Kapitel 8

Jay steht am Kaffeeautomaten und lässt sich einen Cappuccino heraus. Er spürt förmlich, wie er beobachtet wird. Er dreht sich um und schaut Adam an, der einige Meter von ihm entfernt steht.

„Was machst du für ´ne Fresse, wie ein Stück Scheiße?", wird er von seinem Kumpel mit breiten Grinsen begrüßt.

Jay betrachtet ihn mit kühler Abweisung.

„Mach dich locker, Mann!", fordert Adam und haut seinem Freund die Hand auf die Schulter.

„Was ist los?"

„Was ist mit mir los ist? Was ist mit DIR los?"

Sie tauschen verwirrte Blicke aus.

„Ich habe mich so über deine Rückkehr gefreut, aber ganz ehrlich, ich wünschte du wärst zu Hause geblieben", meint Jay mit ruhiger Stimme.

„Warum?", ruft Adam fassungslos.

Jay schüttelt traurig den Kopf: „Du hast dich verändert. Negativ."

„Das meinst du nicht ernst", versichert sich Adam geknickt.

„Du hast etwas an dir, was ich nicht kenne", macht Jay den Versuch einer Erklärung. „Eine Härte. Du bist voll aggressiv geworden. Nicht nur von der Ausstrahlung her, sondern auch vom Handeln. Bist du irgendwie sexuell frustriert?"

„Ich war und bin immer korrekt zu dir gewesen", geht Adam sofort in die Verteidungs- position über, ohne auf das sarkastische Schlusskommtar einzugehen.

„Ich sag nicht, dass du mir gegenüber Scheiße bist, denn das wäre unrecht und nicht wahr. Unser Match neulich und so... Es ist alles wie früher. Ich find es schön, dass du wieder da bist", gesteht Jay im nächsten Moment. „Mir hat was gefehlt...du hast mir gefehlt...ohne es jetzt schwul klingen zu lassen!"

Adam bricht in unkontrolliert, lautes Lachen aus, wobei er gekränkte Blicke von seinem Freund erntet.

„Sorry, Mann", unterbricht Adam kurz seinen Anfall. „Das war einfach nur zu schön gesagt."

„Dann sag du mir jetzt, wieso du so aggro drauf bist", verlangt der kleinere Mann.

Adam überlegt kurz und findet die richtigen Worte: „Wenn du dreizehn Monate zu Hause rumsitzen würdest und mit ansehen müsstest, was für untalentierte Stümper Titel und andere Erfolge einfahren, würdest du mit Sicherheit auch wütend werden."

„Ja", stottert Jay. „Vielleicht. Aber Matt hat weiß Gott nicht den Erfolg, den er verdienen würde. Er kann froh sein, wenn er überhaupt in einem Pay-Per-View teilnehmen kann. Wann hat er das letzte Mal überhaupt die Chance für einen Titelkampf bekommen?"

„Meine Wut richtet sich auch nicht gegen Matt. Jedenfalls nicht was diese Sache betrifft", pflichtet Adam seinem Kumpel bei, fährt dann aggressiver fort: „Aber er hat mir meine Hand gebrochen! Mit voller Absicht. Hast du ihn gefragt, was mit ihm los ist?"

„Er liegt im Krankenhaus", erwidert Jay trocken. „Bei der richtigen Gelegenheit werde ich ihn das fragen. Denn irgendwas stimmt bei euch beiden nicht. Ihr seit gute Freunde."

„Das dachte ich bis gestern auch", stimmt Adam wieder ruhiger zu.

„Bist du scharf auf seine Frau, oder was?", entfährt es Jay.

Adam schaut ihn mit großen Augen bevor sich sein Gesicht zu einem Grinsen verzieht. Er überlegt kurz, streicht sich dabei durch die langen, blonden Haare und meint: „Na ja, wenn man seine Geschmacksnerven nicht ganz verkokst hat, ist Amy schon nicht übel. Oder bist du anderer Meinung?"

Jay ist etwas verblüfft über die unerwartete Reaktion von Adam, aber muss ihm zugestehen, dass Amy eine Frau mit Klasse ist: „Ganz deiner Meinung, sie ist gutaussehend, intelligent, witzig... Was kann sich ein Mann mehr wünschen."

„Ja, eben."

„Aber ich bin bereits bestens versorgt", bringt Jay nachträglich heraus.

Adam entgeht der Kommentar nicht und er meint daraufhin grinsend: „Du hast es gut ge-troffen. Wenn wir mal Probleme miteinander kriegen, kannst dir den Grund dafür selbst ausrechnen."

Jay grinst wortlos unsicher zurück.

„Mann, sei nicht so verkrampft", reagiert der blonde Mann auf Jay´s Unsicherheit. „Glaubst du im Ernst, dass ich versuchen würde dir deine Freundin auszuspannen? Du solltest mich doch kennen. Das habe ich nie versucht und werde es nie versuchen."

Jay nickt etwas entspannter.

Die Tür zu Matt´s Hospitalzimmer wird aufgestoßen. Er liegt mit geschlossenen Augen im Bett und will eigentlich gar nicht wissen, wer das Zimmer betreten hat und seine Ruhe stört.

Sicher wieder eine der nervigen, jungen Krankenschwestern, die schon seit seiner Ankunft auf der Station belagern, die dumm kichern und ihn nach dutzenden von Autogrammen für alle möglichen Leute fragen.

Trotz des Dämmerzustandes, in den ihm die eingeführten Schmerzmittel versetzen, spürt er, dass jemand neben seinem Bett steht und ihn anstarrt. Ohne die Augen zu öffnen, fragt er mit gereiztem Ton: „Was willst du, Cindy?"

„Cindy?", kommt die prompte Gegenfrage von einem Mann. „Was weiß ich da nicht?"

Verblüfft über die wohl bekannte Stimme blinzelt er den Besucher an.

„Jeff!", ruft er erfreut aus.

Er will sich aufsetzen, aber die ziehenden Schmerzen unterbinden diesen Versuch wirkungs- voll.

„Bleib mal lieber liegen, Bruderherz!"

„Was...was machst du denn hier?", fragt Matt den jungen Mann mit den blau-schwarzen Haaren.

„Amy hat mich angerufen. Sie wollte ein paar Tage frei haben, aber es geht nicht. Sie musste heute früh weiter nach Detroit fliegen. Aber wenn sie regulär frei hat, kommt sie zurück."

Matt nickt angespannt. Er war nicht darauf vorbereitet seinen kleinen Bruder hier zu treffen, noch dazu in seinem Zustand. Scham und Hilflosigkeit steigen in ihm auf. Mit Sicherheit hat Amy Jeff alle Vorkommnisse haarklein geschildert.

Matt beschließt gleich das Unvermeidliche anzugehen: „Sie hat dir erzählt was passiert ist?"

Jeff nickt mit betroffener Miene.

„Warum, Matt, warum?"

Jeff´s strahlend, grüne Augen bohren sich in die seines Bruders. Manchmal denkt Matt, dass Jeff die Fähigkeit besitzt damit in die Seelen der anderen Menschen zu gucken. Es war seit-her seine Stärke andere Leute einzuschätzen und in jeder Lebenslage wieder aufzubauen. Aber Matt war der Blickkontakt unangenehm. Am liebsten würde er sich die Bettdecke über den Kopf ziehen und hoffen, dass er einfach wieder allein sein könnte. Er sieht schnell ein, dass diese Gedanken kindisch und nicht realisierbar sind.

Er versucht sich zu erklären: „Es...es ist einfach Scheiße gelaufen. Ich könnte mir selber in die Fresse hauen."

„Deine Einsicht kommt wohl leider etwas zu spät und Adam hat dir diese Arbeit schon abge-nommen", meint Jeff unbewegt.

Matt möchte etwas erwidern, aber belehrt sich selbst eines Besseren, weil er einsieht, dass er im Unrecht ist.

„Nun rück schon raus mit der Sprache, warum sie dir scheinbar ins Gehirn geschissen haben", verlangt Jeff ohne den geringsten Hauch von Humor. „Was du mit Adam angestellt hast, die zauberhafte Vorstellung konnte ich im TV bewundern. Mich interessieren nur die Motive deiner Tat."

„Mich kotzt das alles an!", bricht es aus Matt heraus. „Ich bekomme nicht den Erfolg, den ich verdiene!"

„So ist das Leben, Mann", entgegnet Jeff.

„Das Business", erläutert der ältere Bruder. „Ich will mehr Erfolge als Tag-Team-Titel, die ich in TLC- oder Käfig-Matches erringen kann. Ich bin mehr als nur ein Wrestler für spektakuläre, riskante Kämpfe. Aber kein Mensch im Management sieht das ein. Sie geben mir keine Chance. Adam hat es geschafft sich von diesem Status abzuheben und kann es eines Tages bis in den MainEvent schaffen. Sie pushen ihn bis dahin. Wäre seine Verletzung nicht da- zwischen gekommen, hätte er es sicher schon geschafft."

„Und du willst ihm das versauen?"

Matt überlegt kurz wie er seine Gedanken und Gefühle in die richtigen Worte kleiden kann und lässt seinen Blick aus dem Fenster schweifen. Der Himmel ist blau, von vereinzelelten, weißen Wolken durchzogen.

„Ich will ihn unten halten", erklärt Matt. „Und eine Fehde mit ihm könnte meiner Karriere gut tun."

„Du kannst nicht Gott spielen. Es gibt hier nur einen Gott und das ist der Boss."

„Manchmal muss man den Boss durch Taten aufmerksam machen, dass man da ist und das Zeug hat, um befördert zu werden."

„Du spielst ein gefährliches Spiel, Matt", warnt Jeff. „Der Schuss kann ganz gewaltig nach hinten gehen. Dem Boss gefällt nicht, wenn man sich in seine Angelegenheiten reinhängt."

„Ich hänge mich nirgendwo rein. Das ist meine Angelegenheit und ich nehme mir, was mir zusteht!"

„Um welchen Preis? Willst du deine Freundschaft mit Adam riskieren, um eventuell Erfolg zu haben, den dir bis jetzt niemand versprochen hat?"

„Nur die Stärksten werden überleben! Manchmal muss man eben Opfer bringen."

„Matt, bitte, komm mir nicht mit solchen Phrasen. Das ist doch lächerlich!"

„Lächerlich? Du wirst schon sehen, wer am Letzten lacht."

„Sei realistisch."

„Ich bin realistisch! Ich weiß, wie das Business läuft und wie man seine Karten richtig ausspielen muss."

„Das bezweifele ich", sagt Jeff mehr zu sich selbst.

„Ich werde es dir beweisen! Ich werde es allen beweisen!"

Andrew schließt die Tür hinter sich, nachdem er sein Hotelzimmer betreten hat. Auf dem Bett sitzt seine Freundin Stacy mit dem Handy am Ohr. Er stellt die Tasche auf die Erde, geht zum Fenster und starrt hinaus in die einbrechende Dunkelheit. Die Strassen sind hell erleuchtet. Er wäre viel lieber dort draußen, als dem beengten Gefängnis, dass er sich selbst geschaffen hat.

Mit einem Ohr hört er Stacy´s weiche Stimme, ihr Lachen? Mit wem redet sie? Über was lacht sie? Ihm ist alles andere als zum Lachen zumute. Früher hatte er ihr Lachen geliebt, aber nun macht es ihn wahnsinnig.

Er steht mit dem Rücken zu ihr. Ihr Spiegelbild ist im Fensterglas sichtbar. Mittlerweile hat sich die Dunkelheit über die Stadt gelegt. Früher hatte er Nachtspaziergänge mit ihr geliebt, aber nun will er die Stille für sich genießen. Sie hatten soviel gemeinsam, aber nun scheinen sie Welten zu trennen.

Er nimmt die Worte ihres Telefonats nicht wahr, aber bemerkt, als sie die Verbindung des Telefons trennt. Er dreht sich um und schaut sie mit kalten Augen an.

„Wir müssen reden", sagt er mit unheilverkündender Stimme. Ich ertrage das nicht mehr."

„Du erträgst WAS nicht mehr?", fährt sie aus der Haut. „Die ständigen Stimmungswechsel? Die schlechte Laune? Das man nie weiß woran man ist?"

Die Blondine hält kurz inne, um sich selbst zur Ruhe zu bringen und fährt anschließend fort:

„Ich kann mich nicht erinnern, wann du mich das letzte Mal in den Arm genommen und einfach festgehalten hast. Kannst du mir sagen, wann?"

Er schüttelt den Kopf.

„Ich spür einfach keine Liebe mehr von deiner Seite aus. Du bist abweisend. So verdammt abweisend. Jetzt will ich es endlich wissen, Andrew: Liebst du mich?"

Sie starrt ihn mit ihren großen, braunen Augen erwartungsvoll an. Sie versucht in seinem Gesicht zu lesen. Aber keine Regung, nicht die kleinste Emotion, ist zu erkennen.

„Stacy, es ist...", versucht er eine Antwort zu finden.

Die Frau schneidet ihm das Wort ab: „Sag mir woran ich bei dir bin! Liebst du mich, ja oder nein?"

Andrew überlegt kurz, schließt die Augen vor dem eigenen Eingeständnisses und flüstert: „Nein."

Sie schaut ihm mit entsetzten Blick an. Die Bestätigung ihrer Bedenken in einer solch klaren Absage schockt sie. Damit hatte sie nicht gerechnet. Er hätte es abstreiten sollen. Stacy war von der Vorstellung vereinnahmt, dass er sie trösten würde, ihr sagen würde, dass er zur Zeit eine Phase durchmache, die vorüber gehen wird und nicht mit ihr persönlich zu tun hat. Dass es ihm leid tut, dass er sie in der letzten Zeit ignoriert und zurückgewiesen hat. Die junge Frau hat sich eingeredet, dass alles gut werden wird, wenn sie etwas Geduld aufbringt.

Dass Andrew gar nicht bewusst ist, wie sie sich fühlt. Und wenn er es erfährt...wenn er es erfährt...ihr die Liebe gibt, die sie vermisst.

Aber was ist nun? Er zerstört mit einem Wort ihre ganze Welt. Eiskalt, ohne mit der Wimper zu zucken! Wie konnte sie so naive Träume haben???

„Bedeuten dir die drei Jahre überhaupt nichts?", will sie voller Enttäuschung und den letzten verbliebenen Funken Hoffnung wissen.

Sogleich stellt sie die nächste Frage: „Wie lange bist du dir darüber bewusst?"

Er schluckt, erwidert ihren Blick. Ihre Augen sind kühl und überraschend gefasst, aber dennoch von Schmerz und Enttäuschung gezeichnet.

„Stacy", er versucht eine Hand auf ihre Schulter zu legen, aber sie wehrt ihn ab. „Du bedeutest mir immer noch etwas. Ich möchte, dass wir Freunde bleiben. Ganz ernsthaft!"

Der abgedroschenste Spruch, den er hervorbringen kann. Eine Welle aus Wut und Gram durchströmt ihren Körper.

Der dunkelblonde Mann stockt, bevor er den nächsten Satz über die Lippen bringen kann:

„Es reicht nicht, um weiter eine Beziehung aufrecht zu erhalten."

Sie atmet tief ein, um sich der Entgültigkeit seiner Worte klar zu werden.

„Du bist das verlogenste Stück, was mir je unter gekommen ist", wirft sie ihn wütend an den Kopf. „Sag doch gleich, dass du eine andere Frau liebst!"

„Nein, ich liebe keine andere Frau", streitet er geistesgegenwärtig ab.

„Du kannst zugeben, es ist mir egal", drängt sie.

„Herrgott, Stacy, es gibt keine andere Frau", gibt Andrew genervt von ihrer Paranoia zurück.

„Was ist es dann?", fragt sie verzweifelt klingend.

„Manche Gefühle sind nicht für die Ewigkeit bestimmt", erwidert er kalt.

„Das ist der letzte Scheiß, den ich jetzt hören möchte!"

„Aber es ist so. Es tut mir leid."

„Mir tut es leid, dass ich auf einen Typen wie dich reingefallen bin!"

Andrew schaut in ihr verbittertes Gesicht. Er kann keine Worte finden, die er an sie richten kann. Es scheint, als ob er alles gesagt hat und jedes weitere Wort eine Verschwendung ist.

„Was willst du noch hier? Verschwinde!", ruft sie, wobei sie die aufsteigenden Tränen müh-sam unterdrückt.

„Stacy", versucht er sie zu beruhigen.

„HAU AB! ICH WILL DICH NICHT MEHR SEHEN!"

Er hebt seine Tasche von der Erde auf und geht zur Tür. Als er sie erreicht hat, dreht er sich ein letztes Mal um. Stacy sitzt auf dem Bett. Sie hat die Beine an ihre Brust gezogen, ihre Arme umschlingen ihre Knie und ihr Gesicht hat sie darin vergraben. Er weiß, dass sie laut- los weint.

Er öffnet die Tür und verlässt das Zimmer, in der Gewissheit, dass es für immer sein wird.

Amy steht vor Adam´s Zimmertür. Seit dem Vorfall der letzten Nacht ist das erste Mal, dass sie Adam wieder zu Gesicht bekommen wird. Ihre Handflächen sind nass, ihr Herz rast. Sie überlegt, ob sie wirklich klopfen soll oder das Vorhaben scheitern lässt. Ratlos, die Bedenken auf- und abwägend steht sie auf dem Gang. Sie hört sich nähernde Schritte und schielt aus den Augen- winkeln, wer ihren Weg kreuzen wird. Sie sieht Cycy

„Hey", grüßt sie Amy im Vorbeigehen.

„Hi", erwidert sie.

Die rothaarige Frau wartet ab, bis die Blonde in ihrem Zimmer verschwunden ist, dann ballt sie ihre Hände zu Fäusten.

„Jetzt oder nie!", spricht sie sich im Flüsterton selbst Mut zu. „Du schaffst das schon!"

Sie hebt eine Faust zu dem Türholz und klopft energisch dagegen.

Es dauert nur wenige Sekunden, bis geöffnet wird.

„Amy!", sagt der Mann überrascht.

Sein Gesicht verzieht sich zu einem fiesen Grinsen: „Komm doch rein."

Er tritt einen Schritt zur Seite und macht dabei eine einladende Handbewegung.

Die Frau holt unhörbar tief Luft und geht unsicher in die sprichwörtliche Höhle des Löwen.

Die Tür wird geschlossen und sie spürt Adam´s forschende Blicke auf sich ruhen. Sie dreht sich nicht um, sondern hat die Augen stur geradeaus gerichtet. Sie verschließt die Arme vor der Brust, um sich selbst ein bisschen mehr Gefühl von Sicherheit zu geben.

„Setz dich doch", vernimmt sie Adam´s Stimme, immer noch hinter sich.

„Nein, ich bleib lieber stehen."

Adam rückt in ihr Sichtfeld und macht es sich auf dem Bett bequem. Er legt sich auf die Bettdecke und streckt die Beine aus. Erwartungsvoll schaut er sie an: „Was kann ich für dich tun?"

Amy´s Augen funkeln böse, bevor sie loslegt: „Was fällt dir ein? Was glaubst du wer bist? Was du mit Matt abgezogen hast, ist echt das Letzte!"

„Whow, whow, whow, mal ganz langsam", unterbricht sie der Mann, während er sich auf- setzt. „Wer hat denn mit dem ganzen Scheiß angefangen? Dein feiner Freund. Ich habe mich nur revanchiert."

„Er liegt wegen dir im Krankenhaus."

„Ich habe wegen ihm einen gebrochenen Arm", kontert Adam und hebt dabei seinen linken Arm, der von weißem Gips umschlossen ist.

„Das war sicher keine Absicht", versucht Amy ihren Lebensgefährten zu verteidigen.

„Wen willst du hier was vormachen? Jeder weiß, dass er es mit voller Absicht gemacht hat."

„Du hast ihn auch mit voller Absicht verletzt."

„Das war mein gutes Recht."

„Dein gutes Recht?", empört sich die Rothaarige. „Du hast dich an ihn rangeschlichen, als er völlig wehrlos war und hast dich hinter wer weiß wie vielen Leuten versteckt."

„Ich habe mir nur ein bisschen Verstärkung geholt."

„Du bist so armselig!"

Er schaut sie wortlos an. Ein unverschämtes Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit.

Amy beißt sich auf die Lippen, um nicht noch mehr böse Worte auszuspucken.

Andrew sitzt gedankenverloren an der Hotelbar vor einem Glas Jack Daniels.

„Hey, so ganz allein hier?", meldet sich eine Männerstimme hinter ihm.

Er dreht sich schlechtgelaunt um und sieht einen fröhlich, grinsenden Chris.

„Hi", gibt Andrew mühsam als Begrüßung hervor.

„Ein Bier", ordert der Neuankömmling beim Barkeeper.

„Schlecht drauf?", erkundigt sich der blonde Mann, während er auf den Barhocker neben seinem Kumpel Platz nimmt.

„Alles bestens", gibt Andrew unglaubwürdig als Antwort.

Chris betrachtet ihn für einige Momente analysierend, bevor er seine Vermutung äußert: „Geht es um Stacy?"

Der größere Mann schaut ihn von der Seite an, seine Mundwinkel zucken nervös: „Was geht es dich an?"

„Wir sind Freunde? Und Freunde reden über Probleme?"

Der Betroffene seufzt, nimmt einen Schluck Whiskey: „Es gibt keine Probleme mehr. Nie wieder. Es ist aus. Offiziell beendet!"

„Ach, komm, eine Krise gibt es in jeder Beziehung. Ihr renkt das schon wieder ein."

„Nein!"

„Ihr seit unser ungeschlagenes Traumpaar."

Ein verächtliches Lachen rinnt aus Andrew´s Kehle: „Der Traum ist geplatzt. Träume sterben und verrotten schnell", fügt er hinzu.

„Wieso? Was ist passiert?"

Andrew zuckt mit den Schultern. Er hat nicht die geringste Ahnung, was er sagen soll, außer der Wahrheit: „Ich weiß es nicht."

„Red keinen Scheiß! Man trennt sich nicht ohne Grund."

„Ich weiß es wirklich nicht. Ich kann ihre Nähe, ihre ganze Art einfach nicht mehr ertragen."

„Du liebst sie nicht mehr?"

Andrew schüttelt den Kopf: „Schon lange nicht mehr. Ich habe es versucht, ob es trotzdem geht, aber es hat alles schlimmer gemacht."

„Hast du eine Andere?"

„Nein, verdammt! Warum denkt das jeder?"

„Weil es zu neunzig Prozent der Grund aller Trennungen ist."

„Ich frage dich auch nicht, warum das mit Trisha nicht geklappt hat."

„Das war nie was Ernstes. Sie war ein Spielzeug für mich. Eine weitere Trophäe für meine Sammlung, obwohl sie keine schwere Beute ist. Du weißt es, ich weiß es, jeder weiß es, dass sie die größte Schlampe ist, die hier rumläuft", erläutert Chris. „Die ist gut für ein paar Ficks und Blowjobs, aber das war´s dann auch schon. Ich habe ein Auge auf eine andere Frau geworfen, die ich wirklich haben will."

„Wer ist es?"

„Keine Namen, mein Freund", meint Chris und grinst geheimnisvoll.

„Stacy? Du kannst sie haben. Es ist mir egal."

„Sorry, Dude, nichts für ungut, aber sie nicht annähernd mein Typ."

„I don't give a fuck", sagt Andrew desinteressiert. "Aber zu deinem Wunschgirl, ist sie in festen Händen?"

„Ja, das macht es leider zum Problem. Ansonsten hätte ich sie längst klargemacht", meint Chris selbstsicher und nimmt einen tiefen Zug aus der Bierflasche.

Andrew nickt, trinkt sein Glas aus, stellt es auf die Theke und verlangt Nachschub. Chris fragt sich, wie viel er schon intus hat, aber sagt kurz darauf: „Fuck it, ich nehm auch Einen", und deutet dabei auf das erneut gefüllte Whiskeyglas.

Sie prosten sich zu und Chris spricht einen Toast aus: „Auf die Frauen, mit denen wir nicht leben können, aber auch nicht ohne."

Adam nähert sich unweigerlich an Amy heran. Sie geht automatisch einige Schritte zurück.

„Hast du Angst vor mir?", fragt Adam mit sanfter Stimme.

Die Rothaarige schaut ihn unsicher an. Sie versucht sein Vorhaben auszumachen, aber ihr Denkvermögen ist blockiert.

„Ich geh jetzt", sagt sie, mit indirekter Bejahung.

„Warum so eilig? Du bist doch eben erst gekommen. Lass es uns ein bisschen gemütlich machen."

Er legt seinen gesunden Arm um ihre Hüfte und zieht sie schroff an sich heran.

Sie versucht sich zu entwinden, aber er verstärkt den Klammergriff.

„Adam, lass mich los!", verlangt sie.

Er schaut in ihre braunen Augen, die von Angst erfüllt sind und leckt sich über seine Lippen.

Bevor sie irgendwas weiter sagen kann, drückt er seinen Mund auf ihren.

Ein Schrei presst sich aus ihrer Kehle. Er stößt seine Zunge in ihren Mund. Mit beiden Händen versucht sie den Mann von sich zu drücken, aber ohne den geringsten Erfolg. Er nimmt hebt sie hoch und schleudert sie unsanft auf das Bett, wo er wenige Minuten zuvor lag. Mit seinem ganzen Körpergewicht legt er sich auf sie drauf und fährt mit der Hand ihre schlanken Konturen entlang, seine Lippen nicht von ihren lösend. Er knetet durch den T-Shirt ihre festen Brüste. Die Rothaarige spürt die harte Beule durch seine Hose an ihren Oberschenkel drücken. Was das zur Folge hat, ist ihr längst klar. Mental appelliert sie an sein letztes bisschen, verbliebene Menschlichkeit. Sie versucht ihn von sich runterzustoßen, aber sie ist seiner Kraft unterlegen.

„Hab dich nicht so. Du willst es doch aus", kommentiert er ihre kläglichen, wehrhaften Versuche.

„Nein!", schreit sie mit dem Mut der Verzweifelung.

Er kniet über ihr, reißt ihr das T-Shirt und den BH vom Leib. Er seufzt vor Lust, als er ihren halbnackten Körper betrachtet. Sein Mund umschließt einen ihrer Nippel. Sie greift in seine vollen, langen Haare und zieht seinen Kopf nach hinten, um ihn an weiteren Handlungen zu hindern. Mit der flachen Hand schlägt er ihr ins Gesicht.

„Du stehst auf die harte Tour? Das kannst du haben."

Er stößt sie zurück auf das Bett, öffnet den Knopf ihrer Hose und entfernt sie mitsamt des Stringtangas. Nun ist sie vollkommen nackt und ausgeliefert. Sie versucht ihn mit den Füssen wegzutreten, aber er sieht den Angriff kommen und weicht ihr aus.

"So, nicht!", kommentiert er lachend.

Er öffnet den Reißverschluß seiner Jeans und entblößt seine Männlichkeit. Mit Hast zieht er sich die Hose mitsamt den Boxershorts aus. Er drückt ihre Schenkel gewaltsam auseinander und drängt sich dazwischen.

„Adam, bitte, nein!", fleht sie weinerlich, doch trifft auf taube Ohren.

Bevor sie weiß, wie ihr geschieht, ist er in sie eingedrungen. Ein stechender Schmerz durchfährt ihren Unterleib. Tränen, gemischt mit schwarzen Mascara, laufen nun ungehalten über ihre Wangen. Sie schluchzt und liegt leblos unter ihn. Er nimmt keine Notiz davon, denn er hat seinen Kopf an ihren Hals vergraben und stöhnt seine Lust in ihr Ohr: „Du machst mich so an. Von diesem Moment habe ich schon lange geträumt."

Sie schließt die Augen und lässt es über sich ergehen. Sie hofft, dass er bald fertig ist. Er stößt immer wieder und wieder in sie.

„Oh ja, es ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe."

Ihr Schluchzen wird lauter, ebenso wie ihr Flehen: „Adam, hör auf, ich will das nicht!"

„Du willst es! Ich sehe doch, wie du mich immer lüstern angestiert hast, du geile Schlampe!"

Unaufhörlich setzt er sein Treiben fort bis er kommt zum Höhepunkt und sich in ihr entleert. Schwer atmend liegt er auf ihr. Er küsst die zarte Haut an ihrem Hals, bevor er sich von ihr herunterrollt. Die Frau springt sofort auf, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, sucht ihre Sachen zusammen, zieht sich an, wobei Adam sie selbstgefällig, auf dem Bett liegend, beobachtet und flüchtet tränenüberströmt vom Tatort. Sie rennt über den Gang zu ihrem Zimmer, öffnet die Tür mit zittrigen Händen und wirft sie mit einem Knall hinter sich ins Schloss. Sie geht ohne Umwege ins Badezimmer, lässt ihre Kleidungsstücke vor der Dusche fallen und steigt in die Kabine. Sie dreht den Wasserhahn auf und das heiße Wasser ergießt sich über ihren Körper.

In ihren Kopf spielt sich das Geschehen bruchstückhaft ab. Die Bilder kommen immer wieder, ohne Ablass. Sie fühlt sich so benutzt. Warum war sie ihm so hilflos ausgeliefert? Er war mit nur einem gesunden Arm gehandicapt gewesen.

Warum hat er es überhaupt getan? Glaubt er eine Vergewaltigung bliebe ungesühnt? Bloß wen sollte sie davon erzählen? Sie schämt sich furchtbar, dass ihr das passiert ist. Sie wurde immer als starke Persönlichkeit angesehen, im Gegensatz zu den anderen Diven. Und nun? Nun war sie so verwundbar.

Sie sitzt zusammengekauert in der Dusche und weint und weint und weint.

Chris und Andrew sitzen immer noch an der Bar und trinken Whiskey. Sie haben beide aufgehört zu zählen, der Wievielte es bereits ist.

„Und wo was machst du jetzt?", erkundigt sich Chris.

Andrew schaut ihn verständnislos an: „Nichts. Ich kann auch ohne Frauen leben. Zumindest vorerst."

„Nein, ich meine, wo du heute Nacht schlafen willst. Du hast dir bis jetzt immer ein Zimmer mit Stacy geteilt."

„Ja, schon. Aber sie will mich nie wieder sehen, hat sie gesagt."

„Ich hab noch ein Bett frei."

Andrew überlegt kurz, aber meint dann: „Lass mal gut sein. Ich finde schon ´ne Unterkunft."

„Du hast bloß Angst, dass ich schnarche", witzelt Chris.

Der große Mann schüttelt lachend den Kopf.

„Na, endlich lachst du wieder. Ich glaub damit ist mein Job erledigt."

Der Blonde nimmt sein Glas in die Hand und trinkt es in einem Zug aus, stellt auf die Theke und legt einen Geldschein daneben.

„Ich geh jetzt mal. Die Nacht ist eh schon viel zu kurz."

„Bis morgen!"

„Und bevor du unter irgendeiner Brücke schlafen musst, kannst zu mir kommen, Du weißt ja, wo ich wohne."

„Klar, danke."

Chris nickt und wankt aus der Bar.

Andrew steht auf den Flur. Unsicher, wohin er gehen soll, um die Nacht zu verbringen. Die einfachste Lösung wäre, zur Anmeldung zu gehen und sich ein neues Zimmer geben zu lassen, sofern es noch freie Zimmer gibt. Aber andererseits schwebt ihm ein anderer Ge-danke vor, den er viel lieber realisieren möchte.

Er geht über den Flur und bleibt vor einer Zimmertür stehen. Er nimmt sich ein Herz und klopft, trotz der vorangeschrittenen Nachtzeit. Es rührt sich nichts. Er überlegt, ob er erneut klopfen soll, aber lässt es lieber bleiben.

„Sicher schläft er schon", denkt er sich und begibt sich nun doch auf den Weg zur Rezeption.

„Andrew?", vernimmt er eine Stimme hinter sich.

Er dreht sich um und sieht Adam aus der Tür lugen: „Hast du eben mir geklopft?"

„Yeah!"

Andrew geht zurück: „Hast du...hab ich dich geweckt?"

„Nein, ich hab ein bisschen TV geguckt. Irgendwie kann ich nicht schlafen", gibt Adam zur Antwort.

„Cool."

Adam schaut ihn fragend an: „Bist du besoffen?"

„Na ja...ein bisschen vielleicht."

Adam kann sich ein Lachen nicht verkneifen: „Nicht vielleicht. Sondern mit Sicherheit. Aber komm rein, bevor wir die anderen Gäste hier noch wecken."

Er umschließt mit unbeabsichtigt, festen Griff Andrew´s Handgelenk und zieht ihn in sein Zimmer. Der Mann schließt die Tür hinter sich und sieht, wie sein Kumpel unsicher im Raum steht: „Hey, was ist los mit dir?"

Er legt einen Arm um dessen Schulter und schaut ihn fürsorglich an: „Setz dich hin und erzähl mir, was du auf dem Herzen hast."

Andrew geht mit unsicheren Schritten zu den auseinander stehenden Betten und setzt sich auf die Kante des gemachten Bettes. Adam sitzt im Schneidersitz ihm genau gegenüber auf dem anderen Bett.

„Was führt dich zu mir?"

„Darf ich mit dir schlafen?"

„WAS?", fragt Adam mit entsetzt, weit aufgerissenen Augen.

Andrew korrigiert seine Frage sofort: „Bei dir schlafen? Ich weiß nicht, wo ich sonst hin soll."

Er erntet einen suspekten Blick von seinem Gegenüber: „Und Stacy?"

„Es ist...aus."

Zuerst zeichnet sich Betroffenheit auf Adam´s Gesicht ab, doch wandelt sich schnell in ein registrierendes Grinsen: „Du verarschst mich, Mann!"

Andrew schüttelt den Kopf.

„Nein, es ist mein voller Ernst. Es ging einfach nicht mehr. Ich habe einen Schlussstrich gezogen", erzählt er unbekümmert. „Und bevor du fragst, es hat nichts mit einer anderen Frau zu tun."

„Hatte ich auch nicht angenommen...Wegen mir kannst du in dem Bett dort schlafen", meint Adam und deutet auf das Bett, auf dem der andere Mann zusammen gesunken dasitzt.

„Danke...du bist ein echt guter Freund."

„Ich bin mir sicher, du hättest für mich das Gleiche getan."

„Ist doch Ehrensache!"

„Eben."

Andrew´s Blick fällt auf den eingeschalteten Fernseher, der ohne Ton läuft: „Was guckst du dir an?"

„Bis eben lief Jackass´...Willst du was sehen?"

„Nein."

„Dann mach ich aus", sagt der blonde Mann, nimmt die Fernbedienung, die hinter ihm liegt und schaltet das Gerät damit aus. „Ist echt spät."

Andrew erwischt sich selbst dabei, wie er seinen Kollegen anstarrt, dem entgeht es ebenso wenig.

„Was ist?", fragt er misstrauisch.

Andrew fasst sich schnell wieder: „Äh...nichts. Ich...ich...war nur in Gedanken."

„Ah, ja."

Adam steht auf, zieht sich seine Jeans und T-Shirt aus und ist nur noch mit weißen Boxershorts bekleidet. Er geht ins Badezimmer , gefolgt von den abtastenden Augen seines unerwartenden Mitbewohners.

Amy liegt eng in die Decke gekuschelt im Bett, als ihr Handy klingelt. Sie mag eigentlich nicht wissen, wer es ist. Vielleicht ist es Adam, der sich entschuldigen will. Denn wer sollte sonst um diese Zeit noch anrufen? Aber will sie wirklich mit ihm sprechen? Nein, auf keinen Fall! Sie will ihre Ruhe haben und die ganze Sache einfach vergessen. Sicher, das Vergessen würde nicht leicht sein und würde auch nicht von heute auf morgen passieren, aber irgend- wann würde sie diese Bilder aus ihrem Kopf löschen können. Diese Bilder, die unaufhörlich vor ihrem inneren Auge abgespult werden. Jetzt will sie ihm all das sagen, was ihr auf der Seele liegt. Wie erniedrigt sie sich fühlt. Wie er ihr weh getan hat. Sie schluckt ihre Tränen herunter und greift nach dem Handy, dass neben ihr auf dem Nachttisch liegt. Auf dem Display wird die Nummer von Jeff angezeigt. Die Frau nimmt das Gespräch an: „Hi, Jeff!"

„Hab ich dich geweckt? Du klingst so seltsam. Wie spät ist es bei euch?", überschüttet er sie mit Fragen.

Die Rothaarige wirft einen Seitenblick auf den Digitalwecker: „Kurz vor Mitternacht."

„Oops, sorry!"

„Ist schon okay. Ich hab noch nicht geschlafen."

„Aber bei dir stimmt was nicht", stellt der Anrufer fest.

„Du rufst doch sicher nicht deswegen an. Gibt es was Neues von Matt?"

„Ich war heute bei ihm. Er war überrascht mich zu sehen."

„Und?"

„Ich glaube er hat ein paar Schläge zuviel auf den Kopf bekommen."

„Jeff!"

„Komm selbst und rede mit ihm. Ich gebe kein Wort davon wieder, was er mir gesagt hat."

„So schlimm?"

„Schlimmer."

„In zwei Tagen bin ich bei euch", verkündet Amy und kann ein Seufzen nicht unterdrücken. „Bleibst du in Kentucky?"

„Yep, ich hab mir ein Hotelzimmer genommen. Oder soll ich lieber zu dir kommen?"

Kurze Stille, bevor sie antwortet: „Nein, Matt braucht dich dringender."

„Er ist hier in guten Händen. Um dir mach ich mehr Sorgen."

„Ach, wegen was denn?", wiegt sie vorschnell ab.

„Wirklich?"

„Ich hab doch Trisha."

„Wenn du reden willst. Darüber was dich bedrückt..."

„Es ist wirklich alles in Ordnung, Jeff. Ich muss nur viel an Matt denken."

„Ich pass schon auf ihn auf. Er wird gut versorgt."

„Das freut mich zu hören. Ich bin müde. Lass uns Schluss machen."

„Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn du reden willst. Egal über was."

„Danke!"

„Hey, du bist mehr für mich, als nur die Freundin meines Bruders."

Nach diese, Geständnis muss Amy unwillkürlich lächeln.

„Mach´s gut, Jeff."

„Mach du´s besser, Ames. Ich ruf dich morgen wieder an."

Andrew hört, wie die Badezimmertür geöffnet wird. Er liegt noch mit seinen Straßensachen auf den Bett und hat seine Augen geschlossen. Er blinzelt, als er nahende Schritte hört.

„Willst du so schlafen?", fragt Adam.

Der Angesprochene öffnet seine Augen ganz und schaut den Mann an, der neben ihm steht.

„Ich...ich...". versucht er eine Antwort hervor zu stammeln.

„...kannst nicht schlafen?", bringt Adam den Satz zu Ende.

Andrew setzt sich auf und lässt die Beine über die Bettkante baumeln.

„Ich geh...ich will noch duschen."

„Fühl dich wie zu Hause", erwidert der blonde Mann, als er in sein Bett steigt.

Er grinst Andrew an, in dem urplötzlich Nervosität aufsteigt.

„Ist cool mal wieder mit jemand ein Zimmer zu teilen", erzählt Adam. „Früher hab ich das immer mit Jay gemacht, aber nun hat er eine attraktive Mitbewohnerin."

„Ja", nickt Andrew, steht auf und verschwindet im Bad.

„Reiß dich zusammen", ermahnt er sich selbst. „Adam muss ja sonst was von mir denken."

Er dreht das Wasser aus, steigt aus der Dusche und stellt sich tropfnass vor den Spiegel.

Er starrt sein Spiegelbild an. Er versucht die Veränderung auszumachen, die er fühlbar durchmacht. Er hat sich verändert, aber in welche Richtung? Er sieht das gleiche Bild wie jeden Tag. Aber dennoch muss er sich fragen, was mit ich ihm los ist? Er beschließt darüber zu schlafen.

Er schaltet das Licht aus und geht zurück ins Zimmer. Die Nachttischlampe neben seinem Bett ist erleuchtet. Adam liegt im Bett, die Decke bis zur Brust hochgezogen und die Arme hinter dem Kopf verschränkt.

„Du bist noch wach?", bemerkt Andrew.

Adam antwortet nicht, aber seine Augen sind auf den anderen Mann gerichtet. Unbehaglich geht er in sein Bett und schaltet das Licht aus.

„Gute Nacht, Adam", sagt er in die Dunkelheit hinein.

„Nacht."