AdA: Naja, in diesem Kapitel hat SS nicht wirklich Sex mit jemanden, aber er versucht es wenigstens...

Disclaimer: Mir gehört Severus Snape nicht.

Freiheit
Von Jaypallas

„Was quält Dich mein Liebster?"Sie strich über seinen Oberkörper. „Fühlst Du Dich nicht wohl?"Sie lächelte ihn traurig an.

„Mpf"antwortete Severus. Sein Knebel ließ artikuliertere Sätze nicht zu. Er stemmte sich gegen die Fesseln.

„Nein, mein Schatz, so kommst Du nicht frei."Sie deutete auf seinen Kopf. „Es muss von da kommen. Du musst Deine Freiheit erkennen."

Angelina küsste ihn sanft auf seinen Knebel und verließ den Raum. Severus Snape war wieder alleine in dem kalten Kellerraum. Er lag auf einer Pritsche mitten in einem Vorratslager. An der Wand waren Weinfässer und ein paar Säcke gestapelt. Er war dankbar, dass er noch vollbekleidet war, bisher hatte er keine Vorstellung, warum er hier war oder was Angelina von ihm erwartete. Alles was er wusste war, dass er weder seine Arme noch seine Beine bewegen konnte.

Angelina war eine begeisterte Todesserin, zumindest hatte er das gedacht. Nach einem ihrer Treffen, hatte sie ihn zu sich eingeladen. Wenig später befand er sich in diesem Keller, wo er sich nun schon seit circa 3 Stunden fragte, was für ein Spiel sie mit ihm trieb.

Heute Abend hatte er eigentlich noch etwas vorgehabt. Snape grinste spöttisch. Er hatte geplant sich heute noch das Leben zu nehmen. Statt dessen lag er nun hier. Nun ja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Er lachte und verschluckte sich an seinem Knebel. Hustend rang er nach Luft.

Sein Leben war ein Scheitern. Von seiner ersten lebendigen Minute an ist irgendwas schief gelaufen. Seine Kindheit war Horror, seine Schulzeit sogar noch schlimmer. Von seiner einzigen Liebe wurde er verraten. Deshalb hatte er sich dem dunklen Lord angeschlossen und das war der bisherige Tiefpunkt. Snape war sich sicher, dass wenn er weiter leben würde, dass es noch schlechter kommen würde. Seine Talfahrt war bisher ungebremst und eine Steigung war nicht in Sicht.

Snape hatte sich oft die Frage gestellt "Warum ich?" Inzwischen wusste er es, er war ein Müllprodukt des Universums. Immer wenn die Götter beim Weben der Schicksale gedacht hatten, dass sie eine Begebenheit oder eine Eigenschaft niemanden antun können, hatte sie das auf einen Haufen geworfen. Er war dieser Haufen, der aus Zufall geboren worden war.

In ehrlichen Stunden, wie diese, gab Snape nicht den Göttern die Schuld an seinem Übel. Er selbst hatte gesündigt, er war der Bastard. Er hatte gequält und getötet. Er hatte sich selbst verdammt. Snape hasste sich selbst. Wenn er Selbstmord beging würde er der Welt einen Gefallen tun. Vielleicht hatte er Glück und Angelina nahm ihm die Arbeit ab.

Snape fragte sich, was Angelina mit dem Gerede über Freiheit gemeint hatte. Er war nie frei gewesen, er war ein Sklave seiner selbst. Ruhig lag er auf der Pritsche. Er erkannte, dass es keinen Sinn hatte diese Fesseln abzustreifen, da er auch ohne diese Fesseln immer noch an sich selbst gefesselt war.

Blitzartig fiel ihm ein, dass Angelina etwas ähnliches gesagt hatte - oder doch nicht. Sinnlos darüber nachzudenken. Alles was er gewollt hatte war ein kleiner Fick vor seinem Abgang, warum war ihm noch nicht einmal das vergönnt?

In seinen Knebel heulend riss Snape an seinen Fesseln. Die Bänder schnitten tief in sein Fleisch. Der Schmerz tat ihm gut. Er wollte Schmerzen spüren, er hatte sie verdient.

„Ich weißt, Du hasst Dich"flüsterte Angelina ihm ins Ohr. Sie hatte den Raum betreten ohne, dass er es bemerkt hatte. Sie setzte sich auf eines der Fässer und betrachtete ihn. „Deshalb bist Du hier."Sie lächelte ihm aufmunternd zu.

Was zur Hölle sollte das bedeuten? Auf solches Psychotanten Gewäsch konnte er gut verzichten. Er wollte ihr ins Gesicht schreien, dass er sich hasste, dass jeder ihn hasste. Das war kein Geheimnis. Wenn sich irgendjemand die Mühe gemacht hätte, ihn anzusehen, wäre es demjenigen sofort ins Auge gesprungen. Er zögerte. Das würde bedeuten, dass sie sich die Mühe gemacht hatte. Er wagte einen kurzen, taxierenden Blick. Angelina lächelte immer noch. Nun stand sie auf und befreite ihn von dem Knebel.

Severus lockerte seinen Kiefer und sammelte seine Spucke um einen verbalen Gegenangriff zu starten. Leider fiel ihm nichts ein, womit er sie treffen konnte.

„Mach mich los."sagte Severus.

Angelina zuckte mit den Schultern. „Das liegt nicht in meiner Macht."

„Was soll das heißen? Löse einfach die Fesseln, danach werde ich gehen und Du wirst mich nie wieder sehen."knirschte Severus.

Angelina stieß ein glockenhelles Lachen aus. „So einfach ist das Leben nicht, mein Herz"

„Erzähle Du mir nichts vom Leben!"meinte Snape verbittert.

„Ja, natürlich. Man kann Dir nichts vom Leben erzählen. Du hast schon alles erlebt, schon alles erlitten. Nicht wahr? Das denkst Du doch, Schätzchen?" sie lachte abermals. „Was warst Du bisher? Was bist Du Severus Snape?" fragte sie mit einem Hauch von Interesse.

Snape schwieg.

„Ich sage Dir, was Du bist: Nichts als ein Spielball Deiner Leiden oder Leidenschaften."Ihre Stimme war weich, fast hypnotisch. „Du bist noch nicht einmal 25 Jahre auf dieser Welt und schon lebst Du nicht mehr. Viele Menschen leben nicht. Das ist nicht ungewöhnlich. Aber Du hast Potenzial, um dieses vergeudete Potenzial ist es schade."

Angelina fing an ihn zu streicheln.

„Was würde Dich glücklich machen?"fragte sie ihn neugierig.

„Frau! Hör auf mich zu zuquatschen. Ich gehe Dich nichts an. Lass mich in Frieden!"fuhr Severus sie an.

„Frieden, welcher Frieden?"fragte sie weiter.

„Es gibt kein Frieden für mich außer im Tod!"schrie er.

Angelina lachte. „Nein, im Tod wirst Du keinen Frieden finden. Und auch keine Freiheit, nebenbei bemerkt. Du möchtest wieder mal den einfach Weg gehen, nicht wahr? Wie willst Du Dich umbringen? Möchtest Du Dich von einer sturmgepeitschten Klippe stürzen? Dir mit einem schwarzen Dolch die Lebensader durchtrennen? Nein – ich weiß es, Du braust Dir einen Trank, einen Trank des Schlafes ohne Wiederkehr."Sie seufzte. „Wie romantisch. Du bist ein Romantiker, Severus Snape."

Snape schwieg. Er hatte den Trank schon gebraut. Es war exakt der Trank, den sie beschrieben hatte.

„Mein Herz, was soll ich nur mit Dir machen." Sie beugte sich über ihn. „Ich verrate Dir ein Geheimnis. Ich kann gar nichts mit Dir machen." Sie kicherte. „Das musst Du schon selbst tun."

„Wer bist Du?"fragte Snape. Er wollte etwas hören, was er verstehen konnte. In seinem Kopf rauschte es. Gedankenfetzen schwirrten durch sein Gehirn. Er wusste, das Angelinas Sätze einen Sinn ergaben, er konnte diesen Sinn nur nicht fassen.

„Ich möchte Dir helfen, somit bin ich Dein Helfer. Heute gehöre ich ganz alleine Dir, mein Liebster. Mach mit mir was Du willst."sagte sie.

Snape lachte höhnisch. „Ich würde Dich gerne auf diese Pritsche werfen und Dich dann vergewaltigen. Könntest Du das einrichten?"

Der Raum um ihn herum verschwamm. Ein anderer Raum legte sich über ihn. Zwar war er immer noch an die Pritsche gefesselt, doch in dem zweiten, parallelen Raum war er frei und sah die leere Pritsche. Er nahm Angelina, zog sie auf die Pritsche und legte sich auf sie. Ihre Atem vermischten sich. Snape merkte, dass etwas fehlte. Er war nicht erregt. Er konnte nicht.

Plötzlich war alles wieder beim alten. Der zweite Keller war verschwunden und er war immer noch gefesselt.

„Das hat wohl nicht so geklappt, Herzchen."sie grinste.

„Befreie mich!"befahl er.

„Aber das versuche ich doch die ganze Zeit! Du könntest ein wenig entgegenkommender sein!"

„Was hält Dich auf?"

„Mich hält nichts auf. Du hältst Dich auf, mein Liebster." meinte Angelina gelangweilt. „So kommen wir nicht weiter. Beantworte meine Frage, was würde Dich glücklich machen?"

Snape musste sich wohl auf ihr Spiel einlassen. Schlecht gelaunt machte er sich Gedanken über die Frage. „Ich wäre glücklich, wenn alle mich achten würden. Wenn meine Fähigkeiten anerkannt werden würden."

„Du machst also Dein Wohlbefinden von der Meinung anderer Leute abhängig?" sagte sie.

„Ich – nein – das heißt, verdammt ja. Ich will bewundert werden und wenn nicht bewundert, dann gefürchtet."sagte er mit zusammen gebissenen Zähnen.

„Weißt Du, die Gleichung ist ganz einfach. Achte Dich selbst und achte andere, dann wirst Du von anderen geachtet. Liebe Dich selbst und liebe andere, dann wirst Du geliebt werden. Aber soweit bist Du noch nicht. Ich glaube wir müssen mit etwas noch Einfacherem anfangen." Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. „Ich fasse zusammen: Du hasst Dich selbst und möchtest bewundert werden. Kommt Dir das nicht auch widersprüchlich vor? Du solltest Dich für eines von beiden entscheiden. Nicht zu vergessen, bist Du noch gefangen. Was hält Dich gefangen?"

„Lederschnallen, schätze ich."Erwiderte Snape mit allem Sarkasmus, den er aufbringen konnte.

Ruhig verließ Angelina den Raum.

„Komm wieder zurück!"rief Snape ihr nach. Ihm blieb nicht übrig, er musste es mit Ehrlichkeit versuchen. Ehrlichkeit gegenüber ihr und gegenüber sich selbst. „Ich selbst halte mich gefangen!"sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.

Angelina erschien neben ihm und wirkte selbstzufrieden. „Sehr gut, Liebster".

„Ich wollte das nicht. Es lag nie in meiner Absicht Unschuldige zu töten. Angelina, es macht ihnen Spaß! Die Todesser folgen keine Mission, sie wollen keine bessere Welt, sie wollen nur Zerstörung."sagte Snape gequält.

„Du glaubst, dass Voldemort eine bessere Welt bringen möchte?" fragte Angelina amüsiert.

„Ja, das habe ich geglaubt. Eine Welt wo die Zauberer herrschen und nicht die ignoranten Muggel, eine Welt wo wir ohne Verstecken unser Geburtsrecht als Magier ausüben können. – Das habe ich mir eingeredet."Snape schüttelte Gedanken verloren den Kopf. „Ich habe mich belogen. Das war die Ausrede vor mir selbst. Ich bin dem dunklen Lord gefolgt, weil ich mich selbst zerstören wollte."

Snape lag ermattet auf Holzpritsche. So viel Ehrlichkeit schmerzte.

„Mein armer Schatz, Du bist immer nur Gefühl. Wie ein Kleinkind, wenn es Dir schlecht geht, soll auch die Welt leiden. Und wenn Du untergehst, dann sollen auch alle anderen mit Dir untergehen."

Snapes Muskeln spannten sich während Angelinas Sätzen an. Er kochte vor Wut. Angelina tanzte um in herum, ab und zu zupfte sie ihn an Nase und Ohren oder zwickte ihm in die Wange, dabei trällerte sie ein Kinderlied.

„Hör damit auf!"brüllte Severus. Er kämpfte gegen seine Fesseln.

Sofort blieb sie ruhig stehen. „Gefühl"flüsterte sie ihm zu. „Du bestehst gänzlich aus Gefühlen. Deshalb trägst Du Deine kalte Maske, weil Du Angst hast, dass Deine Gefühle Dich überwältigen könnten. Dass Du nur ihr Sklave bist. Nicht wahr mein Schatz? Aber ich verrate Dir etwas, Du bist der Sklave Deiner Gefühle, Du wirst immer der Sklave Deiner Selbst bleiben, wenn Du Dich nicht befreist." Angelina seufzte.

Severus stemmte sich immer noch gegen die Fesseln. Sein sonst so weißes Gesicht war rot angelaufen. Er schrie, er brüllte ein einzelnes Wort. Der Keller schien unter seinem Schrei zu beben. „Ja" Verdammt, wenn er sein Leben überdachte, erkannte er, dass all seine Handlungen nur die Reflexion seiner Gefühle war. Seine Biographie war durch Wut, Liebe, Neid, Stolz, Hass und Angst entstanden.

„Dann werde ich meine Gefühle überwinden, ich werde sie meistern!" fauchte Snape.

„Aber gerade das war Dein Fehler, Dummerle. Du solltest aufmerksam auf Deine Gefühle hören, Du musst Dir über die Ursachen Deiner Gefühle klar werden. Die Ursachen kannst Du bekämpfen, wenn es nötig ist." Angelina streichelte Snape wieder. „Du hast Deine Gefühle versklavt und dadurch Dich selbst."

„Bitte Angelina, sag mir wie ich mich befreien kann!"Snape meinte diesmal nicht die Schnallen der Pritsche.

Angelina kletterte auf die Pritsche und legte sich auf Severus. Sie schmiegte ihre Wange an sein und strich über sein langes Haar. „Sag Du es mir, Liebster"flüsterte sie.

„Ich habe soviel Übles getan. Für mich gibt es keine Rettung." stöhnte Snape.

„Doch, es gibt für jeden Hoffnung. Sprich weiter!"ermutigte sie ihn.

„Ich muss zu Voldemort gehen und ihm sagen, dass ich nicht länger sein Sklave bin. Ich werde ihm sagen, dass ich meine Taten bereue. Er wird mich foltern und dann töten. Dann habe ich meine Sünden gebüßt."meinte Snape.

Angelina lachte in sein Ohr. „Das ist schon wieder der bequeme Weg. Nein, mein Schatz, wähle den harten um hier auf Erden glücklich zu werden. Buße reicht nicht, Du musst Erlösung finden."

Angelina rollte sich von ihm runter und küsste ihn.

„Das ist alles was ich für Dich tun kann. Der Rest liegt bei Dir." sagte sie.

Snape nickte. Er kannte jetzt seinen Weg. Er wusste instinktiv, dass Angelina recht hatte. Erst kommt die Buße, dann kommt die Erlösung. Sein Weg in die Freiheit hieß Verantwortung. Er würde die Verantwortung übernehmen für alles was er getan hatte und für das, was er war. Das war seine Buße. Über die Erlösung würde er sich später Gedanken machen.

Die Fesseln und der Raum verschwanden. Verwirrt sah er sich um. Er lag auf dem Boden seiner Wohnung. In der Hand hielt er eine zerbrochene Ampulle mit seinem tödlichen Gift. Er warf sie achtlos weg. Er wusste, an wen er sich wenden musste: Dumbledore. So machte Severus Snape die ersten Schritte auf seinem Weg in die Freiheit.

AdA: Okay, Snapilein hat mittlerweile den zweiten Abschnitt des Weges, nämlich die Erlösung vergessen. Aber, Rowling weiß, vielleicht kommt es ja noch.