Spoiler: die Geschichte passiert Mitte der 2.Staffel, bevor Angel zu Angelus geworden ist.
Inhalt: In Sunnydale taucht jemand auf, der Buffy eine andere Perspektive vermittelt.
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Buffy , Giles , Gabriel
Disclaimer: I do not own the characters in this story, nor do I own any rights to the television show "Buffy the Vampire Slayer", "Highlander", "Cats'Eye" or to the RPG "Vampire: the Masquerade".
"Buffy the Vampire Slayer" was created by Joss Whedon and belongs to him, Mutant Enemy, Sandollar Television, Kuzui Enterprises, 20th Century Fox Television and the UPN Television Network.
"Highlander" was created by Gregory Whiden and belongs to him, Davis/Panzer Production Inc., Gaumont Television and Rysher Entertainment.
"Cat's Eye" was created by Tsukasa Houjou and belongs to him.
"Vampire the Masquerade" was created by Mark Rein-Hagen and belongs to him and to White Wolf Inc.
The Characters Gabriel and Sul Kiem were created by the Author and belong to him.
Kommentar: Ich habe diese Story aus mehreren Gründen geschrieben : Erstens wollte ich eine Crossover zu den "Highlander"- und "World of Darkness"- Universen schreiben, die beide unheimlich intensiv und großartig durchdacht sind und sich mit ein paar geringfügigen Änderungen fantastisch ergänzen. Zweitens wollte ich in dieser Fanfic auch eine gewisse Entwicklung bei Buffy und Giles fördern, die meiner Meinung nach in der Serie nicht ganz so gut rüberkommt, wie ich es mir wünschen würde.
Ich hoffe, ihr habt, trotz meines manchmal weitschweifigen und altmodischen Stils, Spaß an der Geschichte und da es meine Erste ist, ist Feedback sehr erwünscht.
Danksagung: Ich danke ganz besonders meinem Bruder für die (oft) sehr konstruktive Kritik und meinen Betareaderinnen Corinna und Fabienne.
3. Über Unsterbliche
Buffy sah sich um, aber sie konnte niemanden sehen.
"Ich kann das einfach nicht, Gabriel." gab sie entnervt auf.
"Du kannst sie doch spüren, wenn sie kommen, oder? Du bemerkst auch an deiner Umgebung, daß etwas nicht stimmt. Vampire sind Wesenheiten des Todes und sie verändern ihre Umgebung. Und diese Veränderungen kann man wahrnehmen." erklärte Gabriel.
"Ja, ja. Das weiß ich alles schon, Gabe. Aber die Richtung zu bestimmen, aus der sie kommen ist unmöglich."
"Nein, ist es nicht. Es ist wie bei einem Geruch. Er umgibt dich von allen Seiten, aber wenn du dich deinem uhreigensten Instinkt hingibst, kannst du erkennen, woher er kommt." ermutigte Gabriel sie wieder.
"Außerdem: Sogar Spider-Man hat erst rausfinden müssen, wie das mit seinem Spinnen-Sinn funktioniert hat, oder?" grinste der Unsterbliche und genoss Buffys verwirrten Gesichtsausdruck.
"Was?" fragte er dann schulterzuckend. "Glaubst du ich wäre vollkommen weltfremd, nur weil ich ein wenig älter bin als die meisten Anderen?"
"Ein wenig?" schoß Buffy zurück und sah Gabriel mit hochgezogenen Augenbrauen an, aber dem breiten Grinsen des Unsterblichen konnte sie nicht lange standhalten und so musste sie sich nach einigen Augenblicken kichernd wieder abwenden.
Dann fühlte sie Gabriels Hand auf ihrer Schulter und merkte wie sie langsam, aber bestimmt umgedreht wurde. Ihr Blick wurde sogleich von dem seinen eingefangen und von dem sanften Leuchten bezaubert, das tief aus seiner alten Seele zu kommen schien .. Buffy fühlte sich in der Anwesenheit des großen Unsterblichen sicherer als irgendwo sonst. Er strahlte in jeglicher Situation eine Ruhe aus, die ihr das Gefühl gab, daß ihn absolut nichts gefährden oder gar verletzen könnte. Der Einzige, der ihr ebenfalls dieses Gefühl vermittelte war Angel, obwohl Gabriel vielleicht noch eine Stufe weiter war, denn er war immerhin fast fünf mal so alt wie der Vampir.
Während des Trainings war der Unsterbliche sehr fordernd und fast unbarmherzig, aber er hatte ihr in den letzten vier Wochen so viel beigebracht, wie sie in den vergangenen zwei Jahren nicht gelernt hatte.
Jetzt versuchte er ihr beizubringen ihren angeborenen Sinn für Vampire gezielt einzusetzen. Sie hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht kleine Duftbehälter und leise piepsende Tamagotchi-Eier , die Gabriel in der ganzen Bibliothek versteckt hatte, anhand ihres Geruchs und ihres Gehörs aufzuspüren. Sie hatte sich nach dieser Übung vollkommen zerschlagen gefühlt, aber diesmal hatte Gabriel darauf bestanden mit ihr auf Patrouille zu gehen. Er hatte ihr gesagt, sie solle sich nur auf das Finden der Gegner konzentrieren. Er würde den Rest dann schon machen.
Das Resultat war verblüffend gewesen: Sie hatten an nur einem Abend gleich drei Blutsauger zur Strecke gebracht. Beim Ersten war Buffy überrascht worden, da sie sich so auf die Übung konzentriert hatte, aber Gabriel war wie ein Geist hinter dem Blutsauger aufgetaucht und hatte die Sache mit einem einzigen, sauberen Streich beendet. Er hielt nichts von Holzpflöcken, da er meinte, sie hätten nicht die nötige Reichweite, um effektiv damit zu kämpfen und Buffy hatte erstaunt zugesehen, wie die nächsten beiden Blutsauger fast gleichzeitig mit abgetrennten Kopf endeten, obwohl sie gute sechs Meter auseinander standen.
Der Unsterbliche hatte eine unglaubliche Kontrolle über seine Waffe, die mit seinem Arm zu verschmelzen schien, wenn er kämpfte. Dennoch weigerte er sich ihr darin Unterricht zu erteilen und ließ sie statt dessen eigenartige Konzentrations- und Atemübungen machen.
"Also machen wir weiter." sagte Gabriel nach einer kurzen Pause und ging voraus. Buffy heftete sich an seine Fersen und holte ihn nach wenigen Schritten wieder ein. Sie sah an dem großen Mann hoch, der sein Schwert, ein wunderbares altes Katana aus Japan, über die rechte Schulter gelegt hatte und lässig über den Friedhof spazierte. Sie holte ein paar Mal Luft, um etwas zu sagen, konnte sich aber nicht überwinden und gab es schließlich auf.
Ihr ging momentan sehr viel im Kopf herum, weswegen sie sich auch nicht so richtig konzentrieren konnte. Das hatte auch Gabe bemerkt, aber er schien sich daran nicht zu stören und ließ sie weiter machen, ohne sie zur Ordnung zu rufen, oder ihr zu sagen, sich zu konzentrieren. Er machte das immer so: Er sagte einem nur das Nötigste und zeigte es einem ein paar Mal. Aber dann war man auf sich alleine gestellt und musste selbst ausklügeln, wie man was am besten tat. Dennoch schien das Training seine Früchte zu tragen, denn Buffy hatte jetzt bereits eine sehr viel höhere Erfolgsquote vorzuweisen als noch vor ein paar Monaten.
Aber was ihr im Kopf herumspukte war nicht das Training, nicht die Jagd, ja noch nicht ein mal Angel, obwohl sie das natürlich bevorzugt hätte. Erschrocken musste sie sich eingestehen, daß sie in letzter Zeit sehr viel an Giles hatte denken müssen.
Der Bibliothekar hatte sich verändert. Seine Einstellung ihr gegenüber hatte sich verändert. Buffy hatte jetzt das Gefühl nicht mehr nur eine Prophezeiung für ihn zu sein, sondern auch als Mensch von ihm wahrgenommen zu werden. Vor ein paar Wochen hatte Giles sie zu Hause aufgesucht und hatte ihr ein Armband zurückgebracht, das sie liegen gelassen hatte. Dann hatten sie sich in die Küche gesetzt und hatten angefangen über dies und jenes zu reden: die Schule, ihre Freunde und sogar einen Moment über Angel, obwohl sie immer gedacht hatte, daß Thema sei Giles unangenehm.
Und plötzlich hatte sie für einen kurzen Augenblick das Gefühl gehabt, mit ihrem Vater zu reden.
Sie hatte den Gedanken zwar sofort wieder verworfen, aber sie musste zugeben, daß es sich gut angefühlt hatte, mal so mit jemandem zu reden. Sie schloss einen Moment die Augen, um sich an dieses Gefühl zu erinnern und atmete dabei die frische Nachtluft mit vollen Lugen ein.
Plötzlich mischte sich in dieses Gefühl etwas unangenehmes, daß schnell die Überhand gewann und sie zwang, Giles zu vergessen. Ihre Augen flogen auf und sie bewegte sich, wie von einem unsichtbaren Faden gezogen, zu einer nahe gelegenen Gruft. Sie konnte diese Präsenz regelrecht in der unheilsschwangeren Luft schmecken und der Gestank des Todes drang fast schmerzlich in ihre Nase. Ihre Sicht schien sich derart zu erweitern, daß sie das Gefühl hatte, in einem Winkel von 360° um sich herum alles im Blick zu haben und plötzlich klang auch das Zirpen einer Grille für sie wie Donnerhall.
Dann spürte sie es. Sie sah und hörte nichts, aber die Gefahr erschien ihr so deutlich wie ein Lichtstrahl in der Nacht und bevor ihr Gegner noch richtig sein Ziel erfasst hatte, griff die Jägerin an. Sie schnellte herum und ihr dünner Holzpflock verließ ihre Hand, zielsicher seinen Weg in die Brust des Angreifers suchend. Das Nächste was sie sah, war der Staub, der zu ihren Füßen rieselte.
Überrascht und verunsichert stand sie einen Moment da, bevor sie plötzlich merkte, daß ihr Begleiter sie verlassen hatte. Sie sah sich nach Gabriel um und fand ihn schließlich ungefähr dreißig Meter entfernt auf einem Baum sitzend. Er saß nur da und nickte amüsiert und zufrieden mit dem Kopf, bevor er ein paar mal in die Hände klatschte, um ihr zu applaudieren.
Dieses Geräusch hörte sich für Buffy an wie Schüsse, und ihre Nase vernahm den schweren Geruch der Lederjacke, die der Unsterbliche trug. Als Gabe vom Baum runtersprang, fühlte sie die Erschütterung im Boden und hörte, wie sich das Gras unter seinen Sohlen bog. Sie hatte plötzlich das Gefühl die ganze Welt vollkommen zu verstehen und ihr Verstand sog regelrecht alles in sich auf, was ihre Sinne ihm lieferten. Es war fast so als höre sie eine wunderbare Symphonie, in der sie sich verlor und aufging wie eine Blühte im Sonnenlicht.
Aber dann wurde dieses Gefühl abrupt unterbrochen und ihre Sinne zogen sich, ja stürzten fast in sie zurück und ließen sie schwindelig und verwirrt stehen. Sie merkte noch, wie sie fiel, ohne etwas dagegen tun zu können. Aber dann fühlte sie eine starke Hand an ihrer Schulter und ihr Blick traf den des Unsterblichen, der sie aufgefangen hatte. Es dauerte jedoch nur wenige Sekunden, bevor sie sich wieder erholt hatte und wieder fest auf der Erde stand.
"Was war dass denn?" fragte sie verwirrt und schüttelte dabei ein wenig ihren noch immer schwindelnden Kopf.
"Ihr Jägerinnen habt einen besonderen Sinn für Vampire geerbt, der euch vor drohender Gefahr warnt. Es ist mitunter die wichtigste Waffe, die ihr habt. Ich habe dich nur daran erinnert, wie sie zu gebrauchen ist."
"Mir war so als währe ich auf irgendwelchen Drogen, oder so." sagte Buffy, während sie ein paar Mal tief durchatmete, um den Kopf frei zu bekommen.
"Alle meine Sinne waren plötzlich so scharf wie noch nie zuvor und alles war ganz klar, so als hätte ich mein Leben lang die Welt durch ein dickes Tuch gesehen. Ich hatte das Gefühl die Würmer in der Erde hören zu können. Und als der Kerl mich angreifen wollte, wusste ich schon im Voraus, woher er kommen würde. Ich hab's richtig gesehen." stammelte sie verwirrt und sah dabei den Unsterblichen mit fast ängstlichen Augen an.
"So etwas nennt man eine Bewußtseinsexplosion." erklärte Gabriel und stützte dabei Buffy ein wenig beim Gehen.
"Es passiert hin und wieder, daß Menschen, die an ihre Belastungsgrenze stoßen, plötzlich ein verborgenes Talent entdecken, das ihnen doch noch ermöglicht, ihre Aufgabe zu Ende zu bringen. Dies kann auf vielfältige Weise passieren: Zum Beispiel eine Mutter, die ein Auto anhebt, um ihr Kind daraus zu befreien. In Spanien gibt es einen Tanz, der Flamenco heißt und der von den Tänzern sehr viel verlangt. Und manchmal steigern sie sich so sehr darin hinein, daß sie das sogenannte Duende erfahren. Dabei versinken sie so sehr im Tanz, daß sie Dinge tun, die Anderen unmöglich erscheinen, die jenseits von allem Erlerntem liegen.
Und du hast eben dein eigenes kleines Duende erlebt." schloß der Unsterbliche lächelnd. Buffy sah stirnrunzelnd zu ihm hoch und erlaubte es sich einen Augenblick lang an ihn gelehnt auszuruhen, während sie ihre Gedanken sammelte.
"Ich glaube nicht, daß dieses Duende so gut ist. Ich meine, ich hab nur einen Vampir zur Strecke gebracht und fühle mich jetzt schon vollkommen fertig." klagte die Jägerin, aber Gabe schüttelte nur den Kopf und lächelte.
"So eine Bewußtseinsexplosion fordert normalerweise Unmengen von Energie, aber ich kann dich beruhigen: So was passiert nur selten. Du wirst mit der Zeit lernen deine Fähigkeiten gezielt und in Maßen einzusetzen. Dann wirst du auch deine Kraft besser einteilen können und nicht mehr so schnell müde werden. Alles braucht..."
"... seine Zeit. Ich weiß, ich weiß." beendete Buffy den Gedanken des Unsterblichen und grinste ihn dann frech an, als sie sich wieder etwas ausgeruhter von ihm abstieß.
"Machen wir für heute Schluß." entschied Gabriel und Buffy war froh darüber, diese Worte genau jetzt zu hören. Sie war vollkommen geschafft und sie wollte sich noch mit Angel treffen, der sie auf einen Kaffee im Bronze eingeladen hatte.
Sie drehten sich gleichzeitig um und machten sich auf, den Friedhof zu verlassen. Aber sie kamen nur zum Parkplatz, als Buffy plötzlich merkte, wie Gabriel ruckartig stehen blieb und sich sein ganzer Körper verspannte, während seine Augen suchend umherschweiften. Er nahm das Schwert von der Schulter und umfaßte den Griff mit beiden Händen, was Buffy keinesfalls beruhigte und sie sah sich kurz um, bevor sie fragte:
"Was ist, Gabe?"
"Es ist jemand hier." gab er in einem einzelnen leisen Atemzug von sich. Buffy wollte schon nachhacken, als ihre Frage von anderer Seite beantwortet wurde.
"Schleichst du jetzt um Gräber, Genueser?" dieser spöttische Satz kam von einem Mann, der gerade hinter einem kleinen Mausoleum hervorkam und sich vor den Beiden auf dem Parkplatz aufbaute.
"Das letzte Mal, als ich dich gesehen hab, hast du deine Zeit damit verschwendet, verwundete Soldaten zu verarzten. Willst du sie jetzt etwa auch noch begraben?"
"Da besteht wohl der Unterschied zwischen uns, Sul Kiem : ich halte es nie für Zeitverschwendung, ein Leben zu retten." gab Gabriel eisig zurück. "Du hingegen genießt es regelrecht es zu beenden."
"Ich verschwende mich nur nicht an niedrigere Wesen, die dankbar sein sollten, dieselbe Luft atmen zu dürfen, wie wir." spuckte er voller Abscheu aus und wedelte dabei mit der Hand, so als wollte er eine lästige Fliege verscheuchen.
Buffy nahm sich kurz Zeit, diesen unfreundlichen Zeitgenossen genauer anzusehen. Er war mindestens so groß wie Gabriel und mit Sicherheit zwei mal so breit. Er trug eine ausgefranste Lederjacke der die Ärmel fehlten und die vor metallenen Stacheln und herabhängenden Ketten geradezu strotze. Sein breites, asiatisch anmutendes Gesicht war bis auf zwei lange, dünne Bartzöpfe glatt rasiert, die von den Seiten seines Mundes weit bis unter sein Kinn hingen. Seine langen Haare waren in seinem Nacken zu einem dicken Knoten zusammengebunden und an seiner Nase hing ein kleiner Ring. In seiner Hand trug er einen großen Säbel, dessen Griff von einer Stachelbesetzten Garde umgeben wurde.
"Anscheinend hast du in letzter Zeit eine Vorliebe für frischere Früchte entwickelt." krächzte er schmierig grinsend mit einem Seitenblick auf Buffy.
"Hey, Attila!" protestierte sie und wollte schon nachsetzten, als Gabriel sie mit fester Stimme unterbrach:
"Halt dich hier raus, Buffy. Das ist was zwischen ihm und mir."
"Ja, Kleine!" bekräftigte Kiems rauhe Stimme. "Aber geh nicht zu weit weg. Denn wenn das vorbei ist, würde ich ungern meine Zeit damit verschwenden, dich erst suchen zu müssen."
"Das könnte dir so passen, du Fossil. Ich sage das nur, weil du Neandertaler sicher aus der Steinzeit stammst." spuckte Buffy dem großen Klotz ins Gesicht.
"Schluß jetzt!" der befehlende Ton, den Gabriel angenommen hatte, ließ keinen Wiederspruch zu.
"Buffy, geh. Und wir Beide bringen daß jetzt endlich zu Ende."
"Klar doch, Kleiner." Mit diesen Worten schleuderte sich Sul Kiem auf Gabriel und innerhalb weniger Augenblicke war ein furioser Kampf zwischen den Beiden ausgebrochen.
Buffy kannte Gabriels fließenden, konzentrierten Stil schon von ihren gemeinsamen Trainingsstunden und sie hatte ihn schon mit einigen Widersachern kämpfen sehen, aber sie hatte noch nie erlebt, daß er so große Schwierigkeiten gehabt hatte, wie gegen diesen anscheinend so schwerfälligen Gegner. Sul Kiem bewegte sich für seine Körpergröße erstaunlich gewandt und er ließ seinen Säbel immer wieder machtvoll gegen Gabriels Verteidigung krachen.
Plötzlich trennten sich die beiden Kämpfer wieder und umkreisten sich langsam einige Sekunden lang. Gabriel beobachtete seinen Gegner aufmerksam und ohne auch nur die geringste Gefühlsregung zu zeigen, während in Kiems Augen klar die Kampfeslust zu erkennen war.
Dann startete Kiem einen ungestümen Angriff, der Gabriel jedoch vollkommen kalt ließ. Er glitt mit einer schnellen Schrittfolge zur Seite und lenkte dabei Kiems Klinge nach Oben, bevor er seinen Oberkörper um fast 180 Grad herumschnellen ließ. Ein schnelles Zucken seines Handgelenks brachte seine Klinge unter der des Säbels hervor und lenkte diesen dann mit einem kurzen, aber energischen Schlag zur Seite ab. Ein kurzer Stoß mit der linken Schulter gegen Kiems Rechte tat dann das Übrige, um den großen Kämpfer aus dem Gleichgewicht zu bringen, so daß er ein paar Schritte weit stolperte, bevor er sich wieder fangen konnte. Aber Gabriel ließ nicht locker, rückte Kiem sofort auf die Pelle und fing an, seinen Gegner mit einer waren Flut von Schlägen zu beharken, die Kiem wegen des höheren Gewichtes seiner Waffe und dem geringen Radius, den er zur Verfügung hatte, nur mühsam abwehren konnte.
Auf einmal unterbrach Gabriel seine Hiebsalve, tauchte unter Kiems ausgestreckten Waffenarm hindurch und zog seine Klinge am Körper seines Gegners entlang. Als er hinter Kiem wieder auftauchte, kehrte er seine Richtung um und schnitt dem großen Kämpfer noch ins Bein. Erstaunt erkannte Buffy, daß Gabriel die ganze Attacke darauf abgezielt hatte, die Verteidigung seines Gegners nach oben zu treiben, um schließlich einen niedrigen Schlag anbringen zu können. Jetzt lief eine rote Linie knapp unterhalb der Jacke an Kiems Bauch entlang und er zog einige humpelnde Schritte sein rechtes Bein nach.
Aber Kiem schüttelte nur kurz seinen Kopf, stampfte mit dem Bein auf und grinste dann Gabriel hinterhältig an.
"Freut mich, daß du seit unserem letzten Treffen was neues gelernt hast, Genueser. Das macht die Sache zwar interessanter, aber es wird dich auch nicht retten können." spottete er. Die erhoffte Wirkung bei Gabriel blieb jedoch aus und Kiem wischte sich noch einmal mit der Hand über den Mund, bevor er wieder zum Angriff überging.
Dieses Mal war sein Vorstoß jedoch kontrollierter und er achtete darauf, stets eine gewisse Distanz zwischen sich und Gabriel zu behalten. Die beiden Kämpfer wechselten einige Hiebe untereinander, wobei sich unter ihnen ein gewisser Rhythmus einstellte, der nur gelegentlich von einem Ausfall oder einer Finte unterbrochen wurde.
Auf einmal bemerkte Buffy, daß etwas nicht stimmte: Obwohl der Kampf jetzt schon seit einigen Minuten dauerte und Gabriel bereits anfing schwer zu atmen, hielt Kiem trotz sichtbarer Anstrengungen seinen Mund krampfhaft geschlossen. Buffy wollte schon aufschreien, um Gabriel zu warnen, aber da war es bereits zu spät.
Mitten in einem Schlagabtausch, in dem Gabriel einen Vorhandschlag auf Hüfthöhe ausführte und Kiem diesen mit nach unten gerichteter Klinge abfing, pustete dieser seinem Gegner plötzlich eine feine, weiße Staubwolke ins Gesicht. Gabriel versuchte wegzukommen, aber Kiems linke Hand schoß hervor, während er seine Klinge nach oben schob und ergriff Gabriels Handgelenk. Er führte die beiden Schwerter in einer weiten Bewegung über ihre Köpfe, befreite seinen Säbel und rammte dann den stachelbewährten Handschutz in Gabriels Bauch. Gabriel beugte sich nach vorne und würgte einen Schmerzensschrei heraus, während seine staubbedeckten Augen aufflogen und einen Moment lang nur geradeaus blicken konnten. Mit Mühe drehte er seinen Kopf zu Kiem , der ihn nur siegessicher angrinste.
"Tja, Kleiner. Du hättest dich eben nicht auf dein Können verlassen dürfen. Ein guter Krieger hat immer ein As im Ärmel."
"Du sagst es." preßte Gabriel zwischen den Zähnen heraus und ließ seinen Fuß nach oben schnellen, bis dieser sich auf Kiems Knie befand. Dann stieß er sich von seinem Gegner weg und riß dabei seinen frei gewordenen Schwertarm herunter, wodurch die Klinge tief in Kiems linke Schulter eindrang. Gleichzeitig hörte man ein lautes Knacken und Kiem ging mit einem verdrehten linken Bein zu Boden. Gabriel hatte ihm bei seiner Aktion anscheinend das Knie gebrochen und Kiem brüllte jetzt vor Schmerzen, während er verzweifelt versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
"Du kannst mich nicht besiegen, Genueser." schrie Kiem , aber Buffy schien es, als wolle er eher sich selbst denn Gabriel überzeugen und sie beobachtete still, wie dieser sich mit einer auf den Bauch gepreßten Hand langsam aber sicher Kiem näherte. Als er über ihm stand, versuchte Kiem noch einen letzten verzweifelten Angriff, aber Gabriel schlug ihm mit Leichtigkeit das Schwert aus den geschwächten Fingern.
"Die Wette verlierst du." sagte er nur bevor er das Schwert über den Kopf hob und es gleich darauf wieder herabschnellen ließ. Buffy verzog das Gesicht, als der Kopf mit einem widerlichen Geräusch auf den Boden schlug und der Körper gleich darauf erschlaffte, als hätte man einer Marionette die Fäden abgeschnitten. Plötzlich merkte sie, daß aus der Wunde kein Blut strömte und ihr Blick richtete sich erstaunt auf Gabriel, der das Schwert fallengelassen hatte und sich abmühte, nicht hinzufallen.
"Gabe!" rief sie ihm zu und rannte dann zum ihm, um sich die Verletzung anzusehen. Das Blut strömte immer noch dick und Rot zwischen seinen Fingern hindurch, als sie ihn erreichte, aber er wehrte sie nur ab und sagte:
"Verschwinde!" Verständnislos sah Buffy den Unsterblichen einige Sekunden lang an.
"Führ dich hier nicht als Macho auf und laß mich das mal sehen." blaffte sie zurück und riß ihn an der Schulter zu sich herum, aber kaum hatten diese Worte ihren Mund verlassen, da spürte sie ein leichtes Kribbeln unter der Haut. Im nächsten Moment bemerkte sie, wie sie eine Gänsehaut bekam und ihr die Haare zu berge standen.
Sie sah Gabe an und zuckte unwillkürlich zurück, als sie in seinen Augen kleine Blitze entdeckte, die seine Pupillen zu umspielen schienen. Dann fühlte sie einen elektrischen Schlag an der Hand und als sie hinsah entdeckte sie kleine Entladungen auf seinen Schultern und nur wenige Augenblicke später an seinem ganzen Körper.
Als sie wieder in sein Gesicht blickte, flüsterte er nur noch:
"Buffy!"
Dann traf Buffy etwas von hinten und ein scharfer Schmerz durchzuckte ihren Rücken, ließ ihre Schultern beben und verkrampfte jeden Muskel in ihrem Körper. Ihre Sehnen brannten und jeder Nerv schien plötzlich taub geworden zu sein, während ihr Rückrat von der Wucht des Einschlages fast bis zum Brechen durchgebogen wurde. Aber es war ihr nicht vergönnt, sich zu erholen, denn schon erfaßte die nächste Entladung ihren Körper und sandte erneute Wellen der Pein durch jede Faser ihres Seins. Und noch einer, und noch einer prasselten die gleißenden Blitze auf sie ein und schon bald gaben ihre Beine nach und Buffy sackte zu Boden. Dennoch wehrte sich etwas in ihr gegen die erdrückende Kraft dieses elektrischen Sturms und sie kämpfte darum aufrecht zu bleiben.
Plötzlich fühlte sie eine Hand an ihrer Kehle und als sie die Augen öffnete, sah sie, wie Gabriel mit bebenden Muskeln versuchte, sie wieder auf die Beine zu heben. Die mächtigen Blitze tanzten an seiner Kleidung entlang und kleine rote Blutspritzer wurden aus seiner Bauchwunde herausgequetscht und mitten in der Luft verbrannt. Buffy spürte, wie sich die Muskeln des Unsterblichen spannten und sie nach oben zwangen, aber anstatt aufzuhören, als Buffy wieder aufrecht stand, hievte Gabriel die Jägerin weiter hoch, bis selbst ihre Zehenspitzen nicht mehr die Erde berührten.
Und genau in dem Moment indem sie den Boden verließ, hörten die Entladungen plötzlich auf, an Buffy zu nagen und gaben sie frei. Nur noch Gabriels stählerner Griff zog sich um Buffys Hals wie ein Schraubstock und sie krallte sich an seinem Handgelenk fest, um sich aus dieser Umklammerung zu lösen. Sie sah nach unten genau in die mittlerweile weiß glühenden Augen des Unsterblichen und versuchte ihm etwas zu sagen, aber der Krach, der sie umgab und ihr reduzierter Luftvorrat machten dieses Unterfangen unmöglich.
Dann schleuderte Gabriel sie mit einem Schrei, der zu gleichen Teilen aus Wut, Schmerz und Verzweiflung bestand, weit von sich und blieb alleine im verheerenden Blitzsturm zurück, während Buffy ein paar Meter weiter auf dem Rücken landete. Sie mußte ihren zerschundenen Körper praktisch dazu zwingen, sich vom Boden zu heben, um sich aufzusetzen. Sie sah zurück zu Gabriel, der immer noch in der Mitte des Blitzhagels stand und fragte sich, wie er daß nur aushalten konnte.
Die gleißenden Blitze schlugen um ihn herum in den feuchten Boden ein, verbrannten das Gras und brachten sogar Steine zum Bersten. Die einzige Laterne, die in der Nähe stand, war längst nur noch ein zertrümmerter Überrest aus Glas und Drähten. Gabriels Muskeln waren zum Zerreißen gespannt und er bewegte sich, als ob er gegen einen unsichtbaren riesigen Feind zu kämpfen hätte, aber gleichzeitig schien er diese gewaltige Kraft auch lenken zu können, denn die Blitze tanzten an seinem Körper entlang und sammelten sich an seinen Fingerspitzen.
Aus seinem weit aufgerissenen Mund drang ein langer schmerzerfüllter Schrei, in dem sich plötzlich andere Stimmen mischten und einen immer lauter werdenden Chor zu bilden schienen, bis Buffy dachte sie würde das Heulen eines Windes direkt aus der Hölle hören.
Und plötzlich war alles mit einem Schlag vorbei und der Sturm ließ Gabriels geschundenen Körper auf dem verbrannten Gras zurück, wo dieser endgültig zusammenbrach und reglos auf dem Rücken liegen blieb.
Diesmal zögerte Buffy einen Augenblick und sah sich vorsichtig um, bevor sie aufstand und zum Unsterblichen ging. Als sie nichts verdächtiges bemerkte, beugte sie sich über Gabriel und legte ihm zwei Finger an den Hals. Erleichtert fühlte sie das rhythmische Pochen seiner Halsschlagader und wandte sich dann seiner Bauchwunde zu. Sie schob das T-Shirt nach oben, bis sie die vier häßlichen Löcher, die im Bauch des Unsterblichen klafften, freigelegt hatte.
"Zumindest haben sie aufgehört zu bluten." dachte sie mit einem Seufzer und streifte mit ihren Fingerspitzen die Haut um die Wunde. Plötzlich zuckten die gut trainierten Bauchmuskeln und Gabriel stöhnte leise.
"Das kitzelt." Buffy beobachtete erleichtert wie die dunklen Augen des Unsterblichen aufflogen und sie anlächelten.
"Gott sei Dank. Es geht dir gut." gab sie tonlos, aber froh von sich, während sie sich wieder über Gabriels Gesicht beugte.
"Meine Frau könnte das jetzt aber mißverstehen." erwiderte Gabriel flach und verzog sein Gesicht zu einem füchsischen Grinsen und beobachtete amüsiert, wie ein Ausdruck gespielter Schockiertheit auf Buffys Züge trat.
"Oh, du." piepste sie in einer für sie viel zu hohen Stimme, während sie ihm einen leichten Knuff in die Schulter gab. Beide lachten gleichzeitig los, aber Gabriel mußte schon nach wenigen Sekunden mit einer Grimasse auf dem Gesicht und zugekniffenen Augen aufgeben.
"Laß mich bitte nicht lachen." stöhnte der Unsterbliche, hin und her gerissen zwischen Schmerz und Gelächter.
"Sorry, aber du hast angefangen." schoß sie zurück und stand auf.
"Soll ich dich ins Krankenhaus bringen, oder soll ich jemanden holen?" fragte sie jetzt wieder etwas besorgter. Gabe hatte ihr zwar erzählt, daß er über regenerative Kräfte verfügte, aber er hatte nicht erwähnt wie effektiv sie wirklich waren.
"Laß mich einfach ein paar Minuten liegen. Die Wunde wird sich schon von selbst wieder schließen."
"Wie lang wird es dauern, bis du wieder auf dem Damm bist?"
"Nur ein paar Minuten. Hol in der Zwischenzeit bitte mein Schwert und daß von Kiem."
"Klar doch." Buffy zuckte mit den Schultern und sammelte die alten Waffen auf. Kiems Säbel war einige Meter weit geschleudert worden und steckte in einem Baum fest. Als sie sich wieder zu Gabriel umdrehte, stand der Unsterbliche wieder auf den Beinen und reckte seine Brust. Auf seinem Bauch zeugten nur noch ein paar kaum wahrnehmbare Löcher von seiner eigentlich tödlichen Verletzung.
"Was machen wir mit ihm?" fragte Buffy mit einem Nicken zur kopflosen Leiche hinüber und konnte ihre Abscheu nur mühsam aus ihrer Stimme heraushalten.
"Wir bestatten ihn, Buffy." gab Gabriel mit einem Ausdruck zurück, als sei schon die Frage selbst absurd und überflüssig. Dann lud er sich den Körper auf den Rücken, packte mit der freien Hand den Kopf am Haarknoten und ging davon.
"Ich schwöre, daß ich manchmal meine ganze Kleidersammlung hergeben würde, um auch nur ansatzweise zu verstehen, was der Kerl denkt." fluchte Buffy leise und trottete Gabriel dann hinterher.
