15 – Gestörte Zweisamkeit (Kurzer Einwurf des Autoren: Nein, das ist nicht doppeldeutig gemeint!)

„Warte kurz", sagte Harry und packte Hermine am Arm.

Die beiden waren gerade aus dem Hotel gekommen und standen nun mitten vor der Tür.

Als Hermine ihn so erwartungsvoll anschaute verließ Harry beinah der Mut für das, was er ursprünglich vorgehabt hatte.

„Ich wollte mich nur einmal unter vier Augen mit dir unterhalten", sagte er nach kurzer Zeit zögernd.

„Worüber?", fragte Hermine und ihre Einsilbigkeit machte ihn noch unruhiger.

„Nun ja, ich … ich wollte mich entschuldigen", entgegnete er stotternd.

„Wofür?", fragte Hermine mit einer, wie Harry fand, Spur Arroganz in der Stimme.

„Na ja, ich war wohl in letzter Zeit oft etwas aufbrausend und unfair", antwortete er.

„In letzter Zeit? Tut mir leid dir das sagen zu müssen, aber du bist eigentlich schon seit relativ langer Zeit ein ziemlicher Miesepeter", entgegnete Hermine.

„Entschuldige mal bitte, aber ich habe gerade versucht mich bei dir zu entschuldigen. Warum zickst du mich denn jetzt so an?", erwiderte Harry aufbrausend.

„Ich sage nur die Wahrheit", antwortete Hermine lässig.

„Du bist auch nicht gerade ein Engel", entgegnete Harry laut.

Die beiden starrten sich mit bitterbösen Mienen entgegen, sagten jedoch kein weiteres Wort.

Gerade als Harry doch noch den Mund aufmachte, um seiner Aussage noch einen draufzusetzen, schoss Hermine hervor, schlang ihre Arme um ihn und küsste ihn, wie er noch nie zuvor geküsst worden war.

Harry wollte in diesem Moment nicht denken, aber gegen seinen Willen schossen ihm tausend Gedanken durch den Kopf. Eine Frage hallte besonders laut in seinem Kopf wieder.

Wie hatte er jemals in die Heulsuse Chang verliebt sein können?

Harry konnte nicht sagen, wie lange sie dort vor der Tür eng umschlungen standen und sich ohne Pause küssten, doch irgendwann wurden sie plötzlich unterbrochen.

„Bibi, neeeeiiinnnn"!

Hintergründig war Harry erleichtert, dass ihr Kuss endlich ein Ende fand, als dieser Schrei von der anderen Straßenseite zu ihnen herüber drang, denn sein Kiefer schmerzte langsam fürchterlich.

Als er jedoch sah, was in diesem Moment geschah, vergaß er sofort jeden Schmerz und zog blitzschnell seinen Zauberstab hervor.

Auf der anderen Straßenseite stand eine geschockt aussehende Barbara Blocksberg und neben ihr ein recht ausdrucksloser Bernhard Blocksberg. Doch das schlimmere Übel war eine fuchsteufelswild wirkende Bibi Blocksberg, die über die leere Straße auf sie zugespurtet kam.

„Ene mene rot, die Schlampe ist jetzt …", rief Bibi, doch Harry war zu schnell für sie.

Bevor sie ihre seltsame Zauberformel im Laufen zu Ende brüllen konnte, hatte Harry sie mit einem Stupor-Fluch geschockt.

Mit einem bizarr klingenden „Plopp" landete sie mitten auf der Straße und blieb ohnmächtig liegen.

Doch gerade löste sich Barbara Blocksberg aus ihrer Erstarrung und kam nun ebenfalls auf sie zu gerannt.

Aber auch sie war zu langsam.

„Stupor", schrie diesmal Hermine und kaum eine Sekunde später landete Barbara Blocksberg genau neben ihrer Tochter auf der Straße.

Kurz darauf ertönte ein ohrenbetäubender Knall und Snape, Dumbledore und Lupin tauchten im exakt gleichen Moment neben Harry und Hermine auf.

„Kann man Sie denn keine Sekunde allein lassen?", zischte Snape den recht geschockt wirkenden Harry und Hermine zu.

„Sie sind plötzlich hier aufgetaucht, was sollten wir denn machen?", zischte Harry in nicht minder barschem Tonfall zurück und bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Hermine sich, recht hysterisch wirkend, immer und immer wieder über den Mund wischte.

Sie bereut den Kuss, erklang eine dumpfe Stimme in Harrys Hinterkopf.

„Gehört der dazu?", fragte Lupin und zeigte auf Bernhard Blocksberg, der noch immer wie angewurzelt auf der anderen Straßenseite stand.

„Ja", antwortete Harry und beobachtete wie Dumbledore und Snape die nach wie vor ohnmächtigen Blocksberg-Frauen mit einem Schlenker ihres Zauberstabs fesselten.

„Wartet hier", sagte Lupin und ging langsamen Schrittes auf Herrn Blocksberg zu.

Harry wollte gerade ungeachtet seiner Aufforderung, dass sie warten sollten, hinter ihm her, als Hermine eine Hand auf seine Schulter legte.

„Danke", flüsterte sie.

„Wofür?", fragte Harry, dem es beim besten Willen nicht gelang seine Stimme so arrogant klingen zu lassen, wie er es gern haben wollte.

„Du hast mir das Leben gerettet", erwiderte Hermine, „und das nicht zum ersten Mal".

„Ach was, diese blöde Ziege bekommt doch keinen vernünftigen Zauber zu Stande. Wahrscheinlich hätte sie nur deine Haare durcheinander gebracht oder so", entgegnete Harry, obwohl er seine Worte selbst nicht ernst nahm.

„Harry", quiekte Hermine, „ihr Spruch … es fehlte nur noch ein Wort … tot".

„Lass es gut sein", erwiderte Harry und ergriff ihre Hand.

Als er jedoch Snapes Blick auf sich spürte, ließ er sie prompt wieder los und errötete leicht. Snape sollte nicht der erste sein, der von seinem Glück erfuhr.

Das war ja einfacher als erwartet", sagte Ron lachend und betrachtete die beiden Hexen, die wie Pakete verschnürt auf einem der Hotel-Betten lagen.

„Das habe ich ja gleich gesagt, allerdings war es doch reichlich knapp", entgegnete Hermine mit einem strahlenden Blick auf Harry.

„Und was geschieht nun?", fragte Boris.

Sein Gesicht hatte beinahe die Farbe der kahlen weißen Wände angenommen.

Zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester in einem Raum zu sein, tat ihm ganz offensichtlich nicht gut.

„Wir bringen sie zum reden", antwortete Dumbledore.

„Was ist mit dem?", fragte Snape und zeigte angewidert auf Bernhard Blocksberg, der mit hängenden Schultern und trüben Augen mitten im Raum stand.

„Ich vermute er steht unter einem Imperius-Fluch", entgegnete Dumbledore und bedachte Ron mit einem strafenden Blick, als dieser wie verrückt seine Hand vor dem Gesicht von Herrn Blocksberg auf und ab wirbelte.

„Na dann mal los; bringen Sie die Damen mal zum sprechen", sagte Peter begeistert.