Leonel: ich habe in diese Story noch einige humorvolle Stellen eingestreut, um sie nicht ganz so traurig und so düster wirken zu lassen. Ich denke auch, dass Aragorn diese Königsgewandung nicht so ganz behagt hat.
Lady: Keine Bange, es wird keine PWP-Story. Das kann ich dir versichern. Viel Spaß beim Weiterlesen!
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Kapitel 4:
Faramir war normalerweise ein ziemlich geduldiger Mensch. Doch Aragorns Versprechen ließ ihm keine Ruhe. Nun waren bereits zwei Monate seit der Krönung vergangen. Er selbst war inzwischen mit Éowyn in Rohan verheiratet worden und würde nun bald mit seiner Gemahlin nach Emyn Arnen ziehen, wo zur Zeit das alte Fürstenhaus restauriert wurde.
Er traf zwar fast täglich den König, weil es wichtiges über die Regierungsgeschäfte zu besprechen und zu erklären gab, doch die beiden waren nie alleine. Immer waren irgendwelche Berater oder Soldaten dabei, die in die Besprechungen miteinbezogen werden mussten. Allmählich verlor Faramir auch den Mut, Aragorn zu fragen. Er wollte dem König nicht auf die Nerven gehen. Und trotzdem: er musste einfach wissen, was Boromir in seinen letzten Minuten gesagt hatte und wie er genau gestorben war.
Eines Morgens hatte Faramir schließlich Glück: Aragorn befand sich alleine im Thronsaal. Gelangweilt schlich der König um den Thron. Er kam sich vor wie in einem goldenen Käfig.
„Guten Morgen, Aragorn!" Faramirs Stimme hallte durch den Thronsaal.
Aragorn drehte sich um und lächelte: vielleicht hatte er den jungen Statthalter endlich einmal einige Minuten alleine für sich. Freundschaftlich legte er den Arm um Faramirs Schultern. Aragorn genoß es, den jungen Mann zum ersten Mal seit langem wieder berühren zu können.
„Was gibt es, mein Freund? Für heute ist doch gar keine Besprechung angesetzt, oder?"
„Nein, tatsächlich nicht, mein König," erwiderte Faramir verlegen.
„Bitte nenne mich auch weiterhin Aragorn, wenn wir unter uns sind. Nun, was gibt es?"
„Du hast mir doch vor geraumer Zeit versprochen, mehr von Boromirs Tod zu erzählen," rückte Faramir endlich mit der Sprache heraus.
Aragorn lächelte gequält. Er erinnerte sich noch gut an sein Versprechen. Es würde ihm höchstwahrscheinlich immer noch schwer fallen, darüber zu reden. Gleichzeitig aber sah er die Gelegenheit, mit Faramir einen Abend ganz alleine zu verbringen. Seine Gemahlin würde er zu Éowyn schicken. Die beiden Frauen verstanden sich sowieso überraschend gut.
„Komm heute abend zu mir, Faramir," sagte Aragorn schließlich. „Arwen wird in dieser Zeit Éowyn besuchen. Ich hoffe, du bist damit einverstanden."
Faramir blickte den König erfreut an.
„Auf dieses Gespräch habe ich so lange gewartet. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich diesen Abend herbeisehne."
Er verabschiedete sich hastig von Aragorn. Der König sah ihm nach und wieder einmal blieb sein Blick an Faramirs Hinterteil haften.
Die Stunden zogen sich dahin wie Ewigkeiten. Faramir saß am Nachmittag in der Schreibstube des Königs und erledigte noch einigen Papierkram für Aragorn. Das war ein Abkommen, das sie getroffen hatten, denn dem ehemaligen Waldläufer graute es vor dem Schreibtisch. Faramir hatte sich inzwischen ganz gut eingearbeitet und die Bewältigung der Schreiberei ging ihm rasch von der Hand. Doch heute hielt er immer wieder inne und dachte daran, was Aragorn ihm wohl von Boromir berichten würde. Er hoffte so sehr, dass der Tod seines Bruders nicht zu qualvoll gewesen war. Sich vorzustellen, dass Boromir langsam am Parth Galen verblutet war, trieb ihm Tränen der Trauer in die Augen.
Als die Sonne untergegangen war, nahm Faramir mit Éowyn ein einfaches Nachtmahl ein. Sie war aufgekratzt und freute sich schon auf Arwens Besuch. Der junge Truchseß dagegen verspürte jetzt Furcht vor dem Gespräch. War es wirklich so gut für ihn, wenn er Details über Boromirs Tod erfuhr? Er verabschiedete sich von Éowyn mit einem innigen Kuß und ging hinüber zur Zitadelle, wo das Königspaar hauste.
Unterwegs begegnete ihm Arwen, die gerade zu ihrer Freundin Éowyn eilte. Sie wirkte ebenfalls gutgelaunt. Faramir grüßte sie und sah ihr bedauernd nach: die beiden Frauen würden einen netten Abend miteinander verbringen. Und was erwartete ihn?
