Kapitel 4 - Rotznasen und andere Dinge für die man eine Kettensäge brauchen kann...

Am nächsten Tag signalisierte mir der Krach vor meiner Tür, daß entweder AC/DC Back in Black waren oder, daß die Schüler in Hogwarts eingetroffen und auf dem Weg in ihre Schlafsääle waren. Das wiederum bedeutete, daß ich wieder mal die Hälfte des Tages verschlafen hatte. Die Lemminge in den Fluren waren allerdings so laut wie ausgewachsene Elefanten und das tat meinem ohnehin empfindlichen Kopf nicht besonders gut. Also zwang ich mich dazu mich zu duschen und anzuziehen um dann meinen Weg in die Große Halle zu suchen. Ein verspätetes Frühstück sollte doch wohl drin sein, oder nicht? Auf meinem Weg liefen mir allerhand hüfthohe Menschen entgegen, die ich in meiner unendlichen Weisheit als Erstklässler einstufte. Entweder die Kinder wurden immer kleiner oder ich hatte in der letzten Nacht einige Zentimeter mehr dazugeschlafen als es mir lieb war. Unter diesen wiederlichen Teppichratten waren allerdings auch ein paar nicht ganz so abstoßende Exemplare älteren Semesters. Einer von ihnen, ein blonder Schönling mit dem Slytherin-Abzeichen auf seiner Robe, glotzte mich an als wäre ich ein überfahrenes Opossum am Weihnachtsbuffet. "Eh, is was?" Das würde ich wohl nie rausfinden, denn zu ihm gesellten sich zwei Primaten imposanter Statur. Auf die hatte ich ja gar keinen Bock und so verzog ich mich den Flur runter um außerhalb ihrer Blickweite zu sein. Und weiter gings durch einen schier endlosen Strom nervtötender Winzlinge. Wie schön jetzt eine Kettensäge oder eine Buschmachete wäre kann vielleicht nicht jeder auf Anhieb nachvollziehen, aber man kann es sich etwa so vorstellen als würde man versuchen durch Treibsand zu waten - quengelnden, drängelnden, schubsenden Treibsand mit vielen kleinen Händen und Ellbogen, die einen ständig in den Bauch pieksen. Yuck! Kettensääääge!!!

Irgendwann hatte ich es tatsächlich geschafft und war in der Großen Halle angekommen. Zu meinem Glück war niemand da, der mich hätte abfucken können. Ich setzte mich an irgendeinen Tisch und orderte lauthals mein Frühstück. Hah! Diese verdammten Monstrositäten lernten ziemlich schnell. Nach wenigen Augenblicken standen eine Tasse Kaffee, ein Teller Croissants und diverse Marmeladen vor mir. Und wie ich da so sitze und mein Frühstück in mich reinschaufele, wer kommt da zur Tür herein? Das Terror-Trio von Hogwarts, die Geißel der Menschheit in Teeniegestalt, drei pubertierende Pickelgesichter auf der Suche nach irgendetwas das offensichtlich in meiner Nähe liegen mußte. Wie sich herausstellte handelte es sich um die Schultasche von Ron Weasley, der einen Gesichtsausdruck drauf hatte, als hätte man ihm gerade mit einer Baggerschaufel den Scheitel nachgezogen. Begleitet von Hermines "Tss, tss" - Lauten wühlte sich der Feuermelder durch die Bänke. Hallo? Kann sich der Eumel nicht mal merken wo er gesessen hat? Offensichtlich nicht. "Öhm, tschuldigung, ich glaub du stehst auf meiner Tasche..." Joh, Bengel, wenn du das sagst... Genervt stand ich auf und tat einen Schritt zur Seite. Mit einem freudigen Aufschrei pflückte der Kleine seinen zerknautschten Beutel vom Boden auf. Okay, vielleicht hatte ich mit meinen hochhackigen Absätzen den einen oder anderen Abdruck hinterlassen, aber deshalb mußte man ja nicht gleich eine Fresse ziehen als wäre man grad in Scheiße gelatscht. Oh nein, du fängst jetzt nicht an rumzuquengeln... Tat er doch. Hermine wies ihn zurecht, obwohl ich eigentlich auch ein paar passende Worte parat gehabt hätte. Harry hingegen stand wieder mal da und glotzte mich an wie ein schiefes Bücherregal. "Was is? Hab ich Spinat im Gesicht oder was?" Nein, hatte ich nicht. Total verwirrtes Gestammel war das Einzige was bei mir ankam.

In etwa hieß das was er da von sich gab wohl nur, daß er mich weder kannte noch einordnen konnte. Was ich denn hier machen würde und woher ich käme und blah, blah, blah. Nachdem Harry den Anfang gemacht hatte meinten die anderen Zwei wohl das wäre ein lustiges Frage und Antwort Spiel. So wirklich witzig fand ich das zwar nicht, aber da ich nichts besseres vorhatte, ließ ich mich drauf ein. Nachdem ich all ihre ach-so-brennenden Fragen halbwegs beantwortet hatte fragten sie mich ob ich später Lust hätte mit ihnen eine Runde am See abzuhängen. Wow! Abhängen mit Harry Potter! Ich wußte gar nicht, daß die Schüler von Hogwarts tatsächlich Ausdrücke wie diese benutzten. Hah! Und da sagte man doch, daß J.K. Rowling keine Flüche zuließ. Das würde ich noch austesten. Zunächst einmal verabschiedeten sich die Drei jedoch wieder um ihre Taschen auszupacken. Als sie sich verzogen hatten kam in mir allerdings die Frage auf, wie alt die Nervbolzen wohl eigentlich waren. Wie vierzehn sahen sie jedenfalls nicht mehr aus. Das herauszufinden hob ich mir für später auf, wenn ich am See "abhängen" würde. Gerade als ich mein Frühstück beendet hatte, kam McGonagall, die alte Runzelbirne rein und teilte mir mit, daß dem Herrn Professor Dumbledore eine wundervolle Idee gekommen sei, wie ich meine Zeit in Hogwarts umbringen könnte. Also wieder raus aus der Großen Halle, durch die Flure geeiert, immer brav dem straffen Dudt von McG hinterher, ins Büro von Dumbledore und mir anhören was der Schnulli für mich parat hielt.

Als ob ich es mir nicht hätte denken können (offenbar war es mit DDs großer Rätselhaftigkeit nicht besonders weit her) war sein hüstel Vorschlag, ich solle mit den anderen Schülern zusammen die Schulbank drücken bis ich mich an etwas erinnern könnte. Meinen Einwurf, daß Lockhart meine Erinnerungen doch offensichtlich pernanent verbockt hatte, überging er in seiner ach so charmanten Art. Natürlich warf das für mich erst mal die wichtigsten Fragen auf, nämlich in welchem Jahrgang ich denn meine neu gewonnene Freiheit einbüßen dürfte, welchem Haus ich angehören würde und welche Arschgeigen ich dadurch würde ertragen müssen. Um es kurz zu machen, es war der Potter Jahrgang - hach, welche Überraschung - Haus Ravenclaw, was bedeutete, daß ich zwar höchstwahrscheinlich fürs erste um eine erneute Begegnung mit Malfoy herumkommen würde, aber nähere Bekanntschaft mit den Patil-Gören machen durfte. Wenn die beiden mir allerdings allzu sehr auf den Sack gehen würden, würde ich die Versuchsreihe "bekommen eineiige Zwillinge dieselben Veilchen, wenn man sie verkloppt" und sie Bekanntschaft mit meiner Faust machen. Nach einigem Hin und Her hatte ich Dumbledore dann noch aus der Nase gezogen, daß der Potter Jahrgang "nunmehr in seinem siebten Jahr in Hogwarts" war. Wäre ja auch zu einfach gewesen wenn ich in einem Jahr eingetrudelt wäre in dem ich die Geschehnisse schon kenne, oder wie?! Das Schicksal muß mich einfach hassen! Nicht besonders erfreut, aber zumindest einer Beschäftigung gewiss trollte ich mich in meinen Bunker um mich umzuziehen und mich seelisch darauf vorzubereiten mich mit einer Horde Teenies in einem Klassenraum eingepfercht zu sein die mir zu allem Überfluß haushoch überlegen waren.

In der Schule war ich eigentlich nie eine besondere Leuchte gewesen. Ich hatte es zwar immer geschafft mich mit zweiern und dreiern durchzumogeln, aber mein derzeitiges Verständnis von Zauberei ließ mich wahrscheinlich ziemlich grenzdebil aussehen. Naja, wenigstens Avada Kadavra sollte ich noch hinbekommen, oder nicht? Da ich ja dummerweise noch keine praktische Erfahrung mit meinem schicken neuen Zauberstab hatte beschloss ich die erste Stunde zu schwänzen und erstmal meine Topfpflanze zu grillen. Dumbledore hatte schließlich nicht gesagt ich solle mich auf direktem Wege zum Klassenraum bewegen. Ein bischen blöd kam ich mir allerdings schon vor wie ich da so vor meiner Blume stehe... Welcher Idiot hat eigentlich das schäbige Teil da geparkt? Ich stehe also da, fuchtele mit meinem Zauberstab vor dem Ding rum und sage Accio ( wollen ja mal klein anfangen ) und kriege das Gewächs schwungvoll gegen die Rippen gefeuert. Na zumindest das funktionierte schon mal. Da ich auf weitere blaue Flecke verzichten konnte hab ich erstmal ein paar andere Sprüche an meinem nutz- und wehrlosen Zimmergrün ausprobiert. Impedimenta funktionierte eins A und blies das Gestrüpp vom Tisch in eindrucksvollem Bogen einmal queer durchs Zimmer wo es mit einem lauten Knall auf dem Marmorfußboden aufprallte. Nachdem ich den Blumentopf ganz offensichtlich in tausend Teile gelegt hatte, legte ich noch schnell den reparo nach. Hey, so langsam macht das Spaß! Ich wollte nur nicht den ganzen Tag da stehen und die Blume durchs Zimmer schleudern, deshalb machte ich kurzen Prozess und zerlegte sie mit reducto. In einem Schauer von Blütenblättern, Erde und Tonscherben zu stehen ist allerdings nur halb so lustig wie man sich das vorstellt.

Zu blöd das ich noch keinen Spruch gefunden hatte, der mir den Mist wieder aus den Klamotten fegt. Also raus aus den Klamotten, fix unter die Dusche gehüpft und saubere Klamotten angezogen. Als ich aus dem angrenzenden Badezimmer wiederkam lag auf meinem Bett eine Rolle Pergament, ein Zettel und ein Federkiel. Wenn ich diesen Scheiß-Hauself erwische! Lern gefälligst anzuklopfen, du Spaddel und renn nicht einfach ungefragt in meinem Zimmer rum!! Ich nahm den versteckten Hinweis an und machte mich mit dem beiliegenden Stundenplan bewaffnet auf in Richtung Verliese. Yeay! Potions! Das hieß Snape und dem wiederum sah ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits war das eine schicke Gelegenheit Severus Snape aus der Nähe zu betrachten und jeden einzelnen Zentimeter seiner zauberhaften blassen Haut genau unter die Lupe zu nehmen andererseits war das wieder eine dieser Gelegenheiten die ich für gewöhnlich dazu nutzte mich zum totalen Affen zu machen. Aber es nützte nichts, ich war so bereit wie ich es nur hätte sein können als ich mich an die erstbeste Gruppe gackernder Weiber anschlich die in ihren Ravenclaw Umhängen vor dem Verlies offensichtlich hochgeistige Gespräche führten. Zu meinem recht zweifelhaften Glück drehten sich zwei dieser Hühner im gleichen Moment um und grinsten mich an als hätte ich eine Wagenladung feinster Schweizer Schokoladenpralinen im Gepäck und sie gerade ihre Tage. Okay, ich gebs ja nicht gerne zu, aber die machen mir Angst! Ohne mit der Wimper zu zucken kam die erste auf mich zu. Oh Klasse, das kann doch wohl nur Padma Patil sein. Ich wußte es - das Schicksal ist ein Miststück. Ganz stolz stellte sie sich auch gleich als ebenjene vor und klärte mich darüber auf, daß Dumble so freundlich gewesen war die gesamte Schülerschaft über meine Anwesenheit zu informieren. Und darüber, daß ich für eine Weile an ihrem Unterricht teilnehmen sollte, man mich jedoch nicht nach den Gründen fragen sollte. Hallo?! Werd ich hier vielleicht auch mal gefragt ob ich was will? Scheinbar nicht.

Offenbar hatte Dumbledore in seiner grenzdebilen Geistesgegenwart vergessen mich darüber zu informieren, daß ich über Nacht zum Schaustück mutiert war. Fräulein Patil schwätzte auf jeden Fall munter auf mich ein und ich hörte nur mit halbem Ohr hin als sie mir Terry Boot, Lisa Turpin und noch ein paar andere Nulpen vorstellte. Zu meinem Glück ( erwähnte ich schon, daß ich es für sehr zweifelhaft halte?) erschien genau in diesem Moment Severus Snape auf der Bildfläche. Er war offensichtlich hinter mir den Gang herunter gekommen, denn als erstes hörte ich seine samtweiche Stimme, die mich sofort in ihren Bann schlug. Wenigstens das hatte er Alan Rickman voraus. Wenn ich Rickmans Stimme schon für samtig hielt so ließ mich diese Stimme bis in die Grundtiefen meiner Seele erschaudern. Die Worte, so hart sie auch klingen sollten, waren Musik in meinen Ohren und jede Silbe tröpfelte wie ein Regentropfen in einen See und hinterließen kleine Echos in meinem Herzen. Jedes einzelne meiner Haare stellte sich einzeln auf, ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Mitte aus und ich hatte das Gefühl ihn hier und jetzt auf der Stelle bespringen und zu Boden küssen zu wollen. Natürlich konnte ich mich gerade so noch zurückhalten. Hätte vielleicht auch ein bischen komisch ausgesehen...

Dennoch schlich sich ein äußerst dämliches Grinsen auf mein Gesicht, daß sich auch mit Terpentin nicht hätte wegwischen lassen. Das irritierte Padma sichtlich. Sie machte erst ein ziemlich dämliches Gesicht und ließ dann ein gequältes Lächeln folgen. Ob ich auf Ärger ständ? Klar doch, ich bin ein Problem Child. Meine Vorliebe für in den Dunklen Künsten bewanderten Proffessoren mußte ich ihr ja nicht gleich auf die Nase binden. Wir folgten Snape in den Klassenraum und Padma zerrte mich mit auf ihren Platz. Ich wäre fast ganz nach vorne geschwebt. Die Stunde an sich war ziemlich langweilig. Wir hackten, putzten und köchelten verschiedene Zutaten und am Ende schwamm in meinem und Padmas Kessel irgendeine Pampe die mich von der Konsistenz her an Teer erinnerte. Ob das wohl so gedacht war? Nicht wirklich. Snape erspähte ein paar Kessel weiter in Lisa Turpins Kessel etwas ganz ähnliches und zog Ravenclaw gleich ein paar Punkte ab, was Turpins Lisa sehr niedergeschlagen mit einem Schnüffeln quittierte.

Padma indess klärte mich auf, daß Lisa sich nichts sehnlichster wünsche als den dämlichen Hauspokal zu gewinnen. Hopsala! Dämlich?! Wo Padmas Prioritäten lagen war mir allerdings im Laufe der Stunde klargeworden. Die ganze Zeit laberte sie mir die Ohren voll welcher Typ denn nun der schärfste war, wer die größte Niete und wer gerade noch so eben in welche der beiden Kategorien geschlittert war. Ron war in der Nietenkiste gelandet, während Harry dank seines Bekanntheitsgrades in der unteren Hälfte der guten Kiste gelandet war. Obwohl Snape uns einige böse Blicke zugeworfen hatte, hatte er nicht mal einen Mucks gemacht. Irgendwie kam mir das komisch vor. Da labert die Tusse so laut, daß es wirklich jeder mitkriegt und er nutzt die Chance Ravenclaw noch mehr Punkte abzuziehen nicht? Junge! Wirst du weich? Irgendwoher in meinem Kopf kam ein fieses Stimmchen. Und wenn er Angst vor dir hat? Du mußt ein ganz schönes Miststück gewesen sein. Wer weiß was du mit ihm angestellt hast? Tja, wahrscheinlich nichts was ich heute mit ihm anstellen würde. Die Stunde war allerdings sehr schnell vorbei und ich fand ich hatte nicht annähernd genug Zeit gehabt ihn eindringlich anstarren zu können. Der Professor raffte in Sekundenschnelle seinen Plunder zusammen und stürmte aus dem Klassenraum. Oookay, vielleicht hat er doch was gegen mich....aber nichts was wirkt, mein Freund. Während Padma mich im Laufe des Tages auf penetranteste Weise abnervte und mich von einer Stunde zur nächsten textete wartete ich mehr oder weniger geduldig ( ich hatte mehrere Federn zerkaut und herausgefunden wie man mit dem Zauberstab lustige Muster auf eine Rolle Pergament brennen konnte ) darauf, daß endlich Feierabend war. Als ich die Zeit endlich totgeschlagen hatte und es Zeit fürs Abendessen war, hätte ich mir auch genausogut die Frikadelle und das Schnitzel braten können, die Padma mir ans Ohr geschwafelt hatte.