Title – Im Tal der Tränen
Author - ParkersCamp
Rating – PG13
Teil VII
Sie steigt ins Auto und fährt schnell nach Hause, wo Ben sie schon erwartet. „Syd hat vorhin angerufen. Sie sind in ein paar Minuten hier, Callie. Ich nehme sie in Empfang. Geh du nach oben, Schatz und zieh dich um." Ohne viel Worte hastet sie nach oben. Als es klingelt, öffnet Ben die Tür. „Hallo Major. Sind wirklich alle da?" fragt er und sieht dann von einem Gesicht ins andere. Major Charles nickt „Ja Ben, alle sind da. Wissen die beiden wirklich von nichts?" „Nein" schmunzelt Ben und bringt dann ins Wohnzimmer, als sich auch schon Jarod nähert. „Los alle verstecken und Ruhe!" kommandiert der Major.
Mickie und Jarod kommen ins Haus, während Ms. Parker die Treppe herunter kommt. Sie trägt die hohen Stilettos und ein langes dunkelblaues Kleid, mit einem raffinierten Rückenausschnitt, ganz schlicht geschnitten, doch gerade dadurch sehr elegant. „Mom, du siehst so schön aus." sagt der Junge bewundernd, während Jarod sie nur anstarrt. „Dad," Michael stupst Jarod an. „Du... (er räuspert sich) du siehst umwerfend aus, Callie." bringt er heiser hervor. „Danke euch." erwidert sie, nimmt Mickie auf den Arm und gibt ihnen beiden einen Kuß. „Gibt es einen besonderen Anlaß für das Kleid? Habe ich etwas vergessen?" fragt Jarod. Ms. Parker und Mickie drehen sich zu ihm um, lächeln erst sich und dann ihn an, schütteln den Kopf, und gehen ins Wohnzimmer.
Als er das Zimmer betritt, ertönt ein vielstimmiges „Überraschung!" Jarod dreht sich erstaunt im Kreis und starrt in die lachenden Gesichter von Ben, dem Major, Syd und Jay. „Dad! Jay! Was macht ihr denn hier?" Irritiert dreht er sich zu Ms. Parker und Mickie um, die beide lauthals lachen. „Ihr habt das gewußt, na wartet ab." Mit einem schnellen Schritt und drohendem Blick ist er bei ihnen und umarmt sie. „Jarod, es ist noch jemand spezielles hier für dich." unterbricht ihn Jay ganz aufgeregt. Aus dem Nebenzimmer treten zwei Frauen hervor, die auf Jarod zugehen. Einen Moment herrscht Stille. „Em! Mom!" Jarod bleibt wie erstarrt stehen. Die Tränen schießen in seine Augen. „Mom!" flüstert er und schaut seine Mutter an. Die öffnet ebenfalls weinend die Arme und zieht Jarod an sich. „Mein Junge." sagt sie mit zitternder Stimme. „Endlich!" Auch der Major geht jetzt langsam auf sie zu. Er legt einen Arm um Emily, den anderen um seine Frau. „Dad, warum hast du nichts..." „Jarod, ich wollte es so haben." fällt ihm seine Mutter ins Wort. Sie gibt ihm einen Kuß, hält ihn fest an sich gedrückt. „Ich hatte solche Angst, daß doch noch etwas dazwischen kommt. Ich wollte dir die Hoffnung nicht nehmen," fügt sie nach kurzem Zögern hinzu.
Ein Strahlen geht über die Gesichter von Jarod und seiner Mutter. „Ich freue mich so sehr dich endlich wieder zu sehen, mein Schatz. All die Jahre habe ich immer gehofft, daß wir dich schnell wieder finden. Zwischendurch hatte ich jedoch fast die Hoffnung aufgegeben. Da hat mich dann deine Schwester weiter getrieben." Sie zieht Emily zu sich heran. „Endlich sind wir alle wieder zusammen." sagt die leise. „Doch ich habe auch noch jemanden ganz Besonderen mitgebracht. Ich habe ihn vor einiger Zeit kennengelernt, kurz nach der Explosion der U-Bahn. Ich liebe ihn und wir wollen zusammen bleiben."
Die Tür geht auf und ein leiser Aufschrei kommt jetzt von Ms. Parker „Ethan!" Sie reicht Mickie an Jarod weiter und läuft auf den Mann zu, bleibt jedoch unsicher kurz vor ihm stehen. Der lächelt sie breit an „Hallo Parker." „Ethan, ich habe dich so vermißt. Wie schön, daß du hier bist." Sie greift nach seiner Hand und zieht ihn an sich. „Jetzt sind wir wirklich alle komplett." Dann geht sie auf ihren Vater zu, und streckt die andere Hand nach Jarod aus. „Dann können wir auch gleich allen Bescheid sagen und euch einladen. Denn ..." sie schaut Jarod an, der dann fortfährt „Wir werden heute in vier Wochen heiraten. Außerdem werden wir ab dem achten März zu viert sein. Doc Cassidy hat uns heute eröffnet, daß wir ein Kind bekommen."
Im allgemeinen Jubel, der jetzt ausbricht, bekommt nur Margreth mit, daß Ms. Parker traurig auf das Bild ihrer Mutter schaut. Sie geht zu ihr rüber, nimmt ihre Hand und zieht sie auf den Flur hinaus. „Was ist los, Callie?" fragt sie direkt. „Ich hätte sie so gerne jetzt hier bei mir. Oh, ich vermisse sie so sehr, gerade jetzt bräuchte ich ihre Hilfe, ihre Ruhe und Gelassenheit und ihre Erfahrung." Margreth nimmt sie in den Arm und sagt leise zu ihr „Deshalb bin ich jetzt hier, Schatz. Sie hat mich zu dir geschickt, um dir zu helfen - euch beiden zu helfen. Sie war meine beste Freundin, und ein Teil von ihr ist immer in mir. Das war auch der Grund, daß ich immer schon wußte, daß ihr beide zusammen kommen würdet. Sie hat es schon gesagt, als ihr noch klein wart. Scht, ist ja gut." Margreth wischt ihr die Tränen weg und umarmt sie herzlich. „Ich bin hier und sie ist hier. Wir passen auf dich auf und auf dein kleines Mädchen." Ms. Parker schaut sie erstaunt an, als sie dann lächelnd begreift „Sie hat es dir gesagt, nicht?" Margreth nickt „Ja, und jetzt komm, laß uns mit den anderen feiern. Wir haben es uns verdient an diesem besonderen Tag." Gemeinsam gehen sie zurück zu den anderen.
„Auf uns!" ruft Jarod „Auf unsere Familie!" antwortet Ms. Parker. „Auf die Familie!" antworten die anderen.
„Dad, wie hast du die beiden gefunden?" fragt Jarod, der zwischen Ms. Parker und seiner Mutter Platz genommen hat. „Eigentlich war es ja Broots, der das geschafft hat." erwidert Major Charles und sieht sich suchend um. „Wo ist er überhaupt? Ich wollte mich noch bei ihm bedanken." „Debbie geht es ziemlich schlecht. Deshalb sind sie zu Hause geblieben." sagt Ms. Parker schnell. „Heute ist der Jahrestag, nicht wahr?" fragt Sydney. Sie nickt „Ja, und ausgerechnet heute erzählt man ihr von der Staatsanwaltschaft, daß er Kerl nächste Woche wieder frei gelassen wird." „Weiht ihr uns kurz ein, damit wir auch wissen, was los ist?" bittet Emily woraufhin Ms. Parker zu erzählen beginnt.
„Debbie ist Broots Tochter und jetzt sechzehn Jahre alt. Heute vor vier Jahren ist sie vergewaltigt worden. Der Mann ist etwa ein Jahr später zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden, ein Deal des damaligen Staatsanwaltes. Es war eigentlich abgemacht, daß er nicht vorzeitig entlassen wird."
„Wie geht es dem Mädchen jetzt?" fragt Margreth entsetzt. „Sie ist ziemlich fertig, hat wieder Riesenangst, daß er ihr auflauern wird. – Ich habe Sam abgestellt, den Kerl ab Montag auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Sollte er tatsächlich wieder zu der Schule gehen, wird er mich anrufen. Wir haben uns überlegt, die Parker-Ice-Queen für einen letzten Auftritt aufleben zu lassen." „Das könnte gefährlich werden, Callie." meint Jarod spontan. „Aber es könnte auch klappen." widerspricht ihm Sydney. „Außerdem kann es für euch beide heilsam sein."
Als Margreth und Emily ihn irritiert ansehen, fügt er hinzu „Ms. Parker ist dasselbe zugestoßen." Entsezt wandern ihre Blicke von Sydney zu Ms. Parker. „Oh Gott, Callie. Du auch...? Wann ist es passiert?" Margreth läßt jetzt Jarods Hand los und setzt sich auf Ms. Parkers andere Seite. Ben hat sich inzwischen hinter seine Tochter gestellt und ihr eine Hand auf die Schulter gelegt. Ethan steht ebenfalls langsam auf, schiebt den Tisch zur Seite und setzt sich vor Ms. Parker auf den Boden, berührt sie jedoch nicht. Sie schluckt, sieht zu Jarod hinüber, der ihr zunickt. Seine Augen sagen ihr „Erzähl es ihnen!"
„Du warst noch ein Kind, nicht wahr?" fragt Ethan sehr behutsam. Sie schaut ihn an, fängt an zu weinen und nickt. „Ja! Ich war ungefähr so alt wie Debbie jetzt." Margreth greift nach ihrer Hand und streichelt sie gleichmäßig. „Jemand aus dem Centre hat dir das angetan." fährt sie fort, als Ms. Parker nicht weiterredet. Der plötzliche Schmerz in Ms. Parkers Augen, obwohl sie seit drei Jahren ihre Erinnerung wieder hat, ist ihr Antwort genug. Ben antwortet Margreth. „Raines hat sie überfallen, mit Wissen von Mr. Parker. Sie wäre fast gestorben, wenn Angelo ihr nicht geholfen hätte." Margreth zieht Ms. Parker daraufhin an sich. „Was hast du da durchgemacht, Callie. Und dann auch noch völlig allein."
Ms. Parker spürt zum ersten Mal, wie sehr ihr gerade dieses ´Bemuttern´ gefehlt hat. Trotz aller Einfühlsamkeit, die Jarod und die anderen gezeigt haben, ist Margreths Nähe und Umarmung etwas ganz anderes. Für einen Moment kann sie sich ganz dem Schmerz hingeben und ihn zeigen. Sie klammert sich zitternd und weinend an Margreth fest, die sie wie ein Kind hält und sanft vor und zurück wippt. „Dieser Schmerz muß dich fast umgebracht haben, Callie. Laß ihn raus, Callie. Du ertrinkst nicht in deinen Tränen. Laß sie da sein, Liebes. Ich bin hier, und all die anderen auch, wenn ihr auch gerade etwas stört."
Der Major versteht den Wink und scheucht alle hinaus. „Lassen wir die beiden allein. Los, raus mit euch." Im Nebenzimmer stehen alle nervös und unsicher herum. „Dr. Green…" beginnt Emily. „Sydney." unterbricht er sie und lächelt sie an. „Sydney, wir wollten sicherlich keine alten Wunden wieder aufbrechen. War es falsch zu kommen?" Sydney schüttelt den Kopf. „Nein Emily. Im Gegenteil.. Ich finde es gut, daß sie jetzt ein wenig bemuttert wird. Das fehlt ihr seit so vielen Jahren. Es ist einfach etwas anderes von Frau zu Frau. Sie hat nun mal sonst nur uns Männer um sich." „Nein, es ist wirklich gut, daß ihr hier seid." sagen jetzt auch die anderen. Jarod nimmt Emily in seine Arme.
„Aber diese Sache mit der Parker-Ice-Queen gefällt mir gar nicht." „Jarod, es ist eine große Chance mit den Selbstzweifeln und der Unischerheit fertig zu werden, für alle beide." meint Sydney noch einmal. „Wir lassen uns gemeinsam etwas einfallen, um sie abzusichern." fügt Jay mit aufforderndem Blick hinzu. „Ja, Dad, uns fällt schon etwas ein." Mickie zieht mit seinem Kommentar ein allgemeines Lächeln auf sich. „Okay, Schatz. Und jetzt laßt uns erstmal etwas zu Essen vorbereiten. Wenn deine Mom sich gefangen hat, hat sie sicher wieder unbändigen Hunger, wie sonst auch immer." schmunzelt Jarod. Ben stöhnt leicht verzweifelt auf „Oh ja. Also los: Ethan und Emily ihr deckt den Tisch. Syd, sie sorgen für den Nachtisch. Jay und Mickie, ihr geht nach draußen und besorgt uns eine kleine Tischdekoration, aber ohne irgendwelchen tierischen Gäste, ja? Major, wir werden uns mal um den Braten kümmern. Und Jarod, du gehst jetzt wieder zu ihnen rein. Du bist sonst doch nur die ganze Zeit mit einem Ohr und Auge bei ihnen."
Jarod betritt leise wieder das Wohnzimmer und setzt sich neben seine Mutter. Die wiegt Ms. Parker immer noch sanft hin und her und läßt sie einfach weinen. „So ist es gut, Callie, wein dich aus." Es dauert noch eine ganze Zeit, bevor sich Ms. Parker wieder beruhigt. Margreth hält sie solange fest, bis sie sich von selbst löst. „Danke." flüstert sie leise. „Hältst du mich noch ein bißchen so fest? Einfach so?" Die ältere Frau nickt stumm und zieht sie wieder eng an sich und beginnt leise ein Lied zu summen. „Mom, das hast du mir immer vorgesungen, als ich noch klein war." entfährt es Jarod spontan. Sie schaut ihn an, spürt plötzlich auch ihren eigenen Schmerz genau wie seinen, legt den einen Arm um ihn und hält dann beide fest. Für einen Moment geben sie sich gegenseitig Trost und Halt.
Ein vorsichtiges Klopfen ertönt, bevor fast gleichzeitig Michael herein kommt und sofort auf seine Mutter zuläuft. Die löst sich von Margreth und nimmt den Jungen auf ihren Schoß. „Geht es dir etwas besser, Mom?" fragt er mit forschendem Blick. „Ja, mein Schatz. Es geht mir viel besser." Bei diesen Worten lächelt sie Margreth und Jarod an. „Ihr müßt jetzt sofort kommen. Wir haben alles ganz schön gemacht und warten auf euch." Michael springt von ihrem Schoß und nimmt ihre und Jarods Hand und zieht sie beide zum Nebenraum. „Grandma, du mußt neben mir sitzen." Er hält ihr einen Stuhl hin, auf dem sie lächelnd Platz nimmt. Jarod setzt sich auf die andere Seite, daneben Ms. Parker, die so neben ihrem Vater sitzt. Der greift zu ihrer Hand und schaut sie einen Moment wortlos an. Sie nickt ihm zu. „Nun denn, laßt uns dieses wunderbare Mahl in dieser einmaligen Runde beginnen." sagt er dann. „Stop," wirft Mickie ein. „Erst muß ich noch etwas sagen, was mir die Stimmen sagen. Mom, sie liebt dich sehr und ..." er schaut zu Ethan, der gegenüber sitzt „Sie wird dich nie wirklich verlassen." fährt dieser fort. Mit Tränen in den Augen lächelt sie beiden zu, „Ich weiß. Danke euch beiden sehr. Jetzt aber los, bevor alles kalt wird. Greift zu."
Zum Kaffee gehen alle nach nebenan, als es plötzlich klingelt. „Ich mach auf." sagt Mickie und rennt zur Tür. Ms. Parker folgt ihm mit besorgtem Blick. So ganz sind die Schatten der Vergangenheit noch nicht verschwunden. Im Flur kommt er ihr jedoch schon mit Sam, Broots, Debbie und Chris entgegen. „Hallo, alle zusammen, wie schön. Debbie, wie geht es dir meine Kleine?" „Es geht. Ich wollte so gerne heute abend hier sein. Daß soll er mir nicht nehmen." antwortet ihr das Mädchen. Kurz nimmt sie das Mädchen in ihre Arme, bevor sie sie ins Eßzimmer zu den anderen führt. Mit lautem „Hallo" werden sie von allen Seiten begrüßt. Ms. Parker nimmt Debbies Hand und stellt sie Margreth, Emily und Ethan vor. „Hallo Mrs. Russell." begrüßt sie Jarods Mutter. „Hi Debbie! Wir haben ja schon miteinander telefoniert. Wenn dein Vater damals dran gewesen wäre, hätte ich vermutlich gleich wieder aufgelegt und meine Koffer gepackt. Ich danke dir und ihnen, Broots, dafür diesen ´Trick´ benutzt zu haben. Ich freu mich dich endlich kennenzulernen. Das hier sind Emily und Ethan." „Das ist ja wie Gedankenübertragung, wir haben nämlich gerade von dir gesprochen, Debbie." lächelt Ben sie an. „Und wer ist das da, bei dir?" er deutet auf Chris. „Das ist Chris, mein bester Freund." antwortet das Mädchen und stellt ihn mit einem schüchternen Lächeln den anderen vor.
Die anderen Neuankömmlinge werden ebenfalls von allen herzlich begrüßt. „Danke Broots, daß sie uns alle wieder zusammengebracht haben." sagt jetzt auch Emily zu ihm. Der dreht sich zu Ms. Parker um „Eigentlich war sie es ja, die mich immer weiter getrieben hat." Jarod und Margreth gehen zu ihr und nehmen sie in ihre Mitte. „Danke dir Callie. Es ist so schön, endlich alle hier zu haben." sagen beide fast unisono. „Habe ich gerne gemacht. Ich weiß, wie sehr du sie vermißt hast, Schatz." Sie gibt Jarod einen raschen Kuß und drückt kurz Margreths Hand, bevor sie zu Michael geht, der in Ethans Arm eingeschlafen ist. „Darf ich ihn bitte ins Bett bringen, Callie?" fragt der leise um das Kind nicht zu wecken. Sie nickt ihm zu, öffnet die Tür und zeigt ihm das Kinderzimmer. Unsicher bleibt sie in der Tür stehen. Jarod zieht sie von dort weg und schließt die Tür. „Er macht das schon, Callie." „Ich weiß. Es ist nur, ich wäre ihm so gerne näher." „Laßt euch beiden Zeit. Ich bin sicher, das entwickelt sich von ganz alleine. Ich fühle mich übrigens auch fremd mit Mom und Em. Eigentlich kennen wir uns ja gar nicht." „Dann wird es für uns alle Zeit, uns besser kennenzulernen, Jarod." Sie lächelt ihn an. „Was hältst du davon, wenn wir fünf ein paar Tage wegfahren? Aber erst, wenn wir den Scheißkerl von Debbie abhalten konnten." Er legt ihr den Arm um den Bauch und sagt „Ich mache mir ziemliche Sorgen um euch." Sie legt ihre Hand über seine und entgegnet „Es wird alles gut gehen. Und nun komm, laß uns zu den anderen gehen. Wir reden morgen weiter."
10 Tage später, Samstag morgen
Ms. Parkers Haus
Als sie aufwacht, liegt Jarods Hand auf ihrem Bauch und er schaut ihr direkt in die Augen. „Ich kann es gar nicht glauben, daß wir eine Tochter bekommen. Doch ich freu mich sehr auf sie." Er lächelt sie an mit diesem unwiderstehlichen Grinsen und legt seinen Kopf auf ihren Bauch. Dann flüstert er „Ich habe dich lieb, Catherine." Ms. Parkers Augen füllen sich abrupt mit Tränen. „Oh Jarod, danke." Er legt ihr einen Finger auf den Mund. „Deine Mutter war ein besonderer Mensch. Unsere Tochter wird daher mit diesem Namen gesegnet sein. Wie wäre es mit Catherine Faith?" „Hmm, ja. Das klingt wunderschön. Hast du gehört, Catherine Faith?"
Im selben Augenblick geht die Tür auf und Michael kommt herein geschossen. Er springt auf das Bett und landet zwischen ihnen. „Hallo Dad, hallo Mom." Er gibt beiden einen Kuß. "Hallo Mickie." begrüßen ihn seine Eltern. „Sehen wir heute die anderen wieder? Ich mag Ethan; er versteht mich auch ohne Worte. Wenn sie wieder fahren, werde ich ihn sehr vermissen." „Schatz, vielleicht werden alle so nach und nach herziehen. Ethan und Emily sind beide wundervoll im Kinderheim gewesen. Ich glaube, dein Vater hat ihnen eine Stelle dort angeboten." „Was haben sie gesagt, Dad?" fragt der Junge neugierig. „Sie werden es sich überlegen. Sie haben noch Bedenken, weil das Centre so nah ist." „Sie werden kommen, ich bin sicher!" Er springt auf und stürmt nach unten „Und jetzt habe ich Hunger." Ms. Parker und Jarod grinsen sich an. „Na dann müssen wir wohl auch aufstehen." seufzt Jarod fast ein wenig theatralisch und schlägt die Decke beiseite. „Warte mal." Ms. Parker zieht ihn zurück. „Jetzt will ich dich erst noch einen Moment für mich haben." Er läßt sich wieder auf den Rücken fallen, zieht sie auf sich und schließt die Arme um sie. Sie versinken in einem langen Kuß. „Immer diese Küsserei." ertönt es von der Tür, wo Michael steht. „Jetzt kommt endlich. Ich habe keine Lust alleine zu frühstücken." Beide lachen laut auf, geben sich noch einen raschen Kuß und stehen dann auf. „Ist ja gut, Mickie, wir kommen!" Jarod nimmt den Jungen auf den Arm und Ms. Parker an die Hand und führt sie hinunter in die Küche, wo Mickie schon alles vorbereitet hat.
Nach dem Frühstück fahren sie alle zusammen einkaufen, gehen anschließend bei McD essen und fahren dann vergnügt zurück nach Hause. Dort legen sich Ms. Parker und Mickie zusammen hin. Im Nu ist der Junge fest eingeschlafen. Diese ´Wochenend-Routine´, die sich nach und nach entwickelt hat, ist für sie beide ein absolutes Muß geworden. „Ich liebe dich, mein Sohn." denkt Ms. Parker und gibt ihm einen Kuß, bevor sie selbst einschläft. Jarod schaut etwas später in ihr Zimmer, lächelt und genießt den Anblick einen Moment und schließt dann leise die Tür. Er setzt sich in sein Arbeitszimmer und legt sich eine CD ein. Dann setzt er sich auf den Boden an die Wand und genießt mit geschlossenen Augen die ruhige Musik von Enya.
Als das Telefon klingelt, steht er leise fluchend auf. „Was ist?" fragt er wütend und denkt im gleichen Augenblick „Ich höre mich schon an, wie sie früher." „Entschuldigung Jarod. Ich muß mit ihnen reden." „Sam, was ist los?" fragt Jarod alarmiert. „Ich bin beim Major, können sie auch herkommen?" „Ja, ich bin gleich da." Damit legt er schon auf, bevor Sam noch etwas sagen kann. Schnell schreibt er einen Zettel für Ms. Parker und geht dann rüber zu seinem Vater, der nur ein paar Straßen weiter ein Ferienhaus gemietet hat. „Dad? Sam?" ruft er schon von draußen. Seine Mutter öffnet ihm und nimmt ihn in die Arme. „Mom, was ist los?" „Komm rein, Schatz. Die anderen sind auch schon alle da." Sie führt ihn ins Wohnzimmer, wo Sam, Ethan und Emily, der Major und Jay, Sydney, Ben und Broots bereits auf ihn warten. „Hallo Jarod, wo sind Ms. Parker und Mickie?" fragt seine Schwester. „Die machen gerade ein Mittagsschläfchen. Ich habe ihr einen Zettel hingelegt, daß sie rüber kommen sollen. Was ist los?" fragt er jetzt noch einmal.
„Der Mistkerl, der Debbie vergewaltigt hat, ist gestern bei Schulschluß und heute morgen wieder an der Schule gewesen. Gestern hatte er nur Augen für Debbie. Heute hat er einiges vermessen und gegraben. Er hat etwas vor und wir sollten Montag darauf vorbereitet sein." berichtet Sam. „Hat er eigentlich eine Waffe?" fragt der Major. „Ich weiß es nicht. Er hat sich zumindest keine gekauft, seit er raus ist. Und bei den Sachen, die er im Gefängnis hatte, war ebenfalls keine Waffe. Trotzdem könnte er irgendwo eine versteckt haben." „Okay, gehen wir also davon aus, er hat eine Waffe. Wie verhalten wir uns Montag?" erwidert der Major mit einem fragenden Blick in die Runde. „Broots, wie geht es Debbie?" fragt Jarod. „Sie ist ziemlich mit den Nerven fertig. Sie wartet jeden Tag, daß was passiert und die Anspannung wird immer stärker. Sie läßt sich morgens von mir zur Schule bringen, kommt aber nachmittags mit Chris zurück. Der Junge ist die ganze Zeit um sie herum und er hilft ihr dadurch wirklich sehr." „Das muß er Montag mal für einen Moment sein lassen." meint der Major und schaut zu Jarod. Der nickt. „Aber erst, wenn Callie da ist." antwortet er. „Hmm, ja." nicken Jay, Ethan und der Major im stillen Einverständnis. „Könnt ihr mich vielleicht mal einweihen?" unterbricht Broots wütend. „Broots, solange Chris bei Debbie ist, wird der Kerl nichts unternehmen. Also muß er Montag so tun, als ob er was vergessen hat und Debbie einen Augenblick allein lassen. Allein in Anführungsstrichen, denn Ms. Parker wird in ihrer unmittelbaren Nähe sein, genau wie wir auch da sein werden." erwidert Jarod. „Aber wenn er eine Waffe hat und Debbie damit bedroht?" „Wenn er tatsächlich eine Waffe hat, warten wir nicht, ob die Ice-Queen-Nummer funktioniert. Dann werden wir ihn zur Not auch töten." antwortet jetzt Sam. „Hoffen wir, daß es nicht dazu kommt. Aber für den Fall werden auch alle Schutzwesten tragen." fügt der Major hinzu. „Sorry, Broots, es geht nicht anders, wir müssen ihn auf frischer Tat ertappen." sagt Jay leise. „Ja, leider!" „Sam, wo ist der Kerl im Augenblick?" fragt Jarod. Sam zückt sein Handy und antwortet nach einem kurzen Gespräch „In seiner Wohnung." „Gut, wenn Callie hier ist, zeigen sie uns den Platz, den er vermessen hat. Wir schauen uns dort um und bereiten uns vor. Broots, du holst Debbie und Chris auch zu uns. Wir müssen dies genau mit allen durchsprechen."
Das ganze Wochenende wird beraten und überlegt. Es gibt immer noch zu viele unbekannte Aspekte, doch letztendlich ist der Plan fertig. Ms. Parker und Debbie sollen verkabelt werden mit einem Mikro. Broots muß die Aufnahme steuern, von einem auf dem Schulparkplatz abgestellten Wagen aus. Jarod, Sam und der Major werden sich in der Nähe verstecken und im Notfall eingreifen. Sydney wird ebenfalls in der Nähe sein, um ggf. schnell psychologisch helfen zu können. Um Debbie schnellstmöglich wieder in ihre gewohnte, sichere Umgebung zurück zu bringen, haben sich die anderen verabredet bei Broots zu Hause zu warten. Sonntag abend genießen alle noch mal ihr Zusammensein und gehen erst spät auseinander.
Debbie hat den ganzen Abend entweder bei Ms. Parker oder bei Margreth gesessen. Beide haben sie den ganzen Abend umsorgt, sie immer wieder berührt, umarmt oder auch mal Händchen gehalten. Margreth achtet dabei jedoch auf beide, auf Debbie und Ms. Parker. Sie spürt die Angst beider. Nachdem Debbie mit Broots nach Hause gefahren ist, zieht sie Ms. Parker ins Nebenzimmer und setzt sich mit ihr auf die Couch, schaut sie an und wartet ab. „Was ist, wenn ich erstarre? Ich habe soviel Angst davor, sie nicht beschützen zu können. Ich halte es nicht aus, wenn ihr etwas passiert." flüstert Ms. Parker nach einem langen Moment des Schweigens. „Callie, die anderen sind auch noch da. Sie werden eingreifen, wenn du es nicht kannst. Sei ganz ruhig! Ich bin sicher, daß du dieses Schwein fertig machen wirst. Und denk dran, du bist jetzt nicht mehr allein!" Ms. Parker sieht sie nach wie vor unsicher an. „Ich bin hier, Callie." wiederholt Margreth leise und nimmt Ms. Parker noch mal fest in die Arme, bevor alle aufbrechen.
Mickie schläft auf Jarods Arm ein, trotz des kurzen Weges nach Hause. Dort angekommen legt er den Jungen aufs Bett und beginnt ihn auszuziehen. „Laß mich bitte." sagt Ms. Parker leise. Er schaut sie prüfend an, umarmt sie kurz und geht dann hinaus. Vor der Tür bleibt er stehen und kämpft mit seinen Tränen. „Oh Gott, bitte laß alles gut gehen." seufzt er und zwingt sich dann ins Bad zu gehen. Ms. Parker hat Michael inzwischen seinen geliebten Poo-Schlafanzug angezogen und deckt ihn jetzt zu. Einen langen Moment betrachtet sie mit Tränen ihren Sohn, bevor sie sich über ihn beugt und ihm einen Kuß gibt. „Ich liebe dich, Mickie." sagt sie leise und geht dann hinaus in ihr Zimmer, wo Jarod schon auf sie wartet. Er nimmt sie in seine Arme. „Oh Jarod, ich habe solche Angst." weint sie los. „Callie, die habe ich auch. Eine Scheißangst sogar. Aber morgen abend werden wir darüber lachen, hörst du? Es wird alles gut gehen!" Für einen Augenblick weinen sie gemeinsam. Als sie aus dem Bad zurückkommt, zieht Jarod sie ins Bett. „Jarod, ich kann nicht. Ich ..." „Pst, ich will dich einfach nur festhalten, Callie." unterbricht er sie, zieht zuerst sie an sich und dann die Decke über sie beide. „Ich liebe dich Jarod." flüstert sie und kuschelt sich ganz eng an ihn. „Ich dich auch!" wispert er zurück und hält sie ganz fest.
Ein paar Stunden später schreien Michael und Ms. Parker zeitgleich laut auf. Jarod schaut zu ihr rüber. Sie sitzt zitternd im Bett, als Michael noch mal laut aufschreit. Sofort springt Ms. Parker auf und rennt in das Zimmer ihres Sohnes. Jarod folgt ihr einige Sekunden später. „Mickie, ist ja gut. Es ist alles gut, ich bin hier. Schau mich an. Ich bin hier Schatz." Sie nimmt das wild um sich schlagende Kind in ihre Arme und hält es fest. Jarod setzt sich auf die andere Seite und beobachtet, wie sich der Junge allmählich beruhigt. „Es war nur ein Traum, Mickie." sagt Ms. Parker beschwörend, auch um sich selbst zu beruhigen. „Momie, er hat dir wehgetan. Der Mann hat dir so sehr wehgetan und ich konnte nicht zu dir." Zitternd erzählt ihnen Michael seinen Traum. „Er hat dir eine Falle gestellt, Mom. Es ist etwas versteckt dort." Weinend sieht er sie an. „Weißt du was, Mickie? Ich hatte gerade denselben Traum." antwortet ihm seine Mutter und drückt ihn fest an sich. „Was sagst du da?" „Ich hatte genau denselben Traum, Jarod." In aller Eile zieht er sich an, ruft dann Sam an und bittet ihn zum Schulhof zu kommen. „Ich laß euch nur ungern allein." sagt er leise. „Verschwinde Jarod. Finde, was immer es ist. Wir kommen hier klar." beschwichtigt Ms. Parker ihn und gibt einem kurzen Stoß. „Geh schon." „Okay, ich bin ja schon weg." Damit verläßt er das Haus. „Momie, darf ich heute nacht bei dir schlafen?" fragt Michael jetzt schon wieder schläfrig. Statt einer Antwort nimmt sie ihn auf die Arme und trägt ihn zu ihrem Bett. Sie legt sich mit ihm hin und drückt ihn feste an sich. „Ist es so gut, Mickie?" fragt sie ihn. „Hhmm." murmelt der Junge nur noch und ist schon wieder eingepennt. „Oh lieber Gott, laß alles gut ausgehen." denkt auch sie jetzt. Es dauert noch sehr lange, bevor sie wieder einschläft.
Jarod und Sam treffen an der Schule auf Ethan und Emily. „Jetzt sag nicht, du hast auch von einer Falle für Callie geträumt?" begrüßt ihn Jarod. Doch Ethan nickt. „Ja, habe ich, und die Stimmen haben mir gesagt, daß Mickie und Parker auch davon geträumt haben. Deshalb haben wir uns auch direkt auf den Weg gemacht. Ich wußte, ihr würdet kommen. Und da kommen übrigens auch der Major und Jay." „Na dann mal los. Wir müssen finden, was er hier deponiert hat." kommandiert der Major, anscheinend gar nicht überrascht, die anderen zu sehen. „Jay, hat mich geweckt und gesagt, ihr sucht nach etwas Wichtigem, wißt aber nicht was es ist." fügt er hinzu.
Millimeter für Millimeter durchkämmen sie das Gelände. „Ich hab´s. Kommt alle her, aber vorsichtig." ruft Jay, als sie schon beginnen zu resignieren. „Eine angesägte Holzplanke mit einem Loch darunter, breit und tief genug, um aus dem Tritt zu geraten. Gut gemacht, Jay." lobt Jarod. „Das ist aber nicht alles, Jarod." unterbricht der Major und beugt sich vor. Er deutet auf einen kleinen Gegenstand. „Die Dinger habe ich seit dem Krieg nicht mehr gesehen. Das ist ein Fernzünder, wird durch Tritt aktiviert. Ähnlich wie eine Tellermine, doch hierdurch wird eine Waffe ausgelöst." Geschockt sehen sie sich an. „Dort!" ruft Ethan und zeigt auf den Baum, bei dem sie stehen. „Die Waffe kann nur dort sein. Sie muß auf diese Stelle gerichtet sein und dafür gibt es nur die eine Möglichkeit." Er rennt los und klettert den Baum hinauf, bevor sich jemand bewegt hat. „Hier ist sie." Er bindet einen Revolver los und reicht ihn Sam hinunter. „Leer ihn aus, Sam und dann binden wir ihn wieder fest. Falls er morgen früh noch nachschauen kommt." sagt der Major. „Nach der Grube schaut er bestimmt nicht mehr. Das könnte auffallen. Die schaufeln wir zu, so daß die Planke auch nicht zerbrechen wird. Und dieses kleine Ding nehme ich mit." Vorsichtig löst er den Fernzünder aus dem Erdreich und wickelt ihn in ein Taschentuch. „Das habt ihr großartig gemacht, ALLE! So und jetzt geht ihr alle nach Hause. Sam und ich bleiben hier und passen auf." „Dad, ich kann jetzt sowieso nicht schlafen. Ich bleibe auch hier." sagt Jarod. Doch der Major schüttelt den Kopf. „Nein, Sohn. Callie braucht dich jetzt. Geh zu ihr, sag ihr was wir gefunden haben und beruhig´ auch Mickie. Wir sehen uns später, wie besprochen." „Na komm, großer Bruder." Jay zieht Jarod am Ärmel. Jarod dreht sich zu all den anderen um, blickt einen nach dem anderen an und sagt leise „Danke! Ich danke euch!" Emily geht zu ihm und umarmt ihn ganz fest. „Wir sind doch jetzt eine richtige Familie." Sie nicken alle bei diesen Worten. „Ja, wir sind eine Familie." sagt jeder tief bewegt. „Jetzt haut endlich ab." ruft Sam. „Es wird schon hell. Schlaft noch ein bißchen." Langsam gehen alle Richtung zu Hause, doch in Gedanken sind sie noch eine ganze Weile beieinander.
Bevor Jarod die Haustür öffnen kann, hat seine Mutter ihn schon ins Haus gezogen. „Mom, was machst du hier?" „Habt ihr die Falle gefunden?" fragt sie nur. Er nickt „Ja. Er ist also auf einen Beschützer eingestellt gewesen." „Ja, aber ich denke er hat eher an Chris gedacht, als an Callie. Schließlich ist der immer bei ihr." „Für wen auch immer, Mom. Jetzt gibt es keine Falle mehr. Mom?" Er schaut sie unsicher an. „Ja?" „Es waren alle da. Alle haben mitgeholfen! Ich bin noch ganz berührt. Ist es das, was Familie bedeutet?" Sie nickt, zieht ihn kurz an sich. „Ja, Schatz. Jetzt geh hinauf zu ihr. Sie braucht dich heute." Leise betritt er das Schlafzimmer und legt sich behutsam zu den beiden. Schlaftrunken öffnet Ms. Parker die Augen. „Jarod?" „Alles in Ordnung, Liebes. Schlaf weiter." flüstert er leise und nimmt seinen Sohn und Callie in die Arme. Nach wenigen Minuten schlafen alle tief und fest.
Als der Wecker schon kurz darauf klingelt, schrecken alle drei hoch. „Dad, habt ihr es gefunden?" fragt Mickie sofort hellwach. Der nickt. „Ja, haben wir. Es waren übrigens alle da: Ethan und Em, Jay und der Major, es war schon echt merkwürdig." „Nein Dad, Sie war es." wirft Mickie ein und zeigt auf das Bild von Catherine Parker. „Du hast Recht, Schatz. Sie hat uns gewarnt." Ms. Parker zieht den Jungen auf ihren Schoß und gibt ihm einen Kuß. „So, und jetzt muß ich ins Bad. Es soll doch alles ganz normal ablaufen." Als sie wieder heraus kommt sagt sie leise „Wie es Debbie wohl geht?" „Ruf sie an und sprich mit ihr. Es wird ihr helfen!" sagt Jarod und drückt ihr das Telefon in die Hand. Er nimmt Mickie auf den Arm und geht mit ihm hinaus.
„Hallo?" hört sie Broots Stimme. „Hallo Broots, ich bin es. Wie geht es ihr?" fragt sie ohne Umschweife. „Hallo Ms. Parker. Ich reiche sie mal gleich weiter." „Ms. Parker? Ich freue mich so sehr, daß sie noch anrufen. Ich habe so entsetzliche Angst. Was ist, wenn er mich wieder ..." „Debbie, das wird nicht passieren. Er wird dich nicht wieder vergewaltigen, das verspreche ich dir. Debbie, es tut mir sehr, sehr leid, daß du das heute durchmachen mußt. Doch dieses Mal sind wir da. Du bist nicht alleine, hörst du?" „Das sind wir beide nicht, stimmt´s Ms. Parker?" fragt Debbie ganz leise. „Genau. Wir sind beide nicht allein, mein Schatz. Ich habe dich lieb." Ms. Parkers Stimme ist immer rauher geworden. „Ich dich auch, Ms. Parker." Damit legen beide auf. Einen Augenblick lang spüren sie die Nähe zueinander und die Kraft daraus. „Ich schaffe es!" sagen sich beide und machen dann weiter mit ihrer alltäglichen Routine.
Kurz vor Schulschluß treffen sich Jarod, Sam und der Major am Schulhof. Sydney bringt Ms. Parker und Broots bis zum Schulparkplatz. Er spürt, wie sie sich immer mehr in sich selbst zurückzieht. „Es tut mir leid, Parker." denkt er und greift nach ihren Händen, die verkrampft in ihrem Schoß liegen. „Nicht Syd, bitte." Sie schaut ihn an. „Ich schaff das sonst nicht." sagt sie leise. Er läßt sie los. Sie dreht sich zu Broots um, der sie besorgt anieht. „Broots, wehe sie versauen die Aufnahme. Also los jetzt, gehen sie jetzt zu dem Bullie und fangen sie an." „J-ja, bin ja schon weg." Er geht zum Bullie rüber und schaltet alles ein. Dann bittet er Ms. Parker etwas zu sagen, um das Mikro zu testen. „Broots, sie brauchen nicht so zu schreien." antwortet die ihm. „Parker?" Sydney berührt sie vorsichtig. „Was ist?" Bei dem Ton zucken alle zusammen. „Viel Glück, Parker. Und ich bin hier, wenn sie nachher reden wollen." Sie dreht sich zu ihm und für einen ganz kurzen Moment sieht er ihre Angst und die Verzweiflung, bevor die Parker-Ice-Queen wieder da ist. Sie steigt aus und wartet hinter dem Mauervorsprung, wie mit den anderen besprochen. „Oh Gott, Jarod. Was tun wir ihr da an?" denkt Sydney und läuft allen Absprachen zum Trotz zu den drei anderen. „Syd, bist du verrückt geworden?" fragt Jarod. „Nein, Jarod. Wir dürfen ihr das nicht antun. Du hättest sie gerade erleben müssen. Sie war wie ein Zombie, ein Automat. Es hat ihr fürchterlich wehgetan." „Zu spät." sagt der Major. „Es geht los. Da kommt er schon und da sind auch Debbie und Chris." Sie blicken alle gespannt auf das Geschehen.
Chris geht wie abgesprochen zum Gebäude zurück. Debbie geht zu der Bank hinüber, setzt sich und wartet. Hinter der Bank ist der Mauervorsprung hinter dem Ms. Parker hockt. Mit ein paar schnellen Schritten ist der Mann bei Debbie und zerrt sie hoch. „Na, meine Süße? Lange nicht gesehen. Ich habe drei Jahre von dir geträumt und wie wir es wieder miteinander treiben. Na komm. Du warst so gut das letzte Mal." Er versucht das erstarrte Mädchen wegzuziehen, als Ms. Parker hinter der Mauer hervorkommt. „Na, wen haben wir denn da? Ist das nicht Mr. Kinderschänder?" fragt sie mit eiskalter Stimme. „Ich bin kein Kinderschänder." reagiert er wütend. „Und was ist das hier? Sie ist noch ein Kind, du Schwein. Laß sie sofort los und dann kannst du mir ja mal zeigen, wie gut du wirklich bist." Sie schaut ihn mit jetzt eiskalten Augen an. „Ich ..." stottert er und wartet darauf, daß das angesägte Brett nachgibt. „Ich wette, du wartest darauf, daß ich hierauf trete nicht wahr?" Sie holt aus ihrem Mantel den Fernzünder. Er wird blaß. „Was ist Süßer? Kannst du nur bei Kindern? Zeig´s mir doch, wenn ich falsch liege. Laß sie los." Sie holt tief Luft und schreit ihn dann plötzlich an „Loslassen!" Er zuckt genauso zusammen wie alle anderen. „Jarod, greif ein. Sie ist am Ende. Du mußt ihr helfen!" ruft Sydney sehr besorgt. In dem Moment läßt der Mann Debbie los und sinkt auf die Knie. „Nein, ...nicht. Ich kann nicht. Bitte, ich kann nicht, lassen sie mich gehen." wimmert er jetzt.
Jarod ist schon aufgesprungen und rennt los. Sam und der Major sind ihm dicht auf den Fersen. Sie schnappen sich den Kerl und bringen ihn zusammen mit dem Tonband und der Pistole zur Polizei. Broots und Chris laufen zu Debbie, die noch immer wie erstarrt da steht. Jarod und Sydney fangen Ms. Parker auf, die langsam in sich zusammensackt. „Callie, es ist gut. Du hast es geschafft. Callie?" Sie steht langsam wieder auf und geht ohne ein Wort zu Debbie hinüber, die sich immer noch nicht aus der Erstarrung gelöst hat. Sie nimmt das Mädchen in ihre Arme und setzt sich mit ihr hin, hält sie fest, beide sagen kein Wort. Die anderen hocken sich zu ihnen, wollen sie berühren. „Nein, nicht näherkommen!" schreit Ms. Parker laut. Hilflos treten sie ein paar Schritte zurück. Sydney kauert sich vor sie ein paar Schritte entfernt. „Ms. Parker, kommen sie zum Auto. Wir bringen sie nach Hause. Niemand wird sie berühren." Langsam hebt sie den Kopf. In ihren Augen Schmerz und Verzweiflung, der alle fast umhaut. „Kommen sie Ms. Parker." wiederholt er leise. Er muß es mehrmals sagen, bevor sie mit zitternden Beinen aufsteht. Debbie geht an ihrer Hand wie eine Marionette. Beide steigen in den Van hinten ein, Debbie schmiegt sich sofort wieder in Ms. Parkers Arme. Sydney fährt schnellstens zu Broots Haus, wo Ethan schon an der Tür steht und wartet. Er spürt sofort, daß etwas nicht in Ordnung ist und ruft nach Margreth und Emily. „Es hat geklappt, aber es war viel zuviel für sie beide." berichtet Sydney ihnen.
„Emily, wir bringen sie in Debbies Zimmer und ihr anderen bleibt hier unten." befiehlt Margreth. „Ethan, nimm Mickie rein und rede mit ihm." Der nickt und nimmt den Jungen auf den Arm und geht zurück ins Haus. „Was ist mit Mom?" fragt Mickie sofort. „Sie hat so etwas wie einen Schock, und will jetzt niemanden sehen. Aber das hat ganz und gar nichts mit dir zu tun, Mickie. Sie ist nicht böse auf dich, hörst du? Dieser böse Mann ist daran Schuld. Es ist nicht deine Schuld!" Nach und nach versammeln sich alle im Wohnzimmer. Als Jarod hereinkommt, läuft Mickie sofort zu ihm. „Dad, Ethan hat gesagt, der böse Mann hat Schuld, daß es Mom nicht gut geht. Du hast doch gesagt, ihr habt die Falle gefunden." „Haben wir ja auch, Mickie. Wir haben aber nicht bedacht, wie schwer es für Mom und Debbie wird. Mickie, aber sie kommt wieder in Ordnung." sagt er fast beschwörend. „So wie damals, Mickie" fügt jetzt Ben hinzu. „Erinnerst du dich noch? Vor einiger Zeit mußte sie auch eine Zeit lang allein sein, um mit den Erinnerungen fertig zu werden. Weißt du noch?" „Ja, Grandpa, aber wie lange dauert es denn?" „Ich weiß es nicht Mickie. Tut mir leid, Schatz. Aber ich hoffe, es geht ihr ganz schnell wieder besser." Nervös und angespannt sitzen alle herum und horchen auf jedes Geräusch von oben.
Margreth hat inzwischen mit Emilys Hilfe Ms. Parker und Debbie ins Kinderzimmer gebracht. Ms. Parker hält Debbie nach wie vor eng an sich gedrückt, ist aber selbst kaum ansprechbar. „Callie, du mußt sie jetzt ins Bett bringen." Wie ein Automat zieht sie dem Mädchen Schuhe und Hose aus und deckt sie zu. Dann setzt sie sich neben das Bett und hält ihre Hand fest. „Callie, es ist jetzt gut. Schau, sie ist eingeschlafen." Margreth deutet auf das Bett, indem Debbie mit geschlossenen Augen liegt. „Ich muß bei ihr sein. Ich habe es ihr versprochen." sagt Ms. Parker mit völlig tonloser Stimme, die Emily und ihrer Mutter eine Gänsehaut über den Körper jagt. „Wir gehen nur nach nebenan, lassen die Tür offen und Emily wird bei ihr bleiben. Komm Callie." „Ich muß doch für sie stark sein. Ich habe es ihr versprochen." Margreth schaut erschüttert zu Emily hinüber. „Mach weiter." sagt die leise zu ihr. „Komm Callie. Du kannst jetzt aufhören stark zu sein. Du hast es geschafft, daß der Kerl wieder im Knast landet. Es ist gut jetzt, Callie. Du DARFST jetzt aufhören stark zu sein. Hörst du mich, Liebes?" Sie zieht die jüngere Frau hoch. „Komm mit mir Callie." Sie führt sie nach nebenan, läßt sie sich hinsetzen und nimmt sie nun ihrerseits in die Arme. „Es ist vorbei. Hör jetzt auf stark zu sein." sagt sie ihr immer wieder. Sanft fängt sie an sie gleichmäßig zu wiegen. Irgendwann Stunden später summt sie ihr ein altes Lied vor, daß sie selbst von ihrer Mutter oft gehört hat. Sie spürt sofort, wie Ms. Parkers Anspannung etwas nachläßt. „Es ist jetzt okay, Callie. Du mußt nicht mehr stark sein." Eine einzelne Träne rollt über deren Gesicht. „Ja, so ist es gut, Liebes. Zeig mir wie weh es dir tut. Hör auf stark zu sein. Du darfst jetzt wieder du selbst sein." Es folgen ein paar weitere Tränen. „Zeig mir, wie weh es dir getan hat, alles zu verstecken und die Starke spielen zu müssen. Sag es mir Callie." Ein langer tiefer Seufzer kommt von Ms. Parker, bevor sie den Tränen endlich freien Lauf läßt.
Sie klammert sich an Margreth fest und sagt immer wieder „Ich habe ihm nie gereicht. Ich konnte machen, was ich wollte, es war nie genug. Es hat mir so schrecklich wehgetan." Sydney schaut gerade mal wieder forschend durch die Tür. Als er sieht, daß sich Ms. Parker an Margreth festklammert, kommt er vorsichtig näher. Er hört ihre Sätze, setzt sich vor sie hin und sagt dann behutsam „Er, Mr. Parker, hat sie gezwungen alles in sich zu verschließen, stark zu sein. Aber das war falsch. Er wollte sie bestrafen für den Betrug ihrer Mutter. Hören sie mich, Parker? Er hat gewußt, daß Ben ihr Vater ist. Er wollte sie zerstören, genau wie Catherine. - Und es war falsch von uns sie wieder in genau diese Rolle hinein zu drängen. Es tut mir sehr leid, Parker." „Syd, ich wußte nicht, wie schwer es mir fallen wird. Und dann konnte ich nicht mehr zurück. Ich hatte Debbie versprochen dort zu sein." Die letzten Worte sind nur noch ein leises Flüstern mit Tränen vermischt. Margreth zieht sie wieder eng an sich, beginnt sie wieder gleichmäßig zu wiegen. „Ist okay, Liebe, wein ruhig, wein mein Schatz. Laß den Schmerz zu."
Sydney steht leise auf und geht ins Zimmer nebenan zu Debbie. Dort ein ähnliches Bild: Emily hält Debbie auf ihrem Schoß und wiegt sie leicht. Doch Debbie hat sich schon wieder gefangen. „Debbie, Syd ist hier. Willst du mit ihm reden?" fragt Emily vorsichtig. „Ich möchte gerne mit Dad und Ms. Parker sprechen." Das Mädchen dreht sich zu Syd um. Tiefe Ringe um die Augen zeigen ihre Qual und Erschöpfung deutlich. „Ist gut, Debbie. Ich schicke deinen Dad hoch und nachher kannst du sicher auch zu Ms. Parker. Der geht es im Moment allerdings noch nicht so gut. Sie ist etwas langsamer als du mit den Tränen, weißt du? Ach übrigens, unten wartet auch noch ein junger Mann, der erst gehen will, wenn er mit dir gesprochen hat." Er lächelt sie an. "Soll ich ihn auch hoch schicken?" Sie nickt und errötet im selben Moment. „Na, dann hole ich sie mal schnell." sagt er und verläßt das Zimmer. „Hältst du mich bitte noch ein bißchen weiter so fest?" fragt Debbie mit einem schüchternen Lächeln. „Solange du willst, Liebes." antwortet ihr Emily.
Einen Augenblick kommen Broots und Chris herein. „Hi, mein Schatz. Wie geht es dir?" Nervös und unsicher treten beide etwas näher. „Etwas besser. Aber die Angst war einfach fürchterlich. Ich konnte gar nichts tun, ich bin erstarrt, genau wie damals. Dabei wollte ich ihn treten, schlagen gegen ihn wüten..." Vereinzelte Tränen fließen wieder über ihr Gesicht. Beide Männer knien sich vor sie hin. „Wein nicht deswegen, Debbie. Du bist halt noch nicht so weit. Hab Geduld, es wird doch schon immer besser, Schatz." „Ja Dad." schnieft Debbie leise. „Aber ich möchte so gerne, daß der Zeitpunkt, an dem es wieder besser geht, endlich kommt. Ich möchte endlich wieder ohne Angst leben." „Debbie, ich habe auch Angst." sagt jetzt Chris. „Du?" „Ja, ich habe Angst vor Gewittern und ich habe Angst um dich. Besonders heute hatte ich fürchterliche Angst." „Ich habe auch Angst." sagt jetzt auch Emily. „Seit Jahren habe ich Angst, daß mir so etwas passiert, wie es dir geschehen ist. Ich habe Angst im Dunkeln alleine, und ich habe immer noch Angst vor dem Centre. Angst ist ganz normal. Jeder hat Angst. Doch du kannst dir ja auch Hilfe holen. Jemanden der mitgeht im Dunkeln oder bei dir ist bei Gewitter, jemand den du bitten kannst um eine Umarmung und so weiter." Einen Moment sind alle still.
„Dad, umarmst du mich bitte? Und du mich auch Chris?" Broots geht zu ihr hin und nimmt sie vorsichtig in seine Arme. „Na klar, Schatz, komm her. Ich bin so froh, daß alles einigermaßen gut ausgegangen ist." Dann tritt er zurück und gibt den Weg für Chris frei. „Ich bin so froh, daß es dir wieder besser geht. Ich habe dich lieb, Deb." sagte er leise. „Chris, ich war so froh, daß du immer bei mir warst diese vergangene Woche. Ich habe mich so sicher gefühlt mit dir. Danke!" Sie gibt ihm einen Kuß und eine lange Umarmung. „Und jetzt will ich zu Ms. Parker." „Moment, ich frag sie erst eben." Emily steht rasch auf und geht nach nebenan.
Sie bleibt in der Tür stehen und sagt vorsichtig „Hallo Ms. Parker. Hier ist jemand, der sie unbedingt sehen will. Meinen sie, ich kann mit Debbie zu ihnen kommen?" Ms. Parker dreht sich zu Emily um, nickt ihr zu und antwortet „Ja, wenn sie mich noch sehen will." Emily geht zu Debbie, nimmt ihre Hand und geht langsam mit ihr rüber. „Sie meint, sie habe dich im Stich gelassen, Debbie. Weil sie es nicht geschafft hat die ganze Zeit stark zu sein. Nur du kannst ihr jetzt daraus helfen. Sag ihr was du gefühlt hast dort im Schulhof." sagt Margreth zu ihr.
„Hallo Ms. Parker." flüstert Debbie leise, als sie sieht, wie ängstlich die ihr entgegen blickt. „Debbie, es tut mir so leid. Ich habe es nicht geschafft ... Ich." stammelt Ms. Parker. Debbie kniet sich vor sie hin, nimmt ihr Gesicht in ihre Hände und gibt ihr einen dicken Kuß. „Ms. Parker, sie waren so gut. Sie haben es geschafft, obwohl es für sie soviel schwerer war. Und jetzt ist er wieder im Knast. Danke, daß sie da waren und mir geholfen haben." „Ich war doch gar nicht stark, Debbie. Ich habe dich verraten." erwidert sie dem Mädchen. „Nein, haben sie nicht. Ich habe mich sicher gefühlt, weil ich wußte, daß sie hinter der Mauer stehen und aufpassen. Sie haben mich nicht enttäuscht." Langsam huscht ein Lächeln über Ms. Parkers Gesicht. „Du meinst das ganz ehrlich so?" fragt sie nach wie vor verunsichert. Debbie nickt. „Ja, sie waren toll!" Ms. Parker richtet sich etwas auf und nimmt Debbie in die Arme. „Danke!" haucht sie. „Ich habe dich lieb, Callie." sagt Debbie leise. „Ich dich auch, Debbie. Und ich freue mich, daß du endlich meinen Vornamen benutzt." Alle vier Frauen lachen leise auf.
„Emily holst du jetzt bitte Jarod hoch? Ich fühle mich noch zu zittrig, um runter zu gehen." bittet Ms. Parker und läßt sich in Margreths Umarmung zurück sinken. „Ich bin so froh, daß du hier bist. Darf ich wohl Mom zu dir sagen?" fragt sie leise. Margreth stehen daraufhin selbst die Tränen in den Augen. „Natürlich darfst du das, Schatz. Ich fühle mich geehrt." Sie zieht Ms. Parker an sich und gibt ihr einen liebevollen Kuß auf die Stirn. Sie hören beide jemanden die Treppe hochstürmen und lächeln sich an, als die Tür auch schon aufgerissen wird. Im Nu kniet Jarod vor dem Bett und zieht Ms. Parker an sich. Margreth läßt sie los, nimmt Debbie an die Hand und verläßt das Zimmer.
Als die beiden das Wohnzimmer betreten, schauen alle gespannt zu ihnen. „Sie ist okay. Noch etwas wackelig, aber sie wird wieder." berichtet Margreth. Debbie läuft zu ihrem Vater, läßt sich von ihm auf den Schoß nehmen, während Margreth langsam zum Major geht und sich von ihm umarmen läßt. Nach und nach entspannen sich alle und langsam kommt auch die Freude über ihren Erfolg auf. „Einen Moment Ruhe bitte." sagt Ben plötzlich in das aufkommende Gemurmel. Alle sehen ihn an. „Wenn ich mich nicht irre, haben wir in etwas mehr als zwei Wochen eine Hochzeit zu organisieren. Da die beiden sicher noch einige Tage für sich brauchen werden, sollten wir ihnen all die Vorbereitungen abnehmen. Was meint ihr? Schaffen wir das?" „Na klar, schaffen wir das." Einer nach dem anderen nickt ihm zu. Und dann wird wieder geplant.
Der Hochzeitstag
Bens Haus in Maine
Jarod und Broots haben Debbie, Ms. Parker und Mickie sofort am Tag nach der Konfrontation nach Maine gebracht. In den vergangenen sechzehn Tagen haben sie viel miteinander geredet, geweint und gelacht. Ganz allmählich haben sich alle wieder gefangen und erholt. An diesem Morgen sind Debbie, Ms. Parker und Mickie zu einem langen Spaziergang aufgebrochen. Sie sind kaum weg, als es auch schon an der Tür klingelt.
„Mom, was ... was macht ihr denn alle hier?" fragt Jarod fassungslos, als er sieht, daß seine ganze Familie vor der Tür steht. „Willst du uns nicht reinlassen? Jarod, heute ist doch euer Hochzeitstag, oder irre ich mich?" Sie gibt ihrem Sohn einen schnellen Kuß in sein erstauntes Gesicht. „Hochzeitstag?" stammelt Jarod verwirrt. „Hochzeitstag!" bekräftigt Ben, der gerade an ihm vorbeigeht. „Hallo Ben." sagt Broots und sieht überhaupt nicht überrascht aus. „Los Junge, hilf uns mal." ruft der Major vom Auto aus. „Na, nun, Bruderherz! Du mußt uns schon noch ein wenig helfen." sagt Emily und schiebt ihn zur Tür hinaus. „Dad, ihr ... ihr seid." „Verrückt Sohn?" „Nein, ihr seid wunderbar." Lachend umarmt er seinen Vater und greift dann kräftig mit zu. Sie schmücken das Haus und den Garten, wo die Trauung stattfinden soll. „Aber das Essen, der Priester." fragt Jarod. „Ist alles organisiert. Du mußt nur noch rasch den Smoking anprobieren." antwortet seine Mutter und nimmt ihn mit nach oben. „Wenn er nicht paßt, mußt du mit Ethan noch mal los." Einige Minuten vergehen, bevor er wieder herauskommt. Margreth lacht laut los, weil er die Smoking-Jacke über sein T-Shirt und die Jeans gezogen hat. „Du siehst fabelhaft aus. Aber jetzt zieh dich bitte richtig an."
„Sie kommen!" schallt es in dem Moment von unten. „Geh schon und mach dich fertig. In etwa einer Stunde geht´s los." Sie schiebt Jarod in sein Zimmer zurück und geht dann rasch nach unten. „Was ist denn hier los?" ruft Ms. Parker genauso fassungslos wie vorher Jarod. „Es ist doch heute dein Hochzeitstag." antwortet Debbie. Genauso perplex wie vorher Jarod fragt jetzt auch sie „Hochzeitstag?" „Ja, Liebes. Ihr wolltet doch heute heiraten, oder?" Ben geht lachend auf sie zu und nimmt ihr Mickie ab. „Aber... aber" „Kein aber! Jetzt geh erst mal rasch nach oben und zieh dich um. Margreth hat alles bereit gelegt und wartet auf dich." Er gibt ihr einen raschen Kuß und schiebt sie Margreth in die Arme. „Na komm, Callie. Wir haben nicht viel Zeit." Margreth hakt sich bei ihr ein und geht mit ihr nach oben. In ihrem Zimmer angekommen sinkt sie noch immer völlig fassungslos auf´s Bett. Margreth geht zum Schrank und entfernt die Hülle von einem wunderschönen Kleid.
„Das ist..." „Ja, Callie, das ist das Hochzeitskleid deiner Mutter und auch meines." Ms. Parker schaut sie verwirrt an. „Wieso habt ihr dasselbe Kleid gehabt?" Margreth geht mit dem Kleid zu ihr rüber, legt es ihr in den Schoß und sagt dann leise. „Catherine war meine Adoptivschwester. Ich... ich vermisse sie so sehr. Dieses Kleid ist von unserer Mutter." „Deine Adoptivschwester?" „Ja, meinen Eltern wurde immer gesagt, sie könnten keine Kinder bekommen. Daher haben sie nach langen Kämpfen Catherine adoptiert. Und dann kam ich doch noch völlig unerwartet. Es war so wundervoll sie zur Schwester zu haben." berichtet ihr Margreth jetzt leise und mit Tränen in den Augen. „Das wußte ich nicht, Mom. Ich weiß so wenig von ihr." sagt Ms. Parker leise. „Das weiß nicht einmal Jarod, Liebes. – Ich erzähle euch später alles. Jetzt müssen wir erst mal weitermachen. Ich habe das Kleid etwas weiter gemacht, denn die Kleine nimmt ja doch schon etwas mehr Raum ein." Leise lächelnd berührt sie Ms. Parkers Bauch, der inzwischen einige sanfte Rundungen aufweist. Ms. Parker legt ihre Hand auf die von Margreth und zieht sie mit der anderen Hand zu sich heran. „Ich danke dir. Es ist, als hätte ich wieder eine Mutter, die ich so lange vermißt habe. Danke!" Sie wischen sich gegenseitig ein paar Tränen von den Wangen. „Na los. Zieh dich um, ich bin draußen und warte auf dich." Damit geht sie auf den Gang hinaus, wo der Major und Jarod auf sie warten.
„Alles okay, Mom?" fragt Jarod, als er ihre feuchten Augen bemerkt. „Ja, Jarod. Ich freu mich einfach nur so sehr." Sie legt ihm eine Hand an die Wange und sagt dann leise „Werdet glücklich miteinander." „Ich verspreche dir, mein Bestes zu tun." antwortet er ihr mit belegter Stimme. „Also dann los jetzt ihr beiden, runter mit euch. Wir Frauen kommen in ein paar Minuten nach. Ach ja und schickt Mickie und Debbie mal zu mir." „Ay, ay Mam." sagt der Major schmunzelnd und geht mit Jarod hinunter. „Grandma? Wann geht´s denn endlich los?" ruft Mickie schon ungeduldig von unten. Er und Debbie kommen die Treppe hoch geflitzt. „Hallo, ihr beiden. Ich habe eine Aufgabe für euch. Ihr geht ein paar Schritte vor Callie her und streut ein paar Blümchen. okay?" „Oh ja. Ich wollte immer schon mal Blumenmädchen sein." strahlt Debbie. „Na wenn´s sein muß." mault der Junge nicht gerade begeistert. Margreth gibt jedem einen kleinen Korb mit Blüten, als sich die Tür öffnet. „Kannst du mir mal bitte helfen, Mom?" bittet Ms. Parker. „Natürlich gerne." Margreth betritt den Raum und bleibt wie erstarrt stehen. Sie schluckt, räuspert sich ein paar Mal, bevor sie flüstert „Du siehst wunderbar aus. Du siehst aus, wie sie." „Ich kriege den Reißverschluß nicht zu." stöhnt Ms. Parker. Margreth zieht ihn zu und sagt nun auch zu ihr „Werdet glücklich, Callie." Ihr leises „Ja" ist ein Versprechen für die Zukunft. Hand in Hand gehen sie hinaus. „Booah, du siehst wunderschön aus, Mom! Da wird Dad staunen." Sie beugt sich zu Mickie hinunter und gibt ihm einen Kuß. „Danke Mickie. Wollen wir?"
„Warte noch einen Moment, damit die anderen und auch ich an unsere Plätze gehen können." Damit geht sie hinunter und gibt den anderen das Startsignal. „Callie, du bist die schönste Braut, die ich je gesehen habe." sagt ihr Debbie während sie zusammen warten. „Wieviel hast du denn schon gesehen?" fragt Ms. Parker schmunzelnd. „Nun ja, eigentlich bist du die erste." Beide lachen laut los. Als von unten der Hochzeitsmarsch erklingt, gehen sie langsam los. Am Fuß der Treppe wartet Ben, der sie stolz zum Altar führt. Nachdem Mickie seine Blüten alle verstreut hat, läuft er zu Margreth, die ihn auf den Arm nimmt. Am Altar warten der Priester, Sydney als Jarods Trauzeuge, Ethan als Ms. Parkers Trauzeuge und natürlich Jarod. Alle atmen bewundernd tief durch, als sie hereinkommt.
Dann beginnt die Zeremonie mit „Wir haben uns heute hier versammelt um diesen Mann und diese Frau in den Bund der Ehe zu führen..." ...
„Du darfst die Braut jetzt küssen, Jarod." lächelt der Priester zum Abschluß. Alle stehen auf, während sich Jarod zu Ms. Parker (Verzeihung Mrs. Jarod Russell) umdreht. Langsam, unendlich langsam bewegen sie sich aufeinander zu. „Nun mach schon Dad. Ihr könnt das doch sonst auch schneller." ruft Mickie laut und läuft im selben Moment nach vorne. Alle lachen laut los, auch die beiden ganz vorne. Schnell geben sie sich einen kurzen aber intensiven Kuß, da ist der Junge auch schon bei ihnen. Jarod nimmt ihn auf den Arm und gibt ihm einen dicken Kuß. Auch Callie beugt sich zu ihm rüber, erstarrt aber mitten in der Bewegung. „Was ist los Callie?" fragt Jarod, während ein Lächeln über ihr Gesicht geht.
Sie zieht seine Hand auf ihren Bauch. Jetzt spürt er es auch. Die ersten Bewegungen seiner Tochter. „Was ist Dad?" fragt Mickie, als er sieht, daß beide Tränen in den Augen haben. Jarod stellt den Jungen hin und nimmt seine Hand, legt sie auf Callies Bauch. „Das ist deine kleine Schwester da drin, Mickie. Sag hallo zu ihr." Der legt seinen Kopf auf den Bauch seiner Mutter und gibt ihm einen Kuß. „Hallo Catherine Faith. Ich freu mich schon auf dich." wispert er dann und strahlt vor Freude. „Woher weiß er das nun schon wieder?" fragt Jarod verblüfft seine Frau. „Er ist eben ein Genie, Schatz. Und jetzt los, laßt uns endlich feiern." Damit bricht der große Jubel und eine Glückwunsch-Arie aus.
„Auf uns alle, auf die Familie und alle Freunde!" rufen sie sich zu.
- The End –
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