Abgesehen davon, dass Edmond sein Versprechen zum nächsten Quidditchspiel zu kommen in nüchternem Zustand erneuerte und Ruthie und Francois noch in der gleichen Nacht ihre Verlobung bekannt gaben, verliefen die weiteren Weihnachtsferien eher ruhig und Honey freute sich schon wieder auf Hogwarts. Allerdings verschlief Leo am Tag der Anreise, so dass die beiden wieder zu Fuß gehen mussten und schon wieder nicht mit dem Hogwarts-Express fahren konnten. Doch Honey hatte keine Zeit sich über ihren verpennten Bruder aufzuregen. Sie machte sich Sorgen um Lily, sie hatte die ganzen Ferien über nicht geantwortet.
Nachdem die beiden ihre Koffer in die Schlafsäle gebracht und ausgepackt und Leo seinen Besen zum Quidditchfeld gebracht hatte, stapften sie durch den Schnee in Richtung Bahnhof. Petronius und Allegra setzten sich unterwegs in den Verbotenen Wald ab.
Honey war froh, dass sie den Weg zurück mit einer der Hogwarts-Kutschen fahren konnte, denn es war trotz Sonnenschein bitterkalt.
Kurz bevor sie das Schlosstor erreichten, hörten beide ein merkwürdiges Geräusch, als würde jemand eine Kokosnuss auf einen Stein schlagen. Während Leo sich nicht weiter darum kümmerte, schaute Honey sich nach der Quelle des Geräusches um.
Etwas entfernt konnte sie ein Kaninchen ausmachen; es war selbst weiß wie der Schnee und deshalb nur schwer zu erkennen. Das wäre eigentlich nichts besonderes gewesen, hätte der Hase nicht plötzlich Anlauf genommen und wäre mit Vollkaracho gegen den nächsten Baum gerannt.
Zuerst glaubte Honey, sie hätte sich verkuckt, doch dann erhob er sich nahm noch einmal hoppelnd Anlauf und rumste wieder gegen den Baum.
„Leo, schau dir mal en Hasen an." Sagte sie und zeigte in dessen Richtung. „Das ist doch nicht normal."
„Dämliches Karnickel. Das wird sich noch den Schädel zertrümmern." Kaum hatte Honey Bruder zu Ende gesprochen, fiel das flauschige, weiße Tier taumelnd um; der Schnee um es herum färbte sich rot. Honey schauderte und war froh, dass der Hase so weit weg lag, dass sie nichts genau erkennen konnte.
„Sag ich doch. So ein blödes Vieh." Sagte Leo ungerührt und ging weiter. Honey riss sich von de toten Hasen los und folgte ihrem Bruder.
„Warum hat er das wohl gemacht?" Fragte sie beunruhigt.
„Keine Ahnung. Sah aus, als wäre er einfach durchgedreht."
„Aber ein Kaninchen dreht doch nicht einfach durch und schlägt sich an einem Baum den Schädel ein."
„Was regst du dich auf? War doch nur ein Karnickel. Hier laufen massenweise rum und Petronius und Allegra verspeisen gelegentlich ein paar. Ist doch egal."
Honey konnte seine Ruhe einfach nicht verstehen. Da hatte sich ein Hase gerade vor seiner Nase umgebracht, was für absolut jedes Tier untypisch ist, und er ging einfach weiter und störte sich nicht daran. Manchmal konnte die Gelassenheit ihres Bruders, sie wirklich aufregen.
Mürrisch stapfte sie hinter ihm her und versuchte herauszufinden, was er wohl dachte. Wahrscheinlich gar nichts.
Als sie die Hogwarts-Ländereien verließen und am Bahnhof von Hogsmeade ankamen, war der Zug noch nicht in Sichtweite und die beiden ließen sich auf einer Bank nieder. Honey fror entsetzlich und hoffte der Hogwarts-Express würde bald eintreffen.
„Vielleicht hat ja irgendwer das Karnickel verflucht." Sagte Leo plötzlich. „Oder irgendetwas kleines, ekliges hat sich durch seinen Kopf gefressen."
„Du hast ´ne echt perverse Fantasie." Sagte Honey angeekelt. Zumindest war ihr Bruder kein vollkommen unbekümmerter, gefühlloser Klotz.
„Wir hätten hingehen sollen, um zu sehen, wie das Gehirn herausquillt." Sagte er und zog so lange dämliche Grimassen, bis Honey vor Lachen Bauchschmerzen bekam.
Ein lautes Prusten kündete das Eintreffen des Hogwarts-Expresses an. Aufgeregt sprang Honey von der Bank und versuchte den Zug in der Ferne auszumachen.
„Uuhhhh, da kommt dein Schatziiiiiii." Sagte Leo neckisch und imitierte dabei gekonnt die Plusterputen. Plötzlich bekam Honey Panik.
„Ich warne dich, wenn du auch nur eine winzige Andeutung machst - "
„Keine Sorge. Ich spar´s mir für einen besonderen Augenblick auf." Sagte Leo und tat dabei ungewöhnlich großzügig. „Vielleicht Ostern oder nach den Prüfungen."
Für einen kurzen Moment hatte sie das Bedürfnis, ihren Bruder unauffällig auf die Gleise zu schubsen, verkniff es sich aber als der Hogwarts-Express dampfend und pfeifend in den Bahnhof einfuhr. Mühsam versuchte sie Lily oder einen der Jungs hinter einem der Fenster auszumachen, doch das Glas spiegelte zu sehr um jemanden erkennen zu können. Kaum hatten sich die Türen geöffnet und waren die ersten Schülermassen ausgestiegen, sah sie Lily weiter hinten aus dem Zug hüpfen. Allerdings sah sie sehr eigenartig aus. Um ihren Hals war ein ungefähr vier Meter langer Schal gewickelt und auf ihren Kopf saß eine merkwürdige Wollmütze, deren lange Bommel in zwei sehr schiefe Zöpfe eingeflochten waren.
Eigentlich hatte Honey vorgehabt wütend auf Lily zu sein, weil sie sich die ganzen Ferien über nicht gemeldet hatte, doch bei diesem Anblick konnte sie nicht anders als lachend auf sie zu laufen.
„Wie siehst du denn aus?" Fragte Honey kichernd, nachdem sich die beiden begrüßt hatten.
„Frag nicht!" Antwortete Lily und verdrehte die Augen. „Den Jungs wurde unterwegs langweilig." Obwohl Honey die Vorstellung, wie die Jungs Lily Zöpfchen flochten saukomisch fand, verdunkelte sie ihre Miene und sagte maulend: „Warum hast du mir keine einzige Eule beantwortet? Ich dachte schon du wärst tot!"
„Das ist die Schuld meiner dämlichen Schwester!" Antwortete Lily. „Als ich von King´s Cross nach Hause kam, haben meine Eltern sie erwischt, wie sie mit dem Besen auf das arme Vieh eingeschlagen hat, weil sie dachte, die Winzeule will sie angreifen. Danach war Tritogenia natürlich erstmal flugunfähig. Aber jetzt is sie langsam wieder fit. Obwohl, ich hab die Jungs erwischt, wie sie sie mit ´nem Filibusterknaller füttern wollten. Lass uns lieber zu jemand anderem in die Kutsche steigen, bevor sie bei dir auf die gleiche - "
„Hey Schokofröschchen!" Hörte sie plötzlich eine wohlbekannte Stimme aus Richtung Zug. Sie entdeckte Sirius, gefolgte von James, Remus und Peter, winkend aus einer Tür springen.
„Komm, lass uns schnell fliehen." Zischte Lily und versuchte Honey wegzuziehen, doch schon waren die Jungs bei ihnen, grinsten sie blöd an, zeigten aus Lily und sagten begeistert: „Ist sie nicht schick?"
„Ja, wunderhübsch." Sagte Honey ironisch, während Lily eine genervte Grimasse zog.
„Ey, du trägst deinen Button ja gar nicht!" Bemerkte Sirius sofort maulend.
„Du hast doch wohl nicht geglaubt, dass ich das alberne Ding anstecke?" Antwortete Honey. Sie hatten den Button sogar vorsichtshalber in eine Socke gesteckt und in die Tiefe ihres Koffers verbannt, damit ihn niemand zufällig entdecken konnte.
„Los - Kutsche - kalt!" Sagte James maulend und zog seinen Umhang enger.
„Gute Idee, wir sehen uns dann wohl später." Sagte Lily schnell und versuchte erneut Honey weg zu ziehen, doch James schnappte sich ohne zu zögern ihre Hand - Lily errötete sofort bis in die Haarspitzen - und schleifte sie mit den Worten „Nix, Evans. Ihr kommt mit!" hinter sich her. Honey verstand Lily absolut nicht. Sie konnte sich sehr viel Schlimmeres vorstellen, als mit Remus in einer engen Kutsche eingepfercht zu sein.
„Was hast du denn plötzlich gegen die Jungs?" Fragte sie Lily flüsternd.
„Du glaubst ja gar nicht, wie die nerven können." Antwortete sie augenrollend.
Honey musste bald feststellen, dass Lily damit nicht ganz unrecht hatte, denn kaum saßen sie in der Kutsche zwangen Sirius und James ihr einen ebenso langen Schal, wie Lily ihn trug, um den Hals und setzten ihr eine ebenso dämliche Mütze auf. Zum Glück schafften sie es nicht Honey, das Zopfgummi aus den Haaren zu ziehen, so dass ihr zwei dämliche Zöpfe erspart blieben.
„Maul nicht, ich hab nicht umsonst die ganzen Ferien gestrickt." Sagte Sirius empört, als Honey sich beschwerte, sie sähe aus, wie ein explodierter Buntspecht.
„Du strickst?" Fragte sie ihn ungläubig. Sirius war nun wirklich nicht der Typ Kerl, der sich hinsetzte und strickte, wie ein altes Waschweib.
„Mir bleibt ja nichts anderes übrig, wenn wir außerhalb der Schule nicht zaubern dürfen!" Verteidigte er sich.
„Zumindest haben deine Großeltern nicht dauernd versucht, dich zum Zaubern zu überreden." Sagte Remus seufzend. „Meine Oma hat mich dauernd mit Geschenkpapier beworfen und gesagt, ich solle es doch fliegen lassen oder in irgendwas verwandeln. Das macht sie jedes Jahr."
„Meine Eltern waren ganz genauso!" Stimmte Lily ihm zu. „Die ganzen Ferien ging es nur: „Mach doch mal, zeig doch mal." Das ist echt nervig. Seid froh, dass ihr Reinblüter seid."
„Von wegen! Meine Großeltern haben die ganze Zeit nur in der dritten Person als „Schandfleck" gesprochen und bestimmt mehrmals versucht mich zu vergiften." Meinte Sirius. „Wie lief Weihnachten bei dir, Schokofröschchen?"
Honey überlegte kurz, ob sie wirklich die Wahrheit über ihre Chaosfamilie erzählen sollte, sagte dann aber mit gespielt gelangweiltem Ton: „Mein Uropa ist ein Vampir und ein Zuhälter, meine Oma ist eine Veela, der beste Freund meines Dads ist französischer Nationalhüter und bis Mitternacht waren alle dermaßen besoffen, dass es ein Wunder ist, dass sie alleine in ihre Betten gefunden haben. Also insgesamt nicht übel."
„Echt? Boah, nächstes Jahr feiern wir bei dir!" Sagte James bestimmt.
„Schon allein wegen dem Essen." Ergänzte Sirius. „Die Weihnachtsschokolade war ein Festmahl!"
„Hab ich doch gern geschickt." Sagte Honey scheinheilig. Es musste ja nicht jeder wissen, dass sie sich selbst nie getraut hätte, Weihnachtspäckchen zu verschicken.
Als sie in Hogwarts ankamen, hatte es wieder zu schneien begonnen. Jonathan Wood rief panisch das Quidditchteam zu einer Notstandssitzung. Honey konnte sich denken warum. Immerhin würde das nächste Quidditchspiel von einer echten Berühmtheit gesehen werden. Daraus folgte natürlich, dass das Team 24 Stunden am Tag trainierte - selbst im Unterricht wurden Manöver und Spielzüge im Kopf immer wieder durchgespielt , Lily schmollte, weil sie James kaum zu Gesicht bekam und sich deshalb in Hausaufgaben stürzte. Honey ließ sich zwangsläufig von ihrer Arbeitswut anstecken, denn ob der Kälte und den Schneemassen draußen, konnte man eh fast nichts anderes anstellen.
Der Höhepunkt jeder Woche war der Duellierclub. James, Sirius und Remus gewannen ihre Herausforderungen fast problemlos - James und Sirius wesentlich schneller und spektakulärer als Remus - und Honey und Lily konnten jetzt nicht nur Flüche abprallen lassen, sondern auch Funken sprühen, kleine Blitze verschießen, den Beinklammer- und den Kitzelfluch. Mittlerweile war es ihnen auch nicht mehr ganz so peinlich, die Jungs, mit Fähnchen, Schal und Mütze bewaffnet, anzufeuern, immerhin wurden sie dabei von Peter und, wenn James und vor allem wenn Sirius sich duellierten, von einem Haufen schmachtender Mädchen tatkräftig unterstützt.

So verging der Januar mit seinen Schneestürmen und wich dem Februar. Es schneite zwar immer noch ein wenig, aber es war nicht mehr so kalt und der Schnee begann allmählich wegzutauen.
Als Honey und Lily an einem unschuldig anmutenden Mittwoch Morgen die Große Halle betraten, trauten sie ihren Augen nicht. Ungefähr tausend kleine Feen flatterten durch den Raum und verstreuten überall herzförmiges rosa Konfetti. Eigentlich war bis auf die Schüler und die Lehrer alles von den Tellern bis hin zum Frühstückstoast entweder rot, rosa oder herzförmig; manches sogar alles zugleich. Verwirrt und geblendet von all den Herzchen und den schwirrenden Feen, arbeiteten die beiden sich durch eine mittlerweile knöchelhohe Konfettischicht und setzten sich neben die Jungs an den Gryffindortisch. Sirius und James sortierten gerade bunte Kärtchen auf verschiedene Stapel, während Remus und Peter gebannt zuschauten und Striche auf ein Pergament malten. Als sie die beiden Mädchen bemerkten, blickten sie kurz auf, sagten grinsend „Fröhlichen Valentinstag!" und widmeten sich dann wieder den Karten.
Natürlich! Es war der 14. Februar! Honey hatte den Valentinstag noch nie gemocht. Alle verhielten sich immer gezwungen romantisch und noch dazu unglaublich peinlich. Mit zweifelndem Blick schmierte sie sich ein herzförmiges Toast mit Marmelade (sogar die Erdbeerstückchen in der Marmelade waren herzförmig!), während Lily Herzchencornflakes löffelte und argwöhnisch die Kartenstapel beäugte.
„Was macht ihr da eigentlich?" Fragte Honey kauend.
„Die Hawkrecsche Regel!" Sagte James kurz und legte mit angewidertem Blick eine Karte auf den linken Stapel.
„Herrenwahl!" Ergänzte Sirius zwinkernd und legte eine Karte nach rechts. Honey und Lily sahen sich an. Beides sagten ihnen überhaupt nichts.
„Ist ganz einfach: dieses Jahr verschicken die Mädchen Valentinskarten an die Jungs und jeder Junge muss sich von denen eine aussuchen und den Nachmittag mit ihr verbringen." Erklärte Remus. „Sirius und James sortieren noch nach ‚scharf', ‚annehmbar' und ‚pfui Teufel'."
„Im Moment führt James mit 48:46." Fügte Peter hinzu. Honey sah wie Lily auf die Karten vor James blickte und auf ihrem Löffel kaute, als würde sie jede einzelne am liebsten in Brand setzen.
„Ihr seid aber beliebt." Sagte Honey erstaunt und war sehr zufrieden damit, dass Remus anscheinend keine einzige Karte bekommen hatte.
„Eigentlich steht es nur 8:12 für Sirius. Die meisten von den verrückten Hühnern haben drei oder vier Karten geschickt, um ihre Chancen zu erhöhen." Meinte Remus augenrollend.
„Eure Karten sind übrigens sofort bei „pfui Teufel" gelandet." Sagte Sirius mit fiesem Blick.
„Was? Wir haben doch gar keine geschrieben!" Sagte Honey geschockt, während Lily sich den „pfui Teufel"-Stapel von Sirius griff und ihn nach einer Karte von ihr durchsuchte.
„Ja eben! Ihr solltet euch schämen! Wie stehen wir denn da, wenn wir nicht einmal von unserem Fanclub eine Karte kriegen?" Sagte Sirius empört. Honey zog die rechte Augenbraue hoch und fühlte sich ziemlich veralbert. Kurzerhand nahm sie Remus die Feder aus der Hand, riss ein Stück Pergament ab, kritzelte ein paar Worte darauf und reichte es dann Sirius mit selbstzufriedenem Blick.
„‚Einen fröhlichen Valentinstag den Herren Rumtreibern wünscht Ihnen herzlichst Ihr Fanclub'." Las er laut vor. „Geht doch. Warum nicht gleich so?" Zufrieden wollte er es auf einen seiner Stapel legen, als James plötzlich danach griff. Beiden zogen sie mit bösem Blick an dem Pergamentstück bis es schließlich krrrkkkssss machte und jeder eine Hälfte in der Hand hielt. Mit unschuldigem Blick wollten sie die Stücke gerade verschwinden lassen, als eine Posteule hereingeflogen kam und eine Karte direkt an Remus´ Kopf klatschen ließ.
„Hey! Blöde Eule. Kann nicht mal zielen." Sagte er und gab die Karte ohne einen weiteren Blick an James weiter. Dieser öffnete sie gelangweilt, doch sobald er sie gelesen hatte, schien sich sein Gesicht urplötzlich aufzuhellen. Mühselig unterdrückte er ein Lachen, tickte Sirius und Peter an und zeigte ihnen begeistert die Karte.
„Na, hat dir jemand geschrieben, der in die Kategorie ‚super scharf' passt?" Fragte Lily zickig.
„Nicht ganz." Antwortete James und brach in tosendes Gelächter aus. „Die Eule hat nämlich doch gut gezielt." Honey geriet nun doch in Panik. Sollte sie tatsächlich ernsthafte Konkurrenz haben? Remus schien mindestens doppelt so erschrocken zu sein wie sie und riss James die Karte aus der Hand.
„Oh nein, das ist nicht fair." Sagte er leidend und warf die Karte auf den Tisch. „Theresa Bradshaw." Honey atmete auf. Wer auch immer sie war, zumindest schien sie ihm nicht zu gefallen.
„Wer ist Theresa Bradshaw?" Fragte Lily neugierig. Sie schien beinahe froh zu sein, dass sie nicht mehr alleine eifersüchtig sein musste.
„Die Dicke da hinten." Sagte Sirius und zeigte auf das hintere Ende des Ravenclawtisches. Sie war nicht nur dick, sie war ein Nilpferd mit blassblonder Kochtopffrisur und Pickeln auf der Nase.
„Und sie ist ganz verrückt nach ihm." Sagte James anzüglich.
„Ja, warum wohl?" Sagte Remus zynisch.
„Wir haben letztes Jahr eine Valentinskarte von ihm gefälscht." Sagte Sirius stolz. „Und die Tonne ist total drauf angesprungen."
„Sieht ja fürchterlich aus. Wie ein gerupfter Hippogreif mit Übergewicht." Sagte Honey und war insgeheim froh darüber.
„Pfui, wie oberflächlich. Vielleicht ist sie ein sehr nettes Mädchen." Meinte Lily neckisch.
„Von wegen, sie redet die ganze Zeit ohne Luft zu holen: ‚mein Daddy dies, mein Daddy das, mein Daddy ist ja sooo wichtig!' Das geht einem wirklich auf den Geist." Sagte Remus angewidert.
„Reg dich doch nicht auf. Nimm halt eine von den beiden." Sagte James und zeigte auf Honey und Lily. Honey lief augenblicklich puterrot an und sah James entgeistert an.
„‚Die Herren Rumtreiber'", sagte er und hielt seine Hälfte des Pergamentstückes hoch. „Das gilt also auch für Remus."
„Die ist doch kaputt, das lassen Hawkins und Garbarec nie gelten." Sagte Peter. Auf einmal herrschte helle Aufregung. Honeys rotes Gesicht wurde langsam aber sicher immer dunkler, Lily versuchte nicht über sie zu lachen, James und Sirius stritten sich, mit welchem Zauber, sie das Pergamentstück reparieren sollten und Remus trieb sie zur Eile an.
Gerade als sie sich geeinigt hatten, erhoben sich Professor Garbarec und Hawkins, verkündeten das Ende der ‚Auswahlzeit', Sirius versprach sich und die beiden Pergamentstücke verschmolzen nicht, sondern lösten sich mit einem Puff! in zwei kleine Aschehäuflein auf und rieselten auf den Tisch. Honey wusste nicht genau, ob sie sich darüber freuen oder ärgern sollte.
„Hups." Sagte Sirius verlegen. „Okay, Remus, ich schulde dir was."
Während Sirius und James nun begeistert aufsprangen, um ihren Auserwählten ihr Glück mitzuteilen - Lily biss bei diese Anblick wieder eifersüchtig in ihren Löffel - kam Theresa Bradshaw selber zum Gryffindortisch.
„Wie ich sehe, hast du mich gewonnen. Ich freu mich schon so auf heute Nachmittag." Ihre Stimme klang spitz und quiekig, wie die eines Hauselfs und beim Grinsen verzog sie den Mund auf sehr abstoßende Weise. Remus antwortete gar nicht erst und sah aus, als wollte er mit dem Tisch verschmelzen und einfach unsichtbar sein. Als das grässliche Nilpferd gegangen war, stupste Honey Remus aufmunternd an und sagte: „Ist doch nur ein Nachmittag. Das überlebst du schon."
„Eigentlich ist es sogar nur eine Stunde. Länger hat das Quidditchteam nicht frei gekriegt und mit etwas Glück kann ich mich rausreden und sagen, dass ich James psychisch unterstützen muss." Antwortete er seufzend. Auf einmal landete mit einem Platsch! eine der Konfetti-Feen in seinem Becher. Remus wischte sich den Kürbissaft aus dem Gesicht und fischte das kleine Wesen an den Flügeln heraus. Erschrocken ließ er es plötzlich fallen; eine durchsichtige, glitzernde Flüssigkeit breitete sich um die Fee aus, sie bewegte sich nicht.
„Was ist denn mit der Fee?" Fragte Lily verwundert.
„Die ist tot. Ich glaube, sie hat sich die Arme aufgebissen." Sagte Remus und stupste das Tierchen mit seinem Löffel an, um zu prüfen, ob sie nicht vielleicht doch nur benommen, von den Kürbisaftbad war. Wie auf Kommando fielen plötzlich überall tote Feen herunter. Einige Mädchen fingen an zu kreischen, eine Zweitklässlerin fiel in Ohnmacht, als eines der blutenden, toten Tiere auf ihrem Kopf landete.
„Igitt, es regnet Leichen." Sagte Sirius, als er von seinem Valentinstagspüppchen zurückkam, während James versuchte, sich Feenblut aus dem Ärmel zu wischen. Ein wenig beunruhigt schickten die Lehrer nun alle Schüler aus der Halle in ihren Unterricht, nur Professor Dumbledore, Garbarec und der alte Pflege Magischer Geschöpfe Lehrer Professor Kesselbrand blieben, um sich um die toten Feen zu kümmern. Honey gefiel die Sache ganz und gar nicht. Erst schlug sich Anfang des Jahres ein Kaninchen den Kopf zu Brei und nun bissen sich Feen die Arme auf um verblutend in die Tiefe zu stürzen.