Gut eine Woche nach dem ersten Zusammentreffen von Yohji und Ken, hatte Nanami das untrügliche Gefühl, das ihr braunhaariger Schützling den Playboy vermisste.

Genau konnte sie sich dieses Gefühl zwar nicht erklären, aber es schien wirklich so zu sein, denn Ken stand häufig am Fenster und starrte in die Ferne, als würde er auf jemanden warten.

Das hatte er vorher noch nie getan.

Aber Ken war ja schließlich nicht taub, so hatte er sicher verstanden, dass Yohji gesagt hatte, dass sie sich nocheinmal sehen würden.

Und vielleicht war es ja wirklich so wie sie es vermutete, dass Ken auf Yohji wartete.

Sie spielte schon seit dem Vortag mit dem Gedanken, den Detektiv einfach anzurufen und ihn zu bitten herzukommen.

Doch sie war sich nicht ganz sicher, ob das wirklich eine gute Idee war, oder, ob ein weiteres Treffen Ken noch mehr aus der Bahn werfen würde.


Als bereits ein weiterer Tag vorüber war, Ken wich nur für den Gang zur Toilette, zu den Mahlzeiten und nachts zum Schlafen vom Fenster, war Nanami - mit dem Einverständnis ihrer Eltern - so weit, Yohji tatsächlich anzurufen, um ihn zu bitten her zu kommen.

Es dauerte eine Weile, bis sie ihn endlich erreichte und er klang am Telefon sehr verschlafen, als er sich endlich meldete.

"Nanami", wollte er grummelig wissen.

"Warum rufst du so früh schon an? Ich habe geschlafen."

"Hast du schon mal auf eine Uhr gesehen? Es ist bereits Mittag. Jeder normale Mensch ist um diese Zeit schon wach.", sagte sie lachend.
Sie kannte sein Laster, lange zu Schlafen, nur zu gut.

"Ok, Ok. Was gibt es denn so Wichtiges?", wollte er dann wissen.

"Es mag vielleicht komisch klingen, aber könntest du für ein paar Stunden vorbei kommen? Ich glaube Ken vermisst dich.", erwiderte sie leicht zögerlich.

"Was? Wieso denn? Er hat mich doch erst einmal getroffen.", stellte der Detektiv verblüfft fest.

"Ich weiß, aber eine andere Erklärung für sein Verhalten finde ich nicht. Meine Eltern übrigens auch nicht. Also dachte ich, vielleicht würde es helfen, wenn du herkommst. Außerdem hast du es ihm versprochen. Er ist stumm, nicht taub."

Einen Moment war Stille in der Leitung, dann...

"In Ordnung, ich komme in etwa einer Stunde vorbei. Früher schaffe ich es aber nicht."

Nanami stellte irritiert fest, dass Yohji sowohl überrascht, als auch erfreut klang.
Es schien ganz so, als würde er sich in gewisser Weise auf ein Widersehen mit Ken freuen.

"Danke, nett von dir. Du tust uns damit einen großen Gefallen. Bis gleich.", verabschiedete sie sich und legte dann auf.

Bei sich im Appartement stand Yohji eine Weile regungslos neben dem Telefon.

Eine ungewöhnliche Bitte, aber vielleicht würde es Ken wirklich helfen.
Nur war ihm nicht ganz klar, warum er so eine große Rolle zu spielen schien...

Aber egal. Er freute sich mit einem Mal richtig darauf Ken wieder zu sehen.

Ein Gefühl der freudigen Erwartung durchströmte ihn und ließ seine Lebensgeister erwachen.
Grinsend verschwand er unter der Dusche.

Wenig später war er fertig angezogen und schon auf dem Weg zum Auto, als ihm etwas einfiel.

Warum nicht? Vielleicht wäre es eine gute Idee.
So fuhr er noch einen kleinen Umweg, um Ken eine Kleinigkeit zu besorgen.


Nanami wartete derweil schon ungeduldig zu Hause.
Dann ging sie zu Ken und beschloss ihm zu sagen, dass der Detektiv kommen würde.
Sie war ehrlich gespannt auf die Reaktion ihres Schützlings.

"Ken?", rief sie ihn. Und tatsächlich drehte er sich um und sah in ihre Richtung, auch wenn es wirkte als sehe er an ihr vorbei.

"Ich wollte dir noch sagen, dass Yohji gleich vorbei kommt. Vielleicht freust du dich ja ihn wieder zu sehen."

Und mit einem Mal fokussierte sich der Blick des jungen Mannes ein wenig mehr und er schien sie jetzt wirklich anzusehen.

Vergnügt und erfreut beobachtete sie seine Reaktion.
Das war wirklich faszinierend.
Ausgerechnet Yohji - sie konnte es immer noch nicht glauben - war zu Ken durchgedrungen.

So wartete sie gespannt auf dessen Ankunft, da es sie sehr interessierte zu sehen, wie sich das erneute Zusammentreffen der beiden jungen Männer gestalten würde.

Wenig später erreichte Yohji das Haus von Nanamis Familie und parkte in der Einfahrt.

Mit einer Mischung aus Nervosität und Neugier trat er an die Haustür und betätigte die Klingel.

Zu seiner Überraschung wurde die Tür fast sofort aufgerissen und er wurde überschwänglich von Nanami-chan begrüßt.

"Da bist du ja! Ken wird sich sicher freuen."

"Wie kannst du da so sicher sein? Er kennt mich kaum."

Sie zuckte nur mit den Schultern. "Du wirst ja sehen.", meinte sie dann und schob ihn ins Wohnzimmer.

"Ken.", machte die junge Frau den Mann auf dem Sofa aufmerksam.
"Yohji ist da."

Was nun geschah überraschte sie alle gleichermaßen.
Ken stand auf und machte einige zögerliche Schritte auf den jungen Privatdetektiv zu.
Dann hielt er plötzlich seine Arme auf und sah Yohji mehr oder weniger flehend an, soweit man das eben in seinen Augen erkennen konnte.

Yohji - erfreut über diese Reaktion - trat lächelnd auf Ken zu und schloss ihn in seine Arme.
"Hi, Ken.", begrüßte er ihn freundlich.

Im Inneren Yohjis machte sich ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit breit.
Wie es schien hatte der junge Mann in seinen Armen ihn wirklich vermisst.

"Du hattest recht Nami-chan.", bemerkte er verwundert, während er Ken immer noch im Arm hielt, da dieser scheinbar nicht loslassen wollte.

Sie nickte nur. "Ich denke, du bist seit langem die erste Person, auf die er eine tiefere Reaktion gezeigt hat."

Yohji nickte verstehend und machte sich vorsichtig von Ken los.
Dieser hob darauf hin den Kopf und blickte Yohji in die Augen.

Er sah ihn wirklich an. Sein Blick wirkte weder leer noch ausdruckslos.
Nanami schlug erstaunt die Hände vors Gesicht, dann lachte sie erleichtert.

"Sie dir das an, Yohji. Er sieht dir in die Augen. Ich meine, er sieht wirklich dich an.", brachte sie freudig und fassungslos zugleich hervor.

Der Detektiv grinste und strich Ken eine Strähne braunen Haars aus dem Gesicht. Dann drehte er sich zu Nanami.

"Er scheint mich zu mögen, meinst du nicht?"

Nami-chan nickte und sah ihn dann streng an.

"Ab sofort wirst du öfter herkommen, klar? Ken scheint dir zu vertrauen und dich ehrlich zu mögen. Also enttäusche ihn nicht, sonst wird er noch rückfällig."

Irritiert sah Yohji seine Freundin an.
Das klang fast wie eine Drohung.

"War das eine Drohung Nami-chan?", wollte er lächelnd wissen.

"Ja.", erwiderte sie einfach.

Yohji lachte.


Eine Weile später saßen sie zu Dritt im Wohnzimmer bei Kaffee und Kuchen.

Yohji hatte die Aufgabe übernommen Ken beim Essen zu helfen, also mit anderen Worten ihn zu füttern und war, zu Nanamis Freude, mit Eifer bei der Sache.

"Du machst das ziemlich gut, Yohji-kun.", bemerkte sie nach einigen Minuten lächelnd.

Angesprochener grinste nur und schob Ken eine weiteres Stück Kuchen in den Mund.

"Es macht auch irgendwie Spaß. Ein ungewöhnliches Gefühl.", erwiderte er schließlich.

Sie nickte nur und sah weiter zu.

Plötzlich merkte der Langhaarige auf.

"Da fällt mir ein, ich habe ihm etwas mitgebracht. Ich hoffe er freut sich darüber." "So? Was denn?"

Der Detektiv kramte einen Moment in seiner Jackentasche und zog dann zwei Karten hervor.
Neugierig und fragend sah ihm Nanami dabei zu.

"Und, was ist es?", wollte sie schließlich ungeduldig wissen.

"Karten für ein Freundschaftsspiel der japanischen und koreanischen Fußballmannschaft.", verkündete der junge Mann fröhlich. (1)
"Ich dachte, ich könnte mit ihm hingehen. Es gefällt ihm sicher."

Die junge Frau war begeistert.
"Wunderbar Yohji, das ist eine gute Idee. Natürlich wird er sich freuen. Zeig sie ihm mal."

So hielt Yohji dem Kleineren eine der Karten hin und wartete gespannt auf eine Reaktion.

Der jüngere nahm die Karte zögerlich in die Hand und betrachtete sie eingehend.
Nanami und Yohji warteten unterdessen gespannt, bis Ken gelesen hatte um was es sich handelte.

Mit einem strahlenden Lächeln sah Ken schließlich auf und sah immer wieder zwischen Yohji und der Karte in seiner Hand hin und her.
Dann umarmte er Yohji dankbar und wollte gar nicht mehr loslassen.

Yohji lächelte erfreut und Nanami konnte ein glückliches Kreischen nicht unterdrücken.
Dann sagte sie etwas, dass Yohji zum Nachdenken brachte.

"Ihr seid so niedlich zusammen. Als wäret ihr füreinander geschaffen."

TBC

(1) Ich habe keine Ahnung, ob es so was gibt+auf künstlerische Freiheit deut+g+

A/N: Und? Gefällt´s euch? Oder nicht? Nur einen ganz kleinen Kommi...auf Button deut ...müsst nur anklicken

svea-chan