1 - Ankunft in Neustadt
„Sie wollen uns in einen Zoo stecken?", fragte Ron perplex, als er das große Schild mit der Aufschrift „Willkommen im Neustädter Zoo" entdeckt hatte.
„Da siehst du mal, was du davon hast, dass du ständig frisst wie ein Schwein", entgegnete Hermine grinsend.
„Euch wird es schon gefallen", erwiderte Dumbledore schmunzelnd.
Harry sah aus dem Augenwinkel, dass das Tor vor ihnen einen Spalt breit geöffnet wurde. Er drehte sich jedoch nicht schnell genug, um zu sehen, wer dort hinter dem Tor war, sah aber gerade noch wie ein roter Haarschopf wieder eilig zurückgezogen wurde.
Als ob er sich vergewissern wollte, dass Ron noch neben ihm stand, drehte er sich verwundert zu ihm.
Als er jedoch einige Stimmen von der anderen Seite des Tores zu ihnen herausdringen hörte, drehte er sich erneut und wartete gespannt.
Nach kurzer Zeit knarrte das große Tor wieder zur Seite und gab die Sicht auf drei Personen frei.
Genau genommen waren es jedoch nur zwei Personen und ein großer grauer Berg.
„Willkommen, Willkommen", sagte ein grauhaariger, etwas pummeliger, kleiner Mann und streckte die Arme weit aus, als wolle er sie alle gleichzeitig umarmen.
„Es ist mir eine Freude sie endlich einmal wieder zu sehen, Herr Tierlieb", sagte Dumbledore strahlend, ging schnellen Schrittes auf den Mann zu und begrüßte ihn mit einer herzlichen Umarmung.
Nachdem der Mann namens Tierlieb einige Haare von Dumbledore aus seinem Gesicht entfernt hatte, ging er auf die Drei anderen Ankömmlinge zu.
„Du musst Hermine Granger sein", sagte Herr Tierlieb fröhlich und streckte ihr die Hand entgegen.
„Das bin ich", antwortete Hermine, die jetzt, angesichts des freundlichen Mannes, ebenfalls bis über beide Ohren strahlte.
„Und das kann nur ein Weasley sein", sagte Herr Tierlieb, als er nun Ron seine Hand entgegen streckte.
„Woher…?", begann Ron, doch Dumbledore unterbrach ihn.
„Dazu kommen wir gleich", sagte er, geheimnisvoll zwinkernd.
„Und du bist der Junge, von dem man so viel hören kann", meinte Herr Tierlieb, der inzwischen vor Harry stand.
Ein leichter Schauder überkam Harry, als er feststellte, dass das freundliche Blitzen in den Augen des Mannes verschwunden war, als er ihn betrachtete.
Er beobachtete, wie die Augen des Mannes über sein Gesicht huschten und auf seiner Narbe hängen blieben.
„Mein Name ist Harry, Harry Potter", sagte er und streckte dem Mann die Hand entgegen. Irgendetwas an ihm, kam ihm unheimlich vor.
Es dauerte eine Weile bis Herr Tierlieb seine Augen von seiner Narbe gelöst und seine Hand ergriffen hatte, doch als er dies endlich tat, wirkte das Lächeln auf seinem Gesicht furchtbar falsch.
„Ich bin Zoodirektor Tierlieb", sagte er und zog die Hand nach nur ein paar Sekunden wieder zurück. Harry glaubte einen Moment Abscheu in seinen Gesichtszügen erkannt zu haben, als er ihn berührt hatte, doch er redete sich ein, dass dies nur eingebildet gewesen war.
„Und diese beiden", sagte der Zoodirektor und schüttelte fast unmerklich den Kopf, als versuche er diesen wieder etwas klarer zu kriegen, „sind Otto und Benjamin".
„Hi", sagten Harry, Ron und Hermine im Chor zu dem rothaarigen Jungen, der neben dem grauen Berg furchtbar dürr und klein wirkte.
Ron betrachtete das graue Etwas Stirn runzelnd.
„Da haben wir es wohl mit einem zweiten Hagrid zu tun, bei diesem Tierlieb. Der kann doch so einen riesigen Elefanten nicht frei rumlaufen lassen. Der ist sicher gefährlich", flüsterte er Hermine zu.
Wie aufs Stichwort trat der Elefant nun ein paar Schritte vor.
„Ich möchte euch im Namen der gesamten Tiere des Neustädter-Zoos willkommen heißen", sagte er dann urplötzlich, woraufhin sowohl Hermine, als auch Ron heftig zusammen zuckten.
„Vielen Dank", sagte Harry, der keineswegs erstaunt von dem sprechenden Tier zu sein schien.
„Wunderst du dich gar nicht?", fragte der rothaarige Junge mit dem unschönen Namen Otto.
„Warum, sollte ich das?", fragte Harry.
„Na ja, Benjamin ist immerhin ein Elefant. Ein Elefant der spricht."
„Der einzige sprechende Elefant der Welt", fügte Benjamin stolz hinzu.
„Schön, schön", entgegnete Harry, der völlig abwesend schien.
„Bist du ein Animagus?", fragte Hermine interessiert.
„Ein was?", fragte Benjamin.
„Nein, nein, Mrs. Granger. Er ist tatsächlich ein stinknormaler Elefant, der eben sprechen kann", warf Dumbledore ein.
Benjamin blickte den Schulleiter einen Moment leicht beleidigt an, wand sich jedoch schnell wieder zu Hermine und Ron um.
„Geht's dir nicht gut?", fragte er Ron.
„D..d…d…doch", stotterte dieser und sein Gesicht, das kurz zuvor noch kreidebleich gewesen war, lief nun langsam rötlich an.
„Törööööö"
„Benjamin, was soll denn das nun wieder?", fragte Herr Tierlieb und rieb sich die Ohren.
„Ich wollte den jungen Mann nur davon überzeugen, dass ich wirklich ein richtiger Elefant bin", sagte Benjamin strahlend.
„Glaub ich dir ja, glaub ich dir ja", sagte Ron eilig, doch er schien dies eher aus Angst zu tun, als aus Freundlichkeit. Das große Tier war ihm ganz offensichtlich nicht geheuer.
