Kapitel 2 - Erstens kommt es anders und zweitens stimmt das Timing nicht....
Auf meinem Zimmer angekommen wollte ich mir eigentlich nur noch die Decke über den Kopf ziehen und versuchen aus diesem total beknackten Traum wieder aufzuwachen. Hat in etwa so gut funktioniert wie eine Bowlingkugel in eine volle Mineralwasserflasche zu stopfen. Zugegeben, das Zimmer war schon schick, so mit Brokatvorhängen, samtigem Sofa, Himmelbett aus Ebenholz und Seidenlaken und so, aber erstens war es arschkalt und die Seidendecke würde mich nicht grad warm halten und zweitens war ich viel zu aufgeregt zum Schlafen. Also hab ich erstmal jeden Schrank und jede Schublade kontrolliert. Naja, eigentlich hab ich meinen Koffer und meine Einkaufstüten ausgeräumt. Irgendein geistesgegenwärtiger Mensch ( oder Hauself, oder was auch immer ) hatte meinen Koffer vor die große Eichentruhe mit den Messingbeschlägen gestellt. Selbige stand direkt am Fußende von meinem Bett. Neben dem Sofa stand eine uralte, scheinbar aber funktionstüchtige Schirmlampe. Leider konnte ich nicht erkennen, wie zum Geier man dieses blöde Ding ankriegte, war leider kein Stromkabel dran. Wär ja auch blöd gewesen, so ganz ohne Strom.... Egal, neben der Lampe stand ein kleiner Tisch mit winziger Schublade. Darin fand ich auf Anhieb ( wie gesagt, war ja nicht besonders groß die Schublade ) Stift und Zettel. Okay, Stift ist übertrieben, es war eine lange, buschige, geschwungene Feder mit der ich offenbar auf dem Pergament rumkritzeln sollte, das ich Anfangs noch für ordinäres Papier gehalten hatte. Das passende Tintenfässchen fand ich übrigens auf dem wuchtigen Schreibtisch direkt unter dem Fenster. Also eine Ordnung hatten diese Leute! Im und auf dem Schreibtisch fand ich übrigens noch einiges an Lektüre. Überstieg allerdings mächtig meinen Horizont. Ich bin zwar eigentlich nicht auf den Kopf gefallen, aber da hätte genausogut was über Kernspaltung und Atomphysik drinstehen können, woran Stephen Hawking seine helle Freude gehabt hätte.
Nachdem ich das Thema abgehakt hatte, meine Klamotten endlich verräumt und meinen Pyjama angezogen hatte, legte ich mich aufs Bett und fing an alles aufzuschreiben. Dabei fiel mir auf, daß Schreiben auf einem Stück Pergament, daß auf einem Daunenkissen liegt, gar nicht mal so einfach ist. Vor allem wenn man mit dem Tintenfaß und der Feder höllisch aufpassen muß. Irgendwann muß ich wohl weggerazzt sein, denn als ich aufgewacht bin hatte ich nicht nur meinen Zeigefinger im Tintenfaß stecken, sondern die Sonne schien mir fröhlich ins Gesicht. Miststück! Ich hab die Sonne nie gemocht und sie mich ganz offensichtlich auch nicht, sonst hätte ich ja nicht jeden Sommer Sonnenbrand gehabt. ( Und sollte ich jemals an Hautkrebs erkranken werde ich die Sonne verklagen! ) Nachdem ich allerdings zu faul war aufzustehen, die Vorhänge zuzuziehen, den Schreibkram wegzuräumen und mich dann wieder ins Bett zu legen, blieb ich einfach noch etwas liegen. Meinen Finger hab ich zwar aus der Tinte genommen, aber so wirklich gemütlich war es danach auch nicht mehr. Also bin ich raus aus dem Bett, hab mir die nächstbesten Klamotten aus dem Schrank gefischt ( netterweise welche von denen die ich mit Dumble zusammen gekauft hatte ) und mich auf die Suche nach etwas Essbarem gemacht. Morgens bin ich immer ein bischen fies drauf und deshalb hab ich einfach vor mich hingemault. Gefunden hab ich die große Halle dann auch eigentlich nur, weil eins von den Gemälden mich auf den richtigen Weg gebracht hat. Bei Gelegenheit sollte ich mich bei ihm bedanken... weiß nur leider nicht mehr welches es war. Bin morgens auch immer etwas zu verstrahlt um mir Gesichter zu merken.
Nach dem ersten Kaffee war mir allerdings schon etwas wohler ums Herz. Ganz alleine in der Großen Halle zu frühstücken ist übrigens gar nicht lustig. Da hockt man rum, nörgelt vor sich hin bis irgendwann was zu Futtern auf dem Teller liegt ( Hauselfen sind also doch für irgendwas gut ), spachtelt dann was in sich rein und fragt sich ob man den Weltuntergang verschlafen hat. Ist schon verdammt groß das Teil wenn man so eine Halle ganz für sich alleine hat. Nach dem Essen ( Oh, welch Pünktlichkeit! ) kreuzte dann jedenfalls Dumbledore auf um mir zu sagen, daß sich der Fuzzie mit dem ich mich treffen sollte verspäten würde. Wie lange könnte er noch nicht sagen, er wär halt grad nicht aufzufinden. Klasse! Sitz ich mir eben hier blöd in Hogwarts den Hintern platt! Davon wollte Dumble aber gar nichts wissen. Ich könnte ja schließlich mal den alten Filch besuchen gehen, oder mit Professor Binns quatschen oder so. Damit ich mich vielleicht von alleine an irgendwas erinnere. Ja klar, dafür war der Zauberbann bestimmt auch gemacht, damit ich mich bei so Kleinigkeiten an irgendwas erinnere... Dumbledore, reichlich angesäuert, meinte ich solle es wenigstens versuchen. Bin ich eben durch Hogwarts geeiert, auf der Suche nach weiß der Geier was. Gefunden hab ich nichts weiter. Zuerst hab ich ein bischen mit Peeves gelabert ( gar nicht mal so uninteressant, der Kleine ), dann hab ich die verschiedensten Gemälde genervt, anschließend hab ich den Fast-Kopflosen Nick getroffen ( der wiederum war völlig uninteressant ) und als ich dachte es könnte nicht schlimmer kommen, bin ich auch noch auf Haggrid gestoßen. Das heißt eigentlich hat er mich umgestoßen als er mit nem Mordsviech von einem Truthahan bewaffnet durch den Korridor gelatscht kam. Bei seiner Größe kann man wohl jemanden wie mich schon mal übersehen, schätze ich.
Als er meinen lautstarken Protest dann doch mal wahrgenommen hat, dämmerte es langsam hinter seiner Riesenstirn und beim Versuch mich zu umarmen hat er mir fast ein paar Rippen gebrochen. Obwohl der Riesendepp eigentlich der Letzte gewesen wäre mit dem ich mir ein produktives Gespräch hätte vorstellen können, war ich angenehm überrascht als ich in seiner Hütte saß. Auch wenn er in etwa so helle war wie eine durchgebrannte Osram 2000 konnte er einen 1A Schnaps brennen. Und während wir um die Wette soffen erzählte er mir nebenbei was ich denn früher für ein Mensch gewesen wäre. Angeblich war ich nicht nur hochkorrekt gewesen, hätte immer schön den Regeln nach gespielt, sondern auch hochbegabt, so daß ich mehrere Klassen übersprungen hatte. Wow, wieso fühlte ich mich bloß so stark an Percypuss Weasley erinnert? Ich war mir nicht unbedingt sicher ob ich mich selbst gemocht hätte. Wahrscheinlich nicht. Irgendwann im Laufe des Schnapsseeligen Abends ließ Haggy dann aber die absolut Bombe platzen. Neben höchst korrekt und hochbegabt war ich auch noch eine miese kleine Ratte gewesen, die versucht hatte Professor Snape beim Wizengambot anzuschwärzen. Mit meiner unglaublich penetranten Art hatte ich mich scheinbar bei einem der Oberen eingeschmeichelt und ihm mögliche Todesesserkandidaten geliefert. Darunter auch Snape. Whooops! Das erklärte Snapes hasserfülllten Blick in London... Nach dieser Nachricht war mir so gar nicht mehr nach Saufen. Vielmehr fühlte ich, daß ich eh schon einen in der Krone hatte. Um genau zu sein hatte ich sämtliche Leuchter am Glühen und wenn ich nicht bald meinen Arsch ins Bett schaffte, würde ich wohl die Nacht über kotzend auf Haggrids Klo verbringen.
Artig verabschiedete ich mich von Haggrid, drückte Fang einen dicken Kuß auf sein Sabbermaul ( ich mußte wirklich voll sein! ) und stapfte in der anbrechenden Dunkelheit in Richtung Schloß. Die kühle Abendluft tat meinem Magen allerdings nicht besonders gut und auf halber Strecke mußte ich mich erstmal meines Frühstücks entledigen. Und wer mußte natürlich gerade dann durchs Halbdunkel huschen während ich kopfüber in den Büschen hing? Richtig! Severus Snape - Nachtschattengewächs der Extraklasse und das heißeste mir bekannte Teil in ganz Hogwarst. Sein überraschtes Glotzen wandelte sich in Raketenartiger Geschwindigkeit vom missbiligenden Starren in einen vernichtenden Blick. Gut erzogen wie ich nun mal war, hob ich die Hand zum Gruß. ( was hätte ich denn sonst machen sollen? ) Kein Gruß. War ja klar. Mädel, dein Timing ist wie immer...würg Den Rest des Abends verbrachte ich in meinem Zimmer in inniger Umarmung mit der Kloschüssel.
