Am 23. September kam dann endlich der große Tag: Honeys Geburtstag.
Doch auch für die Schüler der dritten Klasse war es ein wichtiger Tag,
denn heute durften sie zum ersten Mal nach Hogsmeade. Das bedeutete
außerdem, dass Honey nicht in Gefahr laufen konnte, Snape über den Weg
zu laufen.
Noch früher als gewöhnlich erwachte Honey an diesem Tag.
Mühevoll versuchte sie ruhig im Bett liegen zu bleiben, um die anderen
nicht zu wecken, was sich allerdings beim Anblick des Geschenkehaufens
vor ihrem Bett als äußert schwierig heraus stellte. Pünktlich um halb
neun siegte dann ihre Neugier über ihre Rücksicht und sie stürzte sich
auf die Geschenke. Die Geburtstagskarten, die wie auf Befehl alle zu
singen begannen, ignorierte sie und zerriss gierig das Papier. Von dem
mehr lautem als schönem Gesang der Karten, wurden auch Lily, Sally und
Marianna wach. Während Lily sofort auf Honeys Bett gekrabbelt kam und
ihr überschwänglich gratulierte, murmelten Sally und Marianna nur ein
verschlafenes „Happy Birthday" und drehten sich wieder um. Nach kurzer
Zeit hatte Honey ein Zauberschachspiel, ein magisches Märchenbuch, eine
riesige dreistöckige Schokoladentorte und einen Haufen Süßigkeiten
ausgewickelt und auf ihrem Bett verteilt. Lily sprang aufgeregt von
Honeys Bett und krabbelte und nach kurzem Gewühl mit einem unförmigen,
in Blumenpapier verpacktem Geschenk wieder erschien. Begeistert hielt
sie es Honey vor die Nase.
„Alles Gute zum Geburtstag!"
Honey riss ihr das Paket aus der Hand und zog ein buntes Stück
Holz in der Form einer kleinen Bratpfanne hervor, in dessen Mitte ein
Bällchen an einer Schnur befestigt war.
„Wow! Danke! Was ist das?" Fragte Honey etwas verwirrt und drehte und wendete ihr Geschenk.
„Das hab ich dir in einem Muggelladen gekauft. Das macht
wirklich Spaß! Ich zeig dir, wie es geht." Lily nahm ihr die
merkwürdige Pfanne aus der Hand und bewegte sie so, dass der kleine
Ball immer wieder gegen die Platte schlug. Es sah recht lustig aus.
Lily drückte es ihr in die Hand und vorsichtig probierte Honey es aus.
Zuerst wollte es nicht so recht klappen, doch nach kurzer Zeit hatte
sie den Dreh raus und saß begeistert dem ewigen Tak-Tak-Tak lauschend
auf ihrem Bett.
Gegen halb zehn quälten sich dann auch Marianna und Sally aus
ihren Betten, bestaunten Honeys Geschenke und halfen beim Vertilgen der
Riesentorte.
Am späten Nachmittag kehrten die älteren Schüler aus Hogsmeade zurück.
Honey und Marianna waren gerade in eine spannende Partie Schach
vertieft, während Lily und Sally ihnen zuschauten, als Leo, begleitet
von Jonathan und Steward mit breitem Grinsen den Gemeinschaftsraum
betrat und Honey sein Geschenk überreichte.
„Hab´s gerade gekauft!" Sagte er.
Neugierig wickelte sie ihr Geschenk aus und eine Kiste Dr
Filibuster´s Feuerwerkskrachern. Kichernd zog sie einen Kracher aus der
Kiste, tippte ihn kurz mit ihrem Zauberstab an und warf ihn in die
Luft, wo er laut krachend und Funken sprühend explodierte.
„Na, was denn? Ihr fangt mit dem Feiern ohne uns an?" Scherzte
James, der gefolgt von Sirius, Peter und Remus durch das Porträtloch
stieg.
„Wer keine Geschenke mitbringt, darf auch nicht mit feiern!" Sagte Honey grinsend und zog die Nase kraus.
„Wer hat denn gesagt, dass wir keine mitbringen?" Antwortete
Sirius und zog ein Paket von der Größe einer Streichholzschachtel aus
der Tasche und drückte es ihr in die Hand. Honey starrte verwundert auf
das winzige Päckchen.
„Moment, noch bin ich nicht fertig. Engorgio!" Die kleine
Streichholzschachtel wuchs ruckartig auf die Größe eines Schuhkartons
und Honey hatte Mühe ihn nicht fallen zu lassen.
„Das ist von uns vieren!" Sagte Peter stolz.
Neugierig öffnete Honey den Deckel des Pakets, worauf ihr
ungefähr 10 Schokofrösche entgegensprangen, sich wie ein Kirchenchor
auf dem Tisch aufstellte und ‚Happy Birthday' zu quaken begangen.
Nachdem sie sich glücklich bedankt und die Frösche wieder verstaut
hatte, zog Remus sie am Ärmel ein Stück von den anderen weg.
„Ich muss mal kurz alleine mit dir reden." Flüsterte er.
„O.o.ookay." Stotterte Honey mit puterrotem Kopf zurück.
Zitternd folgte sie ihm in die andere Ecke des Raumes und versuchte die
dummen Kommentaren der anderen, wie Sirius´ „Hey, geh ran Casanova"
oder James´ „Vergesst nicht, dass wir euch immer noch sehen können" zu
überhören.
Mit klopfendem Herzen stand sie in der Ecke vor ihm. Remus zog
eine längliche Schachtel in Sternchenpapier gewickelte Schachtel aus
seinem Umhang und hielt sie Honey hin.
„Hier, für dich."
„Oh... D-Danke." Stammelte sie, nahm mit zitternden Finger die
Schachtel entgegen und öffnete sie. Zum Vorschein kam ein
wunderschöner, limonengrüne Schreibfeder. Natürlich! Remus wollte ihr
ja eine neue Feder kaufen!
„Ach natürlich, die Feder! Wie viel bin ich dir schuldig?" Fragte Honey.
„Es ist ein Geschenk. Schließlich hast du Geburtstag. Und
immerhin hat deine Mutter uns 50 Rabatt gegeben, als wir ihr gesagt
haben, dass die ganzen Schokofrösche für dich sind."
„Danke. Er ist w..wirklich wunderschön." Stammelte Honey. Remus
lächelte müde. Erst jetzt fielen Honey die Ringe unter seinen Augen und
sein müder Blick auf.
„Du siehst krank, geht´s dir gut?" Fragte sie besorgt. Plötzlich schien er extrem nervös zu werden.
„Ach... Ich ... hab mir wahrscheinlich nur eine Erkältung eingefangen. Nichts ernstes." Antwortete er.
„Wie wär´s mit einem Stück von Mums
Mega-Spezial-Schokoladentorte? Mir geht´s danach immer gleich viel
besser." Honey lächelte ihn sanft an.
„Gerne." Antwortete Remus.
„Ich geh den Rest schnell holen." Sagte sie und zischte wie ein
geölter Blitz hoch in den Schlafsaal, atmete erst einmal tief durch und
legte den Federkiel mit allergrößter Vorsicht auf ihren Nachtschrank.
Nachdem sich ihr Herzschlag wieder beruhigt hatte und sie wieder klar
denken konnte, schnappte sie sich den Rest von ihrer dreistöckigen
Geburtstagstorte und balancierte ihn treppabwärts.
„Na endlich! Ich dachte schon, ich müsste hier verhungern!" Beschwerte sich Sirius lautstark.
„Wer hat denn gesagt, dass du was abkriegst?" Sagte Honey
ironisch und stellte den Kuchen auf den Tisch, während Leo mit einem
lautem Puff ein paar Pappteller erscheinen ließ und verteilte. Sally
nutzte die Gelegenheit um sich mit zwei Stücken Kuchen beladen, zu
Steward zu drängen. Steward allerdings nahm ihr sie kaum beachtend den
Kuchen ab und wandte sich wieder seiner Quidditchdiskussion mit
Jonathan zu. Doch Sally ließ sich nicht so schnell abwimmeln und blieb
demonstrativ neben Steward stehen und stimmte ihm gelegentlich zu, auch
wenn sie eigentlich kein Wort verstand.
Honey seufzte. Wie konnte man nur so aufdringlich sein? Während
die anderen Petronius dabei beobachteten, wie er einen entwischten
Schokofrosch jagte, biss Honey in ihr Stück Kuchen und sah aus dem
Fenster.
„Seht euch das an!" Sagte sie vergnügt. „Die Gartengnome führen schon wieder Krieg gegen Hagrid."
