Kapitel 4
"Okay.", sagte Harry, schenkte etwas Wasser in die Gläser und sah sie fragend an. "Was willst du wissen?"
Hermine nahm ein Glas entgegen und starrte an die Decke."Hmm, erzähl mir erstmal, was da eigentlich mit Mrs. Figg vorgefallen ist."
"Oh, na ja, da bin ich auch nicht top informiert, ich weiß nur, dass Mrs. Figg höchstwarscheinlich von Todessern gekidnappt wurde." Hermine schlug die Hände vor den Mund. "Und man weiß noch nichts genaueres?"
"Nein, sie suchen noch. Kurz nachdem der Orden davon erfahren hatte, bin ich auch schon von Lupin geholt worden. Dumbledore geht davon aus, dass sie entführt wurde, um leichter zu mir zu gelangen. Dabei wäre sie mir keine große Hilfe gewesen, wenn Voldemort mich angegriffen hätte. Sie ist doch ein Squib!" Harry schüttelte den Kopf. "das hat doch keine Logik!?"
Hermine zuckte mit den Schultern. "Und was ist eigentlich mit mir?", fragte sie. "Professor McGonagall hat mir verboten aus dem Haus zu gehen, ohne auch nur ein Wort der Erklärung! Dann hab ich euren Brief gelesen, ich soll die 'Nerven behalten', toll, was würdest du denn davon halten, wenn man dich im Nirvana stehen lässt! Ich hasse es, wenn ich nichts kontrollieren kann und ich anderen blind vertrauen muss und das weißt du! Ihr hättet mir wenigstens sagen können um was es geht!!", schrie Hermine ihn an und beobachtete ihn provozierend. "Nun sag schon!"
"Jetzt beruhig dich mal Hermine", sagte Harry beschwichtigend. "selbst wenn ich wöllte hätte ich dir nicht sagen dürfen. Professor McGonagall hielt es für besser, dich nicht verrückt zu machen."
"Jetzt sag mir was LOS ist!" keifte Hermine, jetzt schon fast kochend vor Wut.
" Hör zu, Hermine.", begann Harry schnell."Dumbledore hat, wie auch Voldemort, überall seine Spitzel. Wie du vielleicht gehört hast, sind schon immer mehr Muggelgeborene und Muggel spurlos verschwunden. Jedenfalls hat Dumbledore durch eine sehr sichere Quelle erfahren, dass er dich angreifen oder töten will, damit du mir nicht mehr helfen kannst und er leichter an mich rankommt." Harry machte eine Pause und schaute zu Hermine, die aussah, als wäre ihr schlecht.
"Oh Gott...", würgte sie und fasste sich um ihren Bauch. "Aber wie soll er leichter an dich rankommen, ohne mich, meine ich jetzt. Ich bin doch bloß eine Hexe in Ausbildung. Voldemort könnte mich mit einem Wink töten. Und was nützen mir da ein paar verschlossene Fenster! Wieso hat ihr mich nicht gleich geholt? Wieso habt ihr mich warten lassen? Irgendein Todesser hätte jeden Moment um die Ecke brausen und mich kalt machen können!", schluchzte Hermine. Sie fühlte, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Harry setzte sich zu ihr und legte den Arm um sie.
"Wieso, Harry, wieso?"fragte sie, nun jetzt richtig heulend.
"Hermine meine Liebe,", sagte Harry und drückte sie an sich. "Wir hätten dich doch nie den Todessern überlassen, hörst du? Aber wir konnten es nicht tun, denn du wurdest beschattet, Hermine. Schon die ganzen Ferien lang."
"Häää?", rief sie entsetzt.
"Ja, aber nicht von einem Todesser, sondern von einem Spitzel, der dich und deine Lebensgewohnheiten erforschen sollte. Als wir das erfahren haben, wolten wir dich sofort holen gehen. Du weißt gar nicht was Ron und ich für einen Aufstand gemacht haben!" sagte er lächelnd und streichelte ihren Kopf. "Allerdings dachte Dumbledore, dass man dich abfangen würde, wenn ihr mit Flohpulver oder Portschlüssel reist. Wir mussten also warten, bis man den Spitzel gefunden und ausgeschalten hatte, damit du unversehrt zu uns kommst. Er hatte Merlin sei Dank nicht die Anweisung, dich anzugreifen oder ähnliches. Er solte nur seinen Herrn über deine Aktivitäten informieren. Als wir dann endlich das Okay von dem Kopfgeldjäger bekamen, ist Professor McGonagall sofort los, um dich abzuholen."
"Dumbledore beschäftigt Kopfgeldjäger?", fragte Hermine schniefend.
"Ich glaube schon. Der Typ, der uns informiert hatte, sah gefährlich danach aus." Harry griff nach ihrem Kinn und zwang sie ihn anzusehen. "Du weißt gar nicht, was für Sorgen wir uns um dich gemacht hatten. Wir warteten den ganzen Tag und die ganze Nacht auf dich. Das war wirklich scheiße, ich hoffe echt, dass ich nie wieder solange um dich Angst haben muss. " Er schaute ihr tief in die tränenden Augen.
Hermine drehte sich schnell weg. Sie wollte jetzt von nichts abgelenkt werden. Trotzdem war sie froh, dass Harry ihr das alles erzählt hatte. Jetzt hatte sie Klarheit. Sie gestand es sich zwar nicht gern ein, aber sie hatte das Gefühl mit Harry besser über ihre Probleme sprechen zu können als mit Ron. Hermine fühlte sich bei ihm in einer seltsamen Weiße besser. Sie wischte sich die Tränen weg. Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen:
"Ohhhhhhh, Harry! Ich bin so eine ungehobelte respektlose Kuh! Wie konnte ich das vergessen?! Und ich heul dich hier voll und du sagst nicht mal etwas. Un du bist so tapfer und schluckst das alles runter und keiner ist da der dir zuhört! Oh Harry! Und ich komm her und schütte dich mit meinen Problemen zu und dabei hast du es doch noch viel schwerer! Wer hat seinen Paten verloren, ich oder du?Und wer flennt dich beim kleinsten Zipperlein voll? " Hermine schrie und lief aufgeregt, mit verheultem Gesicht, im Zimmer auf und ab, bevor sie vor Harry stehen blieb.
"Harry, es tut mir leid"
Harry war von diesem plötzlichen Sinneswandel kurzzeitig verdutzt und verschränkte dann die Arme. "Ich wollte es eigentlich vergessen.", sagte er und mied ihren Blick.
Was solte sie darauf sagen? Sie könnte sich für ihre Respektlosigeit erschießen und fand es sehr edel von Harry, wie diskret er trotz des Verlust seines Paten mit ihnen umging. Sie zog ihn vom Bett und nahm ihn in den Arm. "Ich verspreche dir ich werde nicht mehr davon anfangen. Ich finde es toll, wie du versuchst so normal wie möglich mit uns umzugehen. Wenn du darüber reden möchtest, bin ich für dich da, so wie du für mich immer da bist."Hermine wollte schon wieder anfangen zu weinen, doch sie zwang sich zur Beruhigung.
"Danke Hermine", flüsterte er ihr ins Ohr und löste sich. "Ich lass dich dann mal besser allein.Aber wir sehen uns doch beim Abendessen, nicht wahr?"Harry lächelte sie an. Wie konnte er jetzt lachen?
"Okay.", sagte Hermine und sah ihn aus der Tür herausschlüpfen.
Hermine schaute sich in ihrem Zimmer um. Jetzt wo sie allein war, kam ihr alles merkwürdig still und einsam vor. Sie stellte sich an ihr Fenster, öffnete es und beobachtete die Wellen die sich am Schiff brachen. Fahrtwind bließ ihr in das Gesicht. Hermine dachte über das Geschehene nach. Voldemort war jetzt also auch hinter ihr her. Merkwürdigerweiße hatte sie nicht so viel Angst wie erwartet. Im Gegenteil, sie überlegte sachlich, wie sie sich am besten in den Ferien von ihm schützen könte. In Hogwarts bestand für sie keine Gefahr. Aber was hatte es gebracht, dass sie alle Fenster verschließen musste? Sie fand keine Antwort darauf.
Ihr Blick fiel auf ihre Armbanduhr. Es war halb fünf. Sie schloss das Fenster wieder und suchte sich aus ihrem Koffer ihren Kulturbeutel, um sich in baden zu können. Das Badezimmer war klein, aber genauso prächtig und glitzernd wie der Rest des Schiffes. Als Hermine das Badewasser aus den goldenen Wasserhähnen plätschern hörte, fühlte sie sich gleich viel entspannter. Welch schöner Klang das Wasser doch an sich hatte.....
Hermine schreckte hoch. Sie war tatsächlich in der Badewanne eingeschlafen! Sie fasste sich an ihren Kopf und spürte LockhardtslustigeLockenwickler, die sie zuvor in die Haare gedreht hatte. Einen Moment schmunzelte Hermine bei dem Gedanken, wie lächerlich sie doch aussehen musste. Schnell sprang sie aus der Wanne und schaffte es, für ihre Verhältnisse ein Rekord,
sich innerhalb zwanzig Minuten komplett fertig zu machen. Sie schaute auf ihre Uhr. Noch genug Zeit um entspannt hinunter zu laufen. Sie rückte ein letztes Mal den Ausschnit ihres traumhaft schwarzen Kleides vor dem Spiegel zurecht, welcher darauf ein "zuchersüß" antwortete, und hüpfte gutgelaunt aus ihrem Zimmer.
