18 – Veränderungen
Noch am nächsten Abend als Harry mit allen zusammen auf der Zoowiese an einem langen Tisch, den Dumbledore herauf beschworen hatte, saß, lief ihm das Bild von Benjamin Blümchens Verwandlung immer und immer wieder wie ein Ausschnitt aus einem Film vor dem inneren Augen ab.
Der Zauberspruch war recht kurz gewesen, daran erinnerte sich Harry noch, doch seine Wirkung hatte für den Elefanten fatale Folgen gehabt.
Zu erst war er lediglich verstummt und Harry hatte gedacht, dass Dumbledore einen simplen Schweigezauber angewendet hatte, doch nur Sekunden später hatte er feststellen müssen, dass mehr dahinter gesteckt hatte.
Er hatte seinen Augen nicht trauen wollen, als die Haut des Elefanten sich plötzlich tief rosa verfärbte und er langsam aber sicher zusammenschrumpfte.
Der entsetzte Ausdruck in den Augen des Tieres hatte in ihm beinah ein Gefühl von Mitleid hervorgebracht.
Keine Minute später aber war das Glänzen in den Augen, das einen unverkennbar auf die Lebendigkeit dieses Wesens aufmerksam machte verschwunden. Vor ihnen stand kein Elefant mehr … stattdessen lag zu ihren Füssen ein etwa dreißig Zentimeter großes rosa Plüschtier.
Im ersten Augenblick glaubte Harry nicht was er sah und als er es realisiert hatte war er ziemlich geschockt.
Wenige Minuten später wälzte er sich dann beinah vor Lachen auf dem Boden bis ihm wieder einfiel, dass sein Pate verletzt war und er zu ihm eilte.
„Warum grinste du denn so?", fragte Hermine und riss Harry aus seinen Gedanken.
„Ach nichts", sagte er und gab ihr einen flüchtigen Kuss.
Kurz darauf traf sein Blick den von Sirius, der ihm schelmisch zuzwinkerte. Noch vor ein paar Monaten wäre ihm diese Situation unheimlich peinlich gewesen, aber jetzt zwinkerte er einfach zurück und schaute dann wieder verliebt zu seiner Freundin.
Als Lupin mit der Gabel gegen sein Glas schlug und sich mit einer feierlichen Miene auf dem Gesicht erhob, starrten alle wie gebannt nur noch auf ihn.
„Keine Sorge, ich fasse mich kurz", sagte Lupin lächelnd mit einem Blick auf Ron, der unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte, was bei ihm stets ein Indiz dafür war, dass er das Gefühl hatte gleich vor Hunger sterben zu müssen.
„Ich möchte lediglich, dass wir alle unsere Glas erheben und auf den frischgebackenen Zoodirektor Karl und unseren Elefanten-Bezwinger Albus Dumbledore anstoßen", sagte Lupin und griff nach seinem Glas, was die anderen ihm daraufhin gleichtaten.
„Auf Karl und Dumbledore", rief die versammelte Mannschaft und ließ ihre Gläser klirren.
„Ich kann es wirklich immer noch nicht fassen, dass er zaubern konnte", sagte Karl, als es wieder halbwegs still am Tisch geworden war.
„Was war er denn nun eigentlich? Ein Todelefant, ein Elefantenesser oder was?", fragte Ron gackernd.
„Genau genommen gar nichts; einfach ein sprechender Elefant mit Zauberbegabung", antwortete Hermine todernst.
„Wir werden wohl nie erfahren wie er zu diesen Talenten kam. Wenn die Blocksbergs nicht dahinter stecken und das sollte sicher sein, da Severus Veritaserum nie versagt, weiß ich nicht, wer es sonst gewesen sein könnte", überlegte Dumbledore.
„Ist doch auch egal; jetzt ist er ein rosa Mini-Elefant und kann niemandem mehr etwas zu Leide tun", erwiderte Harry, der zwar froh war, dass Dumbledore offenbar wieder der Alte war, dieses Thema jedoch endlich abgeschlossen wissen wollte.
Diese kleine Feier wollte er noch ausgiebig genießen bevor er wieder in den Trubel von Hogwarts zurückkehren und sich womöglich allzu bald erneut mit Voldemort konfrontiert sehen würde.
„Lasst uns doch endlich essen", sagte Justus, woraufhin Ron energisch zustimmend mit dem Kopf nickte.
„Die beiden verstehen sich wohl", schmunzelte Hermine leise.
Nachdem sie ihr gemütliches Abendessen beendet hatte, wollten sie den Abend langsam ausklinken lassen und standen nun in kleinen Grüppchen auf der Zoowiese.
„Ihr Job wird garantiert nicht besonders einfach werden jetzt wo Sie die Hauptattraktion des Zoos verloren haben", sagte Bob.
„Das werden wir schon überstehen", entgegnete Karl zuversichtlich. „Wer mir mehr Sorgen macht ist der kleine Otto".
„Es muss ein Schock für ihn sein, dass sein bester Freund nicht der freundliche Elefant war, der er vorzugeben versucht hat", erwiderte Justus und nippte an seinem Glas Butterbier.
Harry, der noch immer keine deprimierenden Themen hören wollte, entfernte sich von dem Grüppchen und ging zu Hermine und Dumbledore, die gerade in eine Diskussion über Tierschutz verstrickt waren.
„Hallo Harry", sagte Dumbledore erfreut und Harry hatte den Eindruck, dass er froh über die Unterbrechung war.
„Ihnen scheint es wieder besser zu gehen", stellte Harry fest.
„Ich habe wohl eingesehen, dass wir alle Fehler machen und es ist ja glücklicherweise alles noch mal gut ausgegangen", erwiderte Dumbledore lächelnd.
„Ich bin gleich wieder da", sagte Harry, der Dumbledore nur beiläufig zu gehört hatte. Denn soeben hatte er Sirius entdeckt, der einige Meter entfernt auf einer Bank saß und vor sich hin starrte.
„Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte Harry, als er bei ihm angekommen war.
„Was?", fragte Sirius aufgeschreckt.
Anscheinend hatte er Harry nicht kommen hören.
„Ob alles in Ordnung ist", wiederholte Harry geduldig.
„Ja, eigentlich schon", antwortete Sirius.
„Deinem Rücken geht es besser?", bohrte Harry nach.
„Dem geht's gut", erwiderte Sirius, dessen Einsilbigkeit Harry langsam auf die Nerven ging.
„Was ist los?", fragte er eindringlich.
„Tut mir leid, aber ich darf noch nichts sagen", antwortete Sirius mit brummender Stimme.
„Was darfst du nicht sagen?", fragte Harry, der nun erst recht neugierig geworden war.
„Dumbledore hat mal wieder eine seiner tollen Ideen, aber ich darf wie gesagt noch nichts verraten", entgegnete Sirius.
„Rede bloß nicht vor ihm so, sonst verliert er wieder sein ganzes neu gewonnenes Selbstvertrauen. Du weiß doch, dass er momentan etwas empfindlich ist", sagte Hermine, die gerade zu ihnen getreten und mit einem herzlichen Kuss von Harry begrüßt worden war.
„Ich wünschte er hätte sein Selbstvertrauen für immer verloren, dann würde er nicht wieder mit so ein hirnverbrannten Plan daher kommen", erwiderte Sirius.
„Sirius, was hast du denn bloß? Dass er Harry hierher geschickt hat war zugegebenermaßen ein Fehler, aber er konnte das doch nicht ahnen", entgegnete Hermine ziemlich aufgebracht.
„Er kann einfach nicht verstehen, dass ich mit Harry Zeit verbringen will", sagte Sirius und sowohl Harry, als auch Hermine hatten das Gefühl, er spreche eher zu sich selbst als zu ihnen.
„Kommt ihr bitte alle mal kurz zusammen", sagte Dumbledore plötzlich laut in die Runde, „ich habe etwas zu verkünden".
„Jetzt kommt's", murmelte Sirius.
„Sicher habt ihr euch alle, besonders er selbst, schon gefragt was nun mit Harry passieren wird", begann Dumbledore als alle sich versammelt hatten.
„Ich werde nach Hogwarts zurückkehren", entgegnete Harry verwirrt. „Oder nicht?"
„Nein, das wirst du nicht", antwortete Dumbledore und zu Harrys Erstaunen grinste er dabei glücklich, als würde er ihm gerade ein großes Geschenk überreichen.
„Sie wollen ihn doch nicht etwa wieder zu irgendwelchen zwielichtigen Gestalten schicken, oder?", fragte Hermine besorgt.
„Diesmal bin ich wirklich zu hundert Prozent überzeugt, dass ich dich an einen wirklich sicheren Ort schicke, Harry. Die Person bei der du unterkommen wirst, ist der freundlichste Mensch, der mir je begegnet ist. Er könnte wirklich keiner Fliege etwas zu leide tun", erklärte Dumbledore.
