Aufgrund der Massen von Hausaufgaben gingen die Ferien trotz des Knuddelmuffschreckens viel zu schnell vorbei. Gegen Ende Mai wurde es dann so warm, dass die Schüler sich teilweise sogar den Zaubertrankunterricht herbeisehnten nur um ein wenig Abkühlung zu bekommen.
Je näher die Prüfungen rückten, umso nervöser wurde die allgemeine Stimmung. Lily lief zu jeder Tageszeit, selbst im Bad, mit mindestens einem Buch vor der Nase herum und zwang Honey ständig, sie irgendetwas abzufragen. Honey war das eigentlich ganz Recht, denn so lernte sie quasi automatisch mit, ohne selber viel tun zu müssen. Die Tage vergingen viel zu schnell und Lily stöhnte ständig nur, dass sie das alles nie schaffen würde und lieber auf eine Muggleschule hätte gehen sollen. Honey hatte es längst aufgegeben ihr zu widersprechen und lenkte sie in solchen Momenten immer ab, indem sie ihr irgendeine Frage über den Lernstoff stellte. Das Schlimmste war, dass die ersten beiden Prüfungen der Erstklässler ausgerechnet Zaubertränke und Geschichte der Magie waren; die Fächer für die man am meisten lernen musste. Zum Glück schaffte Honey es Lily davon zu überzeugen, wenigstens den letzten Tag vor den Prüfungen im Freien zu lernen und nicht im überfüllten Gemeinschaftsraum oder der stickigen Bibliothek.
Bepackt mit einem Stapel Bücher und Aufzeichnungen machten die beiden Mädchen sich mit Petronius auf zum See. Auf dem Weg über die Ländereien hing Honey mit der Nase über Lilys Zaubertränkeaufzeichnungen und fragte sie die Zutaten eines Vergesslichkeitstrank ab. Während Lily die Zutaten in korrekter Reihenfolge vollkommen problemlos aber trotzdem mit nervöser Stimme aufzählte, nickte Honey nur und versuchte sich gelangweilt zum Mitdenken zu animieren. Plötzlich stoppte Lily abrupt und zog Honey mit erstickter Stimme am Ärmel. „Siehst du was ich sehe?"
Honey blickte überrascht auf und entdeckte am See vier wohlbekannte Gestalten, von denen zwei ungewöhnlich leicht bekleidet waren.
„Keine Panik. Das sind nur Sirius und James in Badehose." Sagte Honey und klopfte Lily beruhigend auf die Schulter. „Komm schon, du Tomate."
Lily nahm Honey die Zaubertränkeaufzeichnungen aus der Hand und vergrub sich darin um ihr krebsrotes Gesicht zu verstecken. Honey allerdings kümmerte der Bekleidungszustand der beiden nicht sehr. Petronius war von der Idee bei der Hitze Baden zu gehen anscheinend ebenfalls begeistert, denn kaum hatte er Sirius und James im See entdeckt, preschte er zu ihnen und sprang ins Kühle nass. Als die Jungs den Wolf auf sie zu kommen sahen, entdeckten sie auch die Mädchen und winkten begeistert. Honey winkte lachend zurück, Lily allerdings vergrub sich nur noch tiefer in ihre Aufzeichnungen. Honey warf erleichtert die Tasche mit den restlichen Büchern und Aufzeichnungen neben Peter, der gerade Remus in Zauberkunst abfragte, ins Gras und Lily setzte sich daneben und tat sehr beschäftigt. Kaum hatte sich Honey, endlich von der schweren Bücherlast befreit, gestreckt, kam Sirius mit breitem Grinsen auf dem Gesicht aus dem See und umarmte, ja knuddelte sie regelrecht mit einem „Hallo Schokofröschchen", als hätte er sie monatelang nicht gesehen. Honey schaute ihn erstaunt an, bis sie bemerkte, dass sie nun dank seiner Umarmung patschnass war.
„Pfui bäh! Du Blödmann!" Sagte sie und versetzte dem lachenden Sirius einen unsanften Stoß. „Solltest du nicht lieber für deine Prüfungen lernen, anstatt hier zu planschen?"
„Wir sind schon schlau, wir brauchen nicht zu lernen." Rief James vom Wasser hinüber, während Sirius Anlauf nahm und mit einem lauten PLATSCH! in den See zurück sprang. Honey lachte kurz, ließ sich zwischen Lily und Remus ins Gras gleiten und schaute sehnsüchtig auf den See. Sie würde auch viel lieber baden, als für die Prüfungen lernen, aber sie wusste auch, dass ihre Familie vor Enttäuschung sterben würde, wenn sie nicht mit Bestnoten nach Hause käme.
„In welchem Jahr war der Koboldaufstand bei dem Itvu, der Irre gegen ein ganzes Regiment von Auroren abwehrte?" Fragte Lily plötzlich.
„Was? Keine Ahnung. Frag mich doch nicht so unwichtiges Zeug!" Antwortete Honey.
„Wie kannst du das nicht wissen? Professor Binns hat mindestens einen Monat lang immer wieder von Itvu, dem Irren erzählt!" Rief Lily plötzlich ganz entgeistert.
„Lass mich raten: Ihr schreibt Morgen Geschichte der Magie und du hast keine Ahnung von gar nichts?" Fragte Remus wissend. Honey nickte verstohlen grinsend. Geschichte der Magie war einfach zu langweilig, um während des Unterrichts zuzuhören oder gar mitzuschreiben.
„Das ist nicht gut! Du solltest mehr lernen. Vor allem wenn ihr Morgen die Prüfung schreibt." Sagte Remus tadelnd. Honey zog eine Schnute. „Jaja, verbündet euch nur alle gegen mich und meine kostbare Freizeit." Schmollend schnappte sie nach Lilys Aufzeichnungen. „Gib schon her, ich muss das bis Morgen können."
„Du hast ´n guten Einfluss auf sie." Sagte Lily anerkennend zu Remus.
So sehr Honey sich auch anstrengte, sie konnte sich die ganzen Daten und Namen einfach nicht merken. Obwohl sie Lilys Notizen wieder und wieder las, schien einfach nichts hängen zu bleiben. Genervt stopfte sie die Aufzeichnungen zurück in die Tasche und schaute Sirius und James wieder beim Schwimmen zu.
„Habt ihr keine Angst, dass irgendwas kleines, bissiges euch angreift?" Rief sie zu ihnen hinüber.
„Wie kommst du denn auf so einen Blödsinn?" Fragte Sirius.
„Nun ja, Billywigs, Doxys, Knuddelmuffs und alle drehen durch. Erinnert euch an Holzy. Sumpfkrattler leben doch normalerweise im Wasser." Erinnerte Honey ihn.
„Achso. Das waren doch nur Zufälle." Sagte er ruhig. Nun blickte auch Lily verwirrt von ihren Zaubertranknotizen auf.
„Meint ihr etwa, dass solche Angriffe nicht Gang und Gebe sind?" Fragte sie erstaunt.
„Natürlich nicht. Leo hätte doch auch sicher schon davon erzählt, wenn es so wäre." Sagte James, stieg aus dem See, schlang sich ein Handtuch um die Schultern und setzte sich mit ins Gras.
„Wenn Leo nicht jedes Jahr sein Zeugnis vorzeigen würde, wüssten wir nicht einmal in welcher Klasse er ist. Er erzählt nur vom Quidditch und wenn man ihn auf den Unterricht anspricht, wechselt er entweder das Thema oder antwortet mit einem halben Satz." Erklärte Honey. Was sie gerade erfahren hatte, beunruhigte sie sehr. Wären die Angriffe normal gewesen, hätte man sich wenigstens darauf vorbereiten können. Anscheinend ging tatsächlich etwas Böses in Hogwarts vor sich, doch niemand außer Lily und ihr schien sich wirklich dafür zu interessieren.

Der nächste Morgen war geprägt von absolutem Stress. Fast keiner achtete beim Frühstück auf das Essen. Zwischen Tellern mit halbgegessenen Toast und Müslischalen wimmelte es von Notizheften und Schulbüchern.
Honey und Lily verließen die Große Halle ziemlich früh und stiegen mit zitternden Knien die Treppen in den Kerker hinab. Während der Prüfung beruhigte Honey sich zwar und mischte fast problemlos ihren Vergesslichkeitstrank, doch konnte sie es sich nicht verkneifen Professor Zanzarah aus den Augenwinkeln zu beobachten. Auch wenn er nur ruhig an seinem Pult saß und immer wieder in die Runde schaute, um sicher zu gehen, dass niemand schummelte, hatte er etwas an sich, dass Honey jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagte, wenn sein Blick sie streifte. Sie war sich sicher, dass nach der Prüfung wieder irgendetwas Schlimmes passieren würde. Unruhig fingerte sie an ihrem Ärmel und wartete auf das Klingeln zum Prüfungsende. Doch als es endlich soweit war und alle ihre Fläschchen mit dem Vergesslichkeitstrank abgaben geschah ... NICHTS!
Sich misstrauisch umblickend verließ sie mit den anderen Gryffindors den Kerker und machte sich auf in den Gemeinschaftsraum um noch ein wenig für Geschichte der Magie zu büffeln. Während die anderen lebhaft tuschelnd ihre Zutaten verglichen, umklammerte Honey ihren Zauberstab in der Jackentasche und erwartete hinter jeder Statue und Ritterrüstung irgendetwas Fieses.
„Es sind 25!"
„Nein, 26!"
„Nein, 25!" Hörte sie Donald Simmons und Bobby Joe Manson hinter ihr streiten.
„Es sind 23." Warfen die Higginszwillinge im Chor ein.
„Was? Ich hab nur zwölf." Wimmerte Sally panisch.
„Zwölf sind auch richtig! Ich hab nämlich genausoviele!" Beruhigte sie Marianna.
„Das kann nicht sein. Ich hab 22!" Sagte Lily nervös.
„Hey Jackson, was sagst du?" Fragte Bobby Joe Honey plötzlich. Doch sie hatte ihm gar nicht zugehört, denn hinter einer Ritterrüstung hatte sich etwas bewegt.
„Was?"
„Hallo? Prüfung, Zaubertrank, Käuferaugen. Klingelt da etwas?" Sagte Donald ungläubig.
„Achso, 23 natürlich." Antwortete sie kurz und widmetete sich wieder der wackelnden Rüstung.
„Mist."
„Und warum hat sie nun Recht?" Fragte Marianna beleidigt.
„Sie ist der Liebling vom alten Geier. Sie weiß sowas!" Sagte Bobby Joe mit gehässigem Unterton. Nun wurde Honey plötzlich hellhörig.
„Was quatscht ihr hier denn für einen Blödsinn?" Fragte sie verwirrt, als plötzlich etwas mit lautem Gepolter aus der Rüstung sprang und laut BUUUUUHH! rief. Erschrocken drehte sie sich um, zog ihren Zauberstab und brüllte mit zusammen gekniffenen Augen „FLIPENDO!" Das Etwas, schien von der Wucht ihres Zaubers zurück in die Rüstung zu fliegen und mit ihr zusammen zu krachen, denn als Honey ihre Augen vorsichtig wieder öffnete, sah sie nichts als die Teile der Rüstung am Boden liegen.
„Hab ich was getroffen?" Fragte sie in die Runde, doch bevor jemand antworten konnte, schwebte das Etwas, laut schimpfend aus den Trümmern.
„Fiese, kleine Erstklässlerin schlägt zurück. Das wirst du mir büßen!" Meckerte Peeves, streckte ihr die Zunge raus und verschwand grummelnd. Honey war gar nicht wohl bei dem Gedanken Peeves derart verärgert zu haben. Immerhin musste sie noch sechs weitere Jahre in Hogwarts verbringen.
„Wow, Jackson, guter Schuss! Also entweder bist vollkommen paranoid oder du hast das zweite Gesicht." Sagte Bobby Joe anerkennend.
„Ja, und zu deinem Glück ist das Jahr bald vorbei. Woll´n wir hoffen, dass Peeves nicht nachtragend ist." Sagte Donald grinsend. Honey gefiel es gar nicht, dass immer mehr Leute es auf sie abgesehen hatten.
Auch die Prüfung in Geschichte der Magie besserte ihre Laune nicht gerade. Vollkommen ratlos schaute sie auf ihren Testbogen und fühlte sich, als hätte sie nichts als einen großen, schwarzen Wattebausch in ihrem Kopf, der alle möglichen Antworten in sich eingesogen hatte. Letzendlich gab sie das Grübeln auf und verließ sich lieber auf ihr Glück im Raten.
Zu Honeys Freude verliefen die weiteren Prüfungen sehr viel entspannter. In der Zauberkunstprüfung ließ sie fast problemlos zwei Bananen Polka tanzen und die Schnupftabakdose, die sie in Verwandlung aus einer Maus machen sollte, war bis auf die Tatsache, dass eine Maus aus ihrem Deckel abgebildet war, beinahe perfekt. Trotzdem war sie, wie alle anderen überglücklich, als die Prüfungen endlich vorüber waren und nur noch Freizeit auf dem Plan stand. Natürlich galt „Freizeit" nicht für alle Schüler, denn es stand noch das Spiel Gryffindor gegen Ravenclaw aus. Jonathan betonte immer wieder in fast halbstündigen Vorträgen wie unglaublich wichtig es war zu gewinnen und wie nah sie dem Quidditchpokal dieses Jahr waren. Obwohl absolut jeder Gryffindor von Jonathans Reden gelangweilt und sich des Gewinnes sicher war, waren alle auf das Spiel gespannt.
Am kommenden Samstagvormittag war das Stadion gerammelt voll mit Schülern, die das letzte Spiel der Saison erwarteten. Sirius, Remus und Peter hatten extra für diesen Anlass ein neues, noch viel größeres „Potter vor für Gryffindor"-Plakat gemacht und Honey und Lily trugen ihre Rumtreiber-Fanclub Mützen und Schals.
Kaum hatte Professor Hawkins das Spiel angepfiffen, rasten alle Spieler wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm übers Feld. Das Wetter war perfekt. Am Himmel war keine Wolke zu sehen und es herrschte absolute Windstille. Kaum waren die ersten fünf Minuten vergangen, stand es 40:0 für Gryffindor. Selbst wenn Ravenclaw in Quaffelbesitz kam, schafften sie es nicht zu punkten, denn im Gegensatz zum Spiel gegen Hufflepuff war Leo diesmal von Anfang mit vollem Einsatz dabei und hielt mit Leichtigkeit jeden Torschuss.
„Hoffentlich wird das Spiel nicht wieder so einseitig öde wie letztes Mal." Gähnte Sirius gelangweilt.
„Wenn du mit „einseitig öde" den Billywigangriff meinst, kann ich dir nur zustimmen." Sagte Honey seufzend. „Jetzt, wo wir bald Ferien haben, will ich nicht nochmal in den Krankenflügel." Ein wenig beunruhigt blickte sie sich um, ob sich vielleicht irgendwo in der Ferne eine schwirrende Wolke entdecken ließ, aber der Himmel strahlte in schönstem blau und es war nichts Verdächtiges zu entdecken.
„Gryffindor ist nun wieder im Quaffelbesitz. Williams fliegt auf die Torringe zu, aber da kommt Jäger Bradbury auf ihn zu! Doch Williams duckt sich weg und passt zu Thompson. Thompson schießt und ... Nein! Asrael Pryce hat gut gezielt und sie mit einem Klatscher getroffen. Bradbury schnappt sich den Quaffel! Passt zu Stone, Stone zu Bradbury, Bradbury zu Elladina Pryce! Pryce wirft und Jackson hält ihn mit einem Doppelacht-Looping!" Hallte Professor Garbarecs magisch verstärkte Stimme durchs Stadion.
„Hey, ich kann Dora Vintello von hier aus unter den Umhang kucken!" Sagte Sirius grinsend und blickte durch Peters Fernglas zielstrebig auf die Ravenclawhüterin.
„Hör auf mit dem Blödsinn und schau lieber, was James macht." Sagte Remus kopfschüttelnd. Auch Honey versuchte ihn zu entdecken und fand ihn schließlich über der Lehrertribüne schwebend - und anscheinend in ein anregendes Gespräch vertieft.
„Ist das die Ravenclawsucherin?" Fragte sie ungläubig und zeigte in deren Richtung.
„Frechheit! Der Mistkerl kann doch nicht einfach ohne mich mit einer Sechstklässlerin flirten!" Sagte Sirius beleidigt. Mit grummeligem Blick schnappte Lily ihm das Fernglas aus den Händen richtete es auf James und die Sucherin neben ihm.
„Von wegen flirten. Er macht das doch nur, um in Ruhe nach dem Schnatz suchen zu können, während sie abgelenkt ist." Erklärte Remus ruhig,
„Hoffentlich funktioniert das auch." Sagte Peter.
Entgegen aller Erwartungen holten die Ravenclaws, nachdem Teamcaptain William Sagan seine Sucherin Tina Lue zur Ordnung gerufen hatte, den Vorsprung der Gryffindors langsam auf. Die Geschwister Asrael und Elladina Pryce schienen sich per Gedanke zu verständigen, denn Asrael schaffte es jedesmal, wenn Elladina ein Tor schießen wollte, einen Klatscher so zu feuern, dass Leo ausweichen musste und den Quaffel nicht mehr abfangen konnte. Ein Spielende war leider nicht in Sicht. James entdeckte zwar zweimal den Schnatz, verlor ihn aber jedesmal Dank eines gut gezielten Klatschers von einem der Ravenclawtreiber wieder aus den Augen.
„Die spielen total unfair!" Beschwerte sich Honey, nachdem Elladina dank ihres Bruders ein weiteres Tor geschossen hatte. „Ist der Hawkins denn blind? Das war doch ein klares Foul!"
„Eigentlich ist die Taktik sehr gut. Nur leider im falschen Team." Sagte Remus. „Wenn du Quidditch spielen würdest, könntest du mit Leo vielleicht auch solche Manöver durchziehen."
„Ich, als Treiberin?" Sagte Honey ungläubig. „Ich würde nie einen Klatscher treffen. Und wenn doch würde ich eher Leo vom Besen knallen, als einen Gegner."
„Außerdem bringt dir im Team zu sein auch nicht mehr Vorzüge. Es gibt keine Gemeinschaftsduschen und in den Umkleiden zieht sich niemand komplett aus." Sagte Sirius enttäuscht.
„Oh, wie schade." Entgegnete Honey ironisch und rollte mit den Augen. Plötzlich ertönte aus der Ferne ein winselndes, herzzerreißendes Heulen. Ein Raunen ging durch die Tribünen und alle drehten sich um und suchten nach dem Ursprung des Heulens. Selbst die beiden Quidditchmannschaften hielten in ihrem Spiel inne.
„Was war das?" Fragte Lily flüsternd. Erneut ertönte das Heulen, doch diesmal leiser und verzweifelter.
„Klingt wie ein Wolf." Sagte Sirius verwirrt. Honey traf dieser Satz wie ein Schlag. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was Petronius da angegriffen haben könnte. Unwillkürlich wollte sie aus dem Stadion dem Heulen entgegen stürmen, doch Remus hielt sie am Arm zurück.
„Warte. Das ist ein Weibchen." Sagte er bestimmt.
„Woher willst du das wissen?" Fragte Honey irritiert.
„Vertrau mir, ich hör sowas." Antwortete er. Honey beruhigte diese Nachricht überhaupt nicht, denn immerhin gehörte nicht nur ein männlicher Wolf zu ihrer Familie. Zitternd wandte sie sich aufs Spielfeld zu Leo um und suchte seinen Blick. Er starrte nur unverwandt in die Richtung aus der das Heulen kam und schien nicht glauben zu wollen, was er eben gehört hatte. Ein weiteres Mal zerschnitt das qualvolle Heulen die Luft und wie hypnotisiert raste Leo aus dem Stadion.
„LEO!" Brüllte Jonathan ihm überrascht und wütend zugleich hinterher. „Professor, eine Auszeit bitte!" Rief er Hawkins zu und folgte Leo.
Honey erlebte alles wie in Zeitlupe. Kurzentschlossen begann sie sich ihren Weg durch die Schülermassen nach draußen zu bahnen. Am Stadionstor erwischte sie die beiden. Leo und Jonathan waren von ihren Besen gestiegen und stritten sich heftig.
„Das ist das wichtigste Spiel der Saison. Diesmal könnten wir es schaffen den Pokal zu gewinnen!" Brüllte Jonathan.
„Das Spiel, das Spiel. Für dich zählt nur dein dämliches Quidditch! Aber hier geht es um Wichtigeres!" Schrie Leo zurück. Honey hatte ihn noch nie so wütend gesehen.
„Was geht hier denn eigentlich vor? Spielen wir jetzt am Boden weiter?" Fragte James verwirrt. Honey drehte sich zu ihm um und entdeckte nicht nur ihn, sondern auch Lily, Sirius, Remus und Peter und ein paar weitere Schaulustige, die sich allerdings weiter im Hintergrund hielten.
„Ich hab mit Professor Hawkins eine Auszeit ausgehandelt, wenn du jetzt wieder zurück kommst können wir weiterspielen, als wäre nichts gewesen." Erklärte Jonathan ruhig. „Leo, wenn du nicht mit kommst werden wir disqualifiziert und verlieren!" Doch Leo hörte ihm gar nicht zu und ging entschlossen weiter. Jonathan holte ihn ein und hielt ihn am Arm zurück.
„Ich kann nicht glauben, dass du wegen deinem dämlichen Köter den Pokal aufs Spiel setzt!" Brüllte er ihn an. Doch er hätte es lieber gut sein lassen sollen, denn dieser Satz schien in Leo eine Lawine auszulösen. Mit kaltem Blick holte er aus, schlug Jonathan mit voller Wucht ins Gesicht und machte sich dann schnellen Schrittes wieder auf in die Richtung aus der das Heulen kam.
Honey achtete weder auf die tuschelnde Masse noch auf den blutenden Jonathan und folgte ihrem Bruder.
„Glaubst mit Allegra ist was schlimmes passiert?" Fragte sie ihn vorsichtig.
„Würde ich sonst das Spiel schmeißen und meinen besten Freund verprügeln?" Antwortete er kühl.
Als sie sich einer Baumgruppe näherten, konnten sie erneut ein letztes, sehr schwaches Heulen hören. Wie von der Tarantel gestochen lief Leo los. Honey versuchte so gut sie konnte ihm zu folgen, doch er erreichte das Wäldchen eher als sie und sie verlor ihn aus den Augen. Sie fand ihn zwischen den Bäumen am Boden kniend wieder. Langsam trat sie näher und beugte sich zur Seite um zu sehen wovor er da kniete, doch sie bereute es sofort wieder. Vor Leo lag Allegra. Zumindest das was von ihr übrig war. Ihre Schnauze war von kleinen aber sehr tiefen Kratzern übersäht, die Augen blickten starr ins Leere und ihre Zunge hing in Fetzen auf dem blutigen Maul. Doch am Schlimmsten war ihr Rumpf. Irgendetwas hatte ihr den Bauch mit unzähligen, winzigen Krallen aufgeschlitzt, ihre Innereien förmlich herrausgerissen und verteilten sich vor ihr. Alles war voller Blut. Honey hatte in ihrem Leben noch nie so viel Blut gesehen. Geschockt schlug sie die Hände vor den Mund und taumelte ein paar Schritte rückwärts bis sie an einen Baum stieß und sich an ihm abstützte. Sie konnte nicht atmen, nicht denken und fühlte sich grauenvoll hilflos. Sie bemerkte gar nicht, wie sich immer mehr Schüler tuschelnd näherten und beim Anblick des zerfetzten Kadavers erschrocken verstummten. Erst als Lily sie ansprach und am Ärmel zog, nahm Honey wieder etwas von ihrer Umgebung wahr.
„Komm Honey, lass uns hier weg gehen." Sagte sie mit zitternder Stimme. Tränen standen ihr in den Augen. Doch Honey konnte nicht. Einerseits wollte sie Leo nicht alleine lassen, andererseits war sie immer noch vom Anblick der toten Allegra wie gelähmt.
„Aus dem Weg. Lasst mich durch." Hörte sie Professor Zanzarahs eisige Stimme. Die Schüler in seinem Weg, sprangen hastig zur Seite und bahnten ihm eine Schneise. Gebieterisch schritt er auf Leo und Allegras toten Körper zu. Langsam beugte er sich hinunter und hob etwas auf, das wie ein zerkauter Ast aussah.
„Bowtruckles." Flüsterte er leise. Der Klang seiner Stimme war merkwürdig. Honey konnte nicht genau sagen, ob er erfreut, bestürzt, überrascht, verwirrt oder nichts von alledem war. Ebenso langsam, wie er sich gebückt hatte, erhob sich nun und sagte mit harter Stimme: „Verschwindet, hier gibt es nichts zu sehen." Verschreckt drehten sich viele der Schüler um und wollten gehen, doch sie stoppten jäh, als auch der Schulleiter und weitere Lehrkräfte auftauchten. Während die anderen Lehrer die Schüler beruhigten und wegschickten, trat Dumbledore zu Zanzarah.
„Was ist hier passiert, Baralis?" Fragte er sanft.
„Es waren Bowtruckles. Und wenn man sich dieses Massaker ansieht, dann war es eine ganze Horde." Antwortete er und hielt das Stück Holz, dass er soeben aufgehoben hatte, hoch. „Und wie es aussieht, hat sich das Tier heftig gewehrt. Solche Bowtruckle-Reste liegen hier überall verstreut." Dumbledore nickte seufzend und wandte sich dann an Honey.
„Miss Jackson, sie und Miss Evans gehen nun besser in ihren Gemeinschaftsraum." Erst jetzt bemerkte Honey, dass Lily immer noch an ihrem Arm zog. Sie hatte die Lippen fes aufeinander gepresst um nicht in Tränen auszubrechen, aber sie war immer noch da. Obwohl sie Leo nicht alleine lassen wollte, schon gar nicht mit dem alten Geier, aber sie fügte sich und ging.

Nach diesem tragischen Ereignis, konnte Honey ihre letzte Woche in Hogwarts nicht genießen, denn als sie im Gryffindorturm ankam, musste sie feststellen, dass sie Petronius am Morgen aus Versehen im Schlafsaal eingeschlossen hatte und seit dem plagten sie schreckliche Schuldgefühle, denn sie war fest davon überzeugt, dass Petronius und Allegra zu zweit gegen die Bowtruckles angekommen wären. Zumindest hätte er schnell Hilfe holen können. Der einzige, dem es noch schlechter ging war Leo. Er aß kaum, sprach noch weniger als sonst und verkroch sich die meiste Zeit im Umkleideraum im Quidditchstadion. Ein wenig aufgelockert wurde ihre Stimmung erst, nach dem Brief von zu Hause. Honey durfte zwar nicht in den Ferien zu Lily und Lily durfte auch nicht zu ihr, denn die Jackson würden ihre gesamten Ferien damit verbringen sämtliche Verwandte rund um den Globus zu besuchen, doch wenigstens durfte sie diesmal im Hogwarts-Express nach Hause fahren und sich somit in Ruhe von allen verabschieden.
Am letzten Tag vor der Abfahrt vergaß Honey ihren Gram dann endgültig, denn es war Zeit für die Zeugnisse. Mit flauem Magen saßen sich Honey und Lily am Frühstückstisch und stocherten in ihren Cornflakes herum.
„Hey, Schokofröschchen. Was bin ich?" Honey blickte von ihrem Teller auf und sah, wie Sirius sie merkwürdig jaulend und mit unter die Oberlippe geklemmten Salzstangen anblickte.
„Ein Walross." Antwortete sie leicht genervt.
„Du lachst ja immer noch nicht." Beschwerte er sich. „Soll ich lieber nochmal Milch durch meine Nase laufen lassen?"
„Nein!" Sagten James, Remus, Peter, Honey und Lily sofort einstimmig.
„Spaßbremsen!"
Erst als McGonagall die Zeugnisse verteilte, hörte Sirius endlich mit seinen zwar gut gemeinten, aber insgesamt sehr ekligen Aufheiterungsversuchen auf. Nachdem James und Sirius eher beiläufig festgestellt hatten, dass sie zum dritten Mal in Folge Jahrgangsbeste waren, wagten es auch Honey und Lily ihre Zeugsnisse anzuschauen.
„Ah! Oh mein Gott! Honey, schau dir das an!" Rief Lily plötzlich, noch ehe Honey ihr Blatt überhaupt richtig angeschaut hatte. Sie staunte nicht schlecht: Lily hatte fast nur Einser!
„Ich hab dir doch gesagt, dass du das alles kannst." Sagte Honey zufrieden lächelnd.
„Igitt, kuck mal Sirius." Sagte James und schaute neugierig über Lilys Schulter auf ihr Zeugnis. „Der Krümel ist so schlau wie wir! Bis auf Zaubertränke."
„Mach dir nichts draus. Ich bin auch nicht gut in Zaubertränke." Sagte Remus aufmunternd.
„Ja, aber du hast knapp ne Vier gekriegt und sie eine Zwei." Sagte James mit lästerlichem Ton.
„Ich hätte auch gerne eine Zwei." Sagte Peter seufzend.
„Wollen wir tauschen?" Fragte Sirius lachend. „Mit deinen Zeugnis kann ich meine Eltern schocken."
Nun fand Honey auch endlich Zeit, sich ihres näher zu beschauen. Doch schon die erste Zensur traf sie wie ein Hammerschlag.
„Oh nein." Sagte sie niedergeschlagen. „Ich bin in Geschichte der Magie durchgefallen." Deprimiert ließ sie ihren Kopf auf die Tischplatte rumsen.
„Ich hab dir doch gesagt, du sollst mehr lernen." Sagte Remus tadelnd, während James ihr das Zeugnis aus der Hand schnappte.
„Wow! Vergiss Geschichte der Magie! Schau dir lieber Zaubertränke an!" Sagte er staunend.
„Noch schlechter?" Fragte Honey vorsichtig. Auf einmal hatte sie gar keine Lust mehr nach Hause zu fahren, denn immerhin wollte ihr Vater mit ihrem Zeugnis bestimmt eben so sehr angeben wie mit Leos und sich nicht für seine Tochter schämen müssen.
„Naja, fast. Du hast die Höchstpunktzahl." Sagte James. „Und der Rest ist auch nicht übel, also stell dich nicht so an! Sorgen musst du dir erst machen, wenn du auf Peters Niveau absinkst." Ungläubig nahm Honey ihm das Blatt wieder weg und schaute nun selbst. James hatte tatsächlich Recht! Ihre Noten waren zwar nicht so überragend wie Lilys, aber zumindest würde sich ihr Vater nicht schämen müssen. Zumindest solange er ihre Geschichtsnote verschwieg.

Am Abend stand dann das letzte große Ereignis des Jahres an: das Jahresabschlussfest! Nachdem Honey und Lily etwas wehmütig ihre Koffer gepackt hatten, gingen sie, gefolgt von Petronius, hinab in die Große Halle. Die Halle war zu diesem Anlass festlich geschmückt worden. Überall hingen blau-bronzene Dekorationen und über dem Lehrertisch prangte ein Banner mit dem Ravenclaw-Adler. Offensichtlich hatte Gryffindor nicht nur das Rennen um den Quidditchpokal, sondern auch den Hauspokal verloren. Seufzend schlurften sie zu ihrem Haustisch und warteten auf die Jungs. Die Große Halle hatte sich bis auf wenige Nachzügler schon gefüllt, als sie endlich auftauchten. Kichernd setzten sie sich zu ihnen.
„Was ist denn so komisch?" Wollte Lily wissen. Honey war sich sicher, dass sie wieder irgendetwas ausgeheckt hatten.
„Nichts. Wir haben nur das Schuljahr glorreich abgeschlossen." Antwortete Sirius noch immer lachend.
„Ihr erinnert euch doch, dass Mrs Norris Anfang des Jahres ´n Abdreher gekriegt hat? Seit dem hat sie einen Beruhigungstrank gekriegt und den haben wir, sagen wir etwas aufgemotzt." Erklärte James zwinkernd. Honey wollte sich gar nicht ausmalen, was das arme Kätzchen wohl am Abend noch für Anfälle bekommen würde. Aber sie würde es wahrscheinlich noch im Laufe des Festes sehen.
Als endlich auch die letzten Schüler gekommen waren und sich gesetzt hatten, erhob sich Dumbledore feierlich.
„Willkommen zum Abschlussfest! Wieder ist ein erfolgreiches und ereignisreiches Jahr vorüber. Doch bevor wir uns nun alle die Bäuche füllen und niemand mir mehr zuhören mag, lasst mich noch ein paar Worte sagen. Als erstes wollen wir, wie jedes Jahr die Jahrgangsbesten Schüler ehren." Gelangweilt beobachtete Honey, wie aus den höheren Jahrgängen jeweils ein Schüler unter tosendem Applaus zum Lehrertisch ging, Dumbledore die Hand schüttelte und von ihm einegoldene Plakette in Empfang nahm. Erst als Sirius und James als einzige zu zweit nach vorne gingen, stimmte sie begeistert in den Beifall mit ein.
„Schon die Dritte!" Sagte James stolz. „Macht sich toll zu Hause über dem Kamin. Hey Sirius, mal sehen, ob wir nächstes Jahr wieder beide eine kriegen."
„Ich weiß, das erste Jahr in Hogwarts ist nicht immer einfach." Fuhr Dumbledore fort. „Man lernt sehr viel Neues, entdeckt Fähigkeiten von denen man keine Ahnung hatte und manche von euch tauchen sogar in eine vollkommen neue Welt ein. Doch offensichtlich sind dies alles keine Hinderungsgründe das Schuljahr mit Bravour abzuschließen. Ich bitte um Applaus für die Jahrgangsbeste der ersten Klasse: Lily Evans!" Während Honey sofort in wilden Jubel ausbrach, blickte Lily sie verwirrt an und verstand anscheinend gar nichts mehr. Erst als Honey ihr aufmuntert zunickte, stand sie mit hochrotem Kopf und schwer atmend auf und schritt ein wenig unsicher auf den Lehrertisch zu um ihre Plakette entgegen zu nehmen.
„Ich bin nicht gestolpert." Sagte sie schwach lächelnd, als sie sich wieder setzte.
„Und du hast die ganze Zeit über genölt, dass du gar nichts kannst." Sagte Honey kopfschüttelnd. „Wenn ich das nächstes Jahr auch nur einmal höre, werde ich dich wohl oder übel im See ertränken!"
„Ich versteh gar nicht, wieso ich Jahrgangsbeste bin. Die Higginszwillinge wissen doch immer alles." Sagte Lily verwirrt. Daran hatte Honey noch gar nicht gedacht. Neugierig beugte sie sich zurück und rief an drei Rücken vorbei: „Hey, Timothy! Wie kommt es, dass ihr beide nicht Jahrgansbeste seid?"
„Wir sind leider nur theoretisch gut." Sagte Timothy mit etwas wehmütig.
„Ja, in sämtlichen praktischen Prüfungen haben wir versagt. Das hat den Durchschnitt natürlich extrem verschlechtert." Ergänzte Simon mit dem gleichen Gesichtsausdruck.
„Oh, tut mir Leid." Sagte Honey schnell und setzte sich wieder normal hin. Dann wandte sie sich grinsend an Lily. „ Zwei Konkurrenten weniger."
Nachdem Dumbledore Ravenclaw noch den Hauspokal verliehen hatte, begann endlich das Festessen, das ebenso üppig war wie an Halloween und am ersten Tag. Als Honey sich gerade zum dritten Mal Nachtisch auftun wollte, geschah dann endlich, worauf die Jungs den ganzen Abend gewartet hatten. Mrs Norris, die das gesamte Fest über friedlich auf Filchs Arm verbracht hatte, sprang plötzlich wild fauchend in die Luft, landete im Nacken eines Fünftklässlers aus Hufflepuff, hüpfte von dort aus unter den Tisch und drehte sich dort wie wild im Kreis bis sie laut grummelnd einschlief.
„Wie langweilig. Sie hätte Filch ja wenigstens eine wischen können." Beschwerte sich Sirius genervt. „Das nächste Mal nehmen wir nicht Zucker sondern Diptam!"

Der nächste Morgen war ungewöhnlich hektisch. Viele Schüler verstauten noch vergessene Sachen in ihren Koffern oder suchten verzweifelt nach ihren Haustieren. Honey war froh, dass sie bereits am Abend vorher alles zusammen geräumt hatte und den Morgen etwas ruhiger angehen konnte. Sie wunderte sich, wie schnell ihr erstes Schuljahr vergangen war. Es kam ihr vor, als sei sie erst gestern gewesen, als sie mit den anderen Erstklässlern über den See geschippert war und den Sprechenden Hut aufgehabt hatte. Am Bahnhof von Hogsmeade verabschiedete sie sich noch von Hagrid und stieg dann zu den anderen Schülern in den Hogwarts-Express - auch wenn die Jungs es sehr unnütz fanden, dass sie, obwohl sie keinen Katzensprung weit entfernt wohnte, trotzdem erst nach London fahren wollte, um von da aus wieder nach Hause zu reisen. Doch Honey kümmerte sich nicht um das Gewäsch und genoss ihre Zugfahrt.
Erst als sie in London ankamen, wurde Honeys Stimmung etwas wehmütig. Da die Jungs mit ihrem eigenen Gepäck beschäftigt waren, schleppten Honey und Lily ihre Koffer - Lily sogar noch den Käfig mit Tritogenia- alleine auf den Bahnsteig.
„Igitt, da sind meine Eltern." Sagte Sirius und schüttelte sich. Seine Mutter ähnelte tatsächlich einer Todesfee. Sie war groß, schlank und ziemlich blass. Anscheinend hatten die Plusterputen ausnahmsweise mit ihrer Beschreibung keinesfalls übertrieben. Sein Vater sah auch nicht viel freundlicher aus. Seine Augen waren fast so kalt wie die vom alten Geier. Trotz der äußeren Ähnlichkeit konnte Honey kaum glauben, dass die zwei steifen Sauertöpfe einen so hyperaktiven Spaßvogel wie Sirius zustande gebracht hatten. Doch ebenso merkwürdig war, dass ein Slytherin, ungefähr in der zweiten Klasse, schnurstracks und begeistert auf die beiden zu ging.
„Kuck mal. Deine Eltern haben auch Fans." Sagte Honey und zeigte auf den Slytherin.
„Nee, das ist mein Bruder." Sagte Sirius genervt. „Regulus, der Familienstolz."
„Du hast einen Bruder?" Fragte sie verwirrt. Er hatte selten Verwandte erwähnt und wenn dann meist nur kurz und abfällig.
„Ja, aber erinnere mich nicht daran. Ich muss dann wohl. Die Familienschande der Blacks empfiehlt sich." Sagte er, verbeugte sich spaßeshalber und verschwand langsam schlurfend in Richtung seiner Familie.
„Knubbelchen, da bist du ja!" Rief plötzlich eine dicke, kleine Frau und lief mit ausgestreckten Armen auf das kleine Grüppchen um Honey zu. Überschwänglich umarmte sie Peter und bedeckten sein gequältes Gesicht mit Küssen. „Deine Mutti hat dich ja so vermisst." Sie erinnerte Honey ein wenig an eine fülligere Version der Plusterputen, aber selbst die erschienen ihr nicht so peinlich wie Mrs Pettigrew. In ihrem Begeisterungssturm konnte sie es sich nicht nehmen lassen, auch James, Remus, Lily und Honey zur Begrüßung zu umarmen.
„Wie putzig, mein Knubbelchen hat zwei kleine Freundinnen." Sagte sie kichernd. Honey, die fast einen Kopf größer als Peter war, fand es zwar nicht nett „klein" genannt zu werden, aber derartiges Geplapper war sie von Judie und Ruthie ja zur Genüge gewohnt. Nachdem Peter sich schwach lächelnd von seinen „kleinen Freunden" verabschiedet hatte, entdeckte Honey auch endlich ihre Mutter, die zum Glück nicht auf sie zu lief, sondern von Weitem fröhlich winkte. Während Leo bereits mit ungeduldigem Blick bei ihrer Mum wartete druckste Honey noch ein wenig rum. An Weihnachten war sie wenigstens nur zwei Wochen von ihren Freunden getrennt gewesen, doch nun standen ihr zwei Monate bevor.
„Naja, also ich muss dann wohl auch los." Sagte sie endlich seufzend. „Wir sehen uns dann - in zwei Monaten, wieder hier." Sie umarmte Lily noch schnell, winkte James und Remus zu und ging dann gefolgt von Petronius, ihren Koffer schleppend zu Leo und ihrer Mutter.