Kapitel 5 - Abhängen am See und andere Krämpfe
Das Abendessen gestaltete sich noch halbwegs angenehm, wenn man mal von den Nervattacken meiner neuen "Freundin" Padma und ihrem Gefolge hirnloser Zombies absah. Oder von den Kampfzwergen, die auf mich eingestürmt kamen um mich zu beäugen. Oder von den Blicken die mir vom Slytherin-Tisch entgegengebracht wurden. Es war ein allgemeines Geglotze und Gegaffe. Einer der Erstklässler besaß sogar die Frechheit mich am Ärmel zu zupfen und zu fragen ob ich ihm Nachhilfe in Arithmantik geben könnte. Halloooo?! Hatte Dumbledore, der alte Hirni vielleicht vergessen zu erwähnen, daß ich nicht den blassesten Dunst davon hatte? Wessen Erinnerungsvermögen ist denn jetzt verkorkst? Nachdem ich die kleine Schmeißfliege losgeworden war, drallerte gleich die nächste Schockwelle auf mich zu. Es war Collin Creevey der mit seiner Kamera auf mich zukam. Bleib weg, bleib weg, bleib weg!!! Blieb er natürlich nicht. Ein Blitzlicht und ein Zahnpastalächeln später stellte er sich vor. Okay Blondie, noch so ne Aktion und du machst Bekanntschaft mit dem Klo. So eine Kopfspülung sollte dich etwas wachrütteln. Unbeirrt quasselte er auf mich ein und erklärte mir, daß es ja so was von supi wäre mich zu treffen. Mich, die hochbegabte Schülerin, die es geschafft hatte, mehrere Klassen zu überspringen und diverse Todesesser hinter Schloss und Riegel zu bringen. Ups, das könnte Malfoy Juniors Blick erklären. Ein kurzer Seitenblick zu ihm verriet mir, daß ich damit gar nicht mal so falsch lag. Seine niedlichen blonden Augenbrauen hingen so tief, daß sie ihn wohl an der Nase hätten kitzeln können. So konnte das doch nicht weitergehen. Allerdings wäre es wohl nicht unbedingt ratsam gewesen zu Malfoy zu laufen und ihm mein kleines Geheimnis zu erzählen. Ach, dann glotz halt, Glubschi.
So schnell es ging verdrückte ich mich vom Ravenclaw-Tisch und wollte gerad möglichst unauffällig meinen Rückzug antreten, als ich auf irgendetwas ausrutschte und eine höchst elegante Bauchlandung vollführte. Ja, das war unauffällig! Bevor jedoch die erhofften Lacher kamen, preschten Harry, Ron und Hermine auf mich zu und erkundigten sich ob mit mir alles in Ordnung war. War es, vielleicht mal abgesehen davon, daß ich mich gerade vor versammelter Mannschaft zum Affen gemacht hatte. Wo wir doch alle schon so nett beisammen waren, schleppten mich Ron, Hermine und Harry gleich mal an den See, wo wir dumm in der Gegend rumsaßen und uns anschwiegen. Wie ich auch überlegte, mir wollte einfach kein Thema einfallen. Wir haben da also wirklich ziemlich lange rumgehockt und nichts gemacht. Ron rutschte derweil ungelenk hin und her und Hermine fragte ihn irgendwann ob er vielleicht auf einem spitzen Stein säße. Harry glotze total Gedankenverloren auf den See hinaus und sagte nix. Langsam aber sicher hatte ich das Gefühl, daß die drei etwas Mundfaul waren und außerdem wurde ich das Gefühl nicht los, daß wir hier festwachsen würdem. Los, sagt was. Irgendwas! Nicht? Na toll. Irgendwann wurde es mir dann doch zu blöd mit den Gören dazusitzen und Luftlöcher zu glotzen. Ich fragte sie, ob sie Lust hätten mit mir zu Hagrid zu latschen. Der hat bestimmt irgendwas worüber sich quatschen läßt. Und wenn nicht, hat er wenigstens noch Alkohol.
Sie stimmten zu und wir stapften zurück zu Hagrids Hütte. Auch der Rückweg gestaltete sich recht einsilbig und ich war so was von froh als ich die Stimme von Hagrid hörte. Auch wenn ich eigentlich kein besonderer Freund der Quarktasche war hätte ich mir in dem Moment nichts schöneres vorstellen können als sein Gebrabbel. Als wir vor seiner Türe standen begrüßte uns durch die Tür schon das Mordsviech von einem Köter, daß sich Haggrid als Schoßhündchen hielt. Fang winselte und kratzte so nervös an der Tür, daß ich mich fragte, ob Haggrid vielleicht die letzten drei Tage vergessen hatte ihn Gassi zu führen. Als Haggrid die Tür öffnete, schoß ein Fellball imenser Größe auf uns zu und begrub Harry und Ron direkt unter sich. Auch wenn ich mir ein dämliches Grinsen nicht verkneifen konnte war ich einigermaßen überrascht, daß Hermine in Gelächter ausbrach. Offensichtlich hatte die Kleine mehr Humor als ich dachte. Nachdem Haggrid die Jungs von der Töle und ihrem Sabber einigermaßen befreit hatte, saßen wir gemeinsam am Tisch und die Kids durften heiße Schokolade trinken. Ich persönlich hatte Haggrid erstmal ein Pinnchen Schnaps aus den Rippen geleiert. Eigentlich war ich zwar keine große Säuferin, aber der Riese gegenüber war der beste Braumeister den ich bisher kennengelernt hatte. Vielleicht hatte er doch die eine oder andere gute Seite...
Wie dem auch sei. Haggrid brachte das Gespräch ins Rollen indem er uns erstmal vorschwafelte was er denn für die nächsten Stunden "Pflege magischer Tierwesen" geplant hatte. Ich war mir allerdings weder sicher, daß man die Tiere noch Haggrid wirklich auf arglose Schüler loslassen sollte. Das was er da erzählte schien nur so vor "niedlichen Krallen" und "gaaanz tollen Schnäbeln" zu strotzen - nicht unbedingt meine Traumvorstellung von einem Haustier. Irgendwann ließ Haggrid jedoch durchblicken, daß die ganz tollen Neuigkeiten ja schließlich nicht seine Viecher waren. Vielmehr war es wieder mal etwas, daß er uns nicht verraten dürfte. Das sollten wir schön für uns selbst herausfinden. Ich hasse es wirklich wenn jemand Andeutungen macht, aber dann doch die Klappe hält. Meine Versuche ihm mit Schnaps die Zunge zu lockern führten leider nur dazu, daß er irgendwann schnarchend vom Stuhl kippte, Hermine, Harry, Ron und ich ihn in sein Bett hievten und nichts weiter herausgefunden hatten. Naja, etwas hatten wir schon rausgefunden. Und zwar, daß die großen Neuigkeiten aus zwei Teilen bestand, wobei der eine etwas mit der neuen DaDa-Lehrein zu tun hatte und der zweite Teil uns fürs Erste völlig schleierhaft bleiben sollte.
Also machten die drei Minimagier und ich uns auf den Weg zurück ins Schloß. Ich war mitlerweile schon etwas angeschickert und legte mich daher etwas öfter als sonst im Halbdunkel lang. Ich fand das in dem Augenblick allerdings so totwitzig, das ich mich fast eingepißt hätte vor Lachen, während Hermine eine Schnauze zog als wäre sie in Hippogreif-Scheiße gefallen. Harry und Ron waren so sehr Gentlemen daß sie wenigstens versuchten ihr pubertäres Gekicher als Hustananfälle zu tarnen. Alles in Allem hätte es ein sehr lustiger Rückweg werden können, wenn uns nicht Filch entgegen gekommen wäre. Er hielt uns (das heißt eigentlich den dreien) eine Standpauke, weil wir zu spät zum Abendessen kommen würden und wollte die drei vorschicken, damit er mich zu Madamme Pompfrey bringen könnte. Äh, Hallo!?!?! Nix da, du Lustmolch! Ich bin besoffen, nicht bescheurt! Irgendwie schafften die drei und ich es dann doch, den Hausspanner dazu zu bewegen seinen schlaffen Arsch aus der Bahn zu schieben und uns in die Große Halle zu schleichen. Wobei von schleichen eigentlich keine Rede sein kann. Unser Auftritt war ungefähr so unauffällig wie ein Typ im rosa Tütü mitten auf einer Neonazi-Demo. Wir polterten rein, ich legte mich auf der Treppe lang, geierte mich zum Ravenclaw-Tisch und wurde von einer verdutzten Padma empfangen die mir gleich alles aus der Nase ziehen wollte...Weiber!
