IRastlosigkeit
I amar prestar aen.
Han mathon ne nen.
Han mathon ne chae.
A han nothon ned wilith.
Tiefe Nacht lag über den Wäldern Mittelerdes. Die Spitzen der Nebelberge ragten in den dunklen Nachthimmel. Über dem Wald von Fangorn lag dichter Nebel. Noch war es zu früh, um an Aufwachen zu denken. Es schien, als hätten sich sogar die Wächter der Nacht zurückgezogen. Und doch konnte ich einfach nicht schlafen. Seit Tagen quälte ich mich in der Nacht, an Schlaf war kaum zu denken. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und verließ mein Lager.
Sobald die Sonne aufging, würde ich wieder losziehen. Dieses Mal sollte mich mein Weg nach Gondor führen, in das Land der alten Könige. Ich wollte die weiße Stadt Minas Tirith besuchen und den Menschen dort meine Hilfe anbieten.
Gerade erst war ich aus Bruchtal zurückgekehrt. Elbenfürst Elrond hatte mich lange Zeit bei sich wohnen lassen und wir hatten lange Gespräche geführt – nicht zum ersten Mal ging das Gerücht in Mittelerde herum, dass der Ring der Macht gefunden worden sei. Ich spürte die Veränderung in mir, die heraufzog; ein Besuch in Gondor, dem Land, dass dem schwarzen Land Mordor am nächsten lag, war überfällig.
Ich stieg die geschwungenen Treppen der Elbenstadt Calas Galadhon hinab. Seit jeher war die Welt der Waldelben von Lórien meine Heimat; meine Schwester Galadriel war die Königin der Elben. Mir selbst war die Macht gegeben worden, zu heilen; unbekannte Heilkräfte schlummerten in mir und ich spielte nicht zum ersten Mal mit dem Gedanken, den Völkern Mittelerdes meine Heilkräfte zur Verfügung zu stellen. Es würden Zeiten kommen, in denen sie gebraucht würden; ich wollte nicht einfach am Rande stehen und zusehen, wenn es darum ging, die Freiheit Mittelerdes zu erkämpfen. Die Zeit der Elben ging zu Ende und ich hatte nicht die Absicht, meiner Schwester und meinem Volk in die Unsterblichen Lande zu folgen; jedenfalls noch nicht.
Ich erreichte den Eingang zur Baumstadt Calas Galadhon; mein Pferd Elenath graste zufrieden und ruhig am Rande der Stadt zwischen den anderen Pferden. Als es mich sah, schnaubte die Stute zur Begrüßung und rieb ihren Kopf an meinen Schultern.
„Ach, Elenath, was ist bloß mit mir los? Ich komme einfach nicht mehr zur Ruhe!"
Mein Pferd senkte den Kopf und ließ sich kraulen. Im Westen wurde der Himmel langsam heller und die Grenzen zum Land Rohan waren zu erkennen. Ich redete leise mit meinem Pferd in der Sprache meines Volkes; als die Sonne über dem Wald von Fangorn aufging, holte ich schließlich Sattel und Zaumzeug. Es wurde Zeit.
Noch ein letztes Mal ging ich die geschwungene Treppe hinauf zu Galadriels Räumen. Sie erwartete mich bereits; auch ihr Ehemann Celeborn empfing mich.
„Dann ist es also wieder so weit", sagte Galadriel, „und du verlässt uns. Wann kommst du wieder, Belen?"
„Ich weiß es nicht", sagte ich. „Ich werde kommen, wenn es nötig ist. Die Menschen brauchen unsere Hilfe, Galadriel. Wir dürfen nicht länger warten. Ich kann schon nicht mehr schlafen, dunkle Zeiten kommen auf uns zu."
„Eure Gefühle haben Euch noch nie irregeleitet, Belen", sagte Celeborn. „Könnt Ihr sagen, was uns erwartet?"
„Nein, dafür ist es noch zu früh", erwiderte ich. „Ihr werdet es wissen, wenn die Zeit reif ist. Soll ich Denethor, dem Truchsess von Gondor, eine Nachricht bringen?"
„Das überlassen wir dir", sagte Galadriel. „Die Menschen werden dich brauchen, Beleth. Es ist die richtige Entscheidung, nach Gondor zu gehen. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt. Ich vermisse dich jetzt schon!"
Wir umarmten uns und ich sagte: „Ich werde euch auch vermissen. Es tut mir leid, dass ich nicht länger bleiben kann, aber du hast Recht, meine Fähigkeiten werden gebraucht. Ich werde den Menschen helfen, Mittelerde zu schützen; es wird nötig sein. Bis bald, Schwester."
„Bis bald", sagte Galadriel. „Möge dein Weg dich bald wieder hier her führen. Ich warte auf dich, Belen."
Wir umarmten uns noch ein Mal. Dann begleiteten Galadriel und Celeborn mich zu Elenath und ich schwang mich auf den Rücken meines Pferdes.
„Noro lin, Elenath", flüsterte ich der Stute in die Ohren. „Noro lin."
Mit einem Wiehern verabschiedete sich Elenath von den Elbenpferden und dann jagte sie los – Richtung Süden, in das Land der alten Könige.
