8.
Sie drehte sich zu ihm und nickte kurz. Vorsichtig legte er sich zu ihr, und kroch unter ihre Decke, er traute sich nicht zu bewegen. Sie war noch immer umgedreht zur anderen Seite.
Sie konnte nicht schlafen, dauernd schrie jemand in den Zimmern neben ihr, Autos fuhren am Fenster vorbei, und sie bildete sich ein, sie würden stehen bleiben und jemand würde reinkommen und ihnen weiß Gott was antun.
Doch plötzlich schluchzte sie ganz laut auf und drehte sich zu ihm. In ihrer Verzweiflung brauchte sie ganz einfach jemanden der sie hielt. Sie drückte sich ganz fest an seine Brust, und legte ihren Kopf an seine Schulter. Er war viel wärmer als sie, und roch so vertraut.
Er war geschockt, er war einfach überrascht. Da war sie, der Traum. Sein Traum. Er umarmte sie mit seiner linken Hand, und blieb am Rücken liegen, er küsste sie zärtlich auf den Kopf. Sie duftete nach Erdbeershampoo. Und er sah dass Armband, dass sie von Dean bekommen hatte, sie trug es also noch.
„Es wird alles gut, ich bin da, immer..."
Sie weinte noch, doch sie schliefen beide bald ein, in aller Unschuld.
Ihre Augen öffneten sich ganz von alleine, kein Wecker und kein Jess haben sie geweckt. Sie lag noch immer auf ihm, er schnarchte nicht, und seine Hand war noch immer um sie gelegt. Ihr Kopf tat ihr furchtbar weh, zu viel Druck vom weinen.
Es gefiel ihr. Sie blieb ein paar Minuten noch so liegen. Dann befreite sie sich aus seiner Hand. Sie setzte sich auf das Bett und beobachtete ihn.
‚Er sieht aus wie ein kleines Baby' Zu gern hätte sie einen Fotoapparat mitgehabt, ihn so zu fotografieren wäre eine schöne Erinnerung gewesen. Sie blickte herum. Es war wirklich aufregend, sie bräuchte keine Angst zu haben, er würde sie ja beschützen. Sie wären wie Hippies, nichts Materielles würde sie halten. Und sie wird ein Buch schreiben, über all dass was sie erleben, sie würde so persönlich machen wie es nur geht, eine Art Tagebuch. Sollte sie eine Liste machen mit all den Dingen die sie noch bräuchte? Einwegkamera, Hefte... Ach, nein. Echte Hippies würden dass nicht tun.
Sie ging in das Bad, sie duschte schnell, die Badewanne wirkte nicht gerade hygienisch und das Wasser nicht gerade frisch. Dabei fiel ihr Blick auf ihr Armband.
„Ha" hat sie diese Nacht nicht mit Jess verbunden? Sie haben zwar nicht miteinander geschlafen oder sich geküsst, aber für sie bedeutet es gleich viel. Es war das erste Mal das sie eine Nacht mit einem Mann verbracht hatte, wortwörtlich.
Lange wusste sie nicht ob sie noch mit Dean zusammen war oder nicht. Es war Zeit sich zu entscheiden.
Sie würde einen endgültigen Schlussstrich ziehen. Basta. Sie nahm das Band ab. Sollte sie es wegschmeißen? Oder sogar die Klomuschel runterspülen? Doch sie packte es in ein kleines Fach in ihrer Reisetasche. Immerhin war er ihre erste Liebe. Sie ging zurück in das Zimmer.
Jess' setzte sich gerade auf, als sie reinkam.
„Deja-Vu"
sprach er wieder mit dieser schwachen Stimme.
„Von
gestern?" fragte sie.
„Ja,
... und hast du dann noch geschlafen?"
„Mhm"
„Mann,
ich muss mir das Gesicht waschen..."
Er ging schnell ins Bad, und sie setzte sich an den Badewannenrand. Sie wollte zwar fragen ob es ihn auch nicht stören würde, doch sie kannte ihn schon so gut, dass sie wusste dass er mit einer für sie, viel zu sarkastischen Ansage antworten würde.
Und er wollte tatsächlich was sagen, lies es dann, er wollte schließlich dass sie ihm Gesellschaft leistet.
Er ließ das Wasser kurz ins Waschbecken laufen, er wartete bis nur ganz kaltes rauskam. Derweilen betrachtete er sich im Spiegel und schnaufte. Sie war amüsiert, sie verschränkte ihre Hände und überkreuzte ihre Füße, so kam sie sich geschützter vor. Mit einer ausholenden Bewegung paddelte er sich das kalte Wasser über sein Gesicht, um danach wieder übermüdet zu schnaufen. Er nahm seine Zahnbürste.
„Schon
brav Zähne geputzt?" er sah zu Rory.
„Nein
noch nicht" sie musste lächeln, er sah zum anbeißen aus
mit diesem drei Tage Bart.
„Böse,
sehr böse" er nahm ihre Zahnbürste, befeuchtete sie, tat
Zahnpaste hinauf, und reichte sie ihr.
„Danke"
Beide putzen Zähne, Rory musste unheimlich lachen. Sie war noch nie mit einem Mann in einem Bad. Wieder ein erstes Mal dass nur Jess gehörte. Sie stand auf um ihren Mund zu spülen, dann setzte sie sich wieder auf den Badewannenrand. Er war auch mit dem Zähneputzen fertig und schmierte sich sein Gesicht voll mit Rasierschaum.
Sie hob ihre Hand, und siehe da, Jess bemerkte dass das Armband wegwar. Sie wollte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz binden.
„Lass
sie offen"
„Was?"
„Lass
die Haare offen, so gefallen sie mir besser..."
„Ach
ja?" hätte sie dazu sagen sollen ob es ihn etwas angeht wie
sie ihre Haare trägt? Doch ihr fiel was besseres ein. „Dann
rasierst du dich eben nicht!"
„Was?"
„Ja,
ich finde es..." sie suchte nach einem passenden Wort, schön
konnte sie nicht sagen „...gut so... mal was anderes"
„Ok"
wieder der schiefe Grinser. Er wusch sich den Schaum aus dem Gesicht,
und er wusste nicht ob dass der richtige Zeitpunkt war, doch er
wollte es einfach loswerden. „Du hast dass Armband runtergetan"
Rory musste erst auf ihre Hand blicken um sich zu vergewissern was er meinte. „Oh, ja" Sie wurde ernst, sie wollte mit Jess nicht über Dean reden.
Er bemerkte es, und nickte nur. Er trocknete sein Gesicht mit einem Handtuch ab.
„Weißt
du, ich hab überlegt ein Buch zu schreiben..." sagte Rory.
„Ach
ja? Cool, und um was soll es gehen?"
„Um
alles was wir erleben..."
„Glaubst
du wir werden so viel erleben dass du damit ein ganzes Buch füllen
kannst?"
„Na ja" sie wurde unterbrochen, ... er zog sein T-Shirt aus ...
