo in seinem Körper und er verlor viel Blut. Will lehnte sich zurück und schloss erneut die Augen. Die Erkenntnis, dass die Wunde tödlich sein würde, war selbst für ihn schwer. Selbst wenn ein Arzt in der Nähe wäre, wäre es beinahe hoffnungslos und hier auf hoher See war es verrückt zu hoffen, solch eine Verletzung zu überleben. Will musste der Realität ins Auge sehen. Er war ein Mann der Ehre und er würde sterben, weil er einem Freund und seinem Vater hatte helfen wollen. Will legte seine blutige Hand schlaff neben sich und konzentrierte sich auf seinen eigenen schweren Atem. Barbossa hatte ihn erschossen, er hatte nicht aufgepasst...