17 – Rons Triumph?
„Wie gehen wir vor?", fragte Remus Lupin und blieb als erster vor dem großen, geschlossenen Zootor stehen.
„Wir stürmen rein und hauen den Kerl um", antwortete Sirius grinsend.
„Etwas effektiveres ist dir wohl nicht eingefallen?", entgegnete Snape herablassend.
„Wenn du dein einziges Talent nutzt und uns einen deiner stinkenden Tränke braust, läuft der Mann noch nächsten Monat frei herum", erwiderte Sirius angriffslustig.
„Ruhe", sagte Lupin laut.
Die beiden Streithähne schauten ihn verdutzt an.
„Sirius hat im Grunde Recht. Wir brauchen keinen Plan, denn dieser Mann wird uns wohl kaum Paroli bieten können".
„Dann nichts wie rein da", sagte Peter voller Vorfreude in der Stimme.
„Mit so vielen mächtigen Zauberern an deiner Seite, scheinst du dich ja recht wohl zu fühlen. Ich erinnere mich noch dunkel an einen ziemlichen Schisser-Peter, aber den scheint es vorerst wohl nicht mehr zu geben", entgegnete Justus schmunzelnd.
„Schon klar Pummelchen", meinte Peter ärgerlich.
„Jetzt fangt ihr nicht auch noch an", mischte sich Hermine genervt ein.
„Wenn die Herren Streitsucher draußen warten möchten", sagte Lupin, schob mit einer Hand das Zootor auf und deutete mit der anderen auf eine Bank, die ein paar Meter entfernt stand.
„Wir kommen mit", kam es von Justus, Peter, Snape und Sirius im Chor, woraufhin sich sowohl Peter und Justus, als auch Snape und Sirius böse anstarrten, als würden sie es nicht ertragen können das gleiche wie der jeweils andere gesagt zu haben.
„Dort vorne ist sein Büro", sagte Harry nachdem sie ein paar Minuten auf dem Zoogelände waren und zeigte auf ein Gebäude vor ihnen.
Alle Neune versammelten sich vor der Tür des Hauses und immer wieder huschten ihre Blicke zu Dumbledore, der jedoch keinerlei Anstalten machte etwas zu unternehmen.
„Bereit?", fragte Lupin irgendwann.
Er vergewisserte sich, dass alle nickten und riss dann ohne zu klopfen die Tür auf.
Es erwartete sie der Anblick eines äußerst geschockt wirkenden Herrn Tierlieb, der vor ihrer Ankunft ganz offensichtlich ein Telefonat geführt hatte, nun jedoch den Hörer plumpsend zu Boden fallen ließ.
„Haben sie uns zufällig etwas zu sagen?", fragte Lupin freundlich, während Dumbledore, der den Raum als letztes betreten hatte, die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.
„Ich … ich … nun ja … ich", stotterte Herr Tierlieb.
„Ja?", fragte Lupin, noch immer äußerst höflich klingend.
„Ich weiß nicht … ich …", stotterte Herr Tierlieb wieder, doch dann griff er ohne Vorwarnung nach einem äußerst robust wirkenden Briefbeschwerer in Form eines Elefanten und warf ihn in Richtung Lupin.
Harry, Hermine und Sirius griffen nach ihren Zauberstäben, doch Snape war schneller als sie.
„Wingardium Leviosa", rief er und hätte er dies auch nur den Bruchteil einer Sekunde später getan, hätte der Briefbeschwerer Lupin ins Gesicht getroffen.
Doch nun stoppte das Wurfgeschoss mitten im Flug schlagartig ab, um kurz darauf genau in Snapes Hände zu schweben.
„Ich fürchte das war kein sonderlich kluger Schachzug von ihnen", sagte Lupin in völlig ruhigem Ton. Seinem Gesicht sah man allerdings einen kleinen Schock an.
„Beeeennnjjaaaamiiiiin, Alaaaaaaaaaaarm", schrie der Zoodirektor unvermittelt.
Seine neun Gegner standen wie angewurzelt da und kaum eine Sekunde später vernahmen sie einen ohrenbetäubenden Lärm.
Der Boden unter ihren Füssen begann zu beben und es war nicht schwer zu erraten was hier gerade vor sich ging. Es war eindeutig, dass der Elefant im Galopp zu ihnen geeilt kam.
Automatisch rückten sie alle von der Tür weg, was dazu führte, dass sie sich kaum noch bewegen konnten, weil sie sich gegenseitig auf die Pelle rücken mussten.
Kurz darauf zersplitterte die Tür und Benjamin Blümchen stand mit seinen Vorderbeinen im Büro des Zoodirektors.
„Was ist los?", fragte er und nicht nur Ron fiel auf, dass seine Stimme nicht mehr im Geringsten so freundlich klang wie sonst.
„Benjamin, es tut mir leid dir das sagen zu müssen, aber Herr Tierlieb hat sich in Schwierigkeiten gebracht", sagte Hermine.
„Was soll er getan haben", fragte Benjamin, dessen Stimme nun noch etwas tiefer und Furchteinflößender klang.
„Rede nicht mit ihm, er steht auf seiner Seite", flüsterte Ron Hermine ins Ohr.
„Klar steht er auf seiner Seite, er ist sein Besitzer. Aber wenn er erfährt, was los ist, wird er zur Besinnung kommen", flüsterte Hermine zurück.
Ron schüttelte energisch den Kopf und sagte „Nein", wobei er völlig das Flüstern vergaß.
Plötzlich meldete sich Herr Tierlieb wieder zu Wort.
„Sie haben sie geschnappt", sagte er unvermittelt.
„Waaaasss?", rief Benjamin laut und spätestens jetzt hatte er auch den mutigsten unter ihnen Angst gemacht.
Snape jedoch riss sich zusammen und richtete den Zauberstab auf den Elefanten.
Als Benjamin aber plötzlich anfing leise vor sich hin zu töröen, ließ er den Zauberstab wieder sinken. Die Laute, die der Elefant von sich gab klangen freundlich und selbst in Snapes Ohren auf irgendeine Weise niedlich.
Dass es jedoch ganz und gar nicht niedlich war, was Benjamin dort tat, sollte Snape kurz darauf am eigenen Leib zu spüren kriegen.
Ohne Vorwarnung wurde er quer durch das gesamte Büro geschleudert und landete mit einem lauten Krachen an der hintersten Wand.
„Ich hab's doch gewusst", schrie Ron triumphierend, als wäre es eine Freude für ihn gewesen seinen Lehrer durch die Luft fliegen zu sehen.
Sirius und Lupin zögerten nur kurz, nachdem sie sahen was mit Snape geschehen war, doch dieser kurze Moment genügte dem Elefanten, um auch sie auszuschalten. Als Dumbledore die beiden fast gleichzeitig gegen die Wand krachen sah, war es als ginge ein Ruck durch ihn.
Erst jetzt zog er seinen Zauberstab hervor, woraufhin sich Benjamin ihm zuwandte und erneut mit seinem leisen Töröö-Singsang begann.
Doch der Elefant unterschätzte den Schulleiter.
Harry ärgerte sich später, dass er sich den Zauberspruch mit dem Dumbledore Benjamin Blümchen zur Strecke brachte nicht gemerkt hatte.
Den Anblick des Elefanten als Dumbledores Spruch zu wirken begann, würde er dagegen jedoch nie vergessen.
