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Winterstille

Ein schwacher Sonnenstrahl bahnt sich seinen Weg durch die scheinbar undurchdringlichen Wolkenmassen. Wie ein winziger Farbfleck auf einer endlosen grauen Fläche wirkt er, wie ein schadenfrohes Lächeln des Schicksals.
Zwar sehe ich sein Licht, sein Leuchten, doch ich fühle seine Wärme nicht. Nur Kälte umgibt mich...
Kälte und Eis...

Seit Ewigkeiten, so scheint es mir, wandern wir nun schon durch diese Einsamkeit. Wahrscheinlich verdammt dazu, bis an das Ende dieser Welt herumzuirren, immerzu auf der Suche nach einem Weg, dem weißen Gefängnis, das doch eigentlich gar keines ist, zu entkommen.
So viele von uns blieben schon auf unserer Wanderung zurück. Starr vor Kälte, der Blick in einem verzweifelten Ruf um Hilfe gebrochen.

Warum nur mussten wir auf die Worte desjenigen hören, dessen Verstand vor Wut und dem Wunsch nach Vergeltung vernebelt war? Mit seinen Reden erweckte er in uns ein Gefühl, das wir noch nie zuvor bemerkten: Das Verlangen nach uneingeschränkter Freiheit!
Und für diese Freiheit waren wir bereit, alles aufzugeben.

Doch zu bald schon mussten wir feststellen, dass wir einen Fehler begangen hatten...

In seinem Wahn befahl Feanor, Alqualonde, die wunderschöne Hafenstadt der Teleri, anzugreifen. Das Volk, das uns stets freundlich gesinnt war, hatte keine Chance. Sie waren kaum bewaffnet...

Ich erinnere mich nur zu gut daran, wie ihre Schreie über die Länder hallten, an all das Blut, das die Erde tränkte. Blut, das dem unseren nur zu sehr ähnelt...
Das Blut unseres eigenen Volkes!
Auch meine Hände wurden damit befleckt und mir scheint, als würde nichts sie jemals wieder reinwaschen können...

Eine einzelne Schneeflocke gleitet langsam zu Boden. Mehr und mehr beginnen ihr zu folgen und bald schon sind wir alle von einem Schleier aus weißen, kalten Flocken umgeben. Ein entferntes Heulen kündet von dem nahenden Sturm.

Doch wir unternehmen nichts dagegen, können nichts tun...
Das einzige, das uns bleibt, ist weiterzuwandern.

Tief in meinem Inneren hoffe ich, dass auch Feanor und seine Söhne leiden.
Mitten in der Nacht verließen sie uns, nahmen alle Schiffe mit sich.
Nun sind sie längst in den Ländern jenseits des großen Meeres, denn wir sahen den Schein des Feuers, als sie die Schiffe verbrannten.

Verraten von dem, der uns in die Verbannung führte...

Mit einem Mal bricht der Sturm los. Wild peitscht er den Schnee auf, so dass er eine schier undurchdringliche Wand bildet.
Ich verliere die anderen aus den Augen, doch ich kann nicht stehen bleiben, um mich nach ihnen umzusehen. Ich muss weitergehen, weitergehen und hoffen, dass sie ihre Richtung nicht ändern...

Langsam legt sich das Unwetter. Ein Sonnenstrahl bricht durch die Wolken, beleuchtet die Umgebung. Nichts als Schnee umgibt mich.
Weißer Schnee... Und diese Stille...

Als ich mich umsehe, kann ich niemanden entdecken.
Ich bin alleine...