Knapp
drei Wochen später befanden sich Honey, Leo und ihre Mutter in
der Winkelgasse, um Schulsachen zu kaufen. Während ihre Mutter
Geld holte, erzählte Leo ihr von Hogwarts. Honey hörte
aufmerksam zu. „Und
unser Quidditchteam ist das beste seit 20 Jahren! James Potter ist
ein Spitzensucher und Joanna McDonald ist die beste Treiberin, die
wir je hatten. Jonathan Wood hat ein klasse Team auf die Beine
gestellt..."
In
der Menge entdeckte Honey eine kleine Familie. Alle waren merkwürdig
gekleidet und schienen sehr verwirrt zu sein. Eine der beiden Töchter
war in Honeys Alter, sie hatte leuchtend rote Haare, grüne Augen
und schien etwas zu klein zu sein; staunend blickte sie um sich. Die
andere Tochter hatte blonde Haare, war groß, dürr und
hatte einen merkwürdig angeekelten Ausdruck auf dem Gesicht.
„Mutter
warum musste ich mitkommen? Es ist ätzend hier! Wenn meine
Freunde das erfahren!" Sagte die Blonde zickig.
„Petunia,
ich bitte dich! Hätten wir dich zu Hause alleine lassen sollen?"
Antwortete ihre Mutter. „Jetzt müssen wir uns hier nur noch
zurecht finden."
„Hey
Honey! Warte! Wo willst du denn hin?"
Honey
war kurz entschlossen auf die Familie zugelaufen, Petronius dicht
hinter ihr.
„Hallo!"
Sagte sie freundlich grinsend. „Brauchen sie Hilfe?"
„Ja,
Kleines. Das wäre nett. In dem Laden hat man uns gesagt, wir
müssten unser Geld umtauschen. Aber wir sind doch immer noch in
London, oder?" Die Frau hielt ihr ein Stück Papier hin, was
wahrscheinlich Muggelgeld war. „Ist
damit etwas nicht in Ordnung?" Honey
sah es sich an und lachte.
„Das
ist doch Muggelgeld. Damit können sie hier nicht zahlen. Sie
müssen es da vorne umtauschen gehen." Honey wies auf ein
großes Gebäude auf dessen Schild „Gringotts" zu lesen
war.
„Hab
tausend Dank." Sagte die freundliche Muggelfrau und ging mit ihrer
Familie Richtung Gringotts, aus der Mrs Jackson gerade kam.
„Honey!
Was hast du denn mit diesen eigenartigen Leuten zu schaffen?"
„Die
sahen so verloren aus und ich war der Retter in der Not."
Antwortete sie ihrer Mutter strahlend.
Kopfschüttelnd
lotste sie ihre Kinder durch die Läden bis sie fast alles auf
der Liste hatten. Leo hatte zwischendurch seinen Freund Jonathan Wood
entdeckt und sich mit ihm in den Quidditchladen abgesetzt.
„Fehlen
nur noch die Uniform und der Zauberstab. Also, auf zu Ollivander und
danach zu Madam Malkińs."
Auf
dem Ladenschild stand geschrieben „Ollivander - Gute Zauberstäbe
seit 382 v. Chr.". Honey erinnerte sich an den lustigen alten Mann,
der schon den Zauberstab ihrer Großmutter hergestellt hatte.
Ein wenig nervös betrat sie mit ihrer Mutter und den beiden
Wölfen den Laden. Das kleine Glöckchen über der Tür
begann zu bimmeln und ein alter Mann mit leuchtenden, blassen Augen
trat aus den Regalen, die mit kleinen Schachteln vollgestopft waren
hervor.
„Mrs
Jackson!" Sagte er freudig. „Spezialanfertigung, Bergahorn, 9
Zoll, Halbwolfhaar." Er schüttelte ihr und danach Honey
lächelnd die Hand. „Und nun ist bereits die junge Miss Jackson
so weit." Er suchte hinter seinem Tresen eine kleine Schachtel
hervor. Er öffnete sie und holte einen wunderschönen,
glänzenden Zauberstab hervor und gab ihn Honey.
„Wir
wollen wir doch noch einmal testen, ob alles richtig gemacht wurde.
Schwingen sie ihn."
Vorsichtig
schwang Honey ihren Zauberstab leicht durch die Luft. PUFF! Mit
einem lauten Knall explodierte eines der Regale und sämtliche
Zauberstabschachteln verteilten sich auf dem Boden. Petronius begann
zu fiepen. Honey zitterte. Hatte sie etwas falsch gemacht? Hatte sie
den Ast falsch abgeschnitten? War es der falsche Winkel gewesen?
Hatte sie etwas Falsches gedacht?
„Oh,
Verzeihung Miss Jackson." Sagte Mr Ollivander. „Ich habe ihnen
den falschen Stab gegeben." Er zog eine weitere Schachtel unter dem
Tresen hervor. Honey atmete auf. Er reichte ihr den hellbraunen,
herrlich polierten Zauberstab. Sie schwang ihn sehr vorsichtig.
Rotgoldene Funken prasselten aus der Spitze hervor und hüllten
Honeys lachendes Gesicht in warmes Licht.
„Das
ist jetzt aber der Richtige! Wenn nicht nehme ich ihn trotzdem!" Mrs
Jackson und Mr Ollivander lachten.
„Ja,
diesmal ist es wirklich der Richtige." Er wandte sich an Honeys
Mutter. „Das macht dann 14 Galleonen." Mrs
Jackson zahlte und sie verabschiedeten sich.
Draußen
wandte sie sich an Honey: „Geh doch schon mal allein zu Madam
Malkińs. Ich muss schnell deinen Bruder davon abhalten, sein
Taschengeld für einen Rennbesen auszugeben, der gleich beim
ersten Spiel kaputt geht!" Sie drückte Honey den Beutel mit
Geld in die Hand und huschte in Richtung „Qualität für
Quidditch". An solche Kurzvisionen ihrer Mutter war sie bereits
gewöhnt, also ging sie alleine in den Laden.
Die
freundliche, stämmige, junge Hexe kam sofort auf sie zu
gerauscht.
„Du
möchtest doch sicherlich auch deine Hogwartsgarnitur kaufen,
Liebes. Stell dich dort drüben auf den Schemel neben das andere
Mädchen. Ich werde dann gleich kommen und wir können dann
den Umhang abstecken. Ach und ich hoffe der da..." Sie wies auf
Petronius. „Ist stubenrein." Noch bevor Honey antworten konnte,
verschwand Madam Malkin in einem Hinterzimmer. Sie zuckte mit den
Schultern und ging auf die Anprobeecke zu. Zu ihrer Überraschung
stand auf den anderen Schemel das rothaarige, kleine Mädchen von
vorhin und lächelte ihr freundlich zu.
„Hallo!
Das war echt nett vorhin. Meine Eltern sind Muggel, wie du
wahrscheinlich gemerkt hast. Sie kaufen gerade die Schulbücher.
Du kommst also auch neu nach Hogwarts? Ist das nicht aufregend? Wenn
man bedenkt, dass ich vorher keine Ahnung hatte, dass es sowas wie
Magie wirklich gibt. Ach ja, immer höflich sein. Ich bin Lily
Evans." Das rothaarige Mädchen streckte ihr grinsend die Hand
entgegen. Honey sah zu ihr auf, denn auf dem Schemel stehend war sie
nun etwas größer als sie selbst und ergriff ebenfalls
lächelnd ihre Hand.
„Freut
mich. Ich bin Honey Jackson." Stellte sich auf den Schemel und
überragte Lily nun wieder um einen Kopf. „Mein Bruder ist auch
in Hogwarts. Er kommt dort jetzt in die vierte Klasse."
„Das
ist ja toll! Dann weißt du wenigstens schon, wie es dort ist.
Meine Schwester hat keine Ahnung von Magie. Seit ich den Brief
bekommen habe, sieht sie mich nur noch an, als wäre irgendetwas,
was der Hölle entsprungen ist. Sie ist ́ne blöde Ziege.
Ich freu mich schon, sie nicht mehr ständig sehen zu müssen."
Sagte Lily.
„Kann
ich mir vorstellen, bei dem fiesen Gesicht, das sie dauernd zieht."
Beide lachten.
Aus
dem Hinterzimmer kam Madam Malkin, beladen mit mehreren Ballen Stoff.
Ihr folgte ein dachsgroßer Igel, dessen Stacheln bunte Köpfchen
an den Enden hatten, die wie kleine Stecknadeln aussahen. Lily und
Honey beobachteten mit Begeisterung, wie das possierliche Tier mit
jeder Nadel, die Madam Malkin in den Umhangstoff steckte, immer
kahler wurde, während Petronius zurückwich und sich in
einer Ecke zusammenrollte. Madam Malkin warf beiden einen viel zu
langen Umhang über und huschte nun von einer zur anderen und
steckte die Umhänge mit Nadeln ab, die sie aus ihrem Igel zog,
wobei sich Honey und Lily über Hogwarts unterhielten.
„Also,
in Hogwarts wird man in vier verschiedene Häuser eingeteilt. Die
ganzen Mistkerle werden nach Slytherin gesteckt, die Loser nach
Hufflepuff und was übrig bleibt nach Ravenclaw. Nur die besten
und tollsten kommen nach Gryffindor. Hat mir jedenfalls mein Bruder
so erzählt. Aber ich glaub́, er hat das nur gesagt, weil er in
Gryffindor ist und ihn die Slytherins letztes Jahr beim Quidditch
geschlagen haben. Er ist nämlich Hüter in der
Hausmannschaft." Erklärte Honey.
„Was
ist Quidditch?" Fragte Lily plötzlich. Petronius
blickte ungläubig auf und Honey starrte sie an, als hätte
sie gefragt, was ein Stück Kuchen sei.
„Du
kennst kein Quidditch? Quidditch ist unser Sport! Das einzig Wahre!
So ziemlich jeder kennt die Nationalmannschaften und
Weltmeisterschaftsspiele sind beinah immer ausverkauft." Berichtete
ihr Honey voll Begeisterung.
„Ah!
Verstehe! Also so wie Fußball in der Muggelwelt!"
„Wie
was?"
„Ach
nicht so wichtig... worum geht́s bei Wittisch?"
„QUIDDITCH!"
Berichtige Honey. „Also: Beim Quidditch spielen immer 2
Mannschaften mit 7 Spielern gegeneinander. Sie fliegen auf Besen und
es geht darum den Quaffel, eine Art Ball durch einen von drei
Torringen zu werfen. Dafür gibt es jedesmal 10 Punkte. Und die
Hüter, bei Gryffindor mein Bruder Leo, müssen die Ringe
bewachen und die Torschüsse verhindern."
„Also
doch wie beim Fußball!" Unterbrach Lily sie, doch Honey
überhörte es und erklärte weiter: „Die Spieler, die,
die Tore schiessen heißen Jäger. Bei Gryffindor sind das
der Captain Jonathan Wood, Liza Thompson und Richard Williams. Dann
gibt es noch Treiber. Die müssen versuchen die Spieler mit
Klatschern, das sind auch sowas wie Bälle, von ihren Besen zu
hauen. Gryffindors Treiber sind Joanna McDonald und Steward Fly. Der
wichtigste Spieler ist der Sucher. Der muss versuchen den dritten
Ball, den Schnatz zu fangen, dann ist das Spiel vorbei und die
Mannschaft bekommt 150 Punkte. Der Sucher von Gryffindor ist James
Potter."
Lily
seufzte.
„Ich
glaube, das werd ich mir nie merken können."
Honey
versuchte sie aufzumuntern.
„Solange
du bei jedem Tor, jubelst ist alles okay. Ich hoffe wir kommen in ein
Haus. Dann kann ich dir immer sagen, wann du jubeln musst."
Lily
begann zu Lachen. Sie unterhielten sich noch eine ganze Zeit lang
über Quidditch, Hogwarts und andere Dinge und Lily erzählte
von ihrem Muggelleben und wie sie je ohne Magie überleben
konnte, während Madam Malkin fortwährend steckte und nähte
und abschnitt.
„So,
meine Lieben", sagte sie eine Weile und mehrere Stiche später.
„Ihr könnt jetzt eure Umhänge nehmen und gehen."
Honey
und Lily bezahlten, nahmen die verschnürten Pakete mit den
Umhängen und gingen hinaus. Petronius folgte ihnen
schwanzwedelnd.
Draußen
wartete Mrs Jackson bereits mit Leo auf sie.
„Hast
du alles gekriegt? Beeil dich Kind wir müssen los!" Hetzte
sie.
Honey
verabredete sich mit Lily am Bahnhof von Kinǵs Cross und
verabschiedete sich dann von ihr.
