Kapitel 5
Es klopft an der Zimmertür. Jay öffnet die Augen und starrt in das halbdunkle Zimmer. Er reibt sich den Schlaf von den Lidern und schaut auf den Radiowecker neben seinem Bett, auf dem kleinen Beistelltisch. Es ist 6.30Uhr. Er seufzt und mag nicht aufstehen, sondern die verbleibende Stunde liegen bleiben.
Erneutes Klopfen. Dieses Mal lauter und energischer. Jay wirft die Bettdecke zurück und steht mühsam auf. Er ist nur mit dunkelblauen Boxershorts bekleidet. Er nimmt sich das rote T-Shirt, dass auf seiner Reisetasche liegt und streift es sich über seinen Oberkörper. Er geht verschlafen zur Tür und öffnet. Plötzlich ist er hellwach. Vor ihm steht ein großer Mann mit langen, dunkelblonden Haaren, die ihm in Strähnen über die Schultern seiner schwarzen Lederjacke fallen.
„Adam", sagt Jay mit Verwunderung in der Stimme.
„Hey, Jay", begrüßt ihn der Mann.
Sie mustern sich kurz von oben bis unten, stoßen einen erfreuten Lacher aus und fallen sich schließlich in die Arme.
„Was machst du denn hier?", will Jay wissen, nachdem sie die Umarmung gelöst haben.
„Ich darf wieder auf Tour. Die Ärzte haben mir grünes Licht gegeben und nun bin ich hier", berichtet er aufgeregt.
„Hättest du mich nicht vorher anrufen können?"
„Ich wollte dich überraschen."
„Das ist dir echt gelungen."
„Kann ich reinkommen?"
„Klar." Jay geht einen Schritt von der Tür weg und Adam betritt das Zimmer.
„Hab ich dich geweckt?", fragt Adam nachdem sein Blick auf das verwühlte Bett gefallen ist.
„Nein, ich lauf immer in Boxershorts und mit zerzausten Haaren rum", erwidert Jay sarkastisch.
Adam schaut Jay an und schüttelt den Kopf: „Du hast dich kein Stück verändert."
„Du auch nicht, immer noch derselbe Blitzmerker", neckt Jay seinen Freund.
Adam lässt sich auf die kleine, beigefarbene Couch fallen, die einige Meter entfernt an der Wand steht. Auf dem kleinen, massiven Holztisch davor liegt ein aufgeschlagenes Magazin.
„Ich geh mich duschen", sagt Jay, während er etwas zum Anziehen aus seiner Tasche holt.
„Lass dich von mir nicht stören. Wann müssen wir in der Halle sein?"
Jay schaut erneut auf die Uhr und gibt zur Antwort: „In zwei Stunden". Dann geht er mit einem Bündel Kleidung unter dem Arm Richtung Badezimmertür. Er schließt diese hinter sich und kurz darauf hört Adam das Rauschen des laufenden Wassers.
Er nimmt sich das Magazin zur Hand und blättert es durch. Bald bleibt er auf der aufgeschlagenen Seite stehen und liest mit großem Interesse den dort aufgeführten Artikel.
Er ist noch vertieft beim Lesen, da steht auch schon Jay in Jeans, T-Shirt und mit nassen Haaren neben ihm.
„Gehen wir was frühstücken?", fragt er Adam.
Adam reagiert nicht auf die Frage: „Ich lese gerade einen Bericht über die Neue im Kader."
„Und?"
„Sie hat was", gibt er seine Meinung kund.
„Ich wollt wissen was mit dem Frühstück ist", gibt Jay leicht genervt von sich.
„Bedarf doch keiner Frage. Kennst mich doch. Ich seh´ aus wie Bär und brauch´ dementsprechend das Essen."
Beide lachen.
„Aber ich hab schon ein bisschen an Muskelmasse zugelegt. Würde dir auch nicht schlecht tun", empfiehlt Adam seinem Freund.
Jay nickt mit wissend, trauriger Miene. Adam legt die Zeitung wieder an ihren ursprünglichen Platz, erhebt sich von der Couch und legt freundschaftlich einen Arm um Jay´s Schulter: „Dich machen wir auch noch zum Musterathleten."
Er nickt zweifelnd. Es starrt Adam an, schluckt und gesteht: „ Du hast mir echt gefehlt."
„Ich hab dich auch vermisst."
Es herrscht betretene Stille zwischen den zwei Männern, die jedoch durch das Magenknurren von Jay unterbrochen wird..
„Lass uns erst mal was essen gehen", meint Adam darauf hin.
„Das ist eine gute Idee."
„Ich hab auf den Weg hierher einen netten, kleinen Laden gesehen. Lass uns den auschecken."
„Mir ist alles recht, solang ich nur bald was zu Beißen bekomme."
„Verfressen wie eh und je."
„Es gibt Dinge, die ändern sich halt nie", grinst Jay. „Also komm schnell."
Sie verlassen das Zimmer, laufen über den Flur, der nur spärlich beleuchtet ist, die Treppe hinab.
Durch die Lobby wirbelt ein Putztrupp. Sie schreiten mit vorsichtigen Schritten, Entschuldigungen murmelnd, über den feuchten Marmorboden bis sie die durch die Glastür das Hotel verlassen.
Auf der Straße weht ein kühler Wind, der Himmel ist mit grauen Wolken überzogen, feiner Regen nieselt auf sie hernieder.
„Was für eine Scheißwetter, ich hasse Seattle!"mault Jay vor sich hin.
„Und dafür verlasse ich freiwillig Tampa, ich muss verrückt sein", stimmt Adam ein.
Er hält Jay am Arm fest, er schaut ihn an und fragt: „Jay, mein Freund, ich will eine ehrliche Antwort von dir."Er hält kurz inne. „Hältst du mich verrückt?"
Jay mustert ihn mit abwägendem Blick, dann antwortet er: „Du bist genauso verrückt wie ich auch oder Chris oder Matt oder Andrew. Schau was wir unserem Körper antun, freiwillig. Aus Spaß und aus Liebe. Wir sind Wrestler, wir müssen verrückt sein, um das zu tun, was wir eben tun."
Adam nickt nachdenklich: „Ja, du hast recht. So hab ich das noch nie betrachtet."
Sie setzen ihren Weg über den nassen Asphalt fort. Menschen gehen mit gesenktem Kopf und schützenden Regenschirmen an ihnen vorbei. Die Scheinwerfer der Autos spiegeln sich auf der Fahrbahn.
„Aber andererseits mag ich Seattle, weil es die Heimatstadt von Kurt Cobain ist", philosophiert Adam.
„Und wo er sich umgebracht hat", setzt Jay verbal dagegen.
Adam wirft ihm daraufhin einen abweisenden Blick zu erwidert: „Stimmt wohl, dass nur die Besten jung sterben."
„Da ist auf jeden Fall was dran", stimmt Jay zu.
Beide schweigen sie eine kurze Weile. Sie sind einige Straßen vom Hotel entfernt und an einem kleinen Café angelangt, dass mit einem großen Leuchtschild im Schaufenster „geöffnet" signalisiert.
Adam drückt die rot, gestrichene Holztür auf und hält sie für Jay auf, der ihm folgt. Leise Musik erfüllt den Raum. Ein Mann in einem blauen Overall sitzt auf einem Hocker vor dem Tresen. Vor ihm steht ein Teller mit Rühreiern und Speck. Die Kellnerin hat ihnen den Rücken zugekehrt und hantiert an der Kaffeemaschine herum. Die beiden Männer nehmen an einem Tisch, in einer abgelegenen Ecke. Sie ziehen die Jacken aus und legen sie neben sich auf die Bank. Die Bedienung, ist Mitte 40, und ihre dunkelbraunen Haare zu einem strengen Knoten hochgesteckt hat, kommt mit schwerfälligen Schritten, mit zwei Speisekarten und einen Schreibblock in der Hand, zu ihnen.
„Guten Morgen", sagt sie mit freundlicher, sanfter Stimme. „Was darf es sein?"
Sie will die Speisekarten auf den Tisch legen, aber Jay kommt ihr mit seiner mündlichen Bestellung zuvor: „Eine Tasse Kaffee und Rühreier mit Buttertoast."
Sie nickt, führt den Bleistift über ihren Block und notiert die Bestellung.
„Für mich dasselbe", ordert Adam, als sie mit Schreiben aufgehört hat.
„Bitte extrastarken Kaffee für mich", wünscht Jay.
Die Frau schaut von ihrem Block auf und nickt. Dann schiebt sie Stift und Papier in die vordere Tasche ihrer Service-Uniform und verlässt den Tisch wieder Richtung Theke.
„Stehst du heute auf der Matchcard?", will Jay wissen.
„Bis jetzt noch nicht. Ist alles sehr kurzfristig abgelaufen", erklärt Adam. „Aber ich lass mich trotzdem in der Halle blicken."
„Vielleicht schieben sie dich spontan in eine Storyline rein", meint Jay.
„Mal sehen. Ich will nur wieder im Ring stehen!", sagt Adam mit leidenschaftlicher Stimme.
Jay nickt verständnisvoll.
Die Kellnerin bringt ihnen das Frühstück.
Während er Ei auf seine Gabel füllt, fragt Adam: „Kennst du eigentlich die Neue in unserem Kader?"
Jay schaut ihn kauend an. Seine Augen strahlen, als er antwortet: „Ich bin mit ihr zusammen."
„Ernsthaft?"
Jay nickt mit breiten Grinsen.
„Und wie ist sie?"fragt Adam mit interessiertem Blick.
„Wie ist was?"stellt Jay die Gegenfrage.
Adam schaut ihn mit dem Du-weißt-genau-wovon-ich-spreche-Ausdruck an: „Komm erzähl schon."
Jay schüttelt mit dem Kopf: „Da gibt es nichts zu erzählen."
Adam lacht: „Verarsch mich nicht, ich kenn dich gut genug. In den letzten Monaten hast du eine Frau nach der anderen gefickt und nun willst du mir erzählen, dass da zwischen euch noch nichts gelaufen ist?"
Jay schaut ihm mit ernstem Gesicht an: „Sie ist nicht wie die Anderen."
Adam sitzt einen Moment ruhig da, dann stellt er die entscheidende Frage: „Bist du etwa verliebt?"
Jay überlegt: „Ich weiß es nicht. Aber es ist auf jeden Fall nicht wie mit den Anderen."
„Du willst was Ernstes draus werden lassen?"
„Von meiner Seite aus auf jeden Fall."
„Will sie nicht?"
„Es lief nicht alles so, wie es laufen sollte?"
Adam schaut ihn fragend an.
„Das ist eine längere Geschichte", meint Jay daraufhin. „Und die Zeit dazu haben wir nicht."
Adam wirft einen Blick auf seine silberne Armbanduhr: „Wir müssten langsam los. Mein Auto steht noch am Hotel."
„Meins auch."
„Wir können zusammen in Meinem fahren, wenn du willst."
„Klar, aber ich muss Cycy noch abholen."
„Lern ich sie endlich mal persönlich kennen", freut sich Adam.
Jay winkt der Kellnerin zu und verlangt die Rechnung: „Das geht auf mich."
„Danke", sagt Adam, als die Frau wieder hinter dem Tresen verschwunden ist. „Ich hol das Auto und deine Freundin ab. Reicht wenn bei dem Regen einer von uns nass wird."
Jay schaut aus dem Fenster, an dem dicke Regentropfen in kleinen Rinnsälen herunterlaufen: „Sie ist in Zimmer 112."
„"Wir treffen uns draußen am Parkplatz, okay?", sagt Adam.
„Ich werd´ da sein."
Adam nimmt seine Lederjacke von der Sitzbank, zieht sie über und geht. Jay sieht ihm wie er auf dem Gehsteig mit schnellen Schritten Richtung Hotel läuft.
Die dunkelhaarige Bedienung kommt an seinen Tisch und legt ihm die Rechnung hin. Jay greift nach dem kleinen Zettel, sieht auf die geschriebenen Zahlen, zieht einen Schein aus der Tasche, gibt ihn der Bedienung: „Stimmt so."
„Vielen Dank und einen schönen Tag noch!"
„Ihnen auch."
Jay faltet den Zettel zusammen, legt ihn in den Aschenbecher, der auf der Mitte des Tisches steht, nimmt sich seine Jeansjacke und geht aus dem Cafe´. Es regnet immer noch, was ihn nicht weiter zu stören scheint. Er läuft um die Ecke, auf die Rückseite des grauen Hauses, dass einmal weiß gestrichen war, zum dort befindenden Parkplatz. Er lehnt sich an die Hauswand, verschränkt die Arme vor seinem Körper und wartet.
Adam steht vor der genannten Zimmertür und klopft. Es dauert nur wenige Sekunden, bis ihm geöffnet wird. Cycy steht in dunkelblauer Baggyjeans, rotem T-Shirt und verwühlten Haaren vor ihm. Mit verschlafenen Augen schaut sie den breit grinsenden Mann an.
„Hi!", begrüßt er sie und streckt ihr seine Hand entgegen.
Sie schüttelt die Hand, wobei sie ihn fragend anschaut.
„Ich bin Adam, ein Freund von Jay", erklärt er. „Ich soll dich abholen."
„Ich bin spät dran, ich weiß", meint sie und streicht sich über die blonden Haare. „Wenn du willst, komm rein. Ich bin gleich fertig."
Er tritt in das Zimmer. Der weinrote Vorhang ist vor das Fenster gezogen und verdunkelt den Raum. Das Bett ist zerwühlt, einige Kleidungsstücke liegen darauf. Davor stehen schwarze Turnschuhe und eine Reisetasche.
„Setz dich irgendwo hin, ich muss noch mal ins Bad", sagt Cycy.
Adam dreht sich den Stuhl vom Schreibtisch herum und setzt sich. Er sieht gerade noch, wie die Frau ins Badezimmer verschwindet. Sirenen ertönen von der Straße, er steht auf und geht Richtung Fenster, zieht den Vorhang ein Stück zur Seite und schaut auf die Straße hinab. Er sieht wie zwei Polizeiautos die Fahrbahn entlang rasen.
„Gibt es etwas Interessantes zu sehen?"
Erschrocken dreht sich Adam um. Cycy steht mit feucht gekämmten Haaren im Türrahmen und schaut Adam belustigt an.
„Nicht wirklich", fasst er sich schnell wieder.
Sie nickt grinsend, geht zum Bett, setzt sich hin, zieht die Schuhe an und packt die restlichen Sachen in ihre Reisetasche.
„Wegen mir können wir gehen", sagt sie, nachdem sie sich ihre Jacke von der Garderobe genommen hat.
„Dann los", erwidert Adam euphorisch, läuft zur Tür, öffnet sie und geht auf den Gang hinaus. Cycy folgt ihm mit der Reisetasche über der Schulter.
„Soll ich dir die Tasche abnehmen?"fragt Adam.
Cycy grinst ihn an und meint: „Das schaff ich schon noch allein. Danke trotzdem, Mr. Gentleman!"
Adam lacht herzhaft: „So hat mich noch keiner genannt. Der Name gefällt mir. Vielleicht leg ich mir den als neuen Ringnamen zu. Was meinst du?"
„Keine gute Idee", wehrt Cycy ab.
„Keine gute Idee?"
„Keine gute Idee!"
„Zerstör´ meine Träume", sagt Adam mit gespielt trauriger Stimme und wischt sich mit der rechten Hand imaginäre Tränen aus den Augen.
„Nicht weinen, Kleiner!"
„Du bist ganz schön frech für deine Größe."
„Irgendwie muss ich meine mangelnde Größe ausgleichen."
Sie befinden sich auf dem Hotelparkplatz und Adam geht zu einem blauen Ford. Er zieht den Schlüssel aus seiner Jackentasche, steckt ihn in das Türschloss, aber es schließt nicht.
„Mist", flucht Adam. „Das ist ja auch das falsche Auto."
Cycy kann sich ein Kichern nicht verkneifen.
„Andauernd ein anderes Mietauto, da kann man schon mal was verwechseln", meint Adam erklärend.
Er schweift mit den Augen über die umliegenden Autos, bis er Seins wieder erkennt: „Der da ist es", sagt er und deutet auf einen ebenfalls blauen Mustang.
Sie gehen zu dem Auto und der Schlüssel passt. Sie stellen die Taschen in den Kofferraum, steigen ein das Auto, Adam lässt den Motor an und sie fahren los.
„Wo ist eigentlich Jay?", fragt Cycy.
„Die Frage fällt dir aber früh ein."
Cycy schaut ihn mit vorwurfsvollem Blick an.
„Er wartet ein paar Strassen weiter", antwortet der Mann schließlich.
„Hey, Süße!", begrüßt Jay Cycy, als er sich auf die Rückbank des Autos setzt. Er streicht sich über die nassen Haare. „Das ist echt ein Sauwetter, nicht?"
„Shit happens", meint Cycy trocken.
"Rotzfrech ist die Frau", beschwert sich Adam.
Jay grinst nur, ohne etwas zu erwidern.
„Warum übernachtet ihr nicht zusammen in einem Zimmer?", platzt Adam heraus.
Cycy schaut ihn mit fragendem Blick an.
„Ihr seit doch ein Paar", meint Adam erklärend.
Weder Cycy, noch Jay sagen etwas darauf. Peinliche Stille ist das Resultat.
„Sorry, ich wollt euch nicht zu nahe treten", entschuldigt sich Adam.
Die „Key Arena", der Veranstaltungsort, ist zu sehen. Sie fahren auf den Parkplatz, steigen aus und holen ihre Taschen aus dem Kofferraum. Neben ihnen parkt ein anderes Auto ein. Andrew und Stacy steigen aus.
„Hey, Adam!"freut sich Andrew.
Sie umarmen sich herzlich. Stacy umarmt Adam ebenfalls: „Schön, dass du wieder da bist."
Sie gehen durch den Hintereingang in das Gebäude. Ein langgezogener Gang, mit weiß gestrichenen Ziegelsteinmauern, umgibt sie.
Als Jay mit Adam allein ist, konfrontiert er ihn sofort mit Vorwürfen: „Was hast du vorhin im Auto für dumme Fragen gestellt?"
Adam schaut seinen Kumpel perplex an.
Jay fährt aufgebracht fort: „Die Frage, warum wir nicht in einem Zimmer übernachten. Sie denkt doch nun sonst was, was ich dir erzählt habe!"
Adam fährt sich mit der rechten Hand durch seine Haare, atmet tief durch und antwortet mit ruhiger Stimme: „Erst einmal hab ich nichts in der Richtung gesagt, auch nicht gemeint oder angedeutet. Zweitens denke ich, dass du ein bisschen überreagierst..."
„Ich reagiere überhaupt nicht über!", empört sich Jay.
Adam legt ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zu besänftigen: „Sie war doch ganz cool drauf. Ich denke nicht, dass sie es so ernst genommen hat. Ich kenn sie zwar nicht, aber das ist mein erster Ein- druck von ihr."
Jay erwidert mit sanfterer Stimme: „Weißt du, es ist ja nur, weil mir viel an ihr liegt."
„Das verstehe ich vollkommen", sagt Adam verständnisvoll. „Ich will dir das auch nicht kaputt machen. Im Gegenteil, ich freu mich ehrlich für dich."
Sie umarmen sich freundschaftlich, als die Tür aufgeht: „Stör ich bei was?"
Sie schweifen auseinander und drehen sich zur Tür um. Dort steht Andrew mit grinsendem Gesicht.
Andrew betrachtet Adam, wie er sich das T-Shirt auszieht: „Du hast ganz schön an Muskeln zugelegt."
„Ich konnte nicht einfach nur so zu Hause rumsitzen. Ich wollte was tun und da hab ich eben mächtig Gewichte gestemmt."
Amy steht in der Mitte des Ringes und hat ein Mikrophon in der Hand. Sie beginnt ihren Monolog: „Du kommst hier her und denkst du kannst mich wie Dreck behandeln? Du kannst mir einfach so meinen Mann wegnehmen? Okay, du hast es getan. Nun musst du mit den Konsequenzen leben. Wenn du genug Mut hast, komm raus, Cycy, und stell dich mir!"
Die Musik von Cycy wird eingespielt und sie betritt die Arena. Sie geht, die Augen stur und entschlossen auf Amy gerichtet, zum Ring. Die rothaarige Frau steht direkt in der Mitte und die Blonde baut sich ihr direkt gegenüber auf. Sie schauen sich in die Auge. Plötzlich schlägt Amy der Frau ihr gegenüber mit der flachen Hand ins Gesicht. Cycy ist zuerst leicht irritiert, aber fängt sich schnell wieder. Sie reibt sich mit der rechten Hand über die glühende Wange. Sie starrt Amy böse an und verpasst ihr einen Fausthieb in den Magen. Die Gepeinigte krümmt sich vor Schmerzen und lässt dabei das Mikro auf die Matte fallen. Es folgt ein gezielter Handkantenschlag ins Genick und sie sinkt zu Boden. Cycy blickt auf sie hinab, hebt das Mikrophon auf : „Matt, komm raus und nimm an der Party teil!"
Daraufhin ertönt die Musik und von Matt und er kommt mit gemächlichen Schritten, die Arme zur in Siegerpose in die Höhe haltend in den Ring. Er grinst Cycy an und nimmt ihr das Mikro aus der Hand, um seinerseits ein paar Worte loszuwerden: „Leg dich nicht mit uns an. Du kannst es versuchen, aber du wirst verlieren!"
Cycy nickt zustimmend. Sie wollen gerade den Ort des Geschehens verlassen, als Adam die Rampe herunterstürmt, um Amy zu Hilfe zu eilen. Matt und Cycy schauen verdutzt. Mit der Wendung hatten sie nicht gerechnet. Adam reißt Matt mit einem Spear zu Boden. Cycy schaut zu, unsicher wie sie weiter handeln soll. Dann versucht sie ihrem Partner zu helfen, aber Adam packt sie am Arm, grinst ihr ins Gesicht, hebt sie hoch und slammt sie auf ebenfalls auf die Matte. Nach getaner Arbeit hilft er Amy wieder auf die Beine. Sie ist noch leicht benommen, aber erfasst den Stand der Dinge sofort. Sie umarmt Adam und somit ist die neue Partnerschaft besiegelt. Sie verlassen den Ring und gehen zurück zu den Umkleidekabinen, als sich auch Matt und Cycy wieder aufrappeln. Sie halten sich die schmerzenden Stellen und begeben sich ebenfalls zurück zu den Lockerrooms, begleitet von Pfiffen und Buhrufen der Fans.
„Nächste Woche werden wir ein Match gegen die Beiden bestreiten", erklärt Matt.
Cycy nickt: „Da freu ich mich schon drauf."
„Lass uns die nächsten Tage zusammen Workout machen."
„Sag mir Ort und Zeit und ich werde da sein."
Beide verschwinden in separaten Umziehgelegenheiten.
Adam will gerade in die Dusche gehen. Er ist nur mit einer Unterhose bekleidet.
„Ich hab deinen Spear so vermisst", scherzt Matt, als er ihn erblickt.
Adam, der das Eintreten nicht resigniert hat, dreht sich um und grinst den Mann an: „Und das war erst der Anfang. Wir werden jetzt in eine Fehde verstrickt sein."
„Eine erbarmungslose Fehde", verbessert Matt.
„Smartass!", schießt Adam zurück.
„Geh lieber duschen, sonst verkühlt sich dein Astralkörper noch."
Der blonde Mann wirft gespielt verärgert die Haare nach hinten und stolziert in den Duschraum.
Matt beobachtet das Szenario lachend.
Trisha ist gerade dabei sich für ihren Kampf aufzuwärmen, als Cycy den Raum betritt.
„Hi!", begrüßt Trisha sie fröhlich.
„Hi!", grüßt sie zurück und geht zu ihrem Spind.
„Wie geht´s?", fängt Trisha eine Unterhaltung an.
„Ganz gut, und dir?"
„Ich bin im siebtem Himmel", schwärmt die Blondine.
„Mit Chris?"
„Ja, natürlich mit Chris. Wegen wem sonst?"
„Ich frag ja nur."
„Und was ist mit dir und Jay?"
Cycy wird verlegen: „Was soll mit ihm sein?"
„Seit ihr nicht zusammen?"
„Mhm, ja, ich weiß nicht so recht."
Trisha schaut sie überrascht an: „Ich dachte nur..."
„Mal sehen, was sich draus entwickelt", wendet Cycy schließlich ein.
„Ich finde ihr passt gut zusammen."
„Okay", sagt Cycy und lächelt.
„Ich muss gehen", verabschiedet sich Trisha.
„Viel Glück", wünscht ihr Cycy.
Trisha ist verschwunden und sie ist allein. Sie zieht sich die Ringsachen aus, nimmt sich ein großes, weißes Handtuch und verschwindet in der Dusche.
Cycy hat sich gerade ein T-Shirt übergestreift, als Chris und Jay den Umkleideraum betreten.
„Von Anklopfen haltet ihr wohl nicht viel, was?"
„Sorry", entschuldigt sich Jay halbherzig.
„Was ist das?"fragt Chris wegen der Musik, die aus einem kleinen silbernen Discman kommt, der mit Lautsprechern verstärkt ist.
„2Pac und Notorious B.I.G.", antwortet Cycy.
„Da kannst dich Matt zusammen tun, der hört das auch", erzählt Chris mit missbilligenden Gesichtsausdruck.
„Du magst das nicht, oder?"
„Nichts gegen dich", meint Chris beschwichtigend.
„Es ist nicht wirklich meine Musik, aber 2Pac ist echt gut", gibt Jay seine Meinung zum Thema ab.
Cycy sagt lächelnd zu Jay: „Es lässt sich auch super dazu tanzen."
Jay erwidert das Lächeln und fragt: „Wann zeigst du mir mal deine tänzerischen Fähigkeiten?"
„Das möchte ich auch nicht verpassen", mischt sich Chris ein und bekommt von Jay einen Blick, der sagen soll, dass er sich da raus halten soll.
Aber dem folgt Chris nicht, stattdessen schlägt er vor, dass sie in einen Club gehen: „Feiern wir Adam´s Rückkehr!"
„Ich bin dabei!"stimmt die Frau sofort zu.
„Ich auch", gibt Jay nach. „Einer muss dich ja vor diesen Verrückten beschützen."
„Wen nennst du hier verrückt, Jackass?"
„Tragt eure Streitereien draußen weiter aus, ich bin gleich fertig."
Eine Stunde später, nachdem sie ihre Sachen im Hotel abgestellt hatten, sind sie in einem Club in Seattle. Die House-Musik ist laut und dröhnt durch das gesamte Gebäude. Stereoskoplichter durchbrechen die dunkle Räumlichkeit und lassen sie in bunten Farben erstrahlen. Sie haben sich einen freien Tisch in der Nähe der Tanzfläche gesucht.
„Holt ihr uns Drinks, Jungs?", fragt Trisha mit Augenaufschlag.
„Jungs? Wir sind Männer", meint Matt.
„Okay, Männer!"sagt Trisha mit gespielt genervten Blick. „Aber macht hin ich bin am Verdursten."
„Was wollt ihr trinken?", erkundigt sich Andrew.
„Sex on the Beach", wünscht Stacy mit zuckersüßem Lächeln.
„Dein Wunsch ist mir Befehl, honey", erwidert Andrew und steht auf, um zur Bar zu gehen.
„Das hört sich gut an", freut sich Lita.
Jay und Matt erhebt sich ebenfalls, um mit Andrew zu gehen. Sie bestellen die Cocktails und tragen sie zu ihrem Tisch.
„Magst du tanzen?", fragt Jay Cycy und streckt ihr seine Hand entgegen.
Sie ergreift die Hand und geht mit Jay auf die übervolle Tanzfläche.
„Techno ist aber nicht unbedingt meine Musik", warnt sie den Mann vor.
„Lass dich einfach vom Rhythmus treiben", meint er darauf. „Ich bin auch kein Raver, aber was soll´s?"
Sie bewegen sich zu der Musik. Jay rückt näher an Cycy heran: „Ich beiße nicht", sagt er grinsend.
„Und wenn, würd´ ich zurückbeißen."
„Wirklich?"
„Probier es doch aus."
Jay zieht die blonde Frau an seinen Körper, legt einen Arm um ihre Hüfte und vergräbt seine Lippen an ihrem Hals. Sie legt den Kopf in den Nacken und genießt seine zarten Lieb- kosungen. Er führt seine Lippen an Ihre und sie küssen sich leidenschaftlich. Unbändige Hitze strömt durch ihre Körper. Sie sind befangen von Energie der Musik
Chris ist auf den Weg zur Toilette, als Trisha ihm folgt. Vor den Türen hält sie ihn auf und fragt vorwurfsvoll: „Warum ignorierst du mich?"
„Ich ignorier´ dich nicht."
„Du guckst jede Frau an, bloß nicht mich."
„Das bildest du dir nur ein."
„Chris, hältst du mich für so blond, dass ich nicht mitkriege, wenn du mich nicht beachtest?"
„Was soll der ganze Stress? Worauf willst du hinaus?"
„Magst du mich überhaupt?"fragt sie mit fast weinerlicher Stimme.
Sie schaut ihn nicht an. Ihre Augen sind auf den Boden gerichtet. Chris schiebt zwei Finger unter ihr Kinn und ihre Augen begegnen sich. Sein Blick ist jetzt sanft und er antwortet: „Natürlich mag ich dich."
Sie verlieren sich in ihren Augen. Die Menschen, die vereinzelt an ihnen vorbeigehen und die Musik, die von der Tanzfläche zu hören ist, bemerken sie nicht. Sie küssen sich sanft, dann leidenschaftlich. Ihre Körper berühren sich. Er fühlt ihre Brüste an seiner.
„Komm mit", drängt er, als sie sich langsam voneinander lösen. Er nimmt sie bei der Hand und führt sie durch die schwarze Schwingtür in die Männertoilette.
Ein Mann steht vor dem Spiegel und kämmt sich die Haare. Chris zieht Trisha an ihm vorbei in eine Toilettenkabine und verriegelt die Tür hinter ihnen. Er presst Trisha an die weiße Trennwand, die mit Kontaktwünschen und Telefonnummern vollgeschrieben ist. Er presst seinen Körper wieder an sie und sie küssen sich erneut. Mit einer Hand tastet er nach ihren Brüsten. Durch den dünnen Kleiderstoff fühlt er ihre steifen Nippel. Sie drückt einen Schenkel mit leichtem Druck gegen seine erregierende Männlichkeit.
„Blas meinen Schwanz!"verlangt er mit bebender Stimme.
Er lehnt sich an die gegenüberliegende Wand und öffnet den Bund seiner Jeans. Trisha sinkt auf die Knie, zieht die Hose des Mannes ein Stück herunter und hebt sein Hemd hoch. Seine Haut glänzt vor Schweiß, der in kleinen Strömen seinen Bauch herunterläuft. Sie nimmt seinen steifen Penis in die Hand und umschließt ihn mit ihren weichen, warmen Lippen. Er genießt die Hitze, die ihr feuchter Mund ausstrahlt. Mit festen, gleichmäßigen Bewegungen saugt sie an seinem Penis. Er stöhnt seine Lust leise heraus. Mit der rechten Hand greift er in ihr samtenes Haar und dirigiert ihre Bewegungen mit.
„Oh Gott, ist das geil!"
Nach wenigen Minuten kommt er zum Höhepunkt und spritzt seinen Erguss in ihren Mund. Trisha schluckt die bittere Flüssigkeit herunter. Mit der Zungenspitze fährt sie ein letztes Mal über seine Eichel. Sie erhebt sich wieder. Chris zieht sich die Hose hoch und macht sie zu.
Er gibt ihr einen zarten Kuss auf den Mund.
„Dafür hast du dir für heute Nacht eine besondere Belohnung verdient", sagt Chris mit geheimnisvollen Grinsen.
„Sagst du mir schon worauf ich mich freuen kann?"
„Nein, das zeig ich dir lieber persönlich. Komm, die Anderen warten sicher schon auf uns."
Er entsperrt die Tür. Trisha wäscht sich am Waschbecken die Hände, unter den neugierigen Blicken der anwesenden Männer. Arm in Arm verlassen sie den Waschraum und gehen wieder hinaus in das Getümmel. Sie zwängen sich durch die Paare auf der Tanzfläche zurück zu ihrem Tisch. Niemand hat die längere Abwesenheit der Beiden bemerkt. Adam und Andrew sind in ein Gespräch vertieft:
„Du wirst deinen Push bekommen", sagt Andrew entschlossen. „Vor Ende dieses Jahres wirst du World Champion sein."
„Vor deiner Verletzung standest du schon im Main Event. Du wärst schon längst auf dem Thron, wenn du die Zwangspause nicht gehabt hättest", analysiert Matt.
Trisha erblickt Stacy und Amy, die sich an die Bar verzogen haben.
„Ich wird mal zu den Mädels schauen", verabschiedet sich Trisha von Chris und gibt ihm einen Kuss auf den Mund.
Chris blickt ihr hinterher, dann richtet er seine Aufmerksamkeit auf Jay und Cycy, die damit beschäftigt sind sich zu necken und zarte Küsse auszutauschen.
Cycy und Jay stehen in der Lobby und warten auf den Lift, der sie in ihre Etage bringen soll. Die Türen gleiten mit einem Ruck auseinander und Trisha stürzt weinend aus dem Fahrstuhl direkt in Jay´s Arme.
„Was ist passiert?", fragt er mit besorgter Stimme.
Trisha geht einen Schritt zurück und erwidert schluchzend: „Lass mich einfach in Ruhe, ihr seid doch alle gleich!"
„Hä?" Jay schaut sie mit verwirrter Miene an. „Wovon redest du überhaupt?"
Bevor er jedoch eine Antwort erwarten kann, ist Trisha verschunden. Er schaut Cycy an und sagt: „Was war das?"
Sie zuckt mit den Schulter: „Kein Ahnung."
Sie beschließen nicht weiter über den Vorfall nachzudenken und steigen in die Aufzugskabine. Sie stehen mit einem halben Meter Abstand gegenüber, aber ihre Augen kleben förmlich aneinander. Cycy atmet tief ein. Die Stille, die sie umgibt ist unerträglich. Die Türen öffnen sich und sie treten auf den teppichgepflasterten Korridor hinaus.
„Ich begleite dich noch zu deinem Zimmer", bestimmt Jay.
Sie laufen einige Meter über den weichen Teppichboden, vorbei an geschlossenen Türen. In der Mitte des Ganges bleiben sie schließlich vor einer Tür stehen. Sie verweilen einige Sekunden sprachlos vor dem Zimmer. Sie stehen sich direkt gegenüber und ihre Augen bohren sich intensiv ineinander. Jay, der fast zwei Köpfe größer ist, beugt sich zu Cycy herunter und sie verfallen in einen endlos langen Kuss.
„Willst du mit reinkommen?", fragt Cycy.
Jay schaut sie überrascht an. Dann lächelt er, schließt seine Arme um sie, küsst sie erneut und sagt: „Klar, wenn du willst, will ich das auch!"
Sie packt Jay leicht am Kragen seiner Jacke, schließt die Tür auf und fragt: „Worauf warten wir dann noch?", und zieht ihn in das dunkle Zimmer.
