A/N: Ich weiß es hat jetzt ein halbes Jahrhundert gedauert, bis es hier mal weiter geht, aber dafür hab ich positive Neuigkeiten, ich bin nämlich schon so gut wie mit kapitel 5 fertig. Was zwar vorher auch noch zum Betaleser muss, aber im laufe der Woche dann online kommen müsste )
Jetzt noch viel Spaß beim vierten Kapitel. Diesmal steht Harrys Kindheit ein wenig im Vordergrund. Hoffe es gefällt. Und danke für die lieben Reviews. Hat mich echt gefreut.

Kapitel 4

Das Essen an diesem Abend verlief ruhig. Mr. Weasley war von seiner Arbeit nach Hause gekommen. Die Zwillinge Fred und George erzählten von ihren Vorhaben bezüglich des Scherzartikelladens. Hermine warf Harry hin und wieder einen eigenartigen Blick zu, sagte aber nichts.

Harry selbst war auf Fred und Georges Pläne konzentriert und warf hin und wieder eine Frage ein. Während Ron sich wieder ausschließlich mit seinem Essen befasste. Ginny schien ihren Brüdern längst wieder verziehen zu haben, denn sie fragte interessiert nach dem Spruch, mit dem sie alle ihre Kleidung schrumpfen gelassen hatten.

Diese recht ausgelassene Unterhaltung wurde jäh unterbrochen, als Albus Dumbledore plötzlich in die Küche apparierte.

„Professor Dumbledore! Ist etwas passiert?", wollte Molly sofort von dem älteren Zauberer wissen. Dieser schenkte ihr ein Lächeln und verneinte ihre Frage.

„Nein, nein Molly. Ich bin nur vorbeigekommen, um Harry eine Nachricht zu überbringen. Und um vielleicht noch etwas von deinem vorzüglichen Mahl abzubekommen?"

„Sicher doch, Professor Dumbledore. Setzten sie sich.", Molly verschwand wieder am Herd um eine Portion für den Schulleiter herzurichten.

„Ah, Harry. Es freut mich dir mitteilen zu dürfen, dass Professor Snape eingewilligt hat, morgen nach dem Treffen des Ordens mit dir zu sprechen." Die blauen Augen des Zauberers funkelten verdächtig.

„Ähm, okay, danke, Professor." Harry war sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob er bereit dazu war, Snape um erneuten Unterricht in Occlumency zu bitten.

Er bemerkte die neugierigen Blicke seiner Freunde auf sich, ging jedoch nicht weiter darauf ein. Der Rest des Essens verlief in schweigender Stille, die jedoch hin und wieder von höflichen Fragen an den Schulleiter unterbrochen wurde.

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Am nächsten Tag wimmelte es im Haus schon früh von vielen Menschen. Obwohl Dumbledore das Treffen des Ordens erst auf den Nachmittag gelegt hatte, hatten sich bereits die meisten Mitglieder eingefunden und es herrschte ein heilloses Durcheinander.

Harry war froh, dass er Snape nicht schon beim Frühstück getroffen hatte, und somit noch Zeit hatte sich auf das Gespräch mit ihm vorzubereiten.

Um den Anderen zu entkommen, hatte sich Harry in Sirius altem Schlafzimmer versteckt.

In der Mitte des Zimmers stand ein großes hölzernes Himmelbett. Die dunkel grüne Decke lag fein säuberlich auf der Matratze. In dem Zimmer befanden sich immer noch Sirius persönliche Sachen. Und es war ein gutes Gefühl, dass niemand seit seinem Tod etwas weggeworfen hatte. Nur die feine Staubschicht, die sich über die Schränke gelegt hatte, ließ darauf schließen, dass für längere Zeit niemand mehr in dem Zimmer gewesen war.

Auf dem Schränkchen neben dem Bett standen mehrere Fotos. Harry setzte sich vorsichtig auf Sirius Bett und betrachtete die Fotos.

Eines zeigte Sirius zusammen mit Remus und James auf den Ländereien von Hogwarts. Im Hintergrund konnte er Hagrids Hütte erkennen. Die drei Jungen auf dem Foto hatten sich gegenseitig die Arme über die Schultern geworfen und grinsten in die Kamera.

Auf einem anderen Foto waren Lily und James zu sehen. Das Foto schien ebenfalls in Hogwarts aufgenommen worden zu sein, da die beiden jungen Erwachsenen am See saßen. Es muss das letzte Schuljahr der beiden gewesen sein, denn James küsste Lily gerade leicht auf die Lippen. Als sie bemerkten, dass sie nicht alleine waren, fuhren sie auseinander. Während Lilys Wangen ein leichtes rot annahmen, winkte James glücklich in die Kamera.

Das letzte Foto zeigte Sirius mit pinken Haaren. Er wirbelte ein Baby durch die Luft, das fröhlich mit den kleinen Ärmchen nach Sirius Haar griff. Sirius Gesicht war unterdessen in ein breites Lachen verzogen. Im Hintergrund stand ein sich vor lachen krümmender Remus Lupin.

Harry streckte seine Hand nach diesem letzten Foto und betrachtete es mit einem kleinen Lächeln. Er war so in das Foto versunken, dass er nicht bemerkte, wie eine zweite Person das Zimmer betrat.

„Oh ja, ich kann mich noch genau an den Abend erinnern, an dem dieses Foto entstand."

Harry schreckte aus seiner Trance hoch und schaute in die blauen Augen von Remus. Überrascht ihn plötzlich neben sich sitzen zu sehen, schaute Harry wieder auf das Foto in seinen Händen.

Sirius war mittlerweile zu einem Halt gekommen und hielt das Baby nun über seinen Kopf. Das Gesicht des Babys strahlte pure Freude wieder. Harry musterte traurig Sirius Gesicht, noch nie hatte er seinen Paten so glücklich und sorgenfrei gesehen. Selbst an dem Tag der Hochzeit seiner Eltern, hatte er nicht so gestrahlt.

„Lily hatte Sirius und mich zum Essen eingeladen. Das war kurz bevor sie und James den Fidelius Zauber anwandten. Sie waren die glücklichsten Eltern, die ich je gekannt habe. Ihnen fiel es sogar schwer dich aus den Augen zu lassen, wenn du friedlich in deiner Wiege geschlummert hast.", durchbrach Remus sanfte Stimme die Stille.

Als Harry sich zu dem älteren Zauberer umdrehte, starrte dieser mit einem lächeln auf den Lippen ins Leere.

„Ich glaube, du warst es auch, der ihren ersten größeren Streit heraufbeschwor. Du musst wissen, James war genauso vernarrt in Quidditch, wie du es jetzt bist. Oh, er liebte das Fliegen wie kein Anderer... jedenfalls hatte er schon einen Besen für dich besorgt als Lily gerade mal eine Woche mit dir aus dem Krankenhaus raus war. Sie hat getobt, als sie den Besen gesehen hat. Nach ein paar Tagen schien James auch zur Vernunft gekommen zu sein und versprach ihr, dir den Besen erst zu schenken, wenn du älter seiest. Damit war der Streit auch erst mal vergessen. Die beiden konnten sich sowieso nicht lange sauer sein.

„Womit Lily aber nicht gerechnet hatte war, dass James die Idee mit deinem eigenen Besen zwar aufgegeben hatte, aber keineswegs davon absah dir das Fliegen so lange vorzuenthalten.

Also hatten er und Sirius dich heimlich bei einem Flug auf ihrem Besen mitgenommen. Und das blieb nicht bei einem Mal. Es ist mir bis heute ein Wunder, dass Lily davon nicht Wind bekommen hat. Sie hätte James bestimmt mit Flüchen belegt, von denen noch keiner von uns gehört hat. Aber ich denke, dass es wohl eines der wohlgehütetsten Geheimnisse der Marauder war." Remus schien aus seiner Starre zu erwachen und zwinkerte Harry verschwörerisch zu.

„Hm, wo war ich... Ach so, Sirius und ich waren also bei deinen Eltern zum Essen eingeladen. Sirius war ganz vernarrt in dich. Hat dich den ganzen Abend auf dem Arm gehalten und dir allen möglichen Unsinn erzählt. Er war gerade wieder dabei dich hoch zu nehmen, als du seinen Zauberstab, der in seiner Tasche steckte, zu fassen bekamst. Gleich darauf hatte sich sein Haar pink verfärbt. Sirius war mächtig stolz auf dich. Sofort hat er dich in die Luft gehalten und gesungen, was für ein großartiger Marauder du mal wirst. Seit dem haben wir dich auf den Spitznamen Prongslet getauft."

Nachdem Remus seine Geschichte beendet hatte, herrschte einen Moment Schweigen zwischen den Beiden. Diesmal war es Harry, der das die Stille durchbrach.

„Hm, Remus?"

„Ja, Harry?"

Harry war zu dem Entschluss gekommen, dass Remus es verdient hatte den genauen Wortlaut der Prophezeiung zu kennen. Schließlich bemühte er sich wirklich sehr für Harry da zu sein. Und der grünäugige Zauberer konnte nur ahnen, wie schmerzhaft es für den Älteren sein musste, ihm all die Geschichten über Sirius zu erzählen.

„Dumbledore hat dem Orden ja bereits von der Prophezeiung erzählt. Nur ich fürchte er hat euch einen Teil verschwiegen."

Harry schaute auf den Boden, während er Remus die Prophezeiung wiedergab.

„Am Ende heißt es also entweder Voldemort oder ich."

Auf Harrys Offenbarung folgte wieder einmal Stille.

„Oh Harry, es scheint ja wirklich alles auf dich zurück zu kommen. Du weißt, das ich immer für dich da bin und du immer zu mir kommen kannst, richtig?" Der Werwolf wusste nicht, was er Harry noch an Komfort anbieten konnte und schwieg lieber.

Harry nickte nur wortlos und so fielen die beiden erneut in Schweigen.

„Remus, was ist eigentlich mit Kreacher passiert?"

Harry hatte diese Frage schon seit seiner Wiederkehr in den Grimmauldplatz 12 im Kopf herum gespukt.

„Der wird nicht mehr auftauchen." Die Stimme seines ehemaligen Professors zitterte vor Wut.

„Ich habe nach Sirius Tod das Bild seiner Mutter aus der Halle entfernt und verbrannt. Sie war natürlich froh über seinen Tod. Hat ständig rumgeschrieen, dass es das rechte Schicksal eines Verräters sei. Kreacher hat sich bei dem Anblick des brennenden Bildes selbst in die Flammen geschmissen. Was übrigens auch besser für ihn gewesen war."

Harry war über die plötzliche Wut in Remus Stimme überrascht. Der ältere Zauberer machte sonst immer eher einen ruhigen und kontrollierten Eindruck. Der Tod seines besten Freundes musste ihn wohl richtig hart getroffen haben. Aber Harry musste sich eingestehen, dass er froh war, dass Kreacher nun endgültig fort war.

„Harry, warum bist du eigentlich hier, in Sirius Schlafzimmer? Du solltest bei deinen Freunden sein, hm?"

„Ron und Hermine machen mich zur Zeit einfach wahnsinnig. Sie tänzeln um mich herum, als wäre ich aus Porzellan. Und wehe ein Wort von Sirius oder irgendetwas, was mit ihm zu tun hat, fällt. Und wenn sie über ihn reden wollen, fragen sie ständig nur, ob es mir gut geht. Das hab ich ihnen gestern auch gesagt."

„Du denkst nicht, dass du ihnen Unrecht tust? Harry, sie sind deine Freunde. Natürlich sind sie besorgt um dich. Sie wissen nicht, wie sie mit dir umgehen sollen, weil die beiden es bisher auch noch nicht erlebt haben, dass jemand, der ihnen nah stand, gestorben ist."

„Vielleicht hast du Recht, aber mich regt ihr Verhalten einfach auf.", Harry seufzte verärgert auf.

„Na dann solltest du ihnen erklären, wie du dich fühlst, dann können sie deine Reaktion auch eher nachvollziehen. Ich denke, eine Entschuldigung wäre angemessen, oder?"

„Ja, ich nehme an das wäre sie.", musste Harry nun auch erkennen.

„Nun gut, Harry, ich sollte jetzt wieder gehen. Das Treffen des Ordens fängt bald an. Und du solltest auch nicht mehr so lange hier oben verbringen. Deine Freunde suchen dich bestimmt schon.", Remus machte sich daran aufzustehen, doch Harry hielt ihn zurück.

„Remus? Ich möchte dich noch etwas fragen... Ich würde wirklich gerne die Gräber meiner Eltern sehen... Ich hatte noch nie die Chance sie zu besuchen... Ich würde mich freuen, wenn du mich an meinem Geburtstag begleiten könntest... natürlich nur wenn du willst.", Harry schaute in Remus altes Gesicht und hoffte er würde seine Bitte annehmen. Denn es war Harry wirklich ein Herzenswunsch die Gräber seiner Eltern zu sehen. Er hatte ihnen so viel zu erzählen.

Ein trauriges Lächeln zierte die Lippen des älteren Zauberers.

„Selbstverständlich, Harry. Wenn du dir sicher bist, dass du an deinem Geburtstag gehen möchtest..." Ein Nicken Harrys beantwortete die Frage. „Okay, dann denke ich, dass es in Ordnung ist. Ich muss jetzt aber wirklich gehen." An der Tür drehte sich Remus noch einmal um. Seine Augen funkelten freundschaftlich, während er Harry noch einen letzten Ratschlag gab.

„Und lass dich später von Severus Kommentaren nicht zu sehr ärgern. Darauf ist er doch nur aus. Ich bin übrigens mächtig stolz auf dich, dass du es ein weiteres Mal mit ihm versuchen willst."

Nachdem Remus Harry alleine gelassen hatte, blieb dieser nicht mehr lange in Sirius Schlafzimmer und machte sich auf die Suche nach seinen Freunden. Er wollte Remus Ratschlag befolgen und sich bei den Beiden entschuldigen.