Gegen Ende Oktober wurde es abends bereits früh dunkel, doch Honey, Lily und Sally gingen weiterhin zum Quidditchtraining. Alle drei waren sich sicher, dass Gryffindor dieses Jahr die Meisterschaft gewinnen würde, während Jonathan die armen Mannschaftsmitglieder weiterhin niedermachte.
„Ich schwöre euch, wenn Jonathan Morgen wieder was zu meckern findet, ertränke ich ihn persönlich im See!" Wütete James eines Abends nach dem Training auf dem Weg ins Schloss. Jonathan, Leo, Steward und Joanna waren bereits vor zehn Minuten zu einer Extra-Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste gegangen; Nachttraining, wie es Professor Garbarec nannte. Also wies Jonathan James an noch ein paar Mal den Schnatz zu fangen, während er meinte, es würde Liza und Richard nichts bringen, wenn sie als Jäger nur zu zweit trainieren würden. Vollkommen mies gelaunt stapfte er in Begleitung von Sirius, Remus, Peter, Lily und Honey über die Ländereien, die ihm teilweise auf sehr unhöfliche Art zustimmten. Honey konnte förmlich eine kleine blitzende Gewitterwolke über James´ Kopf erkennen, als er schwungvoll das Schlosstor aufstieß und auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum durch nicht weniger als fünf Geister einfach hindurchging. Auf der Treppe in den sechsten Stock hörten sie plötzlich ein wütendes Gebrüll hinter sich.
„POTTER! BLACK! LUPIN! PETTIGREW!" Schrie Argus Filch, der Hausmeister, aus voller Kehle und raste die Treppe hinauf.
„Ohoh, jetzt gibt´s Ärger." Sagte Remus noch, als Filch auch schon vor ihnen stand und sie mit irrem Blick anstarrte.
„Hab ich euch endlich! Ihr wart das!" Brüllte er.
„Wer war was?" Fragte Sirius und versuchte dabei unschuldig zu klingen und auszusehen.
„Ihr habt die Stinkbomben im Lehrerzimmer gezündet!"
„Habt ihr?" Flüsterte Honey aus den Mundwinkeln Peter zu.
„Ja, haben wir." Zischte er ein Grinsen unterdrückend zurück.
Honey wunderte dies keineswegs und sie versuchte mühselig sich das Kichern zu verkneifen, während James, Remus, Sirius und Peter versuchten ihre Unschuldsmienen aufrecht zu erhalten.
„Ihr braucht es gar nicht zu leugnen! Ich habe einen Zeugen!"
Plötzlich tauchte Professor Zanzarah wie lautlos wie ein Schatten auf und stellte sich mit verschränkten Armen neben Filch. Unweigerlich wichen Peter, Lily und Honey einen Schritt zurück.
„S-Sagen sie nicht, sie waren in dem Lehrerzimmer." Stotterte James.
„Nein, ich nicht. Aber unglücklicherweise-" Er lächelte beinah so, als ob er diesen Streich selber witzig finden würde. „Unglücklicherweise befand sich Mr Snape gerade dort und wartete auf mich."
Honey wandte ihr Gesicht ab und biss sich in die Hand um nicht laut los zu prusten. Der Gedanke an Snape im verrauchten, stinkenden Lehrerzimmer war einfach zu lustig. Remus, James, Peter und Sirius ging es nicht viel anders und auch Lily lächelte leicht.
„Tja, ich denke das war jetzt das Aus für euch." Sagte Filch mit gehässigem Blick. Die Jungs blickten ihn panisch an. „Ich werde sofort Professor Dumbledore informieren. Geht schon mal packen."
„Mr Filch, ich denke doch, das wird nicht nötig sein. Eine Strafarbeit bei mir sollte für den Anfang genügen." Alle blickten Professor Zanzarah erstaunt an. Wollte er sie tatsächlich vor dem Rausschmiss bewahren? Doch an seinem Gesichtsausdruck sahen sie eindeutig, dass rausfliegen vielleicht die bessere Variante gewesen wäre.
„Aber Professor, nachdem sie nun immer wieder erwischt wurden, sollten sie-"
„Mr Filch, haben sie etwa etwas an meiner Bestrafung auszusetzen?" Fragte Professor Zanzarah und blickte Filch an, als hätte er soeben eine Todsünde begangen.
„Natürlich nicht, Professor." Antwortete Filch ungewohnt kleinlaut. Dann wandte er sich an die Jungs. „Glaubt ja nicht, dass ihr das nächste Mal wieder so glimpflich davonkommt." Mit bösem Blick verschwand er in den Gängen des fünften Stockes.
„Und sie, meine Herren, sehe ich Morgen um halb fünf in meinem Büro, wo sie ihre Strafarbeit antreten werden. Ach, und bevor ich es vergesse: 20 Punkte Abzug für Gryffindor. Ich wünsche eine gute Nacht." Sagte er mit kaltem Lächeln und stieg die Treppen hinab. Als er außer Sicht- und Hörweite war, begann James erneut zu meckern.
„Morgen um halb fünf? Der Typ hat sie ja wohl nicht alle! Und dann auch noch 20 Punkte Abzug! Also dafür, dass wir nur Snape erwischt haben, hätte er uns Extrapunkte geben müssen!"
„Hach, wie gern hätte ich sein Gesicht gesehen." Seufzte Sirius. „Stellt euch das nur mal vor: Er sitzt da und wartet auf seinen angebeteten Meister, dann geht die Tür auf und plötzlich hockt er inmitten einer stinkenden Rauchwolke!" Honey prustete laut los. Die Vorstellung war einfach zu komisch. Auch die anderen ließen sich von ihrem Lachen anstecken und sahen darüber hinweg, dass ihnen nur noch knapp fünf Stunden Schlaf blieben.

Am nächsten Morgen erschienen James, Sirius, Remus und Peter nicht zum Frühstück.
„Die müssen bestimmt immer noch Sklavenarbeit für den alten Geier erledigen." Sagte Honey zu Lily. Lily nickte beunruhigt und rührte missmutig in ihren Cornflakes.
„Hey, habt ihr schon gehört was mit Mrs Norris passiert ist?" Fragte Donald Simmons sie grinsend. Mrs Norris war die Katze von Filch und mindestens ebenso fies wie er. Ständig tauchte sie irgendwo auf und sobald sie einen Regelverstoß witterte, kam Filch wie der Wind aus einem Geheimgang geschossen um den Missetäter zu bestrafen.
„Nein, was ist mit ihr?" Fragte Lily neugierig.
„Sie soll heute Nacht total abgedreht sein." Erzählte Donald begeistert. „Hat Filch angefaucht und ihm ein paar mal kräftig eine gewischt. Er hat dann versucht, sie zu beruhigen und sie erstmal in den Besenschrank gesperrt. Heute Morgen ist sie dann abgehauen und hat sich auf ein paar Schüler gestürzt, danach hat sie sich etwas beruhigt und hockt jetzt auf einem Regal in der Verbotenen Abteilung der Bibliothek und lässt keinen an sich ran. Jetzt sind wir sie wenigstens los!" Während Honey noch kicherte, fragte Lily ihn besorgt: „Weißt du, wann sie heute Morgen ausgebrochen ist?"
„Keine Ahnung." Sagte Donald und biss in sein Toast. „Muss wohl ziemlich früh gewesen sein. Und ich fürchte von denen war´s keiner." Er wies etwas enttäuscht auf den Tisch der Slytherins. „Die sind nämlich schon den ganzen Morgen am Lachen." Beunruhigt blickten Honey und Lily hinüber zum Slytherintisch. Snape schien von allen mit Abstand der Fröhlichste zu sein. Mühselig würgten Honey und Lily ihre Cornflakes hinunter und machten sich auf zu den Gewächshäusern.
„Glaubst du Remus, Sirius, Peter und James waren es, die Mrs Norris angriffen hat?" Fragte Lily flüsternd, während sie und Honey in einem matschigem Trog wühlten und Sumpffleischwurzeln ernteten.
„Also nach Snapes Gesichtsausdruck würde ich sagen, sie waren es."
„Was haben sie wohl angestellt, dass Mrs Norris auf sie losgegangen ist? Normalerweise ruft sie doch nur Filch auf den Plan und er macht dann die Drecksarbeit."
Honey hob die Schultern und zog kräftig an einer besonders festverwachsenen Wurzel.
„Glaubst du, Professor Zanzarah hat irgendwas mit Mrs Norris angestellt?"
Honey glibschte von ihrer Wurzel ab und fiel unsanft nach hinten.
„Wie kommst du denn auf die Idee?" Fragte sie und rieb sich ihr schmerzendes Hinterteil.
„Naja, immerhin hat Filch ihm widersprochen und vielleicht wollte er sich rächen. Mrs Norris hat schließlich auch Filch angegriffen."
„Hmm...-" Doch Honey wurde unterbrochen, denn genau in dem Moment flog eine der schleimigen Sumpffleischwurzeln quer durchs Gewächshaus mitten ins Gesicht von der Slytherin Rachel Insomania, die daraufhin laut zu kreischen begann. Die anderen Slytherins ergriffen ihre Chance und schleuderten ihre Sumpffleischwurzeln auf den Übeltäter Bobby Joe, der sich allerdings schnell duckte, woraufhin die Wurzel Timothy Higgins mit einem unschönen PLATSCH! gegen den Hinterkopf klatschte. Ehe sie es sich versahen, fanden sich Honey und Lily in einer wilden Sumpffleischwurzelschlacht wieder, die Professor Sprout, die kleine, rundliche Kräuterkundelehrerin, erst am Ende der Stunde stoppen konnte.

Remus, James, Sirius und Peter sahen Honey und Lily erst wieder, als sie (immer noch ein wenig schleimig) zum Mittagessen gingen. Alle vier hatten dunkle Ringe unter den Augen und ihre Umhänge waren an den Ärmeln zerfetzt. Während die anderen lustlos in ihrem Essen löffelten, schien Peter besonders Probleme zu haben, nicht kopfüber in seinen Kartoffelbrei zu kippen.
„Ihr seht ja fertig aus." Sagte Honey mitleidsvoll. Lily fügte hinzu: „Hat euch der alte Geier so schlimm getriezt?" Die Vier blinzelten leidend zurück.
„Ich musste geschlagene viereinhalb Stunden Flubberwürmer ausquetschen." Antwortete Peter schlaftrunken.
„Das ist noch gar nichts! Ich habe Krötengallenblasen eingekocht und dieses verfluchte Zeugs ist mir dauernd geplatzt!" Setzte James nach.
„Was soll ich denn sagen? Ich musste einen Riesenbottich voller Streeler ausnehmen! Der blöde Giftschleim hat sich durch meine Handschuhe gefressen." Sagte Remus und hielt seine bandagierten Hände hoch. Honey und Lily schauderten und blickten erwartungsvoll auf Sirius und warteten auf seinen Schreckensbericht, doch er blickte nur weiter stumm auf seinen Kartoffelbrei.
„Was ist mit ihm?" Fragte Honey James leise.
„Er musste Trollrotz umfüllen."
„Uääääähhhh! Ist nicht dein ernst!" Sagten Honey und Lily wie aus einem Mund und verzogen angewidert die Gesichter.
„Oh doch!" Meldete sich nun Sirius zu Wort. „Ich wette, der alte Geier braucht das Zeug gar nicht und wollte die Strafarbeit nur echt eklig machen! Er hat uns nicht mal zum Krankenflügel gehen lassen, nachdem die dämliche Katze uns überfallen hat. Und Snape hat die gesamte Zaubertrankdoppelstunde gegackert! Argh!" Er haute so kräftig mit der Gabel in seinen Kartoffelbrei, dass Peter neben ihm über und über damit bespritzt wurde.
„Schade, dass ich nicht dabei war. Ich hätte zu gern gesehen, wie ihr euch im Schleim suhlt." Sagte eine spöttische Stimme hinter ihnen. Honey drehte sich um und sah direkt in Snapes schadenfrohes Gesicht.
„Hey, Snape. Eigentlich müsstest du doch eifersüchtig sein." Sagte James breit grinsend. Snape sah ihn verwirrt an.
„Ja, genau." Fuhr Sirius fort. „Immerhin durften wir den ganzen Morgen mit Professor Zanzarah verbringen, während du nur von ihm träumen konntest." Sirius´ ironisches Grinsen und das vergnügte Lachen der anderen brachte Snape fast zum Explodieren.
„Pass lieber auf, Black-" knurrte er böse.
„Warum? Häng ich mit dem Ärmel im Essen?" Unterbrach Sirius ihn und suchte spöttisch seinen Ärmel ab.
„Irgendwann kriege ich dich."
„Warum nicht jetzt und hier?" Sirius stand auf und blickte ihn herausfordernd an. Honey konnte beinah kleine Blitze zwischen Sirius´ und Snapes hasserfüllten Augen zucken sehen.
„Nana, die Herren werden sich doch wohl nicht streiten?" Sagte Professor Hawkins mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. „Warten sie doch lieber noch einen Monat, ehe sie sich die Köpfe einschlagen. Dann ist es wenigstens offiziell erlaubt." Während Honey und Lily ihn noch fragend anblickten, stolzierte er grinsend zur Tür. Auch Snape verzog sich, allerdings sehr viel weniger erfreut.
„Was meint er mit bis zum nächstem Monat warten und offiziell?" Fragte Lily neugierig und schaufelte nun auch endlich Kartoffelbrei auf ihren Teller.
„Professor Hawkins und Professor Garbarec machen jedes Jahr vom 13. November bis zum 5. März einen Duellierclub. Die beiden führen verschiedene Flüche und Abblockzauber vor und versuchen ständig sich zu übertrumpfen. War bis jetzt jedesmal sehr lustig. Vom 1. Bis zum 5. März gibt es dann ein Turnier. James und Sirius sind letztes Jahr ziemlich weit gekommen." Erklärte Remus.
„Und du nicht?" Fragte Honey erstaunt und errötete leicht, als ihr auffiel, dass sie das gerade laut ausgesprochen hatte.
„Ich - war krank." Antwortete Remus verlegen.

„Ach, Professor. Wollen sie uns zur Feier des Tages nicht lieber etwas Spannendes erzählen?" Fragte Donald Simmons am nächsten Nachmittag Professor Garbarec gelangweilt.
„Mr Simmons, halten sie die Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Werwolfsbissen nicht für spannend genug für Halloween?" Antwortete Professor Garbarec leicht beleidigt.
„Ehrlich gesagt: Nein!" Alle sahen Donald erstaunt an. Wahrscheinlich würde Professor Garbarec ihn gleich anschreien und ihm Punkte abziehen. Doch anstatt sich über diese Dreistigkeit aufzuregen, blieb dieser ruhig und sagte zu aller Überraschung: „Also schön, wenn ihnen so viel daran liegt, eine meiner Geschichten zu hören, will ich sie natürlich nicht enttäuschen. Rückt näher zusammen, ihr Chaoten. Ich erzähle euch jetzt die Geschichte von mir und den Kirkcaldy-Vampirfledermäusen." Aufgeregt und etwas überrascht sprangen sämtliche Schüler auf die vordersten Tische, während Professor Garbarec seinen Stuhl heranzog und sich mit dem Armen auf die Rückenlehne stützend zu erzählen begann. In schillernden Farben beschrieb er die Stadt, die Umgebung und vor allem die Tochter des Hotelsbesitzers, die sich natürlich unsterblich in ihn verliebte und am Ende aus den Klauen der Vampire gerettet werden musste.
„Und wie haben sie die Vampirfledermäuse besiegt?" Fragte Silvana Crichton aus Hufflepuff ungläubig.
„Mit einem speziellen Fluch natürlich! Chiop-" Er hielt inne, sah sich kurz suchend um und verwandelte kurzerhand einen Kerzenständer in eine Fledermaus und schwang danach elegant seinen Zauberstab.
„Chioptera Ivaneska!" Mit einem lauten PUFF! explodierte die Fledermaus und landete als Aschehäufchen am Boden. Die gesamte Klasse staunte, Professor Garbarec allerdings kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Ach herje, der dritte Kerzenständer in diesem Monat." Während er versuchte aus dem Aschehäufchen wieder zu einem Kerzenständer werden zu lassen, klopfte es an der Tür.
„Setzt euch schnell wieder hin und seht beschäftigt aus." Flüsterte er schnell. Als alle wieder auf ihren Plätzen saßen und ihre Nasen im Buch vergraben hatten, sagte er gebieterisch: „Herein!"
„Hi!" Mit einem amüsiertem Grinsen im Gesicht erschien Sirius in der Tür und sagte: „Professor, Professor Flitwick braucht sie. Die Halloweendekoration hat sich ... selbständig gemacht."
„Wie sie sehen, muss ihr Lehrer einmal mehr das Überleben der Menschheit sichern. Mr Black achten sie bitte darauf, dass die Bande hier Lektion 4 zu Ende liest. Und versucht nicht euch zu drücken, wir schreiben nächste Woche einen Test darüber. Als Hausaufgabe amüsiert ihr euch gefälligst heute Abend beim Fest. Und nun auf in den tödlichen Kampf mit der Halloweendekoration." Mit heldenhafter Miene verschwand Professor Garbarec unter dem Gelächter seiner Schüler. Ein wenig eingeschüchtert von Professor Garbarecs Testandrohung und dem respektheischenden Drittklässler, der auf sie aufpassen sollte, begannen die meisten Schüler tatsächlich Lektion 4 zu lesen. Sirius zog mit amüsiertem Grinsen Professor Garbarecs Stuhl hinters Pult und warf sich gemütlich hinein. Nach einer Weile wühlte er ein paar Filibuster Knaller aus seiner Hosentasche, tippte kurz mit seinem Zauberstab daran und ließ sie locker durch den Raum spratzeln und zwinkerte Honey und Lily dabei schelmisch zu. Verhalten kichernd steckten die beiden ihre Nase tiefer in ihre Bücher. Sirius stand auf, schlurfte langsam zu ihrem Tisch hinüber und kniete sich frech grinsend vor den Tisch. Mehrere Minuten später, die Honey und Lily mühsam versucht hatten, ihn zu ignorieren, fragte Honey schließlich: „Was ist denn?"
„Gar nichts. Mich wundert es nur, dass ihr mich noch nicht gefragt habt, was wir mit der Halloween-Deko angestellt haben."
Lily ließ staunend ihr Buch sinken.
„Was, das wart ihr?" Fragte sie.
„Höchstpersönlich!" Antwortete Sirius mit stolzem Lächeln. „Es ist schon unglaublich, was man mit ein paar gut gezielten Filibuster Knallern alles anrichten kann."
„Hoffentlich ist bis heute Abend wieder alles okay." Sagte Lily besorgt. „Nicht das wir euretwegen noch auf unser erstes Halloweenfest verzichten müssen."
„Keine Sorge," beruhigte sie Sirius. „Professor Garbarec ist ein Profi. Der hat das im Griff."
Honey war sich da allerdings nicht so sicher.

Als sie am Abend mit Lily die Große Halle betrat, schien jedoch alles perfekt. Gigantische, kerzenbestückte Kürbisse schwebten in der Luft und Fledermäuse so groß wie Uhus flatterten über den Tischen. Begeistert sahen die beiden sich um und auch die anderen Erstklässler bestaunten die lebende Dekoration. Voller Vorfreude auf das Festessen setzten sie sich an den Tisch, während Petronius unter den Tisch krabbelte und gelegentlich nach einer tief fliegenden Fledermaus schnappte. Doch jemand fehlte in der fröhlichen Runde.
„Wo habt ihr Remus gelassen?" Fragte Honey und versuchte mühselig nicht allzu enttäuscht zu klingen.
„Im Krankenflügel", antwortete Sirius seufzend. „Er hat sich irgendwas eingefangen. Jetzt verpasst er den ganzen Spaß."
„Spaß? Ihr wollt doch wohl nicht schon wieder Filibuster Knaller in die Dekoration jagen?" Fragte Lily besorgt.
„Woher wisst ihr- naja egal... Keine Sorge, wir haben nichts vor außer uns vollstopfen bis wir zum Gemeinschaftsraum gekugelt werden müssen." Beruhigte sie James.
Ein wenig enttäuscht häufte Honey Kürbiskompott auf ihren Teller und löffelte.
Nach dem Essen schwebten die Hogwartsgeister herbei und begannen mit einem atemberaubenden Formationsflug. Am Ende bildeten die Geister einen großen Kreis und Leo erklärte Honey und Lily, dass der Fast Kopflose Nick jetzt seine verpatzte Enthauptung vorführen würde. Zufällig wanderte Honeys Blick zum Lehrertisch. Professor Dumbledore und Professor Zanzarah schienen angeregt zu diskutieren. Anscheinend hatte Dumbledore nachgegeben, denn beide erhoben sich nun und verließen fast unbemerkt die Große Halle. Honey stupste Lily an um sie auf Dumbledore und Zanzarah aufmerksam zu machen, doch schon zog etwas anderes ihre Aufmerksamkeit an. Gebannt starrten Lehrer, Schüler und Geister zur Decke, wo sich die Riesenfledermäuse zu einer riesigen, schwarzen Wolke zusammen gescharrt hatten. Es war so still, dass die Flügelschläge ihnen wie Donner erschienen. Hinter der Fledermauswolke war nur noch schwach die verzauberte Decke zu erkennen, dessen Gewitterhimmel sich dunkelgrau hinter den schwarzen Fledermäusen abhob.
Plötzlich zuckte ein Blitz über den Himmel und wie auf Befehl stürzten die Fledermäuse kreischend herab. Panisch schrieen die Schüler und versuchten um sich schlagend die Fledermäuse abzuschütteln. Die Lehrer bemühten sich die Schüler zu beruhigen und die flatternden Blutsauger unter Kontrolle zu bringen, aber beides funktionierte nicht. Bevor sie mit den meisten andern Gryffindors unterm Tisch verschwand, sah Honey noch, wie Professor Garbarec auf den Lehrertisch sprang und Professor Hawkins den Weg freischoss, der sich durch die Haustische zur Tür bahnte.
„Ihr habt doch gesagt, ihr habt nichts mehr mit der Dekoration vor!" Meckerte Honey Sirius, James und Peter unterm Tisch an, während oberhalb des Tisches mehrere Fledermäuse zu Aschehäufchen verpufften.
„Haben wir nicht! Das muss jemand anderes gewesen sein." Antwortete James.
Plötzlich hörten sie Professor Hawkins Stimme vom Eingang: „Hektor, sie ist verschlossen!"
„Verschlossen? Das kann doch nicht sein! Wie unpassend." Antwortete Professor Garbarecs Stimme.
Beunruhigt lugte Honey unterm Tisch vor. Fast alle Schüler waren untern den Haustischen verschwunden. Professor Hawkins zauberte wie wild an der Tür herum, aber sie blieb fest verschlossen.
„Hey, Schokofröschchen! Wie sieht´s da oben aus?" Fragte Sirius.
„Sieht aus als wären wir eingesperrt." Honey sah sich weiter um. Unter den anderen Tischen versuchten einige Schüler sich ihre blutenden Bisswunden mit Taschentüchern und Servietten zu verbinden; viele Erstklässler waren in Tränen ausgebrochen, andere saßen einfach mit zugekniffenen Augen da, als versuchten sie aus einem Alptraum zu erwachen. Honey versuchte zum Lehrertisch hinüber zu spähen, als sie plötzlich ein paar erschrockene Schreie hinter sich hörte.
„Was ist los?" Rief sie hinab und als sie wieder unterm Tisch war, sah sie, dass der Fast Kopflose Nick mitten unterm Tisch halb aus dem Boden herausragte.
„Sir Nick, was machen sie denn hier?" Fragte sie.
„Ich habe mich bereiterklärt hier nach dem Rechten zu sehen. Warum bleibt ihr hier drinnen?"
„Die Tür ist verschlossen und es sieht so aus als würde Professor Hawkins sie so schnell nicht aufkriegen." Antwortete ihm James.
„Dumbledore und Zanzarah sind draußen. Wie wär´s, wenn sie denen Bescheid sagen?" Schlug Sirius vor.
„Eine gute Idee, Mr Black." Sagte Sir Nick begeistert.
„Aber wenn sie die Tür aufsprengen und wir versuchen nach draußen zu entkommen, werden die Fledermäuse sicher wieder angreifen." Warf Peter überraschend ein. Er hatte recht! Angestrengt überlegte Honey. Es musste doch irgendeinen Ausweg geben, irgendetwas was diese Blutsauger ablenkt.
„Also ich bin dafür, dass wir Snape an einen Pfahl binden und als Köder benutzen um die Flatterviecher abzulenken." Sagte Sirius entschlossen.
„Also Sirius! Denk doch mal an die armen Fledermäuse!" Widersprach James.
„Habt ihr noch ein paar von diesen Filibuster Knallern?" Fragte Lily plötzlich.
„Klar." Antwortete Sirius und warf ihr eine Hand voll Knaller zu. „Was willst du denn damit?"
„Naja, du hast uns doch erzählt, dass ihr die Fledermäuse heute Morgen damit zum Abdrehen gebracht habt-"
„Ja, da waren sie auch noch klein und kuschelig." Unterbrach sie James.
„Also, ich dachte halt, wenn wir die Knaller loslassen, sobald die Tür aufgeht, werden die Fledermäuse so verwirrt sein, dass sie uns nicht angreifen können." Verblüfft starrten sie alle an.
„Das ist genial! So machen wir das!" Stimme James ihr begeistert zu und klopfte ihr anerkennend auf die Schulter. Dann wandte er sich an Sir Nick. „Sir Nick, berichten sie Professor Garbarec von unserem Plan, danach gehen sie zu Zanzarah und Dumbledore. Bevor die dann wie auch immer die Tür öffnen, kommen sie zurück und sagen uns Bescheid, damit wir die Knaller loslassen können."
Mit einer Verbeugung schwebte Sir Nick davon. Honey lugte wieder unter der Bank hervor und sah ihn mit Professor Garbarec sprechen. Dieser schien von ihrer Idee höchst angetan.
Mit magisch verstärkter Stimme rief er durch den Raum: „Liebe Schüler! Sir Nicholas hat sich bereit erklärt, dem Direktor und Professor Zanzarah unsere missliche Lage zu schildern. Sobald diese dann einen Weg gefunden haben die Tür zu öffnen, wird ein kleines Feuerwerk die Fledermäuse ablenken, damit sie alle sicher die Halle verlassen können. Ich werde ihnen dann Bescheid geben." Während er sprach wich er immer wieder elegant angreifenden Fledermäusen aus und schoss zwischendurch einige nieder.
Honey zog sich wieder unter den Tisch zurück. Lily war, seit dem James ihr auf die Schulter geklopft hatte, so rot angelaufen, dass man meinen konnte, sie würde bald den gesamten Raum mit rotem Licht erhellen.
„Jetzt müssen wir nur noch abwarten." Sagte Sirius und begann seine Taschen auszuleeren. James tat das gleiche und schon bald häuften sich unterm Tisch eine unglaubliche Menge an Filibuster Knallern an.
„Meint ihr das reicht?" Fragte James.
„Ich weiß nicht genau." Sagte Honey mit hochgezogener Augenbraue. „Habt ihr vor das Viehzeugs abzulenken oder wollt ihr uns alle ins Nirvana sprengen?"
„Hey! Wollt ihr auch n paar?" Rief James zu Jonathan, Leo und Steward rüber und hielt eine Hand voll Knaller hoch.
„Klar! Reich rüber!" Antworteten sie begeistert und nahmen jeder eine ganze Hand voll.
„So Mädels, ihr kriegt auch welche." James reichte auch Honey und Lily eine Hand voll Knaller. Obwohl Honey es nicht für möglich gehalten hatte, lief Lily noch viel dunkelroter an.
Kurze Zeit später steckte der Fast Kopflose Nick wieder seinen Kopf aus dem Boden.
„Es ist alles bereit. Professor Zanzarah wird die Tür gleich aufsprengen."
„Gut!"sagte Sirius und ließ die Finger knacken. „Auf geht´s!"
„Sobald es WUMM macht tippt einfach mit euerm Zauberstab an die Knaller und werft sie weg." Erklärte James Honey und Lily.
Die beiden nickten und zückten ihre Zauberstäbe. Aufgeregt blickten sie einander an.
WUMM! Mit einem ohrenbetäubenden Knall flog die Tür splitternd aus den Angeln. Begeistert sprangen die Jungs unterm Tisch hervor und warfen ihre Knaller, die sofort funkensprühend explodierten. Honey atmete tief durch und versuchte nicht auf die verwirrten, panischen Schreie der Riesenfledermäuse zu achten. Sie blickte nervös zu Lily als erwartete sie ein Startsignal. Lily schaute ein wenig leidend zurück und sagte schließlich: „Los?"
Honey biss sich auf die Unterlippe und nickte, während oberhalb des Tisches die Freudenschreie der Jungs und begeisterter Beifall von den Lehrern zu hören war. Zögernd krabbelten die beiden hervor und tippten hastig an ihre Knaller, während die Fledermäuse versuchten möglichst weit von den grell bunten, lärmenden Lichtblitzen wegzukommen.
„Okay, lauft jetzt alle Richtung Ausgang und bloß keine Panik, wir haben alles unter Kontrolle!" Ertönte Professor Garbarecs magisch verstärkte Stimme.
Immer noch ängstlich und verwirrt stürmten die Schüler aus der Großen Halle. Die meisten wurden von Dumbledore sofort in den Krankenflügel geschickt. Als alle Schüler in Sicherheit waren, traten Dumbledore und Zanzarah zu den andern Lehrern in die Große Halle. Das Feuerwerk hatte sich ausgeknallt und die Fledermäuse flatterten wieder in einer großen Wolke dicht unter der Decke. Neugierig drängten sich die unverletzten Schüler an die Tür um zu sehen, was nun passieren würde.
„Was haben die wohl vor?" Fragte Honey und bemühte sich über Sirius Schulter zu spähen.
„Die planen bestimmt ´n Massenangriff." Flüsterte er zurück.
Drinnen versammelten sich die Lehrer unterm Zentrum der Decke und hoben ihre Zauberstäbe; selbst Zanzarah bequemte sich zu albernem Zauberstabgefuchtel. Ein gewaltiger Chor „Vipera Ivaneska" hallte durch den Raum und mit einem gewaltigen PUFF! lösten sich alle Fledermäuse in Staub auf. Die Schüler staunten Bauklötze.
„Tss, ohne Dumbledore sind die echt aufgeschmissen." Seufzte James.
„Die waren bestimmt nur ohne Dumbledore und den alten Geier nicht stark genug." Verteidigte Peter die Lehrer.
Vollkommen ruhig trat Dumbledore aus der Großen Halle und sprach zu den Schülern: „Es ist alles in Ordnung. Geht nun in eure Gemeinschaftsräume und schlaft gut. Ich wünsche euch eine Gute Nacht!"

In ihrem Schlafsaal fielen Honey und Lily sofort todmüde ins Bett. Neidisch dachte Honey an Sally und Marianna, die mit Bisswunden im Krankenflügel lagen; bei Remus. Sie warf einen letzten sehnsüchtigen Blick aus dem Fenster und sah den Vollmond hell zwischen den Wolken leuchten.