Lady: So, nun geht tatsächlich das letzte Kapitel dieser langen Story online. Ich habe versucht, noch einmal viel Gefühl in das Kapitel zu packen. Boromir bereut bitter, was er getan hat...

Vielen Dank für deine treuen Reviews! Knuddel

Leonel: Auch du hast meine Story treu begleitet und du bekommst auch einen festen Knuddler.

Tja, wie du selbst weißt, muß irgendwann auch mal eine Geschichte zu ende gehen. Und ich hänge selbst an dieser Story. Es ist irgendwie ein Baby. Seufz

Ich möchte mich auch bei den anderen Reviewern bedanken, die auch immer wieder mit ihren Reviews ihr Interesse an meiner Story gezeigt haben:

Danke an Meleth, May20, Weltherrscherchen und Aranwen. knuddelt euch alle

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Kapitel 17: Abschied von Gondor

Denethor hörte sich mit finsterer Miene Boromirs Bericht an. Er fühlte sich unbehaglich. Faramir war auf dem Wege der Genesung und würde ihm bald bittere Vorwürfe machen. Denethor drehte nervös den leeren Weinpokal in seinen Händen und goß sich schließlich erneut Rotwein aus einem irdenen Krug ein, der auf dem Tisch in seinem Kaminzimmer stand.

„Ich habe ihn um Verzeihung gebeten, aber er hat mich fortgeschickt", sagte Boromir den Tränen nahe. „Vater, er wird uns das nie verzeihen! Wie soll es weitergehen?"

In Denethors Gesichtsmuskeln arbeitete es und er stellte schließlich den Pokal mit einem scheppernden Laut auf dem Tisch ab.

„Ich habe nicht gewollt, dass diese Elben-Maid stirbt. Es war alles ein unglücklicher Zufall."

Boromir schüttelte langsam den Kopf. Sein Vater hatte wohl immer noch nichts begriffen.

„Du bist also immer noch der Meinung, dass Faramir sterben soll, wie ich höre. Was soll denn noch alles passieren, bist du merkst, dass Sauron im Begriffe ist, deinen Geist endgültig zu beherrschen."

Der Truchseß sprang wütend auf.

„Mich beherrscht niemand! Ich bin von edler Abstammung. Durch meine Adern fließt fast rein das Blut von Númenor! Ich werde Sauron besiegen!"

„Was wird mit Faramir geschehen?" fragte Boromir gepresst.

„Mir wäre am liebsten, er würde weit fortgehen", murmelte Denethor vor sich hin.

„Ich werde ihn mitnehmen!" rief Gandalf von der offen stehenden Tür des Kaminzimmers her.

„Nein", stieß Boromir entsetzt hervor. „Ich möchte, dass er hierbleibt an meiner Seite. Er ist mein Bruder."

Der Zauberer sah den jungen Mann streng an.

„Auch du hast Faramir verraten, vergiß das nicht! Zwar wurde dein Verstand ebenfalls von Annatar vernebelt, doch hättest du die Kraft aufbringen müssen, diesen feigen Mordanschlag zu verhindern. Du hast zu lange gezögert, Boromir. Zukünftig wirst du die Grenzen Gondors alleine verteidigen müssen. Faramir hat genug für Gondor gelitten. Er wird jetzt ein anderes Leben wählen."

Denethors Gesicht verzog sich zu einer wütenden Fratze:

„Faramir hat nichts zu wählen. Er wird auch weiterhin seine Pflicht für Gondor erfüllen. Ich werde ihn an die Küste schicken, wo er gegen die Korsaren kämpfen soll. So ist er weit fort und verteidigt trotzdem sein Land."

Gandalf ließ sich von Denethors zorniger Rede nicht einschüchtern.

„Faramir ist nicht euer Leibeigener, Truchseß! Er hat das Recht, frei zu wählen, wo er in Zukunft leben wird. Ihr habt als Vater jämmerlich versagt. Durch diesen Mordversuch wurde mir klar, dass Faramir von jeher schon ein Dorn in Euerem Auge war. Dabei ist Euch Faramir viel ähnlicher als Boromir es ist. In den Adern Eueres Erstgeborenen fließt kaum númenorisches Blut, Faramir jedoch ist fast reiner Númenorer. Warum, um Eru willen, hasst Ihr ihn so?"

Gandalf blickte den Truchseß zornig an. Denethor senkte plötzlich den Blick. Tränen traten in seine Augen.

„Ich war früher einmal genauso wie Faramir. Ich liebte die schönen Künste und verachtete das Kriegshandwerk. Doch dann überzog Mordor das Land mit Krieg und ich war gefordert. Und ich habe damals jämmerlich versagt bei meinen ersten Kriegszügen. Ich ertrug das Töten und das Sterben nicht. Nächtelang quälten mich fürchterliche Albträume. Lange Zeit brauchte ich, um zu erkennen, wie wichtig es ist, ein guter Heerführer zu sein. Und ich schwor der Musik und Literatur ein für alle mal ab. Als ich merkte, dass Faramir ebenfalls so ein Träumer wurde, wie ich es war, versuchte ich ihn umzuformen. Meine Schule war hart , aber ging Faramir trotzdem seine eigenen Wege. Ich begann ihn zu hassen. Und ich zog von nun an Boromir vor, da er das Kriegshandwerk liebte und mir zu Willen war."

„Das Eine schließt das andere doch nicht aus!" stieß Gandalf entsetzt hervor. „Ihr habt bei Faramir alles falsch gemacht. Er ist ein sensibler Mensch und Ihr habt es fertiggebracht, ihn fast zu zerbrechen. Versteht Ihr nun, warum er nicht länger in Gondor bleiben kann?"

Boromir, dem die Tränen über das Gesicht liefen, nickte. Dann blickte er erwartungsvoll zu seinem Vater. Schließlich nickte auch dieser seufzend.

„Nehmt ihn mit, Mithrandir. Ich hoffe trotzdem, dass Faramir uns eines Tages verzeihen kann."

§

Eine Woche später wurde Faramir aus den Häusern der Heilung entlassen. Sein Vater hatte ihn dort nicht besucht, aus Angst, von seinem Sohn abgewiesen zu werden. Diese Schmach hatte er sich ersparen wollen.

Schweigend betrat Faramir in die große Halle. Denethor saß gekrümmt auf seinem Thron. Er wagte kaum seinen Sohn anzusehen.

„Ich bin wieder gesund, Vater", sagte Faramir mit versteinerter Miene.

„Ja, das sehe ich", murmelte Denethor bedrückt. „Was hast du jetzt vor?"

„Ich werde mit Mithrandir Gondor verlassen und in den Norden gehen", erklärte der junge Mann entschlossen.

„Ich werde dich nicht aufhalten", erwiderte Denethor leise. „Ich habe zuviel Schuld auf mich geladen. Ich habe als Vater versagt."

Faramir erwiderte nichts, sondern wandte sich ab.

An den gemeinsamen Mahlzeiten nahm er nicht mehr teil. Er ließ sich sein Essen in seine Gemächer bringen. Als er sich kräftig genug fühlte, rüstete er sich für den Aufbruch.

§

Für Boromir war es sehr hart, zu spüren, dass das enge Band zwischen ihm und seinem Bruder zerrissen war. Faramir sprach kaum mit ihm. Früher hatten sie sich alle Geheimnisse geteilt. Doch wollte er seinem Bruder einen letzten Gefallen tun, bevor dieser Gondor für immer verließ.

Entschlossen machte er sich auf den Weg in den Druadan-Wald zu Norna, der Hexe.

Die junge schöne Frau trat verwundert aus ihrer Hütte, als sie den Reiter nahen sah .

„Nanu, was verschafft mir dir Ehre, mein Hübscher? Braucht Ihr einen Liebestrank oder ähnliches?"

„Nein, ich brauche Flammenmähne", erwiderte Boromir barsch.

„Flammenmähne?" gurrte die Hexe erstaunt.

„Bei den Valar, Ihr wisst genau, von was ich rede", rief der junge Mann erzürnt. „Gebt das Pferd auf der Stelle heraus!"

„Das war die Bezahlung für ein teuer herzustellendes Gift", sagte Norna böse lächelnd.

Boromir nestelte einen Beutel mit Goldstücken von seinem Gürtel.

„Hier nehmt das! Das ist mehr wert als das Pferd".

Norna verschränkte die Arme vor der Brust und sah den Gondorianer spöttisch an.

„Nun, warum kauft Ihr Euch dann nicht ein neues Pferd?"

„Flammenmähne hat einen anderen Wert für meinen Bruder als Gold", knurrte Boromir und sprang jetzt vom Pferd.

„Dann darf ich also annehmen, dass Euer Bruder den Giftanschlag überlebt hat?" fragte Norna keck.

„Jemand anders musste an seiner Stelle sterben", sagte Boromir und zog jetzt sein Schwert.

„Habt Ihr keine Angst, dass ich Euch in eine Ratte oder ein anderes Ungeziefer verwandele?"

„Nein, habe ich nicht!" schrie Boromir sie an.

Er war viel zu wütend, um Angst vor der Hexe zu haben. Sie wich lächelnd zurück. Boromir ging zum Stall und holte Flammenmähne heraus. Der fuchsfarbene Hengst befand sich in einem guten Zustand. Norna stellte sich ihm in den Weg.

„Flammenmähne gehört jetzt mir!" drohte sie ihm.

Sie hob plötzlich ihre Hände und begann einen Spruch zu murmeln. Boromir handelte geistesgegenwärtig und stieß sie unsanft aus dem Weg. Dabei riß er ihr versehentlich ein Medaillion vom Hals. Auf einmal verwandelte sich das schöne Mädchen in ein steinaltes, zahnloses Weiblein. Entsetzt sah Norna auf ihre verwelkten Hände. Dann lief sie schreiend in den Wald. Nie wieder wurde sie von einem lebenden Menschen gesehen.

Boromir aber brachte Flammenmähne zurück nach Minas Tirith. Als Faramir sein geliebtes Pferd wieder zurückhatte, freute er sich sehr. Jedoch war Boromir nun gezwungen, ihm alles über die Geschichte mit der Hexe zu erzählen.

Faramir war entsetzt, als er das alles hörte.

„Ich weiß auch nicht, warum ich nicht sofort zurückritt und dich warnte", seufzte Boromir betreten. „Stattdessen wollte ich Vater zur Rede stellen. Aber am Ende zog er mich auf seine Seite."

„Ich bin froh, dass du mir das alles gesagt hast", meinte Faramir nachdenklich. „Trotzdem weiß ich nicht, ob ich dir je wieder vertrauen kann. Es ist gut so, dass ich nun gehe."

§

Am nächsten Morgen nahm Faramir Abschied von seinem Bruder und Vater. Er trug seine lederne Rüstung, jedoch hatte er das Gondorwappen daraus entfernen lassen. Auch sonst deutete auf seiner Kleidung und seinen Waffen nichts mehr auf Gondor hin. Seinen Langbogen hatte er gegen einen kleineren Bogen, wie er im Norden benutzt wurde, eingetauscht.

Denethor und Boromir zeigten sich traurig und reumütig. Doch Faramir hatte mit seiner Familie abgeschlossen.

Gandalf wartete bereits auf Macar. Schließlich stieg Faramir auf Flammenmähne und die Beiden ritten davon.

Boromir stand ganz vorne an der bug-förmigen Mauer des siebten Zirkels und sah den zwei Reitern solange nach, bis sie am Horizont verschwanden.

ENDE