Arinas blaue Augen schweiften gelangweilt über die Buchrücken. Doch plötzlich hielt ihr Blick inne und verweilte auf einem Buch. Vorsichtig nahm sie es aus dem Regal. Er war sehr alt. Anscheinend hatten schon mehrer Generationen von Schülern in der Hand gehabt. Arina hatte Angst, dass der brüchige Einband unter ihren Fingern zu Staub zerfallen könnte. Die goldenen Letter auf dem Deckblatt waren abgeblättert. Sanft strich sie über die Einkerbungen. Bücher waren eben doch eine Kostbarkeit. Auch wenn ihr Inhalt langweilig war. Sie schlug die erste Seite auf. Der Titel dieses alten Kunstwerkes lautete „Seltene Heilkräuter und ihre Anwendung". Vorsichtig blätterte sie die ersten Seite durch und überflog den Inhalt. Schließlich setzte sie sich zu Laura an den Tisch. Mit einer Geste ihrer gesunden Hand ließ sie Pergament und eine silber-schwarze Feder erscheinen. Ohne auf den fragenden Blick ihrer beiden Freunde zu achten, studierte sie konzentriert den Inhalt des Buches. Ab und zu machte sie sich Notizen oder zeichnete eine Skizze ab.

Am Abend, als sie in der großen Halle ihre Mahl zu sich genommen hatten, erhob sich Dumbledore. und Stille kehrte ein. Nur das leise Rascheln von einzelnen Buchseiten und das monotone Kratzen einer Feder war zu hören. Laura warf Arina einen „Hör sofort auf damit" – Blick zu. Doch die Hexe war viel zu sehr in das Buch vertieft um auch nur einen winzigen Teil von ihrer Umwelt wahr zu nehmen. Wenn neben ihr ein Vulkan ausgebrochen wäre, hätte sie wahrscheinlich nicht einmal aufgesehen. Laura kannte dieses Verhalten ihrer Freundin nur zu gut. Das letzte Mal war es das Buch „Das Bildnis des Dorian Grays" welches sie so gefesselt hat. Allerdings hatte sie nach der Lektüre die glorreiche Idee gehabt, sich einen eigenen Dorian Gray zu erschaffen. Was heraus kam war eine Katze, die Feuer speite und nicht mehr vom Spiegel wegzubringen war. Laura hoffte, dass es dieses Mal nicht zu so einem Ende kommen würde. Aus diesem Grund bekam Arina auch nicht die Rede des Schuldirektors mit. Als er ihren Namen aussprach, musste Baltasar ihr mit seinem Schwanz auf die verletzt Hand schlagen. „Au!! Sag mal spinnst du? Du bescheuertes Wollknäuel!! Wenn du das noch einmal machst, werde ich dich eigenhändig kastrieren!!" „Arina." „Was!?!" Erst jetzt wurde Arina bewusst, dass die Augen sämtlicher Anwesenden auf sie gerichtet waren. „Arina?" Die Angesprochene sah Dumbledore an. „Ja?" "Du wirst deinen Namen bitte nicht in den Feuerkelch werfen. Du wirst es bitte nicht einmal versuchen." Arina runzelte die Stirn.

Dann zuckte sie mit den Schultern und meinte nur: „Ist OK." Ihre Aufmerksamkeit wandte sich wieder dem Buch zu. „Bist du dir sicher, dass du den Herrn Direktor verstanden hast?" fragte Laura noch einmal nach. Ihr war das Verhalten ihrer Freundin etwas unheimlich. „Sicher. Name nicht in Feuerkelch werfen. Feuerkelch böse. Wurde von Satan gesandt. Der Erdboden bricht auf und verschlingt mich, wenn ich es tue." Jetzt war sich Laura sicher, dass es Arina war, die neben ihr saß und nicht ein verkleideter Todesser. So eine sarkastische Erwiderung auf eine einfache Frage konnte nur sie geben. Laura beobachtete die Feder ihrer Freundin, welche geschwind über das Papier flog und Zeile um Zeile mit wunderschön geschwungenen Buchstaben füllte. „Was machst du da überhaupt?" fragte Laura die Hexe schließlich. „Schreiben und lesen." „Das sehe ich." „Warum fragst du dann?" „Was schreibst und liest du da?" fragte die blonde junge Frau schließlich etwas genervt. „Ich versuche einen Weg zu finden, Baltasar sein menschliches Aussehen wieder zu geben. Falls er je eines hatte." „Das habe ich gehört." mischte sich der Kater empört ein. „Wie oft willst du es denn noch versuchen?" „So oft bis es klappt." „Ich hoffe nur für dich, dass er sich nicht wieder in einen Drachen verwandelt." „Ich weiß gar nicht, was du willst. Immerhin sind wir ja jetzt gegen zufällig ausbrechende Feuer versichert." Laura seufzte. Arina blickte ihre Freundin liebevoll an. „Zerbrich dir deinen Kopf nicht über die Dinge, die geschehen könnten. Wichtig sind die Dinge, die dir im hier und jetzt begegnen." Sie zwinkerte ihr zu. „He, Laura. Ich werde es dieses Mal schaffen. Du wirst sehen." „Dein Optimismus erstaunt mich jedes Mal auf ein Neues. Jeder normale Mensch hätte nach dem zwanzigsten Mal aufgegeben."

„Wer hat gesagt, dass ich normal bin?" „Ha!!" rief Baltasar. „Was?" fragte Arina mit etwas genervten Unterton in der Stimme. „Du hast es zugegeben." „Was?" „Das du spinnst." erwiderte der Kater triumphierend. „Ich hab nie gesagt, dass ich spinne." „Doch, gerade eben. Alle haben es gehört. Ich habe Zeugen." „Ich habe gesagt, dass ich nicht normal bin. Von Spinnen war nie die Rede." „Aber das ist doch das Gleiche." meinte Baltasar. Arina lächelte nur, erwiderte jedoch nichts. Sie wandte sich statt dessen wieder dem Buch zu. „Es ist das Gleiche." beharrte Baltasar. Allerdings klang schon ein unsicherer Ton in seiner Stimme mit. Arina war sich sicher, dass der Kater in der nächsten halben Stunde zu der Überzeugung kommen würde, dass es nicht das Selbe war. Schließlich kannte sie ihn schon lange genug.

„Du willst wohin gehen?" fragte Laura ihre Freundin ungläubig. „In den verbotenen Wald. Was ist so falsch daran, dass du dich schon wieder aufregst?" „Falls du es nicht mitbekommen hast: du willst in den verbotenen Wald gehen." „Und?" „Es ist verboten!!" „Ach Gottchen, jetzt reg dich wieder ab. Du musst ja nicht mitgehen." „Ich würde nicht einmal mitgehen, wenn du mich auf Knien anflehen würdest." „Schön. Dann kannst du dir ja die Zeit mit Snape vertreiben." „Arina." „Wenn Sex dann nur mit Zipfelmütze." „Arina!" „Was meinst du mit Zipfelmütze?" fragte Baltasar. Arina hob die Augenbrauen. „Ah, verstehe." Nach einer kurzen Pause meinte der Kater: „Hast du auch dieses grausige Bild vor Augen." „Ja." „Blöd." „Mehr als Blöd." „Arina, hör auf mich zu quälen." bat Laura ihre Freundin. „Ich will dich doch nicht quälen. Nichts liegt mir ferner. Immerhin sage ich es dir, wenn es etwas Neues in meinem Leben gibt. „ „Oh, ich bitte dich. Du kannst mir doch nicht noch immer vorhalten, dass ich dir erst ein wenig später erzählt habe, dass ich mit Linoc Grovik zusammen war." „Ein wenig später?! Du hast es mir sechs Monate später gesagt!! Mir! Deiner besten Freundin!!"

„Es waren keine sechs Monate! Es waren fünf Monate und neunundzwanzig Tage!" „Hätte ich dich nicht zwei Tage lang wegen dem Fleck an deinem Hals gelöchert, wären es sechs Monate geworden!" „OK. Gut! Fein!! Es tut mir leid. Wie lange willst du es mir noch vorhalten?!" „Dir ist klar, dass du mit der Frau redest, die Lily immer noch sauer ist, dass sie ihr ihre Haarspange nicht zurückgegeben hat?" fragte Baltasar. „Lily ist seit vierzehn Jahren tot!" rief Laura empört. „Es war meine Lieblingshaarspange." war die schlichte Antwort ihrer Freundin. „Du bist die mit Abstand anstrengendste Person, die mir je begegnet ist." „Ich fasse das einmal als Kompliment auf." meinte Arina.