A/N: so es geht weiter und irgendwie hat sich meine geschichte selbständig gemacht. ich hab einfach losgetippt und wenig später hatte ich gleich mal 24 seiten geschrieben...alles im allen ist etwas herausekommen, was vorher net so geplant war. daher HAPPY READING und REVIEWS net vergessen
CREDITS: to Stephi for betareading #bighugs#
Chapter 4
Things Changes
Als sie aufgewacht war, ging Lorelai zu Rory´s Zimmer und öffnete vorsichtig die Tür. Ihre Tochter lag auf dem Bett und schlief. Ein kleines Lächeln huschte ihr übers Gesicht, doch es verging ihr gleich, als sie ein unbekanntes T-Shirt am Boden liegen sah. Sie kratzte sich am Kopf. Das Shirt gehörte ganz sicher nicht Rory.
Leise ging sie in den Raum und hob es auf. Es war definitiv nicht Rory´s Shirt. Ihre Nase kräuselte sich, als sie merkte, dass es nass war. Ein weiterer Blick bestätigte ihr zu ihrer Zufriedenheit, dass ihre Tochter allein war. Darüber war sie wenigstens erleichtert. Nun setzte sie sich neben Rory aufs Bett und rüttelte sie zaghaft. „Rory, Schatz?"
Ein leises Grummeln kam aus dem Kissen.
„Baby, aufwachen!", versuchte es Lorelai noch einmal.
„Was?", kam eine gedämpfte Stimme aus dem Kissen. Rory drehte sich zu ihrer Mutter und sah sie nun mit großen Augen an. Nervös sah sie sich im Zimmer um, aber er war nicht mehr da.
„Ooookay, jetzt bist du mir aber eine Erklärung schuldig! Wer war die Nacht hier? Und lüg mich nicht an, alle Zeichen stehen gegen dich!", sagte Lorelai und hob dabei das T-Shirt hoch.
„Ehm, ehm…das…das…" Rory fing an zu stottern, wie sollte sie das ihrer Mutter erklären?
„Ehm, ehm zieht hier nicht Fräulein!" Lorelai war enttäuscht. Was ging hier vor?
„Muuum, er…er…"
„Wer er? Jess? Oh Gott, ich bring den Kerl um!" Nun war es pure Wut, die in ihr aufstieg. Wie konnte sich dieser Kerl erlauben, mitten in der Nacht herzukommen und ihrer Tochter den Kopf zu verdrehen.
Rory hatte sich mittlerweile aufgesetzt und sah schuldbewusst auf ihre Hände. „Es ist nicht so wie du denkst, Mum.", meinte sie kleinlaut.
„Ah, was denk ich denn? Er kommt einfach her und bringt dich durcheinander, was ist daran falsch zu verstehen? Ich dachte du bist darüber hinweg." Lorelai sah ihre Tochter mit einem bohrenden Blick an.
„Das dachte ich auch…", flüsterte Rory und rutschte vom Bett an ihrer Mutter vorbei, ging aus dem Raum, durch die Küche und zum Hintereingang. Vielleicht war es jetzt die beste Zeit ihrer Mutter den Brief zu zeigen. Also ging sie auf die Veranda, wo der Brief noch am Boden lag. Als sie ihn aufhob, entdeckte sie einen kleinen Zettel auf dem Stuhl, auf dem sie die Nacht davor gesessen hatte.
Sie schnappte sich diesen ohne zu lesen, was darauf stand, denn Lorelai war hinter sie getreten und beobachtete, was ihre Tochter tat. „Luke hatte diesen Brief und…und er…er ist von Jess. Er kam gestern Nacht hier her, es…es hatte geregnet und…und er war völlig nass. Ich wusste nicht was ich tun sollte, ich konnte ihn doch nicht einfach so wegschicken…"
Lorelai nahm ihre völlig aufgelöste Tochter in den Arm. „Es tut mir leid, ich will nicht, dass dir jemand weh tut. Du musst mich auch verstehen."
Rory schüttelte mit dem Kopf und gab Lorelai den Brief.
„Luke? LUKE!", brüllte Lorelai durch das Lokal, sobald sie die Tür geöffnet hatte.
Dieser kam aus der Küche geschossen. „Brüll hier nicht so rum, du verscheuchst mir die Gäste!"
Lorelai sah sich um und sah nur einen älteren Mann, der nur kurz aufsah um sich danach wieder seiner Zeitung und dem Kaffee zu widmen. „Du bist mir eine Erklärung schuldig!", meinte sie nun und stützte ihre Hände in die Hüften, um ihrer Laune den nötigen Ausdruck zu verleihen. „Warum sitzt meine Tochter wie ein Häufchen Unglück zu Hause? Erklär mir das! Warte, oh jaaa, ich kenn den Grund! Jess, dein missratener Neffe, ist daran Schuld!"
Luke sah sie mit großen Augen an, was hatte der Junge schon wieder angestellt? Er nahm kurz sein Basecap ab und fuhr sich durch die Haare, um das Cap wieder aufzusetzen. „Was hat er getan?"
„Oh, was hat er getan, was hat er GETAN? Luke, seit wann ist er wieder hier? Mhm? Er war es doch, der sich zu deiner Wohnung hoch geschlichen hatte!"
Luke nickte. Verheimlichen ging ja nun nicht mehr.
„Okay, dann bitte verrat mir, warum du es mir nicht sagen konntest? Dann wär ich darauf vorbereitet gewesen!"
„Tut mir leid. Ich wusste nicht was ich tun sollte…" Er griff nach Lorelai´s Arm und zog sie zur Treppe. „Er hatte Probleme, wirkliche Probleme…"
„Das hatten wir doch schon mal!"
Rory stand in der Nähe der Brücke, die Brücke wo er sie hingeführt hatte, nachdem er ihren Picknickkorb ersteigert hatte.
Er saß genau in der Mitte, die Beine baumelten über dem Wasser. Eine Rauchschwade kam aus seinem Mund, als er die Luft ausstieß.
Ihn schien es nicht zu stören, das die Brücke noch feucht war, vom Regen der Nacht.
Sie hatte es Überwindung gekostet, hier her zu kommen, nachdem sie seinen Zettel gelesen hatte.
Komm zur Brücke, Dodger
Dodger, so hatte sie ihn damals genannt, als er ihr Buch geklaut und einige Randbemerkungen hineingeschrieben hatte.
Noch immer stand sie in der Nähe der Brücke, kaum in der Lage sich vorwärts zu bewegen. Sie sah, wie er kleine flache Steine ins Wasser warf, die drei- bis viermal sprangen, bevor sie untergingen.
Sie holte tief Luft und ging nun doch zu ihm.
„Hey!", grüßte er sie, ohne sie gesehen zu haben.
„Hey! Ist es nicht ein bisschen nass da unten?"
Nun sah er sie doch an. „Stört nicht. Du bist gekommen?"
„Yup, wir sollten reden!"
„Okaay…"
„Wir sollten wirklich reden!"
„Okay…", meinte er nochmals und wand sein Blick wieder aufs Wasser.
„Komm schon Jess…du…du kommst einfach in der Nacht zu mir und…und…" Sie wusste nicht mehr was sie sagen sollte.
Er stand auf. „Was willst du von mir hören, Rory?", fragte er und ging einen Schritt auf sie zu, dabei fixierte er sie mit seinem Blick.
„Es tut mir leid, dass ich so ein A...loch bin?", meinte sie kleinlaut und sah ihm fest in die Augen, konnte seinem Blick, der auf ihr haftete, aber niche lange standhalten. Ihr Herz pochte bis zum Hals und ihre Hände wurden feucht, so nervös war sie.
Er ging noch ein Schritt weiter auf sie zu, nun trennten sie nur noch wenige Zentimeter. Seine rechte Hand erhob sich und vorsichtig strich er ihre eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Vielleicht wusste er, dass er jetzt den größten Fehler seines Lebens machen würde. Aber in ihrer Gegenwart wurde es ihm ganz anders und er hatte nur das eine Verlangen, sie zu berühren.
Sie zuckte ein wenig zusammen. Selbst noch jetzt fühlten sich seine Berührungen an wie ein Stromschlag. Nicht unangenehm, eher vertraut und sie hatte es vermisst. Nicht mal Dean konnte dieses Gefühl bei ihr hervorrufen. Wie hasste sie es doch, sogleich sie es auch liebte.
Sein Gesicht näherte sich ihr und sie konnte seinen Atem auf ihrer Haust spüren. Sie sollte ihn wegschupsen, aber ihre Glieder waren steif und sie war nicht in der Lage sich zu bewegen. „Das kannst du nicht tun.", flüsterte sie. Sie konnte schon regelrecht seine Lippen auf ihren spüren.
„Was?", fragte er, weniger flüsternd, als sie.
„Das.", wisperte sie, schloss ihre Augen und schon spürte sie seine Lippen. Zaghaft, fast nur ein Hauch. Ihr Puls raste ins unermessliche und ihr Herz drohte aus ihrer Brust zu springen. Seine Hände ruhten auf ihrem Gesicht, wie seine Lippen auf ihren.
Ihr Verstand setzte für einen Moment komplett aus und sie öffnete leicht ihren Mund, gewährte für einen kurzen Augeblick Einlass.
Es war wie eine kurze Versuchung der verbotenen Frucht von Eden. Doch sie besann sich nun eines Besseren und drückte ihn von sich weg. „Ich…ich muss gehen! Ich…ich glaub nicht, dass das eben passiert ist. Ich muss gehen…es durfte nicht passieren…nicht so…nicht jetzt…", plapperte sie nervös vor sich hin, drehte sich von ihm weg und rannte los.
Jess sah ihr überrascht hinterher, bis er ihr nachrief, als er wieder zu Sinnen kam. „Rory!"
Diese drehte sich nochmals zu ihm um, froh darüber Abstand gewonnen zu haben.
„Du machst dich gut, Oliver Twist!"
Sie sah ihn an und verstand nicht was er damit meinte.
„Nur solltest du darauf achten, wenn du etwas stielst. Gib mir mein Herz zurück!"
Sie war verwirrt, wirklich verwirrt. „Wie konnte ich so dumm sein? So dumm? Oh Gott…", fluchte sie vor sich hin.
„Rory!", rief sie eine bekannte Stimme.
Der hatte ihr eben auch noch gefehlt. „Dean!", grüßte sie zurück, als sie sich umgedreht hatte und ihn auf sich zukommen sah.
„Hey, was ist los?", fragte er sie sogleich, als er vor ihr stand.
„Ehm, nichts, was soll sein?", versuchte sie sich raus zu reden. Wenigstens klappte es meistens bei ihm.
„Na ja, du wirktest irgendwie verloren.", antwortete er ihr mit einem Hauch Besorgnis in seiner Stimme.
Rory hoffte nur, das er nicht auch wusste, das Jess wieder in der Stadt war. Sie kannte Dean genug, um zu wissen, dass er nicht sonderlich gut auf ihn anzusprechen war, selbst wenn sie nicht mehr zusammen waren. „Oh…na ja, wie du weißt, Yale steht vor der Tür und ich hab noch soooo viel zu erledigen…"
„Reicht deine Zeit noch für einen Kaffee oder so?", unterbrach er sie.
Nach einer kurzen Überlegung nickte sie. Vielleicht konnte Dean sie auf andere Gedanken bringen.
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Jess war ihr hinterher gelaufen. Er wollte sie so nicht gehen lassen, aber in einer angemessenen Entfernung stoppte er, als er sah, dass sie auf Dean getroffen war. Eine Weile schaute er sich das Szenario an und als er sah, dass sie mit Dean ging, rannte er zurück zur Brücke.
Erst zum späten Nachmittag kam er zurück ins Diner. Luke stand hinterm Tresen und sah ihn giftig an. „Was hab ich dir gesagt? Oh mein Gott, was hast du denn gemacht?", fragte er zugleich, als er Jess' geschwollene und mit geronnen Blut versehene Hand sah.
„Mir stand ein Baum in weg!", meinte Jess nur und wollte zur Treppe gehen.
„Warte, wieso legst du dich mit einem Baum an? Und hey, die Hand sieht böse aus, die solltest du untersuchen lassen." Nun war Luke völlig aus seinem Konzept gekommen. Eigentlich wollte er seinem Neffen die Leviten lesen, nachdem er eine gehörige Portion wütende Lorelai einstecken musste.
„Naaa, geht schon. Bisschen Wasser und es sieht halb so schlimm aus." Wobei Jess versuchte, den pochenden Schmerz zu ignorieren.
Nachdem er Rory mit Dean gesehen hatte, erfasste ihn die unbändige Wut auf sich selber. So, dass er mehrmals auf einen ihm im Weg stehenden Baum eingeschlagen hatte, bis die Hand anfing zu bluten. So schnell er konnte, wand er sich von Luke ab und ging die Treppe nach oben.
„Stopp! Ich muss noch mit dir reden!", rief Luke hinterher.
Jess drehte sich nochmals auf dem Treppenabsatz um. „Was denn noch?", fragte er genervt.
„Hat das was mit Rory zu tun?", fragte Luke und wedelte mit seiner Hand.
„Und wenn? Was geht dich das an?"
„Das geht mich sowohl was an, denn Lorelai kam heut stinkwütend zu mir."
„Oh, können wir das ein andermal klären?" Er hatte nun wirklich keine Lust, mit Luke so eine Konversation zu führen.
„Eigentlich nicht, ich komme in einer halben Stunde hoch und dann reden wir!", meinte Luke und widmete sich wieder den Gästen, die angespannt versuchten zu lauschen, über was die beiden eben geredet hatten. „Die Vorstellung ist vorbei!"
Jess stand noch einen Augenblick auf der Treppe und sah hinunter, wo eben noch Luke gestanden hatte. Dann drehte er sich um und ging hoch ins Apartment. Wo er zum Waschbecken ging um sich die Hand abzuwaschen, dabei verzog er sein Gesicht, da es brannte. Danach nahm er ein frisches Handtuch und wickelte es sich um die lädierte Hand.
Wie blöd konnte er nur sein und daran glauben, dass Rory noch etwas für ihn empfand. Klar sie hatte seinen Kuss erwidert, wenn auch nicht lange. Und sie hatte ihn letzte Nacht mit zu sich rein genommen, auch wenn sie kein Wort miteinander gesprochen hatten.
Er schnappte sich eines seiner Bücher und setzte sich auf die Couch. Selbst wenn er sich weniger darauf konzentrieren konnte, so wie seine Hand schmerzte. Dich zumindest gab ihn dieses pochende Gefühl zu verstehen, dass er noch da war.
Die letzten Wochen waren nicht leicht für ihn gewesen. Er stand unter der ständigen Beobachtung von Luke. Nachdem er wieder hier in diesem Nest gelandet war und seinen Rausch ausgeschlafen hatte, musste er, auch wenn er es nicht wollte, Rede und Antwort stehen. Er wusste selbst nicht wie tief er gesunken war. Der absolute Kontrollverlust durch Alkohol und Drogen. Auf einer Seite war er froh, dass Luke und sogar seine Mutter ihn da weggeholt hatten, aber auf der anderen Seite war Stars Hollow nichts anderes als die Gegengesetzte Seite der Hölle.
Lorelai stand auf der Veranda und wartete auf ihre Tochter, die mit hängendem Kopf die Einfahrt hoch kam. „Hey Süße, wo warst du so lange?"
Rory sah auf und versuchte, sich ein Lächeln abzumühen. „Dean hat mich zu einem Kaffee eingeladen."
Als sie die Treppe rauf kam, ging sie mit ihrer Mutter ins Haus.
„Aha, Dean also und du…"
„Nein Mum, OH…du wirst es nicht glauben, Dean will heiraten!", versuchte sie, vom Thema Jess abzulenken. Sie wusste genau, dass ihre Mutter nicht damit locker lassen würde.
„Dean und heiraten? Wen denn? Oh, sag nicht diese Lindsay."
„Doch, ich kann es noch gar nicht glauben."
„Traurig darüber?"
Rory schüttelte ihren Kopf, sie freute sich für Dean, dass er endlich jemanden gefunden hatte mit der er glücklich war und er jemanden glücklich machen konnte. „Ich glaub wir sollten jetzt alles unter Dach und Fach bekommen, du weißt am Wochenende geht's nach Yale."
„Ich weiß, und dass kann ich wiederum nicht glauben, mein Baby geht weg von mir!", versuchte Lorelai mit heulender Stimme, ihr Unbehagen zum Ausdruck zu bringen.
„Sieh es mal so. Ich bin nicht weit weg von hier, ich hab ein Auto und kann jeder Zeit vorbei kommen und an den Wochenenden bin ich sowieso da, außer es steht etwas wirkliches Wichtiges an."
„Dennoch, was soll ich die ganze Zeit machen, wenn du nicht da bist? Oh, ich weiß, dich anrufen und nerven, bis du aufgibst!", lachte sie, wobei sie es nicht wirklich ernst meinte. Ihre Tochter in einen der besten Unis des Landes zu sehen, erfüllte sie mehr als nur mit Stolz.
„Komm schon Mum, am besten wir ordern uns eine Riesenpizza und dann gucken wir irgendwas Schnulziges. Morgen früh machen wir uns auf den Weg und besorgen den Rest von dem, was ich noch brauche. Was hältst du davon?"
„Au ja, wie wär es mit Titanic? Ich seh doch zu gern, wie Leo einfach unter geht!", klatschte Lorelai wie ein 5-jähriges Kind in die Hände, als hätte sie eben einen Lolli geschenkt bekommen.
„Nicht was anderes? Bei dem Film muss ich ständig aufs Klo, bei dem vielen Wasser. Da kann ich mich nicht mal anständig auf die Handlung konzentrieren."
„Wer konzentriert sich denn schon bei dem Film auf die Handlung? Okay, wie wär´s damit: Du gehst schnell in die Videothek und besorgst etwas anständiges, derweil kümmere ich mich darum, dass wir etwas Essbares bekommen. Oh und wenn du schon unterwegs bist, geh doch bitte noch mal bei Luke´s vorbei und hol Kaffee oder besser doch nicht, geh zu Doose´s und hol da ein Päckchen Kaffee, unserer ist vorhin alle geworden.", plabberte Lorelai ohne Punkt und Komma.
„Wieso nicht Luke´s? Habt ihr euch gestritten? Oh nein, sag es nicht! MUUUM!" Sie ahnte es. Ihre Mutter war zu Luke gegangen -wegen Jess - und deshalb hatten sie sich garantiert gestritten.
„Hun, du musst mich doch auf verstehen. Selbst wenn mir Luke sonst was erzählt, was dieser Rowdy alles durchgemacht hat, er hat einfach kein Recht, dir das Leben schwer zu machen. Zumal du nach Yale gehst." Lorelai biss sich auf die Unterlippe. Jetzt war ihr doch vielmehr herausgerutscht, als sie es beabsichtigt hatte.
„Eben Mum, ich geh nach Yale, bin weg von hier und das kann mir niemand kaputt machen. Nicht Jess und sonst wer…ehm…was hat dir Luke erzählt? Was musste Jess alles durchmachen?" Ihr war diese kleine Randbemerkung nicht entgangen.
„Hat er es dir gestern nicht erzählt? Er war doch hier…"
„Wir haben nicht geredet!", unterbrach Rory ihre Mutter.
„Nicht geredet? Was habt ihr denn da gemacht? OH NEIN, nein, nein, nein, sag es nicht, ich will es nicht hören! Ihr habt doch nicht etwa…" Jetzt rannte sie durch das Wohnzimmer, wie ein Tiger in seinem Käfig, hielt sich die Hände an den Kopf und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie hatte zu allem Überfluss auch noch ein schreckliches Bildnis ihres Babys und dem Strolch in ihrem Kopf.
„Was denkst du von mir? NEEEIIINNN, wir haben nichts getan. Nichts, niente, nothing. Ich hab ihm nur ein Handtuch gegeben damit er sich trocknen konnte."
„Oh und wie kam dann sein Shirt auf den Boden?"
„Er…er hatte es sich ausgezogen?"
„Und da soll ich nicht denken, dass ihr sonst was hinter meinem Rücken getan habt?"
„NEIN, Mum glaub mir, es ist nichts passiert. Ich war noch nicht mal im Zimmer, als er versucht hatte, sich abzutrocknen."
„Und ihr habt wirklich nicht miteinander geredet? Die ganze Zeit nicht?"
„Nein, oh doch, ich hab ihm gesagt, das er ein Idiot sei."
„Das ist mein Baby! Und da ist er nicht weggerannt?"
„Mum, können wir bitte das Thema lassen?" Rory war es leid, weiter darüber zu reden. Zumal sie selber nicht wusste, warum sie nicht miteinander gesprochen hatten und heute war ja auch nicht viel aus ihm heraus zu bekommen. Mittlerweile bereute sie es sogar, zur Brücke gegangen zu sein. Es hätte alles so schön sein können. Ohne ihn. Aber er war nun einmal wieder da und um ihrer Neugier willen, hätte sie zu gern gewusst wieso.
„Okay, ich lass es.", wobei das Thema für Lorelai noch nicht wirklich abgeschlossen war. Zumal sie von Luke den wirklichen Grund erfahren hatte, warum Jess wieder in der Stadt war. Das machte ihr noch viel mehr Angst.
„Gut, ich geh dann mal und vergiss die Pizza nicht!", meinte Rory und ging wieder aus dem Haus. Vielleicht sollte sie doch noch einen kurzen Abstecher zu Luke´s machen.
Nachdem sie in der Videothek war und anschließend bei Doose´s, ging sie am Diner vorbei. Alles war dunkel, was um diese Zeit recht ungewöhnlich war. Luke schloss nie vor 22:00Uhr, außer es war etwas wirklich Schlimmes passiert.
„Hey Rory!", rief jemand ihr bekanntes.
Sie stand noch immer vor dem dunklen Fenster des Diners und Lane stellte sich neben sie. „Warum hat Luke geschlossen?"
Lane zuckte mit ihren Schultern. „Keine Ahnung. Ich hab nur gesehen wie er Jess zu seinem Truck geschupst hatte. Oh…" Sie biss sich auf die Lippe, da sie ja noch nicht wusste, dass Rory wusste, dass Jess wieder da war.
„Ich weiß es Lane, er war gestern bei mir. Meinst du, das er ihn wieder fort geschickt hat?", fragte Rory und drehte sich zu ihrer besten Freundin.
„Denk nicht, so sah es zumindest nicht aus. Was wollte er bei dir?"
„Luke hatte einen Brief von ihm, der an mich gerichtet war. Und…und als ich ihn gelesen hatte, stand er plötzlich da. Oh man Lane, ich weiß nicht was ich tun soll. Er hat mich heut geküsst…"
„Geküsst? Wo?" Nun war Lane perplex. Was war zwischen den beiden vorgefallen?
„An der Brücke. Er wollte, dass ich da hin komme, also bin ich hin. Ich dachte er will mit mir reden, aber er hat mich einfach geküsst…", versuchte Rory zu erklären.
„Und was hast du gemacht?", bohrte Lane weiter.
„Ich…ich hab ihn von mir gestoßen und bin weggerannt. Dann…dann kam Dean und erzählte mir das er heiraten würde…"
„Oh, das ist ja hart! Und was hast du jetzt vor?"
„Ich weiß es nicht, ich mein Jess…oh man, ich weiß noch nicht mal was ich darüber denken soll. Was soll ich tun? Er hat mir schon so oft das Herz gebrochen, gut ich weiß nun auch den Grund, warum er das letzte Mal abgehauen ist. Aber wieso soll ich ihm verzeihen?"
„Dann tu es nicht, viele andere Mütter haben auch schöne Söhne. Du gehst nach Yale, was willst du mehr?"
„Stimmt, ich sollte besser nach Hause gehen. Mum wartet bestimmt schon.", meinte Rory mit einem letzten Blick ins Diner und drückte Lane anschließend zum Abschied.
„Okay, kommst du, bevor es nach Yale geht, noch mal bei mir vorbei?"
„Klar, ich muss doch noch dein Gesicht in mein Hirn einbrennen, ohne dem geht es doch nicht!", grinste sie und machte sich nun auf den Heimweg.
„Komm schon Luke, ich brauch wirklich dringend deinen Truck!", versuchte Lorelai Luke zu überzeugen.
„Du hast deinen Jeep, also, warum brauchst du dann unbedingt meinen Truck?"
„Da bekomm ich nicht alles rein und wenn, dann wüsste ich nicht wo ich dann sitzen soll.", quengelte Lorelai weiter.
„Rory hat doch auch noch ein Auto, was ist bitte das Problem dran?"
„Na die Matratze, wo soll die bitte hin? Ach komm schon Luke, es ist nur für ein paar Stunden."
„Okay, aber mittags ist er wieder zurück! Eins soll aber gesagt sein, wenn irgendetwas kaputt ist, dann sind wir geschiedene Leute!", gab Luke schließlich nach.
„Danke, danke, danke! Du bist ein Schatz!" Lorelai warf sich an seinen Hals und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ließ ihn aber gleich wieder los und sah peinlich berührt zu Boden. „Könntest du dann noch vorbei kommen und helfen alles aufzuladen?"
Luke grinste sie an, da sie ihm nicht in die Augen sehen konnte. Es war zu selten, das Lorelai etwas peinlich war. „Okay, ich komm dann rum. JESS?", rief er nun nach seinem Neffen, der wenige Augenblicke die Treppe runter kam.
Lorelai sah ihn weniger erfreulich an, aber als sie seine Hand in einer Bandage sah, war ihr Blick eher erstaunt. „Mit wem hast du dich denn angelegt?"
Jess sah auf seine Hand und dann zu Lorelai. „Da war so ein großer Kerl, der wollte mich nicht vorbei lassen…"
„Jess!", ermahnte ihn Luke. „Er wollte nur wissen, wie es ist einen Baum beiseite zu prügeln.", erklärte er Lorelai die bandagierte Hand.
„Oh, muss ja ein echt hartnäckiger Baum gewesen sein. Okay, ich mach mich mal von Dannen, bis dann Lukey!", zwinkerte ihm zu, nahm ihren Kaffee und ging aus dem Diner.
„Vielen Dank Onkel Luke, jetzt hält sie mich für nen kompletten Idioten.", meinte Jess und ging zu ihm hinter den Tresen.
„Das dachte sie auch schon vorher von dir. Du, ich muss dann mal weg, übernimmst du derweil?"
„Hab ich eine andere Wahl?" und rollte mit seinen Augen.
„Nicht wirklich, dauert auch nicht lang." Luke schnappte sich seine Jacke, klopfte Jess auf den Rücken und ging ebenfalls aus dem Diner.
„MUM, können wir endlich los machen? Wir kommen sonst noch zu spät und du weißt, dass ich es hasse zu spät zu kommen!", rief Rory die Treppe hoch.
„Komm ja schon…Gott verflixt, wieso geht das Teil nicht. Ah, jetzt! Ich muss doch noch ein Foto machen bevor du in den Weiten von Yale verschwindest. Damit ich ein aktuelles Foto von dir hab, falls ich eine Vermisstenanzeige aufgeben muss." Lorelai kam die Treppe runter gerannt und grinste Rory an, dabei wedelte sie mit dem Fotoapparat vor ihrer Nase herum.
„Oh, nein. Vergiss es! Ich seh doch schrecklich aus!"
„Nix da, mit vergiss es! Los, stell dich da rüber und sag CHEES!", dabei positionierte sie sich und hielt ihren Finger auf dem Auslöser.
Rory setzte ein gequältes Lächeln auf und war froh als endlich der Blitz kam.
„Och nö, so geht das aber nicht. Aber hey, die Technik ist doch klasse, man kann gleich sehen wie die Bilder geworden sind. Guck!" Lorelai drehte die Rückseite der Camera zu Rory und zeigte auf das Display.
„Toll, ich sag doch, ich seh schrecklich aus." Sie verzog angewidert ihr Gesicht, als sie ihr Bild sah.
„Also noch mal und nun etwas freundlicher. CHEES!"
Rory quälte sich nochmals ein Lächeln ab und schnappte sich anschließend ihre Tasche. Sie wollten noch mal zu Luke, damit sie ein letztes Mal seinen Kaffee genießen konnte, bevor es nach Yale ging. Auch wenn sie da auf Jess treffen würde. Sie hatte die Tage erfolgreich versucht ihn zu ignorieren und auch nicht weiter an ihn gedacht. Da die Vorbereitungen zu Yale viel mehr Zeit in Anspruch genommen hatten als angenommen.
„Gut, das Bild lass ich gelten!", grinste Lorelai und nahm den Rest, der noch nicht im Truck verstaut worden war. Zu guter letzt sperrte sie das Haus ab und setzte sich hinters Lenkrad. Rory war schon in ihrem Auto und wartete, das Lorelai endlich losfuhr.
Doch Lorelai hatte so ihre Schwierigkeiten mit der Schaltung und bekam nur den Rückwärtsgang hinein. „Okay, dann eben nicht!"
So fuhr sie eben rückwärts zu Luke´s.
Rory musste grinsen und war eher angelangt als ihre Mutter. Sie ging schon ins Diner, wo Luke darauf wartete, dass die Gilmores eintrafen. „Wo ist deine Mum?"
„Die kommt gleich, sie hatte nur so ihre kleinen Schwierigkeiten. Ah sieh, da kommt sie schon." Und Rory zeigte aus dem Fenster.
„Was macht sie da?", fragte Luke mit zusammen gekniffenen Augen, als er seinen Truck rückwärts die Straße runterrollen sah.
„Sie hat den Gang nicht rein bekommen, also ist sie den ganzen Weg rückwärts hergefahren.", grinste sie.
„Oh mein Gott!" Luke rannte aus dem Diner zu Lorelai und den Truck. „Raus!", befahl er Lorelai auszusteigen.
„Hey Luke, irgendwas stimmt da nicht mit der Schaltung, ich glaub die solltest du mal überprüfen lassen.", meinte sie gelassen, während sie sich abschnallte.
„Die Schaltung ist völlig in Ordnung, nur du kannst nicht fahren! Es war eine blöde Idee dir den Truck zu überlassen."
„Ich kann fahren, also hör mal!"
Rory sah amüsiert dem Szenario zu und merkte nicht das Jess die Treppe hinunter kam.
„Was machen die da?", fragte er und Rory drehte sich überrascht zu ihm um.
„Gott, schleich dich nicht so an, ich hätte einen Herzinfarkt bekommen können!"
„Hast du aber nicht, oder bist du eben vom Stuhl gefallen?"
Rory schüttelte mit ihrem Kopf und wollte aufstehen. Da sah sie seine bandagierte Hand. „Ehm, was hast du gemacht?" und zeigte darauf.
„Nichts!", meinte er kühl. Anscheint hatte Lorelai keinen Ton zu Rory gesagt.
„Das sieht mir aber nicht nach Nichts aus."
Bevor Jess antworten konnte, kamen Luke und Lorelai ins Diner.
„Ich kann alleine fahren, okay? Du musst im Diner bleiben!", versuchte Lorelai einen aufgebrachten Luke zu überzeugen.
„Rory, sag deiner Mutter, das sie mich noch frühzeitig ins Grab bringt!"
„Mum, ich soll…"
„Ich hab das gehört, Luke…am besten du gibst mir jetzt einen Kaffee und dann klappt alles wie am Schnürchen."
Luke schüttelte mit seinem Kopf, während Jess zwei Tassen auf den Tresen stellte und sie mit Kaffee füllte.
„Was machst du da?", fragte Luke seinen Neffen.
„Gäste bedienen?"
Lorelai nahm ihre Tasse und trank einen Schluck. Genüsslich schloss sie ihre Augen. „Das hab ich gebraucht, danke Jess! Du bist mein Retter!"
Rory sah ihre Mutter mit großen Augen an, hatte sie das eben wirklich gesagt?
Jess war minder überrascht, rollte aber mit den Augen und verschwand in der Küche.
Luke nahm derweil eine Tüte vom Board, wo die Kaffeemaschine stand. „Hier Rory, damit du erstmal über die Runden kommst!"
Sie nahm dankend die Tüte an und schaute hinein. „Oh, womit hab ich das verdient. Danke!"
„Man weiß ja nie, wie das Essen dort ist!", grinste Luke.
„Okay, Schatz! Wir müssen los. Du willst doch nicht die Einführung verpassen?", unterbrach Lorelai das Geplänkel.
„Schon gut, ich komm ja schon!" Sie trank den Kaffee aus und verabschiedete sich von Luke.
„Lorelai und du hast nun verstanden wie die Schaltung funktioniert?", fragte Luke mit ein wenig Skepsis in seiner Stimme.
„Hab ich, vertraust du mir etwa nicht? Du bekommst dein Baby ganz und heil wieder, versprochen!"
„Schon gut, schon gut! Nun macht aber los, ihr wisst nicht, wie der Verkehr heut ist!"
Lorelai nickte, grinste und ging aus dem Diner. Rory war schon in ihr Auto eingestiegen und sah nochmals ins Café. Jess war neben seinen Onkel getreten und hob seinen bandagierten Arm an. Was für Rory soviel hieß, wie: ‚Man sieht sich'
Rory ließ sich geschafft auf ihr neues Bett fallen. Sie hatte nicht geahnt, wie viel Stress so ein Umzug machen würde. Sie hatte noch nicht mal annähernd alles ausgepackt, aber das wichtigste war schon verstaut. Jetzt wollte sie nur noch eins - schlafen.
Lorelai lag schon neben ihr auf der alten Matratze, die sie bis jetzt noch nicht losgeworden war. Zum Glück hatte Luke nichts dagegen das sie den Truck noch bis zum nächsten Tag behalten und somit bei Rory übernachten konnte.
„Und wie fühlst du dich?", fragte sie ihre Tochter, die unter ihr Laken schlüpfte.
„Ich bin völlig KO. Hätte mal einer gedacht, dass ich mein Zimmer ausgerechnet mit Paris teilen würde...", stellte sie nochmals mit Erstaunen fest.
„Das stimmt. Ich fühl mich grad, als wär ich auf einer Pyjamaparty. Schön, dass ich noch dableiben durfte."
„Ich bin auch froh, dass du noch da bist. Sag mal, weißt du was Jess mit seiner Hand gemacht hat?" Diese Frage brannte ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge, aber bis jetzt hatte sie noch keine Gelegenheit zu fragen.
Lorelai verdrehte ihre Augen. „Bekanntschaft mit einem Baum."
„Oh, okay…lass uns schlafen."
„Träum was Süßes. Mein Baby!"
„Ich bin jetzt Yale-Studentin, also kein Baby mehr.", meinte Rory gespielt erbost.
„Okay, meine große Studentin, schlaf schön."
„Du auch, Mum."
Wie kam sein Shirt in ihre Tasche? Rory hielt das schwarze Stück Stoff in ihrer Hand, als sie die letzten Sachen auspacken tat.
Sie musste es im Eifer des Gefechts mit zu den Sachen gelegt haben, als sie die Kisten gepackt hatte. Nachdenklich ließ sie sich auf ihr Bett fallen und roch an dem Shirt. Sein Duft drang noch immer durch. Als sie ihr Handeln bemerkte schmiss sie das Shirt beiseite. „Gott, ich bin krank, definitiv krank!", redete sie mit selber.
Nach einer kurzen Überlegung nahm sie ihr Telefon und wählte eine bekannte Nummer, aber die sie kaum benutzte.
Es kam ein Freizeichen und als jemand am anderen Ende den Hörer abnahm, legte sie wieder auf. Was sollte sie ihm auch sagen? ‚Hey, du hast dein T-Shirt bei mir vergessen und ich hab es aus Versehen mit nach Yale genommen.' Blöde Ausrede, wobei so blöd war sie auch nicht.
Sie drückte auf Wahlwiederholung und wartete nochmals darauf, dass jemand abnahm. Was auch nicht lang auf sich warten ließ, doch wieder verließ sie ihr Mut und sie legte auf.
„Komm schon Rory, jetzt aber!", ermahnte sie sich selber.
Abermals drückte sie die Wahlwiederholung und diesmal ging nur noch der Anrufbeantworter an. Sie holte tief Luft. „Hey Dodger, du warst auch schon mal besser. Gib du mir gefälligst mein Herz zurück!", benutze sie fast die selben Worte, die er ihr an der Brücke zugerufen hatte. Dann legte sie auf.
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Jess saß auf seinem Bett, als er ihre Stimme hörte. Denn nach dem zweiten Mal, bei dem keiner am Telefon war, hatte er es aufgegeben ran zu gehen. Ein Grinsen huschte ihm über die Lippen.
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‚Gib du mir gefälligst mein Herz zurück!', das wollte Rory eigentlich nicht sagen. Aber die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Warum bloß? Gut, sie mochte das Gefühl wenn er sie küsste, sie konnte sich noch immer in seinen Augen verlieren, aber liebte sie ihn noch? Was für ein Spielchen trieb er mit ihr? Wollte er sie in den Wahnsinn treiben?
Da klingelte ihr Handy und riss sie aus ihren Gedanken. Ohne auf ihr Display zu sehen, nahm sie ab.
„Okay, ich schlag dir einen Deal vor. Wir treffen uns und dann können wir tauschen!"
„Jess? Wie kommst du darauf, das ich mich mit dir treffen will?"
„Wir können es auch bleiben lassen."
„Sag nicht du warst die ganze Zeit zu Hause, warum bist du nicht ran gegangen?"
„Wenn du ständig aufhängst, wenn ich rangeh? Als hätte ich den ganzen Abend nichts Besseres zu tun."
„Okay, gutes Argument. Und redest du nun mit mir?"
„Tu ich das etwa nicht?"
„Doch, so meint ich das auch nicht. Ich meinte eigentlich den Brief und die ganze Sache zwischen uns."
„Zwischen uns? Gibt es etwa wieder ein UNS?"
„Nein…ich mein, Vielleicht…ja…nein…ach vergiss es!"
„Okay…"
„Was okay? Okay, dass du mit mir redest oder okay, weil du es ständig sagst und es so nicht meinst?"
„Okay, wir können reden, aber nicht am Telefon."
„Gut, ich bin morgen wieder in Stars Hollow, aber dann gibt es keine Ausflüchte mehr, verstanden?"
„Okay."
„GOTT, jetzt lass das mal!"
„Was?"
„DAS, ich kann dieses Wort schon langsam nicht mehr hören!"
„Guten Nacht Rory!"
„Dito Jess!"
Damit hängte sie auf. Was war das eben? Dieses Gespräch brachte sie völlig durcheinander. Wenn man es als Gespräch bezeichnen konnte. Sie sah kurz auf die Uhr und stellte fest, dass sie schlafen sollte. Sie hatte am nächsten Morgen eine Vorlesung und da wollte sie ausgeschlafen sein. Somit zog sie sich um, ging ins Bad und wusch sich. Letztendlich schlüpfte sie in ihr Bett und nahm sein Shirt mit, welches sie an sich drückte. Ein letztes Mal nahm sie seinen Duft auf und schlief schließlich ein.
Da war sie wieder. Die erste Woche ging viel zu schnell vorüber und sie konnte noch nicht ganz realisieren, dass sie nun tatsächlich in Yale war. Sie fuhr nach Hause um dort auf ihre Mum zu treffen, da sie zum allwöchentlichen Treffen zu ihren Großeltern fuhren.
Sie wusste genau, wie dies wieder ablaufen würde. Ihr Großvater würde fragen, wie die Schule sei. Ihre Mutter würde sich wieder mit ihrer Großmutter streiten und alles wäre wieder beim alten.
So sehr sie das doch immer liebte, aufgeregter war sie, weil sie danach auf Jess treffen würde. Eine Klärung war schließlich dringend nötig.
Also brachte sie schnell das Freitagessen hinter sich. „Mum, ich geh noch zu Lane. Treffen wir uns dann zu Hause?" Es war selten, dass sie ihre Mutter anlog, doch sie konnte ihr nicht erzählen, dass sie vorhatte zu Jess zu gehen.
„Okay, mein Schatz! Mach aber nicht all zu lang, ich will noch was von dir haben." Damit drückte Lorelai einen Kuss auf Rory´s Stirn.
„Ich bin das ganze Wochenende da, Mum!"
„Ich weiß und das ist viel zu kurz!"
„Bis dann Mum." Rory stieg aus dem Auto und sah wie ihre Mutter mit dem Jeep wegfuhr, anschließend machte sie sich auf dem Weg zum Diner.
Luke stand hinter dem Tresen und ging die Einnahmen des Tages durch. Als die Glocke über der Tür ertönte sah er auf. „Rory, bist du nicht in Yale?"
„Ich bin übers Wochenende zu Hause, na ja und wir sind gerade vom Freitagsessen gekommen.", erklärte Rory.
„Wo ist deine Mum?", fragte Luke, da er Lorelai nicht entdecken konnte.
„Sie ist nach Hause gefahren, wir treffen uns dann dort. Ach, ist Jess oben? Ich wollte ihm noch etwas vorbei bringen." Sie zog sein T-Shirt aus der Tasche und zeigte es Luke.
„Er ist oben. Wie kommst du zu Jess Shirt?"
„Ehm, er hat es mir geliehen und ich hatte es gefunden, als ich aufgeräumt hatte. Oh und Luke, bitte sag Mum nicht, das ich hier war.", meinte sie bevor sie die Treppe rauf ging.
Luke sah ihr erstaunt hinterher. Was ging hier vor, von dem er nichts wusste? Er sollte dann auf jeden Fall abchecken, was bei den beiden los war.
Rory ging mit rasendem Herzen die Treppe hinauf und klopfte nach kurzem Zögern an der Tür. Als keiner reagierte, klopfte sie etwas lauter.
Einen Augenblick später hörte sie es rumoren und wie etwas zu Boden fiel, bevor sich die Tür öffnete. Jess stand nur in Boxern und T-Shirt bekleidet vor ihr. Seine Haare waren feucht vom duschen und in der linken Hand hielt er seine Baggy Jeans.
Ihr Blick wanderte über seinen Körper und für einen Moment vergaß sie zu atmen.
„Du kannst gern rein kommen und du kannst auch gern wieder atmen.", meinte er mit einem Grinsen im Gesicht. Ihm gefiel der Anblick ihrer Sprachlosigkeit.
Sie schnappte nach Luft und ging geradewegs an ihm vorbei, ohne ihn weiter anzusehen. „Ich…ich hab dein Shirt mitgebracht…das…das hattest du bei mir vergessen."
„Oh, danke für die Aufmerksamkeit, willst du dich setzen?", fragte er, ohne Anstalten sich weiter anzuziehen.
Sie nickte und setzte sich auf die Couch. „Probleme?" und zeigte auf die Hose.
Er nickte und sah peinlich berührt zu Boden. Mit einer Hand ließ es sich schlecht eine Hose anzuziehen. Dann setzte er sich auf einen Stuhl und versuchte hineinzuschlüpfen. Was soweit ganz gut klappte.
„Brauchst du Hilfe?", fragte sie nun und musste lächeln, bei dem Anblick wie er sich abmühte. Er sprang auf der Stelle, wobei er die Hose hochzog.
„Mhm, wenn es dir nichts ausmachen würde?"
Sie stand wieder von der Couch auf und ging zu ihm hinüber. Dann griff sie nach dem Hosenbund und schloss die Knöpfe. Aber ohne ihn ein einziges Mal anzusehen. Ihre Hände zitterten und sie musste sich abmühen einen klaren Gedanken zu fassen.
Er beobachtete sie genau was sie tat und ihm blieb ihre Nervosität nicht verborgen.
Eine Weile standen sich beide, ohne ein Wort zu sagen, gegenüber.
Bis er ihre Hände griff, da sie seine Hose anscheinend nicht loslassen wollte. „Danke!", flüsterte er und nun sah sie ihn doch an. Wie immer könnte er sich in ihren Augen verlieren, die nun auf ihm ruhten. Sein Herz fing wie wild an gegen seine Rippen zu pochen und in seinem Magen fuhren Schmetterlinge Achterbahn. Dieses Gefühl konnte auch nur sie in ihm hervorrufen.
„Wer hilft dir sonst? Luke?"
Er schüttelte mit dem Kopf. Allein bei dem Gedanken, dass Luke ihm beim anziehen helfen würde, wurde ihm schlecht. „Es dauert halt viel länger.", grinste er nun.
Rory entzog sich seinen Händen und ließ von ihm ab. Ging zur Couch hinüber und setzte sich wieder.
Beide waren froh Abstand voneinander gewonnen zu haben und Jess setzte sich auf den alten Ledersessel.
„Warum hast du mich geküsst?", stellte Rory nun ihre brennende Frage, die sie sich schon die ganze Zeit über gestellt hatte.
Er wusste nicht gleich, was er antworten sollte, sie fiel wirklich gleich mit der Tür ins Haus. „Ich…ich weiß es nicht.", meinte er letztendlich und fuhr sich durch die Haare. Er war noch nie ein Freund großer Worte gewesen und konnte noch nie über seine Gefühle reden. Sie war enttäuscht, das konnte er sehen.
„Okay…dann…dann erzähl mir was passiert ist. In New York…"
„Das möchtest du nicht wissen!", unterbrach er sie.
„Doch Jess, ich möchte es wissen. Ich möchte herausfinden, was zwischen uns beiden passiert."
Abermals fuhr er sich durch die Haare und holte tief Luft. Entweder er wagte den Schritt oder würde sie für immer verlieren. Ihm blieb keine Wahl, als endlich die Wahrheit zu sagen. Gut möglich konnte auch sein, dass sie ihn dafür verachten würde. Wer wagt, der gewinnt, hieß es doch immer. „Gut, du willst wissen was passiert ist? Luke hatte mich wieder fort geschickt, weil er mit dieser Nicole weg fahren wollte und er nicht wollte, dass ich allein hier bin. Also bin ich zurück nach New York, wo ich bei alten Kumpels untergetaucht bin."
„Warum bist du zurückgekommen? Aus Kalifornien mein ich.", unterbrach sie ihn.
„Ich wollte noch etwas erledigen und als ich meinen Vater gesehen und gemerkt hab, das ich gar nicht soviel verpasst hatte, bin wieder zurück gekommen."
„Okay, was passierte weiter in New York?"
„Das was auch früher immer passiert ist, es floss reichlich Alkohol. Es stieg eine Party nach der anderen und man besoff sich bis zur Besinnungslosigkeit. Ab und zu hat man sich einen Joint durch gepfiffen und ich konnte endlich vergessen."
„Jess…wieso?" Ihre Stimme klang erstickend und er konnte ihren Vorwurf daraus hören.
„Ich wollte dich vergessen, Rory. Du warst und bist sogar noch immer in meinen Gedanken. Ich hör mich jetzt vielleicht völlig bescheuert an…zumindest kam auf einmal Luke mit meiner Mutter an und haben mich da raus geholt. Gott, wer weiß wo ich jetzt sonst wär. Er saß die ganze Nacht an meinem Bett und hat zugesehen wie ich mir die Seele aus dem Leib gekotzt hab. Letztendlich hat er mich vor die Wahl gestellt, entweder ich geh zu Grunde oder ändere mein Leben."
Rory hielt sich die Hand vor den Mund, sie konnte nicht fassen, was er ihr da eben erzählt hatte. Er wollte sie vergessen? Sie stand auf und ging zu ihm hinüber, kniete sich vor ihm hin und nahm seine lädierte Hand. „Und das hier?"
„Als ich dich mit Dean gesehen hatte, ging es mit mir durch…", meinte er kleinlaut und sah von ihr weg.
„Mit Dean? Gott, Jess! Er hatte mir nur erzählt das er heiraten will."
Sie zwang ihn sie anzusehen. In seinen Augen konnte sie seine Reue sehen und sie war froh darüber, endlich den wahren Jess darin zu erkennen.
„Es tut mir leid!", brachte er nur noch heraus. Nun war die Mauer, die er um sich gebaut hatte in binnen von Sekunden zusammen gebrochen. All die Jahre in seinem Leben konnte er diese aufrechterhalten und sie hatte es zustande gebracht, jeden einzelnen Stein zu zerschlagen. Wie hasste er dieses Gefühl, ausgeliefert zu sein, sich völlig zu offenbaren. Sie konnte nun ungehindert in die tiefen seiner Seele sehen und das machte ihm Angst.
Rory sah ihm noch immer in die Augen und nun war er es, der dem Blick nicht standhalten konnte. So sehr er es auch wollte, er konnte nicht. „Sieh mich an Jess und sag mir, warum du mich geküsst hast!", fragte sie in nun und mit jedem Wort wurde sie immer leiser.
Doch bevor Rory eine Antwort erhalten konnte, ging die Tür auf und Luke stand im Rahmen. Sie erschrak sich so sehr, da sie nach hinten kippte und auf ihrem Allerwertesten landete.
Jess war nicht minder überrascht, aber froh darüber, dass er nun nicht mehr dazu kam ihre Frage zu beantworten.
„Alles klar bei euch?", fragte Luke, denn er fragte sich die ganze Zeit was die beiden hier oben trieben.
Rory sprang auf und rannte zur Tür. „Ehm, ich muss gehen, bis morgen und ehm Jess…okay, wir sehen uns!", damit rannte sie raus und die Treppe herunter.
Luke sah ihr hinterher und war verwirrt. „Was war das eben?" und zeigte zur Treppe. Jess machte keine Anstalten sich umzudrehen und sah noch immer zu der Stelle wo bis vor einigen Sekunden Rory gesessen hatte. Er zuckte mit der Schulter, denn er wusste es selber nicht. „Ich glaub, ich geh noch eine Runde spazieren." Er stand auf und wollte sich seine Jacke schnappen, aber Luke hielt ihn auf.
„Einen Augenblick noch, was habt ihr hier gemacht?"
„Oh, wir haben uns geküsst und gerade wo du hier rein geplatzt bist, wollten wir grad zur Sache kommen! Was denkst du den? Wir haben geredet!", lief er wieder zur Hochform auf.
„Oh…okay, aber bleib nicht zu lange weg…"
„Du kannst ja auch gern mitkommen und mich an die Leine nehmen!"
„Sehr witzig!"
Nun nahm Jess seine Jacke, sah seinen Onkel giftig an und ging ebenfalls raus und die Treppe hinunter.
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Rory rannte aus dem Diner und direkt in Dean hinein.
„Na, nicht so stürmisch!", grinste er sie an, aber das verging ihm gleich, als er in ihr Gesicht sah.
„Dean? Oh…ehm ich muss nach Hause!", stotterte sie, wollte an ihm vorbei, doch er hielt sie am Arm fest.
„Warst du gerade bei ihm?" und deutete mit seinem Kopf zum Diner.
Sie zögerte einen Augenblick. „Bei Jess, ja…ich…ich musste ihm noch was wiedergeben."
Dean wollte ihr nicht ganz glauben, dazu sah sie viel zu verwirrt aus. Er war zwar mit Lindsay verlobt und er mochte sie wirklich gern, aber Rory würde immer ein Teil von ihm sein. „Soll ich dich nach Hause bringen?", fragte er schließlich.
Sie nickte, denn im Moment wollte sie nicht allein sein. So gingen sie beide die Straße hinunter und bemerkten nicht, wie Jess aus dem Diner kam und über die Straße rannte in Richtung See.
Er selbst bemerkte beide nicht, denn zu tief war er in seinen Gedanken gefangen und wollte nur eins - weg von diesem Ort.
TBC
