Die erste Woche verlief besser als Honey und Lily gedacht hatten. Der Unterricht verlief sogar so gut, dass Lily es sich in den Kopf gesetzt hatte, Jahrgangsbeste zu werden. Und so verbrachten sie die meiste Zeit in der Bibliothek und Honey bekam kaum Gelegenheit nach Remus Ausschau zu halten. Doch zum Glück konnte sie hier auch nicht auf Snape treffen, der sie bei den Mahlzeiten ständig ansah, als wollte er sie am liebsten vergiften.
Doch schon am Freitag traf sie wieder auf ihn. Die Gryffindors kamen gerade, wie immer vollkommen niedergeschlagen, vom Zaubertrankunterricht (diesmal war Sally Warren das arme Opfer gewesen), als ihnen auf der Treppe zum Unterricht für Verteidigung gegen die Dunklen Künste Snape mit einer Gruppe Slytherindritt- und Erstklässler entgegenkam. Honey versuchte sich zwischen den anderen zu verstecken, doch schon hatte er sie entdeckt. Absichtlich rempelte er sie an und flüsterte dabei kaum hörbar „Diffindo". Augenblicklich zerriss der Träger von Honeys Tasche und ihre Pergamente, ihr Tintenfass und ihre Bücher verteilten sich auf der Treppe zwischen dem zweiten und dritten Stock. Die Slytherins begannen laut zu lachen. Snape zischte ihr ein gekünsteltes: „Hättest du doch besser aufgepasst." zu und zertrat, während er die Treppe hinabstieg, absichtlich ihre Feder. Honey kochte vor Wut. Was bildete der sich ein? Wütend zog sie ihren Zauberstab.
„Zaubern ist auf den Gängen doch verboten." Warnte Simon Higgins sie noch als ihn auch schon auf Snape richtete.
„Locomotor Mortis!"
Snapes Beine sprangen zusammen und er schaffte es gerade noch sich am Geländer festzuhalten.
„Wow!" Sagte Lily anerkennend. „Woher kannst du den denn?"
„Zwei Jahre lang hat mein Bruder mich damit geärgert. Jetzt war endlich mal zu etwas nütze." Antwortete Honey stolz, doch schon hatte Snape einen Gegenfluch gemurmelt und hob erneut seinen Zauberstab.
„Expelliarmus!" Rief eine Stimme von oben. Snapes Zauberstab flog durch die Luft und landete im Helm einer Rüstung in der ersten Etage.
Alle Augen waren jetzt auf das obere Ende der Treppe gerichtet, von dem aus vier Jungen nach unten stürmten.
„Nana, Severus. Du wirst dich doch wohl nicht an Erstklässlern vergreifen wollen." Hörte Honey James sagen, während die anderen Drei ihr beim Aufsammeln ihrer Schulsachen halfen. Man konnte die Spannung zwischen James und Snape förmlich spüren. Ein ziemlich flinker, kleiner Erstklässler, der inzwischen in die erste Etage und wieder hinauf gehuscht war, reichte Snape seinen Zauberstab.
„Oh, wie ich sehe, hast du dir schon kleine Zanzarianer erzogen." Scherzte James, doch er lächelte dabei nicht.
„Gibt es Probleme?" Hauchte die kalte Stimme von Professor Zanzarah vom Fuß der Treppe. Sofort wichen alle Schüler zurück und drängten sich so weit sie konnten an den Rand der Treppe. Nur Snapes Gesicht schien sich plötzlich aufzuhellen.
„Nein, Professor Zanzarah. Wir..."
„Sie hatten doch nicht etwa vor hier zu zaubern?" Unterbrach Zanzarah Snape.
„Aber natürlich nicht, Professor." Schleimte Snape.
„Gut." Zanzarah lächelte kalt. „10 Punkte Abzug für Slytherin, weil sie mich belogen haben und 5 weil sie doch gezaubert haben." Die Gryffindors begannen verhalten zu kichern. Snape allerdings sah aus, als hätte man ihm einen Stich ins Herz versetzt.
„Da gibt es nichts zu lachen, Mr Potter. Denn auch sie haben unerlaubterweise gezaubert, das macht dann 5 Punkte Abzug für Gryffindor." Das Lachen verstummte.
„Und sie sollten lernen sich besser zu wehren. Das werden sie nämlich bald müssen." Flüsterte Zanzarah Honey im Vorbeigehen zu.
Honey stopfte schnell ihre Sachen in ihre Tasche zurück. Remus reichte ihr ihre zertretene Feder.
„Tut mir Leid, die ist nicht mehr zu retten. In zwei Wochen dürfen die Drittklässler nach Hogsmeade. Soll ich dir eine Neue mitbringen?" Honeys Herz schlug wie wild. Sie hatte das Gefühl mindestens so rot angelaufen zu sein, wie der Teppich im vierten Stock.
„Ja, gerne." Stammelte sie lächelnd und bemerkte nicht wie sich Lily ein beinah schadenfrohes Grinsen verkniff. Snape und ihre kaputte Tasche hatte sie vollkommen vergessen. Die Slytherins waren in der Zeit beleidigt von dannen gezogen, ebenso wie Professor Zanzarah der gerade im dritten Stock verschwunden war, als sie von oben piepsiges, kicherndes Gelächter hörten. Plötzlich schoss mit unglaublicher Geschwindigkeit eine kleine, blaue, giggelnde Wolke aus dem dritten Stock.
„Was ist das?" Fragte Timmothy Higgins fassungslos.
„Oh, es gibt tatsächlich Dinge, die Meister Higgins nicht weiß." Lachte Bobby Joe Manson, doch das Lachen verging ihm als sich die Wolke auf ihn stürzte und ihn in die Luft empor hob.
„Das sind Wichtel!" Rief Donald Simmons ungläubig.
Bobby Joe hing keifend und schreiend in der Luft zwischen dem fünften und sechsten Stock.
„Holt mich hier runter!" Brüllte er jetzt fast panisch.
„Verflucht! Das kann doch nicht wahr sein!" Professor Garbarec, der Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste war aus seinem Büro gelaufen. Er war sehr groß, jung und muskulös und sah mit seinen modisch verstrubbelten, langen, blonden Haaren eher wie ein Löwe aus. Entschlossen rief er Bobby Joe zu: „Rühr dich nicht von der Stelle! Ich hol dich da herunter! Black! Lupin! Assistieren sie mir!" Remus und der Größte von den vier Jungs liefen die Treppe hinauf und zückten ihre Zauberstäbe. Die Beiden zielten auf die Wichtelwolke und riefen: „Immobilus!" Augenblicklich erstarrten die Wichtel und unter großen Schreien fiel Bobby Joe gen Boden. Doch Professor Garbarec zielte kurz und sagte dann: „Wingardium Leviosa!" Bobby Joe hörte auf zu schreien und schwebte jetzt langsam auf die Treppe zu.
„Das war gute Arbeit, Jungs. 5 Punkte für Gryffindor!" Sagte er stolz und wandte sich dann an Honey und ihre Mitschüler. „Und ihr solltet euch beeilen! Der Unterricht beginnt gleich. Was wird euer Lehrer bloß sagen, wenn ihr zu spät kommt?" Sie begannen zu lachen, denn schließlich war er es selbst bei dem sie jetzt Unterricht hatten und Professor Garbarec wusste das nur zu gut.

Während des Unterrichts flüsterten Honey und Lily leise miteinander.
„Was hat der alte Geier dir zugeflüstert?" Fragte Lily.
„Er hat gesagt, ich soll besser lernen mich zu wehren, weil ich es noch brauchen würde." Antwortete Honey. „Glaubst du, er hat die Wichtel freigelassen?"
„Wie hätte er das denn machen sollen? Die Wichtel waren hier in Professor Garbarecs Büro eingesperrt. Er hätte es nicht schaffen können, ohne dass ihn jemand gesehen hätte."
„Wären die beiden Damen bitte auch so freundlich, dem Unterricht zu folgen. Schwätzen sie lieber gleich in der Flugstunde, denn was Professor Hawkins erzählt ist mit Sicherheit nicht so prüfungsrelevant, wie mein Bericht über meinen Kampf gegen die Acromantula in Borneo." Unterbrach Professor Garbarec die Beiden.
„Ähm, tut uns Leid Professor, wir..." Stammelte Lily.
„Vielleicht möchten sie uns mitteilen, was es denn so Interessantes zu bereden gab?"
„Wir... wir..." Stammelte Lily weiter.
„Wir haben uns überlegt, ob wir auch bald gegen Wichtel antreten dürfen." Log Honey schnell.
„Ah, sie wollen also schon zur Praxis übergehen. Würden sie mir dann trotzdem gestatten, meinen Bericht zu vollenden? Vielleicht sogar mit ihrer Aufmerksamkeit?"
Lily und Honey nickten.
„Natürlich, Professor."
Professor Garbarec fuhr fort. Honey und Lily sahen sich kurz an und warteten dann auf das Ende der Stunde.