Gott des Lebens, Gott des Todes

Von Linchen

Disclaimer: Immer noch nicht mir, sondern von Bandai und Sunrise. Will auch!!

"Sprache"
*Gedanken*

Teil 3

Die Gruppe war auf der Straße nach Norden unterwegs. Sie ritten in Zweiergruppen. Quatre und Trowa, sowie Wufei und Rashid ritten nebeneinander. Und während Rashid und Wufei sich angeregt über Geschichte unterhielten, schwiegen Quatre und Trowa sich an. Keiner wußte, was er dem anderen sagen sollte.

"Bist du sehr böse, Trowa?"

Er bekam keine Antwort. Quatre drehte sich zur Seite und sah seinen Leibwächter an.

Dieser saß mit ausdruckslosem Gesicht auf seinem Pferd und blickte stur geradeaus. Niemand merkte, daß er tief in Gedanken versunken war.

*Kat ist der Prinz. Quatre! Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen, warum hat er es vor mir geheim gehalten?*

Trowa war so vertieft, daß er nicht bemerkte, daß Quatre ihn angesprochen hatte.

"Trowa? Trowa!!!"

"Warum?"

"Äh?" Quatre war von der Frage überrascht.

"Warum? Warum was?"

Trowa sah immer noch geradeaus. "Warum hast du es mir nicht gesagt?"

Quatre schluckte, er sah auf seine Hände und atmete tief durch. Er wußte nicht, was er sagen sollte. Warum hatte er es Trowa nicht gesagt? Er wußte es selbst nicht genau.

"Ich weiß es nicht. Es war eine Kurzschlußhandlung. Als ich dich damals getroffen hatte, hatte ich nicht gewußt, wie du dich verhalten würdest, wenn ich es dir sage. Ich hatte Angst, du könntest dich so verhalten, wie alle anderen, die ich bisher kennengelernt habe. Viele distanzieren sich, wenn sie erfahren, daß ich der Prinz bin, oder sie versuchen sich einzuschmeicheln. Das wollte ich nicht. Ich wollte dich näher kennenlernen; auf einer Ebene. Es tut mir leid, wenn ich dich damit verletzt haben sollte."

Quatre schloß die Augen und atmete wieder tief durch. Er wartete gespannt auf Trowas Antwort. Er fummelte nervös mit den Zügeln herum, traute sich nicht, den anderen Jungen anzusehen.

Trowa ließ die Worte auf sich wirken. Er sah die Wahrheit in Quatres Sätzen. Er hätte sich wohl auch anders verhalten, wenn er von Anfang an gewußt, wer Quatre war.

"Ich denke, damit könntest du recht haben." war der einzige Satz, den Trowa sagte, doch er nahm Quatre die Nervosität. Ein strahlendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht und Trowa beobachtete aus seinem Augenwinkel, wie Quatre sich erleichtert aufsetzte und mit neuer Kraft seiner Aufgabe entgegensah.

Sie ritten noch einige Stunden, bis sie kurz nach der Mittagszeit an einem kleinen Bach Rast machten. Sie setzten sich auf einen umgefallenen Baum und machten sich daran, ihren Proviant zu verspeisen. Rashid war der Erste, der die Stille brach.

"Quatre, wo willst du heute Abend einkehren? Oder werden wir im Freien übernachten?"

Quatre schluckte seinen Bissen herunter und antwortete schließlich. "In ein paar Kilometern müßte ein größeres Dorf kommen, in dem es einen netten Gasthof geben soll. Ich denke, das ist ein gutes Ziel zum Übernachten. Wir sollten ihn kurz vor Dunkelheit erreichen."

Rashid und Wufei nickten zustimmend, Trowa rührte sich nicht.

Die restliche Zeit saßen sie ruhig da, dann packten sie ihre Sachen wieder zusammen und machten sich auf den Weg in das Dorf. Auf den letzten Kilometern vor ihrem Ziel, begann Wufei Quatre noch ein wenig Geschichte zu unterrichten. Dies hielt er durch, bis sie ins Dorf kamen und Quatre war froh, als sie endlich an dem Gasthaus ankamen. Sein Kopf schwirrte schon, von dem ganzen Stoff, den Wufei versuchte ihm mit einem Mal zu vermitteln. Wufei hatte sich festgeredet und hörte erst wieder auf, von geschichtlichen Ereignissen zu berichten, als sie mit ihren Pferden vor einem Haus zum Stehen kamen.

Sie traten in den leicht verrauchten Raum und sahen sich um.

Sie hatten vor ihrem Aufbruch beschlossen, inkognito zu bleiben. So bemerkte keiner im Gastraum, welch hoher Besuch gerade hereingetreten war. Quatre und Trowa gingen zur Theke, wo ein älterer Mann mit Bart gerade Gläser putzte. Quatre räusperte sich.

"Guten Abend, wir hätten gern zwei Zimmer für die Nacht."

Der Mann nickte kurz und stellte das Glas ab, welches er in den Händen hielt. Dann deutete er ihnen, ihm zu folgen. Quatre winkte Wufei und Rashid heran und zu fünft stiegen sie eine schmale Treppe empor. Oben angelangt, konnten sie einen Gang erkennen, von dem mehrere Zimmer abgingen. Der Mann deutete auf die ersten beiden Türen neben der Treppe.

"Die könnt ihr haben. Wenn ihr noch etwas zu Abend essen wollt, müßt ihr in den Gastraum kommen. Frühstück gibt es ab Sonnenaufgang."

Damit verließ der Mann sie wieder und ließ die vier jungen Männer allein. Quatre drehte sich zu den anderen um und lächelte unsicher.

"Und wer geht nun mit wem in ein Zimmer?"

Rashid war es, der als erster antwortete. "Da Trowa dein Leibwächter ist, solltet ihr euch ein Zimmer teilen. Ich werde mit Wufei in das andere gehen."

Nach diesem Beschluß verschwanden die beiden dann hinter einer der Türen. Quatre drehte sich zu Trowa und sah ihn fragend an. Der braunhaarige Junge zuckte nur einmal mit den Schultern und öffnete die zweite Tür, dann machte er einen Schritt zur Seite, um Quatre den Vortritt zu lassen.

Der blonde Junge lächelte seinen Kompanion kurz an und trat dann in den Raum. Er war angenehm überrascht. Der Raum war gut durchgelüftet und auf einem kleinen Tisch, in einer der Ecken, standen sogar einige Wiesenblumen. Bei dem Tisch standen zwei Stühle und ein kleiner Waschschrank mit Schüssel und einem Krug Wasser. An der linken Wand standen zwei Betten in den Raum hinein, welche mit sauberen Laken bedeckt waren.

Quatre trat machte einen Schritt hinein, um Trowa die Gelegenheit zu geben, sich ebenfalls in dem Zimmer umzusehen und die Tür zu schließen. Schließlich drehte Quatre sich um und sah den größeren Jungen an.

"Welches Bett möchtest du? Das zum Fenster oder zur Tür?"

"Ist egal, sie sehen beide gleich aus."

Damit lief Trowa in den Raum hinein und stellte seine Tasche auf das Bett nahe der Tür. Auch Quatre bewegte sich wieder und ließ sich auf dem anderen Bett nieder.

Sie schwiegen eine Weile, bis die Stille von einem Knurren unterbrochen wurde. Quatre lief rot an.

"Sorry, ich denke, das ich nicht gefrühstückt habe, macht sich jetzt bemerkbar. Wollen wir Rashid und Wufei holen und nach unten gehen, um etwas zu essen?"

Trowa nickte kurz und machte einige Schritte zur Tür. Quatre folgte ihm. Zusammen klopften sie an die Tür des Nachbarzimmers. Rashid öffnete die Tür.

"Wir wollen noch etwas essen gehen, wollt ihr mitkommen?"

Rashid richtete sich nach drinnen. "Wufei, wollen wir noch etwas mit essen gehen?"

Man hörte ein leises Murmeln aus dem Raum, dann trat auch Wufei an die Tür.

Gemeinsam liefen sie dann die kleine Treppe wieder hinunter und liefen in den Speiseraum. Sie suchten sich einen runden Tisch in einer Ecke und setzten sich in einen Kreis. Dann riefen sie den Wirt heran und bestellten für alle ein Abendessen. Während sie auf die Speisen warteten, unterhielten sie sich.

"Wufei, wie bist du eigentlich darauf gekommen, die Geschichte der Sense und des Todesgottes zu studieren?"

"Das ist nicht so einfach. Geschichte hat mich von jeher interessiert und dies ist eben besonders interessant. Deshalb habe ich mich darauf spezialisiert. Außerdem vertieft man sich mit der Zeit immer mehr hinein und untersucht die Hintergründe und geschichtlichen Begebenheiten, die zu dem Unglück geführt haben. Es würde mich überhaupt interessieren, wie die Todenssense in die Welt gekommen ist, wer sie erschaffen hat. Das ist immer noch ein Mysterium. Ich hoffe, daß ich in diese Sache etwas Licht hineinbringen kann, deshalb möchte ich den Gott des Todes finden. Vielleicht kann er mir dazu mehr sagen."

Wufei beendete gerade seinen Satz, als der Wirt mit dem Essen kam. Sie bekamen Brot, Fleisch, Käse und Eier.

Nachdem sie sich gestärkt hatten, gingen sie wieder zurück auf ihre Zimmer. Wobei sie sich zuerst alle in den Räumlichkeiten von Quatre und Trowa einfanden, um den Ablauf für den nächsten Tag zu planen. Als das erledigt war, verabschiedeten Rashid und Wufei sich und zogen sich in ihr Zimmer zum Schlafen zurück. Auch Quatre und Trowa zogen sich um und machten sich bettfertig. Letztendlich wurde es still in den Zimmern, doch schlafen tat noch keiner aus der Gruppe. Sie hingen alle noch ihren Gedanken nach, was sie von der Reise erwarten konnten.

Am nächsten Morgen machten sie sich dann, mehr oder weniger ausgeruht, wieder auf den Weg. Sie ließen das Dorf hinter sich und ritten weiter.

Einige Tage später ritten sie in einen großen Wald, welche genau auf der Grenze, von der Nord- und der Südhälfte des Reiches lag. Wenn sie diesen Wald durchquerten, hatten sie schon gut die Hälfte ihrer Reise geschafft. Allerdings zwang die Größe des Waldes sie dazu, eine Nacht auf einer Lichtung zu verbringen. Wufei übernahm die erste Wache und setzte sich an das Lagerfeuer. Die anderen legten sich hin und versuchten zu schlafen.

Nachdem Wufei sichergestellt hatte, daß die anderen alle schliefen, nahm er seine Meditationshaltung ein und schloß die Augen.

Er verfiel in eine Art Trance.

Mit einem Mal kam eine kleine Brise auf und das Feuer begann zu flackern. Doch das Flackern wurde nicht von dem Wind hervorgerufen, denn nachdem der Wind sich gelegt hatte, flackerte das Feuer trotzdem weiter. Und anstatt dem Wind begannen sich nun Glühwürmchen um Wufei und das Feuer zu sammeln. Es sah fast so aus, als wenn sie einen Schutzkreis um ihn bilden wollten.

Eine ganze Weile saß Wufei so da und auch die Glühwürmchen rührten sich nicht von der Stelle.

Der Kreis löste sich erst wieder auf, als Wufei seine Augen öffnete und sich entspannte. Doch wenn man ihn genau betrachtete, konnte man sehen, daß seine Stirn nachdenklich gerunzelt war.

Er ließ den Blick über seine Mitreisenden schweifen und sah, daß Quatre sehr unruhig schlief und sich immer wieder leicht hin und her bewegte. Außerdem war seine Stirn in tiefe Falten gezogen.

Wufei erhob sich und ging auf den Prinzen zu, bereit ihn zu wecken, falls er einen Alptraum hatte.

***

Quatre fand sich auf dem Feld vor dem Schloß wieder, von dem er früher schon geträumt hatte.

Er kniete neben einem braunhaarigen Jungen, dessen Pferd ihn abgeworfen hatte und untersuchte den Körper voller Entsetzen nach Verletzungen.

Der Junge, er erinnerte sich, ihn Miko gerufen zu haben, atmete gleichmäßig, doch er war bewußtlos und hatte eine blutende Wunde an der Stirn.

Er versuchte Miko hochzuheben und ihn ins Schloß zu bringen, als er Schritte hinter sich hörte. Er drehte den Kopf und sah, wie einige Wachen auf ihn zugerannt kamen.

"Hoheit, was ist passiert? Wie geht es eurem Bruder, Prinz Miko? Wir haben vom Schloß aus gesehen, wie er gestürzt ist."

Quatre hörte sich selbst sprechen. "Er ist bewußtlos, scheint aber sonst nicht weiter verletzt zu sein. Trotzdem muß ich ihn zum Arzt bringen. Helft mir, ihn ins Schloß zu bringen."

"Sehr wohl, Prinz Tori."

Quatre erstarrte innerlich. Hatte die Wache ihn gerade Prinz Tori genannt? Und den anderen Jungen Prinz Miko? Aber das waren doch die Namen von den Zwillingsprinzen. Und was er noch merkte war, er konnte alles sehen, hören und fühlen, doch er hatte keine Kontrolle über seinen Körper oder seine Stimme. Es war, als würde er als Beobachter in einem fremden Körper stecken.

Als nächstes wurde er sich bewußt, wie er in einem abgedunkelten Zimmer neben einem Bett sah. In dem Bett lag der andere Junge, Miko, mit einem verbundenen Kopf und schlief.

Er nahm die Hand von Miko in seine und streichelte sie zärtlich.

"Werd schnell wieder gesund, Miko."

***

Quatre erwachte davon, daß ihm einige Sonnenstrahlen ins Gesicht schienen. Er setzte sich langsam auf und sah sich um. Er entdeckte, wie Rashid am Feuer saß und dabei war, Wasser für Tee zu erhitzen. Die anderen lagen verteilt und schliefen noch.

Quatre streckte sich und stand auf. Langsam und leise lief er dann zu Rashid.

Dieser hatte bemerkt, daß Quatre aufgewacht war und ihm bereits eine Tasse mit Tee vorbereitet, welche er seinem Prinzen nun ins Gesicht hielt.

"Guten Morgen, Hoheit. Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen. Das Wasser ist gleich fertig. Danach werde ich dann mit dem Frühstück beginnen."

Quatre hatte überrascht innegehalten, als Rashid ihm die Tasse vor die Nase gehalten hatte. Doch als der Mann zu sprechen anfing, rollte er mit den Augen.

"Bitte Rashid, ich habe doch gesagt, ihr sollt keine Titel benutzen. Ich komme mir vor wie mein Vater. Außerdem sind wir hier eh nur unter Freunden."

Mit diesen Worten nahm er Rashid die Tasse ab und ließ sich heißes Wasser einfüllen. Danach half er ihm bei der Zubereitung des Frühstücks. Kurz bevor sie fertig waren, wachten auch die anderen beiden auf und zusammen setzten sie sich hin und stärkten sich für ihre anstrengende Reise. Heute würden sie den Wald durchqueren und ihrem Ziel damit ein großes Stück näher rücken.

Die Provinz in die sie reisen mußten, lag eineinhalb Tage hinter dem Wald. Der Verweser lebte dort in einer kleinen Stadt und trieb die Steuern ein.

Sie packten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg. Sie ritten eine Weile ruhig nebeneinander her, bis Wufei eine Frage stellte.

"Hoheit, ..."

Quatre sah ihn durchdringend an.

"Quatre, du scheinst heute Nacht nicht gut geschlafen zu haben. Du warst sehr unruhig. Hattest du einen Alptraum?"

Quatre seufzte. "Nein Wufei, nicht wirklich. Es war kein Alptraum, doch er der Traum war sehr merkwürdig. Ich habe von den Zwillingsprinzen geträumt. Es war sehr seltsam. Ich steckte im Körper von Prinz Tori, doch ich hatte keine Kontrolle über den Körper. Ich konnte nur beobachten, was passierte."

Quatre erzählte die ganze Geschichte, auch, daß es nicht das erste Mal war, daß er so etwas geträumt hatte, daß es ihm allerdings erst seit den Reisevorbereitungen so ging.

Wufei sah ihn lange und durchdringend an. *Ob es möglich ist...*

"Quatre? Würdest du mir mal kurz deinen Bogen geben? Du bekommst ihn gleich wieder zurück."

"Sicher." Quatre griff an die Seite seines Sattels und reichte Wufei den Bogen.

Dieser besah ihn sich genau, besonders den blauen Edelstein, der in der Mitte eingelassen war.

*Tatsächlich, der Stein glimmt. Noch nicht sehr auffällig, aber er glimmt. Das bedeutet, Toris Seele ist wieder erwacht. Heißt das, Quatre ist die Wiedergeburt von Tori? Ich muß mich vorsehen, wenn dies der Fall sein sollte.*

Wufei reichte den Bogen an Quatre zurück. "Danke."

Quatre sah ihn fragend an, doch Wufei reagierte nicht darauf und Quatre wollte nicht neugierig erscheinen, weshalb er sich wieder nach vorne wandte.

In der folgenden Nacht, fanden sie wieder eine Gaststube, in der sie übernachten konnten. Sie waren alle müde und gingen gleich schlafen, denn schließlich wollten sie am nächsten Tag früh los, damit sie ihr Ziel noch vor Sonnenuntergang erreichten.

Ende Teil 3!