9. Hilf mir!
Severus. Sie hatte sich versucht vorzustellen es wäre er, seine Hände, seine Küsse. Sie hatte es versucht, doch es hatte nicht funktioniert, es hatte einfach nicht funktioniert. Das Monster verließ sie mit einem Lächeln. Das Monster drückte ihr noch einen zärtlichen Kuss auf die Stirn und riss ihre Wunden damit noch tiefer auf. Das Monster ließ sie alleine… endlich.
Als er ihr Zimmet betrat, war er gerade dabei die Knöpfe seiner Robe zu schließen. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen.
„Was hast du getan?" fragte sie leise.
„Ich hatte meinen Spaß." Zum ersten Mal in ihrem Leben fiel Narzissa Malfoy auf, wie dämonisch das Gesicht ihres Mannes wirken konnte. Noch immer standen leichte Schweißperlen auf seiner Stirn und fast glaubte sie das Blut in seinen Schläfen pulsieren zu sehen.
„Lucius, was hast du getan?" Sie konnte das Entsetzen in ihrer Stimme kaum verbergen.
„Wie schon gesagt… sonst hat dich das doch auch nicht gestört." Sein selbstzufriedenes Grinsen bereitete ihr Übelkeit.
Langsam erhob sie sich aus dem Sessel. „Du hast sie… vergewaltigt." Ihre Stimme war bedrohlich leise, doch er schien das nicht zu bemerken.
„Nenne es wie du willst."
„Tu das nie wieder… nie wieder in DIESEM HAUS!" Narzissa hatte nicht vor gehabt die Beherrschung zu verlieren, ihm auch noch diesen Triumph zu gönnen, aber sie konnte nicht anders. Er widerte sie an. Sie verabscheute ihn… sie hasste ihn. Zum ersten Mal in ihrem Leben hasste sie ihn wirklich.
Er lachte. „Willst DU es mir verbieten?" Sein Spott versetzte ihr einen Stich ins Herz. Hatte sie diesen Mann geliebt, hatte… ja sie hatte sich irgendwann damit abgefunden seine Frau zu sein und mit den Jahren… er hatte es nie begriffen, hatte nie den Schmerz in ihren Augen gesehen, wenn er sie ein ums andere Mal betrog. Er hatte geglaubt sie tat dies genauso, doch das war es nicht. Sie hatte es nicht gekonnt, aus Pflichtgefühl und… auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte… aus Liebe.
Sein Lachen erschien ihr immer lauter.
Langsam trat sie auf ihn zu. Hass, in diesem Moment empfand sie nichts als Hass für diesen Mann.
„Reize mich nicht Lucius Malfoy."
„Nicht?" Er grinste sie an. „Und wenn doch? Was willst du dann tun? Mich mit einem Cruciatus belegen?"
„Du wärest nicht der Erste… wage es nicht Lucius… wage es niemals mich heraus zu fordern. Mach dir nicht deine eigene Familie zu Feinden, du hast bereits genug Feinde um dich." Oh ja, das hatte er. All die Menschen die seinetwegen gelitten hatten. Nicht, dass es sie jemals gestört hatte. Warum auch? Sie selbst war eine seiner Anhängerinnen gewesen, wenn dies auch nie bekannt geworden war. Dank Lucius. Und dank eines Zufalls. Sie hatte die Prüfung bestanden, sie hatte gefoltert und getötet. Lucius hatte es nicht gewusst. Erst als man sie in den Kreis der Getreuen aufnahm, hatte er es erfahren. Lucius hatte nicht gewusst, ob er toben oder vor Stolz platzen sollte. Schließlich entschloss er sich für das Zweite. Es war bevor Draco geboren worden war und zum ersten Mal schien Lucius Malfoy an ihr Gefallen gefunden zu haben. Doch während er sie noch hofierte, betrog er sie. Jedenfalls empfand sie es damals so. Er hatte wohl Angst um seine Stellung gehabt und hatte seinen Einfluss geltend gemacht. Sie hatte nie das dunkle Mal erhalten. Lucius hatte es damit begründet, dass sie dadurch in eine Stellung gehoben würde, die seiner gleich war. Es hätte seinen Status als Ehemann untergraben. Die Anhänger des Dunklen waren Traditionalisten und sie verstanden es. Zu gut. Narzissa verschwand wieder aus dem engeren Kreis. Nicht weil sie zu schwach gewesen wäre, sondern weil ihr eigener Ehemann Angst vor ihr hatte. Angst vor einer Frau, die ihm ebenbürtig sein könnte.
Später war sie ihm dankbar dafür gewesen. Nach dem ersten Fall des Dunklen und an dem Tag als man Lucius verhaftet hatte. Man hatte ihren linken Unterarm kontrolliert und kein Zeichen gefunden. Das hatte ihr die Freiheit bewahrt.
Sie wusste sich zu wehren und Lucius würde es zu spüren bekommen, wenn er es wagte sie zu reizen.
Lucius lächelte anzüglich. „Ich weiß Narzissa Liebes. Ich habe Feinde, aber ich fürchte mich nicht. Und schon gar nicht vor dir. Also sei nicht lächerlich und benimm dich wieder. Wie kann man sich nur so anstellen."
Ihre Hand traf seine Wange schneller, als sie es selbst bemerkt hatte.
Sein Blick verfinsterte sich und für einen Augenblick glaubte Narzissa er würde sie schlagen. Er hatte sie nie geschlagen, nicht richtig jedenfalls… aber jetzt.
Doch dann drehte er sich einfach um und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
Es lief feucht ihre Schenkel hinab. Ein Gemisch aus ihrem Blut und seinem Sperma. Sie machte sich nicht einmal die Mühe es fort zu wischen. Fassungslos starrte sie gegen die nackte Wand.
Sie wusste es nicht mehr. Wusste nicht mehr, wann der Schmerz begonnen hatte, wann er geendet hatte. Sie wusste nicht mehr wie oft er zugestoßen hatte, wie oft sie das Gefühl gehabt hatte, es würde sie zerreißen. Sie wusste nicht mehr, wie oft er sie benutzt hatte, um seine Gier zu befriedigen. Immer wieder hatte er zugestoßen, immer wieder…
Irgendwann hatte sie das Bewusstsein verloren. Als sie erwachte, war kein Schmerz mehr da. Sie spürte das Pulsieren zwischen ihren Beinen, das Blut vermischt mit ihrem Angstschweiß. Für einen Moment hatte sie geglaubt er wäre fort, doch dann hatte sie in seine kalten Augen gesehen, hatte erneut seine kalte Stimme vernommen.
„Noch nicht genug?"
Es hatte alles von vorne begonnen. Doch dieses Mal hatte er sie geschlagen. Ins Gesicht, in dem Bauch. Erst dann nahm er sie. Härter als zuvor. Sie hatte geschrieen. Sie konnte es noch immer hören, es schien von allen Wänden wieder zu hallen. Der schwarze Marmor des Bodens spielte ihr immer wieder den gleichen Film vor: Ihre von Schrecken geweiteten Augen, ihr zitternder Körper und Lucius Malfoy über ihr. Sein Gesicht von Entzücken verzerrt. Er presste sie gegen die Matratze des Bettes. Sie sah seinen halb entblößten Körper in ekstatischer Bewegung, sah seine Hände auf ihrer Haut. Ihr Blut, ihre Tränen. Sie sah, wie er über ihr zusammen brach, spürte, wie er sich in ihr ergoss.
Angewidert versuchte sie sich die Augen zuzuhalten, versuchte die Bilder auszuschließen, doch der Film lief in ihrem Kopf weiter. Wie er danach ihre Haut mit Küssen bedeckt hatte, seine Zunge hatte über ihren Körper hatte gleiten lassen, bis jeder Zentimeter ihrer Haut brannte, wie er dabei ihre Arme festgehalten und sich auf ihre Beine kniete, so dass sie sich nicht wehren konnte.
Bis er endlich gegangen war, bis er…
Erschöpft ließ sich Hermine zurück fallen. Sie konnte nicht mehr. Sie konnte nichts mehr.
Narzissa Malfoy betrat leise den Raum. Hermine sah sie nicht an. Starrte vor sich hin an die Decke. Narzissa schluckte schwer. Die Bettlaken waren zerwühlt, ihre Kleider zerrissen. Blaue Flecken überzogen ihren Körper. Blut lief von Nase und Hals herab. Blut klebte an dem Lakenfetzen, der ihre Hüfte bedeckte.
Hilf mir! Das war alles, was dieser geschundenen Körper entgegen zu schreien schien. Hermine selbst, sah Narzissa nicht an. Es war ihr Ehemann gewesen. Narzissas Nackenhaare richteten sich auf bei dem Gedanken. Und plötzlich fühlte sie sich schuldig. Schuldig an dem Verbrechen, das unter ihren Augen geschehen war, das sie nicht verhindert hatte, das sie geduldet hatte in ihrer Herzlosigkeit. Was hatte dieses Mädchen getan?
Hilf mir! Das schien dieses Kind zu schreien. Und da fasste Narzissa Malfoy einen Entschluss.
