Von Elben und Menschen III: Von scheiternden Plänen und schwelendem Zorn
„In Schwierigkeiten geraten." Wie oft schon waren wohl König Thranduil diese Worte in Bezug auf Legolas in der einen oder andern Form rapportiert worden? „In Schwierigkeiten geraten." Es war dies eine Formel, die Sachverhalte wie „Unglückliche Begegnung mit zuviel (für den König selbst reservierten) dorwinianischen Wein"; „Kräfteüberschätzung bei einer Begegnung mit Düsterwaldspinnen" oder ein „Nicht pünktlich von einer Patrouille zurückkehren" auf den Punkt brachte und Thranduil jeweils dazu veranlasste, väterlich sorgenvoll zu seufzen und – je nach Laune – gestreng Einzelheiten zu erfragen oder gequält abzuwinken, wenn man ihm jene liefern wollte.
Einmal, so erinnerte sich Legolas, hatte er Ferêryn gefragt, weshalb wohl jener Euphemismus „in Schwierigkeiten geraten" so oft im Zusammenhang mit seinem Namen genannt wurde, während „Ferêryn", „Gailgaloth" und „Beldàuil" so viel seltener in jener Kombination erklangen. Ferêryn hatte die Stirn in Falten gelegt und eine grosse Show daraus gemacht, angestrengt nachzudenken, bevor er mit ernsthafter Miene verkündete, dass dies wohl ein Geburtsstigma sei. Genauso wie er eben mit dem Geburtsstigma der Eloquenz, der Fähigkeit, Wissen zu sammeln und überhaupt, mit dem von vorzüglichem Aussehen auf die Welt gekommen sei, sei das Stigma von Legolas eben gewesen, dass… Legolas hatte säuerlich gelächelt und die Sache auf sich beruhen lassen, während Ferêryn grinsend fortfuhr, die Liste seiner „Geburtsstigmas" vorzutragen.
Geburtsstigma oder nicht, es liess sich nicht leugnen, dass Legolas erneut in Schwierigkeiten geraten war, an jenem Morgen, als der Zug der Menschen von Seestadt durch den Düsterwald von Beldàuil und seiner Patrouille gestoppt worden war, Schwierigkeiten, die in dem Augenblick einsetzten, als er des ersten Orks ansichtig wurde, sich verdoppelten, als die Screekers auftauchten und in jenem Augenblick ein fast beängstigendes Ausmass annahmen, als er mit einem wohlüberlegten Pfeilschuss einen der Screekers an die Brust dessen Orks spiesste, den er vom Gebaren her für den Anführer dieser den Düsterwald verpestenden Kreaturen hielt, um seinen Bruder und dessen Begleiter zu warnen.
Nicht dass der Gedanke an seine so jäh aufgetauchten Probleme ihn ängstigte: Legolas, der sich sehr selten Gedanken machte über eine mögliche Niederlage seinerseits in allem, was körperliche Gewandtheit oder kämpferische Fähigkeiten erforderte, und noch weniger darüber, was die Konsequenz einer solchen sein würde, war ruhig und gelassen und dennoch hellwach und angespannt, ganz so, wie die Situation es erforderte. Das einzige Gefühl, das im Augenblick in seinen Gedanken auftauchte, war eine milde Irritation darüber, dass er schon wieder eben „in Schwierigkeiten" geraten war, ganz ohne eigenes Zutun, und die Idee, einem „Geburtsstigma", das auf ihm lastete, dafür die Schuld zu geben, schien ihm – zum allerersten Mal – vage einladend zu sein.
Diese Erinnerungsfetzen tauchten in seinem Bewusstsein auf wie nach Luft schnappende Fische in einem Teich, die dessen Oberfläche wenig rühren, und kaum war er sich ihrer bewusst, denn Legolas hatte sich, ähnlich dem Bruder, der sich mit ihm in dieser gefährlichen Situation befand, eine Strategie angeeignet, die ihm half, Krisen jeglicher Art zu meistern; und jene liess sich auf ein einziges Wort zurückführen, das „Fokussieren" lautete.
„Fokussieren", das bedeutete, dass man sich zuerst überlegte, welches Ziel, welchen Sieg man mehr als alle andern erringen wollte, sei es in privaten Belangen, einer Auseinandersetzung, oder gar einer Schlacht, um dann alle anderen Wünsche und Pläne zu ignorieren, bis man jenes erreicht hatte. „Fokussieren", das bedeutete weiterhin, dass man sich dann auf jeden einzelnen der Teilschritte konzentrierte, die man gehen musste, um jenes erstrebenswerte Ziel zu erreichen, das man sich gesetzt hatte, mit allen Sinnen und von ganzem Herzen.
Taten dies nicht auch die jagenden Wölfe, dass sie ein Tier aus einer gehetzten Herde Wild zu ihrem Opfer auserkoren und alle andern ignorierten? Wohl wussten sie, dass eine Aufspaltung ihrer Kräfte an verschiedenes Jagdwild sie nur zu leicht um ihre Beute bringen würde! Brachte nicht jener Jäger, der bald diese, bald jene Spur eines Wildes verfolgte, selten Beute nach Hause? Verlor nicht derjenige Krieger schon vor Beginn der Schlacht der Mut, der sich auf eine Vielzahl seiner Feinde zugleich konzentriert und ihre Überzahl auf sich einwirken lässt?
Nun, heute hatte Legolas keinerlei Schwierigkeiten, ein Ziel zu wählen, das er mehr als alle andern zu erreichen gedachte, und es war dies, Beldàuil und seine Begleiter vor all den ihnen drohenden Gefahren zu warnen. Die Gelegenheit dazu bot sich ihm fast ebenso mühelos, als einer der Screekers das Unglück hatte, vor einem besonders breitschultrigen Orks vorbeizuflattern, der sich gerade umgedreht hatte, um das Vorrücken seiner Begleiter zu beobachten, und somit zeitgleich mit diesem in Legolas´ Schusslinie zu geraten.
Gleich einem hässlichen Geschwür, so schien er gleich darauf aus der Brust des Orks zu wachsen, von einem Pfeil Legolas´ durchbohrt und darauf festgenagelt, und sein rauer, krächzender Todesschrei war sicherlich Warnung genug für jeglichen Elb (und auch jeden schlecht hörenden Menschen) im Umkreis von einigen Pfeilschussweiten.
Nun, das war aber auch alles, was in jener Situation ohne Schwierigkeiten und wunschgemäss ablief, denn in all seinen Berechnungen des vorliegenden Szenarios hatte Legolas die Reaktion der Screekers ausser acht gelassen (um Thranduils Höhlenpalast trieben sie sich selten herum), und dies war eine Nachlässigkeit seinerseits, die er unmittelbar bereuen würde.
Die erste Warnung diesbezüglich erhielt er in Form einer blutigen Schnarre oberhalb seines rechten Auges, gerissen von der Klaue eines lautlos, aber mit weit aufgerissenen Schnabel auf ihn eindringenden Screekers, und obwohl jene nicht besonders schmerzhaft war, wurde sie doch gefährlich durch das Blut, das reichlich aus ihr floss und über sein Gesicht tropfte und seinen Blick verschleierte.
Die zweite, dritte, vierte und fünfte Warnung erhielt er in Form von weiteren Schnabel- und Klauenhieben gegen seinen Oberkörper (Glücklicherweise durchdrangen sie nicht das Gewebe seiner Kleidung), seinen Kopf und seine Hände, die er schützend hochgerissen hatte, von einer Handvoll Screekers, die sich wohl im Geäst desselben Baumes niedergelassen hatten, auf dem er sich selbst aufhielt, und die ihn jetzt, scheinbar durch den Tod ihres Artgenossen aufgereizt, zornig und ohne zu zögern angriffen.
Jetzt begannen die Screekers auch zu schreien, in schrecklich unharmonischen Dissonanzen, und das letzte, was Legolas neben diesen ohrenbetäubenden Lauten hörte, war das dumpfe Geräusch, mit dem sein Bogen, den er instinktiv fallen gelassen hatte, um die wütendsten Angriffe auf sein Gesicht abzuwehren, erst gegen einige Äste prallte und dann zu Boden schlug.
Nun, man konnte also wahrhaft sagen, dass Legolas´ Schwierigkeiten zu dem Zeitpunkt begannen, an dem er aufhörte, zu „fokussieren", weil dies eben ein Ding der Unmöglichkeit war, sah man sich mindestens fünf klauenbewehrten und mit spitzen Schnäbel versehenen Feinden gegenüber, die alle zeitgleich angriffen, selbst wenn man nicht halb geblendet vom eigenen Blut ist, und jeglichen Gedanken daran zerfetzten die Screekers gleichsam wie die Haut ihres Opfers.
Legolas wusste später nicht genau zu sagen, wie er auf die Idee gekommen war, sich aus dem Baum auf den Boden fallen zu lassen, in der Hoffnung, dass ihm die plumpen Vögel dahin nicht folgen würden, da jene nicht viel Aussicht auf Erfolg aufwies, doch er tat es – und für einmal war das Glück ihm gewogen, denn ausser einem hartnäckigen Altvogel, der ihm folgte, liessen die andern Biester, gänzlich wider seinem Erwarten, von ihm ab.
Natürlich wäre es ein leichtes für sie gewesen, Legolas zu folgen, doch wurden sie, zu dessen Glück, plötzlich abgelenkt, und diese Ablenkung bestand wohl in den Rufen ihrer Artgenossen, die sich der Leiche des als ersten gefallenen Orks (und auch derer des Screekers) annahmen und sich futterneidisch um die besten Stücke daraus stritten, Rufe, die auch in Legolas' Angreifer die Frassgier erweckten und sie von ihrem noch zu lebendigen Opfer ablassen liess.
Es ist nicht unbekannt, dass Vögel Menschen (oder Elben, obwohl dies seltener vorkommt) angreifen und versuchen, ihnen mit ihren Schnäbeln oder Klauen das Gesicht zu zerkratzen oder die Augen auszustechen, doch beruht dies meist darauf, dass jene einem Gelege oder hilflosen Jungvögeln zu nahe gekommen sind, so dass die attackierenden Tiere nichts weiter tun als ihre Brut zu verteidigen, und niemand kann ihnen deshalb Bosheit, Arglist oder Blutgier unterstellen.
Dass nun, unmittelbar nach der Tötung ihres Artgenossen, einige der Screekers kreischend und flügelschlagend über ihn herfielen, sprach deutlich vom verderblichen Einfluss, den ihre Verbindung mit den Orks auf sie ausgeübt hatte, reihte sie nahtlos ein in die Scharen der schwarzen Kreaturen, die den Düsterwald seit Dol Guldur heimsuchten und unterschied sie deutlich von all den andern Vogelarten, wie Legolas sie kannte.
Obwohl dieses plötzliche Nachlassen ihres Angriffs unerwartet kam wie ein Wetterumschwung im Gebirge, gehörte Legolas nicht zu jener Sorte, die zu lange über solche unverhofften Wunder nachzudenken pflegten, und das war auch gut so.
Kaum hatte er sich des letzten hartnäckigen Screekers entledigt (Das Messer, das er dazu benutzte, hatte er noch fast im Fallen gezogen) und sicheren Stand gewonnen, da hörte er auch schon die Schreie der sterbenden Orks, die von seinem Bruder und dessen Freunde gefällt worden waren, und sah sich, fast ebenso plötzlich, jenen zwei fliehenden Orks gegenüber, die dem Blutvergiessen entgangen waren, aber noch nicht genug Distanz zu den Elben gewonnen hatten.
Obwohl Legolas seine Umgebung noch immer nur durch einen rötlichen Schleier sah, hatte er doch keine Mühe, sich des ersten dieser Ungetüme, die jetzt mehr an Flucht als an ihre Verteidigung dachten, durch einen gezielten Wurf seines Messers in dessen Halsbeuge zu entledigen, und auch der zweite bereitete ihm wenig Mühe, obwohl Legolas ihm waffenlos gegenüberstand.
Es war ihm eins, seinen Bogen, der nur wenige Fuss neben ihm lag, zu ergreifen, ihn speerartig in die Höhe zu heben und ihn dem Ork (der ihm, indem er gegen Legolas anrannte, ein Krummschwert drohend erhoben, die Sache eigentlich sehr leicht machte), die die Sehne haltende Spitze voran, ebenso in den Hals zu rammen, wie er dies mit einem Messer in den Hals des ersten Orks getan hatte.
Es folgte ein äusserst unangenehmer Laut von der Seite des Orks, halb Röcheln, halb Gurgeln, und ein noch unangenehmerer des Bogens (wenigstens in Legolas´ Ohren, der seinen Bogen sehr geschätzt hatte), als die Spitze des zur Waffe zweckentfremdeten Holzes brach, doch dann stürzte der Ork kaum eine Armlänge vor ihm zu Boden, zuckte ein- zweimal und verstummte.
Legolas sah auf ihn nieder. Für einen Augenblick verschwamm die Leiche des Orks vor seinen Augen, was in diesem Fall wenig mit dem Blut zu tun hatte, dass jetzt endlich in der Wunde über seinem Auge zu stocken begann, sondern vielmehr mit den Erleichterungswogen und Triumphgefühlen, die ihn durchfluteten, nachdem er all seine Schwierigkeiten so einfach überwunden hatte, und jähe Übelkeit in seinem Magen zwang ihn, innezuhalten und ein, zweimal tief einzuatmen, was aber die Übelkeit nur verstärkte, weil er dabei etwas Blut schluckte, von dem ihm nicht bewusst gewesen war, dass er es im Munde hatte.
„Legolas!" Es war kein fragender Ruf, und auch kein ängstlicher, der ihn den Kopf hochreissen und seine Uebelkeit vergessen liess, sondern ein fordernder, befehlender, der implizierte, dass er da zu sein hatte, zu antworten hatte, und er kam von Beldàuil, der sein Pferd zu ihm herangesprengt hatte, um neben ihm aus dem Sattel zu rutschen und ihn mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck zu mustern.
Legolas hätte jetzt gerne etwas gesagt, um seine (und wohl auch die seines Bruders) noch immer angespannten Nerven zu beruhigen, etwas in der Richtung: „Na, Beldàuil, da siehst du mal, wozu kleine Brüder alles gut sein können!" oder auch nur: „Mach dir keine Sorgen! Ich habe nur einige Schrammen abbekommen, die schlimmer aussehen als sie sind!" Doch zuvor, da musste er noch etwas Blut ausspucken (wie viel hatte er davon eigentlich geschluckt?), und als er seine Stimme endlich wieder fand, da war es zu spät dazu, denn Beldàuil hatte ihn am Arm gepackt (so heftig, dass es schmerzte) und schüttelte ihn, wobei er auf die Wunde über Legolas' rechtem Auge starrte.
Die Stimme seines Bruders war heiser vor Zorn, als er (seine Worte durch weiteres Schütteln unterstützend) zischte: „Was hast du dir bloss dabei gedacht, dich alleine in den Rücken der Orks fallen zu lassen? Hältst du dich für unverwundbar, für geschützt gegen die Pfeile, Armbrustbolzen, Speere oder Schwerter der schwarzen Pest?"
Legolas war zu verblüfft ob diesem unerwarteten Zornausbruches seines Bruders, sich zu wehren, und aufgrund der rauen Behandlung, die dieser ihm angedeihen liess, schlugen seine Zähne klackend aufeinander – was es ihm schwierig machte, etwas zu seiner Verteidigung zu sagen.
Und weiter sagte Beldàuil:
„Es gibt keinen fragwürdigeren Brustpanzer als Überheblichkeit! Was, wenn nun eine zweite Rotte Orks plötzlich aufgetaucht wäre? Sie hätten dich ebenso wenig übersehen können wie der Jäger einen balzenden Auerhahn!"
Noch einmal schüttelte er Legolas grob, doch jetzt machte sich dieser (fast ebenso grob) frei.
„Wie gut, dass du unverletzt bist." hatte er, Legolas, zu seinem Bruder sagen wollen.
„Wenn du auf einer Patrouille verletzt worden wärest – Vater würde garantiert nie mehr einen Jäger sich weiter als einige Meilen vom Höhlenpalast entfernen lassen! Vater braucht dich… Und nicht nur Vater. Ich tue es auch!"
All das hatte er sagen wollen, doch diese Worte, obwohl intensiv empfunden, erstarben auf seinen Lippen, verschwanden unter einer Woge jäh aufwallendem Zorn, der jegliche Wärme in seinem Empfinden erstickte und der dem von Beldàuil in nichts nachstand.
„Was ich getan habe?" fauchte er. „Was ich getan habe? Das kann ich dir sagen, Bruderherz. Ich habe versucht, dich und deine Begleiter zu retten! Was mir, falls du es nicht bemerkt haben solltest, auch gelungen ist. Du bist mir dafür allerdings einen Bogen allererster Qualität schuldig!"
Ich habe dein Leben gerettet, weil ein Tod Vater schlimmer treffen würde als dies bei mir der Fall sein würde, falls ich gefallen wäre.
Woher mochte dieser Gedanke gekommen sein? Unsinnig, das war er, und noch unsinniger schmerzte er mehr, als Legolas dies je für möglich gehalten hätte. Der Gedanke weckte in ihm den Wunsch, blindlings auszuschlagen gegen den Bruder, den er eben noch in Todesgefahr gewusst und daraus gerettet hatte, und der dennoch kein freundliches Wort übrig gehabt hatte für ihn zum Dank.
Sein Zorn bekam eine kalte Note, und er verengte die Augen. „Aber wie du willst." fuhr er fort und trat einen Schritt zurück. „Ich werde nächstes Mal mehr darauf bedacht sein, meine eigene Haut zu retten – anstelle der deinigen."
Beldàuil trat ebenfalls einen Schritt zurück, doch war keine Spur von Betroffenheit in seinem Gesicht oder seinen harten grauen Augen, kalt wie Kieselsteine, zu entdecken.
„Überhaupt ist da niemals etwas zu sehen!" dachte Legolas, noch immer aufgebracht, obwohl sein Zorn zu verrauchen begann wie ein aufgegebenes Herdfeuer, aber er schwieg, da jetzt die andern Elben (und einige der Menschen) herangekommen waren, und Beldàuil tat es ihm gleich.
Schweigend kehrten sie zum Höhlenpalast zurück.
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Nun, sowohl der Zorn Legolas als auch der Beldàuils waren kleine Strohfeuer verglichen mit dem, in den Thranduil geriet, als die elbische Patrouille mit den sie begleitenden Menschen zum Höhlenpalast zurückkehrten und ihm über die Geschehnisse Bericht erstatteten.
Es war nicht einmal ein typisch Thranduilscher Zorn, in den er geriet, laut und plötzlich aufgeflammt, aber rasch aufgezehrt wie heiss brennendes Holz und wenig Groll zurücklassend. Nein, ganz und gar anders war er, kalt und schwelend, sich nicht offen zeigend, nur hier und da in seinen Augen aufflackernd, als er hörte, wie die Orks den Menschen der Seestadt nachschlichen, obwohl sie ihnen längst in den Rücken fallen und sie töten hätten können, wohl in der Absicht, von ihnen den Weg zum Höhlenpalast der Waldelben zu erfahren.
Er flackerte auch dann, als der Anführer der Menschen seine Bitte vorbrachte, doch den Leuten der Seestadt in ihrer durch die Orks verursachten Not beizustehen (Es zeigte sich, das Simon doch ganz schöne Reden zu führen vermochte, wenn er nur wollte), glühend wurde er aber nur dann, als Beldàuil (viel beredter jedoch als der Mensch zuvor) die Erlebnisse seiner Patrouille und besonders die Legolas' schilderte, in nicht zu knapp bemessenen Worten.
Obwohl Legolas ihnen durch einen ab und zu mit ruhiger Stimme eingeworfenen Einwand etwas von ihrer Dramatik und Schärfe zu nehmen versuchte, war doch die Schramme über seinem Auge noch nicht ganz verheilt, und die war beredter als all seine Worte, denn Thranduil liess oft seinen Blick auf ihr ruhen.
Nein, es war kein thranduilscher Zorn, der den Elbenkönig erfasst hatte, sondern etwas gar und gar kaltes, fremdes, das ihn beherrschte und das selbst seine Söhne unruhig machte, als sie zusammen mit den Menschen auf die Entscheidung des Höchsten der Waldelben warteten, was die zuerst abgelehnte und jetzt von den Ablehnenden erneut erbetenen Allianz der Elben und Menschen betraf.
Es kam für keinen überraschend, dass Thranduil schliesslich seine Zustimmung dazu schroff ausschlug und die Menschen hiess, sich auszuruhen, solange sie dies für nötig hielten, dann aber sofort zu den ihrigen zurückzukehren.
Überraschender waren dann schon eher die weiteren Befehle, die Thranduil dann äusserte, als sich die Menschen zurückgezogen hatten, und die lauteten, dass von nun an elbische Patrouillen nur mehr die Grenzen des Waldelbenreiches zu schützen hätten (er setzte diese im übrigen viel enger, als sie seit Jahrhunderten gewesen waren), und es nicht mehr erlaubt war, in die Belange der Menschen einzugreifen, mochte selbst der rote Hahn über den Dächern ihrer einfachen Häuser wieder aufleuchten.
Er sagte dies mit einer Strenge und Autorität, die wenig Raum für Widerspruch offen liess, weder von Beldàuil, der die Patrouillen hätte weiter ausgreifen lassen mögen, noch von Ferêryn, der immer dafür plädiert hatte, den Menschen gegen die Orks beizustehen, und sein schwelender Zorn war derart, dass seine Widerworte auch gar nicht erwogen.
Stattdessen verliessen sie den Raum, wobei ihnen Legolas zögernd folgte (er war müde und aufgewühlt zugleich von diesen ereignisreichen Stunden), und Thranduil blieb alleine zurück, und so neigte sich ein Tag zu Ende, der ihnen allen noch mehr Unglück oder Leid bringen würde, als sie dies jetzt abzuschätzen vermochten.
Fortsetzung folgt…
Anmerkung der Autorin: schüchtern wink Tja, mich gibt's auch noch! Ich habe leider einen grippe- und arbeitsmässig schlechten Jahresanfang gehabt und bin deshalb einfach nicht zum updaten gekommen. Die „Durststrecke" ist jetzt aber endgültig vorbei, und ich werde von jetzt an wieder ca. jeden Sonntag ein neues Kapitel online bringen, da ich schon einiges „vorgeschrieben" habe. Für Fragen, Comments, Rewiev und Co. bin ich natürlich immer zu haben (Gilt für die Geduldigen unter euch, die unter meinem langsamen Tempo noch nicht aufgegeben haben!)
Für Liderphin: Tja, persönlich auf Reviews zu antworten, ist das mindeste, was man tun kann, wenn jemand sich die Zeit nimmt, ein Review zu schreiben! Schade, dass es Dir wahrscheinlich nicht halb so viel Spass macht, meine „Antworten" zu lesen, wie es bei mir der Fall ist, wenn ich eure Kommentare entgegennehme! Was den Ueberblick meiner Sätze betrifft…nun, manchmal verliere ich den selber fast! Da mir das Schreiben im Moment aber nicht leicht fällt, bin ich über jeden Satz zu froh, den ich zu Papier gebracht habe, als dass ich ihn noch ändern möchte – nicht zuletzt, weil das updaten dann noch länger dauern würde!
Für Zarina: Nun, dieses Mal hat es noch viel, viel länger gedauert – trotz der freundlichen „Viel-Inspiration!"-Wünschen. Vor Spannung geplatzt ist in der Zwischenzeit hoffentlich trotzdem niemand – schliesslich ist die Geschichte eigentlich immer noch in der Aufwärmphase! Und danke schön, dass du schreibst, dass du auch die ruhigeren Szenen gerne magst – Ich denke sonst immer wieder, dass ich zu langfädig schreibe…
Für Elanor: An mangelnden freundlichen Aufmunterungen und netten Komplimenten fehlt es wirklich nicht, dass ich so langsam vorankomme, ganz im Gegenteil! Sollte es daran fehlen, brauche ich nur deine Reviews nochmals zu lesen… Die wahre Ursache ist viel eher unter „Anmerkung der Autorin" zu lesen! Aber wie dem auch sei… ich habe es endlich geschafft, ein neues, etwas entkompliziertes Kapitel upzudaten! Wie immer vielen, vielen Dank für deine Unterstützung!
Es gibt natürlich keine „Screekers" in Mittelerde. Da aber die „Crebain" ihren Ursprung in Dunland oder im Fangorn zu haben scheinen, habe ich eine Nebenart erfunden, die im Nebelgebirge beheimatet ist.
