Am Abend saß Arina schweigend am Tisch. Lustlos stocherte sie in ihrem Essen herum. Baltasar saß neben ihr und betrachtete die Hexe mit sorgenvollem Blick. Auch Laura war das seltsame Verhalten ihrer Freundin nicht entgangen. Auf dem Antlitz der blonden Hexe spiegelte sich Besorgnis wieder. „Arina. Was hast du denn?"fragte sie schließlich. Die blau-grünen Augen der Angesprochenen fixierten ihre Freundin. „Migräne."antwortete sie schließlich. „Migräne."wiederholte Laura ungläubig. „Und das soll ich dir glauben?"„Ich kann es dir auch genauer schildern. Allerdings bin ich der altmodischen Meinung, dass gewisse junge Menschen, die bei uns am Tisch sitzen, von den Lehrern über den weiblichen Körper aufgeklärt werden sollten."Laura runzelte die Stirn. „Aber trotzdem musst du doch etwas essen." meinte sie. „Ich habe keinen Hunger. Danke."„Aber du hast doch immer Hunger."„Mir ist der Appetit vergangen."„Zu Mittag hast du auch nichts gegessen. Du wirst mir noch zusammen brechen." Arina antwortete nicht. Sie stand auf und verließ die Halle. Laura sah ihr nach. „Was hat sie denn?"fragte sie Baltasar. „Ihre Periode."„Baltasar!!"Er seufzte. „Ich weiß nicht. Sie ist die ganze Zeit schon so komisch."„Ich glaube nicht, dass das etwas mit Snape zu tun hat."„Vielleicht war Snape nur der Auslöser."Die Augen der Hexe verengten sich zu Schlitzen. „Vielleicht führt sie etwas im Schilde."„Glaub ich nicht. Arina sieht anders aus, wenn sie neue Ideen für ein Experiment zusammen trägt."„Du solltest sie im Auge behalten."„Ey, ey Kapitän Laura."Der Kater sprang von seinem Platz und lief Arina nach.

Er fand die Hexe auf eine der vielen Stufen in den zweiten Stock sitzen. Baltasar setzte sich neben sie. Eine Zeit lang saßen die beiden nur schweigend da. Dann brach der Kater die Stille. „Also Arina. Wir zwei kennen uns schon ziemlich lange."„Das ist mir bewusst." „Ich weiß, wenn du etwas hast."„Du glaubst, du weißt, wann mir etwas fehlt."Baltasar ging nicht auf die Spitze seiner Freundin ein. Statt dessen fragte er: „Was hast du?"Arina seufzte. Sie stützte ihren Kopf auf ihre gefalteten Hände. Leise sprach sie: „Es beginnt wieder."„Was?"„Ich träume."„Das tut doch jeder irgendwann einmal."Die blau-grünen Augen der Hexe sahen ihn an. „Niemand träumt von einem Zauberer, dessen Name allein die Macht besitzt die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzten."Baltasar antwortete nicht sofort. Einige Augenblicke lang saß er nur da und starrte Arina ungläubig an. Dann räusperte er sich. „Das bedeutet, dass er wieder da ist. Oder?"„Ich weiß es nicht."„Weiß es Anira?"Arina blieb ihm die Antwort schuldig. Der Kater beobachtete sie. Unter ihren Augen hatten sich leichte Schatten gebildet. Sie wirkte blasser und zerbrechlicher als sonst. „Du musst es Dumbledore sagen."„Ich will das Turnier sehen."„Du musst es ihm sagen, Arina."„Nein!"fauchte sie ihn an. „Ich will das Turnier sehen. Ich will es sehen und meinen Spaß dabei haben. Ich will nicht die ganze Zeit darüber nach denken müssen, was passiert, wenn er wieder da ist. Ich will nicht wissen, was passiert, wenn sie wieder da ist."Dann stand sie auf und ging die Treppe hinauf. Baltasar sah ihr nach. Warum hatte das Schicksal bloß ihr diese Bürde auferlegt? Welcher Gott konnte so grausam? Der Kater schüttelte sein Haupt. Dann ging er in die große Halle zurück, aus der er gekommen war.

Wenige Minuten später fand er sich in der Gegenwart von Laura, Dumbledore, Snape, Hagrid und Professor McGonagell wieder. Es hatte lange gedauert sich durch die Massen von Schülern zu kämpfen, die wieder zurück in ihre Gemeinschaftsräume gegangen waren. Laura entdeckte Baltasar als erstes. „Wie geht es Arina?" fragte sie mit besorgter Stimme. „Sie ist müde. Sie hat in letzter Zeit nicht wirklich gut geschlafen. Die Vergangenheit verfolgt sie."antwortete der Kater ausweichend. Laura runzelte die Stirn. „Macht sie sich sorgen um Sirius?"„Unter anderem." „Sie sieht ziemlich erschöpft aus."meinte Laura. „Nach dem Kampf den sie sich heute mit Peeves geleistet hat, kann man ihr das auch nicht übel nehmen."warf Snape mit kalter Stimme ein. Laura blickte zuerst den Lehrer und dann den Kater an. „Baltasar!?!" „Ja?"„Wovon spricht Serverus?"„Ich habe keine Ahnung." meinte dieser. Sein Blick wanderte nervös durch den Raum. Dann sah er wieder Laura an. „Ich glaube, ich sollte zu ihr gehen und sie bewachen. Wer weiß, was Arina sonst noch anstellt." meinte er schließlich. So schnell er konnte, ohne jedoch richtig zu laufen, verließ er die Halle. Er wusste nur zu gut, was er und Arina für Ärger bekommen würden, wenn Laura von dem kleinen Schwertkampf im Kellergewölbe erfuhr. In diesem Punkt glichen sich Laura und Snape wie ein Ei dem anderen...

„Bist du schon einmal mit einem Besen geflogen?"„Arina, ich bin ein Kater. Wie soll ich auf einem Besen fliegen?"Arina verdrehte die Augen. „Bist du schon einmal auf einem Besen geflogen, als du noch ein Mensch warst?"„Nee. Meine Mutter hat mir nicht einmal erlaubt Fahrrad zu fahren. Hätte ich sie um einen Besen gebeten, hätte sie mich zum Psychologen geschickt um festzustellen, ob ich Selbstmord gefährdet bin."Arina betrachtete den Besen vor sich. „Ich bin auch noch nie auf so einem Ding geflogen."„Dann lass lieber die Finger davon."„Das kann doch nicht so schwer sein. Sirius hat es auch irgendwie geschafft. Und was der kann, kann ich schon lange."„Ich bin der Meinung, dass du die Finger davon lassen solltest. Am Ende brichst du dir noch den Hals."„Du wiederholst dich, mein Schatz."Arina hob eine Hand über den Besen. „Hoch."Ihre Stimme hallte von den Wänden des Korridors wider. Der Besen schwebte in die Höhe. „Wer sagt´s denn."„Arina, wenn ich du wäre, würde ich das nicht tun."„Du bist aber nicht ich."„Ich flehe dich an: Steig nicht auf den Besen."„Meinst du, man kann sich darauf stellen, wie auf ein Snowboard?"„Die meisten sitzen auf dem Stiel." „Das ist langweilig."„Das fördert dein Überleben." Arina ignorierte ihn. Vorsichtig stellte die Hexe zuerst den einen und dann den anderen Fuß auf den Stiel. Mit ausgestreckten Armen gelang es ihr das Gleichgewicht zu halten. „Du wirst herunter fallen und sterben."„Also wirklich, Baltasar. Jetzt klingst du schon wie Laura."„Laura würde drastischere Maßnahmen ergreifen."„Du bist nicht Laura."Auf den Lippen der Hexe erschien ein vielsagendes Lächeln. „Und jetzt: Ene meine Besenstiel, flieg mit mir bis ans Ziel. Hex, hex."Kaum waren die Worte über die Lippen der Hexe gehuscht, bäumte sich der Besen auf und zischte los.