Kapitel 7

Das Klingeln des Wecker reißt Cycy und Jay aus ihrer friedlichen Nachtruhe. Aus verschlafenen Augen strahlt Jay seine Freundin an. Er gibt ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn und streichelt über ihre kühle Haut. Sie schaut zu Jay auf. Ihre blauen Augen treffen sich mit wärmenden Blick. Auf Jay´s Oberlippe sind noch Rückstände von kleinen Schweißperlen, die sie mit den Daumen wegwischt. Sie küsst seine Oberlippe, die leicht salzig schmeckt.

„Ich hab von dir geträumt", fängt er an zu erzählen. Um seine Lippen spielt das kleine, freche Grinsen, was Cycy so sehr an ihm liebt. „Und willst du wissen was?"

Sie stützt sich auf ihren Ellenbogen ab, schaut ihn mit verliebten Blick an und nickt begierig.

„Ich habe geträumt, dass wir eine wundervolle Nacht miteinander verbracht haben."

Ihr Grinsen wird noch breiter: „Dann hatten wir wohl letzte Nacht denselben Traum."

Er legt eine Hand hinter ihren Hals, massiert ihre Muskeln und verführt sie zu einem intensiven Guten-Morgen-Kuss.

Nachdem sie den ganzen Tag in der Arena verbracht haben, um die Show für den Abend durchzugehen und zu trainieren, befinden sich Matt und Cycy in der finalen Unterredung.

„Bist du bereit da raus zu gehen und die Sache durchzuziehen?", versichert sich Matt und ergänzt: „Uns darf kein Fehler unterlaufen, denn ansonsten ist die ganze Show versaut."

„Matt wir sind den Matchablauf sicher um die hundert Mal durchgegangen. Wir haben es ge-übt. Du könntest mich mitten in der Nacht wecken und ich würde es glatt über die Bühne bringen", beruhigt Cycy ihren Partner.

„Okay, ich vertrau dir."

„Und du wirst es nicht bereuen."

Er hält ihr seine zwei geballte Fäuste hin und sie schlägt kampfbereit darauf.

Sie begeben sich in Richtung Arena. Sie hören die Ankündigung der Ringsprecherin und sie treten hinter dem Vorhang hervor. Ihre Musik wird gespielt, aber wird durch die Pfiffe und Buhrufe der Fans, beinahe übertönt.

Matt schaut grimmig in die Menge. Cycy läuft völlig unbekümmert die Rampe herunter. Sie folgt Matt die Stahltreppe auf den Apron und steigt durch die roten Seile in den Ring. Die langbeinige, dunkelblonde Sprecherin hält ein Mikrophon in der Hand und kündigt ihre Gegner für den heutigen Abend an. Sofort ändert sich die Stimmung in der Halle schlag- artig. Jubelstürme empfangen Adam und Amy, die die Rampe mit schnellen Schritten her- unterrennen, durch die Seile gleiten und noch vor dem Ertönen der Ringglocke auf ihre Gegner losgehen. Eine wilde Keilerei entfacht sich. Adam reißt Matt auf die Matte und lässt seine Fäuste auf dessen Kopf prasseln. Er versucht mit hochgezogenen Armen sich zu schützen, aber fast hoffnungslos.

Der Ringrichter hat die Damen in ihre jeweiligen Ecken außerhalb des Rings verbannt, wo sie auf den Wechsel mit ihren Kollegen warten müssen.

Im Kampfgeschehen hat Matt die Oberhand gewonnen und Adam in eine neutrale Ringecke gedrängt, wo er ihn mit harten Tritten attackiert. Gefolgt von einem Whip-in in die entgegen-gesetzte Ecke. Adam wird mit den Rücken gegen die Ringpolster geschleudert, in der unbe- absichtigt der Ringrichter Aufstellung genommen hat. Matt setzt mit einem Splash nach. Die Attackierten stürzen zu Boden.

Matt steigt aus dem Ring, schubst die Ansagerin von ihrem Sitzplatz und schnappt sich den stählernen Klappstuhl. Er begibt sich mit der unerlaubten Waffe in den Ring zurück. Amy registriert die nahende Gefahr für ihren Partner und versucht das Schlimmste von ihm abzuwenden. Aber bevor sie überhaupt einen Versuch starten kann, wird ihr der linke Arm unsanft auf den Rücken gedreht. Der schmerzliche Griff wird verstärkt, sie sinkt auf die Knie. Cycy drückt ihr einen Fuß in den Rücken, um sie auf der Matte festzunageln, den Haltegriff weiter verstärkend. Amy stößt laute Schmerzschreie aus. Der Ringrichter ist immer noch bewusstlos. Nun muss Amy hilflos das Schicksal von Adam mit ansehen. Mit Rufen versucht sie ihn zu warnen, aber er liegt nach wie vor bewegungslos da. Matt greift Adam´s Hand und klemmt diese zwischen Lehne und Sitzfläche des zugeklappten Stuhls. Er geht in die Ringecke, steigt auf das oberste Seil. Adam öffnet seine Augen, aber ist nicht fähig das Geschehen zu rekonstruieren. Mit einem Legdrop springt Matt auf das Stuhl-Hand-Sand-wich. In den ersten Sitzreihen ist das Krachen von brechenden Knochen zu vernehmen. Adam lässt einen markerschütterten Schrei los, der sogar den Unparteiischen wieder auf die Beine bringt. Dieser befreit Adam aus seiner misslichen Lage. Signalisiert dem Zeitnehmer, dass dieser die Glocke läuten soll, um den Kampf als beendet zu erklären. Die Ringsprech-erin erklärt Adam und Amy als Sieger durch Disqualifikation.

Cycy hat mittlerweile von Amy abgelassen, die unter Schmerzen zu Adam robbt, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Hand hält. Matt will einen weiteren Angriff starten, aber Cycy hält ihn zurück: „Komm schon, Mann, Adam hat echt genug. Lass gut sein."

Widerwillig gibt der dunkelhaarige Mann nach und verlässt mit der Blondine den Ring und geht hinter die Kulissen. Auf den Weg dorthin beschimpft er noch einige Fans, die ihn gnadenlos ausbuhen und provozierend zurückschreien.

Hinter den Kulissen stehen einige Wrestler, die das Geschehen beobachtet haben und ungeduldig warten, was mit Adam passiert ist.

„Was habt ihr für ´ne Show abgezogen?", werden Cycy und Matt von Jay empfangen.

„Eine Gute, hoff ich doch", erwidert Matt.

„Was ist mit Adam?", fragt Andrew aufgebracht.

Bevor es er eine Antwort auf diese Frage bekommen kann, kommt Adam, von Amy gestützt, in den Backstagebereich. Der große, dunkelblonde Mann blitzt den kleineren Mann mit bösen, aber gleichzeitig gequälten Augen an: „Du hast mir meine verdammte Hand gebrochen, du IDIOT!!!"

Matt streicht sich nervös und unsicher durch die Haare, schüttelt seinen Kopf fassungslos.

Adam wird wütender und stürmt auf seinen Peiniger zu: „Was läuft in deinem Scheißhirn ab? Auf was für ´nen Trip bist du? Hast du dir vorher irgendwelche Pillen eingeschmissen? Ist deine Welt schön bunt und lustig???"

Er wird von Jay und Chris zurückgehalten.

„Lasst mich, ich kill den Arsch!", brüllt Adam sie an. „Ich schlag ihm seinen verdammten Schädel ein!"

„Komm doch her! Es wird schon lange mal Zeit, dass dich wer in deine Grenzen weißt!" setzt Matt dagegen, der im schraubstockartigen Griff von Andrew gefangen ist.

„Das will ein Under-Midcarder wie du tun?", lacht Adam laut heraus. „Das ist so lächerlich. SO GOTTVERDAMMT LÄCHERLICH!"

„Ach ja, das sah aber vorhin im Ring ganz anders aus. Ich habe dich DOMINIERT. Du warst mir so was von unterlegen. Kein schönes Gefühl, oder?"

„Feige! Das was du abgezogen hast war einfach nur feige!", kontert Adam. „Wenn es das Beste war, was du zu leisten im Stande bist, war es mehr als armselig. Kein Masterplan, nicht den Hauch von Finesse."

„Aber es hat seine Wirkung gezeigt", erwidert Matt trocken.

Diese Aussage bringt Adam völlig zum ausrasten: „SO EIN KLEINER, NICHTSNUTZIGER, SCHMIERIGER, UNTERPREVILIEGIERTER, SCHWEINEFICKENDER, ABARTIGER, SAMENSCHLUCKENDER, SELBSTVERLIEBTER, ANTI-DEPRESSIVER-FRESSENDER, NIVEAULOSER, SCHWULENPORNOSÜCHTIGER, GESTÖRTER, HINTERWÄLDLER-ISCHER DRECKSACK WIE DU IST MIR ECHT MEIN GANZES BESCHISSENES LEBEN NICHT UNTERGEKOMMEN! WAS IST IN DEINER KINDHEIT FALSCH GELAUFEN? HAST DU BEI DER GEBURT ZU WENIG SAUERSTOFF BEKOMMEN? WAR DIE MUTTERMILCH VERSEUCHT? DIR HAM´SE SICHER DAS GEHIRN DURCH ´NEN SCHEISSHAUFEN ER- SETZT. DU BIST SO DURCHGEKNALLT, ALS OB DU GERADE EBEN ERST AUS ´NER CRACKHÖHLE ENTFLOHEN BIST. AUS DIR WIRD NIE WAS WERDEN: DIRTY SOUT H- LOSER, FUCK YA´LL!" Er holt kurz Luft und setzt seine Hasstirade fort: „Du denkst du kannst mit mir Psychospiele spielen? Vergiss nie, dass ich der Meister der Kopfspiele bin!"

„Meister? Du hättest ein besseres Werk für uns alle vollbringen können und dich selbst ab- treiben!"

Einige Offizielle kommen herbei geeilt, um sich der Streiterei anzunehmen. Ein Arzt unter- sucht Adam´s Hand mit der sofortigen Diagnose eines Handgelenkbruchs. Er nimmt Adam mit den Sanitätsbereich, um ihn für den Krankentransport vorzubereiten.

Doch zuvor prophezeit er Matt mit flüsternder, bedrohlicher Stimme: „Ich komm zurück und ich werde dich dort treffen, wo es dir am meisten wehtut!"

„Bist du von allen guten Geistern verlassen? Was ist in dich gefahren?", fährt Amy ihren Freund an, als Adam außer Sichtweite ist.

Matt kann Amy nicht in die Augen blicken, hat seinen Kopf auf den Betonboden gerichtet.

„Antworte mir gefälligst!" setzt die Rothaarige nach und stößt den Mann gegenüber mit der flachen Hand auf die Brust. Er umschließt ihre Handgelenke, starrt ihr wortlos in die Augen.

Amy ist unsicher, wie sie sich verhalten soll und wird von Andrew gerettet, der erneut das Zepter in die Hand nimmt und Matt von seiner Freundin wegzieht.

„Beruhig dich erst mal", rät Andrew Matt.

Dieser reißt sich los: „Ach, leckt mich doch alle!"

Er stapft mit wütenden Schritten davon. Cycy will ihm hinterherlaufen, aber sie wird von Jay zurückgehalten: „Hey, lass ihn gehen. Er muss seine Wut erst einmal unter Kontrolle bringen."

Am nächsten Abend, nach seiner brutalen Niederlage gegen Andrew, steht Matt in der Männerdusche. Er hat darauf geachtet, dass die Anderen gehen und er allein ist. Er will niemanden sehen. Er will nur das heiße Wasser über seinen schmerzenden Körper laufen lassen, so schnell wie möglich die Halle verlassen, wieder ins Hotel fahren und schlafen gehen. Den ganzen Tag einfach hinter sich lassen und auf bessere Zeiten hoffen. Es scheint so, als ob die ganze Welt gegen ihn ist. All seine Freunde haben ihn ignoriert, selbst Amy hat seit dem Vorfall kein Wort mit ihm gesprochen.

Er hört ein Geräusch, lauscht angespannt, aber alles ist ruhig. Er denkt nicht weiter darüber nach, sondern versucht unter dem heißen Wasserfall alle negativen Gedanken und Erinner-ungen von sich abprallen zu lassen. Lange kann er die sich nicht der Entspannung hingeben, denn plötzlich treten sieben große, muskulöse Männer aus dem Hintergrund vor Matt. Unter ihnen auch Adam, dessen linke Hand eingegipst ist. Der nackte Mann steht ihnen hilflos ausgeliefert gegenüber. Sein Blick ist starr vor Angst.

„Du kennst die Lockerroom-Rules", übernimmt ein stark gebauter Mann, der seine langen, dunkelblonden Haare nach hinten zusammen gebunden hat. Er trägt eine schwarze Lederjacke, der er sich sogleich entledigt. Darunter trägt er ein enges, schwarzes T-Shirt, dass seine unglaublichen Muskelmassen noch besser zur Geltung bringt. Seine kalten, blauen Augen bohren sich in Matt´s.

Matt schaut für den Bruchteil von Sekunden hilfesuchend zu Adam, aber wird sich schnell bewusst, dass er von keinen der Anwesenden Gnade erwarten kann, am allerwenigsten von Adam.

„Es war keine Absicht. Ich wollte das nicht, Paul", versucht sich Matt aus der Situation zu winden.

„Du bist lang genug im Geschäft zu wissen, was deine Aktion für Auswirkungen hat", bellt ein Mann mit blonden kurz, geschorenen Haaren.

Matt muss sich innerlich eingestehen, dass Scott mit seiner Aussage im Recht ist. Er ist seit Jahren in der Liga. Er hatte seit seiner Jugend mit seinem jüngeren Bruder und ein paar Freunden in den Wäldern von North Carolina, seiner Heimat, in einem selbst gebauten Ring trainiert. Er weiß genau welche Aktion, welche Wirkung hat. Es gibt keine Ausflüchte mehr. Er hatte es gewusst und er hatte es trotzdem getan und damit Adam´s Handgelenk ge-brochen.

„Dir ist klar, dass wir das nicht auf uns beruhen lassen können", übernimmt Paul wieder das Wort. „Jedes Vergehen wird bestraft."

„Und wir sind dein Strafgericht", höhnt Scott.

Matt´s Herz rast, wie seine Gedankengänge. Er überlegt fieberhaft wie er entkommen könnte. Aber es gibt keinen Ausweg. Sechs Männer haben ihm in einem Halbkreis umstellt. Adam steht nach wie vor abseits.

Der Jüngste von den Anwesenden, Randy, geht langsam auf Matt zu. Dieser taumelt zurück, aber nach zwei Schritten ist sein Ausweichbereich abrupt zu Ende. Er spürt die kalte Fliesenwand gegen seinen Körper drücken. Er ist ausgeliefert, nackt und schutzlos. Randy grinst ihm mit dem fiesesten aller Grinsen ins ängstliche Gesicht. Seine rechte Hand hat er zur Faust geballt und lässt sie in die offene Handfläche seiner linken Hand krachen. Der Aufschlag hallt von den Wänden zurück. Matt spürt wie seine Knie weich werden. Seine Augenwinkel sind feucht. Er beißt sich auf die Zähne, um den Tränenfluss zu unterbinden. Diese Genugtuung will er ihnen nicht geben. Er zittert am ganzen Körper. Er will noch etwas sagen, aber in seine Kehle ist verschnürt. Er kann keinen Laut heraus bringen, außer eines erbärmlichen Wimmerns.

Neben Randy tritt nun auch Dave. Er trägt sein schwarzes Seidenhemd offen und lässt seine Brustmuskeln, um die von Tätowierungen umschlungen sind, zucken. Er ballt ebenfalls eine Hand zu einer Faust und umschließt sie mit der anderen Hand. Seine Fingerknöchel knacken bedrohlich. Dieses Geräusch jagt Matt einen eiskalten Schauer über den Rücken. In seinen Augen ist pure Panik zu lesen. Er hat nur einen Wunsch: Das sie es endlich hinter sich bringen.

Je mehr Zeit vergeht, umso wilder drehen sich die Gedankenflüsse in Matt´s Kopf. Er versucht sich einzureden, dass sie ihm nur eine Lektion erteilen wollen. Sie werden ihm nicht weh tun. Nein, er soll nur lernen und begreifen, dass er einen Fehler gemacht hat. Das man einen Kollegen nicht absichtlich eine Verletzung zufügt. Noch dazu, wo Adam mehr als ein Kollege ist, er ist ein Freund - seit vielen Jahren. Sie wollen ihm nur Angst machen, sie wollen ihn leiden sehen. Und das er leidet können sie sehen. Sie sollen endlich aufhören!

Amy sitzt in ihrem Hotelzimmer und wartet auf Matt. Eigentlich hatte sie für diese Nacht ein separates Zimmer gemietet, aber die Gedanken und die Sehnsucht an ihren Lebensge- fährten lassen sie nicht los. Sie will mit ihm reden, die Gründe für sein Handeln verstehen.

Sie hat an der Rezeption eine Nachricht für ihn hinterlassen.

Sie läuft unruhig in dem kleinen Raum auf und ab. Sie hört Stimmen auf dem Flur nahen. Sie lauscht angespannt, aber kann nicht ausmachen, ob sie ihr bekannt vorkommen. Die Stimmen entfernen sich schnell aus ihrer Hörweite.

Amy hält die Warterei nicht länger aus. Sie greift nach ihrem Handy und wählt Matt´s Nummer. Sie vernimmt das Rufzeichen, aber ihr Anruf wird nicht angenommen. Verzweifelt wirft sie das Handy auf das Bett, setzt sich daneben. Sie stützt die Ellenbogen auf die Knie.

Die langen, roten Haare fallen ihr ins Gesicht.

„Matt!", flüstert sie leise in die Stille.

Randy verpasst Matt ohne Vorwarnung einen Faustschlag ins Gesicht. Sein Hinterkopf prallt gegen die kalte Steinfliesenwand. Ein stechender Schmerz durchzuckt ihn. Randy setzt nach. Matt´s Lippe platzt auf, Blut läuft sein Kinn herunter und tropft auf den Boden. Ein Schlag in den Magen zwingt ihn in die Knie. Es folgen weitere Hiebe auf seinen Kopf. Er sinkt auf die überfluteten Steinfliesen. Er kann keinen klaren Gedanken fassen.

„Schmerz. Schmerz! SCHMERZ!", schreit es in ihm.

Mit harten Tritten wird jede Stelle seines Körpers traktiert. Ein Stahlkappenstiefel trifft mit voller Wucht auf seine Nase. Ein Blutschwall schießt heraus. Er versucht mit beiden Händen sein Gesicht und seine Geschlechtsteile zu schützen.

Bruchstückchenhaft nimmt er Flüche und erbarmungsloses Lachen wahr: „Nimm das...Bastard...Lehre sein...dreckiges Schwein...Verräter!"

Schon bald ist sein Körper taub. Er empfindet nichts mehr.

Nach mehreren derben Fußtritten in die Magengegend, steigt ihm Säure durch die Kehle, er erbricht seinen Mageninhalt, gemischt mit Blut.

Das Gewirr von Beinen vor seinem Sichtfeld verschwimmt, es wird alles schwarz. Er kneift die Augen fest zusammen. Das Atmen fällt ihm immer schwerer. Er ringt nach Luft. Panik überkommt ihm. Sein Kreislaufsystem kollabiert und er verliert vollends das Bewusstsein.

„Matt ist noch nicht da. Die Show ist seit zwei Stunden aus. Weißt du, wo er ist?" erklingt Amy´s verzweifelte Stimme aus dem Telefonhörer.

Jay schüttelt den Kopf und antwortet: „Bei mir ist er nicht. Ich habe ihn das letzte Mal im Um- kleideraum gesehen. Er wollte allein sehen, also habe ich nicht auf ihn gewartet."

„Glaubst du ihm ist was passiert?"

„Nein. Sicher sitzt er in irgendeiner Bar und betrinkt sich. Das ist alles ein bisschen zu viel für ihn."

„Glaubst du er hat es mit Absicht gemacht? Adam die Hand zu brechen?"

Lange Stille am anderen Ende der Leitung.

„Bist du noch dran?", erkundigt sich Amy.

„Ja, ich bin noch da", ertönt schließlich Jay´s Stimme.

„Warum hat er das getan?"

„Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Aber er wusste, was passieren würde, als er die Aktion ausgeführt hat."

„Ich habe Angst, Jay!"

„Wovor?"

„Matt dreht völlig ab. Adam wird sich rächen..."

„Yeah, das wird er tun."

„Ist Adam bei dir? Ich wollte mit ihm reden, aber er war nicht in seinem Zimmer und er geht nicht an sein Handy."

„Bei mir ist er nicht. Ich hab ihn auch das letzte Mal in der Halle gesehen..."

Langsam kommt Jay ein Verdacht, den er aber Amy gegenüber nicht äußern möchte.

„Er wird sicher bald kommen. Er muss einfach seinen Kopf frei kriegen. Falls er zu mir kommt, melde ich mich bei dir."

„Okay, danke dir."

„Kein Problem, wozu sind Freunde da?"

Die Verbindung ist beendet. Jay zeiht sich seine Jeansjacke über.

„Wo gehst du hin?", fragt Cycy.

„Ich muss noch mal weg. Ich glaube ich weiß wo Matt ist."

„Warte, ich komm mit."

Cycy springt vom Bett auf, aber Jay legt eine Hand auf ihre Schulter und meint: „Baby, bleib hier. Ich muss allein gehen. Falls Matt auftaucht bevor ich zurück bin, ruf mich auf dem Handy an, okay?"

„Okay", willigt sie ein.

Er gibt ihr einen zarten Kuss auf den Mund und verschwindet aus dem Hotelzimmer.

Adam ist zurückgeblieben, als die Anderen nach getaner Arbeit gegangen sind. Er blickt auf den am Boden liegenden Mann. Blut läuft in kleinen Flüssen über den Kachelboden in den Abfluss. Der Körper ist überzogen von Schrammen und unansehnlichen Blutergüssen. Adam steht direkt über ihn. Matt rührt sich nicht. Adam tritt ihm in die Rippen. Matt stöhnt und er landet auf den Rücken. Er schaut aus geschwollenen Augen zu seinem Peiniger hinauf. Er versucht zu sprechen, aber aus seinem Mund kommt nur Blut über seine aufgesprungenen Lippen. Adam steht direkt über ihm, öffnet den Gürtel seiner Jeans, den Knopf, den Reißverschluss.

„Du wolltest mich ficken?", fragt er verachtend.

Er lässt seine Hose bis zu seinen Knien fallen. Er zieht seine Boxershorts herunter.

„Aber du hast es nicht geschafft. Du bist zu schwach, Sucker!"

Er nimmt mit seiner gesunden, rechten Hand seinen schlaffen Penis in die Hand.

„Soll ich dir zeigen wie man richtig fickt?!"

Matt bringt mit Mühe ein schwaches Kopfschütteln zustande.

„Ich bin nicht schwul... Aber du musst lernen was Respekt heißt!", setzt Adam seine Rede fort. „Respekt lernt man manchmal erst nach Erniedrigung. Gibt es eine bessere Ernied-rigung als einen richtigen Mann in den Arsch zu ficken?"

Adam schaut sadistisch auf Matt herab.

„Du hältst dich doch für einen richtigen Mann, oder Matt?"

Eine Antwort bekommt Adam nicht, somit führt er seinen Monolog weiter: „Das denkst du. Ich weiß es. Aber ich bin mehr als Mann als du. Denn du liegst jetzt am Boden und nicht ich."

Adam kniet sich zu dem Mann herunter, stützt sich mit einer Hand auf seinen Rücken ab. Matt spürt wie Adam seine Eichelspitze an seinem Hintern platziert hat.

Tränen laufen ungehalten aus seinen Augen.

Jay kommt an einer roten Ampel zum Stehen. Es hat stark zu regnen angefangen. Die Scheinwerfer der Autos spiegeln sich auf der Fahrbahn.

„Komm, schalt auf grün", führt er Selbstgespräche und klopft nervös mit dem Fingern auf dem Lenkrad.

Er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. Es ist kurz vor Mitternacht.

„Warum musstest du dich auch so in die Scheiße reiten, Matt?", denkt sich Jay.

Er ist müde und würde jetzt viel lieber in seinem warmen Bett liegen und mit Cycy kuscheln, als unterwegs zu sein.

"Aber wozu sind Freunde da?"

Bis zur Arena sind es wenige hundert Meter. Die Ampel wird grün. Er tritt auf das Gaspedal und setzt seinen Weg fort.

Matt zittert unkontrolliert am ganzen Körper. Er spürt Adam´s warmen Atem an seinem Ohr.

„Hör auf zu heulen, Mann!", raunt er ihn an. „Hab ich geheult, als du mir das Handgelenk ge- brochen hast?"

Adam schaut auf Matt mit einem Blick aus Wut und Angewidertheit.

„Dreh dich um!", verlangt er barsch, als er sich selbst erhebt.

Matt tut, wie ihm befohlen wurde, robbt sich mühsam auf und dreht sich auf den Rücken. Sein Gesicht ist gezeichnet von Platzwunden. Angetrocknetes Blut und Erbrochenes kleben an seiner Haut. Er starrt seinen Peiniger aus geschwollenen Augen an. Dieser steht dominierend über ihn, seinen Penis immer noch in der Hand haltend. Matt richtet sein Augenmerk darauf.

Nach einer langen Pause meint Adam: „Ich ficke keine Freunde".

„Obwohl du es verdient hättest. DU MACHST MICH KRANK!", schreit er an der Grenze zur Hysterie.

Er verpasst ihm einen Tritt in die angeschlagenen Rippen.

„Aber ich piss auf Freunde wie dich! Und wer dominiert nun wen, hä?"

Ein starker Urinstrahl ergießt sich über Matt´s geschundenen Körper. Er kneift die Augen zusammen und windet sich unter der Demütigung.

Adam zieht sich die Hose hoch und geht davon ohne Matt eines weiteren Blickes zu würdigen.

Jay erreicht den Parkplatz. Zwei Autos stehen auf dem großen Gelände. In der Dunkelheit erkennt er Adam, der gerade zu einem der parkenden Autos läuft. Direkt neben ihn kommt er mit seinem Auto zum Stehen, kurbelt die Scheibe auf der Fahrerseite herunter und fragt: „Adam, was machst du noch hier? Ist Matt noch in der Halle?"

Adam versucht eine Unschuldsmiene aufzusetzen, was Jay ihm nicht abnimmt: „Adam, was ist passiert? Was hast du getan?"

Als Jay aus dem Auto steigt, hantiert Adam bereits am Türschloss seines Mietautos, öffnet die Tür und steigt ein. Bevor er die Autotür zuschlagen kann, hält ihn Jay zurück.

„Adam, was ist passiert?", fragt Jay mit böser Vorahnung.

„Ich habe nur meine Rechnung mit diesem Bastard beglichen."

Adam will die Tür schließen, aber Jay hindert seinem Kumpel daran, indem er mit einer Hand die Tür festhält.

Adam schaut auf die Hinderung und dann Jay ins Gesicht: „Was soll das? Lass mich fahren."

Jay verweilt einige Sekunden wort- und regungslos. Er seufzt, nimmt seine Hand weg und schaut Adam hinterher, der davonfährt, bis er außer Sichtweite ist.

Jay geht mit raschen Schritten zum Hintereingang des Gebäudes und eilt durch die Gänge zu den Umkleidekabinen. Er stößt die Tür auf, der Raum ist hell erleuchtet. Eine Fährte aus nassen Fußabdrücken führt ihn in den Duschraum, wo er Matt in einer Lache aus Blut, Erbrochenen und Urin liegen sieht. Jay´s Augen weiten sich in Panik. Er kniet neben seinem Freund und berührt ihn mit den Fingerspitzen. Der Mann zuckt zusammen.

„Matt, ich bin´s", sagt Jay mit beruhigender Stimme.

Mit umfasst den wunden Oberkörper und versucht seinem Freund auf die Beine zu helfen.

Schwankend kommen sie ihrem Ziel näher. Matt steht auf wackeligen Beinen, aber sackt sofort wieder zusammen.

„Scheiße!", flucht Jay leise vor sich hin. „Was haben sie nur mit dir gemacht?"

Er merkt, wie Matt versucht zu sprechen, aber aus seiner Kehle kommen nur unverständ- liche, gurgelnde Laute. Blut läuft über seine verkrusteten Lippen.

„Ssscht, nicht reden. Ich bring dich jetzt ins Krankenhaus und dann wird alles wieder gut", beruhigt Jay den verletzten Mann.

Er greift seinem Freund unter die Arme, um ihn erneut auf die Beine zu ziehen. Er steht schwach da und droht erneut zusammenzubrechen, sobald ihn Jay loslassen würde. Jay bugsiert seinen Freund mit Schwung auf die Schulter und verlässt mit ihm den Duschraum. Sein Blick fällt auf Matt´s Reisetasche und ihn kommt die Eingebung: „Wir sollten dir was anziehen, Dude, sonst könnte es peinlich werden."

Trotz der dramatischen Situation muss Jay bei der Vorstellung grinsen, wie er mit dem nackten Mann auf der Schulter die Notaufnahme des Krankenhauses betreten würde. Die verschämten, neugierigen Blicke der anwesenden Personen, ob nun Patienten oder Personal. Aber nein. Schnell streicht er die Gedanken aus seinem Kopf.

Er setzt Matt auf einer Holzbank vor den Spinden ab und sucht in seiner Reisetasche nach Kleidungsstücken. Er holt ein T-Shirt, eine Hose und Unterhose heraus. Er legt die Sachen neben Matt, der zusammengesunken dahockt, auf die Sitzfläche und hilft ihm beim An-ziehen. Matt verzieht sein Gesicht vor Schmerzen, als Jay seine Rippen streift.

„Sorry", gibt dieser entschuldigend von sich.

Als Matt angekleidet ist, nimmt ihn Jay wieder auf die Schulter, greift seine Tasche und ver- lässt den Umkleideraum.

Als sie auf den Weg zum Parkplatz, den Hausmeister im Gang antreffen, der die Beiden nur fragend anguckt, meint Jay: „Wir sind schon weg, Meister!"

Der Angesprochene nickt nur verdutzt.

Sie sind bei der Ausgangstür angelangt, die Jay mit einem Fuß aufstößt und mit Matt in die kalte Nachtluft hinaus geht. Es hat aufgehört zu regnen. Kleine Wasserpfützen haben sich auf dem Asphalt gebildet.

Jay stellt die Tasche auf die Straße, öffnet die Beifahrertür und setzt den Verletzten mit großer Vorsicht auf den Sitz. Er schließt die Tür, nimmt die Tasche und wirft sie auf die Rückbank. Er geht zur Fahrerseite, steigt ein und fährt zum Krankenhaus.

„Amy, hast du schon geschlafen?", fragt Jay in sein Handy hinein.

„Nein, wie kann ich schlafen, bevor ich nicht weiß wo Matt ist? Hast du ihn gefunden?", erkundigt sie sich erwartungsvoll.

„Ja", antwortet Jay kurz angebunden.

„Wo ist er?"

„Er...ich...wir sind im Krankenhaus."

„Im Krankenhaus?", ruft Amy hysterisch ins Telefon. „Was ist passiert?"

Der Mann schluckt und sucht nach den richtigen Worten. Bevor er etwas weitersprechen kann, meldet sich die Frauenstimme: „Warte, ich komm hin."

Nach diesem Satz ist die Verbindung unterbrochen worden. Jay starrt auf das Handy in seiner Hand, seufzt und steckt es in seine Jackentasche. Unruhig tigert er den Wartebereich rauf und runter. Er setzt sich in einen gepolsterten Stuhl, nimmt eine der ausgelegten Magazine zur Hand, blättert es unkonzentriert durch und legt es wieder zurück. Er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. Es ist 0:58 Uhr. Amy hat er vor zehn Minuten angerufen. Sie müsste bald da sein.

Er steht erneut auf und läuft den Gang entlang, immer den Eingangsbereich im Auge be- haltend.

Die Glastüren öffnen sich und Amy eilt mit schnellen Schritten auf ihn zu. Im Schlepptau hat sie Trisha und Cycy.

„Wo ist Matt? Wie geht es ihm? Was ist passiert?", überschüttet sie den unglücklich drein shauenden Mann mit ihren Fragen.

Er weiß nicht, wo er mit dem Erzählen anfangen soll.

„Sag schon", drängt ihn die Rothaarige zum Reden.

„Ich hab ihn in der Halle gefunden", fängt er schließlich an.

Amy´s Augen sind stur auf seinen Mund gerichtet. Sie saugt jede Silbe der Informationen auf.

„Er ist ziemlich stark verletzt, denke ich."

„Du denkst?", fährt ihn die Frau schroff an. „Was ist passiert?"

Jay blickt hilfesuchend zu Cycy und Trisha, die ihn aber ebenso gespannt anstarren.

Er wurde zusammengeschlagen", berichtet Jay weiter. „Ich hab ihn unter der Dusche gefunden."

„Wo ist er? Ich will ihn sehen!"

„Er ist im OP. Vielleicht hat er innere Verletzungen oder Brüche", äußert der Man seine Be- denken.

„Oh, Gott!", schreit Amy heraus und fragt aufgebracht: „Wer hat ihm das angetan?"

Jay schwiegt kurz und überlegt, ob er ihr die Wahrheit sagen soll. Er schaut die Frau nicht an, aber spürt wie sich ihre forschenden Blicke in ihn bohren. Er erwidert kurz den Augen- kontakt, aber kann ihr nicht standhalten, als er endlich ihre Frage beantwortet: „Ich weiß es nicht."

Amy fährt sich mit zittriger Hand durch die Haare und schaut ihn fassungslos an: „Lüg mich nicht an!"

Jay´s Miene ist schuldbewusst.

„Ich kenn dich lang genug, um zu wissen, wenn du lügst. Du kannst mir ja nicht mal in die Augen schauen."

Er richtet seine blauen Augen, in denen sich Leere und Unmut spiegeln, in Ihre. Sie ist ge- zeichnet von Kummer, Schmerz und Verzweifelung. Trisha, die seit ihrer Ankunft, genauso wie Cycy, noch kein einziges Wort gesagt hat, legt beruhigend einen Arm um Amy´s Schulter.

„Wenn du was weißt, sag es", bittet Cycy ihren Freund.

Er möchte sie berühren, aber er fühlt sich an, als ob eine unsichtbare Wand zwischen ihnen stände und ihn daran hindern würde.

Grübelnd, hin und Her gerissen, was er sagen soll und kann, spielt er mit der rechten Hand an seinem Kinnbart.

„Es waren mit Sicherheit mehrere Personen", vermutet Jay.

„Hast du sie gesehen?", stellt Trisha die entscheidende Frage.

„Nein", stammelt Jay. „Nicht direkt."

„Aber du hast jemand gesehen?", forscht Amy mit ruhiger Stimme nach.

Jay´s Blick ist auf den sauberen Steinboden gerichtet.

„Einen", murmelt er fast unverständlich.

„Wen?", fragt Amy energisch und tritt dabei einen Schritt näher an Jay heran. Wenige Zenti- meter trennen sie vom Körperkontakt. Die Frau muss ihren Kopf heben, um den größeren Mann ins Gesicht schauen zu können.

„Adam", sagt er so leise, dass es fast ein Flüstern ist.

Amy schüttelt den Kopf und vergräbt das Gesicht in ihren Händen. Jay möchte sie gern in den Arm nehmen und sie trösten. Aber er fühlt sich durch die Anwesenheit der anderen Frauen gehemmt. Er entfernt sich ein Stück von Amy und dem geweckten Beschützer- instinkt.

„Ich hätte es mir denken können", meint Amy mit überraschend gefasster Stimme.

Jay versucht seinen besten Freund in Schutz zu nehmen: „Aber er war es nicht allein. Das hätte er nicht fertig gebracht."

Erneut die Frage: „Wer war noch dabei?"

„Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe nur Adam gesehen, als alles vorbei war."

Die rothaarige Frau lässt sich auf einen der umstehenden Stühle sinken. Sie ist den Tränen nahe.

„Willst du einen Kaffee oder so trinken?" , bietet Cycy an.

Amy nickt und Cycy begibt sich zum anderen Ende des Raumes. Jay folgt ihr unmerklich.

Als sie vor dem Automaten steht und ihre Auswahl trifft, legt er seine Arme um ihre Taille. Er sehnt sich nach ihrer Nähe, ihrer Wärme und einem Mensch zum Reden: „Beschissene Nacht heute."

„Oh, ja, das ist es. Die ganze Situation. Hast du wirklich gesehen, dass es Adam war?"

„Ich bin ihm auf dem Parkplatz begegnet und er war schräg drauf. Ich kenn ihn und ich weiß, dass er mit dabei war."

„Mit? Wer waren die Anderen?"

„Ich will keine falschen Anschuldigungen treffen, aber es gibt einige Typen, die sich für die Bosse halten. Ich schätze, sie haben Adam zu der Racheaktion angestachelt."

„Die ganze Angelegenheit ist echt heavy. Ich kann immer noch nicht verstehen, was in Matt gefahren ist. Das war nicht so besprochen."

Jay erwidert nichts, sondern ist in Gedanken versunken, wie die Zukunft aussehen wird. Er wird zwischen seinen beiden Freunden stehen. Er seufzt, schließt seine Arme enger um Cycy und sagt: „Danke, dass du da bist."

Sie verweilen einige Momente schweigsam. Cycy unterbricht die Stille: „Ich sollte Amy den Kaffee bringen."

„Ja, vielleicht kommt bald wer, der uns genauere Informationen über Matt´s Zustand gibt."

Sie nimmt den warmen Kaffeebecher in die Hand und geht mit Jay zurück zu den Wartenden.

Cycy gibt Amy den Kaffee: „Danke dir."

Ein stämmiger Arzt mit Nickelbrille und Oberlippenbart kommt mit gemächlichen Schritten auf Jay zu, der mit dem Rücken zu ihm steht: „Mr. Cage?"

Jay dreht sich um: „Ja?"

„Was ist mit Matt?", fragt Amy aufgeregt.

Der Arzt würdigt sie mit einem Blick, der hart an der Grenze zur Verachtung ist.

„Das ist seine Lebensgefährtin", erklärt Jay.

Der Mann nickt und rückt seine Brille zurecht: „Ich würde Ihnen gerne sagen, dass es schlimmer aussieht als es ist, aber dem ist leider nicht so."

Er macht eine kurze Redepause, wobei er den anwesenden Personen einzeln in die Augen blickt. Amy´s Augen blitzen böse. Am liebsten würde sie diesen arroganten, fetten Arsch ins Gesicht spucken und ihm mal so richtig die Fresse polieren. Eine Abreibung hätte dieser Kerl verdient; so mit den Gefühlen von anderen Menschen zu spielen.

Er wirft einen Blick auf sein Klemmbrett und zählt monoton Matt´s Verletzungen auf: „Gebrochenes Nasenbein, angebrochene Rippen, leichte Gehirnerschütterung und einige Platzwunden, die wir genäht haben."

Sie starren ihn wegen seiner kalten Abgeklärtheit an.

Jay fasst sich als erster wieder und fragt: „Wie lang muss er hier bleiben?"

Der Arzt startet den Denkprozess und meint schließlich: „Ich denke wir werden ihn für eine gute Woche hier behalten und beobachten, wie der Heilungsprozess und der Allgemeinzu- stand vonstatten geht."

„Kann ich zu ihm gehen?", fragt Amy flehend.

„Ich denke dazu ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Kommen Sie am besten morgen wieder. Ein bisschen Ruhe würde Ihnen allen sicher gut tun."

Mit dieser Aussage beendet der Kommunikation, dreht sich um und verschwindet in einer Tür.

„Danke für die Anteilnahme, Arschloch!", stößt Amy wütend heraus.

Trisha legt erneut einen Arm um ihre Freundin und meint: „Komm, Ames, lass uns gehen. Wir können nichts tun. Morgen früh fahren wir wieder her und du kannst Matt besuchen."

„Ich will ihn aber jetzt sehen!", jammert die rothaarige Frau.

„Das geht nicht, Süße", versucht Trisha ihr den Wunsch auszureden. „Morgen. Wir kommen ganz früh her, okay?"

„Widerwillig nickt Amy.