Gott des Lebens, Gott des Todes
Von Linchen
Disclaimer: Gundam Wing gehört nicht mir *heul* und Geld mache ich mit dieser Geschichte leider auch nicht. *schaut in ihren leeren Geldstrumpf* ;_;
"Sprache" *Gedanken*
Teil 1
Quatre lag in der Sonne und aalte sich. Er war seinem Lehrer Rashid mal wieder entlaufen. Er haßte es bei solch schönem Wetter in einem staubigen und schwülen Studierzimmer zu sitzen und seinen Lehrern zuzuhören, die über alle möglichen Dinge sprachen.
Er lehnte sich zurück gegen einen Baum, schloß die Augen und genoß die schönen wärmenden Strahlen. Plötzlich wurde es dunkel und als er die Augen wieder öffnete, blickte er in das nicht sehr erfreut wirkende Gesicht von Rashid.
"Prinz Quatre, wieso macht ihr es mir so schwer? Es ist wichtig, daß ihr lernt. Ihr seid der Kronprinz und müßt eines Tages euer Reich weise regieren können."
"Rashid, daß weiß ich selbst, aber es ist grausam bei solch schönem Wetter in einem staubigen Zimmer sitzen zu müssen. Können wir den Unterricht heute nicht nach draußen verlegen?"
"Also schön, aber dafür versprecht ihr mir genau zuzuhören."
Quatre nickte und lenkte seine volle Aufmerksamkeit auf den großen Mann, als dieser sich neben ihn auf dem Gras niederließ.
"Heute will ich mit euch die Überlieferung der Todessense durchgehen. Wie ihr wißt, sind die Mitglieder dieses Königshauses die Hüter der Sense. Vor vielen Jahrhunderten wurde sie ihnen anvertraut, mit der Aufgabe, sie niemals in die Hände des Todesgottes fallen zu lassen. Sollte dies jemals geschehen, würde die gesamte Welt zerstört werden. Ich hoffe, ihr seid euch der Wichtigkeit dieser Aufgabe bewußt."
Quatre nickte und sah Rashid ernst an. "Ich weiß, daß die Sense im Palast ist und sie mein Vater unter strenger Bewachung hat. Wird es mir möglich sein, sie jemals mit eigenen Augen zu sehen? Ich habe gehört, daß sie ein reines Kunstwerk sein soll."
Rashid nickte. "Ja, sie ist im Palast zusammen mit den königlichen Waffen in der Waffenkammer. Wenn wir die Überlieferung durchgesprochen haben, werde ich euch die Sense zeigen. Wobei, nicht ich werde euch die Geschichte der Sense unterrichten, sonder Wufei. Er hat die Sense und ihre Geschichte studiert und weiß mehr als sonst irgend jemand den ich kenne. Wir sollten gleich zu ihm gehen."
Rashid erhob sich und hielt Quatre seine Hand entgegen. Der Prinz ergriff diese und ließ sich mit einem kräftigen Ruck nach oben ziehen. Zusammen gingen sie dann wieder in den Palast, um nach Wufei zu suchen und ihn wegen der Sense zu befragen. Sie fanden ihn kurze Zeit später in der Bibliothek, tief in einem Buch versunken. Als Rashid sich direkt vor ihn erstellte, schreckte er auf.
"Verzeihung, ich habe nicht gehört, wie ihr hereingekommen seid."
"Verziehn. Ich wollte euch bitten, ob ihr dem Prinzen eventuell die Geschichte der Sense lehren könntet. Ihr habt euch mit diesem Thema jahrelang befaßt und ich kann mir keine bessere Person für diese Aufgabe vorstellen."
Wufei sah Rashid einen Moment lang verwirrt an, doch dann fing er sich wieder und schaute zum Prinzen. Prinz Quatre lächelte ihn an und Wufei nickte.
"Schön, womit soll ich beginnen?"
Dieses Mal meldete sich Quatre zu Wort. "Mich würde interessieren, wie die Sense in die Obhut unseres Königshauses gelangt ist."
Wufei lehnte sich in seinem Stuhl zurück und machte eine Geste, daß auch Rashid und Quatre sich setzen sollten. Als alle einen bequemen Platz gefunden hatten, fing er an zu erzählen.
***
"Es ist viele Jahrhunderte her, da wurde die Welt durch den Gott des Todes fast vernichtet. Mit Hilfe der Sense, hatte er fast die gesamte Menschheit ausgelöscht. Die Überlebenden taten sich mit Magiern und einem Drachen zusammen, um ihn aufzuhalten. Sie zogen gegen ihn in den Kampf. Während die Magier und der Drache den Todesgott beschäftigten, schlichen sich die Menschen an ihn heran. In einem günstigen Augenblick entrissen sie dem Gott die Sense. Seines Instrumentes beraubt und von dem zerstörerischen Einfluß befreit, brach er zusammen. Diesen Moment nutzten die Kämpfer, um mit der Sense zu fliehen.
Als der Gott erwachte und die Zerstörung sah, die er verursacht hatte, fiel er in tiefe Trauer. Trotz seines Status als Todesgott liebte er die Menschheit. Die Sense hatte von ihm Besitz ergriffen und ihn kontrolliert. In den nächsten Jahren versuchte er seinen Fehler wieder gut zu machen, indem er beim Wiederaufbau half und für 100 Jahre kein menschliches Wesen sterben ließ. So konnte sich die Menschheit wieder erholen. Keiner erkannte den Todesgott, da er genau wie ein Mensch aussah und ohne die Sense nur begrenzt magische Kräfte besaß, die aber trotzdem noch immens waren. Was ihn allerdings von den Menschen unterschied war seine Unsterblichkeit.
Eines Tages kam er dann an einem Liebespaar vorbei. Die Frau war schwer krank und der Todesgott spürte, daß die Frau bald sterben würde. Er ging zu ihnen. Der Mann weinte und murmelte leise vor sich hin..."
***
"Was hat der Mann gesagt?" fragte Quatre interessiert. "Hatte es etwas mit der Sense zu tun? Diese war ja nun schließlich verschwunden."
Wufei sah den Prinzen eindringlich an. "Entschuldigt Hoheit, ich bin vom Thema abgekommen. Dieser Teil hat eigentlich nur mit dem Todesgott zu tun. Ich beschäftige mich zur Zeit mit seiner Geschichte, da bin ich abgeschweift."
"Das ist in Ordnung, erzählt ruhig weiter, die Geschichte ist interessant. Mit der Sense könnt ihr später immer noch erzählen. Und bitte nennt mich Quatre. Ich finde Titel im Unterricht unangebracht. Und würdest du bitte das Ihr und Euer lassen, da komme ich mir so alt vor."
Rashid riß die Augen auf. "Aber Ho-..."
"Rashid, für dich gilt das Gleiche."
Wufei nickte. "Wie du möchtest. Wo war ich stehen geblieben...? Ah ja, das Liebespaar."
***
"Der Mann murmelte immer wieder das Gleiche vor sich hin. Als der Todesgott näher kam, verstand er auch was er sagte. ‚Bitte laß sie nicht sterben, ich würde alles für sie geben, ich liebe sie.' Der Gott trat an ihn heran und als der Mann den Kopf hob, war er von der Verzweiflung in dessen Augen gerührt. Er fragte: ‚würdest du auch dein Leben für sie geben?' Der Mann nickte ohne zu zögern. Dies rührte den Todesgott noch mehr, denn nichts war den Menschen wichtiger, als ihr eigenes Leben. So sprach er dann: ‚Schön, ich werde sie verschonen, aber dafür liegt dein Leben in meiner Hand. Ich sehe, daß die Liebe eine mächtige Kraft ist. Möge sie uns beschützen.' Mit diesen Worten kniete er sich zu der Frau nieder und strich ihr über die Stirn. Keine Sekunde später schlug sie die Augen auf und umarmte ihren Mann. Dem Todesgott lief eine Träne über die Wange, als er sie beobachtete. Die Frau sah ihn an, dann stand sie auf und umarmte auch ihn. Leise flüsterte sie ihm zu: ‚Ich danke dir, Gott des Todes!'
Seit diesem Tag geht das Gerücht, wenn der Gott des Todes jemals wahre Liebe finden sollte, wäre dies die Rettung der Welt, denn keine Macht ist stärker als die Kraft der Liebe.
Auch der Drache, der über 100 Jahre zuvor mitgeholfen hatte, den Gott zu bekämpfen hörte von dem Gerücht. Doch er wollte die Welt keiner solchen Gefahr aussetzen. Also nahm er die Sense, derer er sich angenommen hatte, und suchte einen geeigneten Aufbewahrungsort. Er nahm eine menschliche Gestalt an und durchwanderte deren Welt. In einem Königreich fand er dann den geeigneten Ort. Er fühlte, daß der König ein weiser Mann war und vertraute ihm die Todessense mit einer Warnung an. Er solle sie gut verwahren und dafür sorgen, daß sie nie in die Hände des Gott des Todes fiele. Außerdem warnte er davor, den Schaft mit bloßen Händen zu berühren, da die Macht für einen sterblichen gefährlich werden konnte.
Der König versprach dies dem Drachen. Er rief einen seiner besten Krieger und verfügte, daß die Sense in die königliche Waffenkammer zu bringen und gut zu verschließen sei. Der Krieger nahm die Waffe und trug sie aus dem Thronsaal. Kurz vor dem Ausgang verschätzte er sich mit der Länge der Schneide und striff einen Diener leicht damit. Dieser fiel sofort tot um. Die Macht der Sense hatte wieder ein Opfer gefordert. So wurde festgesetzt, daß die Sense nur mit Handschuhen am Schaft berührt werden durfte und dies gilt bis heute."
***
"Eine sehr interessante Geschichte." meinte Quatre. "Was ist aus dem Drachen geworden, der uns die Sense übergeben hat?"
"Das weiß keiner genau. Es heißt, er käme immer mal wieder vorbei, um zu sehen, ob die Sense immer noch sicher ist."
Rashid erhob sich. "Ich denke, es ist jetzt Zeit, daß ihr die Sense persönlich seht. Aber eine Warnung noch. Auf manche Menschen übt die Sense eine unheimliche Wirkung aus. Und da ihr mit einem emphatischen Geschenk gesegnet seid, könnte sich dies auf euch eventuell besonders stark auswirken."
"Ich werde versuchen es zu blockieren."
Sie machten sich gemeinsam auf den Weg. Wufei führte sie an, die Treppe hinunter zur königlichen Waffenkammer. Kurz bevor sie am Ziel angelangt waren, hielt Wufei kurz inne. Er lief zu einem kleinen Schrank an der Seite und holte drei paar Lederhandschuhe heraus. Er gab Rashid und Quatre jeweils ein Paar, daß dritte behielt er selbst. Danach führte er sie zum Ende eines Ganges zu einer schweren hölzernen Tür, die mit dicken gußeisernen Scharnieren in die Wand eingelassen war. Er griff nach einem mit Drachen kunstvoll verzierten Eisenring in der Mitte und zog kräftig daran. Mit einem Knarren und Ächzen bewegt sich die Tür und gab den Weg in die Waffenkammer frei. Als sie eingetreten waren, bekam Quatre den Mund nicht mehr zu. Er war noch nie in der Kammer gewesen. Es war ein überwältigender Anblick. Um ihn herum hingen, standen oder lagen die verschiedensten Waffen. Da waren Schwerter, Speere, Lanzen, Streitäxte, Bögen, Dolche, Messer, ... Einfach fast jede Waffen die man sich vorstellen konnte. Jedes war ein Einzelstück und war reich mit Ornamenten und Edelsteinen verziert. Ein Schwert und ein Bogen fingen sein ganze Aufmerksamkeit. Sie schienen, anders als die anderen Stücke, zusammen zu gehören. Sie hatten beide die gleichen Verzierungen, es gab nur einen kleinen Unterschied. Die Edelsteine hatten verschiedene Farben. Der im Schwert eingefaßte war grün, während der im Bogen blau war.
Rashid lächelte, als er beobachtete wie der Prinz sich staunend in der Kammer umsah. Dann blieb er plötzlich stehen. Rashid wunderte sich, was die Aufmerksamkeit des Prinzen erregt haben konnte und als er näher trat, erkannte er sie: die Zwillingswaffen!
Sie waren in einer vergangenen Generation für zwei Prinzenzwillinge gefertigt worden. Doch die Prinzen starben, bevor sie sie in Empfang nehmen konnten. Seitdem standen sie unberührt in der königlichen Waffenkammer. Die Edelsteine zeigten die jeweilig Augenfarbe des Zwillings. Der einzige Unterschied, an dem man sie auseinander halten konnte. Die beiden Prinzen hingen sehr aneinander und waren nie ohne den anderen zu sehen. Als dann einer der Zwillinge starb, folgte ihm sein Bruder keinen Tag später.
Rashid schüttelte den Kopf. Wie kam er jetzt auf diese Geschichte. Rashid wußte, warum Quatre sich für die Waffen interessiert. Als Prinz mußte er in den Schwertkampf eingeführt werden und zum Zeichen seines Standes, mußte er auch ein solches tragen. Doch am liebsten war ihm der Bogen, mit dem er umgehen konnte, wie kaum ein anderer.
Als Rashid sich umsah, bemerkte er, daß Wufei und Quatre bereits an der schmalen Eisentür, die in einen kleinen Nebenraum führte, standen und auf ihn warteten. In diesem Raum wurde die Sense aufbewahrt und nur wenige Menschen hatten den Schlüssel zu dieser Tür.
Als Quatre durch den Türbogen trat, war das erste was ihn umgab, daß mächtige Kribbeln einer kontrollierenden Kraft. Er sah auf die Sense und es verschlug ihm die Sprache. Die Schneide war aus reinstem Silber und obwohl sie über all die Jahrhunderte nie berührt wurde, hatte das Silber nichts von seinem Glanz verloren. Nicht einmal ein Staubkorn schien darauf zu liegen. Der Schaft glänzte schwarz, doch wenn das Licht im richtigen Winkel darauf fiel, leuchtete er mit einem tiefen Violett.
Quatre trat einen Schritt näher heran. Die Luft um die Sense vibrierte, er konnte es spüren. Sie schien nach etwas Ausschau zu halten, nach etwas zu rufen. Quatre lief es kalt den Rücken hinunter. Er trat wieder durch die Tür hinaus und schüttelte sich.
"Gehen wir, ich habe für's erste genug."
Als sie wieder in die oberen Stockwerke gelangten, sahen sie, daß sie Sonne bereits unterging und den Horizont in ein zartes Farbenspiel tauchte. Dies bedeutete aber auch, daß es Zeit für das Abendessen war. Quatre begab sich in den Speisesaal und setzte sich zu seinen Eltern und seinen Schwestern. Nach Essen war ihm allerdings nicht zumute, weshalb er später mir leerem Magen ins Bett ging.
***
Von einem lauten Grollen wurde Quatre geweckt. Er fragte sich, was es gewesen sein könnte, als sein Magen ein weiteres Mal knurrte. *Puh, ich hab Hunger:* Mit dieser Erkenntnis warf er sich ein Hemd über und machte sich auf den Weg in die Küche. Er schlich von einem Gang zum nächsten und versuchte niemanden zu wecken. Als er kurz vor der Küche um eine Ecke bog, stieß er mit etwas zusammen. Als er nach oben schaute, blickten ihn die wunderschönsten grünen Augen an, die er jemals gesehen hatte. Er wurde erst wieder aus seiner Trance gerissen, als eine Stimme ihn etwas fragte.
"Wie bitte?" fragte er noch leicht benommen.
"Ich fragte, was du hier machst!?"
Quatre trat zurück und sah sich den Mann genauer an. Er trug eine Uniform der königlichen Wache. Seine Hand lag auf dem Griff seines Schwertes. Er war schlank, groß und seine braunen Haare hingen über die Hälfte seines Gesichts und verdeckten es. Und wieder fragte er: "Was machst du hier? Warum schleichst du hier nachts durch die Gänge?"
*Er muß neu sein, ich habe ihn hier noch nie gesehen.* dachte Quatre im Stillen bei sich. Schließlich antwortete er: "Der Prinz hat Hunger, ich hole etwas zu Essen."
"Ich komme mit. Wie ist dein Name?"
Quatres Augen verengten sich, doch dann hatte er eine Idee. *Er weiß nicht, wer ich bin, also werde ich es auch nicht sagen. Er scheint nett zu sein.*
"Es ist unhöflich nach dem Namen zu fragen und sich selbst nicht vorzustellen. Trotzdem, ich bin Kat. Du bist neu hier, nicht wahr? Ich habe dich noch nie gesehen. Wie heißt du?"
"Entschuldige, ich bin Trowa. Ich bin erst vor einer Woche angekommen."
Quatre lächelte ihn an. "Komm mit, ich zeig dir die Küche."
Zusammen liefen sie dann zu besagten Raum. Quatre holte einen Teller und füllte ihn mit den verschiedensten Speisen. In der Zwischenzeit unterhielt er sich mit Trowa, wobei er erfuhr, daß dieser wegen seines Könnens im Schwertkampf in die königliche Garde geholt wurde. Sie machten sich zusammen auf den Rückweg, doch an der Ecke mußten sie sich wieder trennen.
"Kat, können wir uns mal wieder treffen? Ich würde mich gern noch mehr mit dir unterhalten."
Quatre nickte. *Gern. Ich fühle mich wohl in seiner Gegenwart. Es ist seltsam, aber bei ihm fühle ich mich beschützt. Wo kann ich ihn sehen, ohne das er herausfindet, daß ich der Prinz bin? Ich weiß...*
"Ich bin kurz nach Sonnenaufgang immer auf dem Kampfplatz und trainiere mein Bogen schießen."
Mit diesen Worten verschwand er in dem dunklen Korridor und Trowa begab sich zurück auf seinen Wachposten. *Er ist nett, ich denke wir werden gute Freunde.*
Ende Teil 1!
