Harry stockte der Atem. Das konnte einfach nicht wahr sein. Wie sollte sie...nein er hätte sie doch erkannt, aber diese Frau die vor ihm stand...er sah sie nicht genau, doch sie hatte nichts von Hermine. Jetzt wusste er es...sie war die Frau von dem Bild in der Bar, doch das war einfach nicht Hermine. Er spürte wie sich der Druck an seiner Kehle verstärkte.
"Nein...Hermine. Tu es nicht. Ich bin's...Hermine... Ich bin Harry. Harry Potter", stieß er hervor.
Sie ließ das Schwert fallen und stolperte erschrocken ein paar Schritte zurück. Harry rieb sich die Kehle und beobachtete sie genau: Die Frau, die gerade eben noch so selbstsicher und stark schien, sah nun schwach und zerbrechlich aus. Sie schlug die Hand vor den Mund und ließ sich zu Boden sinken. Harry verstand das alles nicht mehr. Er kroch hinüber zu seinem Zauberstab und sah sich in der Höhle um. Da erkannte er viele verschiedene Kerzen und selbst auch Fackeln. Er zündete sie alle mit seinem Zauberstab an und plötzlich war die Höhle hell erleuchtet.
„Nox", sprach er leise und wandte sich dann der Frau, die Hermine sein sollte zu. Sie konnte es einfach nicht sein. Das war doch schlicht und einfach unmöglich. Sie sah total anders aus, als er sie in Erinnerung hatte. Ihre Haare waren nicht buschig. Sondern glatt, aber brüchig und unterschiedlich lang, als hätte man versucht sie mit einem scharfen Stein oder sonst was zu kürzen. Sie hatte wie es schien endlos lange Beine und erst jetzt sah Harry was sie da trug. Oben trug sie ein Ledernes das tatsächlich nur das nötigste verdeckte, das sie wohl selber irgendwie zusammengenäht hatte und einen Rock dazu. So etwas hätte Hermine nie im Leben angezogen. Und ihre Augen. Das stimmte etwas überhaupt nicht. Sie waren nicht Schokoladenbraun, sondern eisgrau.
„Verschwinde", sagte sie und blickte ihn jedoch nicht an. Auch ihre Stimme war tiefer und reifer geworden.
"Hermine. Was ist passiert mit dir?", fragte Harry. "Verschwinde", wiederholte sie bloß.„Nicht ohne dich", sagte er hartnäckig.
„Ich hab keine Ahnung wer du bist also hau endlich ab", sagte sie nur kühl.
"Was redest du denn da für einen Blödsinn? Du weißt genau wer ich bin", sagte Harry verwirrt.
„Du sollst verschwinden", sagte sie nur und zog ihre Beine zu sich und umschlang sie mit ihren Armen.
„Ich möchte wissen was mit dir geschehen ist. Wie konntest du dein altes Leben so einfach aufgeben?, sagte Harry.
„Ich weiß nicht wovon du redest", sagte sie nur unbeirrt und fing an hin und her zu wippen.
Harry wusste wirklich nicht was er sagen sollte. Er hatte alles erwartet, alles...bloß nicht das.
„Hermine. Wir vermissen dich. Wir alle. Wir wollen das du wieder zu uns kommst...nach Hause.", sagte Harry sanft.
"Halt den Mund", schrie sie so plötzlich, das er zusammenfuhr, „Wage es nicht noch mehr von diesem Müll daher zureden. Ich habe keine Ahnung was du da für ein Spiel spielst. Ich habe genug. Ich möchte das du verschwindest. Sofort!"
Doch Harry rührte sich nicht vom Fleck. Er sah sie nur verständnislos an. Er konnte sich nicht vorstellen warum sie so geworden war. Sie hatte nichts mehr von dem, was die alte Hermine an sich hatte.
„Wieso lebst du hier?", fragte er plötzlich und blickte sich um.
„Es ist mein zu Hause", sagte sie schlicht.
„Weiß jemand das du hier oben ähm...wohnst?", fragte er weiter.
„Nein...ich habe keinen Besuch falls du das meinst", sagte sie und starrte mit glasigem Blick gerade aus. Sie wippte noch immer hin und her.
„Fühlst du dich nicht manchmal alleine?", fragte er weiter.
„Manchmal...aber man gewöhnt sich doch an alles, oder?", fragte sie und legte den Kopf leicht schief.
„Vermisst du deine Freunde?", fragte er und beobachtete sie genau.
„Ich habe keine Freunde", sagte sie kurz.
„Erinnerst du dich an früher?", fragte er weiter.
„Früher? Was soll denn da gewesen sein?", fragte er weiter.
„Als wir auf Hogwarts waren. Wie wir im Hauptquartier des Orden gewohnt haben?", sagte er.
„Das alles war nur ein Traum...einer dieser Träume die wunderbar anfangen und einem dann zum Schluss bis zum aufwachen quälen.", sagte sie nur.
Harry sagte nichts darauf. Er wusste wirklich nicht was er tun sollte. Mit ihr war nicht richtig zu reden. Sie hatte eine so seltsame Stimme, als wäre sie richtig abwesend. Und sie sah ihn nie an, sondern starrte die ganze Zeit ins Leere.
„Ich bin aufgewacht", sagte sie dann leise.
Wie sollte er sie dazu bringen, mit ihm nach Hause zu gehen, wenn sie solch eine Einstellung der Dinge hatte.
"Wieso trägst du nur diese Sachen?", fragte er dann.„Das habe ich selber gemacht...Die Menschen in der Stadt halten mich für böse. Sie suchen nach mir.", sagte sie.
„Wieso suchen sie nach dir?", fragte Harry stirnrunzelnd.
„Ich habe manchmal mir einfach Obst und Gemüse von ihnen genommen. Ich habe kein Geld musst du wissen. Deswegen hab eich auch deine Tasche genommen."
„Nun...zu Hause würdest du genug zu Essen bekommen. Du würdest auch Kleidung und ein richtiges Zimmer bekommen. Und du wärst nicht mehr alleine", versuchte Harry sie zu überreden.
„Ich habe gelernt selber was zu Essen zu bekommen. Und ich habe doch ein schönes Haus", meinte sie und sah sich mit einen seligen Lächeln um, doch Harry war sich nicht sicher ob sie tatsächlich das sah, was er sah. Plötzlich fing sie an was vor sich hin zu summen und Harry kam es bekannt vor, doch er wusste nicht woher.
„Was summst du denn da?", fragte er. Sie antwortete nicht gleich, sondern ließ sich Zeit.
"Ich weiß nicht...das Lied habe ich schon lange im Kopf. Ich werde es nicht mehr los...es ist immer da". sagte sie nur und summte weiter.„Hermine...hast du Angst vor mir?", fragte Harry nach einer kurzen Pause. Sie hörte auf zu summen und ihr Kopf wendete sich ihm zu, doch er glaubte nicht das sie ihn ansah
„Ich glaube nicht...sollte ich?". fragte sie.
„Natürlich nicht. Ich würde dir nie was antun. Du kannst mir vertrauen", sagte er sogleich.
Plötzlich stand sie auf und ging zu dem Fass mit Wasser. Sie schnappte sich einen Lappen der daneben lag und tauchte ihn in das Wasser. Dann fing sie an ihr Gesicht zu waschen. Harry beobachtete sie nur und sagte nichts. Als sie fertig war, trocknete sie sich ab und schnappte sich ihren Umhang und war dabei aus der Höhle zu gehen.
"Wohin gehst du?", rief Harry verwirrt.
Harry erhob sich. Er würde die Zeit nutzen und sich ein wenig umsehen. Obwohl es hier schäbig aussah, war die Höhle ja doch mit allem möglichen Zeug vollgestopft. Er nahm an, das sie das alles gestohlen hatte. Er konnte sich einfach nicht erklären wieso sie das tat. Wieso sie hier lebte. Abgeschieden von der Welt. Und das sie so gewordnen war. Wie sie redete, sich bewegte und einfach alles war anders. Er wusste nicht ob sie ihn überhaupt bemerkte, wenn sie miteinander sprachen.
Seufzend legte er sich in ihr altes Bett. Ein paar Leisten waren schon gebrochen und die Decke war des öfteren zusammengeflickt worden. Sogleich überkam Harry die Müdigkeit und nach kurzer Zeit schlief er auch ein.
Er wusste nicht wie spät es war, doch zaghaft öffnete er die Augen. Die Höhle war nicht mehr so hell, sondern nur noch matt erleuchtet. Als er sich zur Seite drehte, schreckte er zusammen, als er wieder in diese eisgrauen Augen sah. Doch diesmal flackerten sie nicht, sondern waren groß und rund.
„Es gibt essen", sagte sie nur und im nächsten Moment war sie auch schon wieder weg. Seufzend ließ er sich in das Bett zurückfallen. War doch schon mal ein Anfang. Sie hatte an ihn gedacht und nicht so getan als wäre er überhaupt nicht hier. Langsam stand er auf. Er strich sich durch die Haare und sah sich dann erst mal in der Höhle nach Hermine um, aber da war sie nicht. Doch draußen sah er ein Feuer und als er dort ankam, sah er sie vor einem prasselnden Lagerfeuer sitzen. Neben ihr lagen schon ein paar gegrillte Steaks.
„Die habe ich aus der Stadt", sagte sie zufrieden lächelnd, „Ich wollte heute nicht jagen."
„Du jagst?", fragte Harry erstaunt und begann zu essen. Schmeckte besser, als er es erwartet hatte.
„Oh ja...ich bin auch ganz gut darin. Aber ich tue es nur wenn es sein muss. Ich mag es nicht, Tiere zu töten. Sie sind doch so unschuldig.", sagte sie wild nickend.
„Und sonst nimmst du dir die Sachen einfach aus der Stadt?", fragte er weiter.
„Oder ich gehe fischen", meinte sie schulterzuckend, „Keine Ahnung wieso aber bei Fischen ist mir das irgendwie egal."
Es folgte eine Pause in der sie nur aßen und keiner was sagte. Hermine fing wieder an dieses Lied zu summen. Harry beobachtete sie nur still, doch sie schien keine Notiz von dem zu nehmen. Erst als sie mit dem Essen fertig waren und sie sich erhoben, wandte sie sich ihm zu.
„Ich hab noch nie für wen Essen gemacht hier oben. Es ist schön Besuch zu haben", meinte sie abwesen und ging dann in die Höhle hinein. Harry blieb noch ein wenig draußen. Er lehnte sich gegen die Höhlenwand und sah den Sternenüberhäuften und den hell leuchtenden Mond an. Von hie raus sah man alles viel deutlicher.
Sollte er sie darauf ansprechen? Sollte er sie an das Ereignis wo die Todesser ihre Mutter angegriffen hatten erinnern? Vielleicht war das ja ein Weg sie in ihre Welt wieder zu bringen, wenn sie das Geschehene besprach. Aber vielleicht war es ja auch doch zu früh. Doch wie lange sollte er denn warten? In dieser Zeit hatte sie ja 2 Jahre darüber nicht gesprochen.
Er sah aus den Augenwinkeln das in der Höhle etwas aufleuchtete. Er riss sich von dem wundervollen Anblick des Himmels los und trat verwundert in die Höhle ein. Dort sah er dann Hermine auf ihrem Bett sitzend und mit seinem Zauberstab in der Hand. Sie ließ abwechselnd verschiedenfarbene Funken sprühen.
„Wo ist denn deiner?", fragte Harry dann.
„Ich weiß nicht was du meinst", sagte sie nur abwesen und ließ blaue Funken sprühen,
"Dein Zauberstab", sagte Harry.
„Ich habe so etwas doch nicht", meinte sie kopfschüttelnd und ein Regen grüner Sterne kam aus dem Zauberstab. Sie beobachtete das ganz fasziniert, „Aber es ist lustig."
„Natürlich hast du das. Du bist eine Hexe", sagte Harry verwirrt.
„Das glauben die Leute im Dorf auch. Deswegen suchen sie mich. Weil...weil meine Haare etwas rot sind", sagte sie und strich sich dabei durch ihre Haare. Das erklärte auch das Bild von ihr in der Bar. Sie ließ nun gelbe Funken sprühen und lächelte ganz amüsiert dabei. Harry sagte nichts. Er wusste tatsächlich nicht was er nun sagen sollte. Sie wusste nicht einmal mehr das sie eine Hexe war. Er ließ sich auf einen alten Stuhl fallen und beobachtete sie. Da fiel ihm aus den Augenwinkeln ein hoher Stapel Pergament auf. Doch als er aufstand und dir Blätter in die Ahnd nahm, sprang Hermine auf.
"Nein!", rief sie und riss sie ihm aus den Händen, „Das sind meine."
„Was ist das?", fragte Harry sogleich.
"Das geht dich nichts an", meinte sie und packte die Blätter umständlich in eine kaputte Kiste und warf eine Decke drüber. Schwer atmend ließ sie sich dann auf den Boden fallen.
„Es ist in Ordnung. Ich werde sie nicht mehr nehmen", sagte Harry in einem entschuldigenden Ton. Erhatte ja nicht wissen können, das sie so empfindlich reagieren würde. Doch er würde es jetzt versuchen. Jetzt würde er sie darauf ansprechen.
"Hermine...kannst...kannst du mir sagen was damals geschehen ist. Mit...mit deiner Mutter", sagte er behutsam.Sie sagte nichts, sondern starrte nur gerade aus. Er wusste nicht ob sie ihn einfach nur ignorierte oder ob sie nachdachte. Doch sie sagte einfach nichts. Harry glaubte nun doch zu weit gegangen zu sein und erhob sich. Er schnappte sich seinen Zauberstab den sie fallen gelassen hatte und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen.
„Kannst du das?", fragte sie plötzlich.
"Was?", fragte er.
Irgendwann später, als Harry gerade verschiedene Formen in die Luft zeichnete, war sie am Boden eingeschlafen. Harry ging zu ihr und hob sie auf ihr Bett. Danach setzte er sich auf den Boden und lehnte sich gegen das Bett.
Er wusste nicht wie er sie dazu bringen sollte sich an ihre Vergangenheit zu erinnern und zu ihr zu stehen und er wusste noch weniger wie er es schaffen sollte, das sie mit ihm nach Hause ging. Doch eines wusste er: Er würde nicht ohne ihr gehen.
So, habe ich nicht gesagt dass das nächste Chapter schnell kommt? Ich hoffe ihr reviewt mir und ich bemüh mich auch schon gleich darauf das nächste online zu stellen. Ich bin schon dabei es zu schreiben.
LG
Elisabeth Courtney
