Wetten...?

Es war soweit, die Menschen hatten sich auf zwei Hügeln vor dem schwarzen Tor aufgestellt und warteten auf die Ankunft der Feinde. Langsam öffneten sich die gewaltigen Tore und gaben die riesige Armee frei, welche sie verborgen hatte.

Aragorn sah sich um. Seine Augen streiften die Reihen seiner Mannen, doch er wusste, sie waren zahlenmäßig weit unterlegen. Nur mit Kraft konnten sie nicht siegen. Und doch, eine Chance gab es noch.

Sein Blick wanderte wieder auf das Tor, aus dem nun die Feinde wie eine einzige, grölende, dunkle Masse quollen. Ihnen voraus kamen die Trolle, doch noch waren sie nicht weit vorgerückt. Aragorn richtete seinen Blick in die Ferne, dorthin, wo der Schicksalsberg unablässig Feuer spie und somit den wolkenverhangenen, dunklen Himmel in unregelmäßigen Abständen bedrohlich rot aufleuchten ließ.

Dort, im Inneren dieses gewaltigen Vulkans, dort lag ihre letzte Hoffnung. Dort würde über Sieg und Niederlage entschieden werden.

Neben dem Schicksalsberg, am Rande der Lücke, die zwischen den Torflügeln entstanden war, konnte Aragorn Barad Dur mit dem Auge Saurons sehen. Grimmig betrachtete er dieses Monument des Schreckens und er erinnerte sich an die Nacht, in der er Sauron durch den Palantir herausgefordert hatte.

Vor seinem inneren Auge sah er wieder die schwere Kugel, das Auge Saurons darin. In seinem Kopf hörte er wieder das bösartige, kalte Lachen des Herrn der Ringe. Und auch die Stimme war wieder da. Die Stimme, die ihm seine Lage erklärte. Und dann die Bilder der Armee Mordors. Eben diese Armee, die nun auf sie zustürmte.

Sie waren näher gekommen, viel zu nah. Nur noch ein paar Schritte trennten die Heere voneinander. Aragorn umgriff sein Schwert fester und holte noch einmal tief Luft.

„Für Frodo!"

Aragorn rannte, doch noch immer hallte die Stimme Saurons in seinem Kopf wider, wie der dunkle Herrscher, ihn verspottete, wie er ihn herausforderte. Wut stieg in Aragorn auf. Wie konnte Sauron es wagen, ihn einen Feigling zu nennen?

Nur schwach nahm er die Schlacht wahr, die um ihn herum am laufen war. Reflexartig ließ er sein Schwert auf und ab zucken und landete so manchen Treffer, doch seine Gedanken waren weit entfernt. Er würde Sauron zeigen, zu was er fähig war. Das hatte er Sauron, das hatte er sich selbst geschworen, als er in den Palantir gesehen hatte.

Wieder hörte er dieses Lachen, dieses kalte, böse Lachen, doch da war noch etwas. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Ja, da war noch etwas. Seine eigenen Gedanken, bestehend aus einem Wort: „Wetten?"

Ja, jetzt würde er es Sauron zeigen. Diese Wette würde Sauron verlieren, das wusste er.

In diesem Augenblick hielten die Feinde inne. Aragorns Schwert traf seinen Gegner ohne Gegenwehr und hieb ihm den Kopf von den Schultern. Erstaunt sah Aragorn auf den zu Boden sinkenden Körper. Dann, ganz langsam, hob er seinen Blick, gerade noch rechtzeitig, um Barad Dur einstürzen zu sehen.

„Gewonnen..."