Kapitel18
Hermine beobachtete das wilde Treiben um sie herum stillschweigend. Ihre Klassenkameraden, ihre Freunde, die anderen Internatschüler, doch keiner beachtete sie. Hermine störte es nicht, denn sie war frei, sie war glücklich und grinsend gut drauf, so gut, dass ihr heute selbst der schlimmste Sturz nichts anhaben konnte.
Unten in der Einganshalle standen Wenige, keiner kam bei dieser Kälte auf die Idee, das warme und gemütliche Schloss zu verlassen. Warum auch? Hermine kam auf einmal alles zehnmal bunter, lustiger und fröhlicher vor. Die Erleichterung war ihr anzusehen.
Malfoy hatte ein Bein angewinkelt und lehnte sich lässig an die Wand neben dem Tor. Als er sie entdeckt hatte, grüßte er nicht, sonden nickte nur, während er geradewegs aus dem Tor schlüpfte. Hermine hob die Augenbrauen und folgte ihm. Draußen setzte er sich gemächlich in Bewegung, er redete kein Wort, nur das kräuselnde Wasser des Sees schien ihn zu interessieren. Hermine, die solche Verzögerungen hasste, seufzte laut auf, in der Hoffnung, Malfoy würde sich zu einer Konversation herablassen.
"Was ist denn nun?", fragte sie ziemlich unfreundlich. Malfoy gab keine Antwort, stattdessen setzte er sich auf einen großen Stein am Ufer und rutschte zur Seite, um Hermine den freien Platz anzubieten. Ungeduldig nahm sie Platz. Sie hatte aus dem Gespräch mit Harry gelernt, zu warten bis der Herr bereit war den Anfang zu machen, aber ihr Temperament wollte gar nicht daran denken.
Malfoy holte ein Päckchen aus seiner Tasche und breitete den Inhalt auf seinem Schoß auf. Hermine erkannte ein paar Blättchen Papier und einen kleinen Haufen Kräuter.
"Was ist das?", fragte sie erneut, um nicht an dem Versuch zu scheitern, ein Gespräch in die Gänge zu bringen.
"Stinknormaler Tabak.", antwortete er und begann in aller Seelenruhe eine Zigarette zu drehen. Er atmete tief durch und konzertrierte sich völlig. Hermine ging das auf die Nerven, wozu war sie denn schließlich hier? Sie überlegte sich schon, ob sie nicht aufstehen und wieder gehen sollte, als er endlich anfing zu sprechen.
"Hast du deinem tollen Kumpel verziehen?", fragte er, natürlich nicht ohne seine gewohnte Spur Gehässigkeit.
"Sicher.", sagte sie und fragte sich, ob das denn nun schon alles war. Malfoy legte eine Zigarette zur Seite und begann eine Zweite. Jetzt schon auf Vorrat, dachte sich Hermine.
"Ich werde ihm nicht verzeihen, deinem tollen Kumpel.", begann er ohne aufzublicken. "Und ich werde ihn für für ein ziemlich schwächlichen Arsch halten und zwar bis ich tot bin, nur damit du es weißt." fügte er hinzu und hielt inne, um die Wirkung seiner Worte zu genießen. Hermine jedoch reagierte nicht darauf, sie sagte nur: "Und was geht mich das an?"
Der belustigte Malfoy setzte ein ziemlich fieses Grinsen auf. "Wie, wir vertedigen unseren Stecher nicht mehr?"
"Harry ist nicht mehr mein Stecher, er ist jetzt mit mir zusammen, nur damit DU es weißt.", grinste Hermine böse und schnalzte mit der Zunge.
"Soll mich das jetzt stören, Granger?"
"Vielleicht.", sagte Hermine augenrollend. "Du warst mir ja schließlich auch nicht abgeneigt, nicht wahr?"
Er antwortete nicht, sondern vollendete gelangweilt seine zweite Zigarette und hielt sie Hermine unter die Augen.
"Was soll ich damit?", fragte sie verdutzt.
"Jetzt nimm schon, du Gesundheitsapostel. Ich werd dich schon nicht vergiften.", seutzte Malfoy desinteressiert und Hermine nahm sie zwischen ihre Finger. Er holte seinen Zauberstab hervor und entzündete sie vorsichtig.
"Du musst auch ziehen.", sagte er, als es nicht gleich klappen wollte. Hermine zog vorsichtig daran und spürten den kratzenden Rauch in ihrem Lungen. Sie mussten husten. Malfoy grinste daraufhin, enzündete die Seine und beachtete sie nicht weiter. Hermine, verdutzt und entsetzt über ihre Handlung, musterte aufmerksam die Zigarette in ihrer Hand. Das ist doch total ungesund!, sagte sie sich.
"Ich wollte nur ein wenig mit dir plaudern.", pfeifte er und als Hermine ihn realisierte, boxte sie ihn kräftig in die Schulter.
"Ich will nur ein wenig mit dir plaudern? Pah! Du wolltest bis jetzt immer was anderes.", rief sie aufgebracht. Malfoy hielt sich nur lachend seine Schulter.
Er wartete wieder eine Weile, gerade so, als ob er weiß, wie wahnsinnig er sie damit machte. Genüsslich saugte er den Rauch ein und ließ ihn in Ringen wieder entweichen.
"Ich wollte mit dir sprechen, weil ich deine Hilfe brauche.", sagte er leise ohne sie anzublicken. Hermine schaute auf, sie spürte geradezu, wie viel Überwindung ihn wohl diesen Satz kostete.
"Wieso lässt dein Stecher dich eigentlich mit mir treffen?" fügte er noch fragend hinzu.
"Jetzt lenk nicht ab, Malfoy. Harry stört es nicht. Wobei soll ich dir nun helfen? Wie kommst überhaupt darauf, dass ich dir helfen werde? Mir würdest du schließlich auch nicht helfen." schloss Hermine ziemlich ehrlich. Malfoy zuckte mit den Schultern.
"Ich dürfte dir nicht helfen, du bist ein Schlammblut, schon vergessen?"
"Und du der Sohn eines TODESSERS!", rief Hermine mit lauter Stimme. Zu seltsam, dass Malfoy noch immer nicht auf ihre Bösartigkeit reagierte, er antwortete noch immer sehr beherrscht.
"Und? wer sagt denn, dass ich einer werden will?", fügte er gelassen hinzu. Das nahm Hermine den Wind aus den Segeln.
"Du..du...das heißt..du willst...,"
"Glaubst du etwa ich würde hier gelassen mit einem Schlammblut sitzen, meinen besten Tabak rauchen und versuchen mit ihm wie mit jemand Nett...Normales zu reden?" unterbrach er sie äußerst unsanft. Doch Hermine war nicht sauer deswegen. Er mag mich, dachte sie sich. Man konnte diesen Satz schon fast als herzzerreißende Liebeserklärung sehen, wenn man weiß, dass sich Malfoy 6 Jahre lang als gefühlloser Klotz geoutet hatte. Sie grinste.
"Was?", fragte er wieder gewohnt schroff. Hermine ging nicht darauf ein.
"Wobei soll ich dir nun helfen?", fragte sie schon fast erfreut. Malfoy atmete tief durch.
"Du solltest mir helfen einen Trank zu brauen."
"Wie...was? Ich soll dir helfen einen Zaubertrank zu brauen? Du fragst mich, eine Muggelgeborene, ob ich dir bei einem Zaubertrank helfen kann? Netter Versuch, Malfoy, lass dir was Besseres einfallen." sagte Hermine entgeistert und betrachtete es hiermit als beendet. Malfoy jedoch drehte sich in ihre Richtung und pustete ihr den Rauch ins Gesicht.
"Uuuh, spinnst du, das ist ja wiederlich.", sagte sie barsch und schuckte ihn zur Seite.
"Spiel dich nicht so auf, Granger. Ich habe es mir lang überlegt. Du bist die Einzige, wo mir bei diesem Trank helfen kann. Er ist äußerst kompliziert, aber das ist nicht das Problem."
"Sondern?", fragte Hermine um einiges interessierter.
"Der Text ist auf Spanisch, ich kann ihn nicht verstehen.", antwortete er selbstverständlich. Hermine rollte mit den Augen. "Mensch Malfoy, ich kann doch auch kein Spanisch. Kauf dir doch ein Wörterbuch."
"Ein was?", fragte er irritiert.
"Nicht so wichtig."
Malfoy bewegte sich unruhig auf seinem Platz, gerade so, als ob er nach Worten suche.
"Doch, du kannst Spanisch, Granger, du weißt es nur nicht.", sagte er nach einigen Überlegungen.
"Wie bitte? Das wüsste ich aber. Woher sollte ich das denn bitte können?", fragte sie kopfschüttelnd.
"Hast du jemals einen Text auf Spanisch gelesen? Nein? Du würdest merken, dass du jedes Wort verstehst."
Hermine verengte die Augen und dachte angestrengt nach. Was redete er da?
"Woher willst du das denn bitte schön wissen?" Sie hatte das Gefühl, das er irgendwie neben sich stehen würde. Malfoy drückte den Rest seiner Zigarette aus und warf sie in den See. Dann drehte er sich zu ihr. "Also gut, Granger. Du wirst warscheinlich schon bemerkt haben, dass ich einiges über dich weiß, Sachen, die du gar nicht wissen kannst. Wir machen jetzt einen Deal: Wenn du mir hilfst, diesen Trank zu brauen, dann erzähl ich dir alles was du wissen willst über deine, und ausschließlich deine Vergangeheit. Bist du einverstanden?", fragte er, wissend, welche Antwort wohl kommen würde.
"Na gut." sagte sie, obwohl ihr nicht klar war, auf was sie sich da wohl einlassen würde.
"Dann komm mal mit."
Malfoy ging voran und führte Hermine durch das belebte Hogwarts. Einige Schüler trauten ihren Augen nicht, als sie das äußerst ungewöhnliche Pärchen wie selbstverständlich durch das Schloss spazieren sahen. Manche stupften ihre Nachbarn an und zeigten mit den Finger auf die Beiden, andere wiederrum warfen entweder Hermine oder Malfoy tötende Blicke zu. Hermine konnte diesen Aufstand nicht verstehen. Manchmal schämte sie sich sogar dafür, welch ausgeprägte Rivalitäten diese Schule unter diesen besonderen Umständen hervorbrachte. Ihrer Meinung nach ist diese Anstalt eigentlich selbst schuld, dass es an allen Ecken an Gemeinschaftssinn fehlte. Durch die Quidditschspiele und den ständigen Streit um den Hauspokal, kann es ja gar keine Veränderung in die positive Richtung geben! Und das in solch einer schweren Zeit wie dieser, wo Freundschaft und Loyalität die einzigen Mittel gegen den Untergang darstellen konnte. Entsetzt über die mangelnde Toleranz ihrer Mitschüler hatte sie gar nicht bemerkt, dass sie immer tiefer in die Kerker liefen und irgendwann in einer Sackgasse stehen geblieben sind. Malfoy schien das alles nicht zu kümmern, denn holte er seinen Zauberstab hervor, zählte konzentriert das Kerkergestein ab, hielt bei einem inne und sagte: "Ich schwöre feierlich das ich ein Reinblüter bin."
Sie warteten, doch nichts geschah. "Scheiße", mumelte er und versuchte es gleich nocheinmal bei einem anderen Stein. Diesmal hatten sie Glück und aus der Kerkerwand formte sich eine schwere Eisentür, durch die die Beiden traten. Hermine fand sich in einem hell erleuchteten Raum wieder, der schwer an einen Praxissaal ihrer Eltern erinnerte, nur das dieser mit kieferbrauen Tischen, Stühlen und riesigen Bücheregalen möbiliert war. Er war mit einer Tapete in allen Regenbogenfarben tapeziert, doch das helle Licht fand seine Quelle an einem länglichen Kronleuchter, der aussah, als ob er lange schwere Ohrringe trug. Hermine gefiel dieses Raum, sie fühlte sich durch ihn an ein glückliches Erlebnis erinnert, konnte aber nicht sagen welches.
"Was ist das für ein Raum, Malfoy?", fragte sie träumerisch.
"Dieser Raum hatte Phineas Nigellus, ein ehemaliger Schulleiter, den Reinblütern zu Verfügung gestellt, um heimlich illegale Tränke oder Zauber auszuprobieren.", antwortete er gleichgültig, die Schönheit und Reinheit dieses Raumes schien ihn nicht im Mindesten zu beeindrucken.
"Aber ich bin kein Reinblüter, dass weißt du schon?", sagte sie misstrauisch und fühlte sich mit einem Mal unwohl.
"Im Moment ist das wirklich egal.", sagte er und fing an, in den Regalen und Schränken nach irgenetwas zu suchen. Hermine, noch immer faziniert von diesem Raum, ließ sich auf einem der Stühle nieder und beobachtete ihn bei seiner Arbeit. Nach Minuten, so kam es Hermine vor, sah er auf und gab ihr ein langes Stück Pergament in die Hand. Nach ihrer Einschätzung war es schon ziemlich alt, es hatte Risse und Brandmale. Man fühlte sich ungemein an eine alte Schatzkarte erinnert, dachte sie sich. Gerade als sie anfangen wollte zu lesen, bemerkte sie, dass der Text nun wirklich auf Spanisch verfasst worden war. Sie wollte ihn schon Malfoy zurückgeben, als sie ein ziemlich starkes Ziehen in ihrem Kopf vernahm. "Aaah." whisperte sie und rieb sich die Schläfe.
"Nun ließ doch.", sagte er in einem sauberen Befehlston.
Hermine richtete ihren Blick zurück auf das beschriebene Pergament und siehe da, sie konnte es verstehen. Sie verstand wirklich jedes Wort, jeden Satz, jeden Zusammenhang. "Das ist doch nicht möglich...", sagte sie leise und starrte weiterhin auf den Text, welcher ihr vor ein paar Sekunden noch so fremd vorkam. "Wie kann das denn sein?" fragte sie unsicher und war sich selbst nicht mehr geheuer. Malfoy jedoch lachte freudig.
"Ich hab es gewusst!", rief er.
Hermine überflog den Text und sah ihn dann äußerst ungläubig an.
"Woher weißt du das? Woher weißt du das ich das kann? Wieso weißt du es und nicht ich? Was soll das denn alles? Ich kann es doch eigentlich gar nicht wissen? Oder doch? Jetzt erzähl schon!", rief sie entsetzt.
"Ich erzähl dir alles, wenn du mir versprichst, mitzumachen. Nicht nur beim Übersetzen, sondern auch beim Trinken. Wie du vielleicht schon gelesen hast, brauche ich für den Trank einen weiblichen Gegenpart, der bereit ist, die nun fehlende Stärke zu ersetzen.", sagte er in einem Geschäftston, bevor er sich gegenüber Hermine niederließ.
"Wie bitte? Du tickst ja nicht mehr ganz richtig. Was denn für eine Stärke? Wozu ist der Trank eigentlich?, fragte sie ziemlich entgeistert und bemerkte, dass sie das schon um einiges früher hätte fragen sollen.
"Also gut.", begann er gelangweilt." Ich habe dir vorhin erzählt, dass ich kein Todesser werden möchte und es auch in geraumer Zeit nicht vorhabe. Mein ...Vater ist jedoch, wie zu erwarten, anderer Meinung und hatte mich bevor er nach Askaban gekommen ist, durch einen sehr komplizierten Zauber in seiner Seele an mich gebunden. Durch diesen ist es mir unmöglich gemacht, eine andere berufliche Laufbahn in ferner Zukunft einzuschlagen. Allerdings wollte ich mich nicht mit diesem Schicksal abfinden und habe deshalb nach einem Gegenmittel gesucht, welches mich aus dieser geistigen Gefangenschaft befreien könnte. Dabei fiel mir dieser Trank in die Hände. Nun leider ist er auf Spanisch und deshalb bräuchte ich deine Hilfe. Aber das ist nur der erste Teil. Weiterhin geht der Trank davon aus, dass mein Vater, der mich gefangen hält, wichtig für mich, meine Entwicklung, meine Erziehung und mein Leben ist. Ohne ihn würde ich vielleicht auf falsche Gedanken kommen. Der Zaubertrank wurde ursprünglich entwickelt, um die Kinder von ihren Eltern im geistigen Sinne zu trennen, damit diese ein vollständig unabhängiges Leben führen können. Die einzige Bedingung ist die Hilfe einer Frau, die bereit ist, die dann fehlende Stärke und Autorität in die Hand zu nehmen und dafür brauche ich dich. Wenn du diesen Trank mit mir trinkst, gewährleistet du dessen Wirkung und befreist mich von meinem Vater."
Als er geendet hatte, atmete er tief durch, gerade so, als ob ein tonnenschwerer Stein von seinem Herzen fiele. Hermine hatte ihm mit offenen Mund zugehört.
"Und hat das irgendwelche Nach-oder Nebenwirkungen?", fragte sie ein wenig verwirrt.
"Nein, für dich hatte das keinerelei Konsequenzen. Es ist nur wichtig für den Zauber, damit ihm vorgegaukelt wird, jemand ist jetzt da, der meine Erziehung übernimmt.", sagte er ziemlich falsch grinsend. "Du brauchst wahrlich noch Erziehung.", flüsterte sie. Malfoy ignorierte die Anspielung.
"Also, machst du mit?, wollte er nach einiger Zeit wissen.
"Von mir aus.", antwortete sie ein wenig ungewiss.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ja, diese Kapitel ist nicht von so herrausragender sprachlicher Qualität wie die letzten Beiden, aber das liegt warscheinlich daran, dass Malfoy mitspielt g.
Wie auch immer, ich hätte gern ein kleines und feines Review fürs neue Jahr!
Viele liebe Neujahrgrüße
Mariah
