N´Abend! So, hier ist das zweite Kapitel. Leider konnte ich mich wieder einmal nicht kurzfassen und somit wird die Geschichte nicht, wie ich es eigentlich geplant hatte, nach zwei Kapiteln enden. Außerdem meine ich, einen ziemlichen Stilbruch im Schreibstil festzustellen. Ich weiß auch nicht, woran es liegt, aber irgendwie bin in diesem Kapitel wieder mehr in meinen alten Schreibstil zurückgefallen. Tut mir leid, ich finds selbst doof.

ABER es kommt Satan in diesem Kapitel vor und das ist schon was Wert .

Ach ja, das hier wird trotzdem kein Slash und brennende Möwen (wie vor einiger Zeit von derdude gefordert) werden leider vorerst auch nicht ihren Weg hier herein finden. Oh oh oh! Und sorry dass das hier wieder solange gedauert hat.

2. Brennende Sonnenblumen

Not again, not again, not again

from this dream I can't awake

what is real, what is real, what is real

it's getting hard for me to take

what I need, what I need, what I need

a little something I rely

and the white sugar gently hides me

(Silent Hill 4 Tender Sugar)

Superb, aber Hallo. Jetzt stand Snape hier also, hinter sich eine irre Todesserin mit dazugehörigem Kleiderschrank und vor ihm lag der Flohzirkus. Genau diese Situation war es, die ihm schon mehrmals Kopfzerbrechen bereitet hatte, seit er die Seiten gewechselt hatte. Er hatte sich gedanklich sogar eine Art Liste angefertigt, wen er in dieser Lage retten würde und wen nicht. Na ja, eigentlich standen bisher auf der Seite der nicht rettungswürdigen Personen nur die Weasley Zwillinge. Zwischen dieser Spalte und der, in der die Personen aufgezählt waren, die er retten würde lag noch der große Zwischenraum der Wackelkandidaten. Und Remus Lupin stand mitten drin. Was sollte er jetzt tun? Er starrte in Lupins regungsloses Gesicht. Hätte sich nicht seine Brust in unregelmäßigen Abständen gehoben und gesenkt, man hätte meinen können, dass er tot war. Er sah furchtbar alt und furchtbar müde aus. Aber was erwartete man. Seit der Schulzeit war viel Zeit vergangen. Unweigerlich erinnerte sich Snape zurück. An James Potter und Sirius Black, ihren kleinen fetten Anhang und wie sie über den späteren Tränkeprofessor hergezogen waren. Er erinnerte sich an Lucius, der ihm ab und zu geholfen hatte und den er als einen der wenigen Freunde ansah, damals. An Lily Evans und ihr ewiges Gezeter und Geschrei. Und er erinnerte sich an Lupin, der immer still daneben gesessen und gelesen hatte. An dessen andere Hälfte, an dunkle, morsche Holzwände, an Fangzähne, Krallen, graues Fell und gelbe Augen. Denn natürlich hatte Lupin Snape einmal in seiner Werwolfform angegriffen. Und natürlich war dies der Grund für all den wunderbaren Hass, den der Tränkemeister gegenüber seinem Kollegen schürte.

Er sah Lupin, der in der Gegenwart blass und alt aussah, sogar noch älter, seit Sirius Black tot war. Snape konnte sich denken, wie Lupin der Lestrange in die Hände gefallen war. Der Werwolf war selbst Schuld und er, Snape, sollte dafür den Preis zahlen?

Bellatrix einsetzendes Gezeter und den Stab, der sich langsam zwischen seine Schulterblätter bohrte, nahm Snape nicht wahr, denn in diesem Moment öffneten sich Lupins Augen. Sie waren kaum wahrzunehmen, zwei kleine Schlitze in einem unbewegten, fast toten Gesicht, aus denen etwas hellbraunes schwach hervorblitzte und den großen schwarzhaarigen Mann irgendwie vorwurfsvoll anblickte.

„Wird's bald!", hörte er erneut Bellatrix Stimme hinter sich, als er sich bereits zu Lupin herunterbeugte, diesen am stinkenden, durchsüfften Kragen packte und hochhob. Niemand außer dem Tränkeprofessor wusste, was jetzt passieren würde. Allerdings erkannte Bellatrix Lestrange ihren charakteristischen Bösewichtsfehler, als Snape ihr noch einen letzten verächtlichen Blick zuwarf und im nächsten Moment mit einem Plop´ aus der Gasse zusammen mit Lupin verschwand.

Bellatrix starrte noch einen Moment auf die leere Stelle, ungläubig, ob sie sich nicht getäuscht hatte. Dann allerdings, als auch langsam ihr die Erkenntnis dämmerte, dass sie hier die Gelackmeierte war, stimmte sie in ein Wutgeheul sondergleichen ein, dass noch mehrere Straßen weiter zu hören war.

Die Straße vor dem Grimmauld Place Nr. 12, dem Hauptquartier des Ordens, war ziemlich langweilig. Hätte man das Satan gesagt, hätte er einen vermutlich mitleidig angeschaut, sich aufs Pflaster gesetzt und sich die Eier geleckt. Hätte man ihm dies gesagt, unter der Vorraussetzung, dass er es auch verstand und nicht für zusammenhangsloses Herumgequake hielt, dann hätte es durchaus sein können, dass er einem recht gab. Aber vermutlich war es Satan auch ganz recht so langweilig, er schien die Zeit auf dem von der herbstlichen Sonne aufgewärmten Bordstein ziemlich zu genießen. Satan war ein braunweißrotschwarzer, ziemlich hässlicher, arroganter, alter Kater.

Es schien alles ziemlich perfekt zu sein. Er lag auf seinem Bordstein, nirgendwo einer der Katzenöffner in Sicht, nur eine liebe, nette Sonne, die vom Himmel schien, und ihm den Bauch wärmte. Aber plötzlich hob der Kater den Kopf. Es lag ein sehr seltsamer Geruch in der Luft, der eben noch nicht da gewesen war. In letzter Zeit wehte der Wind öfters eine Spur davon durch die Straßen und Satan hatte nie herausgekriegt, was hier so völlig absonderlich roch. Und dann gab es einen kurz aufflackernden, kaum wahrnehmbaren Lichtblitz, der Geruch war genauso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war.

Der Frevler, welcher diese Idylle zerstört hatte, war natürlich Snape, aber dieser hatte sich noch nie um sein Ansehen in Katzenkreisen Sorgen gemacht und so schien es ihn auch nicht zu stören, dass er nur einige Zentimeter entfernt vom Schwanz des Tieres auf der Straße apparierte. Der Kater krabbelte, so gut dies so auf der Seite liegend eben ging, in Panik in einige Entfernung, bis es sich wieder fing, sich aufrappelte und den hässlichen Menschen vor ihm erstmal ordentlich die Meinung fauchte. Aber auch das ignorierte Snape, hatte er doch genug Probleme, den immernoch reichlich bewusstlosen Werwolf heil ins Haus zu buchsieren. Die Szenerie hätte vermutlich sämtliche Fangirls auf diesem Planeten zum Quieken gebracht, wäre Snape nicht dürr, mager und nicht besonders kräftig gewesen, woraus sich ableiten ließ, dass er Mühe hatte, Lupin nicht jeden Augenblick fallen zu lassen oder seinen Schädel gegen diverse Wände zu donnern. Der andere gab sich allerdings auch redliche Mühe, dieses Bild so unromantisch, wie möglich wirken zu lassen, sah er doch aus, wie eine Wasserleiche, die man gerade aus der Themse gefischt hatte und noch dazu stank er, zu Snapes großer Freude, wie nichts gutes.

Satan, verärgert über die wenige Beachtung, schaute dem schrägen Paar noch kurz nach, wie es unter ächzen und stöhnen in das heruntergekommene Haus wankte, dass alle anderen Dosenöffner ignorierten. Es brauchte allerdings nicht lange dann fand er das Spektakel auch schon uninteressant und er widmete sich wieder ganz dem Faul-auf-der-Straße-herumfläzen, während er darüber nachdachte, die Gegend zu wechseln. Zu viele merkwürdige Gerüche in der Luft.

Man hätte meinen können, Snapes persönliche kleine Hölle würde im Grimmauld Place Nr 12 enden, aber denkste, schließlich war Molly Weasley im Haus, das weibliche Oberhaupt der Weasleygroßfamilie.

Es war wie eine Kettenreaktion. Das Knallen der Haustür ließ das Portrait der früheren Hausbesitzerin, Mrs. Black, ja genau, die Mutter des verstorbenen Sirius Black, durch die Wohnung schreien, dass man meinen könnte, der dritte Weltkrieg habe begonnen. Was wiederum die Mutter der riesigen Weasley Sippe auf den Plan rief. Es begann ganz harmlos. Ein behendes, aber beherrschtes Fußgetrappel aus der Küche, schließlich war man ja daran gewöhnt, dass sich das sprechende Portrait regelmäßig lauthals über den Missbrauch seines Hauses durch den Orden beschwerte. Aber dann stand die kleine, dicke, rothaarige Frau im Flur und blickte der Bredouille mitten ins Gesicht. Ein reichlich verlottert aussehender Snape, mit dreckiger, abgerissener Robe, dreckigem Gesicht und wirren, fettigen (okay, letzteres war normal) Haaren stand da, funkelte sie warnend an und hielt einen zerfledderten, tot aussehenden, blutverschmierten Lupin in den Armen, der starr so vor sich hin blinzelte und nichts von seiner Umwelt mitzubekommen schien.

Winzige Tierchen, die in der Gruppe allgemein als Panik bekannt sind, krabbelten über den Boden auf Mrs Weasley zu. Es war unmöglich für die siebenfache Mutter, zu entkommen. Sie krabbelten auf ihre Füße, über ihre Beine, den Oberkörper, nahmen Besitz von den Händen, die sich bedrohlich hoben und anschließend vor ihr Gesicht schlugen.

„Oh. Mein. GOTT!", für den Fall, dass es einen Gott gibt, waren die Chance gut, dass er diesen Anruf gehört hatte. Snape blinzelte verärgert und wollte Mrs Weasley bitten, irgendeine Couch oder so freizumachen, um den Werwolf, der zwar an sich nicht sehr schwer war, für den schmächtigen Professor aber doch eine Menge wog, abzuladen und ihn irgendwie zu versorgen. Aber das ging nicht, weil ihr Gehirn jetzt auf panische Glucke umgeschaltet hatte.

„Wie sehen sie denn aus?", ging es schon los, während die Person, aus der die folgenden Sätze heraussprudelten, aufgeregt auf den Tränkeprofessor zugewuselt kam., „Was ist passiert? Was ist mit Remus? Er ist doch nicht... Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott! Wir müssen sofort Dumbledore benachrichtigen..."

„Molly!"

„.. nach St. Mungos! Obwohl man den Leuten inzwischen auch nicht mehr vertrauen kann. Und außerdem..."

Sie merkte gar nicht, wie Snape genervt die Augen verdrehte und sich aufmachte, den Bewusstlosen nach oben in eines der Gästezimmer zu schleppen.

Diese drehte sich erst überrascht zu dem Professor um, als dieser schon auf dem halben Weg nach oben auf der Treppe war.

„Was..."

„Würdest du bitte nachschauen, was für Heiltränke ihr hier vorrätig habt? Wenn Lupin Glück hat, ist er nur mit ein paar Knochenbrüchen davongekommen. Oh, und sag Dumbledore bescheid."

Gar nicht die Reaktion der Mutter abwartend, stapfte Snape weiter die Treppe herauf, trat mit dem Fuß die nächsbeste Tür auf und legte Lupin etwas ruppig auf die sich darin befindende Couch. Müde ging er in die Hocke, hielt aber aus lauter Erschöpfung das Gleichgewicht nicht und setzte sich kurzerhand auf den Hintern, auf dem er erstmal sitzenblieb. Müde lehnte sich der Tränkemeister zurück und stützte sich auf seine Arme, während er versuchte, seine Schulterblätter nach hinten zu drücken um sich kurz auszuruhen. Ein unangenehmes Ziehen machte sich in seinen Schultern bemerkbar. Snape war nunmal nicht der Mensch, der bewusstlose, ehemalige Schulkameraden durch die Gegend schleppte. Böse starrte er den Menschen auf der Couch an, der dafür verantwortlich war. Und dieser schaute zurück. „Lupin?"

Überrascht rappelte sich Snape auf, fluchte jedoch aufgrund seiner knackenden Knie – er wurde wirklich alt – und wankte zur Couch hin.

„Kannst du mich hören?"

Ein leichtes Kopfnicken schien das zu bestätigen.

„Molly wird gleich kommen, mit Medikamenten... hoffe ich zumindest.", es bestand schließlich immernoch die Möglichkeit, dass sie kurzerhand auf dem Flur umgekippt war, aber daran dachte Snape jetzt einfach gar nicht.

„Ich erinnere mich...", die Stimme des Werwolfs war leise und kratzig, „Ich... ich war in dieser Kneipe... und... und dann..."

Waren Lupins Augen eben nur zwei schmale Schlitze, so weiteten sie sich nun und Snape hatte das Gefühl darin so etwas, wie Erkenntnis zu sehen. Es war, als waren diese beiden Sehorgane die einzige Verbindung zwischen Hirn und Realität und als ob nun die ganze Welt durch diese Augen fiel.

Nun ja, der Tränkeprofessor hätte in dieser Situation jede Reaktion erwartet, aber was folgte, war einfach zu grotesk. Remus Lupin fing an, zu lachen.

Später erinnerte sich Snape. Man hatte das Lachen in drei Phasen unterteilen können. Es hatte relativ tonlos angefangen. Lupin hatte starr vor sich hingeschaut, mit zusammengepressten Lippen und bebenden Schultern. Dann war langsam doch Ton ins Spiel gekommen. Ein leises Kichern, fast schon kindlich, welches dann in der letzten Phase zwar nicht lauter wurde aber doch von der Intensität her anschwoll. Snape war sich nicht sicher, was zu tun war. Oder ob es nur der Restalkohol war oder Lupin nun auch schon wahnsinnig war, oder ob er Schmerzen hatte, da sich der Werwolf beim Lachen krümmte, wie ein Wurm am Haken. Er zitterte am ganzen Körper, hielt sich die tattrige, blutig dreckige Hand vor den ebenfalls blutigen Mund und gab irgendwelche unverständlichen Worte von sich.

Mit großen Augen starrte Snape auf das unheimliche Bild vor ihm, bis er das tat, was die meisten Menschen in so einer Situation tun würden. In Panik geraten und nach der Frau im Haus schreien. Diese schrie zurück, dass sie gleich da wäre und dann war Snape auch schon wieder vorläufig allein mit dem Problem.

„Lupin! Lupin, verdammt! Bleib liegen!", Snape versuchte, den Kollegen an den Schultern nach unten zu drücken, was ihm auch einigermaßen gelang, aber verstummen tat Lupin nicht, stattdessen wurde das Lachen immer kehliger und es schien, als würde er auch langsam Probleme mit dem Luftholen bekommen.

„Beruhig dich endlich!", schütteln half anscheinend auch nicht und die Panik in dem Tränkeprofessor wurde nicht kleiner dadurch. Es gab wohl nur noch eines.

„Lu-pin-komm-end-lich-zu-dir!", rohe Gewalt.

Und dann war es still und Lupin starrte mit glasigem Blick die Person vor sich an. Er rang nach Atem, während ihm die Augen tränten. Er flüsterte etwas, Snape verstand es nicht, doch einen Augenblick später entfloh ein leises Schluchzen der Kehle des Werwolfs.

„Was...", der Professor hatte sich vorgebeugt, um zu verstehen, was der andere sagte. Das Schluchzen wurde lauter und ehe Snape sich versah, hatte sich Lupin an seine Robe gekrallt.

„Er ist tot."

Als Molly Weasley das Zimmer betrat, bepackt mit diversen Tränken gegen Knochenbrüche, Blutergüsse und sonstige Verletzungen, bot sich ihr ein überraschendes Bild. Ein Remus Lupin, der sich zitternd an die dunklen, weiten Roben eines Severus Snape klammerte, als gäbe es kein Morgen mehr und mindestens genauso weinte, während der andere völlig mit der Situation überfordert einfach nur dasaß und, als die Mutter eintrat, dieser einen flehenden Blick zuwarf.

Neben einer gebrochenen Rippe, mehreren Prellungen und einer Gehirnerschütterung hatte sich Remus Lupin auch eine saftige Alkoholvergiftung zugezogen. Molly Weasley war immernoch im Zimmer und wusch den Professor, so gut es ging. Snape saß derweil draußen auf der Treppe und starrte vor sich hin, während er das große Verlangen nach einer Zigarette so gut es ging zu verdrängen versuchte. Diese lagen nämlich fein säuberlich in einer der hintersten Ecken des Kerkers, wo sie noch nicht einmal Dumbledore, der der Überzeugung war, das gesamte Kollegium rauchfrei bekommen zu haben, finden konnte. Der Schulleiter war inzwischen informiert worden. Er hatte die Anweisung gegeben, dass kein Sterbenswörtchen nach außen dringen sollte, weder Snape noch Lupin sich aus dem Haus entfernen sollten und dass Snape sich auf jeden Fall so bald wie möglich mit ihm in Verbindung setzen sollte. Aber dieser hatte keine Lust. Auf der Treppe zu sitzen und nachzudenken, wie es so dicke hatte kommen können und was nun werden würde, erschien Snape um einiges attraktiver, als vor dem Schulleiter sämtliche Geschehnisse der letzten Stunden noch einmal auszurollen. Ein unangenehmes Kribbeln in seinem Handgelenk. Schon wieder. Irgendwas war nicht in Ordnung beim dunklen Lord. Der Tränkemeister wurde nicht gerufen, Gott bewahre, aber die Macht des Magiers hatte in der letzten Zeit stark zugenommen, was den Nebeneffekt hatte, dass die werte Anhängerschaft sämtliche Gemütsschwankungen live übers Handgelenk mitbekam. Und momentan schien der dunkle Lord schon recht angenervt zu sein. Weswegen wusste der Spion nicht, aber denken konnte man sich es schon, obwohl Snape versuchte, dies so gut es ging zu vermeiden.

Und wozu das alles? Er starrte in die Leere des Hauses und kam sich sehr verlassen vor. Er hatte ein Leben gerettet. Gut, es war Remus Lupins Leben gewesen... Aber letztendlich war es ihm doch darum gegangen. Schuld zu begleichen.

Aber trotzdem verspürte er eine derartige Unzufriedenheit, dass er hätte aufspringen und toben können. Verdammt, von allen Dingen, die Lupin in seinem selbstmitleidigen Zustand hätte machen können, war es natürlich das Unnützeste: Saufen und anschließend Bellatrix Lestrange in die Arme rennen! Was für ein Idiot! Jetzt lag er da oben, ersteinmal unter Beruhigungmitteln und verletzt. Und er selbst saß hier unten, vermutlich von Bellatrix längst enttarnt und konnte gar nichts machen, noch nicht einmal rauchen. Und nebenbei fühlte er sich sogar noch schuldig, dafür dass er kein Mitleid für den armen Werwolf empfand, der jetzt auch noch seinen letzten Freund verloren hatte. Und das machte Snape wahnsinnig.

Und dann gingen seine Gedanken wieder zurück zum dunklen Lord, wie er wohl reagieren würde, wenn er von Snapes Verrat erfuhr, vorrausgesetzt er wusste es noch nicht, was wahrscheinlich war wenn man einmal drüber nachdachte, da er noch relativ ruhig zu sein schien. Snape war überzeugt, dass Voldemort im Sechseck springen würde und sollte er dann den Professor in die Finger kriegen, dann war es wahrscheinlich eine gute Idee, sich unauffällig vorher selbst zu vergiften.

Und dann wanderten Snapes Gedanken wieder zurück zu dem Grund für das alles und am liebsten wäre er zurück zu diesem ins Zimmer gerannt und hätte ihn erwürgt für seine Dummheit. Aber Snape tat nichts von dem. Er sprang weder auf um zu toben und zu schreien, noch besorgte er sich von irgendwoher Zigaretten um zu rauchen, noch ging er sich schon mal Gift brauen, noch lief er los um Lupin umzubringen. Es war nur ein leises Wummern zu hören, als seine Faust die stilvoll gestreift tapezierte Wand traf. Er hatte Angst.

Die Welt war nur durch ein winziges Loch in seinem Sichtfeld wahrnehmbar. Zudem drehte sich alles (immer noch), sein Kopf schien in Watte gepackt, zumindest hörte sich Molly Weasleys Herumhantieren mit der Wasserschale und mehreren Tüchern so an und es machte sich ein unangenehmes Gefühl in seiner Speiseröhre breit.

Remus Lupin dämmerte vor sich hin, während er verzeifelt versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen aber es ging nicht. Immer nur das Wörtchen „Tod", welches sein Hirn da hervorbrachte. „Tod", „Tod", „Tod", „Tod", „Tod", „Tod". Ein kleiner, fieser Zwerg, der sich in seinem Kopf eingenistet hatte. Der Zwerg hatte einen schwarzen Strickpullover an, auf dem „Sirius" stand. Und das war alles. Er wollte den Zwerg schlagen, damit er endlich Ruhe gab, aber dieser wich aus und versetzte Lupin einen Stoß, dass dieser gegen das Holzbrett stieß, dass ihm Zugang zu jeglichen anderen Gedanken in seinem Kopf verwehrte. Sein Kopf schmerzte und der Zwerg schien weg zu sein. Allerdings tanzten die Worte „Tod" und Sirius immernoch durch seinen Kopf und gaben keine Ruhe. Aber Inzwischen war er nur noch halb so traurig deswegen. Der Schmerz darüber war ausgelaufen. Jetzt war in ihm nur noch das Verlangen zurückgeblieben, sich zu erinnern, zu erkennen, aufzustehen. Es war zu düster und bedrückend hier unten. Aber es ging wirklich nicht.

Erschöpft schloss er wieder die Augen. Ob er jemals wieder hier herauskommen würde? Und wie die Welt da draußen wohl jetzt aussah? Er hatte es vergessen. Er wusste nur noch, wie sie früher ausgesehen hatte – ohne Sirius. Autsch, okay, es war nicht sämtlicher Schmerz ausgelaufen. Etwas kaltes strich über sein Gesicht, Lupin verzog kurz das Gesicht, entschied sich dann aber dann doch dafür, es angenehm zu finden. Er fragte sich wer es wohl war, der ihm das Gesicht abwusch, aber dann erinnerte er sich wieder an etwas Rotes und und dann wusste er, dass es Molly Weasley war. Wie mochte wohl Severus vorhin reagiert haben, als er sich an seinem schwarzen Mantel ausgeweint hatte? Hatte er das eigentlich wirklich getan? Er konnte sich nicht mehr wirklich erinnern. Es war zu vernebelt und viel zu weit weg. Vielleicht hatte er es sich auch nur eingebildet, er erinnerte sich, mehrere Medikamente zu schlucken bekommen zu haben. Wieso lag er hier eigentlich? War die Szenerie in der Gasse auch wirklich passiert? Vielleicht war es ja auch durch ein Delirium entstanden und in Wirklichkeit hatte er versucht, sich im Keller der drei Besen zu erhängen. Es war komisch, aber Lupin traute momentan seinem Unterbewusstsein eine ganze Menge zu.

Er vernahm ein leises Knarren und Fußschritte auf dem Dielenboden. Er hörte die Simme einer Frau neben sich und dann eine andere. Er erkannte sie nicht sofort, aber dann erinnerte sich der Werwolf, sie schon einmal gehört zu haben, vor nicht allzu langer Zeit und genauso verbauscht. Es war Snape. Er war also noch da. Das freute den Werwolf.

Irgendetwas war passiert, dass der Kamin unten im Esszimmer nicht mehr ging. Also, er brannte schon noch und war immer noch ein wunderbares Substitut für das, was wir Normalsterblichen als Heizung verstehen, aber man konnte damit nicht mehr nach Hogwarts oder sonstwohin kommunizieren. Das war nämlich noch eine weitere famose Funktion von Kaminen in der Zaubererwelt. Man konnte, schmiss man etwas von dem (zugegebenermaßen nach Entengrütze stinkenden) Flohpulver in den Kamin, entweder zu jedem gewünschten Ort reisen –vorrausgesetzt, dort stand ein Kamin- oder man konnte einfach seinen Kopf in den Kamin stecken (okay, zugegebenermaßen war das immer wieder eine gute Methode, sich zum Affen zu machen) um mit dem jemanden am anderen Ende zu reden.

Severus Snape hatte, nachdem er seinen Anflug von Muffensausen überwunden gehabt hatte, dann doch mit Dumbledore schließlich über die Ereignisse in der Knockturn Alley reden wollen. Das hatte aber nicht geklappt, weil das Hauptquartier des Ordens zugegebenermaßen ein schrecklich altes Haus mit vielen Macken war. Heute hatte es mit dem feuerspuckenden Kamin unten in der Küche eine neue hinzugewonnen. Snape war mit einigen angesengten Haaren davongekommen, aber die Blumenvase mit den Sonnenblumen auf dem Tisch war nicht so glücklich gewesen. Wie auch immer, jetzt musste Snape einen anderen Kamin benutzen und typischerweise gab es nur noch den im Zimmer, in welchem Lupin lag und Mrs. Weasley herumwuselte.

„Wäre es möglich, dass ich dieses Gespräch unter vier Augen führe?", auch Snape sah noch schlechter aus, als sonst. Nun ja, nicht mehr ganz so schlimm, wie am Nachmittag, er hatte sich inzwischen gewaschen, war nicht mehr dreckverkrustet und hatte auch unzerrissene Kleidung an, aber die Ringe unter seinen Augen schrien trotzdem in die Welt heraus, wie fertig er war.

„Aber natürlich, ich werde kurz rausgehen und einen Tee kochen."

„Ich hatte eigentlich auch an ihn gedacht...", Snape nickte in Lupins Richtung.

Mrs. Weasley sah in verständnislos an. Vorhin mochte sie die aufgeschreckte Henne gewesen sein, aber inzwischen machte es sich wieder bemerkbar, dass sie die Mutter von sechs Jungen und einem Mädchen war. Nein, eigentlich hatte Snape auch gar nicht erwartet, dass sich Lupin hier herausschaffen lassen würde.

„Schon gut."

To be continued