Kapitel 10

„Finally, FINALLY, Jay has come back to Kentucky!", verkündet er lauthals, als die kleine Gruppe, bestehend aus Cycy, Amy, Chris, Andrew und Jay, das Flughafengebäude verlassen.

„Jay, bitte hör auf damit", ermahnt ihn Amy mit deutlich viel Unbehagen. „Die Leute glotzen uns schon an."

„Wir sind hier Berühmtheiten im Fried Chicken Land. Sie lieben uns!", meint Jay trotzig, wobei er hilfesuchend seine Freundin anschaut.

„Ja, Baby, du darfst das", meint sie mit einem Hauch Sarkasmus in der Stimme und tätschelt ihn dabei den Kopf.

Jay schmollt die gesamte Taxifahrt vom Flughafen bis zum Hotel. Allgemein ist die Stimmung gedrückt.

Sie checken ein und verabreden sich in zehn Minuten in der Lobby wieder zu treffen, bevor alle in ihrem Zimmer verschwinden.

Jay hat nach wie vor kein Wort gesagt, was wahrlich mehr als selten ist. Cycy legt die Hände um seine Hüften und lächelt ihn an: "Baby, bist du immer noch wegen der Sache vorhin beleidigt?"

Er zieht die Augenbrauen hoch und versucht weiterhin ein ernstes Gesicht zu machen. Im Bruchteil von Sekunden fällt die Fassade als er in ihre blauen Augen schaut. Er erwidert ihr Lächeln, schließt seine Arme um sie und küsst sie liebevoll.

"Ich kann dir gar nicht böse sein", gesteht er mit einem Seufzen.

"Gut, dass du das auch endlich einsiehst", meint sie mit frechen Grinsen.

Amy wirft einen Blick auf die Uhr und fragt genervt: "Wo bleibt Chris denn?"

"Kann halt nicht jeder so pünktlich sein wie wir", meint Jay.

"Ach, red nicht. Ihr gehört auch immer zu den Letzten", bemerkt Andrew.

Jay nimmt das Kommentar mit Achselzucken hin. Er wendet sich seiner Freundin zu, als Chris aus dem Fahrstuhl steigt.

"Wartet ihr etwa alle auf mich?", fragt er, als er zu seinen Freunden kommt.

"Auf wen sonst?", knurrt Amy ihn an.

"Sorry, aber ich muss noch was erledigen. Ich gehe Matt später besuchen", sagt Chris.

Amy schaut ihn böse an: "Und das konnte dir nicht früher einfallen? Da läßt du uns hier warten und dann kommst du nicht mit?"

"Wir sollten Matt nicht überfordern, wenn wir alle auf einmal kommen."

"Du bist auch nie um eine Ausrede verlegen, oder?"

"Chris hat recht. Wir sollten Matt nicht überfordern", mischt sich Andrew ein. "Ich werde ihn morgen besuchen."

"Na, toll", mault Amy. "Macht doch was ihr wollt."

"Das sowieso", grinst Chris. "Bestellt Matt einen schönen Gruß von mir."

"Von mir auch", wirft Andrew in die Runde.

"Ja, ja", murmelt Amy, die im Begriff ist das Hotel mit Jay und Cycy zu verlassen und sich draussen auf die Suche nach einem Taxi zu machen, dass die kleine Gruppe ins Krankenhaus bringen soll.

Sie stehen vor Matt´s geschlossenen Zimmertür.

"Willst du erst mal allein reingehen?", fragt Cycy, die Amy´s Aufgewühltheit bemerkt.

"Nein, kommt ruhig mit", meint sie nach kurzer Überlegung.

Ein kurzes Klopfen, auf das keine Reaktion folgt, sie öffnen die Tür und betreten hintereinander den Raum, der wie im gesamten Gebäude steril ist und nach Desinfektionsmittel riecht.

Matt liegt mit offenen Augen im Bett und starrt an die Decke. Ihm scheint es vollkommen egal zu sein, wer ihn besuchen kommt.

"Matt", bringt Amy leise mit erschütterter Stimme heraus, als sie direkt neben ihm steht.

Cycy und Jay halten sich im Hintergrund.

Der dunkelhaarige Mann dreht seinen Kopf in Amy´s Richtung. Ein kleines Lächeln zeichnet sich auf seinen Gesicht ab: "Hey!"

Amy kann das Lächeln nicht erwidern, als sie ihren Freund betrachtet. Sein Gesicht ist übersät mit blauen Flecken, die sein gesamtes Gesicht haben anschwellen lassen. Auf der Stirn hat er eine Platzwunde, die mit einigen Stichen genäht wurde. Er wirkt schwach, obwohl er bemüht ist, sich dies nicht anmerken zu lassen. In seiner linken hand steckt eine Kanüle, die über einen Schlauch zum Tropf führt, der neben dem Bett an einem Gestell aufgehängt ist.

Er sieht schrecklich zugerichtet aus. Und das sind nur die sichtbaren Wunden. Durch Amy´s Kopf schwirren die Verletzungen, die der Arzt ihnen aufgezählt hatte.

"Amy, schau mich bitte nicht so an. Ich ertrage das nicht", sagt Matt.

Er greift nach ihrer Hand und umschließt sie mit Seiner. Die Frau ist den Tränen nah. Am liebsten würde sie ihren Kopf auf Matt´s Brust legen, wie sie es sonst immer tut, wenn sie traurig ist und einfach hemmungslos weinen. Ihren ganzen Schmerz rauslassen. Aber sie weiß, dass sie stark sein muss, Matt zuliebe.

Sie versucht ihre negative Stimmung zu unterbinden: "Schau, wer noch hier ist".

Sie deutet auf Cycy udn Jay, die Matt bis jetzt nicht wahr genommen hat.

"Kommt schon her, ich habe keine ansteckende Krankheit", fordert er seine beiden Freunde auf.

Sie treten näher an das Bett heran.

"Wie geht es dir?", fragt Jay.

"Sicher nicht so schlecht wie ich aussehe", versucht Matt einen Witz zu machen, der aber bei keinen der Anwesenden ankommt.

Sie blicken allesamt betroffen drein.

"Wir sollen dir liebe Grüße von Chris und Andrew ausrichten", erzählt Cycy. "Sie wollen dich morgen besuchen kommen."

Matt nickt.

"Vielleicht lassen wir euch besser allein", meint Jay. "Ihr habt sicher Einiges zu bereden."

"Bis bald", verabschiedet sich Cycy von ihrem Partner, bevor sie mit Jay den Rückzug antritt.

Sie kommen zurück in ihr Hotelzimmer. Jay hält Cycy an der Hand fest und zieht sie zu sich ran. Sie schauen sich tief in die Augen. Jay streicht seiner Freundin über die Wange und sagt: „Ich bin so froh, dass ich dich habe. Ohne dich würde ich den ganzen Irrsinn hier nicht durchstehen."

Sie lächelt ihn an. Dieses Lächeln, dass Jay jedes Mal von Neuen verzaubert. Er kann nicht anders, als ihr einen zärtlichen Kuss auf den Mund zu geben. Bald bringen sie mehr Leidenschaft in den Kuss als Cycy ihre Zunge in Jay´s Mund gleiten lässt. Er drückt sie fester an seinen Körper, als ob er Angst hat, dass sie sich ihm entwinden könnte, wenn er sie nicht festhalten würde.

Er hebt sie hoch, sie umschlingt mit ihren Beinen seinen Unterleib. Er trägt sie zum Bett und legt sie darauf, seinen Körper nicht für eine Sekunde von ihren trennend. Er küsst ihren Hals und hört ihr leises Stöhnen dabei. Sie spürt wie seine Männlichkeit hart wird und durch die Hose gegen ihren Unterleib drückt. Sie verstärkt den Druck, indem sie sich noch mehr gegen ihn presst. Er stöhnt laut auf. Nun kann er sich nicht länger zurückhalten. Er zieht ihr das T-shirt aus. Entfernt den BH. Seine Lippen saugen an ihren Nippeln, die bei seinen Berührungen sofort steif werden. Sie fährt mit den Händen über seinen Rücken und zieht ihm seinerseits das T-shirt über den Kopf. Mit kribbeligen Fingern öffnet er ihre Hose, zieht sie über ihre Beine und wirft sie achtlos auf den Boden neben dem Bett. Er streichelt und küsst ihre glatten Schenkel. Die Hitze wogt durch ihre Körper. Er entfernt auch ihr letztes Kleidungs- stück. Nackte Haut auf nackter Haut. Ihre Lippen vereinen sich erneut. Ihre Zungen führen einen kleinen Kampf um die Vorherrschaft. Mit einer Hand fährt er über ihre Brüste, ihren Bauch, ihre kurzgeschnittenen Schamhaare, bis er an ihrer feuchten Liebesspalte verweilt. Sie atmet schwer ein, einen Lustschrei unterdrückend. Sein Finger schiebt sich in ihr heißes Lustloch.

„Oh, Jay!", ruft sie ungehalten. „Ich will deinen Schwanz in mir spüren."

„Ich bin so geil auf dich, Süße!"

„Ich will dich jetzt sofort", haucht sie atemlos.

Sie hilft ihn sich aus der Jeans und den Boxershorts zu befreien. Der Anblick seiner Männlichkeit ist eine wahre Pracht. Ihre Hand umschließt ihn und sie führt seinen harten Liebesknochen in ihren Garten Eden.

"Hey Party-Animals, Partee bei Chris", verkündet Andrew durch den Telefonhörer.

"Das ist jetzt nicht euer Ernst", sagt Jay missbilligend.

"Und ob. Wenn ihr nicht freiwillig in zehn Minuten vor der Tür steht, holen wir euch. Was ist dir lieber?"

"Okay, okay, wir kommen gleich", seufzt Jay nachgiebig und knallt den Hörer auf die Gabel.

Er schaut Cycy wortlos mit gequälten Blick an.

"Was ist, Honey?"

"Wir müssen zu Chris", erzählt er, als er vom Schreibtisch zurück zum Bett läuft.

Genießerisch betrachtet sie seinen wohlgeformten, nackten Körper.

"Du hättest auch Lust auf was Anderes, oder?", bemerkt er grinsend, als er ihren Blick einfängt.

"Kann ich solch einen Anblick widerstehen?"

Er legt sich neben sie, schließt seine Arme um seine Freundin und verwickelt sie in einen leidenschaftlichen Kuss. Er löst sich von ihr und lächelt sie verträumt an.

„Na, du abgefahrene Bums-Ratte!", begrüßt Chris seinen Kumpel.

„Du ordinäres Männerzimmer!", entfährt es Jay gespielt aufgebracht.

„Das heißt Frauenzimmer, ordinäres Frauenzimmer!", wird er sofort verbessert.

„Bist du eine Frau? Hast dich heimlich umoperieren lassen, Christine!?"

Alle Anwesenden brechen in schallendes Gelächter aus. Chris schaut sie wütend an und meint anschließend zu Jay: „Wenn deine Süße jetzt nicht hier wäre, würde ich dir eine Fresse in die hauen, dass dich deine eigene Mutter nicht wiedererkennen würde."

„Hör doch auf mit deinen leeren Versprechungen", gibt Jay achtlos zurück.

„Ey, Jungs, hört auf zu streiten. Chris, gib uns lieber was zu trinken!"

Er geht zum Schreibtisch, auf dem etliche Flaschen mit alkoholischen Inhalt eine prachtliche Galerie bilden.

„Habt ihr nichts Anderes als Saufen im Kopf?", fragt Jay fassungslos.

„Hast du was Anderes als Rummeckern im Kopf?", stellt Chris die Gegenfrage.

„Morgen haben wir auch noch frei, also was soll´s?", entgegnet Cycy.

„Selbst wenn nicht...", grinst Chris.

Jay schüttelt nur den Kopf, worauf Cycy erwidert: „Ich hab wenigstens noch Arbeitsmoral!"

Resigniert zuckt Jay mit den Achseln: „Irgendwie habt ihr schon recht. Was soll man hier sonst noch machen außer Fried Chicken essen?"

„Ist es das Einzige, was du von Kentucky kennst?", mischt sich Andrew ein.

„Ich kenn die Kentucky Wildcats", erwidert Jay gut gelaunt.

„Oh, Jay", stöhnt Andrew.

"Hey, Mann, ich bin Kanadier, was interessiert mich Kentucky?"

„Ich bin auch Kanadier."

„Ich weiß, ich komm aus Toronto und du siehst aus, als wärst du gerade eben von Geschichten aus der Gruft entsprungen. Blass, Augenringe bis zum Boden... Was ist los mit dir?", will Jay plötzlich besorgt wissen.

„Lass uns das woanders bereden, nicht hier."

Jay zieht fragend die Augenbrauen hoch, aber bietet Andrew an, mit ihm unter vier Augen in seinem Zimmer zu reden.

Andrew lässt sich auf die Couch fallen, die an der einen Wand steht und mit zahlreichen Kissen, die mit Blümchenstoff bezogen sind, bestückt ist. Jay setzt sich ans Fußende seines Bettes und mustert seinen Freund. Er sieht aus, als würde er die Last und Probleme der halben Welt auf den Schultern tragen. Und das schon seit Tagen.

Andrew hat sich ein Kissen vor den Bauch gedrückt und spielt nervös daran herum. Einen flüchtigen Blick widmet er Jay, dann schaut er aus dem Fenster. Der Himmel ist grau und es scheint bald zu regnen.

„Was ist nun?", drängt Jay, um in Erfahrung zu bringen, was dem anderen Mann auf dem Herzen liegt.

Der große, blonde Mann schaut wieder in Jay´s Richtung. Seine Augen sind rot unterlaufen. Jay fragt sich, ob er geweint hat.

„Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll", gesteht Andrew langsam.

Seine Stimme schwankt in Zweifel, ob er es wirklich sagen soll. Ob er sich Jay wirklich anvertrauen soll. Was ist, wenn er ihn auslacht? Was ist, wenn er ihn nicht verstehen kann? Er kann sich ja selbst nicht verstehen. Oder der schlimmste Fall: Wenn er gleich zu Adam läuft und ihm alles erzählt?!

„Behältst du für dich, was wir jetzt besprechen werden?"

„Sicher."

„Du darfst es niemanden weitersagen. Niemanden! Nicht mal Cycy."

„Hältst du mich für Mrs. Gossip?"

Andrew schüttelt den Kopf und kann sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.

„Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass ich niemanden erzähle, was du mir sagst. Egal was es ist."

Andrew gewinnt langsam wieder an Selbstbewusstsein: „Wenn du deine Klappe nicht hältst, kann dich deine Mutter in einem Sarg voll Träume begraben!"

„Rück schon mit der Sprache raus", verlangt Jay, der nicht versteht, um was sein Kumpel ein solches Aufsehen macht.

„Es...es geht um...Adam."

Jay atmet hörbar tief ein, in der Gewissheit, dass wieder dasselbe alte Thema aufgewärmt wird, von dem er echt nichts mehr hören kann und will: „Ich weiß auch nicht, was mit ihm los ist. Mir hat er auch nicht mehr gesagt als euch."

„Darum geht es nicht", wehrt Andrew ab.

Erneutes Interesse blitzt in Jay´s Augen auf: „Worum dann?"

Andrew streicht sich mit den Händen über sein müdes Gesicht. Seine Haut ist kalt. Er versucht sich zu fassen und schaut seinem Kumpel direkt in die Augen.

„Er hat keine Freundin, oder?", macht Andrew den kläglichen Anfang.

Verwundert über die doch etwas seltsame Frage antwortet Jay: „Ich glaub nicht. Die letzte feste Beziehung hatte er mit Rena, aber das ist mittlerweile auch über ein Jahr her."

„Hatte er keine Freundin mehr?"

„Die ein oder andere Affäre, aber nichts Ernstes. Du kennst doch unseren verkappten Romantiker. Er ist immer noch auf der Suche nach seiner Traumfrau."

„Warum fragst du ihn das nicht einfach selbst?"

„Es geht mir nicht darum. Es ist alles viel komplizierter."

„Red nicht um den heißen Brei herum."

„Es ist...Adam...ich...Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll."

„Einfach gerade heraus", gibt Jay den richtigen Anstoß.

Andrew schluckt, fasst sich Mut und spuckt es einfach aus: „Ich...ich habe mich in Adam verliebt!"

Jay sitzt wie erstarrt da und schaut seinen Freund fassungslos an. Er versucht in seinen Augen nach dem Witz de ganzen Sache zu forschen, aber Andrew blickt ernsthaft und besorgt drein.

„Du meinst es wirklich ernst?", hinterfragt Jay ungläubig.

Andrew nickt leicht, während sich Jay mit beiden Händen durch die Haare fährt.

„Warum erzählst du mir das?"

„Du bist Adam´s bester Freund."

„Ich weiß jetzt trotzdem nicht, wie ich dir helfen soll."

Andrew seufzt: „Ich musste nur mit jemand reden."

„Wenn es dir wirklich ernst ist, dann musst du mit Adam selbst reden."

Andrew schaut seinen Gegenüber zweifelnd an: „was glaubst du wie er reagiert?"

Jay entfährt ein nervöses Lachen: „Ich habe keine Ahnung. Ich kenn ihn zwar gut, aber in so einer Situation waren wir noch nicht. Aber sicher ebenso geschockt wie ich. In die Arme fallen wird er dir nicht. Obwohl ich derzeit nicht weiß, wie Adam auf irgendwas reagiert. Wenn du mit Stacy Schluss machst, ist das eine Sache. Aber das du in Adam verliebt bist, eine ganz andere."

Andrew hört ihm aufmerksam zu, aber kann ihm nicht in die Augen schauen. Er hat zu kämpfen, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.

„Ich hab es mir nicht ausgesucht", kontert er kläglich.

„Ich mach dir auch keine Vorwürfe, Andrew. Ich sag dir lediglich, wie ich deine Lage einschätze."

„Ich bin schon eine bemitleidenswerte Schwuchtel, was?", entfährt es Andrew zornig.

„Red nicht so einen Scheiß!", holt Jay ihn runter. „Du bist keine Schwuchtel. Du bist der gleiche Mensch wie vorher. Du bist und bleibst mein Buddy. Mir ist es egal, ob du auf Frauen oder auf Männer stehst."

„Adam wird das anders sehen."

„Na ja, er ist nun mal auch auf einer anderen Position. Ich bin neutral, aber er ist..." Ja überlegt kurz. „Sagen wir mal, das Objekt deiner Begierde."

„Sag doch gleich er ist mein Opfer."

Obwohl die Situation nichts Witziges mit sich bringt, muss Jay unwillkürlich nach Andrew´s Ausspruch grinsen.

„Du findest das wohl sehr komisch, was?", faucht ihn Andrew böse an.

Jay schüttelt den Kopf: „Nein, finde ich nicht."

Er schaut verlegen, beschämt auf den Boden. Dann richtet er den Blick wieder auf Andrew:

„Sag es Adam. Das ist das Einzige, was du tun kannst."

Andrew überlegt und nickt schließlich: „Ja, das werde ich tun, aber ich werde sicher noch Zeit brauchen, um mich wirklich zu trauen."

Amy sitzt an Matt´s Krankenbett und hält seine Hand. Sie reden nicht, sondern genießen in aller Stille die Nähe des Partners. Matt schaut in Amy´s zierliches Gesicht, das von Kummer gezeichnet ist. Sie ist in Gedanken ganz weit weg.

„Ich will nicht, dass du wegen mir schlecht drauf bist", unterbricht Matt ruckartig die Ruhe.

Amy schreckt durch seine Wort auf und braucht einige Sekunden, um das Gesagte in ihrem Kopf zu einem Sinn zu ordnen. Mit traurigen Augen blickt sie ihren Freund an.

„Es wird alles gut", verspricht er.

Sie zwingt sich zu einem schwachen Lächeln, als die Tür geöffnet wird. Adam steht plötzlich im Zimmer. Sein Gesicht ist ausdruckslos, als er die Beiden fixiert. Amy´s Gesicht ist starr vor Schreck. Sie kann nicht glauben, dass Adam hier ist, in Kentucky. Jay hatte doch erzählt, dass er zu Hause in Tampa sei. Und nun steht er im Türrahmen wie ein Racheengel. Oder war er nur eine Sinnestäuschung? Hatte er sich so in ihren Kopf gefressen, das sie den Verstand verlieren würde?

„Kann ich mit Matt allein reden?", fragt er.

Die dunkle Stimme hallt bedrohlich durch den Raum.

Er ist real. Er ist wirklich da. Amy starrt ihn weiter fassungslos an. Soll sie geschockt oder wütend über seine Unverfrorenheit sein? Hilflosigkeit steigt in ihr auf. Keiner ihrer Freunde ist da, um ihr zu helfen.

Visionen von allen Möglichkeiten, was in Adam´s Kopf vorgehen könnte, welche Pläne er geschmiedet haben könnte.

Sie schaut hilfesuchend zu Matt, der ihr mit einem Kopfnicken zu verstehen gibt, dass er mit Adam reden will und sie ihn allein lassen soll.

Widerwillig steht sie auf, geht an Adam vorbei, der mit der Hand ihren Arm streift. Ihre Blicke kreuzen sich. Überlegene Arroganz funkelt in Adam´s Augen. Seine Lippen verziehen sich zum Ansatz eines Grinsens, dass Amy das Blut in den Adern gefrieren lässt. Sie atmet tief durch und verlässt mit missmutigen Gefühl das Zimmer. Sie überlegt, ob sie Jeff anrufen soll.

Adam tritt an Matt´s Krankenbett und betrachtet ihn für wenige Momente. Matt schaut ihn aus zugeschwollenen Augen an.

„Du siehst echt Scheiße aus", bemerkt Adam kühl.

Matt bringt ein gequältes Lachen heraus und erwidert: „Wessen Schuld ist das?"

Adam blickt ihn unbewegt an: „Ich würde sagen wir sind quitt."

„Quitt? Vergiss es! Du hast mich zusammenschlagen lassen. Du wolltest mich vergewaltigen. Du hast auf mich gepisst! Das soll ich vergessen? Nie im Leben, Mann!"

Adam schaut ihn immer noch reglos an: „Matt, die Unschuld in Person. Es sind immer die Anderen, die für deine Fehler verantwortlich sind, nicht? Aber du vergisst dabei die Hack- ordnung, mein Freund. Du hast mich zuerst attackiert. Das lass ich mir doch nicht gefallen. Ich lasse dir nicht meine Karriere ruinieren. Ich stehe in der Rangordnung über dir. Vergiss das nie!"

„Ich werde dich fertig machen, Adam! Ich scheiß auf deine beschissene Hackordnung!"

„Du willst mich fertig machen?" Adam lacht lauthals. „Dazu braucht es einen Mann und keine angewärmte Leiche!"

Nach den gesagten Worten verlässt er wieder einmal triumphierend den Ort des Geschehens.

Er sieht Amy auf den Flur gegen eine Wand gelehnt stehen. Sie sieht ihn nicht, sondern ist in Gedanken versunken. Er geht zu ihr rüber, stützt sich mit seiner gesunden Hand an der Wand ab. Sie fährt zusammen, als sie seine große, furchteinflössende Gestalt neben sich bemerkt. Sie erkennt die Genugtuung in seinen Augen. Sofort durchfährt es sie wie ein Blitzschlag: „Matt!"

„Dem geht es gut, soweit ich das beurteilen kann. Aber du solltest auf ihn aufpassen und ihm klar machen, dass er sein Maul nicht so weit aufreißt. Das wird ihm nicht bekommen. Er sollte sich ein Beispiel an dir nehmen. Wie ich sehe hast du ihm nichts von unserer kleinen Liebschaft erzählt. Braves Mädchen!"

Er grinst sie fies an.

Sie wendet ihre Augen kurz ab, um ihn aber gleich wieder zu begegnen. Härte und Gefasstheit spiegeln sich darin wider, als sie ihn ihre Meinung vermittelt: „Du bist so ein Schwein, Adam! Glaub bloß nicht, dass du damit durch kommst."

Er lächelt nach wie vor siegessicher: „Das werden wir ja noch sehen."

Er wartet keine Antwort ab, sondern schreitet mit festen Schritten davon.

Amy schaut ihm nach bis er außer Sichtweite ist, sie schlägt die Hände vor ihr Gesicht, um die aufsteigenden Tränen zu verbergen.

„Amy, was ist passiert?"

Sie schaut zwischen den Fingern hervor, lässt die Arme sinken und wirft sich an die Brust des Mannes, der wie aus dem Nichts, wie ein rettender Engel, vor ihr steht.

„Jeff...Adam ist passiert. Er ist so ein verdammtes, mieses Schwein!"

Sie kann die Tränen nicht länger zurückhalten.

„Erzähl mir was passiert ist, damit ich dir helfen kann, Kleines."