Epilog
„Nimm noch ein Stück, Harry", sagte Dumbledore und hielt ihm einen Teller entgegen, der voll gepackt mit allen möglichen Variationen von Schokoladenkuchen war.
„Nein, danke Professor. Ich bin satt", entgegnete Harry.
„Der Junge isst einfach zu wenig. Sehen sie nur wie dünn er geworden ist", sagte Madame Pomfrey als würde Harry sie nicht hören können.
„Es ist Weihnachten, Potter", sagte Snape und klopfte ihm auf die Schultern.
War es schon so weit gekommen, dass selbst Snape ihm Mitleid entgegen brachte und ihn aufzumuntern versuchte, fragte sich Harry.
Sicher nicht, überlegte er dann jedoch. Wahrscheinlich macht er sich nur einen Spaß daraus mich so elend zu sehen.
Sie alle wussten doch gar nicht, was es bedeutete so allein zu sein.
„Kommst du mit nach oben?", fragte er leise an Ron gewand.
„Einen Moment noch ja?", sagte Ron, der soeben im Begriff gewesen war sich ein Stück des Schokoladenkuchens zu greifen.
„Ich geh schon mal vor", erwiderte Harry und stand rasch auf. „Einen schönen Abend noch ihnen allen".
„Du solltest mit ihm gehen", sagte Hermine vorwurfsvoll zu Ron, der jedoch bereits eifrig dabei war sich den Kuchen in den Mund zu stopfen und nun mit den Schultern zuckte.
„Ich bin gleich wieder da", sagte Hagrid. „Ich will Fang nur schnell einen von denen vorbei bringen".
„Nehmen sie doch gleich zwei", sagte Dumbledore und reichte Hagrid eine weitere üppige Hähnchenkeule. „Schließlich ist für ihn auch Weihnachten".
„Danke, Professor", erwiderte Hagrid schmunzelnd und ging eilig davon.
„Es ist wirklich schade, dass es heute Abend nicht schneit", sagte Minerva McGonagall während sie zur Decke hoch starrte.
„Für meinen Geschmack hat es erstmal genug …", begann Madame Pomfrey, doch sie wurde von lautem Geschrei unterbrochen.
„Professor, Professor, kommen Sie", hörten alle am Tisch Hagrid rufen.
„Oh, nein, was mag nun wieder passiert sein", sagte Hermine und erhob sich wie der Rest der Abendgesellschaft eilends vom Tisch, um aus der festlich geschmückten Halle zu laufen.
„Nein", rief Professor McGonagall.
„Ich glaube ich träume", stammelte Ron und rieb sich die Augen, als könnte er dadurch seine Wahnvorstellung loswerden.
„Wie ..?", fragte Dumbledore.
„Black", sagte Snape, in dessen Stimme Abscheu und Überraschung zu hören war, was eine seltsame Mischung ergab.
„Er lag vor der Tür", sagte Hagrid auf dessen Arm gestützt ein furchtbar erschöpft wirkender Sirius Black hing.
„Es war Voldemort", sagte Sirius krächzend.
„Was meinen Sie?", fragte Professor McGonagall verwirrt.
„Er hat mich aus dem Bogen geholt", krächzte Sirius.
„Das muss eine Falle sein", sagte Snape. „Das kann nicht der wahre Black sein. Er ist tot".
„Der Sache sollten wir auf den Grund gehen", entgegnete Dumbledore nachdenklich.
„Aber Professor, die Sache liegt doch auf der Hand. Diese Todesser versuchen es mal wieder mit dem alten Vielsafttrank-Trick oder glauben sie wirklich, dass der dunkle Lord Black befreit hat?", erwiderte Snape aufgebracht.
„Bringen sie ihn erst einmal hinein, Hagrid", sagte Dumbledore. „Und sie holen etwas von ihrem Veritaserum, Severus".
Snape machte sich mit düsterem Blick auf den Weg in sein Büro.
„Harry, bist du wach?", fragte Ron laut.
Er hatte sich fest vorgenommen so zu tun, als schlafe er schon, wenn Ron kommen würde, doch Ron schien ganz offenbar keinen Wert darauf zu legen ihn schlafen zu lassen. Es schien eher so, als hätte er etwas Wichtiges zu sagen.
„Ja, was gibt's denn?", antwortete er, mimte jedoch zumindest den Verschlafenen.
„Du wirst es nicht glauben", erwiderte Ron aufgeregt.
Harry erhob sich langsam in seinem Bett und stellte fest, dass Ron nicht nur knallrot angelaufen war, sondern auch am ganzen Körper zitterte.
„Was ist denn los?", fragte er alarmiert.
„Komm einfach mit", sagte Ron und erst jetzt sah Harry, dass er bis über beide Ohren grinste. Das hieß zumindest, dass ihn keine schlimme Nachricht erwartete und so stieg er langsam aus dem Bett und folgte Ron hinaus.
„Wohin gehen wir?", fragte er, nun schon leicht genervt von der Geheimnistuerei seines Freundes.
„In die große Halle", antwortete Ron, der mittlerweile etwas außer Atem war.
„Jetzt sag mir nicht, dass Madame Pomfrey noch ein ganz besonders leckeres Stück Torte für mich entdeckt hat", entgegnete Harry.
„Viel besser", sagte Ron lachend.
„Was nun?", fragte Harry als sie bei der Tür zur großen Halle angekommen waren und Ron keine Anstalten machte hinein zu gehen.
„Na, los?", sagte Ron und deutete ihm die Tür zu öffnen.
„Na schön", sagte Harry resigniert. Nichts was ihn auf der anderen Seite dieser Tür erwartete, würde ihn aufmuntern können, da war er sich mehr als sicher.
„Da bin …", begann er, nachdem er die Tür geöffnet hatte.
Doch was er dort zu sehen bekam, ließ ihn nicht nur seinen Satz abbrechen, sondern auch seinen Atem stocken.
„Sirius", zischte er mit letzter Kraft hervor.
„Harry", rief Sirius, den plötzlich wieder Lebensenergie durchfloss. Er sprang auf, schüttelte die Hände Madame Pomfreys und Hagrids ab, die ihn aufzuhalten versuchten, da er noch nicht wieder besonders bei Kräften war und lief auf Harry zu.
„Wenn das mal nicht ein fröhliches Weihnachtsfest ist", sagte Dumbledore lächelnd.
