Nacht für Nacht

Arwen lächelte. Sie hatte das Getrappel von kleinen Füßen mit ihren Elbenohren schon wahrgenommen, als ihr Sohn aus dem Kinderzimmer geschlichen war. Sie sah hinüber zu ihrem Mann, der noch seelenruhig und friedlich neben ihr im Bett schlief. Arwen liebte es, ihm beim Schlafen zuzusehen. Er sah dann so ruhig aus, nicht so gestresst und besorgt wie tagsüber, wenn er mit den Regierungsgeschäften beschäftigt war. Die Kinderschritte kamen immer näher. Schließlich blieben sie stehen und Arwen sah, wie die Türklinke langsam heruntergedrückt wurde. Ein kleiner Junge kam hereingetapst und schloss die Tür wieder hinter sich. Dann tapste er herüber zum Bett und krappelte unter die Bettdecke. Von Aragorn kam ein Brummen, als einer der kalten Füße des Jungen ihn berührte. Er öffnete die Augen und sah, dass es noch nicht einmal richtig hell war. Es musste noch sehr früher Morgen sein. Er drehte sich zu seinem Sohn und seiner Frau um. „Na komm schon her, Krümel.", brummte er verschlafen und zog den Kleinen in seine Arme. Der Junge kuschelte sich an ihn. „Kannst du nicht schlafen.", fragte Aragorn. „Nein, da waren lauter Monster in meinem Zimmer, da kann man nicht schlafen.", sagte Eldarion erklärend. Arwen strich dem Jungen beruhigend über die Locken. Konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. „Bei all den Wachen, wie sollen denn da Monster in dein Zimmer gekommen sein?", fragte sie ihren Sohn. „Die haben doch Flügel." erklärte dieser bestimmt. „Ach so!", sagte Arwen verstehend, „Dann ist es wohl besser, wenn du bei uns schläfst." „Genau!", sagte Eldarion. Aragorn lächelte. „Jetzt versuch noch etwas zu schlafen, hmm.", murmelte er. Er selbst war noch hundemüde. Eldarion kuschelte sich an ihn und bald waren von den beiden ruhige Atemzüge zu hören, die bewiesen, dass sie eingeschlafen waren.

Arwen lächelte, als sie die beiden betrachtete. Sie musste an das erste Mal denken, als ihr Sohn zu ihnen ins Bett gekrochen war. Er war damals so klein gewesen, dass die Wache ihn auf dem Arm getragen hatte. Der junge Soldat war hereingeschlichen gekommen und hatte sie mit entschuldigendem Blick angesehen, als er bemerkte, dass sie gar nicht schlief. Aragorn war damals aus dem Schlaf hoch geschreckt, als sie die Decke zurückschlug, um zu der Wache zu gehen. Er war aus dem Bett gesprungen und war auf die Wache zugestürzt. „Was ist geschehen, dass Ihr hier zu dieser Zeit erscheint. So redet doch. Werden wir angegriffen?", hatte der König die Wache angeschrieen. Der junge Mann hatte ganz betreten zu Boden gesehen. „N-N-Nichts ist geschehen!", hatte er schließlich hervorgebracht. „Und warum erscheint Ihr dann des Nachts in unserem Schlafgemach? Sprecht rasch!", hatte Aragorn ihn angefahren. „Nun, ich stand draußen Wache, als ich sah, dass jemand versuchte, die Türklinge im Schlafzimmer des Prinzen von innen herunterzudrücken. Ich ging um nachzusehen, wer dies um diese Zeit sein könnte. Als ich die Tür öffnete, sah mich der Prinz mit großen Augen an. Er zitterte. Ich wollte ihn wieder ins Bett zurückbringen, doch er begann zu weinen und sagte nur dass er zu Nana und Ada wolle. Somit habe ich ihn kurzerhand auf den Arm genommen und wollte ihn zu Euch bringen, mein Herr.", erklärte der junge Mann, wobei sich seine Stimme fast überschlug. Aragorn sah den Mann mit hochgezogenen Augenbrauen an. Jetzt erst bemerkte er den kleinen Jungen, den dieser im Arm hielt. Er streckte die Arme aus und nahm der Wache den kleinen Prinzen ab. Mit einem Nicken entließ er die Wache, die schnell wieder auf dem Gang verschwand und die Tür hinter sich schloss. Arwen musste heute noch lächeln, wenn sie an das Gesicht dieses jungen Mannes beim Hinausgehen dachte. Am nächsten Abend hatte sich Aragorn allerdings bei ihm entschuldigt und sich beim ihm für die Fürsorge in der vergangenen Nacht bedankt.