Ich wünsche euch allen einen gutes neues Jahr. Hoffe ihr seit alle gut rein gekommen.
Kapitel 3
Als Harry am nächsten Tag erwachte, schien das helle Sonnenlicht bereits durchs Fenster und tauchte das Zimmer in Licht. Harry streckte sich ein letztes Mal und stieg aus seinem Bett. Überrascht musste er feststellen, dass der sonst immer lang schlafende Ron nicht mehr in seinem Bett lag. Demnach musste es schon beinah Mittag sein.
Nach einer ausgiebigen Dusche machte er sich auf den Weg nach unten. In der Tür zur Küche blieb er stehen. Mrs. Weasley teilte Ron gerade sein wohl schon zweite Portion des Frühstücks aus, während Hermine noch ihren Teller halb voll hatte. Fred und George brüteten eifrig über einer Rolle Pergament und diskutierten heftig miteinander. Remus saß still schweigend am Tisch und starrte in die Luft.
Harry beobachtete seine beiden Freunde weiter. Beide schienen sorgenfrei und unbekümmert dem Krieg gegenüber, wie es Teenager ihres Alters sein sollten. Hermine stieß Ron gerade ihren Ellenbogen in die Seite und brach daraufhin in schallendes Gelächter aus. Während Ron sie nur ärgerlich aus den Augenwinkeln beobachtete.
Remus war der Erste, der Harry bemerkte und begrüßte ihn mit einem Lächeln. Hermine, die diesen Austausch bemerkte, ließ einen kleinen Aufschrei vernehmen und sprang aus ihrem Stuhl heraus. Sofort fand sich Harry in der Umarmung der jungen Hexe wieder.
„Harry! Es ist schön die wieder zu sehen! Wie geht es dir?"
Als sie sich wieder von ihm löste, konnte Harry Besorgnis in ihren Augen sehen.
„Mir geht's gut. Und ich freue mich auch dich wieder zu sehen."
Misstrauisch hielt sie seinem Blick stand, bevor sie sich endgültig von ihm los machte und auf ihren Platz zurück ging.
„Oi Harry, Kumpel." Ron klopfte ihn auf den Rücken und wandte sich dann wieder seinem Essen zu.
Harry rutschte auf den Platz neben ihn und wurde schon sofort von Mrs. Weasley mit Essen versorgt.
„Harry, Liebling, du bist wieder ganz abgemagert. Diese Dursleys!" Erst als sie ihm einen guten Berg aufgehäuft hatte, stellte sie die Pfanne zurück auf den Ofen.
„Fred, George, wie läuft das Geschäft?"
Beide schauten bei dieser Frage von ihrem Blatt auf und grinsten Harry an. „Bestens. Könnte nicht besser laufen. Du musst dir unseren Laden unbedingt mal anschauen kommen, wenn du das nächste mal in der Winkelgasse bist."
„Ja, werde ich machen. Und was macht ihr da?" Harry deutet mit der Gabel in seiner Hand Richtung Pergament.
„Ein paar unserer Produkte sind fast schon ausverkauft. Wir überlegen, was wir alles aufstocken müssen." Und schon hatten sie ihre Köpfe wieder zusammengesteckt.
Kopfschüttelnd über die Aktivität der Zwillinge widmete sich Harry wieder seinem Essen.
„Und Harry, wie geht es dir? Ich meine nach... nach seinem Tod... und..." Ron unterbrach sich in seinem Gestotter, was wohl mit dem Schienbeintritt Hermines und ihrem ärgerlichen Blick zu tun hatte.
„Oh, entschuldige Harry... Ich wollte nicht...", seine Stimme verlor sich in unverständliches Gemurmel.
Das Schweigen, was daraufhin folgte wurde jäh unterbrochen, als die Tür zur Küche von einer sauer aussehenden Ginny Weasley aufgestoßen wurde. Die Wangen des jüngsten Mitgliedes des Weasley Clans waren leicht gerötet und ihr Haar war zerzaust.
„Fred! George! Was fällt euch ein? Wisst ihr eigentlich, dass ich zwei geschlagene Stunden damit verbracht habe, den richtigen Zauberspruch zu suchen, der meine Klamotten wieder in ihre ursprüngliche Größe bringt und ihn dann auch noch bei meiner gesamten Garderobe anzuwenden? Wartet nur, ich bin nicht umsonst mit euch verwandt. Ihr werdet das doppelt und dreifach zurück bekommen. Das schwöre ich euch!"
Immer noch vor sich her fluchend ließ sich Ginny in den freien Platz neben Remus fallen.
„Was ist denn heute mit unserer kleinen Schwester los?"
„Ist wahrscheinlich einfach nur mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden."
Die Gesichter der Zwillinge spiegelten pure Unschuld wider.
„Argh! Wie konnte ich nur die letzten fünfzehn Jahre mit euch unter einem Dach überleben? Ich muss wahnsinnig gewesen sein! Und Mum, wie konntest du so was wie die beiden nur behalten?", sauer zermalmte die junge Hexe ihr Essen mit ihrem Besteck.
„Och, hat unsere Lieblingsschwester uns etwa nicht mehr lieb? Wir sind doch deine Familie! Das hat wirklich weh getan." George schlug seine Hand über sein Herz und verzog sein Gesicht gespielt verletzt.
George konnte sich gerade noch ducken, als auch schon eine Gabel an seinem linken Ohr vorbeigesaust kam.
„Ginny! George! Jetzt reichts aber! Das ihr euch noch nicht mal beim Essen benehmen könnt! Langsam frage ich mich wirklich, wie ich all die Jahre in diesem Haushalt ausgehalten habe.", donnerte Mrs. Weasleys Stimme verärgert durch die Küche.
Das Grinsen auf den Gesichtern der Zwillinge gefror und die beiden hatten es plötzlich sehr eilig aus der Küche zu kommen.
Ginny, die immer noch einen verärgerten Ausdruck auf ihrem Gesicht trug, holte sich kleinlaut eine neue Gabel und begann zu essen. Sie hatte schon früh gelernt ihrer Mutter, wenn sie gereizt ist, am besten aus dem Weg zu gehen oder keine Widerworte zu geben.
Das leise Murmeln Mollys war noch einige Zeit zu vernehmen, bis Remus versuchte sie zu beruhigen.
„Molly, du weißt doch wie Kinder sind. Das dürfte dich doch eigentlich gar nicht mehr so aufregen..."
Doch das war aussichtslos Molly beachtete ihn gar nicht.
Harry beeilte sich mit seinem Essen, so dass auch er sich so schnell wie möglich auf sicheres Territorium begeben konnte.
„Danke, Mrs. Weasley, für das Essen."
Ginny schien den schwarzhaarigen Zauberer erst jetzt zu bemerken. Auf ihr Gesicht stahl sich ein verlegenes Lächeln.
„Oh, hallo Harry. Ich habe ganz vergessen, dass du ja seit gestern hier bist."
Harry tat dies mit einem Achselzucken ab. „Wie ich mitbekommen habe, hattest du andere Sorgen." Er grinste sie frech an und eilte aus der Küche raus um nicht auch noch das bekannte Weasley Temperament zu spüren zu bekommen.
Als er in der Halle war konnte er noch Ginnys Stimme rufen hören. „Harry James Potter! Wo willst du hin?" Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er sich auf den Weg in sein Zimmer machte.
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Später am Nachmittag saßen Harry, Hermine und Ron in der Bibliothek. Während Harry und Ron in ein Schachspiel verwickelt waren, saß Hermine auf der Couch und las ein Buch. Ihre Augen wanderten immer wieder über die Seiten des Buches und beobachteten ihre besten Freunde, insbesondere Harry, beim Spielen.
„Hermine, bitte. Du machst mich nervös.", Harry musste ihre Blicke bemerkt haben, „Du benimmst dich als könnte ich jede Minute zusammenbrechen." Verärgert wandte er den Blick von dem Schachspiel ab und schaute zu Hermine herüber.
Ron, der von all dem nichts mitbekommen hatte schaute etwas verdutzt von dem Einen zum Anderen.
„Ich... ich mach mir Sorgen um dich. Ich meine, Sirius ist tot," Hermine machte eine kleine Pause und schaute Harry erwartungsvoll an, als könnte er bei dem Namen seines verstorbenen Paten in Tränen ausbrechen.. „und du scheinst das alles so gelassen hin zu nehmen."
„Und woher willst du das wissen? Du weißt nicht, was in mir vorgeht. Und ich finde es äußerst nervig, wenn ihr mich die ganze Zeit behandelt, als wäre ich ein rohes Ei! Denkst du ich hätte eure Blicke nicht bemerkt? Sobald irgendein Gesprächsthema aufkommt, das im entferntesten mit Sirius zu tun hat, wechselt ihr das Thema. Denkt ihr ich könnte es nicht ertragen?" Harry sah seine Freunde, die darauf keine Antwort hatten, sauer an. „Ich denke, ich brauch ein bisschen frische Luft." Mit diesen Worten erhob sich Harry vom Boden, wo er und Ron auf dem Bauch liegend Schach gespielt hatten, und ging nach draußen.
Der Garten, der hinter dem Haus lag, war eher klein und doch wunderschön. Er war nicht sehr gepflegt. Tante Petunia hätte so etwas nie im Leben als Garten angesehen. Alles wuchs wild durcheinander. Als Harry zum ersten Mal den Garten betrat, fiel ihm sofort die Natürlichkeit auf, die der Garten ausstrahlte. Es schien als hätte sich schon seit Jahren keiner mehr um besagte Garten gekümmert und doch wucherte nirgends Unkraut. Alle möglichen Sorten von Blumen wuchsen Wild durch einander und strahlten in ihrer Schönheit.
Harry ließ sich am Stamm eines großen Baumes nieder und schloss die Augen. Er genoss die warmen Sonnenstrahlen die auf sein Gesicht fielen. Den Streit mit Hermine und Ron hatte er schon wieder fast vergessen, dafür waren die Erinnerungen an Sirius wieder frisch in seinem Kopf.
Er bemerkte die sich heran nähernden Schritte nicht, sondern sah die Person erst, als diese ihn auf sich aufmerksam machte. „Darf ich mich zu dir setzen?"
Überrascht öffnete er die Augen und blickte in Ginnys Gesicht. Sie war barfuss und trug eine helle Jeans und ein T-Shirt. Ihre Haare leuchteten von der Sonne in einem hellen rot und fielen ihr ums Gesicht. Sie schenkte ihm ein breites Lächeln während ihre Augen munter funkelten.
„Natürlich. Warum fragst du überhaupt?"
Ginny ließ sich neben ihn auf den Bode fallen und lehnte sich an den dicken Stamm. „Du schienst so friedlich. Ich war mir nicht sicher, ob du nicht lieber alleine wärst."
Es herrschte Stille zwischen den Beiden, in der jeder seinen Gedanken nach hing. Es war keine unangenehme Stille, in der die meisten Leute krampfhaft überlegten, was sie sagen konnten, nur damit keine Stille herrschte. Es war viel mehr ein vertrautes Schweigen, das Beiden die Zeit gab über Dinge nachzudenken.
„Woran denkst du?", durchbrach Ginny leise die Stille.
Harry öffnete perplex die Augen und sah Ginny an. Was ihn jedoch mehr überraschte war seine Aufrichtigkeit.
„An Sirius. Die Erinnerungen sind stärker denn je seit ich wieder hier bin."
„Es muss schwer für dich sein wieder hier zu sein." Ginny richtete den Blick gen Himmel und wirkte abwesend. „Jetzt wo er endgültig fort ist, finde ich es traurig, dass ich mir nicht die Zeit genommen habe, um ihn kennen zu lernen. Ich meine, wir haben zwar im selben Haus gelebt und hin und wieder habe ich mich auch mit ihm unterhalten, aber ich habe das Gefühl, als hätte ich ihn nie wirklich gekannt."
Erstaunt über Ginnys Offenheit richtete er seinen Blick auf die junge Hexe. Sie schaute immer noch Richtung Himmel und hatte einen verträumten Ausdruck auf dem Gesicht. Harry überkam ein komisches Gefühl sie beruhigen zu müssen.
„Ja, er war ein liebenswürdiger Mensch. Und es tut mir leid für dich, dass du nicht wirklich die Chance hattest ihn kennen zu lernen."
Er berührte sachte ihre Hand, woraufhin ein Lächeln ihre Lippen zierte. Sie wandte ihren Blick wieder Harry zu, der seine Hand noch immer auf der ihren liegen hatte.
„Mir sollte es leid tun, schließlich hast du mit ihm deinen Paten verloren und ihr standet euch sehr nah. Meinst du, du könntest mir ein bisschen was über ihn erzählen?", sie stockte jäh, als sich Harrys Gesicht ein wenig verfinsterte und er seine Hand von der ihren nahm. „Du musst nicht, wenn du nicht willst. Aber vielleicht hilft es dir mit jemandem darüber zu reden, wie du ihn gesehen hast."
Jetzt war es Ginny, die Harrys Hand leicht drückte. Die beiden hüllten sich wieder in Schweigen, bis Harrys Stimme sanft die Stille durchbrach.
„Ich habe Sirius in meinem dritten Schuljahr kennen gelernt. Damals dachten wir alle noch, er wäre hinter mir her und wollte mich umbringen. Bis dann an diesem einen Abend alles zusammenführte. Remus und er hatten sich nach so langer Zeit wieder gefunden und die Wahrheit über Pettigrew kam ans Licht.", Harry machte eine Pause und schaut in den strahlend blauen Himmel hinauf.
Er wusste nicht, warum er dies alles Ginny, Rons kleiner Schwester, erzählte. Er konnte sich praktisch gar nicht dagegen wehren. Es sprudelte nur so aus ihm heraus. Und gleichzeitig war er auch irgendwie froh, jemandem all diese Gefühle erzählen zu können. Er war froh, dass es Ginny war und nicht Remus, denn ihn, wusste Harry, würden die Erinnerungen wahrscheinlich schmerzen. Und Ron und Hermine? Sie würden es wahrscheinlich nicht verstehen.
„An diesem Abend hatte ich das Gefühl für einen Moment der glücklichste Mensch auf der Welt zu sein. Das Glück war praktisch zum Greifen nah. Als wir aus der Heulenden Hütte kamen, erzählte er mir nämlich, dass er mein Pate sei und ich, wenn sein Ruf wiederhergestellt sei, zusammen mit ihm wohnen dürfte. Ich konnte mein Glück kaum glauben, ich konnte weg von den Dursleys und endlich mit jemandem zusammen zu leben, der mich akzeptiert, der mich so nimmt wie ich bin."
Eine Träne rollte einsam über seine Wange, wurde aber von Harry ärgerlich weggewischt. Er war froh, dass Ginny dies nicht bemerkte oder zumindest, wenn sie es bemerkt hatte, nicht erwähnte. Unbeirrt fuhr er mit seiner Geschichte fort.
„Aber alles kam anders. Pettigrew kam frei und Sirius wurde gefangen genommen. Ich weiß nicht, ob dir Hermine das jemals erzählt hat, aber sie und ich haben Sirius und Seidenschnabel in dieser Nacht das Leben gerettet und zur Flucht geholfen. Sirius lebte seit dem auf der Flucht vor dem Ministerium. Aber als in meinem vierten Jahr das Trimagische Turnier stattgefunden hatte und ich als einer der Champions ausgewählt wurde, kam er wieder nach England. Nach Hogsmeade um genau zu sein. Dort lebte er als Padfoot in einer Höhle und ernährte sich von Ratten nur um für mich da zu sein. Er war es auch, der mich mit nützlichen Tipps durch die Aufgaben geholfen.
„Und nachdem ich nach Voldemorts Wiedergeburt mit ihm in Dumbledores Büro saß und das Erlebte erzählen musste, war er für mich da. Schon zu dieser Zeit war nicht mehr einfach nur mein Pate für mich, sondern eine Art Ersatzvater. Es tat mir richtig weh, ihn noch am selben Abend wiedergehen zu lassen.
„Und dann letztes Schuljahr. Zuerst war ich einfach nur sauer, so lange von den Geschehnissen der Zauberwelt ausgeschlossen gewesen zu sein, aber gleichzeitig war ich auch überglücklich Sirius wieder zu sehen. Sirius aber hingegen, muss es ziemlich mies gegangen sein. Schließlich war er in einem Haus, das er hasst, eingesperrt. Er war kein Mensch, den man einsperren konnte. Er hasste es tatenlos rumzusitzen und unfähig zu sein, helfen zu können. Als Snape ihn das ins Gesicht rieb, realisierte ich zum ersten Mal, was er wohl durch machen musste. Und er tat mir leid.
„Und dann geschah die Attacke im Ministerium. Sirius ist gestorben, während er mich beschützen wollte. Ich weiß noch, wie sein Gesicht aussah, als er durch den Vorhang fiel..." Hier versagte Harrys Stimme und er starrte ins Leere.
„Hm, bei allem was du mir jetzt über ihn erzählt hast, kann ich mir vorstellen, dass das der Tod war, den Sirius sich für sich selbst vorgestellt hat. Ich meine, klar, wollte er nicht so früh sterben. Aber du hast gesagt er hat es gehasst eingesperrt zu sein, er wollte lieber kämpfen. Und das ist was er in seinen letzten Stunden getan hat. Er hat gegen die Anhänger Voldemorts gekämpft, um dich, seinen Patensohn, den er über alles liebte, zu beschützen."
Harry war verblüfft über Ginnys Worte. Sie klangen so ehrlich und Harry konnte verstehen, dass Sirius so gestorben ist wie er es immer wollte. Harry musste an die Worte von Dumbledore von letztem Jahr denken. Sie ähnelten denen, die Ginny gerade zu ihm gesagt hatte.
„Dumbledore hat ungefähr das gleiche letztes Jahr zu mir gesagt. Nur konnte ich es da nicht wirklich verstehen. Ich glaube, ich war noch zu verärgert. Aber was du eben gesagt hast, macht Sinn."
Er drehte sein Gesicht Ginny zu und schenkte ihr ein kleines Lächeln. Woraufhin sie seine Hand ein weiteres Mal in die ihre nahm.
„Danke, Harry. Danke, das du deine Erinnerungen mit mir geteilt hast."
Die beiden blieben noch eine Zeit lang zusammen unter dem Baum sitzen. Jeder hing abermals seinen eigenen Gedanken nach, wobei seine Hand noch immer in der ihren lag. Unterdessen verschwand die Sonne langsam hinter den Dächern der Häuser, während ihre letzte Strahlen den Himmel in ein zartes Rosa tauchten.
