Kapitel 4
Cycy:
Es kommt mir wie ein wilder Traum vor, dass ich mit Jay zusammen bin. Die ganzen Begebenheiten und Vorkommnisse. Und ich kann nicht mal mit Sicherheit sagen, dass wir zusammen sind. Wir haben uns geküsst, waren ein paar Mal weg, aber was hat das schon zu bedeuten? Vielleicht bedeutet es viel, vielleicht bedeutet er auch gar nichts.
In Jay´s Augen sehe ich Feuer, wenn er mich anschaut. Oder ist es nur das, was ich sehen möchte? Wie oft sehen wir Dinge, die nur existieren, weil wir es uns wünschen?
Zuerst war ich skeptisch und bin es immer noch, welche Beweggründe dahinter stecken. Was will Jay wirklich? Bin ich für ihn nur ein Spiel, bei dem er ausprobieren will wie weit er gehen kann? Wie weit ich ihn gehen lasse und wie schnell?
Bin ich nur ein weiteres Abenteuer? Chris hat da so einige Dinge verlauten lassen: Jay ist kein Kind von Traurigkeit, was Frauen und wechselnde Partnerschaften anbetrifft. Er liebt schnelllebig und nimmt keine Rücksicht auf Gefühle und Verluste.
Sicher bin ich auch zu jung für ihn. Der Altersunterschied spielt meistens eine entscheidende Rolle.
Wie er mich anschaut. Ich merke es oft, auch wenn er es sicher nicht denkt. Sein analysierender Blick. Was sucht er in mir? Was glaubt er zu erkennen? Jay ist für mich teilweise wie ein Buch mit sieben Siegeln. Ich komme nicht hinter seine wahren Absichten. Menschenkenntnis ist keine meiner Stärken.
Ich kann unseren Kuss immer noch spüren. So überraschend, aber dennoch hingebungsvoll. Seine zarten Berührungen. Ich frage mich was noch alles passiert wäre, wenn wir nicht so schnell hätten verschwinden müssen, als auch Chris und dann Trisha gegangen waren. Hätten wir Andrew und Stacy nicht getroffen hätten wir sicher in seinem oder meinem Zimmer dort weitergemacht, womit wir aufgehört haben. Ich hätte mich Jay hingegeben, denn ich war so berauscht. Er hätte alles haben können, wenn er es gewollt hätte. Ich hatte Feuer gefangen. Selbst wenn ich mich verbrannt hätte, wäre es mir in diesem Moment egal gewesen.
Es kommt des Öfteren vor, dass ich die Kontrolle verliere und nicht mehr rational denke. Ich gebe mich hin und hinterher bereue ich es. Hätte ich es bereut, wenn ich mit Jay auf´s Ganze gegangen wäre? Was wäre danach passiert? Ich kenne ihn kaum und ich vermag nicht zu durchschauen, was er im Schilde führt.
Matt hat gesagt, dass Jay mich gern hat. Er ist sein Freund und er muss es wissen. Ich vertraue Matt, auch wenn wir uns erst so kurz kennen. Aber im Hinterkopf sind auch Chris´ Worte. Chris kann ich schwer einschätzen. Wenn er trinkt ist er redselig, nüchtern ruhig, fast schüchtern. Und wie viel Glauben kann und soll ich ihm schenken? Andrew ist teilweise kühl und distanziert. Von ihm werde ich keine Auskunft bekommen.
Letztendlich ist jede Erfahrung gut für das Leben, ob positiver oder negativer Natur. Aus Fehlern lernt man bekanntlich. Aber andererseits mag ich meinem Fehler nicht jeden Tag über den Weg laufen.
Nun liege ich allein in meinem Bett. Ich sehne mich nach Jay´s Nähe. Meine Gedanken drehen sich wild. Ich würde so gern mit ihm über meine Gedanken reden. Er würde meine Bedenken sicher für abwägig erklären. Vielleicht denke ich zuviel nach. Das ist schon immer mein Problem. Manche Dinge sollte man einfach auf sich zukommen lassen...
Ich bin so unsicher. Aber sollte man sich manchmal nicht einfach fallen lassen, dem anderen Menschen vertrauen und sich hingeben? Einfach nur hingeben und genießen!? Ein Risiko eingehen, um dann am Ende gewinnen und alle negativen Gedanken wegwischen?
Die Zeit wird Antworten für meine Frage bereithalten...
Jay:
Wie gern wäre ich jetzt bei Cycy. Nur in ihrer Nähe. Ich will sie nur anschauen, an mich drücken und mit ihr reden. Ich will ihr sagen, was der Kuss für mich bedeutet hat. Wie gut sie geschmeckt hat. Wie die Wärme durch meinen Körper geschossen ist, als wir uns so nah waren.
Ich könnte zu ihr gehen. Aber ich weiß nicht, ob es ihr recht wäre. Wäre es ihr Wunsch gewesen, hätte sie es nur andeuten müssen, als wir uns von Andrew und Stacy verabschiedet hatten. Aber sie hat mir nur eine Gute Nacht gewünscht und ist gegangen. Nun liege ich auf meinem Bett, kann nicht schlafen, weil sie mir nicht aus dem Kopf geht. Ich schließe die Augen und sehe ihr süßes Gesicht vor mir. Ihr Lächeln, dass ihre weißen Zähne entblößt. Ihre strahlenden Augen, in denen ich mich jedes Mal vom Neuen verlieren könnte. Ich will sie so sehr, dass es weh tut. Sie ist so nah, aber dennoch so fern.
Obwohl es ihr schwer fallen wird mir zu vertrauen, nachdem wie alles anfing. Warum konnte ich mich nicht ein bisschen zusammenreißen? Ich kann nur hoffen, dass die Anderen ihr keine Geschichten aus der Vergangenheit erzählen. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Mit Sicherheit. Diesmal will ich alles anders und besser machen. Ich werde alles besser machen!
Über den Altersunterschied mache ich mir keine Sorgen: Sie ist 22, ich bin 30. Was sind schon acht Jahre? Acht Jahre mehr Erfahrung? Acht Jahre mehr Liebe, mehr Leidenschaften, mehr Enttäuschungen?
Die Meisten geben uns keine Chance. Sie sagen ich sei zu unbeständig, nicht fähig eine dauerhafte Beziehung einzugehen. Aber was wissen die schon? Wie gut kennen sie mich wirklich? Ich bin bereit und auf der Suche nach einer festen Bindung. Ich habe bisher nur nicht die richtige Frau gefunden. Bis jetzt. Nun ist sie da. Ich bin mir ganz sicher. Schon als ich sie das erste Mal gesehen habe. Ich will nicht von Liebe auf den ersten Blick reden, denn an so etwas Banales glaube ich nicht. Aber da ist etwas, was ich nicht in Worte fassen kann.
Chris denkt sie ist ein Ersatz für Darleen. Okay, ich gebe es zu: Ein bisschen Ähnlichkeit ist vorhanden. Nicht von Äußerlichkeiten, aber die Art – jung, frech und lebenslustig. Aufgeschlossen und witzig, aber auch ernst und gedankenverloren.
Oft ertappe ich mich selbst dabei wie ich sie anstarre. Ich beobachte sie bei allem, was sie tut, jeder Kleinigkeit: Wie sie gedankenverloren dasitzt und raucht. Wie sie sich mit den Jungs unterhält und über deren Witze lacht.
Ob sie sich in mich verlieben kann? Ich glaube ich bin auf den besten Weg mich zu verlieben. Nach all den Monaten mit ganzen Frauen, die mir nichts gegeben haben außer sexueller Befriedigung. Frauen, die auf mich zukamen, weil sie mich aus dem Fernsehen kennen – Groupies. Wenn sie von Liebe reden, denken sie an meinen TV-Charakter, der nicht die geringste Ähnlichkeit mit meiner wirklichen Person hat. Sie wollen von mir wie Dreck behandelt werden und ich habe ihnen diesen unausgesprochenen Wunsch erfüllt. Ich habe sie genommen und weggeworfen. Hinterher kommen sie an und sagen ich hätte sie benutzt. Aber tief in ihrem Herzen wollten sie es so, es war ihnen bloß nicht klar.
Mit Cycy ist das alles anders. Ich will sie in meine Arme nehmen und nie wieder loslassen.
Als ich sie geküsst habe und sie sich diesmal nicht dagegen gewehrt hat, war ich mir sicher. Ich will sie haben! Ihren zarten Körper in meinen Armen.
Ich bin ein bisschen eifersüchtig auf Matt. Wenn ich ihn mit Cycy zusammen sehe und wie vertraut sie sich nach so kurzer Zeit schon sind. Manchmal umarmt er sie und sie fühlt sich so wohl bei ihm. Ich sehe es an ihren Augen, warm und offen. Bei mir ist sie distanziert und unsicher. Ich weiß, dass er nichts außer Freundschaft von ihr will, denn er ist mit Amy zusammen und ich denke, dass er sie sehr liebt.
Ich beneide ihn darum wie offen er mit ihr reden kann. Sie stehen zusammen, tuscheln und lachen. Ich frage mich, ob sie mit ihm auch über mich spricht? Matt gehört zu meinen engsten Freunden und er weiß so gut wie alles über mich. Aber Matt ist keine Gefahr für mich. Er würde nie meine Geheimnisse weiter erzählen. Er trinkt so gut wie nie, verliert somit nicht die Kontrolle über sich. Ganz anders als Chris. Und Andrew tut so, als ob ihn das alles nichts angeht. Er ist zu beschäftigt mit Stacy, und das ist gut so.
