Kapitel 17

Hermine konnte sich nicht erinnern wie lange sie da gelegen haben. Es hätten Stunden, Minuten, Jahre sein können, Hermine wusste es nicht. Und obwohl sie einen dicken Pullover trug, zog ihr der kalte Wind in den Nacken, bis sie endlich realisierte, dass ihre Finger langsam taub wurden. Harry, der noch immer zwischen ihren Beinen lag, hatte die Augen geschlossen und atmetete tief und gleichmäßig. Hermine war sich nicht mal sicher, ob er eingeschlafen war.

Das Schlossgelände war wie ausgestorben, keine wagte bei dieser Kälte auch nur einen Schritt vor die Tür, doch Hermine fühlte keine Kälte in ihrem Innern. Sie schloss die Augen und floh aus dieser zerfressenden Realität, die sie Stück für Stück wieder übermannen wollte.

"Ja sind sie denn....", begann eine strenge Stimme sie Beide wieder in die Wirklichkeit zurück zu holen.

Erschreckt öffnete sie die Augen und sah Professor McGonagall vor ihnen im kalten Gras thronen.

Harry, der nun auch den unangenehmen Besuch entdeckte, wischte sich die Augen und stand schnell auf, um Hermine mit sich zu ziehen.

"Ich kann es ja wohl nicht glauben!", rief die Professorin aufgebracht."Harry Potter und Hermine Granger mutterseelenallein auf dem Schlossgelände, ohne jemandem Bescheid zu sagen, ohne auch nur ein Wort der Entschuldigung. Sie sind warscheinlich die beiden gefährdesten Personen überhaupt und sie haben an diesem eiskalten Tage wohl nichts Besseres zu tun, sich schutzlos und ohne jede Unterstützung Du-weißt-schon-wem direkt vor die Nase zu stellen. Ich bin, ich kann es gar nicht sagen, schwer enttäuscht von ihnen Beiden, schon allein, dass sie sich willentlich den neuen Regeln wiedersetzt haben. 50 Punkte Abzug von Gryffindor, und jetzt kommen sie zum Mittagessen, sie holen sich hier draußen noch den Tod." Kopfschüttelnd bugsierte die Lehrerin die beiden Freunde wieder in das Schloss. In der Eingangshalle wollte sie sich schon zum Essen verabschieden, als sie sich noch einmal zu Harry beugte und leise sagte: "Der Schulleiter erwartet sie um Punkt zwei Uhr in seinem Büro." Harry nickte als Antwort darauf.

Keiner der Beiden hatten Lust den Anderen beim Mittagessen beizuwohnen, so dass sie stillschweigend die Treppen zum Gryffindorturm erklommen. Im Gemeinschaftsraum war niemand, Hermine dankte dem Herrn dafür. Schnell ging sie zum Kamin, um wieder ein wenig Leben in ihre Hände zu hauchen, während sich Harry wie in Trance auf das Sofa fallen ließ und träumend das Feuer beobachtete. Da standen sie nun und schwiegen. Hermine wollte und wusste nichts zu sagen. Wie hätte sie reagieren sollen? Sie wusste keinen Rat und am liebsten hätte sie sich für ihre Unwissenheit selbst geohrfeigt. Erst jetzt wurde ihr bewusst wie viele Fehler sie begangen hatte. Wie viel sie doch falsch gemacht hatte in den letzten Wochen und Monaten. Wie respektlos sie Harry behandelt hatte und wie dumm sie sich immer ihren falschen Emotionen der Veränderung hingegeben hatte. Sie fing wieder an zu heulen, zitternd verdeckte sie ihre Augen mit den Händen und stützte sich auf das Kaminsims.

"Oh Gott, es tut mir so leid, Harry, es tut mir so fürchterlich leid für alles was ich getan habe. Was soll ich tun? Es tut mir doch so leid." whisperte sie um Beherrschung flehend, doch sie konnte sich nicht zurückhalten und ließ sich auf den Boden fallen, da ihre Beine sie nicht mehr tragen wollten. Harry sagte nichts, sondern half ihr auf das Sofa zu sitzen, wo sie sich dankend zurücklehnte.

"Weißt du Harry, ich würde es dir erzählen, ich würde es dir erklären wollen, aber Harry, ich habe so fürchterliche Agnst, was soll ich denn tun? Was kann ich denn tun? Ich weiß es doch nicht."

Harry strich ihr die Haare aus dem Gesicht und flüsterte kaum hörbar: "Tu was du denkst es ist das Beste für dich." Hermine nickte unschlüssig, wischte sie sich die Tränen weg und begann zu erzählen.

"Bei mir ist es irgendwie anders, Harry. Es war nicht auf einmal da und vor allem kam es nicht unerwartetet. Weißt du, mir war klar, dass es irgendwann kommen würde, aber ich kämpfte. Ich kämpfte hart dagegen an, denn ich konnte und wollte es nicht zu lassen. Meine Angst war zu groß. Du würdest es nicht verstehen und du würdest es auch nicht akzeptieren können. So schwieg ich, zwei lange Jahre lang. Am Anfang war es noch nicht so schlimm, ich wusste, dass es sich langsam aufbaute, aber ich unterdrückte es mit aller Macht und war überzeugt von mir selbst, dass ich es wie eine lästige Krankheit einfach besiegen könnte. Aber es ging nicht. Es klappte einfach nicht, verstehst du Harry? Ich war so enttäuscht von mir und meinen Fähigkeiten, ich wollte es nicht wahr haben, ich konnte es nicht zulassen. Und ich hatte Angst. Angst, alles zu zerstören, was mir wichtig ist.

Als ich den Brief von McGonagall in den Sommerferien bekommen habe, brach für mich innerlich eine Welt zusammen. Die Todesser. Die Todesser verfolgten mich und diesmal war es keine Angst mehr, diesmal war es nackte Panik. Du kannst dir das vielleicht nicht vorstellen, aber immer wenn du im Kampf gegen Voldemort verwickelt warst, hatte ich so drückende Angst um dich, die mich innerlich auffraß. Das trimagische Turnier war die absolute Hölle für mich. Die Zeit im Ministerium mein Tod. Ich hätte mein Leben für dich gegeben, ich hätte alles getan um dich außer Gefahr zu bringen und vor allem hätte ich mit mit meiner Seele bezahlt, um nie wieder diese Besorgnis wegen dir zu fühlen. Meine schreckliche Angst wegen dir wurde von Mal zu Mal schlimmer, aber glaube mir, ich wäre lieber für dich gestorben, als mich selbst zu retten. Jedenfalls zitterte ich hilflos durch den Tag, ich wartete gerade zu darauf, dass die Todesser mich töten werden. Doch es passierte nicht und eigentlich sollte ich froh sein, als ich da in der Küche des Ordens saß, aber Harry, keiner erzählte mir was los war und diese Hilflosigkeit, die mich zerquetschte, diese Machtlosigkeit etwas dagegen zu unternehmen, und diese Trauer, gefährlich für Andere zu sein, brachte mich um. Ich konnte nichts tun. Ich konnte es einfach nicht. Und als ich dich dann sah, wusste ich, dass es sich ändern würde. Ich wusste etwas würde geschehen und uns alle zufrieden leben lassen würde. Ich war davon überzeugt. Aber nichts passierte. Stattdessen erklärte mir McGonagall, dass meine Mutter von den Todessern entführt worden war und Harry, es tut mir so unendlich leid, dass es geschehen ist, ich sah doch keinen Ausweg. Ich war machtlos, gefangen in meiner eigenen Angst und Unwissenheit. Ich dah doch keinen Ausweg. Es passierte. Ich konnte nicht anders, es war für mich der einzige Ausweg."

Hermine machte eine Pause und legte den Kopf auf Harrys Schoß, das Gesicht von ihm gedreht. Er sollte sie nicht schon wieder weinen sehen, nicht schon wieder. Sie wollte kein Schwächling sein. Harry streichelte ihren Kopf und schwieg noch immer.

"Und ich war so töricht!", rief sie unter Tränen. "Und ich war so töricht und ließ mich mit dir ein. Meine Dummheit ließ keinen Zweifel, mein Verstand zog sich zurück. Und ich schlief mit dir. Ich wusste, dies konnte kein Ausweg sein, aber Harry, mein Verstand und vor allem mein Herz sagten mir nichts anders. Ich ließ mich fallen und konnte meine Angst für eine Nacht vergessen. Ich wusste es war falsch, doch diese Gefühle ließ ich nicht zu, jetzt wo ich doch schon so geübt im Verdrängen von Problemen war. Und dabei wahr es unwissend und ohne Zweifel dumm von mir, dich so mit meinen missgeleiteten Gefühlen zu belasten und zu überhäufen. Ich wusste es geht dir schlecht, ich wusste du hattest Angst, ich wusste dir geht es schlimmer als mir, ich wusste es einfach. Aber ich konnte nicht anders handeln. Meine Gefühle ließen nicht anderes zu. Sie besiegten mich in meinem Kampf mit mir selbst. Und dafür möchte ich sterben, da ich weiß, dass du so eine Dummheit keinem Menschen den du liebst verzeihen kannst. Es tut mir so leid Harry.

Und ich veränderte mich. Es war wie ein Zauber, der mich umschlingte, aber ich wollte nicht mehr ich selbst sein. Ich kleidete mich anders, sprach anders, agierte anders, fühlte anders. Dabei war das alles nur eine fürchterliche Selbstironie, die meine Arroganz und Ignoranz in diesen Momenten vollkommen klar zum Ausdruck brachte. Doch mein Körper und meine Seele zwang mich dazu und selbst wenn ich es nicht gewollt hätte, wäre es passiert, den ich kannte mich ja selbst nicht mehr.

Aber du warst da, und so dumm es auch klingen mag, ich wusste einfach, dass du derjenige bist, der mich am Leben hielt und meine Verzweiflung erträglich machte. Ich war gefangen in mir selbst und in diesem vermaldeiten Schloss. Du warst der Einzige, der da war, der mich auffing in meinem verwirrten Gefühlen, auch wenn du eigentlich die höchste Priorität gehabt hättest, mir für meine Respektlosigkeit die Freundschaft zu kündigen. Aber du hast es nicht getan.Und dafür liebe ich dich. Ich liebe dich für deine Diplomatie, für deine Art wie du bist, für dein unendliches Verständnis und für deine schreckliche Fähigkeit, deine eigenen Gefühle immer in den Hintergrund zu stellen. Ich bin nicht sauer wegen Malfoy, ich hätte mit Sicherheit dasselbe getan."

Hermine verstummte, denn sie war frei. Sie hatte es ausgesprochen, ihre Ängste, ihre Gefühle, ihre Trauer. Harry drehte den Kopf in seine Richtung, hauchte einen Kuss auf ihre Lippen und lächelte sie an, gerade so, als hätte sie das Schönste, was er jemals gehört hatte, zum Ausdruck gebracht. Hermine schloss die Augen. Nie wieder würde sie sich von ihm wegbewegen. Für immer und ewig würde sie hier auf seinem Schoß sitzen bleiben. Zumindest solange bis sie Hunger bekommen würde. Wie auf Kommando öffnete sich das Poträtloch und Ron stapfte hinein. Entsetzt über diesen Anblick seiner beiden Freunde war er erstmal sprachlos, bis er sich doch überwand:

"Was wird denn hier gespielt? Seid ihr etwa zusammen?", fragte er mit großen Augen. Harry nickte stumm und Hermine wehrte sich nicht. Sie würde sich ja schließlich nie wieder von ihm wegbewegen. Ron überspielte seine Überraschung und Bestürzung gekonnt, indem er erneut das Wort ergriff.

"Harry, Dumbledore erwartet dich und Hermine, MALFOY erwartet dich in der Eingangshalle.", sagte er zerknirscht und verschwand im Jungenschlafsaal. Sie hielten ihn nicht zurück, sie könnten später mit ihm reden. Doch Harry musterte Hermine ziemlich seltsam. "Was will der von dir?", fragte er säuerlich und erwartete eine erklärende Antwort. Hermine jedoch, zuckte nur mir den Schultern und begab sich missmutig zum Poträtloch, viel lieber wäre sie noch bei Harry geblieben.

Draußen auf dem Flur war es um einiges frischer, doch Hermine sah es nicht als Kälte, sondern saubere, erfrischende Luft, die sie um Mengen klarer und freier Denken ließ. Hermine war glücklich und fest überzeugt, dass niemand ihre Zufriedenheit trüben konnte.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Ja, endlich wieder 2 neue Kapitel. Glaubt mir, wir sind noch lange nicht am Ende, warum heißt denn meine Geschichte wohl Abanico? Tja, die Auflösung gibts in den nächsten Kapiteln.

Vielen lieben Dank für eure wunderbaren Reviews und ich erwarte gespannt immer wieder neue. Bitte hinterlasst mir einfach ein kurzes Kommentar.........bitte.....wir sind doch grad so nett in der Weihnachtszeit.

Viele liebe Grüße

Mariah