12. Kapitel

Es vergingen zwei Tage, bis die Felsen der Isla de Muerta groß und mächtig vor ihnen aufragten. Will stand zusammen mit Jack und Stiefelriemen an der Reling und hatte das Gefühl, als wären sie Vorboten seines Schicksals. Grau wie sie waren und trostlos. Er wusste auf dieser Insel würde er sterben, sie würde das letzte Festland sein, das er betreten würde. Doch ein wenig Stolz war er auch. Niemand hatte bisher sein Geheimnis enthüllt. Teilweise hatte er das Gefühl gehabt, Elizabeth hätte etwas bemerkt, aber dem schien nicht so zu sein. Er hatte es gut verbergen können und seine geheime Furcht, er könnte im letzten Moment doch noch einen Rückzieher machen, sollte sich nicht erfüllen. Will war entschlossen und bereit zu allem. Er hatte sein Schwert an seiner Seite und die Hand entschlossen auf den Griff gelegt. Seine Kleidung flatterte ebenso wie seine Haare im Wind und seine Miene war streng. „Vielleicht finden wir das letzte Goldstück", überlegte Jack laut und schaute zu Stiefelriemen, der seine Haare zu einem Zopf zusammenband.

„Du denkst du findest in einer Höhle voller Gold ein bestimmtes Goldstück?", fragte Stiefelriemen und zog die Augenbraue hoch. „Da kannst du gleich die Nadel im Heuhaufen suchen… Und das wäre wahrscheinlich noch einfacher, weil du wüsstest, die Nadel würde dort sein, was du von dem Goldstück nicht behaupten kannst…"

„Ich hasse es, wenn du diese komplizierten, langen Sätze formulierst… Sag doch gleich, du glaubst nicht daran und hältst mich für einen Spinner", antwortete Jack patzig und streckte damenhaft die Hand nach vorne in einer unwirschen Geste. Seine Tonlage verriet jedoch, dass er von Stiefelriemen jetzt ein „Nein, tu ich doch nicht", hören wollte, doch dieser sagte in trockenem Ton: „Ich glaube nicht daran und halte dich für einen Spinner!" Mit diesen Worten ging er über Deck auf Gibbs zu, mit dem er einige Worte wechselte. Jack warf ihm einen empörten Blick hinterher und beobachtete beleidigt Anamarias Grinsen, die am Steuer stand und das Gespräch mit angehört hatte.

„Lasst uns gehen und unser Glück versuchen", sagte Will und half dabei das Beiboot hinunterzulassen. „Ganz recht mein Guter, ich schlage vor ich, du und dein Vater gehen in die Höhle", antwortete Jack und schob sich sein Stirnband zurecht. „Und fünf weitere Männer kommen mit dem zweiten Beiboot und dem Gold hinterher."

Jack ging nach diesen Worten und suchte fünf fähige Männer aus, allen voran Gibbs und Cotton.

Nur wenige Momente später saßen Jack, Will und Stiefelriemen im Beiboot. Will hatte Elizabeth bei seinem Abschied einen langen Kuss geschenkt und sie ein letztes Mal angesehen. „Wir sehen uns doch gleich wieder", hatte sie erstaunt gesagt, als sie merkte wie herzlich sich ihr Verlobter von ihr verabschiedete. Will jedoch hatte sie nur viel sagend angesehen und war gegangen. Hinter den dreien folgten Jacks Männer mit dem verfluchten Gold. Sie hatten die Truhe zur Sicherheit mit dicken Tampen umwickelt. Würde das Boot nun umkippen, würde die Truhe zwar hinausfallen und auf den Grund sinken, das Gold würde jedoch nicht herausfallen und von der Strömung weggetrieben werden.

Wie schon mehrere Male davor ruderten sie durch die Höhle zu dem Raum mit dem vielen Gold. Vorne an ihren Booten hingen die Laternen, die ihnen den Weg wiesen. Jack unterhielt sich mit Stiefelriemen: „Wenn ich erst erlöst bin von diesem Fluch, dann trinke ich so viel Rum, bis ich nicht mehr gehen kann…" Bei diesen Worten grummelte er genüsslich, schloss die Augen und leckte sich über die Lippen.

„Und ich werde mir ein Mädchen suchen und erst mal ordentlich essen gehen", schwärme Bill und rieb sich die Hände. „Tortuga, mein Freund. Wir segeln nach Tortuga. Dort können wir essen, trinken und so viele Frauen haben, dass uns die Sinne schwinden", sagte Jack hocherfreut und grinste.

„Ja… Tortuga.. Die besten Zeiten liegen vor uns! Ich kann es kaum erwarten wieder richtig zu leben."

Will hatte sich in Schweigen gehüllt und lauschte nur. Sowohl Jack als auch Bill fragten nicht nach dem Grund, sie gingen davon aus, dass es Wills feine Art war, die ihm verbot sich an solchen Gesprächen zu beteiligen. Als sie in dem Raum ankamen, versiegten die Gespräche und eine erwartungsvolle Spannung setzte bei Stiefelriemen und Jack ein, die beide gut verbargen. Jack drehte sich zu dem anderen Beiboot um und warf einen prüfenden Blick zur Truhe mit dem wertvollen Inhalt, die sicher verwahrt zwischen den Piraten stand. Dann legten sie mit den Booten an und betraten einen Berg mit Gold. Gibbs, Cotten und die anderen Männer verließen schwankend ihr Boot und wuchteten mühsam die Truhe hinaus. Sie traten auf die klimpernden Münzen und blieben abrupt stehen, als Jack und Stiefelriemen sich nicht mehr bewegten, sondern wie versteinert auf dem Goldberg standen. Ratlos sah sich Gibbs um, doch dann erkannte er, was Jack und Stiefelriemen so starr machte.

„Willkommen Jack. Du bist früh für so ein kleines Schiff. Aber nicht so schnell wie die Pearl…!" Barbossa lächelte süßlich und sprach die Worte so sanft, dass sie schon fast unangenehm klangen. Jack der Affe kreischte vergnügt. Der alte Pirat löste sich aus der Menge seiner Crew, die hinter ihm standen und ihre Säbel, Dolche und Pistolen in den Händen hielten. Er ging zu Jack und legte ihm in gespielter Freundschaft den Arm um die Schultern. „Das war ein ziemlicher gerissener Plan. Gehörte die Royal Navy zu dir oder waren die nur zufällig da? Wäre eine Schande für einen Piraten, wenn er sich mit der Britischen Marine verbünden würde", säuselte Barbossa und zeigte Jack die gelben Zähne.

Barbossas Crew grölte.

„Mein Guter… Meine Pläne sind immer wohl durchdacht und funktionieren nahezu perfekt. Die Royal Navy war ein glücklicher Zufall", sagte Jack und wollte seine Piratenehre wahren. Er wirkte sicher wie fast immer. Jacks Crew blickten allesamt ungläubig drein. Will hatte sich hinter seinen Vater in den Schatten gestellt, so dass man ihn nicht sehen konnte. Er fürchtete Barbossa könnte ihm sonst seinen Plan durchkreuzen, der anscheinend ohnehin gerade am zerbrechen war.

„Ja, Jack, wir kennen deine Pläne… Lange genug haben wir dabei unsere Erfahrungen gesammelt. Ich glaube, es wird Zeit für einen kleinen Inselaufenthalt für dich und deine Crew, meinst du nicht auch?"

„Nicht schon wieder! Das funktioniert sowieso nie, Barbossa. Wie zum Teufel bist du hierher gekommen?"

„Die Pearl macht schnelle Fahrt.. Und in der Nacht ist ein schwarzes Schiff schlecht zu sehen.. Wir haben euch bereits vor anderthalb Tagen eingeholt. Aber bevor du mit irgendwelchen Spielchen anfängst, dachte ich, ich warte, bis du mit dem Gold hier auftauchst und mir es hier übergibst", antwortete der alte Pirat und klopfte Jack auf die Schulter.

„Jetzt mach aber mal halblang mein Guter…", setzte Jack an, doch Barbossa fiel ihm sogleich ins Wort: „Sag nichts! Deine Vorschläge will ich nicht hören, deine Ratschläge auch nicht und schon gar nicht will ich verhandeln! Das Gold Jack…", ordnete Barbossa an und deutete zur Truhe. „Es ist doch ohnehin sinnlos. Ein Goldstück fehlt…", argumentierte Jack und wartete auf eine rettende Idee.

„Wenn es sinnlos ist, warum seid ihr dann hier? Und wo zum Teufel ist die Münze eigentlich hin wenn niemand sie hat", wollte Brabossa wissen.

„Uh.. ho..", machten die Piraten hinter Barbossa, was wohl zeigen sollte, dass sie ihrem Captain beipflichteten. Jack runzelte die Stirn bei diesen Geräuschen. ‚Sogar der echte Affe ist zivilisierter', dachte Jack und blickte auf Barbossas kleinen Begleiter, der ganz friedlich auf dessen Arm hockte.

„Wer weiß es schon", sagte Jack und warf Stiefelriemen einen bedeutungsschweren Blick zu, der sofort seine Hand unauffällig an seinen Säbel wandern ließ.

„Weißt du was Barbossa? Ich denke ich verschwinde hier wieder... Ganz unauffällig...", erklärte Jack und setzte ein paar Schritte zurück.

„Nicht mit dem Gold mein Lieber", drohte Barbossa. Auch Will hatte bereits seine Waffe unscheinbar gezogen, Gibbs und die Anderen waren ebenfalls kampfbereit. Jack zögerte. „Ich sehe du bis abgeneigt?" Barbossas Stimmer verfinsterte sich. Er drehte sich zu seinen Männern um. „Tötet jeden der sterben kann..." Begleitet von Geschrei und einem Getöse stürmte die Piratenmeute nach vorne. Ragetti und Scratch rannten dabei um ein Haar Barbossa über den Haufen, der ihnen einen wütenden Blick zuwarf. Jack machte ein unbeholfenes Gesicht, als er die Menge auf sich zu preschen sah, drehte sich kurzerhand um und rannte in frauenhaften Schritten den Goldberg hinunter und auf seine Männer zu. Als er dort angekommen war, zog er sein Schwert und stürmte dann in Begleitung der Männer wieder nach vorne, so dass Will sich fragte welchen Sinn diese Aktion hatte. Doch in Jacks Handlungen lag nicht immer ein Sinn, oder er war gut verborgen, wie der junge Schmied wusste.

Es klirrte und krachte als die teilweise rostigen Klingen aufeinander krachten. Pintel richtete seine Pistole auf Jacks Männer, drückte ab und verfehlte Cotton nur um haaresbreite. „Verdammter Mist" murmelte er und zog ein Messer. Schreie durchschnitten die Luft. Die Piraten grölen beim Kämpfen. Jack hatte sich bis zu Barbossa durchgekämpft und stand nun vor ihm mit gezogenem Schwert und wachen dunklen Augen. „Erinnert dich das nicht an alte Zeiten Barbossa?"

Barbossa grinste. „Bis zum Tage des jüngsten Gerichtes beim Klang der Posaunen... Ich glaube, es wird doch noch wahr..."

„Oder bis ich den Fluch löse...", war alles was Jack sagte, bevor er seine Schwert auf Barbossa niedersausen ließ. Blitzschnell drehten sich die beiden Piraten und hieben aufeinander ein. Die Münzen klimperten, als die Kämpfenden auf sie traten. Keiner von beiden hatte das Bedürfnis besonders vorsichtig zu sein oder Rücksicht auf den anderen zu nehmen, was konnte schon passieren? Barbossa fixierte Jack mit seinen gelben Augen, stieß jeden, der ihm im Weg stand wütend zur Seite und verschaffte sich so ein freies Kampffeld. Er holte mit seinem Schwert aus und ließ es zischend durch die Luft fahren. Jack duckte sich im letzten Moment, bevor Barbossa ihn enthaupten konnte. Jack merkte schnell, dass Barbossa durchaus nicht spaßte. Zum ersten mal fühlte der Pirat, wie ernst es sein Gegner nahm. Der alte Pirat führte harte Hiebe aus und Jack hatte viel zu sehr mit seiner Verteidigung zu tun, so dass er kaum Zeit hatte anzugreifen.

Will unterdessen schwang sein Schwert gegen Jacoby. Er wusste nicht, wie oft er schon gegen diesen kleinen, aber sehr hartnäckigen Piraten gekämpft hatte. Jacobys zottiger und stets qualmender Bart hing ihm auf der Brust und verlieh ihm zusammen mit seinen rötlichen Augen einen wilden Ausdruck. Jacoby griff Will gleich mit zwei Schwertern an, die er gekonnt in der Luft wirbelte und mit denen er geübte Streiche ausführte, die Will nicht selten trafen. „Du hast mich in die Luft gesprengt das letzte Mal! Das war nicht fair...", sagte er, während er sein rechtes Schwert auf Wills schlug.

„Mag sein... Doch ich würde es stets wieder tun", raunte Will und funkelte den viel kleineren Mann vor sich an. Jacoby brummte und stieß zu. Er traf Will genau zwischen die Rippen, ließ sein Schwert los und wich erwartungsvoll zurück. „Guter Schwertstreich. Aber hätte ich aufgepasst, hättest du keine Chance gehabt", sagte Will ruhig und zog sich das Schwert raus. Er war etwas unvorsichtiger im Kampf für ihn stand schließlich nichts auf dem Spiel. Jacoby sah ihn mit geweiteten Augen ungläubig an. „Aber... du musst jetzt sterben!"

„Später... Jetzt habe ich zwei Schwerter", grinste Will und wirbelte sie gekonnt in seinen Händen. Der kleine Pirat vor ihm hob verwirrt seine Waffe und parierte angestrengt damit.

Stiefelriemen machte sich nicht die Mühe Mann gegen Mann mit den Piraten zu kämpfen. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht Jacks Crew so gut es ging zu schützen. Der Pirat schritt zwischen den Kämpfenden umher, fing Kugeln auf, die auf Jacks Männer geschossen wurden und half dem einen oder anderen aus so mach auswegloser Situation. Er stellte jedoch schnell fest, dass Barbossas Crew übermächtig war. Die wenigen sterblichen Piraten von Jack hatten der untoten Meute von Barbossa kaum etwas entgegen zu setzen. Cotton lag bereits schwer verletzt am Boden und keuchte. Er versuchte zu seiner Waffe zu kriechen, denn er wollte nicht aufgeben. Gibbs war bereits böse am Bein erwischt worden und versuchte um jeden Preis das Gold zu verteidigen, was sich mit Gegnern wie Grapple und Bo'sun als ziemlich hoffnungsloses Unterfangen erwies. Stiefelriemen wusste, sie konnten nicht gewinnen. Er bemerkte wie Jack während er mit Barbossa seinen Kampf ausfocht immer wieder zu seinen Männern blickte, die der tödlichen Übermacht nur noch kurze Zeit würden standhalten können. Grapple stieß einem Mann, der Gibbs gerade zur Hilfe eilen wollte das Schwert in den Unterschenkel, so dass dieser mit einem entsetzten Aufschrei zu Boden fiel und auf dem vielen Gold landete. Er wollte sich wieder aufrichten, doch schon durchzog ihn ein scharfes Brennen an der rechten Schulter und er sah gerade noch, wie sich die Schwertspitze durch seine Schulter bohrte, bevor er das Bewusstsein verlor. Stiefelriemen wollte Jack gerade etwas zurufen, als der Raum mit einer fraulichen Stimme durchzogen wurde. „ANGRIFF!"

Elizabeth erhob ein Schwert und rannte flink den Goldberg hinab. Barbossa kniff seine Augen zusammen. „Unmöglich", raunte er als er sah wie der Frau Jacks restliche Männer folgten und danach eine große Menge der Royal Navy Soldaten. Sie waren Barbossas Schiff gefolgt und auf die ankernde Little Mary getroffen. Jacks Crew hatte gerade die Black Pearl gesichtet und wusste, dass das nichts gutes heißen konnte. Norrington hatte sich kurzerhand entschlossen sich an dem Kampf zu beteiligen, immerhin war er hinter Barbossa her. So waren sie alle in die Höhle geeilt. Der alte Pirat war so erstaunt, dass Jack ihm ohne dass er reagieren konnte den Arm abschlug. Barbossa sah seinen Gegner verwirrt an und blickte zu seinem am Boden liegenden Arm, der die Waffe noch umschlungen hielt. „Also... Wäre ich jetzt nicht verflucht, wäre ich jetzt sauer", keifte Barbossa und lächelte auf seine gewohnte Art. Jack zuckte mit den Schultern und grinste. Barbossas Arm machte sich daran an dem alten Piraten hochzuklettern und sich an die Stelle zu setzen, an die er gehörte. Dann kämpften die Männer weiter, umkreisten sich auf den Münzen und wirbelten sie zur Seite. Jack hatte gleich viel mehr Elan, weil er nun durch die Unterstützung die eben eingetroffen war, eine Chance sah zu gewinnen. Will glaubte das Herz bliebe ihm stehen, als er Elizabeth direkt auf Pintel zurennen sah und mit beobachtete, wie sie ihn ohne zu zögern angriff. „Püppchen?", fragte der alte Pirat und zog seine Pistole doch Elizabeth schmetterte sie ihm aus der Hand. „Ganz recht... Und wir kämpfen mit Schwertern", antwortete sie, bevor sie mit ihrer Waffe auf ihn einschlug. Will konnte es nicht fassen. Er war so erstaunt, dass er mit gesenkter Waffe dastand und es nicht einmal bemerkte, dass Jacoby ihm sein Schwert immer wieder in die Brust steckte und wieder rauszog. „Das muss doch gehen", murmelte der kleine Pirat, der immer noch nicht begreifen wollte, dass Will ebenfalls verflucht war. Erst als sich sein Schwert zwischen Wills Rippen verkeilte und Jacoby energisch daran herumzog, wachte Will wieder aus seiner Erstarrung auf, zog das Schwert aus seinem Leib, drehte es um und schlug Jacoby den Griff vor den Kopf, so dass dieser taumelte und zu Boden ging. Will nutzte die Gelegenheit und eilte zu Elizabeth um ihr im Kampf beizustehen.

Norrington und Gillette sahen sich gleich drei Piraten gegenüber. Die beiden Männer standen Rücken an Rücken und waren kampfbereit. Ihnen näherten sich Ketchum, Maximo und Monk. Alle Piraten hatten das selbe Grinsen auf den Lippen, den selben gierigen Blick in den Augen und alle schwangen sie gemeinsam bedrohlich ihre Messer. Norrington blieb völlig ruhig und konzentriert, während Gillette hinter ihm einen leichten Anflug von Panik spürte. Er fürchtete nicht den Kampf, aber einem Gegner gegenüber zu stehen, der nicht besiegt werden konnte, das war ihm dann doch nicht geheuer. Er hörte das Klirren, als sein Vorgesetzter begann mit seinen Feinden zu kämpfen und sah im nächsten Moment wie Mutogg und Mullroy begleitet von einem Kampfgeschrei in einen Piratenhaufen liefen, unter dem sich auch Koehler, Weatherby, Simbakka und Hawksmoor befanden und auf sie einhieben. Als wäre es auch sein Zeichen gewesen, setzte Gillette einen gefährlichen Blick auf und begann sein Schwert zu schwingen. Norrington rief von Zeit zu Zeit seinen Männern Befehle zu und arbeitete sich dann zu Elizabeth vor um sie ehrenhaft zu beschützen.

Es war ein Tumult. Überall kämpften Männer gegeneinander, Barbossa und Jack thronten auf einem Haufen Gold und versuchten sich scheinbar gegenseitig zu vernichten. Annamaria gebrauchte mehr ihre Fäuste als ihr Schwert und Elizabeth wirbelte mit Stöcken und Schwertern um sich. Sie warf mit schweren Gefäßen nach ihren Gegnern oder stieß sie hinunter ins Wasser, so wie sie es bereits zwei mal mit Twigg gemacht hatte. Schreie von Jacks verletzten und sterblichen Piraten hallten mächtig durch die Höhle, zu ihnen gesellten sich die Schreie von Norringtons verwundeten oder sterbenden Männern. Gibbs versuchte immer noch auf biegen und brechen die Truhe zu verteidigen, die mittlerweile an ihrem Platz war. Stiefelriemen postierte sich langsam zu ihr hin und rief einigen von Jacks Piraten zu keinen Feind durchzulassen. Sie wollten versuchen den Fluch aufzulösen und jetzt hatten sie die Chance. Einige von Jacks Piraten bildeten eine Art Kreis um die Truhe und wehrten jeden ab, der ihn durchbrechen wollte, Barbossa bemerkte das nicht, er war fiel zu sehr auf Jack fixiert um es herrschte immer noch genug durcheinander, als dass er die Aufregung um die Kiste herum bemerkt hätte. Will hörte den Ruf seines Vaters und sah seine Zeit gekommen. Er stieß Ragetti, der sich in seinem Weg befand hart zur Seite und rannte in Windeseile zur Truhe hin. Unauffällig zog er sein Goldstück hervor und schnitt sich mit seinem Schwert in die Hand. Blut quoll hervor. Will umschloss das Medaillon fest, so dass sein Blut mit dem verfluchten Gold in Berührung kam. Er stellte sich neben seinem Vater, wehrte noch einen Piraten ab und ließ sein Medaillon in die Kiste fallen, die Stiefelriemen gerade öffnete. Bill hatte davon nichts bemerkt, er schob mit geschlossenen Augen den Deckel weiter zur Seite und brachte alle Kraft auf, die bei sich finden konnte. Will half ihm schließlich. Der Deckel fiel krachend zu Boden und riss duzende von Münzen mit sich, als er über das Gold rutschte. Die Medaillons funkelten in der Truhe und die Totenköpfe, die auf ihnen eingraviert waren grinsten, wie Will fand. Stiefelriemen blickte seinen Sohn an und krempelte sich seinen Ärmel hoch. Dann setzte er sein Schwert an seinen Unterarm und hielt diesen über die Kiste. „Ich hoffe... Das Elend nimmt jetzt gleich ein Ende", sagte der Pirat und wusste nicht, dass er damit seinen Sohn töten würde wenn es klappte. Will lächelte mild und sah seinen Vater an. Dann drehte er sich um und ließ seinen Blick über die vielen Menschen schweifen, die sich eisern bekämpften. „DA DA! Captain! Die lösen den Fluch", hörte er Ragettis aufgeregte Stimme über den tobenden Kampflärm hinweg. Er suchte Barbossa in der Menge und sah wie dieser mit weit aufgerissenen Augen dastand und seinen Blick auf Stiefelriemen heftete. „TURNER", donnerte seine Stimme durch den Raum und überrollte scheinbar jeden anderen Laut. Jetzt begannen auch einige Piraten zu grölen, auf der einen Seite Jacks Crew, die Stiefelriemen anfeuerten, auf der anderen Seite Barbossas Crew, die den Tod plötzlich vor Augen sahen. Will jedoch interessierte gerade nur ein Mensch in dem Tumult: Elizabeth. Die junge Frau war ebenfalls dabei seinen Vater anzufeuern. Will fixierte sie, gleich würde es vorbei sein. Die Sekunden kamen ihm wie eine Ewigkeit vor, die nicht vergehen wollte. Er wartete darauf irgend etwas zu fühlen. Schmerz, sein Blut oder vielleicht den Tod wenn man ihn fühlen konnte. Dann plötzlich hörte er die Stimme seines Vaters hinter sich: „Es funktioniert nicht!"

Will drehte sich unwirsch um. Er sah Blut in der Truhe und blickte auf den Unterarm seines Vaters, an dem die Wunde gerade wieder zu verschwinden begann. Er sah hilflos drein und hielt sein blutiges Schwert in der Hand. Für einen Moment herrschte Stille in der Grotte. Keiner schien zu wissen was er jetzt mit der Situation anfangen sollte. Jack der Affe hatte sich auf einen Goldhügel gesetzt, zeigte mit dem Finger auf das Wasser und schrie, doch keiner beachtete ihn. Norrington stand mit blutiger Schulter und einer Halswunde keuchend auf einer hölzernen Kiste und überlegte welchen Befehl er seinen verbliebenen Männern geben sollte. Jack hatte einen verbissenen Ausdruck angenommen und überlegte ebenfalls was er nun tun sollte. Dann klirrten plötzlich die Klingen wieder aufeinander. Ragetti brach durch den Kreis von Jacks Piraten und stürmte zur Truhe, doch Will fing ihn ab und rangelte mit dem schmächtigen Piraten, damit er nicht zu dem Gold gelangen konnte. Es hatte zwar sowieso keinen Sinn, denn anscheinend ließ sich der Fluch nicht aufheben, aber so einfach aufgeben wollte auch noch niemand, jedenfalls nicht, solange Jack es nicht gesagt hatte... Bald war das Kampfgetümmel wieder genauso stark wie zuvor. Will und Ragetti hatten sich gegenseitig so weit voran gestoßen, das sie beinahe im Wasser standen. Jack der Affe machte einen Überschlag, deutet in das undurchsichtige Wasser und kreischte. Ragetti stieß einen angestrengten Laut aus und schlug Will in den Magen, doch ihm machte das kaum etwas aus. Stattdessen verpasste Will ihm einen Kinnhaken. Begleitet von einem Schnalzen fiel Ragettis Auge aus seiner Höhle und rollte über die Münzen. Der junge Pirat machte ein erbostes Geräusch, danach stieß er wieder seinen gewohnt hilflosen Ruf nach seinem Auge aus. Will wollte sich schon umdrehen und überlegte fieberhaft wie die Situation in den Griff zu bekommen sei, als er plötzlich stutzte und aufblickte. Er sah Ragetti im Wasser stehen und mit den Händen den Grund abtasten. Er hob eine Münze aus dem Wasser, ließ sie dann jedoch enttäuscht fallen und suchte weiter. Ragettis Augen weiteten sich plötzlich und erneut fischte er nach dem goldenen Medaillon. Jack der Affe kreischte lauter denn je, was Will gänzlich stutzig machte. Ragetti zog die goldene Münze wieder aus dem Wasser und musterte sie. Will durchzuckte in dem Moment die Erkenntnis um welches Goldstück es sich da handelte. „Das Medaillon! Er hat das letzte Medaillon", schrie Will und stürzte auf Ragetti zu. Dieser befand sich im nächsten Moment in dem Harten Griff des Schmiedes und schloss das Medaillon in seine Hand. Jack, der Wills Ruf gehört hatte blickte auf und sah, wie Will und Ragetti einen harten Kampf im Wasser ausfochten. Er sah Barbossa an und hechtete dann über Gibbs und Pintel hinweg, die sich gerade gegenseitig in einem Würgegriff auf der Erde hielten. Er stürzte sich auf Ragetti, der von Will in die Knie gezwungen wurde und der krampfhaft seine Hand geschlossen hielt. Als wäre Jacks Verhalten ein Befehl gewesen, stürmten plötzlich Annamaria und Elizabeth auf die im Wasser Kämpfenden zu. Barbossas Piratenmeute folgte grölend und bald war eine einzige riesige Rauferei im Wasser im Gange. Ragetti lag irgendwo ganz unten im Wasser, Will stand halb auf ihm, Jack wurde von Grapple ohne Mühe auf den Arm genommen und weggeschleudert, Norrington lag auf Twigg und Scarus, Koehler würgte versehentlich einen seiner eigenen Leute und Murtogg und Mullroy hatten bald beide Augen blau und versuchten sich die Piraten vom Hals zu halten. Keiner hatte mehr den Überblick auf wem er lag und erst recht keiner wusste, wo sich das Medaillon gerade befand...

Stiefelriemen war mit der einzige Pirat, der sich nicht mitten in der Prügelei um das Medaillon befand. Er war derjenige, der hinter der Truhe stand und sich bereit hielt, einen erneuten Versuch zu machen den Fluch zu lösen. Barbossa ließ seine kalten Augen durch die Menge schweifen und wartete, dass einer seiner Männer erfolgreich sein würde und das Medaillon bekam. Doch dem war nicht so. Jack war der jenige, der sich aus dem Menschenknäuel löste und hastig auf den Goldberg zusteuerte. Will rappelte sich aus dem Wasser hoch. „Jack.. Der Affe.. Du brachst das Blut des Affen.."

Verwirrt drehte sich Jack um und starrte auf das Tier, das ihn mit großen Kulleraugen ansah. „Wieso?"

„Er wusste, dass es da lag! Er muss es dort hin gebracht haben!"

Jack runzelte die Stirn, griff dann aber blitzschnell nach dem Tier und verfehlte es aber. Elizabeth war diejenige, die das Gespräch gehört hatte und den Haken, den der Affe schlagen wollte ausgenutzt hatte und ihn nun im Genick gepackt hielt. Jack ging zu ihr. „Alle Achtung."

„Schnell... Sein Blut", keuchte Will und stieß die Piraten zurück, die die Situation ebenfalls begriffen hatten.

„Ihr wagt es nicht meinem Affen..", setzte Barbossa drohend an. Jack blickte zu Elizabeth. „Miss Swann... Könntet ihr wohl..? Ich kann das bei einem Tier nicht...", sagte er hilflos mit dem Messer in der Hand. Elizabeth verdrehte die Augen, nahm ihm das Messer ab und ritzte dem Affen leicht durchs Fell. Blut tropfte hervor, der kleine Kerl schrie panisch. Jack benetzte ein Stück des Medaillons mit dem Blut und ließ den Affen fallen. Barbossa schoss das Entsetzten ins Gesicht, er wusste er hatte verloren. „Wirf her", schrie Stiefelriemen durch die Grotte und hielt die Hände auf. Jack setzte an und Will kam gänzlich aus dem Wasser. Die Piraten und die Soldaten hörten plötzlich auf zu kämpfen und eine Spannung legte sich plötzlich in den Raum, die fast unerträglich wurde. „Welpe!", donnerte Barbossa plötzlich, als er Will erkannte. Zuerst hatte er ihn gar nicht bemerkt und dann hatte er ihn für Stiefelriemen gehalten, nun erkannte er aber ganz offensichtlich, dass es Will war.

„Solltest du nicht mausetot sein", fragte er gerade heraus und brachte damit Jack zum Stutzen.

„Wirf sie Jack...", forderte Will den Piraten auf, ohne auf Barbossa einzugehen.

„Ich verstehe... Du hast dir ein Medaillon genommen... Du bist einer von uns..", erriet Barbossa und grinste böse. Jetzt witterte er seine Chance.

Jack drehte sich um und sah Will fragend an, doch dieser sagte wiederum mit Nachdruck: „Wirf sie endlich, Jack! Löse den Fluch!"

„Ja Jack.. Löse den Fluch! Und töte Mister Turner...", raunte Barbossa und kam auf Will zu. „Ich habe ihn erschossen, wenn die Münze in der Truhe landet, wird der Welpe sterben Jack, willst du das verantworten?"

Elizabeth wurde leichenblass. „Will...?", raunte sie leise. Der junge Schmied sagte nichts, sondern senkte den Blick. Stiefelriemen verzog keine Miene, niemand wusste, was er gerade dachte.

„Ist es nicht so William Turner", fragte Barbossa und riss Will das Hemd vom Leib, so dass er mit freiem Oberkörper dastand. „Schaut her! Eine Schusswunde...". Deutlich war das Loch in Wills Bauch zu sehen, es war unverkennbar, dass die Verletzung eine tödliche gewesen war. Barbossa sah sich um und bemerkte, dass einige Männer seiner Crew bereits wieder Skelette wurden. Durch die löchrige Decke der Grotte schimmerte das Mondlicht und machte sie zu dem, was sie wirklich waren. „Und reicht euch das noch nicht als Beweis, dann seht euch das an!" Mit diesen Worten gab er Will einen solch energischen Stoß, dass dieser auf einem Fleck landete auf dem das Mondlicht fiel. Sofort verschwand Wills Haut. Seine Knochen schimmerten weiß unter der löchrigen Haut und seine Kleidung war größtenteils zerfetzt.

„Wenn du jetzt diese Münze in die Truhe wirfst, dann stirbt er. Genau wie wir...", raunte Barbossa so finster und wartete auf eine Reaktion.

Jack sagte immer noch nichts, stattdessen starrte er auf Wills sterbliche Überreste. Stiefelriemens Blick hatte sich auf seinen Sohn gerichtet, er zeigte jedoch noch immer keinerlei Gefühle. Alle Piraten schwiegen ebenfalls, nur Elizabeth schlug die Hände vor dem Mund zusammen und schluchzte einmal.

Will erwiderte Jacks Blick. „Es tut mir leid... Es ist passiert als wir das Gold von Barbossas Schiff stehlen wollten. Ich war nicht vorsichtig genug. Ich wusste es würde zu Ende gehen und ich nahm mir ein Medaillon um euch zu helfen den Fluch zu lösen. Deswegen bin ich noch hier. Und jetzt Jack, solltest du meinem Vater die Münze zuwerfen. Denn deshalb sind wir hier, um den Fluch zu lösen... Ich weiß was es für Folgen für mich hat, ich wusste es, als ich das Medaillon nahm, also solltest du jetzt an meinen Vater und dich denken und es zu Ende bringen", sagte Will ruhig und gelassen. Er trat wieder aus dem Mondschein heraus und sah Elizabeth an. „Ich liebe dich.. Und es tut mir leid..."

„Ist das nicht rührend?", schniefte Ragetti und sah zwischen Pintel und Bo'sun hin und her. Der dunkelhäutige Pirat grollte nur und schüttelte den Kopf. Pintel hingegen winkte nur ab.

„Jack du hast die Wahl mein Guter.. Wirf die Münze und der Welpe stirbt oder wähle die verfluchte Unsterblichkeit", säuselte Barbossa.

„Du hasst die Unsterblichkeit.. Denk daran Jack, nie wieder Rum, keine Frau.. Was hast du im Boot vorhin erzählt? Du wolltest nach Tortuga. Denk daran", versuchte Will zu überreden. Er wollte das Beste für seinen Vater und Jack und als letztes dachte er jetzt an sich.

Jack stand mit ernster Miene da und ließ einen Blick von einem zum anderen wandern. Er dachte daran was er verlieren würde, wenn er jetzt den Fluch nicht lösen würde. Er runzelte die Stirn und setze an die Münze zu werfen.

„Denk daran Jack...", raunte Barbossa. „Du würdest ihn töten..."

Jack wog ab: Was war ihm wichtiger? Was bedeutete ihm Will? Er war ein Pirat... War Will ihm wirklich wichtig? Wenn er Stiefelriemens Gesicht sah, wusste er, dass dieser ihn entscheiden ließ, obwohl es um seinen eigenen Sohn ging. Er kannte seinen Freund. Stiefelriemen würde Jacks Entscheidung akzeptieren, die hatte ihn noch nicht fehl geleitet und in Wills Ermessen lag es schließlich auch den Fluch zu lösen. Entsetzt nahm Barbossa zur Kenntnis, dass Jack wieder zum Wurf ansetzte. Der Pirat nahm einen entschlossenen Ausdruck an und schleuderte die Münze durch die Luft. Es war Barbossa, der sie auffing, denn Jack hatte sie ihm genau in die Hände geworfen. Alle Blicke waren auf Jack geheftet. Dieser schwieg eine Weile, sah er Will an und sagte schließlich: „Es gibt wichtigeres als Rum."

„Weise Entscheidung Jack...", raunte Barbossa. Will blickte unglücklich drein.

„Das Medaillon hast du. Damit weißt du, dass wir den Fluch nicht lösen können! Gib mir die Pearl Barbossa und behalte die Dauntless. Zwei Piratenschiffe, ich gebe dir zwanzig Prozent meiner Beute und für dich ein neuer Hut, was sagst du?"

„Das kenne ich doch irgendwoher...", murmelte der alte Pirat und fuhr sich durch den Bart. „Aber wie war das noch mit deiner Unehrlichkeit und so... Das selbe hast du gesagt kurz bevor du mich damals erschossen hast..."

„Wird nicht wieder vorkommen...", erklärte Jack, faltete kurz die Hände und verneigte sich.

„Fünfundzwanzig Prozent mein Lieber.. Es waren Fünfundzwanzig Prozent! Fang nicht schon wieder an..."

Jack murrte unwillig. Barbossa hatte ihn durchschaut. „Also schön.. Sind wir im Geschäft?", fragte der Pirat und streckte seine Hand aus. Barbossa zeigte seine gelben Zähne. „Wir sind im Geschäft mein Lieber... Aber das gesamte Gold kommt auf mein Schiff..."

Jack sah sich um. Was hatte er schon zu verlieren? Den Fluch zu lösen würde Will den Tod bringen, das wollte er nicht, also brauchte er auch das Gold nicht. „Na schön..."

Barbossa klatschte in die Hände. „Los ihr Hunde.. Ihr habt es gehört..."

Norrington kam etwas schwankend aus dem Wasser. „Dieses Gespräch eben habe ich nicht gehört... Und die Dauntless.. Das habe ich nicht gesehen. Und hier war ich auch nicht...", raunte er Jack zu und sammelte seine Männer zusammen. Jack verneigte sich hingebungsvoll. Er beobachtete wie Stiefelriemen von der Truhe wegtrat und warf ihm einen fragenden Blick zu. Dieser nickte, als Zeichen, dass er mit seinen Entscheidungen einverstanden war. Plötzlich hörte Jack Will neben sich. „Jack...", begann dieser ungewöhnlich leise.

„Weißt du was Will? Du wolltest es nie einsehen... Du bist ein Pirat... Du belügst sogar deine Verlobte.. Ne Frau zu belügen, das vermögen nur die schlimmsten von uns Piraten..."

Der junge Schmied warf ihm einen unglücklichen Blick zu.

„Aber weißt du was noch das allerletzte ist? Du lässt dich erschießen und sagst mir nicht mal was... Und das... Bei unserer emotionalen Bindung... Ich bin enttäuscht", murmelte Jack und senkte den Kopf. Dann erhob er ihn wieder und blickte ihm in die Augen und Will glaubte etwas von tiefer Freundschaft und Gutmütigkeit darin zu finden. „Zieh das an... Ich dulde nicht, dass du so auf mein Schiff kommst. Du musst etwas angemessener gekleidet sein!"

Will blickte an sich runter und auf seinen nackten Oberkörper. Jack drückte ihm etwas Rotes in die Hand und verschwand dann ohne ein weiteres Wort. Will breitete den Stoff aus, den er gerade bekommen hatte und musste unweigerlich Schmunzeln. Statt eines Hemdes, wie Will es erst vermutet hatte, hatte ihm Jack ein Kopftuch gegeben. Es war rot und hatte einen Totenkopf eingefärbt, über dem sich zwei Schwerter kreuzten. Das Zeichen eines Piraten. Will erhob den Blick lächelnd und sah, wie Jack sich noch einmal umdrehte. „Augenklappe folgt", grinste er und ging zu Stiefelriemen.

Will blickte auf das Tuch in seinen Händen und hörte ein Schluchzen neben sich. Er drehte sich um und blickte in Elizabeths traurige Augen. „U..Und nun Will? Was jetzt?"

Will lächelte verbittert. „Elizabeth. Ich liebe dich, seid ich dich damals das erste Mal als kleiner Junge auf dem Schiff sah. Und ich werde immer bei dir sein, aber... Ich bin verflucht und nun ein Pirat. Und du bist die Tochter des Gouvernors."

Er hatte noch nicht zu Ende geredet, als sie ihn unterbrach: „Dann ist es vorbei?"

Will streckte seine Hand nach ihrer aus und verzog traurig das Gesicht. „Sag so etwas nicht. Ich würde mein ganzes Leben lang und darüber hinaus bei dir bleiben wenn ich könnte, aber.. So geht es nicht... Norrington ist gewiss... Ein guter Mann." Will versagte fast die Stimme als er den letzten Satz aussprach. Der Commodore stand in ihrer Nähe und hörte das Gespräch mit an, er blickte zwar auf bei Wills Worten, hatte aber keinen Ausdruck von Triumph oder Freude in den Augen. Elizabeth schluchzte und verlor einige Tränen. Will nahm sie in die Arme und küsste sie mit seinen kalten Lippen. „Ich liebe dich Elizabeth Swann", hauchte er und verließ sie. Er wischte sich kurz über die Augen und blickte sich nicht um, er hörte nur noch ihr Schluchzen hinter sich und hörte die Schritte des Commodores, die sich seiner Verlobten näherten.

Es war mitten in der Nacht als drei Schiffe in unterschiedliche Richtungen davon segelten. Auf dem einen befanden sich Commodore Norrington, der angeschlagene aber dennoch treue Gillette und der Rest der Royal Navy. Einige Männer würden den Hafen von Port Royal nur noch tot erreichen, denn manche hatten sie bereits tot aus der Höhle geschafft, andere würden die Nacht nicht überleben. So rang auch Mullroy mit dem Leben, doch Norrington war zuversichtlich, dass der tapfere Mann es schaffen würde. Er war bei der Schlägerei im Wasser ziemlich am Schluss schwer verwundet worden, doch er hatte Murtogg an seiner Seite der über ihn wachte. Norrington stand an der Rehling und blickte ins pechschwarze Wasser. Er hatte die Piraten davon segeln lassen und das ganz wissentlich. Vielleicht hatte er es getan weil er sich an die Worte eines alten Gouvernors erinnert hatte „Vielleicht ist die Piraterie selbst der richtige Weg". Norrington wusste nur, dass er richtig gehandelt hatte. Sicher er hatte viele Männer verloren, aber er hätte noch mehr verloren wenn er in der Höhle weitergekämpft hätte. Er richtete sich auf und stöhnte kurz. Nun brauchte er nicht mehr den furchtlosen, starken Commodore mimen. Für diese Nacht jedenfalls nicht mehr. Es war an der Zeit sich Ruhe zu gönnen, damit seine Wunden verheilen konnten. Norrington blickte in den Himmel und schlurfte dann über Deck, um die Treppen zu seiner Kajüte hinabzusteigen.

Barbossa ließ sich dazu hinreißen Jack den Piratengruß entgegenzubringen, als sein Schiff, die Dauntless, sich langsam von der Black Pearl entfernte. Der alte Pirat war recht zufrieden damit wie es ausgegangen war. Er hatte schwerlich auf die Pearl verzichtet, aber dafür hatte er jetzt das verfluchte Gold, sein Leben und das Gefühl des Triumphes. „In drei Monaten auf Torguga, mein Lieber und wehe ich treffe dich da nicht", rief er zu dem anderen Schiff rüber. „Was denkst du, ich lasse es mir doch nicht entgehen dir das erste mal etwas von meiner Beute abzugeben", kam die Antwort prompt. Barbossa grinste und herrschte seine Crew an, härter zu Arbeiten. Ragetti hatte jetzt eine bloße Holzkugel im Auge, auf der er in recht primitiver Art die Iris und die Pupille eines Auges gezeichnet hatte. Sein echtes Holzauge war bei der großen Rangelei verloren gegangen. Pintel tröstete ihn damit, bald ein richtiges Glasauge zu bekommen. Jack der Affe sprang auf Barbossas Schulter und kreischte in die dunkle Nacht hinein. Dann verschwand die Dauntless in dem Nebel, der scheinbar selbst von ihr auszugehen schien, denn auch ihre Segel waren nun zerfetzt, sie wirkte alt und der Nebel umklammerte sie wie eine geisterhafte Hand. Sie war nun ein Geisterschiff, wie die Black Pearl und geisterhaft entschwand sie auch in die Tiefe der Nacht hinein.

Der Mond war wolkenverhangen, als die Black Pearl von der Insel davon segelte. Will stand mit seinem Vater an Deck und unterhielt sich leise. „Ich bin stolz auf dich William Turner", sagte Bill selbstverständlich. „Du bist gar nicht der strenge, überhaupt nicht lustige Mensch für den ich dich gehalten habe!"

Will lächelte leicht, es erstarb jedoch sofort wieder. „Aber es hat nicht funktioniert.."

„Was ist schon ein ewig verfluchtes Leben? Man soll nichts dramatisieren", grinste Stiefelriemen. Will schüttelte den Kopf und sein Lächeln kehrte zurück. „Aber Elizabeth werde ich nie wieder sehen..." In dem Moment wo Will das sagte polterte es und eine verhüllte Gestalt kam an Deck aus der Kabine. „Nun ja das..", Stiefelriemen räusperte sich und klopfte ihm auf die Schulter. Dann verschwand er plötzlich und Will sah im fragend hinterher. Stattdessen näherte sich ihm die verhüllte Gestalt und zog sich das Tuch weg. Elizabeth stand vor Will und lächelte ihn liebevoll an. Dem Schmied verschlug es die Sprache und es hätte ihm auch den Atem verschlagen, wenn er denn noch welchen gehabt hätte. „Eli... Elizabeth? Wie.. Aber..", stotterte Will, doch sie legte ihm den Finger auf die Lippen. „Sag nichts..."

„Aber ich bin verflucht... Und ein Pirat... Du kannst hier nicht bleiben... Du solltest bei Norrington sein! Ich bin untot..", stammelte Will und sah sie bittend an. Elizabeth lächelte geheimnisvoll und dem Moment lugte der Mond durch das finstere Wolkendach und strahlte mit seinem Schein auf sie herab. Ihre Haut verschwand, ihre Haare wurden stumpf und ihre Kleidung löchrig. Will stotterte. „Das.. Wie..."

„Barbossa... Er hatte nichts dagegen, dass ich mir eins genommen habe..!" Sie deutete auf ihren Hals, um den eine Kette hing und an ihr funkelte im Schein des Mondes ein Medaillon.

„Du bist... Es...".

„Du wolltest für die Ewigkeit bei mir bleiben.. Nun hast du die Gelegenheit dazu, William Turner! Was sagst du?"

„Ich... Ich sage.. Ich kann zum ersten Mal nicht behaupten, dass du bezaubernd aussiehst", lächelte er, als er ihr bloßes Skelett mit den wenigen Hautresten sah.

Elizabeth kicherte. „Das fasse ich als Kompliment auf..."

„Der Junge hat Witz, ich habe es immer gewusst", säuselte Jack und warf Elizabeth ein Tuch mit einem Totenkopf zu. „Anziehen... Auf meinem Schiff tragen Piraten so etwas..."

Elizabeth grinste. „Aye, Captain!" Sie band sich das Tuch um den Kopf und trat aus dem Mondlicht heraus. Will nahm sie in die Arme und küsste sie. Jetzt hatte er keine Wahl mehr. Elizabeth hatte entschieden und er war ihr sehr dankbar für diese Entscheidung. Er liebte sie und nun konnte er für alle Ewigkeit mit ihr zusammen sein.

Jacks Crew, allen voran Gibbs, arbeiteten fleißig an Deck und beobachteten die Szene gerührt. Annamaria stand lächelnd am Steuer und führte das Schiff Richtung Süd-Westen, so wie Jack es ihr befohlen hatte. Bald verschwanden die Wolken und der bloße Vollmond schien auf die Black Pearl herab. Jack traute seinen Augen kaum als er seine Crew anblickte sah dreimal hin, bis er es glauben konnte was er sah. „Was zur Hölle...". Auch Stiefelriemen und Will waren erschrocken und erstaunt zugleich und hatten beide das selbe Gesicht aufgesetzt. Nur Elisabeth lächelte wissend. „GIBBS! Ich verlange eine Erklärung", dröhnte Jacks Stimme über Deck. Ein Skelett löste sich aus der Menge der Anderen und trat vor. Annamaria betrachtete sich ihre nicht mehr vorhandene Haut und blickte zum Mond auf.

„Captain... Wir.. Wir dachten.. Zu einem Verfluchten Captain und einem Geisterschiff gehört auch eine angemessene Crew...", sagte Gibbs sanft. Alle Piraten kramten daraufhin in ihren Taschen und zogen ein Amulett hervor, dass ein jeder aus der Truhe entwendet hatte.

„Gibbs.. Ihr.. Oh Gibbs, du bist verrückt! Völlig irre", war alles, was Jack sagte.

„Verrückt.. Seid ich dich kenne, hat das Wort eine ganz andere Bedeutung! Ich fasse das als ein Kompliment auf", grinste das Skelett.

„Wir sind schlimme Schurken", murmelte Jack und sah an sich hinab. Will und Elizabeth hielten sich lächelnd in den Armen, Stiefelriemen klopfte Jack mit seiner knochigen Hand grinsend auf die Schulter. „Eine tolle Crew Jack..."

"Die Beste", lobte der Captain. Dan machte er eine Pause und fuhr herum, so dass sein Schmuck auf seinen Knochen klimperten. „Also dann ihr verfluchten Seelen, bringt mich zum Horizont!"

„AYE Captain", ertönte es einstimmig von der Crew und alle gingen an ihre Arbeit. Will und Elizabeth küssten sich im Schein des Mondes und Jack verzog gespielt angewidert das bisschen Haut auf seinem Gesicht, als er die beiden Skelette beim Küssen sah.

Die Black Pearl rauschte auf dem dunklen Meer dahin und boot einen schauerlichen Anblick mit ihrer verfluchten Besatzung. Und während sie über die seichten Wellen segelte und der Wind sanft rauschte drang ein Lied durch die Nacht und besonders die letzten Worte waren so laut, dass sie von dem sanften Wind ein ganzes Stück weit getragen wurden. „Yo Ho Piraten", trug der Wind über die schwarze See.

Ende

So, damit ist die Geschichte beendet! Ich hoffe, ihr mögt das Ende, ich habe mich den Produzenten von FDK angepasst, die ja gesagt haben, sie wollen drei Teile drehen... ;-)

Es tut mir sehr leid, dass es so lange gedauert hat... Ich hoffe ihr verzeiht mir.. ;-) Ich hoffe ihr hattet euren Spaß und bedanke mich ganz herzlich für alle Reviews!