Kapitel 4:
You are beautful in every single way!!!!
"Shampoo, Spülung mmh… ach ja Duschgel, Antifaltencreme, Lockenwickler… und irgendetwas fehlt noch? Aber was nur?" Die dunkle Gestalt fuhr sich zerstreut durch die Haare und betrachtete nachdenklich den Einkaufszettel.
Die vergangene Nacht hatte sie überlegt, wie sie den durchaus interessanten Auftritt von Potter, Dumbledore und Voldie überbieten konnte und konnte sich schließlich zu eindeutig drastischen Schritten durchringen.
Eine Stunde später stand der dunkel gekleidete Mann vor einer babyblauen Glastür über der in grellen Neonbuchstaben „Hairstylist- Nichts ist unmöglich" stand. Er schluckte schwer und betätigte die Klingel.
„I will survive" hallte aus den Räumlichkeiten und die Tür wurde mit einem lauten Quietschen geöffnet.
„Ah, sie müssen Severus sein, immer schon hereinspaziert, sie Schnuckel!" erklang eine männliche, aber leicht nasale Stimme, die ausgezeichnet zu ihrem Besitzer passte. Monsieur Malefic, wie er sich nannte, war ein kleiner, rundlicher Mann mit vollen, rötlichen Locken und großen grünen Glubschaugen, die ein Monokel zierte. Er trug eine rote Samthose und ein grünes Jackett. Mit einer einladenden Geste bat er Professor Severus Snape einzutreten, der etwas zögernd der Aufforderung Folge leistete und beinahe wieder rückwärts hinausgelaufen wäre.
Denn das Hairstylingcenter strotzte vor pinkem Plüsch und sah aus wie Dumbis Büro in seinen besten Zeiten, so dass der Zaubertrankmeister nicht wusste ob er heulen oder lachen sollte. Er entschied sich für keine der beiden Möglichkeiten, sondern blieb angewurzelt stehen und schaute sich angewidert um. Die Sessel und Friseurstühle waren komplett mit dem Kitschstoff überzogen, an der Decke hingen mehrere Diskokugeln und über dem Trockenföhnbereich war ein großes Schild mit der Aufschrift „Gay oláy!" angebracht.
Als er sich gerade entschieden hatte, schleunigst den Rücktritt in Angriff zu nehmen, legte sich eine erstaunlich kräftige Hand auf seine Schulter und drückte ihn in einen der Sessel hinunter, so dass dem armen Lehrer nichts anderes übrig blieb, als sein Schicksal zu erdulden.
Nachdem dritten Niesanfall wegen zuviel Schaum in der Nase, hätte Snape diesen Sadisten von Friseur am liebsten den übelsten Fluch auf den Hals gehetzt, den er kannte. Ihm brannten die Augen von dem angeblich ach so milden Haarshampoo, seine Finger fühlten sich an, als wären sie reines Fett- auch wenn der Stylingmeister darauf bestanden hatte, ihm vor der Maniküre erst einmal die Schwielen aus den Händen zu cremen- und seine Augenbrauen hatten irgendwie arg an Dichte verloren.
Doch seine Hände waren leider mit einem seidenen Schaal am Stuhl festgemacht, nur als Vorsichtsmaßnahme, wie ihm der Maestro versicherte, nachdem er bereits einen Fluchtversuch gestartet hatte. So ließ Severus Snape die Prozedur zähneknirschend über sich ergehen, zumindest so lange, bis Monsieur Malefic sich seinen leicht gelblich angehauchten Beißerchen zuwandte um ihnen eine Generalüberholung mit Bleeching Zuteilwerden zu lassen.
Nach geschlagenen fünf Stunden, wurden den nun fast ohnmächtigen Mann die Fesseln abgenommen und er konnte nach einem letzten Parfümangriff seitens des Friseurs mit erheblich weniger Geld im Gepäck nach Hause torkeln.
Snape verbarg sein Gesicht und alle anderen behandelten Teile seines Körpers unter einem dicken, undurchsichtigen schwarzen Umhang und als er endlich sein Zimmer erreichte, legte er sich hin- und herwankend auf das Bett um in den Schlaf der Besiegten abzudriften.
Als der nächste Tag graute, erstrahlte die Welt im frühen Sonnenschein, Vögel begannen ihre zarten Lieder zu singen, die Grillen zirpten im Takt und Mutter Natur zeigte sich erneut von ihrer wunderschönsten Seite, bis ein gellender Schrei die Ruhe durchdrang und sämtliche Insassen Hogwarts aus den Betten fahren ließ.
„Das...das... ich bring ihn um!" flüsterte Severus Snape als er abermals mit schreckensgeweiteten Augen in seinen kleinen Guccispiegel schaute. Was er sah, machte ihn zuerst nachdenklich, dann wütend und zuletzt verlegen. So konnte er keinesfalls unter die Augen der Schüler treten, schließlich war er einer der gefürchtetesten Lehrer der Schule und verdammt noch mal stolz darauf ein Arschloch zu sein.
Zeit seines Lebens hatte er auf dieses Ziel hinausgearbeitet, er hatte sich Schweinefett in die Haare geschmiert und mit schlechtgemachten Extensions seine eigentlich recht dürftige Haarpracht verdichtet. Auch das Eau de Mief war nichteinfach herzustellen und seine Zähne jeden Monat mit einem gelben Edding anzumalen, bedarf größter Konzentration.
Und nun schien all das in Gefahr, er musste sich zwar eingestehen, dass er freiwillig zu seinem Untergang beigetragen hatte, aber konnte man wirklich erwarten, dass ein anerkannter Mode- und Frisurexperte dermaßen daneben liegen konnte. Er verfluchte Monsieur Malefic und ebenso die Tatsache das er zumindest zum Frühstück erscheinen musste, eine der neuen Anordnungen Filchs, der sicherstellen wollte, dass alle beim Saubermachen der Großen Halle mithalfen.
Nur mühsam konnte er sich aufraffen seinen neuntausendvierhundertdreiundfünzigsten schwarzen Umhang aus dem Kleiderschrank zu nehmen um mit langsamen, bedächtigen Schritten zur Großen Halle zu eilen, selbstredend völlig vermummt. Dort angekommen, setzte er sich an seinem Platz und nahm seine alltägliche Rührt-mich-nicht-an-wenn-euch-euer-Leben-lieb-ist-Haltung ein, zu der Professor Flitwick immer „like a virgin" zu trällern begann.
Zu seinem Unglück beschlossen die anderen Lehrer es Dumbledore gleich zu tun und sich völlig atypisch zu verhalten. Professor McGonagall fackelte nicht lange, sondern nahm Anlauf und sprang dem völlig ahnungslosen Zaubertrankmeister direkt auf den Schoß, nicht ohne ihm mindestens zwei Rippen zu brechen und seine Bandscheiben arg in Mitleidenschaft zu ziehen.
„Hallo, Sev, Süßer!" hauchte sie ihm ins Ohr und der Anblick ihrer tiefen Gesichtsfurchen veranlassten den Angesprochenen arg an sich zu halten um nicht sein Essen rückwärts zu frühstücken. Doch als sie ihre Hände langsam an seinem Umhang entlang fahren ließ, konnte er nicht mehr an sich halten, er stand ruckartig auf.
Professor McGonagall quietschte überrascht, hatte aber ihre Hand noch an dem schwarzen Kleidungsstück des Slytherinshauslehrers hängen und zog ihm seinen Umhang beim Fall einfach aus, eh sie sich unsanft auf dem Boden der Tatsachen wieder fand.
Einem atemlose Stille trat im Essenssaal ein, die anwesenden Schüler starrten ihren Zaubertranklehrer mit großen, ungläubigen Augen an, eh einer plötzlich rief: „Lockhardt ist zurück, bringt euch in Sicherheit!" Lautes Gemurmelt erklang in den Schülermassen, von Kidnapping des verhassten Snape war die Rede, ebenso von einer StMungosverschwörung, die dem armen Hogwarts erneut den Schrecken aller Lockenstäbe geschickt hatte.
Konnte man es den unwissenden Schülern verübeln? Sicher nicht, gestand sich Snape ein und ließ sich trostlos auf seinen Sitz zurückfallen, nicht ohne die darunter liegende Verwandlungslehrerin kräftig zu treten. Er wusste, dass er wie ein Abbild des einstigen Mitgliedes der Hogwartslehreinheit aussah. Kurze, lockige, blonde Haare, lila Augen, zarte, bleiche, gezupfte Augenbrauen und seine Mundwinkel verhaarten dank dem Starretrank von Monsieur Malefic im Dauergrinsen. Selbst seine Nase war geschrumpft und passte sich seinem nun porzelanfarbenden Teint perfekt an. Alles in allem sah er aus wie der Traum aller Schwiegermütter, wie der Pantoffelheld aus einem schlecht gemachten Kitschfilm, genau wie Gilderoy-Ich-bin-der-Süßeste-Lockhardt. Zumindest konnte er sich sicher sein, dass der Wettbewerb so gut wie entschieden war, auch wenn er wohl noch zu drastischeren Mitteln greifen musste.
‚Also los Sevvie, du schaffst das, chacha' versuchte er sich selbst Mut zuzusprechen und seufzte leise, eh er seiner Anbetenden unter dem Tisch die Hand reichte und mit wohlig klingender Stimme „Meine Liebe, lassen sie sich doch aufhelfen!" säuselte.
Ein neuer Mann war geboren.
Coming soon: Das Treffen der Voldis....
