Spoiler: die Geschichte passiert Mitte der 2.Staffel, bevor Angel zu Angelus geworden ist.
Inhalt: In Sunnydale taucht jemand auf, der Buffy eine andere Perspektive vermittelt.
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Buffy , Giles , Gabriel
Disclaimer: I do not own the characters in this story, nor do I own any rights to the television show "Buffy the Vampire Slayer", "Highlander", "Cats'Eye" or to the RPG "Vampire: the Masquerade".
"Buffy the Vampire Slayer" was created by Joss Whedon and belongs to him, Mutant Enemy, Sandollar Television, Kuzui Enterprises, 20th Century Fox Television and the UPN Television Network.
"Highlander" was created by Gregory Whiden and belongs to him, Davis/Panzer Production Inc., Gaumont Television and Rysher Entertainment.
"Cat's Eye" was created by Tsukasa Houjou and belongs to him.
"Vampire the Masquerade" was created by Mark Rein-Hagen and belongs to him and to White Wolf Inc.
The Characters Gabriel and Sul Kiem were created by the Author and belong to him.
Kommentar: Ich habe diese Story aus mehreren Gründen geschrieben : Erstens wollte ich eine Crossover zu den "Highlander"- und "World of Darkness"- Universen schreiben, die beide unheimlich intensiv und großartig durchdacht sind und sich mit ein paar geringfügigen Änderungen fantastisch ergänzen. Zweitens wollte ich in dieser Fanfic auch eine gewisse Entwicklung bei Buffy und Giles fördern, die meiner Meinung nach in der Serie nicht ganz so gut rüberkommt, wie ich es mir wünschen würde.
Ich hoffe, ihr habt, trotz meines manchmal weitschweifigen und altmodischen Stils, Spaß an der Geschichte und da es meine Erste ist, ist Feedback sehr erwünscht.
Danksagung: Ich danke ganz besonders meinem Bruder für die (oft) sehr konstruktive Kritik und meinen Betareaderinnen Corinna und Fabienne.
1. Die Begegnung
In Erwartung dessen, was unausweichlich auf sie zukam, schloß sie die Augen. Sie wartete auf den Stoß, der ihr den Tod bringen sollte. Es war ihr bewußt gewesen, worauf sie sich einließ, als sie vor ein paar Stunden ihren kleinen Rucksack mir verschiedenen Utensilien zur Vampirvernichtung gepackt hatte. Ach, Quatsch! Sie hatte es schon von dem Moment an gewußt, in dem sie sich vor einem Jahr dazu entschlossen hatte, Buffy bei ihren nächtlichen Streifzügen zu begleiten.
Aber dennoch war sie jetzt überrascht, und als sie der Vampir zu Boden geworfen hatte, war sie vor Angst erstarrt.
Plötzlich merkte sie, daß sie immer noch dachte.
"Und wenn ich denken kann, dann bin ich immer noch am Leben!" schoß es ihr durch den Kopf und ihre Augen flogen auf, um gerade noch rechtzeitig zu beobachten, wie ihre Freundin dem Unhold einen Pfahl ins Herz rammte. Sie musste fast lachen, als sie den verdutzten Gesichtsausdruck des Dämons sah, kurz bevor er zu Staub zerfiel.
"Alles in Ordnung?" fragte Buffy besorgt und reichte ihr eine helfende Hand.
"Alles klar." gab Willow Rosenberg etwas zittrig zurück, während sie sich aufrappelte und so gut es ging die nasse Erde von ihrer Kleidung zu klopfen begann.
"Du solltest für heute Schluss machen und nach Hause gehen. Den Rest schaff ich schon."
"Das war aber sehr diplomatisch, Buffy ." dachte Willow bitter, denn sie hatte die eigentliche Botschaft sehr wohl verstanden: "Geh nach Hause, Kleine. Du bist mir nur im Weg!"
Aber das rothaarige Mädchen schluckte sämtliche Einwände hinunter und nickte leicht mit dem Kopf.
"Ok . Wenn du meinst, daß du damit auch alleine fertig wirst, dann werd ich mich schon mal auf den Weg machen." sagte Willow und zwang dabei ein Lächeln auf ihre Lippen.
"Ist auch wirklich alles in Ordnung, Willow ?" fragte Buffy noch einmal besorgt nach.
"Ja, ja. Ich hab für morgen noch einiges zu tun und ich sollte mich mal wieder richtig ausschlafen. Wir haben ja nicht alle deine Ausdauer." winkte Willow ab und machte kehrt, um nach Hause zu laufen.
Sie merkte nicht mehr, wie Buffy hinter ihrem Rücken eine besorgte Miene zog und dabei ihren Kopf schief legte.
"Was habe ich denn jetzt schon wieder gesagt?" schien auf ihrer Stirn zu stehen. Aber sie zuckte nur kurz mit den Schultern und machte sich wieder auf, um ihre nächtliche Arbeit zu beenden.
"Brauchen sie mich überhaupt noch? Bin ich eigentlich überhaupt noch zu irgendwas nutze? Buffy erledigt die Arbeit hier draußen, während Giles die Recherchen übernimmt. Ich werde nur noch ab und an hinzu gezogen, wenn mal was im Internet gesucht werden muß. Ich frag mich, ob ich nicht aussteigen sollte. Ich habe auch ohne diesen ganzen Schlammassel genug zu tun."
Willow achtete gar nicht mehr auf ihre Schritte. Sie ließ ihre Füße einfach dorthin laufen, wohin sie gerade wollten und zermarterte sich in der Zwischenzeit das Gehirn mit einer Flut unbeantworteter Fragen.
In den letzten Wochen hatten sie die anderen Mitglieder der Gruppe zunehmend zurückgestellt, Buffy allen voran. Alle nahmen sie in Schutz und behandelten sie fast schon wie ein Kind. Außerdem hatte sie morgen eine schwierige Prüfung in Mathematik. Sie hatte kaum noch Zeit, sich eines ihrer früheren Hobbys zu widmen und langsam überkam sie die Gewissheit , daß sie nichts mehr zur Gruppe beitragen konnte.
"Außerdem hatte ich heute Abend eine fürchterliche Angst." meldete sich in ihrem Inneren eine kleine Stimme, die sie nicht ignorieren konnte, auch wenn sie es noch so sehr versuchte.
Plötzlich bemerkte Willow die Tränen in ihren Augen und sie blieb schluchzend stehen, während ihre Hände ihr Gesicht bedeckten und versuchten die Laute zu ersticken, die sich aus ihrer Brust einen Weg nach draußen bahnten.
Sie wollte ihre Freunde nicht verlassen, aber wie sollte sie auch bei ihnen bleiben, wenn sie sowieso nur im Weg stand?
Sie ließ den Rucksack fallen und setzte sich auf den Boden, den Rücken an einem Baum lehnend. Sie schlang die Arme um ihre Knie und kauerte sich zusammen. Sie weinte leise vor sich hin und suchte verzweifelt nach einer Antwort auf ihre Fragen. Und plötzlich hörte sie etwas in der kalten Nachtluft, wie es kaum merklich an ihr Ohr drang: Sie hörte das Geklirre von Metall auf Metall, wie es rhythmisch durch die Dunkelheit hallte.
Sie hob ihr tränenverschmiertes Gesicht und hielt den Atem an, um sicher zu gehen, daß sie es sich nicht nur eingebildet hatte. Eine Sekunde nachdem sie schon dachte, es sei nichts weiter als ihre Fantasie gewesen, hörte sie es wieder leise durch die Luft schwingen, diesmal allerdings schneller und eindringlicher.
Willow zögerte nur einen Augenblick, bevor sie sich ihren Rucksack schnappte und im Laufschritt dem Geräusch nachging. Ein paar Minuten später hatte sie die Quelle schon gefunden: sie schlich sich langsam an die kleine Lichtung, von der die metallischen Klänge kamen und schob einen Ast beiseite, um zu sehen, was sich da abspielte.
Auf der Lichtung befanden sich zwei Männer, die gegeneinander fochten. Der Größere von Beiden hatte einen langen Mantel an, und hatte einen langen Mantel an, der sich im Takt zu seinen Bewegungen um seinen Körper wand. Er führte ein japanisches Schwert, während sein Gegner eine Art Breitschwert schwang.
Willow hatte mehrmals gesehen, wie Buffy gegen ein paar Dämonen ein Schwert eingesetzt hatte und auch beim Training mit Giles hatte sie manchmal zusehen dürfen. Aber was sie jetzt sah, war vollkommen anders, als alles was sie bisher erlebt hatte. Die beiden Männer waren eins mit ihren Waffen und obwohl ihre Bewegungen geschmeidig und gekonnt auf Willow wirkten, fehlte die bei Buffy übliche Akrobatik vollkommen.
Plötzlich machte der Kleinere einen Ausfall und bevor er sich wieder fangen konnte, drehte sich sein Gegner ein und rammte ihm die Klinge in die linke Seite. Dieser wich einen Schritt zurück, während der Andere ihm folgte. Der Verwundete schleppte sich ein paar Schritte nach hinten, bevor er stolperte und auf die Knie fiel. Der Mantelträger holte rasch aus und schlug ihm das Schwert aus der Hand.
"Ich habe an dir kein Interesse. Wenn du mir schwörst aus der Stadt zu verschwinden, lasse ich dich am Leben." sagte der Sieger mit emotionsloser Stimme, während er seinem Gegner die Klinge an den Hals legte. Dieser nickte nur resigniert und ließ seine Schultern sinken. Aber als der Größere sein Schwert wieder weg nahm und sich vom Verletzten abwenden wollte, zückte dieser ein Messer und stieß es seinem Widersacher zwischen die Rippen.
Der Mantelträger zuckte nur einen Augenblick zusammen und entließ einen kurzen schnell unterdrückten Laut in die Nacht. Dann verzerrte sich sein Gesicht zu einer Maske des Zorns und der Schrei des Angreifers wurde abrupt unterbrochen, als das japanische Schwert durch die Nacht blitzte und ihn enthauptete.
Willows Hand zuckte zu ihrem Mund, um den Schrei zu ersticken, der sich fast aus ihrer Kehle gelöst hätte. Sie beobachtete entsetzt, wie sich der Mann von dem toten Körper entfernte und nach dem Messer griff, das noch immer in seiner Brust steckte. Mit einem Ruck zog er es heraus und ließ es auf den Boden fallen. Dann wankte er noch ein paar Schritte vorwärts und brach, dort wo er stand, zusammen.
Willow blieb eine Weile vollkommen still sitzen. Ihr trommelnder Herzschlag erschien ihr viel zu laut und sie wagte es kaum zu atmen. Sie hatte schon viele grausame Dingen mitangesehen und war auch schon mal in der einen oder anderen schleimigen Dämonengrube gefangen gewesen, aber das hier war sinnlos. Wieso hatten sich diese beiden Menschen umgebracht? Es ergab keinen Sinn.
Plötzlich wurde ihr in die Leere starrender Blick von einem hellen Blitz eingefangen und sie blinzelte kurz mit den Augen. Dann sah sie wieder auf die Lichtung und dachte sie hätte fantasiert, aber gleich darauf zuckte ein weiterer Blitz von dem enthaupteten Körper in den Anderen. Dann hörte sie von weit her ein Donnern und gleich darauf explodierte auf der Lichtung ein wahrer Blitzsturm. Wie ein gleißender Hagel verbrannten die elektrischen Entladungen die Erde und umgaben den Körper des größeren Kämpfers. Ein schimmernder Nebel legte sich auf das Gra s und die Leiche wurde wie von Geisterhand fast einen Meter in die Luft gehoben. Dann brach das Gewitter plötzlich ab und der Körper sank sanft wieder zu Boden. So plötzlich wie es angefangen hatte, war es auch verschwunden und die Lichtung lag friedlich da, ganz so als sei nichts geschehen.
Wieder konnte sich Willow ein paar Herzschläge lang nicht rühren, aber diesmal vor Erstaunen und nicht vor Angst. Sie wollte sich gerade aufrappeln, um nachzusehen, was passiert war, als der große Kämpfer plötzlich zuckte und sein Körper sich im nächsten Moment verkrampfte. Er kam hustend zum Sitzen und streckte seine verletzte Brust ein paar Mal, bevor er aufstand und sich daran machte den Körper des Toten auf seinen Rücken zu hieven und zum Friedhof zu tragen.
Willow war vollkommen baff und starrte minutenlang nur auf das verbrannte Gras.
"Er war kein Vampir. Er war ein Mensch. Aber wie kann er dann einfach so wieder aufstehen, nachdem er ein Messer in die Brust bekommen hat? Und was zu Teufel war dieses Gewitter?" Ihre Gedanken rasten und wirbelten in ihrem Kopf herum.
"Das muss ich den Anderen erzählen." dachte sie, aber im nächsten Moment kam ihr eine andere Idee:
"Nein! Das mache ich alleine." beschloss sie.
Sie zog die Riemen ihres Rucksacks ein wenig fester und stand auf, um sich auf den Weg nach Hause zu machen. In der Zwischenzeit überlegte sie sich ein paar Möglichkeiten, wie sie sich Informationen beschaffen wollte. Zur Hölle mit der morgigen Prüfung. Den Stoff kannte sie sowieso auswendig.
Heute Abend würde Willow Rosenberg auf Dämonenjagd gehen.
Gabriel fühlte sich an diesem Tag nicht besonders gut, war doch der gestrige Abend ein wenig bewegter als sonst gewesen. Er schüttelte seinen Kopf, um ihn nach dieser furchtbaren Stunde in englischer Literatur wieder klar zu bekommen.
"Großartig!" dachte er sich.
"Jetzt werde ich nicht nur von meinen eigenen Angelegenheiten auf Trab gehalten, jetzt will mir auch noch ein Lehrer an den Kragen, der Shakespeare zu einer absoluten Schnarchnummer macht. So wie der das darstellt, ist ja das Telefonbuch noch interessanter. Die wissen doch nicht mehr, was wahre Literatur ist." murmelte er vor sich hin, während er durch die Gänge zu seinem Spind lief.
Er wollte gerade um die Ecke, als jemand mit einem lauten "Uff!" in ihn reinlief.
Er konnte sich sofort wieder fangen. Genau genommen wurde er von dem Zusammenstoss keinen Millimeter bewegt, aber der Andere wurde heftig zurückgeworfen. Er reagierte sofort, indem er seine Arme vor seiner Brust schloß, das ‚Unfallopfer' auffing und zu sich zog. Erleichtert atmete er einmal kurz ein, bevor er nach unten auf seinen Fang sah.
Das Erste was er sah, war ein feuerroter Haarschopf, der zurück geworfen wurde, während darunter eine zuckersüße Stimme versuchte, sich zu entschuldigen. Das Gesicht, das unter den Haaren zum Vorschein kam, sah aus wie Porzellan und wurde von zwei wunderschönen, kugelrunden Augen beherrscht, an denen man jedoch deutlich den fehlenden Schlaf der letzten Nacht erkennen konnte.
"Nein. Ich muss mich bei dir entschuldigen, glaub ich. Ich hab nicht aufgepasst. Sorry !" lächelte er beschwichtigend, während er das Mädchen an den Schultern auf Armeslänge von sich schob.
"Mein Name ist Gabriel. Ich bin hier neu und muss mich noch eingewöhnen." sagte er und streckte ihr seine Hand entgegen, die jedoch nur zögerlich entgegen genommen wurde. Das Mädchen war sichtlich um eine Antwort verlegen und hielt für ein paar Sekunden die Luft an, bevor sie sich zusammen nahm und stammelte:
"Danke... Danke, daß du mich aufgefangen hast... aber ich muss jetzt dringend weg. Vielleicht sehen wir uns ja später."
Und während sie ihre Hand seiner entzog, sah Gabriel in ihren Augen den ängstlichen Blick der Wiedererkennung, den die Menschen gegenüber seiner Art immer aufsetzten. Er verlor unwillentlich seinen freundlichen Gesichtsausdruck und während sich das Mädchen durch die Menge drängte, folgte sein durchdringender Blick ihrer Spur. Als sie verschwunden war, verloren sich seine Augen im Nichts und er dachte einen Moment nach.
Die Furcht war klar in ihrem Blick zu erkennen gewesen. Aber es war nicht die Angst vor etwas Begreifbarem, das man rationalisieren konnte, sondern vor dem Ungewissen und Geheimnisvollen von dem man noch nicht akzeptiert hatte, das es existierte. Gabriel kannte diese Reaktion bei Menschen sehr gut. Ihm war es eine Zeit lang genau so ergangen.
"Aber woher weiß es dieses Mädchen?" fragte er sich angestrengt, denn seines Wissens nach war er der Einzige hier in der Stadt.
"Außerdem war dieses Mädchen zwar ängstlich, aber dafür erstaunlich gefasst... obwohl sie eine miserable Lügnerin ist." dachte er weiter.
"Sie muss also mindesten schon ein paar Mal mit der anderen Seite in Kontakt gekommen sein. Ich muss herausfinden, was sie weiß und was sie zu wissen glaubt." beschloss er und machte sich auf, ihr nachzugehen, kam aber nur ein paar Schritte weit, bevor er es plötzlich fühlte.
Er blieb ruckartig stehen und richtete sich zu seiner vollen Statur auf, während er sarkastisch dachte:
"Soviel zum Einzigen in der Stadt."
Aber dann spürte er etwas vertrautes und ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus.
"Hallo, Schatz."
Während er sich umdrehte verzog sich sein Lächeln zu einem spitzbübischem Grinsen. Die kleine Frau, die nun vor ihm stand, war eindeutig asiatischen Uhrsprungs, obwohl die Züge ihres Kinns und ihrer Nase ihr gemischtes Blut verrieten. Ihre juwelenartigen Augen glänzten im gebrochenen Sonnenlicht und ließen Gabriels Herz wieder höher schlagen. Sie trug helle Jeans und ein gestreifter Pullover lugte unter ihrer Lederjacke hervor. An ihrer linken Hand baumelte ein Motorradhelm herunter. Sie hatte den Kopf schief gelegt und ihr elfengleiches Gesicht zeigte dieses bezaubernde Lächeln, daß Gabriel so sehr liebte.
"Hab ich dir gefehlt?"
Gabriels Grinsen verschwand und er setzte eine nachdenkliche Miene auf.
"Nach fünf Jahren und einem missglückten Treffen in Pisa? Lass mich überlegen... Ja, verdammt noch mal!" erwiderte er enthusiastisch und breitete seine Arme aus, während ein Lachen sein ganzes Gesicht erhellte.
Sie ließ nicht lange auf sich warten, rannte auf ihn zu und warf sich um seinen Hals. Seine starken Arme umfassten sie zärtlich und hielten sie fast einen halben Meter über dem Boden, während sie sich lange und leidenschaftlich küssten. Als sich ihre Lippen wieder trennten und er sie sanft zu Boden ließ, leuchteten ihre Augen so hell und strahlend, daß er nicht mehr die geringsten Zweifel daran hatte, wieso er fünf Jahre lang auf sie gewartet hatte.
"Ich bin froh dich wieder zu haben, Love. Ich hab mir schon langsam Sorgen gemacht. Du schreibst nicht, du rufst nicht an?"
"Och. Hast du nicht meine Postkarte aus Ungarn gekriegt?" sagte sie empört und schlug ihm in gespielten Ärger die offene Hand vor die Brust.
"Klar." erwiderte er mit hochgezogenen Brauen. "Aber das war vor sechs Monaten."
"Logisch, ich hab sie auch vor neun los geschickt."
"Es lebe die Post." kam die trockene Erwiderung, während Loves Lippen sich zu einem Grinsen kräuselten.
Gabriel lächelte sie warm an und beugte sich zu ihr herunter, um sie erneut zu küssen. Als sie die erstaunten Gesichter um sich herum bemerkten, grinste Gabriel seine Frau nur an.
"Was ist los, Leute?" fragte er spöttisch. "Noch nie ein verliebtes Paar gesehen?"
Dann legte er einen Arm um ihre Schultern, schlenderte los und ließ die Menge noch verdutzter zurück.
"Wie geht es Hitomi und Toshi ? Ich hab sie schon lange nicht mehr gesehen."
"Sie haben ihr drittes Kind ‚Gabriel' genannt." kicherte sie und erwartete seine Reaktion. Er sah mit erstauntem Gesichtsausdruck zu ihr herab und sein Kinn fiel leicht nach unten.
"Du nimmst mich auf den Arm, oder?"
"Nein." lächelte sie ihn an und legte dabei ihre zierliche Hand auf seine Brust. "Ich gratuliere dir. Ein stolzes, drei und ein Viertel Kilo schweres Bündel Freude trägt deinen Namen." Gabriel lächelte und schüttelte den Kopf.
"Und die Mädchen? Yukiko muß ja schon groß geworden sein."
"Ja. Sie geht schon in die fünfte Klasse und die kleine Mara wird bald in die Vorschule kommen."
"Da wird sich Toshi aber besonders freuen, jetzt, wo er in seiner Ecke etwas Verstärkung bekommt."
Als seine Frau ihn fragend ansah, erläuterte Gabriel:
"Na ja, drei gegen einen und Hitomi zählt ja schon fast für zwei. Da sehe ich nur wenig Chancen, sich irgendwelchen Shoppingausflügen zu entziehen."
Love kicherte vergnügt in die Seite ihres Mannes und als sie ihr Gesicht endlich wieder aus den Falten seines Hemdes nahm, schüttelte sie nur grinsend den Kopf.
"Toshi ist jetzt Chef des Departments. Er hat den aktiven Dienst aufgegeben. Hitomi ist darüber sehr froh."
"Das kann ich mir denken." Jetzt machte Gabriel ein kurze Pause, hielt seine Schritte an und das Lachen verschwand in Erwartung der unausweichlichen Frage aus ihren Gesichtern.
"Und wie geht es Nami?"
"Ich hab sie noch nicht gefunden." gestand Love ihrem Mann mit tiefer Trauer in ihrer Stimme, woraufhin er nur verständnisvoll nickte und sie damit aufforderte weiter zu reden.
"Das letzte was ich von ihr gehört habe ist, daß sie der Justicar ihres Clans für die Vereinigten Staaten geworden ist."
"Das tut mir leid, Schatz." sagte Gabriel sanft und bettete ihren Kopf an seine Schulter, während er ihre Haare leicht mit seinen Lippen berührte.
"Ich weiß, daß man an die Justicare kaum rankommt."
"Macht nichts." sagte seine Frau mit fester Stimme und lächelte ihn an. "Ich finde sie schon. Ganz sicher."
"Ganz sicher." wiederholte er leise und strich ihr dabei kaum merklich mit dem Daumen das Kinn entlang und hielt es dann fest.
"Wie lange bleibst du?" fragte er abrupt und wischte damit das Thema aus der Luft.
"Nur einen Tag. Ich muss noch nach Chicago, denn ein gewisser Willhelm Schreck hat mir eine Nachricht zukommen lassen, er habe sie dort gesehen." sagte sie, während sich die Beiden wieder in Bewegung setzten.
"Das ist gut." nickte Gabriel energisch. "Willhelm ist vertrauenswürdig und kann dir sehr weiterhelfen, wenn du es lange genug bei ihm aushältst."
"Nosferatu ?" fragte Love mit vor Ekel verzerrtem Gesicht.
"Ja, Schatz. Aber du darfst vor ihnen keine Angst haben. Sie sind sehr nett, wenn du sie näher kennen lernst."
Love zog eine Grimasse und sah ihren Mann schräg an.
"Lass den Quatsch. Ich meine es ernst. Mit einigen von diesen Kerlen bin ich schon sehr lange befreundet."
"Na gut, na gut. Ich werd ihm eine Chance geben."
Inzwischen waren sie auf dem Parkplatz vor der Schule angekommen und Love führte ihren Mann zu ihrem Motorrad. Gabriel fasste in seine Hosentasche und zog einen Schlüssel heraus.
"Du kommst nicht mit?" fragte Love erstaunt.
"Ich habe nur kurz was zu regeln, Schatz. Ich komme in spätestens zwei Stunden nach. Ok?"
Die kleine Frau zog kurz einen Schmollmund und knuffte ihren Mann dann lächelnd in den Arm.
"Komm aber nicht zu spät, hörst du? Ich mach uns für heute Abend ein Katzenauge Spezial."
"Damit hast du mich schon immer nach Hause locken können." lächelte er sie an und küsste sie noch kurz, bevor sie ihren Helm aufsetzte.
"Ich beeil mich. Ich verspreche es."
Beide nickten, sie schloss ihren Helm und fuhr gleich darauf los. Gabriel sah ihr noch nach, bis sie abbog und von der Straße verschwand.
Dann rückte er seinen Rucksack zurecht und wandte sich wieder zur Schule.
"Na gut." dachte er entschlossen. "Dann wollen wir doch mal rausfinden, was du so alles weißt, mein kleiner Rotschopf."
