Kapitel 2
Hermine krachte unsanft auf den Boden. Sie hasste es mit dem Portschlüssel zu reisen, es war ihr viel zu ungemütlich. Als sie sich umsah und ihren leicht schmerzenden Bauch massierte, erkannte sie, dass sie geradewegs in der Küche des Phönixordens gelandet war.
"Heermiinne" schrie eine Person, die Hermine von hinten hoch hob, um sie fest zu drücken. Erst durch den roten Schopf erkannte sie um wen es sich handelte.
"Ist ja schon gut Ron, du erdrückst mich ja fast", brachte Hermine hervor und versuchte sich aus der Umarmung zu lösen.
"Wir waren ganz krank vor Sorge!" schluchzte Ron, der nicht daran dachte sie etwas weniger zu drücken. "Merlin sei Dank dass du jetzt da bist!"
"Jaa.." sagte Hermine und musterte ihren Freund. Er war noch größer geworden und sein Haar etwas länger, doch sein Gesicht war bleich und mit Augenringen unterlegt.
"Jetzt lass sie doch erst mal Luft holen. Hallo Hermine" es sprach eine äußerst durchnächtete Mrs. Weasley, die Hermine auch kurz drückte.Doch dann hielt sie es nicht mehr aus:
"Was ist eigentlich los? Wieso seht ihr alle so fertig aus? Ich will eine Erklärung und zwar SOFORT!!"Hermine musste sich mit aller Kraft beherrschen sie nicht alle anzuschreien. Im Raum waren noch Ginny, die sie auch kurz begrüßte und natürlich Professor McGonagall, welche mit ihr reiste.
"Also, Molly, ich muss zurück ins Ministerium, Fudge erwartet mich. Ich möchte, dass ihr in jedem Fall auf Dumbledore wartet, der euch die Einzelheiten erklärt. Er muss jeden Moment kommen."
Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und verschwand mit einem leisen Plopp!.
"HALLO? Ich will ein paar erklärende Worte wenn ich bitten darf!" Hermine fühlte sich in dem Moment übergangen. "Und wo ist eigentlich Harry?"
"Ganz ruhig, Hermine. Harry ist noch oben, er wird sicher gleich hier sein."Ginny hatte ihren Arm um ihre Freundin gelegt und versuchte sie zu beschwichtigen.
Wie auf Befehl öffnete sich die Tür und Harry kam herein.
"Hermine!", flüsterte Harry und ging mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. Diese löste sich von Ginny und lief geradeheraus ihrem anderem besten Freund in die Arme.
"Oh Harry, ich bin froh dich zu sehen. Keiner hier will mir sagen was eigentlich los ist!, schluchzte das Mädchen in seine Schulter. War irgendetwas anders? Als sie so in Harrys Armen lag, fühlte sie eine tröstende Wärme die von seinem Körper ausging. Sie fühlte sich augenblicklich besser. Mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck löste sie sich von ihm und sah ihn an. Er war, wie Ron, etwas gewachsen, doch bei ihm wurden die Schultern etwas breiter und das Gesicht hatte markantere Züge wie letztes Jahr. Hermine gefiel was sie sah. Harry war zu einem attraktiven jungen Mann geworden, der irgendetwas unbeschreiblich beruhigendes an sich hatte.Doch auch er schien letzte Nacht nicht sonderlich viel geschlafen zu haben.
"Erklär es mir bitte.", sagte Hermine mit bedrückter Stimme und schaute auf den Boden.
"Wir erklären es dir, wenn wir von hier fort sind. Wir warten jetzt noch auf Dumbledore und du trinkst jetzt ersteinmal ein Butterbier" sagte Mrs. Weasley ruhig aber bestimmt. Sie drückte Hermine mit sanfter Gewalt von Harry weg auf einen Stuhl und gab ihr einen dampfenden Krug in die Hand.
"Na gut", lenkte Hermine ein, nippte an ihrem Butterbier und ließ Ron, Ginny und Harry neben sie setzen.
Mrs. Weasley beschwor mit einem Wink des Zauberstabes noch drei Butterbier herauf, die sie den anderen überreichte. Keiner sprach ein Wort. Nach einer unbeschreiblich langen Weile hörte Hermine ein nun schon vertrautes Plopp! von einer Person die in die Küche apparierte.
"Dumbledore, na endlich", rief Mrs. Weasley "Diese drückende Atmosphäre hätte ich keine Sekunde länger ausgehalten!"
"Schon gut, Molly. Der Minister wollte mich nicht gehen lassen." Dumbledore schaute an die Decke. Er sah müde und etwas mitgenommen aus.
"Hallo ihr vier!", sagte Dumbledore mit seiner warmen Stimme. "Ich bin gekommen um euch etwas Wichtiges mitzuteilen. Wie ich sehe bist du Hermine wohlauf und wir können wie geplant vorgehen:" Bei diesen Worten schluckte Hermine. Sollte sie etwa nicht wohlauf sein? Doch entgegen ihrer Ungewissheit verhielt sie sich ruhig.
"Die anderen werden dir alles später erklären. Doch nun zum Organisatorischen. Alle Schüler werden dieses Jahr nicht mit dem HogwartsExpress zur Schule kommen."
"Ja aber wieso denn?" rief Hermine entsetzt, doch sie schien die einzige im Raum zu sein, die von dieser Nachricht überrascht war. Harry flüsterte ihr ins Ohr: "Warte doch mal ab, Hermine". Die erneute Wärme, die in ihrem Bauch aufkam, beruhigte sie zunehmend. Dumbledore begann wieder zu sprechen:
"Das ist diesmal von Nöten, da Voldemort und seine Anhänger voraussichtlich Attentate bei großen Ansammlungen von Muggelgeborenen planen. In Hogwarts gehen mehr als genug in die Schule und jeder weiß wann der Zug abfährt und welche Route er nimmt. Die Gefahr ist einfach zu groß, dass euch etwas zustößt."
Hermine krallte sich bei diesen Worten in ihre Jeans und lauschte angestrengt.
"Somit werden wir die Schüler aufteilen und sie auf anderem Wege nach Hogwarts bringen. Wir wollten erst über Portschlüssel oder Flohpulver verfahren, doch bei beiden kann man abgefangen werden. Durch diese Methoden wäre es sogar noch einfacher die Muggelgeborenen einzeln zu erwischen." Dumbledore schaute betreten zu Boden und begann hin und her durch die Küche zu laufen. "Ich bin schon froh, dass bis jetzt noch keinem etwas passiert ist." Er schaute Hermine in die Augen und kratzte sich an seinem langen silbernen Bart. "Wir werden auf zwei Schiffe, die unterschiedliche Routen fahren, ausweichen. Gryffindor und Slytherin werden von Porthsmouth fahren, Hufflepuff und Ravenclaw von Dover.Ihr werdet alle auf Muggelwege zu den Häfen gelangen, sei es mit Bus, Bahn, oder Auto, und ihr seid immer in Begleitung eines vollausgebildeten Zauberers bis ihr an Bord geht. Keiner wird wissen, wie ihr nach Hogwarts kommt, denn ich bin der Geheimniswahrer dieser Information und so muss ich jedem Schüler persönlich davon mitteilen. Deswegen sehe ich etwas müde aus, ich hoffe ihr stört euch nicht daran." Er lächelte uns freudig an. Das erste Mal an diesem Tage, wie Hermine feststellte.
"Außerdem werden die Schiffe nicht wie geplant am 1.September ablegen, sondern gleich morgen Nachmittag um 15 Uhr. Da ihr ein paar Stunden nach Porthmouth fahren werdet, muss ich euch leider sagen, dass ihr schon heute Nacht aufbrechen müsst. Doch leider haben wir keine andere Möglichkeit." Er machte eine Pause und schaute in die Runde. "Natürlich wird kein Tag eurer Ferien verloren gehen, das Schuljahr wird trotzdem erst zu der geplanten Zeit beginnen. Diejenigen von euch, die noch keine neuen Schulbücher gekauft haben, lassen sie sich von ihren Eltern nachschicken." er lächelte wieder und die Funken in seinen Augen schienen zu tanzen. "Habt ihr noch irgendwelche Fragen?"
"Ja..äääh..Professor Dumbledore?, sagte Hermine verlegen. "Ich muss meinen Eltern noch Bescheid sagen. Sie wissen ja gar nicht, dass ich weg bin. Darf ich ihnen einen Brief schreiben, oder wird er dann abgefangen?"
"Schön, dass du mitdenkst Hermine", schmunzelte Professor Dumbledore, "aber deine Eltern wissen bereits Bescheid, ich habe mit ihnen gesprochen. Wenn du ihnen schreiben willst, dann warte bitte damit bis du auf dem Schiff bist. Ich muss jetzt auch schon wieder weiter. Wir werden uns in drei Tagen bei unserem Festessen wiedersehen. Molly, wie gedenkst du nach Porthsmouth zu kommen?"
Mrs. Weasley, welche sich die ganze Zeit an ihrem Rock festhielt, antwortete mit leiser Stimme: "Arthur wird ein Auto aus dem Ministerium holen. Er muss schon auf dem Weg sein."
"Ja dann ist ja alles geklärt. Kopf hoch Molly, niemand ist in unmittelbarer Gefahr." Er lächelte ein letztes Mal bevor er mit einem "Bis Bald" und dem typischen Plopp! verschwand.
Keiner in diesem Raum schien überrascht über die plötzliche Ankunft des Schulleiters und diesem neuen Stand der Dinge. Hermine ist natürlich ausgenommen. Für sie war das alles doch sehr unerwartet und schnell gekommen, so dass sie ersteinmal den Knoten in ihrem Kopf versuchte zu lösen.
"Hermine, Liebes, ist alles in Ordnung mit dir?" fragte Mrs.Weasley besorgt.
"Ja.., es ging nur alles so schnell Schlag auf Schlag. Ich bin etwas überrumpelt.", sagte Hermine und fasste sich um ihren Bauch.
"Das ist nur verständlich.", erwiderte Mrs.Weasley."Du kannst dich jetzt während der Autofahrt etwas entspannen. Ich bitte euch drei, sie nickte zu Harry, Ron und Ginny., dass ihr eure Koffer aus den Zimmern holt, sie leise in die Eingangshalle bringt und dort wartet. Hermine, du trinkst noch aus und gehst dann mit mir auch hoch zu den anderen." Ihre Stimme war jetzt etwas fester als vorhin, wo noch Dumbledore in der Küche stand.
Die Drei verließen die Küche und auch Hermine tat wie ihr geheißen. Sie trank ihr Butterbier und ging dann mit Mrs. Weasley hoch in die Eingangshalle, wo schon Harry und die zwei Weasleys schweigend warteten. Wieder entstand eine ungewöhnlich gedrückte Stille, doch Hermine wusste, dass selbst wenn sie etwas zu reden hätten, ihre Worte wegen Blacks Mutter nicht aussprechen durften. Hermine miet sorgfältig die Blicke von Harry, der schon die ganze Zeit versuchte ihr in die Augen zu sehen.
Endlich, nach einer Ewigkeit, öfffnete sich die Haustür und Mr. Weasley steckte seinen Kopf herein. "Hallo Hermine, schön das du da bist. Ihr könnt jetzt kommen, das Auto steht bereit."
Hermine schlenderte durch den Vorgarten zu einem alten Ford und schaute gen Himmel. Es war schon etwas hell, doch es sind Wolken aufgezogen, die verdächtig nach Regen aussahen.
Etwas lustlos übergab sie Ron ihren Koffer, der ihn im Auto verstaute und setzte sich ans Fenster.
Als dann auch als letzte Ginny in dem vergrößerten Auto Platz nahm und Mr. Weasley das Gefährt in Bewegung brachte, schloss Hermine die Augen und lauschte den Regentropfen, die ganz leise an das Fenster prasselten.
