Hallöchen

WiZz LiL'aNgEl: ah, du liest schon von Anfang an mit? Und du bist immer noch so begeistert, wie am Anfang? Hach, das freut mich natürlich mächtig. Ganz vielen lieben Dank für deinen Kommentar

Sira-Chan: Haha, meinst du ehrlich Bardock hat diese Behandlung nicht verdient? Ich bin ja gespannt, ob du nach dem lesen dieser Teile immer noch dieser Meinung bist Bei Vegeta hab ich ja langsam die Befürchtung, dass er mir zu sehr OOC gerät seufz aber wenn es dich und die anderen Leser nicht allzu sehr stört, bin ich beruhigt lacht

Nooodle: g ich fand den Cliff eigentlich gar nicht schlimm. Aber es ist natürlich schön zu lesen, dass du es so spannend und fesselnd findest sichfreut Die ganze Entwicklung mit Vel war normalerweise niemals geplant gewesen und die FF hätte schon längst beendet sein sollen. Tja aber dann ist doch alles anders gekommen, wie gewollt

Arima: grins Kann man denn was anderes, als weich werden bei Vel? Ich hätte auch nie gedacht, dass mir der Kleine mal so ans Herz wachsen würde und er jetzt zum Schluss noch eine größere Rolle in meiner Geschichte spielen wird Ich danke auch dir ganz lieb für deinen Beitrag

und nun wünsch ich euch viel Spaß beim lesen von Bardocks Geschichte...

44. Kapitel

„Es war vor reichlich achtzehn Jahren, als der König mir und noch drei weiteren Kriegern, die er für verschwiegen und vertrauenswürdig befand, den Befehl erteilte vor einem bestimmten Gemach Wache zu halten. Ein Riegel war von außen an der Tür angebracht worden. Man unterrichtete uns davon, dass  in diesem Raum wichtige geheime Pläne, die der hohen Staatssicherheit bedurften, lagerten. Mehr erfuhren wir nicht. Wir durften weder Fragen stellen, noch das Zimmer betreten. Es sollte nur rund um die Uhr bewacht werden." 

Bardocks Lippen kräuselten sich leicht und aus seiner Stimme war jetzt ein Hauch Sarkasmus zu vernehmen, „natürlich bekamen wir im Laufe der Zeit mit, dass unsere Bewachung nur eine Farce war. Inszeniert vom König, um seine neueste Geliebte vor den Augen seiner Gemahlin zu verbergen. Die Königin war bekannt für ihre Eifersucht und jeder, selbst der König, fürchtete sich vor ihren kalten berechnenden Blicken, mit denen sie durch den Palast streifte und scheinbar jedes andere weibliche Wesen in ihrer Umgebung als Rivalin betrachtete. Man munkelte sogar, sie hätte schon etliche Frauen, die in ihren Augen als zu attraktiv galten und bei denen sie annahm, der König könnte Gefallen an ihnen finden, heimlich bei Seite räumen lassen. Ich weiß nicht, ob daran je etwas wahr war."

Vegeta knurrte hörbar und Bardock hielt kurz inne, da aber kein Zwischeneinwand folgte, fuhr er nach einer kleinen Pause fort. „Ich war für die Nachtwache zugeteilt. Von Mitternacht bis früh um sechs. Ich weiß nicht, ob es vom Schicksal so gewollt war und ich kann auch nicht sagen, ob alles anders gekommen wäre, wenn nicht ich für diese Nachtstunden ausgewählt worden wäre. Aber ich lernte, diese Stunden zu verfluchen, in denen ich Wache halten musste...", er stockte und Kakarott konnte deutlich erkennen, wie quälend die Erinnerungen für seinen Vater waren.

„Der König betrat jede Nacht das Gemach, immer zur selben Zeit und er blieb meistens zwei manchmal auch drei Stunden. Mehr als leises Stimmengemurmel drang niemals durch die Tür, doch danach... wenn der König das Gemach wieder verlassen hatte... ich habe es bis heute nie vergessen, dieses Geräusch, dieses fast lautlose Schluchzen, welches die ansonsten geisterhafte Stille des Ganges überzog und immer lauter anzuschwellen schien, ehe es schließlich irgendwann verstummte. Ich wünschte mir damals taub zu sein oder wenigstens meine Ohren verschließen zu können, um mir dieses Weinen nicht jedes Mal mitanhören zu müssen. Dabei war es wirklich kein lautes Weinen, es war so leise, kaum vernehmbar durch die Tür... und doch hinterließ es bei mir einen sehr nachhaltigen Eindruck. Ich begann Mitleid für diese Person zu entwickeln, die dort allein im Gemach eingesperrt war und von der ich nur durch meine Kameraden wusste, dass es eine Sklavin sein sollte. Ich wünschte mir immer öfter dieses Wesen trösten und damit ihr stilles Schluchzen, das soviel Wehmut und Trostlosigkeit ausdrückte, beenden zu können.

Und dann eines Nachts, tat ich es einfach, schob jegliche Bedenken bei Seite und entriegelte die Tür..."

Bardock verstummte für einen Augenblick und schloss seine Augen. Es fiel ihm sichtlich schwer weiterzusprechen.

„Sie war das schönste Geschöpf, welches ich je gesehen hatte. Ich war sofort fasziniert von ihr, vor allem von ihren großen dunklen Augen, die voller Schwermut, von Tränen behangen ihr blasses Gesicht beherrschten. Sie schrie nicht auf, als sie mich erblickte, nur ihr Schluchzen verstummte für einen Augenblick und dann sank ihr Kopf wieder zurück in das Kissen. Ich kam mir ziemlich unbeholfen vor und fühlte mich fast schuldig, weil ich einfach ungefragt in ihr Zimmer eingedrungen war. Nach kurzem Zögern trat ich an ihr Bett und setzte mich neben sie. Ich glaube, ich faselte damals recht unsinniges Zeug und mein Versuch sie von ihrer Tränenflut zu befreien, scheiterte mehr als nur kläglich. Nach mehreren Minuten ging ich wieder. Nahm wieder wortlos meinen Platz vor der Tür ein und hielt Wache. Doch ihr Anblick hatte sich in mein Herz eingebrannt. Ich bekam ihn nicht mehr los, auch bei Anbruch des Tages nicht, als ich erschöpft vom langen Stehen mich unruhig im Bett hin- und herwälzte und versuchte ein wenig Schlaf zu finden. Ich sehnte regelrecht die Nacht herbei, hatte beständig ihr Bild vor meinen Augen und zählte die Stunden, an denen ich wieder zur Wache musste."

Bardock seufzte und ein schwermütiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel.

„Von da an besuchte ich sie jede Nacht, sobald der König sie verlassen hatte."

„Schon allein dafür hättest du den Tod verdient", grollte plötzlich eine tiefe Stimme. Überrascht wandten die Anwesenden ihre Blicke zur Kerkertür, wo sie den König zusammen mit Vel erkannten.

Keiner von ihnen hatte ihre Ankunft bemerkt und Sekundenlang herrschte eine angespannte Stille.

Der König warf seinem Sohn einen finsteren Blick zu, dann schritt er auf Bardock zu und Kakarott trat schnell bei Seite. Mit einem mulmigen Gefühl beobachtete der junge Saiyajin, wie der König seinen Vater von oben bis unten musterte. Die unverhohlene Abneigung war dabei nicht zu übersehen. Einzig Vels Anwesenheit machte die Situation etwas erträglicher, da Kakarott vermutete, dass der König den Jungen nicht hierher geführt hatte, um Bardock vor dessen Augen zu töten. Er entspannte sich ein wenig und versuchte aus dem Gesicht seines Vaters herauszulesen, was dieser jetzt wohl fühlen mochte. Seine Miene wirkte starr, völlig emotionslos, kein Muskel zuckte und die Lippen waren zu einem dünnen Strich aufeinander gepresst. Kakarott musste feststellen, dass er Mitleid für seinen Vater empfand. Auch wenn ihn seine Erzählung schockiert hatte, er nie gedacht hätte, dass sein Vater einmal in jemand anderen als in seine Mutter verliebt gewesen sein sollte... er konnte ihn deswegen nicht verachten, so wie es sein Bruder tat. Wie sollte er auch? Hatte er nicht beinah dasselbe für Vel gefühlt gehabt, als er ihm das erste Mal begegnet war? Sein Anblick hatte ihn damals zumindest unheimlich gefesselt, dass es keine Liebe war, hatte er erst viel später herausgefunden. Kakarott lächelte still in sich hinein und fast schon automatisch suchte er den Blickkontakt zu Vegeta. Er  konnte spüren, wie sein Herz sofort heftig zu schlagen begann, als er sah, wie der Prinz seinen Blick mit einem schwachen Lächeln erwiderte.

Ihre Aufmerksamkeit wurde wieder auf den König gerichtet, als dieser ein verächtliches Schnauben hören ließ. Er hatte seine lange Musterung beendet und zu Vegetas Erleichterung unterließ er jeglichen Kommentar zu den aufgeschlossenen Ketten. Stattdessen brummte er nur, „Vel möchte deine Geschichte hören, also erzähl weiter."

Ob Bardock verblüfft war konnte man nicht erkennen. Man sah, wie sich seine Brust hob, als er tief einatmete. Sein Gesicht war leichenblass. Dann begann er monoton seine Geschichte wieder dort aufzunehmen, wo er sie beendet hatte.

„Am Anfang beachtete sie mich nicht weiter. Ich weiß nicht ob sie tatsächlich keine Angst vor mir verspürte oder ob es ihr einfach gleichgültig war, was um sie herum geschah. Jedes Mal, wenn ich zu ihr ging, rührte sie sich nicht.

Ich setzte mich zu ihr aufs Bett und wiederholte meine Bemühungen, sie mit Worten von ihrer Tränenflut zu erlösen. Doch genau wie beim ersten Mal, blieb ich viele Nächte lang erfolglos. Ich gab nicht auf. Konnte es auch gar nicht, denn es zog mich wie unter einem Zwang beständig zu ihr hin. Länger als ein paar Minuten gestattete ich mir jedoch nie, bei ihr zu bleiben. Vielleicht auch deswegen, um meine Gewissensbisse gegenüber meiner Frau und dem König noch rechtfertigen zu können. Ich redete mir ein, dass ich dieser Sklavin nur helfen wollte.

Später begann ich ihr aus meinem Leben zu erzählen, von meiner Kindheit, den vielen Kämpfen, die ich schon bestanden hatte und die für unser Volk der Lebensinhalt waren. Ja, fast versuchte ich sogar mich dafür zu entschuldigen, dass wir immer auf Eroberung aus waren. Ich merkte selber noch nicht einmal, dass ich ihr viel mehr anvertraute, als je einer anderen Person zuvor. Ich breitete quasi mein Leben vor ihr aus, erzählte ihr von alltäglichen Sorgen, von Dingen, die mich erfreuten und hoffte weiterhin sie von ihrem Kummer ablenken zu können. Und tatsächlich nahm ich eines Nachts erstaunt wahr, dass sie nicht mehr weinte. Ich kann noch nicht einmal genau sagen, wann es aufgehört hatte, ich stellte es plötzlich nur überrascht fest. Ansonsten spürte ich keine Veränderung. Sie blieb wie immer regungslos liegen, ihr Gesicht in ihre Arme vergraben, während ihr schmaler Rücken, von seidigem schwarzen Haar bedeckt, mir zugekehrt war. Ich war trotzdem froh, wusste ich doch nun, dass sie wenigstens meinem Gerede zu lauschen schien. Es vergingen weitere Nächte, in denen ich beharrlich meine Monologe fortführte. Ab und an stellte ich ihr auch kleine Fragen, die natürlich unbeantwortet blieben.

Und dann... ich weiß nicht, wie viele Wochen schon vergangen waren, fand ich sie plötzlich nicht in ihrem Bett vor, als ich das Zimmer betrat. Sie stand am Fenster, nur mit einem hauchdünnen Gewand bekleidet und sah mir entgegen, so als ob sie mich bereits erwartet hätte. Ich war so perplex, dass ich einen Moment lang, wie angewurzelt stehen blieb und sie nur anstarren konnte. Sie fragte mich nach meinem Namen und brachte mich dadurch noch mehr aus der Fassung. Ich hatte keine Ahnung, was sie auf einmal dazu gebracht hatte, ihr Schweigen zu brechen. Nachdem ich ihr meinen Namen genannt, oder sagen wir eher gestammelt, hatte, begann sie mir weitere Fragen zu stellen. Warum ich immer käme, was ich von ihr wolle, ob ich hier im Palast glücklich sei? Sie stellte ihre Fragen schnell hintereinander, offensichtlich ziemlich nervös und auch ich war selbst immer noch so durcheinander... ich weiß gar nicht mehr, was ich alles antwortete. Aber ich versuchte ehrlich zu ihr zu sein. Gestand ihr, was ich für sie fühlte, sagte ihr wie schön sie sei, dass sie mich verzaubert hätte...

Danach kam sie auf mich zu. Sie legte ihre Hände auf meine Schultern und klammerte sich an mich. Ihr ganzer Körper zitterte. ‚Bring mich weg von hier', flehte sie eindringlich... und ich... ich begann sie zurück zum Bett zu bewegen. Ich weiß nicht, was über mich gekommen war, ihre Nähe, ihre Berührung, es hatte etwas in mir geweckt, dem ich nicht länger widerstehen konnte."

Bardock presste in stummer Verzweiflung seine Hände vor sein Gesicht.

„Erzähl weiter", forderte der König ungehalten.

Bardock brachte den nächsten Satz nur stammelnd über seine Lippen. „Ich... ich habe sie mir genommen... sie wehrte sich nicht."

Kakarott und auch die Anderen hielten entsetzt die Luft an.

„Du hast sie vergewaltigt?", rief Vel und meldete sich damit zum ersten Mal zu Wort. Auch er war nahezu unnatürlich blass und trat jetzt zögernd auf den Saiyajin zu, von dem der König behauptete, er wäre sein Vater.

Bardock hielt seinen Kopf gesenkt. „Nur einmal", flüsterte er.

Vel schüttelte stumm und halb verständnislos seinen Kopf, sah sodann von Bardock zum König und fragte leise, „wenn er sich an meine Mutter nur einmal vergangen hat, wieso wollt ihr dann wissen, dass ich sein Sohn bin?"

Der König knurrte leise. „Bring deine Geschichte zu Ende, Bardock."

Bardocks Gesichtsausdruck zeigte, wie quälend die Erinnerungen für ihn waren. Trotzdem gehorchte er dem Befehl und begann mit brüchiger Stimme fortzufahren.

„Ich war selber erschrocken über das, was ich getan hatte. Ich rannte hinaus, unfähig nur eine Minute noch länger an diesem Ort verweilen zu können. Ich schämte mich, ekelte mich vor mir selber und mein Bewusstsein drohte in einem zähen Morast von Schuldgefühlen zu versinken. Ich ließ mich krank melden, gab vor, mich beim Training so verletzt zu haben, dass ich meinen Dienst vorerst nicht wieder aufnehmen konnte. Dass ich damals meinen Wachposten einfach verlassen hatte, kam zum Glück nie raus. Meine Ablösung hatte es für sich behalten. Später bat ich um Versetzung. Ich meldete mich zu waghalsigen Eroberungszügen, stritt an der vordersten Linie mit und ging keinem Kampf aus dem Wege, egal wie stark mein Gegner auch war. Ich suchte im Kampf das Vergessen.

Nach knapp neun Monaten kehrte ich wieder zurück. Mein erster Weg führte mich zum König, dem ich Meldung über unseren Erfolg abstatten sollte. Bevor ich ihn jedoch erreichen konnte, sprach mich unterwegs eine alte Sklavin an. Ob ich Bardock sei, flüsterte sie mir zu. Erstaunt nickte ich und fragte zurück, was sie von mir wolle.

Sie deutete mir an, ihr zu folgen und führte mich in eine stille Ecke, wo uns niemand belauschen konnte. Sie berichtete mir, dass Levina schwanger sei.

Ich entgegnete ruppig, dass ich keine Levina kennen würde. Daraufhin sah sie mich kopfschüttelnd an und fragte zurück, wen ich denn im Auftrag des Königs Wochenlang bewacht hätte.

Mir lief es eiskalt über den Rücken. Ich hatte die Erinnerung an die Geliebte des Königs soweit verdrängt gehabt, dass ich an ihre Existenz kaum noch glauben wollte. Und nun brach auf einmal die ganze Vergangenheit wieder in mir durch. Mein schlechtes Gewissen, mein Abscheu vor mir selber, alles war wieder da. Nur mit Mühe gelang es mir ruhig zu bleiben und ziemlich schroff fuhr ich sie an, warum sie mir von der Schwangerschaft erzählte. Als sie mir daraufhin mitteilte, dass das Kind, welches Levina erwartete, von mir sein sollte, wollte ich es nicht glauben. Wie auch? Ich wusste doch, dass der König seine Geliebte jede Nacht besucht hatte!

Dies sagte ich auch der Alten, doch sie zerschlug sogleich meinen Einwand, in dem sie mir erzählte, der König hätte Levina schon ein paar Wochen vorher nicht mehr angerührt gehabt."

Bardock schwieg und Vel sah unsicher zum König. „Stimmt das?"

„Ja", presste dieser mürrisch hervor und rang sich schließlich noch eine Begründung für sein Verhalten ab. „Ich wollte, dass sie meine Liebe erwidert und unterdrückte daher einige Wochen lang mein Verlangen, in der Hoffnung, dass ich sie irgendwann für mich gewinnen  würde!" Der König knurrte abfällig. „Nun, wenigstens habe ich jetzt eine Erklärung, für ihren damals abrupten Sinneswandel."

Vel atmete tief durch. Also stimmte es tatsächlich. Bardock war sein Vater. Trotzdem kam ihm alles noch so unwirklich vor.

„Was passierte als nächstes?", fragte er weiter und wandte sich wieder dem älteren Krieger zu.

Bardock seufzte. „Nachdem mir die alte Sklavin mitgeteilt hatte, dass nur ich als Vater in Betracht käme, war ich wie gelähmt und brauchte eine Weile, um diese Nachricht zu verdauen. Ich wusste, wenn es der König erfuhr, wäre es gleichzeitig mein Todesurteil. Die Alte drängte mich zu Levina zu gehen. Wir müssten fliehen, solange das Kind noch nicht auf der Welt sei und damit offensichtlich wäre, von wem es sei.

Ich überlegte fieberhaft, ob ich ihrem Rat folgen sollte. Ich war vollständig konfus und konnte mich zu keiner Entscheidung durchringen. Schließlich sagte ich der Alten, dass ich noch Zeit bräuchte und sie riet mir mich zu beeilen, länger als eine Woche hätte ich nicht mehr, bis der Zeitpunkt der Geburt heranrückte.

Ich weiß nicht, wie ich den ganzen Tag überhaupt durchstand. Als ich dann aber meine Frau und meine beiden Söhne wiedersah, wusste ich, dass ich sie nicht verlassen konnte. Sie waren meine Familie und egal was man auch sonst von mir halten sollte, ich liebte meine Frau und ebenso meine Söhne. Allein der Gedanke, sie verlassen zu müssen, brach mir fast das Herz und dann... dann kam mir in meiner Verzweiflung eine perfide Idee.

Heute weiß ich, dass es falsch war, dass ich mich damit nur hinter meiner Feigheit versteckt hatte, um nicht für meinen Fehler gerade stehen zu müssen. Damals sah ich es als einzigen Ausweg an. Ich schrieb eine anonyme Nachricht und schleuste sie noch in der Nacht in die Gemächer der Königin."

Bardock registrierte das entgeisterte Keuchen aller Anwesenden, fuhr aber ohne sich zu schonen mit seinem Bericht fort.

„Die nächsten Tage und Nächte bestanden für mich nur aus bangevollem Warten. Ich schlich im Palast umher, belauschte Gespräche und versuchte jedes noch so kleine Gerücht aufzuschnappen. Doch ich erfuhr nichts. Selbst meine ehemaligen Kameraden, mit denen ich damals Wache gehalten hatte, wussten nichts. Sie hatten noch nicht einmal eine Ahnung, dass die Geliebte des Königs überhaupt ein Kind erwartete, wie ich nach vorsichtigen Anfragen erkannte.

Nach zehn Tagen traf ich schließlich die alte Sklavin wieder. Und von ihr erfuhr ich endlich, dass Levina einen Sohn geboren, aber selber bei der Geburt verstorben sei.

Nervös fragte ich sie, wem das Kind ähnlich sei und sie berichtete mir kurzangebunden, dass der Kleine seiner Mutter, wie aus dem Gesicht geschnitten sei. Danach ließ sie mich stehen und setzte ihren Weg wieder fort. Einerseits fühlte ich mich erleichtert und zugleich auch richtig mies. Ich weiß nicht, ob die Königin etwas mit Levinas Tod zu tun hatte, vielleicht war es tatsächlich nur Zufall, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, mir eine tonnenschwere Schuld aufgeladen zu haben, die ich all die nächsten Jahre mit mir rumschleppen musste.

Vergib mir, Vel."

45. Kapitel

Keiner sprach ein Wort, als Bardock seine Geschichte beendet hatte und auch Vel konnte den älteren Saiyajin eine Zeitlang nur betäubt anstarren. Vergeben? Konnte er diesem Mann, der sein Vater war, der seinen König betrogen, sich an seine Mutter vergangen und vielleicht auch für ihren Tod verantwortlich gewesen war, vergeben? Er rang nach Luft. Erfolglos versuchte er das Zittern seines Körpers zu unterdrücken. Die Geschichte hatte seine Inneres, mehr als er vermutet hätte, aufgewühlt und es fiel ihm schwer seine Gedanken zu ordnen. Er fühlte sich zornig und traurig zugleich und fast wünschte er sich, er hätte die Wahrheit über das unglückliche Schicksal seiner Mutter und seiner Zeugung nie erfahren.

„Warum hast du jetzt auf einmal dein Schweigen gebrochen?"

Bardocks antwortete leise, ohne seinen Blick zu heben. „Auch wenn du es nicht glauben magst, ich habe dich all die Jahre beobachtet. Ich wusste, dass du mit neun Jahren dem Prinzen zum Diener gegeben wurdest... und ich wusste auch, dass es dir dort nicht besonders gut ging, aber ich konnte es nicht ändern... eine weitere Schuld, mit der ich leben musste. Später, als ich hörte der König sucht einen neuen Leibwächter für seinen Thronfolger, habe ich ihm meinen zweitältesten Sohn vorgeschlagen, in der Hoffnung, dir durch ihn etwas helfen zu können... Als ich aber dann vor einigen  Tagen von einem Feldzug zurückkehrte und von deinem Tod erfuhr... da... da zerbrach etwas in mir... ich weiß, ich hätte nur Schweigen brauchen und mein Geheimnis wäre wahrscheinlich nie ans Licht gekommen... aber ich hielt es nicht mehr aus... Ein Teil in mir fühlte sich für deinen Tod verantwortlich und drängte mich, endlich zu meiner Tat zu stehen.

Und ich wollte auch nicht länger mit meiner Schuld leben.

Ich beichtete alles meiner Frau und ging danach zum König."

Vel schaute betroffen zu dem Krieger, der zwar immer noch ausdruckslos vor sich hinstarrte, aber es war auch eine gewisse Erleichterung in seiner Miene herauszulesen, dass er sich nun endlich alles von der Seele hatte reden können. Der junge Halbsaiyajin fühlte Mitleid in sich aufsteigen. Auch wenn dieser Mann dort in seiner Vergangenheit einen unverzeihlichen Fehler begangen hatte... er war nicht gewissenlos und wollte nun für seine Schuld büßen.

Eine leichte Berührung an seiner Schulter ließ Vel seinen Kopf wenden. Lautlos war der König neben ihn getreten und sah ihn nun forschend an.

„Willst du immer noch um sein Leben bitten?", hörte er ihn finster fragen.

Vel überlegte nicht lange. Er fiel auf die Knie und flüsterte, „ja. Ich bitte trotzdem noch um sein Leben."

Für einen Moment breitete sich eine tiefe Fassungslosigkeit in dem Gesicht des Königs aus.

„Du kannst ihm vergeben?" Seine Stimme schwankte zwischen Unglauben und Erstaunen und der eindringliche Blick brachte Vel dazu, die Lider zu senken. Er spürte, wie sein Herz in einem unregelmäßigen Takt zu schlagen begann. Er musste schlucken, nickte dann aber.

Eine Zeitlang war es geradezu unheimlich still. Jedes Augenpaar in dem Kerker, war auf den König gerichtet, dessen Miene sich langsam, aber unübersehbar wieder verhärtete.

Kakarott erkannte sofort mit einem unguten Gefühl,  dass der König keine Gnade mit seinem Vater kennen würde, egal wie sehr auch Vel um sein Leben bitten würde. Die Hilflosigkeit, die er in diesem Augenblick in sich fühlte, schnürte ihm fast jegliche Atemluft ab und auch sein Magen zog sich bereits in Erwartung der bevorstehenden Ablehnung beklommen zusammen.

Zur Überraschung aller, war es jedoch Vegeta, der das Schweigen plötzlich beendete. „Wolltest du nicht damals meine Mutter in die Verbannung schicken?"

Der König drehte sich verblüfft zu seinem Sohn. „Woher weiß du davon?"

Der Prinz lachte spöttisch auf. „Denkst du etwa, als Kind hätte ich keinen Klatsch mitbekommen? Auch wenn du damals verlauten ließest, die Königin wäre an einer plötzlichen Krankheit verstorben, erzählte fast jeder im Palast, sie hätte sich umgebracht, weil du sie verstoßen wolltest. Und ich liege garantiert nicht falsch, wenn ich nun vermute, dass die ursprünglich geplante Verstoßung, mit dem Tod von Vels Mutter zusammenhing."

Beeindruckt von  Vegetas Scharfsinn, nickte der König knapp. „Ja, Levina wurde von ihr vergiftet und es war ein Wunder, dass Vel, ohne Schaden genommen zu haben, überlebte. Doch was bezweckst du mit deiner Frage?"

„Gib Bardock die gleiche Strafe. Schenk ihm sein Leben, aber verbanne ihn aus dem Volk der Saiyajins."

Der König knurrte unwillig, zog aber seine Stirn in Falten, als Zeichen, dass er über diese Möglichkeit der Bestrafung nachdachte.

Kakarott sandte einen fahrigen Blick zu Vegeta.

Endlich, nach einer geraumen Weile hörten sie ihn laut sagen, „in Ordnung. Bardock erhält Morgen in der Öffentlichkeit fünfzig Peitschenhiebe. Danach wird er von meinen Soldaten auf einen unbrauchbaren Planeten ausgesetzt und darf nie wieder unseren Heimatplaneten betreten!"

Der König unterstrich seine Worte mit einem scharfen Blick in die Runde. Abschließend wandte er sich zu Bardock und knurrte, „du kannst es meinem und auch deinem Sohn hoch anrechnen, dass du noch einmal mit deinem Leben davongekommen bist. Mehr Großzügigkeit darf allerdings keiner von mir erwarten!"

Der König drehte sich um und schritt zur Tür. Dort blieb er gebieterisch stehen und wartete, dass auch die Anderen, seinem Beispiel folgend, die Zelle verließen.

Vegeta kam dem stummen Befehl sofort nach, während Kakarott noch wie gelähmt stehen blieb.

Im schwachen Lichtschein, der durch die Tür fiel, konnte man erkennen, wie blass er war und sein Blick hing in entsetzter Verzweiflung an seinen Vater. Auch Vel war sichtlich bestürzt über das, trotz allem, harte Urteil und er betrachtete zögernd und halb bedauernd den älteren Krieger.

Bardocks Lippen verzogen sich zu einem schwach angedeuteten Lächeln. „Ist schon gut. Ich habe es verdient."

Kakarott hielt es nicht länger an seinem Platz. Ohne auf den kaum zu bestimmbaren Dreck zu achten, der den ansonsten kahlen glatten Boden bedeckte, stürzte er zu seinem Vater und umarmte ihn fest.

Bardock erwiderte rau die Umarmung.

„Sag deiner Mutter, dass ich sie immer noch liebe. Vielleicht kann sie mir eines Tages verzeihen... und du und Radditz auch."

„Ich habe dir bereits verziehen", murmelte Kakarott zurück. Dann löste er sich abrupt und stürzte an dem König und Vegeta vorbei, hinaus auf den Gang.

Vel, der die kleine Szene schweigend und mit zusammen gepressten Lippen verfolgt hatte, wandte sich bedrückt ab und verließ ebenfalls die Kerkerzelle. Er vernahm noch ein leises, „leb wohl, mein Sohn" und dies versetzte ihm, ohne dass er es sich erklären konnte, einen besonders harten Stich.

Hastig verriegelte er von außen die Tür und lehnte danach kurz seine Stirn gegen das kalte Metall. Ein dicker Kloß hatte sich in seinem Hals festgesetzt und schien gleichzeitig empfindlich gegen seine Tränendrüsen zu drücken. Krampfhaft versuchte er dagegen anzukämpfen. Er hätte nie gedacht, dass er solch eine Anteilnahme an dem Schicksal dieses Kriegers empfinden würde. Bardock tat ihm leid und im Stillen hatte er ihm auch schon längst, genau wie Kakarott, vergeben. Doch warum konnte ihm nicht auch der König vergeben? Er würde seinen Vater nun nie mehr richtig kennen lernen dürfen, geschweige denn, ihn jemals wiedersehen, außer er würde Morgen zur öffentlichen Auspeitschung gehen.

Das war ungerecht!

Vel spürte eine Hand an seinem Oberarm und zuckte zusammen.

 „Komm, Junge."

Der junge Halbsaiyajin riss sich von der Berührung los und eilte davon, ohne den König eines Blickes zu würdigen.

Hinter sich hörte er den Saiyajin leise fluchen.

„Verdammt, warte Vel."

Vel verlangsamte zwar seinen Schritt, blieb aber nicht stehen. Den Blick richtete er stur auf Vegeta und Kakarott, die in einiger Entfernung vor ihm liefen.

Als der König ihn schließlich eingeholt hatte, hörte er in leise sagen, „ich weiß, dass dir die Strafe hart erscheinen mag, aber du musst mich verstehen."

Jäh blieb Vel stehen. „Ich soll dich verstehen?" Seine Augen blitzten vor unterdrückter Wut und Enttäuschung. „Du hast mich damals von dir gestoßen, als du von meiner Amme am Totenbett erfahren hast, dass ich nicht dein Sohn bin. Auch du hast all die Jahre geschwiegen und mich und auch Vegeta im Unklaren gelassen. Jetzt erfahre ich endlich die Wahrheit, lerne meinen richtigen Vater kennen und verliere ihn im selben Atemzuge, nur weil du dich in deinem Stolz und deiner Ehre verletzt fühlst. Aber wie es dabei in mir aussieht, wie ich mich fühle, interessiert dich doch kein bißchen. Du hast mir damals auch sehr weh getan und ich... ich habe dir verziehen...  und ich..."

Vel brach ab und biss sich heftig auf die Unterlippe. Beinahe hätte er sich verraten, hätte dem König seine Liebe entgegen geschrieen. Völlig konfus wollte er nur noch davon hetzen, nur weg, ehe er völlig den Verstand verlor und Worte fielen, die besser nie gesagt werden sollten.

Bevor er aber auch nur einen Schritt machen konnte, packten ihn unerwartet die kräftigen Hände des Königs und er wurde unsanft gegen die Wand gedrückt.

Gefährlich leise zischte der ältere Saiyajin, „Du scheinst vergessen zu haben, wen Bardock hintergangen hat. Ich bin immer noch der König und jeder Saiyajin ist mir zumindest Respekt und Treue schuldig. Beides hat Bardock gebrochen, in dem er meinem Befehl nicht gehorcht und mich außerdem zu einem Hahnrei abgestempelt hat. Dadurch, dass ich ihm sein Leben schenke, bin ich deiner Bitte schon weit aus mehr als nur ein wenig entgegengekommen. Kannst oder willst du es nicht verstehen?"

Vel senkte seinen Blick und schwieg. Natürlich musste er dem König im Stillen Recht geben. Bardocks Tat war nur schwer entschuldbar und von des Königs Seite aus... möglicherweise noch nicht einmal das. Aber wenn er an den Krieger dachte, wie er so dagesessen...

Als könnte der König direkt in sein Inneres sehen, hörte er ihn plötzlich in einem milden Ton murmeln, „du warst schon immer sehr einfühlsam gewesen, wahrscheinlich kannst du ihm daher leichter verzeihen. Aber vergiss nicht, er hat auch Schuld an dem Tod deiner Mutter."

Beschämt senkte Vel seinen Kopf. „Du hast Recht", flüsterte er. „Du hast meine Mutter sehr geliebt, nicht wahr?"

Mit leichter Hand wurde sein Kinn erfasst und mit sanftem Druck nach oben dirigiert. Vel schaute direkt in das Gesicht des Königs, dass ihm auf einmal viel zu nah erschien. Sein Kehlkopf machte einen rasanten Hüpfer.

„Du siehst ihr sehr ähnlich", hörte er den König, statt auf seine Frage einzugehen, leise antworten.

Vel konnte kaum noch atmen und er hatte das Gefühl alles um ihn herum würde sich drehen. Die Zeit schien plötzlich still zu stehen. Er nahm weder den düsteren Ort wahr, an dem sie sich immer noch befanden, noch den widerlichen Gestank. Er sah nur die Augen des Königs vor sich, die ihn dunkel und mit einem merkwürdig entrückten Blick anstarrten.

Ihm wurde ganz heiß.

Nur mit Mühe gelang es ihm schließlich, sich von diesem Blick loszueisen und sich wieder der Realität zu stellen. „Ich bin aber nicht sie", entgegnete er fast trotzig.

Der König seufzte hörbar auf. Er hielt Vels Kinn weiterhin fest und der Junge sah, wie ein Hauch von Bedauern über die Miene des Saiyajins huschte. Ob es nun genau dieser Ausdruck war, der Vel zu seinem nächsten Schritt veranlasste, konnte er später nicht mehr sagen. In diesem Augenblick wusste er nur eins, er liebte diesen Mann von ganzem Herzen.

Sein Puls raste, als er sich auf die Zehenspitzen stellte und dem König kurz darauf einen federleichten Kuss auf die Lippen drückte.

Er nahm noch den völlig überraschten Gesichtsausdruck wahr, dann machte er sich frei und stob davon.

46. Kapitel

Vel fegte, wie von Sinnen den Gang entlang und schaffte es gerade noch rechtzeitig einen schmerzhaften Zusammenprall mit Vegeta zu verhindern, in dem er im letzten Moment einen kleinen Schwenker nach rechts ausführte. Er hörte auch kurz noch einen verdutzten Ausruf, war aber schon bald Meterweit entfernt. Er hetzte weiter, dem Ausgang entgegen, nahm jeweils zwei Stufen der Treppe, die nach oben führte und zollte weder den Gefängnisaufsehern, die ihm verblüfft entgegensahen, noch den Zurückgebliebenen, einen Blick. Hastig stieß er die Tür auf und war dahinter entschwunden, bevor die wachhabenden Saiyajins auch nur einen Moment lang überlegen konnten, ob sie den Flüchtenden eventuell festhalten sollten.

Vel kümmerte sich auch nicht, um die erstaunten Blicke, die ihm von allen Seiten verfolgten, als er die weitläufigen Flure des Palastes entlang rannte. Er nahm sie noch nicht einmal wahr. Seine Augen waren ganz unter Schock stehend weit aufgerissen. Sein Herz schlug wie verrückt gegen seine Rippen und seine Gedanken waren eine groteske Verzerrung aus den verschiedensten Emotionen, die er in diesem Augenblicke empfand. Sie strömten völlig abgehackt und kaum einen Sinn ergebend, durch seinen Geist.

'Ich habe ihn geküsst... endlich... wie konnte ich nur... er liebt mich sowieso nicht... es war viel zu kurz... wie weich seine Lippen waren... was habe ich nur angerichtet...'

Der junge Halbsaiyajin schüttelte benommen seinen Kopf, während er weiter sauste.

In einer erstaunlich kurzen Zeit hatte er die Gemächer des Prinzen erreicht. Er stürzte hinein, gab der Tür gleichzeitig einen kräftigen Stoß, damit sie hinter ihm wieder zufiel und durchquerte in einem immer noch beachtlichen Tempo den großen Wohnraum, bis er bei seiner eigenen kleinen Kammer angelangt war.

Erst jetzt blieb er kurz stehen. Er hatte höllische Seitenstechen und seine Lungen nahmen nur noch unter Protest, schmerzhaft rasselnd, die nötige Atemluft in sich auf.

Ausgepowert und keuchend presste Vel seine eine Hand auf seine Rippen, mit der anderen öffnete er die Tür und lief in sein Zimmer. Dort ließ er sich erschöpft in seine Liege fallen und versuchte wieder Herr über seine aufgewühlten Sinne zu werden.

Doch das war einfacher gesagt als getan. Auch wenn sich sein Puls langsam wieder normalisierte, wollte das Wirrwarr in seinem Kopf einfach nicht zur Ruhe kommen und auch sein Herz schlug weiterhin viel zu schnell.

Unermüdlich tauchte das Gesicht des Königs vor ihm auf, sah er die überraschten Augen vor sich, so verwirrend nah... und war da nicht auch ein Ausdruck von Entsetzen in ihnen gewesen? Je öfter der junge Halbsaiyajin, diese Szene vor seinem inneren Auge erblicken musste, desto sicherer war er sich.

Vel gab nach einiger Zeit seinen Entspannungsversuch auf und drehte sich auf den Rücken. Er fluchte lautlos. Zu was hatte er sich da nur hinreißen lassen? Wieso hatte er den König bloß unbedingt küssen müssen?

Unruhig, starrte er zur Decke, die ihm natürlich keine Antwort auf seine Frage geben konnte.

Vel seufzte und tastete vorsichtig mit seiner Zunge über seine Lippen. Fast glaubte er noch ein leichtes Prickeln an der Stelle zu spüren, an der sich ihre Münder berührt hatten.

Vielleicht hätte er nicht wegrennen sollen, dann hätte er für den flüchtigen Kuss irgendeine Erklärung finden können? Denn nun würde der König garantiert wissen, was in ihm vorging. Sofort schüttelte Vel stumm seinen Kopf. Nein, warum sollte er sich etwas vormachen. Er bereute den Kuss nicht, höchstens, dass er ihn nicht länger ausgekostet hatte. Aber wie würde nun der König reagieren? Würde er ihn deswegen zur Rede stellen? Oder würde er so tun, als hätte es den Kuss nie gegeben? Würde er ihn wieder, wie früher ignorieren? In Vel verkrampfte sich alles. Bloß das nicht. Schaudernd erinnerte er sich an all die Jahre der Sehnsucht nach dem älteren Saiyajin. Nein, dies könnte er nicht noch einmal ertragen. Verzweifelt drehte sich der junge Halbsaiyajin auf die Seite und schlang seine Arme um seinen zitternden Körper. Warum war er auch ausgerechnet in den König verliebt?

Ein leises Geräusch von draußen, ließ ihn zusammenfahren.

Vegeta wartete, bis Kakarott eingetreten war, dann schloss er die Tür und musterte ernst den jungen Saiyajin. Sie hatten während ihres gesamten Rückweges kaum ein Wort miteinander gewechselt gehabt und der zurückgezogene Blick des Jüngeren deutete immer noch auf dessen tiefe Niedergeschlagenheit hin. Vegeta seufzte. Zwar konnte er Kakarotts bedrücktes Verhalten verstehen, aber dennoch fand er die Strafe für Bardock gerechtfertigt. Er selber hätte an des Königs Stelle auch nicht anders gehandelt, höchstwahrscheinlich hätte er noch nicht einmal Gnade gekannt. Ahnte Kakarott überhaupt, was für ein großes Glück sein Vater gehabt hatte?

Vegeta bemerkte, wie sich die Hände seines Leibwächters plötzlich zu Fäusten ballten, dann drehte sich der junge Saiyajin zu ihm um und fragte leise, „Warum hast du das getan?"

„Was meinst du?" Der Prinz war reichlich verwirrt.

Kakarott kam auf ihn zu und blieb knapp vor ihm stehen. Aus seinen nächsten Worten war deutlich Verbitterung herauszuhören. „Ich meine deinen Vorschlag mit der Verbannung! Glaubst du nicht, mein Vater hätte lieber den Tod vorgezogen, als für immer aus unserem Volk verdrängt zu werden? Nie wieder seine Familie und seine Freunde sehen zu dürfen?"

„Das ist es also", murmelte Vegeta. Er griff nach Kakarotts Hand. „Dein Vater bleibt am Leben, das sollte für dich erst einmal das Wichtigste sein. Und auch wenn er vorerst, nicht mehr auf unseren Planeten darf, vergiss nicht, wer ich bin. Eines Tages bin ich der König und es wird für mich ein leichtes sein, Bardock wieder zu begnadigen... und bis dahin", Vegeta lächelte dem jungen Saiyajin zu, „gibt es irgendjemanden, der uns daran hindern könnte mit meinem Raumschiff einen kleinen Abstecher auf einen einsamen Planeten zu unternehmen?"

Im nächsten Moment fand sich der Prinz in einer heftigen Umarmung wieder. Der Jüngere presste ihn dabei so eng an sich, dass ihm beinah die Luft wegblieb. Vegeta lächelte still in sich hinein. Er war froh, dass er Kakarott aus seinem Trübsal hatte reißen können. Trostreiche Worte waren noch nie sein Ding gewesen.

Nach einigen Sekunden löste sich der junge Saiyajin wieder von dem Prinzen, ohne jedoch den Körperkontakt ganz zu unterbrechen. Er hatte stattdessen seine Hände auf Vegetas Schultern gelegt und sah ihn nun mit einem Blick an, der all seine Liebe, die er für den Prinzen empfand, widerspiegelte.

Vegeta fühlte sofort, wie sein Herz zu flattern begann und sich unzählige Schmetterlinge seines Unterleibes zu bemächtigen schienen. Himmel, er liebte diesen Baka. Und dabei hatte er noch nicht einmal herausgefunden, was es denn nun war, was ihn an diesen Unterklassekrieger so anzog.

Als er sah, wie sich Kakarotts Gesicht dem seinen näherte, schloss er seine Augen und wenig später konnte er sich ein kleines Stöhnen nicht mehr verkneifen, als sich dann endlich ihre Lippen trafen.

Kakarott hatte seine Augen ebenfalls geschlossen. Das kurze Aufstöhnen des Prinzen war ihm nicht entgangen und er spürte, wie seine eigenen Knie weich wurden. Vegetas Lippen zu kosten und ihm dabei nicht gleich die Kleider vom Leibe zu reißen, verlangte mehr Selbstbeherrschung, als er glaubte in sich zu haben. Zärtlich leckte er über die nachgiebigen Lippen vor sich und war wie berauscht, als sie sich schließlich leicht öffneten und er mit seiner Zunge hineinschlüpfen konnte. Seine Beine gaben nun vollends nach und er sank, Vegeta mit sich ziehend, auf die Knie. Der Kuss wurde immer intensiver, ihre Zungen rieben sich in einem sinnlichen und leidenschaftlichen Spiel aneinander, während ihre Hände ungeduldig auf Wanderschaft gingen. Keiner von ihnen hörte, wie sich die Türe öffnete und auch das anschließende Räuspern entging beiden Saiyajins.

Erst als ein lautes „Vegeta", durch den Raum hallte, zuckten sie zusammen und wandten ihre Köpfe zu dem Störenfried.

Finster und mit einem deutlich missbilligendem Blick stand der König vor ihnen.

„Du solltest besser deine Tür von innen verriegeln, wenn du nicht gestört werden willst", knurrte er.

Leicht rot im Gesicht, löste sich Vegeta von Kakarott und erhob sich rasch. „Außer dir, würde es auch niemand wagen, ohne Aufforderung in meine Gemächer einzutreten", gab er im selben knurrenden Tonfall zurück.

Des Königs Gesicht verzog sich abfällig. „Wir reden später darüber."

Es war unschwer zu erraten, was genau der König damit meinte und Kakarotts Magen zog sich in einem unguten Gefühl zusammen. Er sah, wie der König in die Richtung der Kammer nickte, dann hörte er ihn unwirsch fragen. „Ist Vel da drin?"

Vegeta zuckte mit seinen Schultern. „Keine Ahnung."

Der König schritt zur Tür des kleinen Nebenzimmers und öffnete sie. Nachdem er einen kurzen Blick hineingeworfen hatte, schloss er sie wieder und wandte sich erneut Vegeta zu. „Wenn er auftaucht, sag ihm Bescheid, dass er zu mir kommen soll. Er findet mich in meinen Privaträumen. Dich möchte ich sofort sprechen." Nach diesen, nicht gerade freundlich ausgesprochenen Worten verließ der König Vegetas Gemach und hinterließ einen bleich gewordenen Prinzen und einen nicht weniger betroffenen jungen Saiyajin.

Stumm sahen sie sich einen Augenblick lang an. Dann beugte sich Vegeta zu dem immer noch knieenden Saiyajin und zog ihn nach oben. „Keine Angst", murmelte er, „mein Vater wird mich nicht dazu bringen können, dich zu verlassen."

Kakarott lächelte gequält zurück. „Er verabscheut mich, vermutlich erinnere ich ihn zu sehr an Bardock." Vegetas Schweigen sagte ihm genug aus, dass ihm der Prinz im Stillen beipflichtete und es löste eine unglaubliche Angst in ihm aus, der König könnte vielleicht doch einen Weg finden, um ihn und Vegeta für immer zu trennen.

Beinah grob spürte er plötzlich, wie sich die Finger des Prinzen in seine Oberarme gruben. „Ich liebe dich, Kakarott. Vergiss das nie!" Im nächsten Moment war der junge Saiyajin wieder frei und Vegeta eilte mit energischen Schritten aus dem Gemach.

Den Weg zu den Räumlichkeiten des Königs, setzte der Prinz in einem langsameren Tempo zurück. Besonders wohl war ihm nicht zumute. Er ahnte bereits, worauf das Gespräch mit seinem Vater hinauslaufen würde. Der König hatte ihn schon oft genug gedrängt, endlich eine Bindung mit einer Saiyajin einzugehen und diesmal würde er sicherlich keine Ausflüchte von ihm mehr dulden. Vegeta seufzte.  Nicht, dass ihm Frauen gänzlich gleichgültig waren. Sie waren ebenfalls sehr faszinierende Geschöpfe und er hatte in früheren Jahren auch einige Einladungen genutzt, wenn sich ihm eine Saiyajin auf unmissverständliche Weise angeboten hatte. Doch er bevorzugte nun einmal Männer und gerade jetzt, wo er Kakarott hatte, wollte er niemanden Anderen. Egal ob Mann oder Frau.

Vegeta hatte sein Ziel erreicht und betrat nach einem kurzen harten Anklopfen das Gemach des Königs.

Mehr als nur unruhig wanderte der junge Saiyajin in Vegetas Wohnraum auf und ab. Seit geschlagenen zwei Stunden war der Prinz nun schon bei dem König und Kakarott wurde immer nervöser. Warum dauerte es so lange? Verzweifelt versuchte er gegen das flaue Gefühl in seiner Magengegend anzukämpfen. Irgendetwas stimmte doch da nicht? Zum wiederholten Male lief er auf das Fenster zu, blickte dabei immer wieder zur Tür, um nicht zu verpassen, wenn der Prinz endlich zurückkäme. Ein anderes Geräusch ließ ihn plötzlich zur Seite schauen. Überrascht sah er, wie aus der sich gerade öffnenden Tür der junge Halbsaiyajin zum Vorschein kam.

„Vel?", entfuhr es Kakarott. „Wieso bist du in deinem Zimmer?"

Vel trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. „Ich habe mich versteckt."

„Dann weißt du, dass der König dich gesucht hat?"

Ein zögerndes Nicken beantwortete die Frage.

Kakarott musterte besorgt den jungen Halbsaiyajin, der ziemlich  blass und auch irgendwie verzagt auf ihn wirkte. „Wie geht es dir? Hast du die Geschichte von unserem Vater einigermaßen verkraftet?"

Wieder nur ein Nicken. Kakarott seufzte und ging Vel ein paar Schritte entgegen. „Was ist es dann, was dich so bekümmert? Ist es wegen Vegeta? Hast du immer noch Angst vor ihm?"

„Nein, das ist es nicht... es ist... es ist..."

Es klopfte laut.

Einen Fluch unterdrückend, wandte sich der junge Saiyajin zur Tür und rief, „herein."

Die Tür wurde aufgerissen und zu Kakarotts Verblüffung traten mehrere Krieger ein. Kurz ließen sie ihre Blicke zwischen den beiden Anwesenden hin und her schweifen, dann fragte einer von ihnen direkt den jungen Saiyajin. „Bist du Kakarott?"

Immer noch ganz verwundert bejahte dieser die Frage.

„Du sollst mitkommen. Befehl des Königs!"

Kakarott verlor jegliche Farbe im Gesicht. Er wusste, dass es zwecklos war, sich dem Befehl des Königs zu widersetzen. Er raunte Vel noch schnell ein, „sag Vegeta Bescheid", zu, dann ließ er sich ohne Protest abführen.

Vegeta stand am Fenster, die Lippen fest zusammengepresst und starrte auf das Raumschiff, welches in der Ferne zu sehen war. Er musste sich zwingen, den Arm des Königs, der neben ihm stand, nicht abzuschütteln.

„Glaub mir mein Sohn, so ist es das Beste!"

Vegeta erwiderte nichts. Den Blick weiterhin auf das Schiff gerichtet, beobachtete er, wie es langsam abhob, um dann immer schneller werdend im Grau des Himmels zu verschwinden.

Ich bin wie immer sehr auf eure Reviews gespannt, also vergesst sie nicht